Wer hatte sie nicht? – Die wunderbaren Jahre

03.09.2012 - 08:00 Uhr
Die wunderbaren Jahre
ABC / moviepilot
Die wunderbaren Jahre
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Ein User wurde durch unsere Aktion Lieblingsfilm dazu inspiriert, die TV-Serie Die wunderbaren Jahre noch einmal in den VHS-Rekorder zu stecken. Warum, das erklärt er euch in seinem Text.
What would you do if I sang out of tune,
Would you stand up and walk out on me?
Lend me your ears and I’ll sing you a song
And I’ll try not to sing out of key.
Oh, I get by with a little help from my friends.

Ich weiß, jeder bescheinigt seiner Lieblingsserie, dass deren Themensong so sehr wie kein anderer Titelsong mit genau seiner Serie assoziiert wird, so fern die Serie einen hat und die Möglichkeit besteht, ihn außerhalb des TV-Formats zu hören. Und genau das mache ich auch. Ob dem bei anderen Individuen außer mir nun so ist, spielt hier bei diesem Text keine Rolle, denn es geht um meine Lieblingsserie. Und für mich gibt es keinen markanteren Song in einem Serien-Intro als Joe Cockers Cover-Version des Beatles-Songs „With a little Help from my friends“. Wenn die ersten Worte mein Ohr erreichen, sehe ich vieles in doppelter Ausführung. Die Kindheit, den ersten Kuss, gute Jugendfreunde, viele lustige aber auch traurige Erlebnisse. Aber warum sehe ich die doppelt? Ganz einfach: Einmal sehe ich meine eigenen Erfahrungen und das andere Mal die von Kevin Arnold.

Wunderbare Jahre (oder im Original “The Wonder Years”) – Eine Serie, die vom erwachsen werden handelt (neu-anglizistisch würde man wohl sagen “coming of age”) und die ich in einer Zeit verfolgt habe, in der ich die selben Stadien durchlebt und -litten habe wie der Protagonist, konnte nicht so mir-nichts-dir-nichts an mir vorübergehen. Und das ist sie nicht. Es gab dramatische Momente, traurige Momente, lächerliche Momente. Aber egal welcher Moment, die Serie hat es immer geschafft meinen emotionalen Kern zu treffen.

Kevin Arnold – Ein normaler Junge seiner Zeit. Ein Junge der die grüne New York Jets-Jacke 10 Jahre vor Kevin James alias Doug Heffernan auch den Europäern bekannt machen sollte. Schlichtweg durchschnitt. Seine Familie: Durchschnitt. Seine Freunde: Durchschnitt. Die Serie über diesen Durchschnitt: Großartig.

Eine Serie, die verstand, die politischen Weltereignisse der 60er und 70er Jahre mit dem Leben eines ganz normalen Jungen zu verbinden. Wie es die Serie Mad Men 20 Jahre später mit einer Werbeagentur machen sollte. Und natürlich war die Serie auch stark auf die Zeit bezogen. Turbulent, politisch aber eben auf der menschlichen Ebene auch zeitlos. Die Probleme, die Freuden, die die Protagonisten durchlebe mussten, die kennt jeder von uns. Jeder hat sowas erlebt. Und seien es nur die Sportlehrer mit komischen Ansichten, wie die Welt funktioniert oder die Biologielehrer, die zu allem anderen, aber nicht zu einem Adrenalin-Schock führen. Es waren diese Kleinigkeiten, die die Serie so auszeichneten.

Natürlich habe ich mir das ganz große Highlight der Serie bis hierher aufgehoben. Und da muss man sogar die oft gescholtene deutsche Synchronisation einmal loben: Denn egal, ob man die Serie im O-Ton oder der Synchro schaut. Egal ob Daniel Stern oder Norbert Langer der Sprecher ist, der den alten Kevin aus dem Off mimt. Die Einschübe sind immer lustig. Sehr oft zynisch sarkastisch, manchmal sprechen sie dem Zuschauer auch aus der Seele und sie tragen die Serie und Geschichten jeder einzelnen Episode. Denn auch wenn man die Menschen am Times Square ausgelassen feiern sieht gab es immer noch Formulierungen wie: Am Ende des Jahres 1969 kam etwas sehr komisches … 1970. Nicht das dem jemand viel Bedeutung geschenkt hätte.

Diese Serie zeichnete immer eine bitter süße Melancholie aus. Serienschöpfer Neal Marlens und Carol Black, sowie auch Autor Bob Brush haben etwas erschaffen, dass es auch heute noch schafft, 20 Jahre nach dem Ende der Serie, mir bei fast jeder zweiten Folge die Niagara-Fälle über den Wangen laufen zu lassen. Wem von Euch zum Beispiel der Ausspruch, Sie brauchen es nicht nachzusehen. Es ist eine Eins!, in Bezug auf diese Serie etwas sagt, der hat mit der Folge “Goodbye”, meiner Meinung nach, eine der stärksten und emotionalsten Serien-Episoden überhaupt gesehen. Glückwunsch dafür.

Auch wenn sich die Sichtung der Episoden heute, aufgrund der Rechtelage, sehr kompliziert gestaltet (Danke, dass meine Eltern ihren VHS-Player aufbewahrt haben), tu ich einfach alles, um immer mal wieder in diesen wunderbaren Ort zum Schwelgen zurück kehren zu können. Denn meine wunderbaren Jahre werden nie enden, solange ich die Erinnerungen habe. Und natürlich die Video-Kassetten. Deswegen lasse ich das Schwelgen meiner persönlichen Vergangenheit auch mit den Worten ausklingen, mit denen der alte Kevin sein Schwelgen und damit diese großartige Serie beendet hat:

Das Erwachsen werden geschieht innerhalb eines Herzschlages. Eben noch steckt man in den Windeln und auf einmal ist man weg. Aber die Erinnerungen an die Kindheit begleiten einen ein Leben lang. Ich erinnere mich an einen Ort, eine Stadt, an ein Haus, wie viele andere Häuser. An einen Garten, wie viele andere Gärten, an eine Straße, wie viele andere Straßen. Selbst heute denke ich nach all der Zeit noch immer an diese wunderbaren Jahre zurück.


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