Was Inglorious Bastards mit Inglourious Basterds gemeinsam hat

28.08.2009 - 14:59 Uhr
Koch Media
Das “Original” aus dem Jahre 1977 ist ein wilde Achterbahnfahrt durch das nazi-besetzte Frankreich: Es knallt, es raucht, dampft – und hat mit Tarantinos Inglourious Basterds nicht viel zu tun.

Inglourious Basterds von Quentin Tarantino und Ein Haufen verwegener Hunde – Inglorious Bastards von Enzo G. Castellari haben nicht viel gemeinsam. Und ganz bestimmt ist das aktuellere Werk kein Remake des Exploitation-Films aus dem Jahre 1977, das hier in Deutschland immer Ein Haufen verwegener Hunde hieß. Auf dem DVD-Cover also „Das Original“ zu schreiben ist aus verkaufstechnischer Sicht sicherlich sinnvoll, aber inhaltlich leider ausgewiesener Blödsinn.

Fünf US-Deserteure fliehen im nazi-besetzten Frankreich vor der US-Militärpolizei und möchten sich in der kriegsneutralen Schweiz in Sicherheit bringen. Allerdings geraten sie dabei in die Fänge französischer Partisanen und sollen für diese den Sprengkopf der deutschen V2-Rakete stehlen, um dadurch den Kriegsverlauf entscheidend zu beeinflussen. Dass das einem Himmelfahrtskommando gleicht, braucht sicher nicht näher ausgeführt zu werden.

Wer Tarantinos Inglourious Basterds gesehen hat, wird spätestens jetzt die Nase rümpfen: Die „Basterds“ in seinem Film, ein Haufen amerikanischer Juden, die gewalttätig und skrupellos den Nazis eine Lektion erteilen wollen, haben nicht vor, den Krieg zu verlassen. Castellaris Bastards jedoch schon: Sie wollen raus aus Frankreich und schießen sich, wenn es sein muss, den Weg frei. Der Film lebt sowieso kaum von übermäßiger Gewalt, als von riesigen Explosionen: Es knallt und raucht und explodiert alle paar Minuten. Zwischendurch gibt es kurze Atempausen mit derbem, politisch herrlichem unkorrektem Humor; anspruchsvolle Dialoge fehlen ebenso wie Schauspielkunst. Einen verwegenen Haufen lässiger Typen zu spielen ist aber auch nicht die größte Herausforderung, die ein Darsteller in seiner Karriere überwinden muss.

Ein Haufen verwegener Hunde ist die typische, kurzweilige Unterhaltung, die an einem DVD-Abend genossen werden kann: Leute dürfen ruhig durch das Bild laufen, in die Küche gehen, die Toilette aufsuchen und allerlei spannende Dinge tun, ohne dass der Film pausiert werden müsste. Die Special Effects sind noch heute grandios anzuschauen und die Action-Szenen wurden wunderbar choreografiert. Wer sich das Making-Of anschaut, sieht den Film hinterher mit ganz anderen Augen: Mit welchem Einfallsreichtum hier Regisseur Castellari die diversen Hürden bei der Produktion genommen hat, zeugt von der Begeisterung für seinen Beruf.

Die DVD bietet zwei Extras, die sich unbedingt lohnen. Da wäre einmal das rund 47 Minuten lange Making-of, in dem der Sohn des inzwischen verstorbenen Komponisten Francesco de Masi, der Produzent Roberto Sbarigia und der Special-Effects-Experte und liebevoll „Bombardone“ genannte Gino de Rossi zu Wort kommen. Das andere äußerst unterhaltsame Feature ist ein Gespräch zwischen Quentin Tarantino und Enzo G. Castellari über Inglorious Bastards, Inglourious Basterds und das Filmemachen. Es ist eine wahre Freude, den beiden Vollblut-Regisseuren dabei zuzuhören und zuzusehen, wie sie sich witzige Anekdoten erzählen. Witzig ist aber auch der Unterschied zwischen ihnen: Wenn der Amerikaner Tarantino, wild gestikulierend und laut, immer wieder ein „fuck“ in seine Sätze schiebt, ist das ein krasser Gegensatz zum stets höflichen und relativ zurückhaltenden Italiener Castellari, der ab und an Schwierigkeiten hat, mit seinem Englisch mit dem Maschinengewehr Tarantino mitzuhalten. Der Kultregisseur offenbart auch mehrmals im Gespräch seine Liebe für den Titel des Films, was – wenn auch absichtlich falsch geschrieben – die einzige tatsächliche Gemeinsamkeit darstellt zwischen Tarantinos und Castellaris Werk.

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