Wir schauen The Walking Dead - Staffel 5, Folge 15

24.03.2015 - 09:00 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Lost his faith in everything: Glenn (Steven Yeun)AMC
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Langsam nähert sich die fünfte Staffel von The Walking Dead ihrem Ende. Mit Try sind wir schon bei Episode 15 angelangt. Zeit also, um Ricks Gruppe endgültig aus dem Gleichgewicht zu bringen und den Wahnsinn der Zombie-Apokalypse zu entfesseln.

Vielen lieben Dank an Sascha, der letzte Woche an dieser Stelle für mich eingesprungen ist! Heute geht es weiter mit Try, der fünfzehnten Episode der fünften Staffel von The Walking Dead - sprich jener Episode vor dem Staffelfinale der aktuellen Runde. Und einmal mehr befinden wir uns in einer Konstellation, die in ihren grundlegenden Elementen nur allzu bekannt scheint: Die Eskalation zwischen Ricks (Andrew Lincoln) Gruppe und einer anderen Gruppe. Im Grunde hat sich dieser Konflikt seit der Ankunft in der Alexandria Safe Zone angebahnt, um nicht zu sagen, dass es offensichtlich und zu erwarten war, was passieren würde.

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Routiniert greift Drehbuchautorin Angela Kang auf die üblichen Variablen zurück. Gleichzeitig erinnert sie sich aber auch daran, dass eine dieser Variablen seit einigen Episoden zu zerbrechen droht, namentlich Rick Grimes, jener Mann, der seit Stunde Null in der Zombie-Apokalypse um sein Leben kämpft, jener Held, der doch eigentlich zu den Guten gehört(e).

Cool. You’re afraid of me, too.

Ein Held war Rick allerdings nur in der Wildnis. Dort, wo das nackte Überleben zählt, ist er ein Anführer, ein Mann, der wohlüberlegte Entscheidungen trifft, die in der Regel aus schmerzlichen Erfahrungen resultieren. Seitdem der ehemalige Sheriff aber an einen Ort gekommen ist, der dem, was sich einst hinter dem Begriff Zivilisation versteckte, am nächsten kommt, findet er sich in seiner persönliche Hölle wieder. "Somewhat Damaged" schreit nicht nur NIN-Leadsänger Trent Reznor im (sprichwörtlich) düsteren Opening in sein Mikrofon. Nein, auch in Rick ist mit der Erkenntnis des Normalen etwas kaputtgegangen. Es ist unmöglich fünf Staffeln lang in einer menschenfeindlichen Umgebung zu überleben, ohne sich den entsprechenden Umständen anzupassen. Kein Wunder also, dass Rick jetzt in der Normalität unheimlich und unkontrolliert wirkt. Gerade weil er von Deanna (Tovah Feldshuh) in eine Rolle zurückgedrängt wird, von der er sich erst mühevoll verabschiedet hat, erscheint Rick wie ein Creep, wie ein Wahnsinniger.

Im Gespräch mit Glenn (Steven Yeun) gibt Rick zu bedenken: "They don't know what they're doing. Any of them." Und im Endeffekt liegt er damit goldrichtig. Glenn wurde erst im letzten Kapitel Zeuge davon, wie Nicholas (Michael Traynor) aus Panik die Flucht ergriffen hat, da er die Situation komplett falsch eingeschätzt hat. Im Interview mit Deanna schildert der unprofessionelle Feigling das Geschehene natürlich zu seinen Gunsten. Sein Wort steht somit gegen das von Glenn, was im späteren Verlauf der Episode zum spannenden Subplot mutiert. "People like you are supposed to be dead, but these walls went up just in time, so you're not.", schleudert Glenn seinem Gegenüber in einem intensiven Vieraugengespräch entgegen. Nicholas ist zuerst empört und aufgebracht, kann allerdings nicht verbergen, dass Glenn mit seiner Ansprache recht hat. In diesen wenigen Minuten bringt Try die Tragik des aktuellen Geschehens schön auf den Punkt und Angela Kang integriert gekonnt eine Nebenfigur wie Glenn in die vonstattengehenden Ereignisse, die seit Staffelbeginn nur als stiller Mitläufer fungierte.

Auch Carl (Chandler Riggs) erhält einen überschaubaren Handlungsstrang, der in seinem kleinen Rahmen fast schon von poetischer Natur ist. Im Gesamtbild fügt sich der Ausflug in den Wald mit Enid (Katelyn Nacon) zudem sehr stimmungsvoll in das übergeordnete Leitmotiv der Episode ein: "We're supposed to be out here. We're supposed to feel like this. I don't want to forget." Vom Schicksal gebeutelt entgegnet Carl: "I can't forget. I dream about it. Being in the forest with them." Einmal mehr trifft die kindliche Unschuld auf die unerbittlichen Zeitumstände. Aber genauso wie Rick, Sasha (Sonequa Martin-Green) und Co. fühlen sich Carl und Enid hinter den schützenden Mauern von Alexandria alles andere als sicher, alles andere als geborgen. Und am Ende haben sie sich sogar komplett von sich selbst entfremdet. "Why do I scare you?", fragt Carl kleinlaut seinen Crush und erhält die zerstörerische Antwort: "I don't know. You just do."

Unterdessen hat sich auch Sasha in den Untiefen des Waldes verirrt und schaltet einen Zombie nach dem anderen aus. Michonne (Danai Jekesai Gurira) und Rosita (Christian Serratos) nehmen ihre Spur auf und folgen einem Beißer-Brotkrumen nach dem anderen. "I'm sick of playing defense." Auch Sasha treibt es vorzugsweise in die Wildnis, weg aus der Alexandria Safe Zone. Frust, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit: Obgleich Michonne und Rosita nicht eingreifen wollen/sollen, erkämpfen sich die drei Frauen schlussendlich ihren Weg durch eine unbändige Zombie-Meute. Die Beweggründe sind dabei ganz unterschiedlicher Natur, einen Ausweg aus ihrer misslichen Lage suchen jedoch alle drei. Ebenso durch die Gegend streifend: Daryl (Norman Reedus) und Aaron (Ross Marquand), die auf ein paar Untote mit einem eingeritzten W auf der Stirn treffen.

Dann wendet sich Regisseur Michael E. Satrazemis schließlich dem Höhepunkt von Try zu, der bereits seit mehreren Episoden vorbereitet wurde: Rick kann seine Gefühle für Jessie (Alexandra Breckenridge) nicht mehr für sich behalten und offenbart ihr in einem mehr als schaurigen Gespräch, was er denkt. Rick will Jessies Mann, Pete (Corey Brill), aus der Welt schaffen. Dass dieser kein guter Mensch ist, wurde ausreichend geklärt. Aber ist Rick überhaupt noch ein Guter? Nicht zuletzt will er Jessie auf bestimmende Art und um jeden Preis beschützen, doch die ist sichtlich überrumpelt: "Why is this so important to you?" Letzten Endes sind es die angesprochenen Gefühle. Gefühle in einer Welt, in der eigentlich kein Platz mehr für so etwas ist und trotzdem sind sie so stark, dass Rick dafür bereit ist, in den Abgrund zu springen. Erneut schlägt die Selbstentfremdung zu und aus dem Ordnungshüter wird der Creep und Wahnsinnige, der seinen Konkurrenten zuerst hinter verschlossenen Türen, dann mitten auf der Straße zu Tode prügeln will. Zwischendrin zerspringt eine Fensterscheibe. (Broken Window Theory!) Und wenige Augenblicke zuvor stand Rick noch in eben jenem Vorgarten, der sich nun binnen weniger in den Schauplatz eines blutigen Spektakels der Grausamkeit verwandelt.

Eben haben hier noch Kinder gespielt und Menschen miteinander geredet - als wäre alles in Ordnung. Die Ordnung jagt Rick jedoch einen kalten Schauer den Rücken hinunter, widert ihn regelrecht an. Mit einem wuchtigen Schlag schleudert Pete Deanna von seinem Rücken, die schlichtend in den Streit eingreifen will. Das gleiche Schicksal ereilt Carl, der erfolglos versucht, seinen Vater in die Realität zurückzuholen. "Damn it, Rick! I said stop.", brüllt Deanna. Zurück kommt lediglich ein gereiztes "Or what?". Es ist geradezu unheimlich, mit welcher durchtriebenen Selbstsicherheit Rick die folgenden Worte über die Lippen gehen:

"We're the ones who live. You, you just sit and plan and hesitate. You pretend like you know when you don't. You wish things weren't what they are. Well, you want to live? You want this place to stay standing? Your way of doing things is done. Things don't get better because you-- you want them to. Starting right now, we have to live in the real world. We have to control who lives here."

Das schlimme ist, dass er die Wahrheit spricht. Dennoch fällt es schwer, sich auf Ricks Seite zu schlagen. Blutüberströmt kniet er da, mitten auf der Straße. In seinen Augen funkelt etwas Unberechenbares. Und auf einmal schreit sie wieder, Trent Reznors Stimme - nur dieses Mal direkt aus Ricks Mund: "Poisoned to my rotten core/Too fucked up to care anymore!"

Was bisher geschah:

Staffel 5, Folge 1: No Sanctuary
Staffel 5, Folge 2: Strangers
Staffel 5, Folge 3: Four Walls and a Roof
Staffel 5, Folge 4: Slabtown
Staffel 5, Folge 5: Self Help
Staffel 5, Folge 6: Consumed
Staffel 5, Folge 7: Crossed
Staffel 5, Folge 8: Coda
Staffel 5, Folge 9: What Happened and What's Going to Happen
Staffel 5, Folge 10: Them
Staffel 5, Folge 11: The Distance
Staffel 5, Folge 12: Remember
Staffel 5, Folge 13: Forget
Staffel 5, Folge 14: Spend

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