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Wenn Vergeltung auf die Leinwand gebannt wird...

20.09.2014 - 23:08 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Rachefilme
Troublemaker 69
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Vor einiger Zeit startete "Auge um Auge" auf DVD und Blu-Ray. Dieser Thriller ist ein beeindruckender Rachefilm mit tollem Cast. Doch "Rachefilm"... was ist das eigentlich? Und was zeichnet sie aus? Und warum sind sie so beliebt... ist das nicht krank?

Was vereint Die Schadenfreundinnen, Auge um Auge und Kill Bill: Volume 1? Nicht viel, aber mindestens eine Sache... In allen drei Filmen ist die Rache ein wichtiges Element. Doch kann man die drei Filme trotzdem in eine Kategorie einordnen? Ich denke nein, die Darstellung des Racheaktes ist bei der Einordnung bedeutend. Meiner Meinung nach kann man diese in folgende Kategorien einordnen:

1. Rache in Komödie:

Darstellungsweise: Der Akt der Rache wird vor allem überzeichnet und übertrieben dargestellt. Er dient zur Unterhaltung und soll möglichst kurios und andersartig, aber trotzdem möglichst gemein wirken. Dabei endet das Ganze meist in reinem Chaos, das aber nur selten schwerwiegende Folgen, Verletzungen oder Todesfälle mit sich führt.

Beispiele: Rache ist sexy, Die Schadenfreundinnen, Der Rosenkrieg

Auslöser: Meist ist der Auslöser banal oder zumindest von weniger tiefgreifender Bedeutung, es geht selten um Verbrechen oder Mord, sondern meist um moralische Vergehen wie Ehe/Beziehungsbruch.

Racheakt: Die Rache an sich macht sich meist durch "kleine" Gemeinheiten bemerkbar, oft werden Abführmittel oder Hormone in Getränke geschüttet. Es handelt sich hierbei meist um Streiche, die dann aber oft ziemlich ausarten. Auf gesundheitliche Schäden wird eher selten eingegangen, da man das positive Grundgemüt eines Feel-Good-Movies beibehalten möchte.

Moralisch fragwürdig?: Komödien, die Rache thematisieren, sind meist leichte Kost, da die Vergeltung so gut wie nie explizit dargestellt wird. Außerdem bilden viele solcher Filme am Ende eine Message, die sich klar gegen Rache ausspricht, oft geht das Ganze nämlich nach hinten los.

2. Rache in Dramen/Thrillern:

Darstellungsweise: Meist konzentriert man sich nicht auf die Vergeltung, sondern viel mehr auf die Suche nach Rache, auf das Streben nach Genugtuung. Dabei sind Dramen und Thriller in der Hinsicht oft recht intensiv und das ohne viel mit expliziter Gewalt zu arbeiten.

Beispiele: Prisoners, Auge um Auge , Hard Candy

Auslöser: Wie schon bei der Komödie ist eine häufige Ursache der Ehebruch, was bei der Komödie allerdings schon fast als Maximum gilt, ist beim Drama/Thriller das Minimum. Von dort aus geht es hoch bis hin zu Wirtschaftsverbrechen, Gewalttaten und Mord.

Racheakt: Der Racheakt an sich tritt nicht immer in den Vordergrund, bei Thrillern/Dramen ist das oft der Endpunkt der Suche nach Genugtuung. Oftmals zeichnet sich die Rache aber auch durch mehrere Rachetaten aus (wie die Streiche in Komödien, nur mit ernsterem und oft brutalerem Hintergrund). Besonders in Dramen reduziert sich die Vergeltung allerdings nicht nur auf Gewalttaten sondern ebenso auf Mobbing, wirtschaftliches ruinieren o.ä.

Moralisch fragwürdig?: Nur selten sind Dramen und Thriller mit Rache als Thema moralisch fragwürdig, das sind sie nur, wenn sie sich zu sehr auf die Vergeltung versteifen und diese explizit darstellen.

3. Rache in Actionfilmen:

Darstellungsweise: Meist findet der Auslöser sehr früh im Film statt und der restliche Verlauf widmet sich dem Racheakt. Dabei geht es selten um die Suche nach Genugtuung, sondern viel mehr um die Vollführung dieser Vergeltung.

Beispiele: Kill Bill: Volume 1, Hänsel & Gretel: Hexenjäger, The Expendables 2

Auslöser: Hier kann so gut wie alles der Auslöser sein, sowohl kleine Konflikte, die dann ziemlich ausufern, wie Beziehungsbruch, als auch große Ungerechtigkeiten wie Diebstahl. Meist ist der Auslöser gar nicht mal so wichtig, beim Actionfilm geht es viel mehr um den Akt der Vergeltung.

Racheakt: Der Racheakt nimmt meist den größten Teil des Filmes ein, oft ist er ziemlich brutal, dafür manchmal auch witzig und fast spielerisch. Die Filme nehmen sich nicht zwingend ernst, sondern arbeiten oft mit Kontrasten aus fröhlicher Musik. coolen Sprüchen und Blut und Gewalt.

Moralisch fragwürdig?: Durch die überzeichnete Gewalt und den eingebauten Humor kann man ziemlich schnell erkennen, dass der Racheakt hier nicht als gewaltförderndes Element eingesetzt wird, sondern als Stilmittel und Bestandteil des Plots.

4. Rache in Splatter-Filmen/Horrorfilmen:

Darstellungsweise: Die Motive und Auslöser werden meist nur anfangs schnell erklärt, dicht gefolgt vom recht blutigen Racheakt, der den Film bis zum Schluss antreibt.

Beispiele: I Spit on Your Grave, Savaged, Scream 2

Auslöser: Die Auslöser sind oft schwerwiegende Gewalttaten, die meist am Anfang in aller Deutlichkeit gezeigt werden.

Racheakt: Hier geht es oft sehr blutig zu und meist auch recht humorlos. Hier geht es tatsächlich um die grobe Vergeltung an sich - kalt, herzlos, humorlos.

Moralisch fragwürdig?: Ich denke, dass das hier von Fall zu Fall unterschiedlich ist, je nachdem, ob der Film die Gewalt als Element des Plots darstellt oder als gerechte Selbstjustiz. Sobald der Streifen eine Richtung einschlägt, in der er solche Taten als plausibel und vertretbar darstellt, kann man diesen meiner Meinung nach auf moralischer Ebene in Frage stellen.

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Fazit: Rachefilme unterscheiden sich extrem von einander, sind oft recht intensiv und mitreißend. Diese Art von Filmen muss nicht immer zwingend mit Gewalttaten vonstatten laufen, sondern kann über Mobbing und anderen Gemeinheiten variieren.

Moralisch fragwürdig sind diese Filme meiner Meinung nach nur dann, wenn sie sich offen für Rachetaten und Selbstjustiz aussprechen.

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