Wer braucht schon Superhelden-Adaptionen?

25.03.2014 - 08:50 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Delsin Rowe aus Infamous: Second Son
Sony
Delsin Rowe aus Infamous: Second Son
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Batman und Co. haben bereits gezeigt, dass sie sich gut für Spiele eignen, aber warum müssen es denn immer Adaptionen sein? Die Videospielwelt braucht mehr eigene Superhelden ohne Comic-Hintergründe.

Mit Infamous: Second Son (oben im Player findet ihr ein Preview des Gameplays) zogen letzte Woche die Superhelden in die neue Konsolengeneration ein und setzten der Spieledürre von Sonys PS4 ein vorübergehendes Ende. Was aber eigentlich noch viel erwähnenswerter ist als das, ist die Tatsache, dass es sich bei Infamous um keine Adaption handelt, sondern um eine Reihe, die für Videospiele erfunden wurde.

Wenn wir an Superhelden denken, dann denken wir in erster Linie an Comics, weil das nun mal das Medium ist, in dem sie geboren wurden. Die Exklusivität ihres Ursprungsmediums haben sie schon vor langer Zeit hinter sich gelassen. Egal, ob sie den Sprung auf die große Leinwand oder doch eher auf die heimischen Bildschirme versuchten, in den meisten Fällen verhalfen ihnen dazu entweder “The Big Two” oder einer der kleineren Verlage: Hinter The Dark Knight und Man of Steel steht DC Comics, hinter Marvel’s The Avengers und X-Men: Zukunft ist Vergangenheit Marvel und hinter Hellboy II – Die goldene Armee und 300: Rise Of An Empire verbirgt sich Dark Horse. All das lässt sich auch über Spiele von Batman: Arkham Origins über Injustice: Götter unter uns bis hin zu LEGO Marvel Super Heroes sagen.

Bei all den ikonischen Namen ist es fast ein wenig zu leicht zu vergessen, dass es auch Superheldenfilme und Spiele gibt, die gar nicht erst in Comics auftauchten. Gerade sie verdienen aber unsere Aufmerksamkeit. Nicht nur, weil sie zeigen, dass die Zeiten, in denen Superhelden nur auf Comicbuchseiten geboren werden konnten, vorbei sind, sondern vor allem, weil sie sich vom Adaptionswahn Hollywoods und der Spieleindustrie lösen und versuchen, etwas Neues in einem Subgenre zu schaffen, das sich manchmal zu sehr auf bekannte Namen verlässt.

Während sich Batman, Superman und Co. zwar durch ihre Popularität ein hohes Maß an Aufmerksamkeit sichern können, müssen sie aber gerade deshalb besonders ins Zeug legen, weil die Erwartungen der Fans entsprechend hoch sein werden – oder besonders niedrig. Obwohl Spiele wie die Batman: Arkham-Reihe gezeigt haben, wie großartig Spieleadaptionen bekannter Helden sein können, schaffen es noch immer nur wenige Lizenztitel tatsächlich zu überzeugen. Für jedes Batman: Arkham City gibt es ein X-Men: Destiny, für jedes Teenage Mutant Ninja Turtles: Turtles In Time ein Superman (N64). Selbst wenn ein Spiel gelingt, läuft es Gefahr zu scheitern, weil Adaptionen dank so vieler katastrophaler Vorgänger noch immer ein Stigma anhaftet. Eine gescheiterte Umsetzung kann ein ganzes Genre ruinieren und über Jahre hinweg für unfruchtbaren Boden sorgen wie Joel Schumacher mit Batman & Robin erfolgreich gezeigt hat. Und niemand möchte derjenige sein, der X-Men in den Sand gesetzt hat (ja, Silicon Knights, ich meine euch).

Spiele wie Infamous: Second Son, Prototype oder Viewtiful Joe umgehen dieses Problem. Sie haben außerdem den Vorteil, dass sie nicht in erster Linie nur Fans eines bereits etablierten Helden ansprechen und andere dabei vielleicht abschrecken. Die Hemmschwelle ist niedriger, wenn ein Spiel nicht einen bekannten Helden präsentiert, der schon etliche Jahre Hintergrundgeschichten und Referenzen unter seinem Utility Belt hat. Gute Spiele schaffen es zwar, dass auch Neulinge sie trotzdem genießen können und der Rest bloß Fanservice ist, comiclosen Superhelden stellt sich dieses Problem aber gar nicht erst.

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