Ansi - Kommentare

Alle Kommentare von Ansi

  • Kein Jerry Goldsmith, Alan Silvestri oder Ennio Morricone? :-p

    3
    • 7 .5
      über Ted

      Von der so gern zitierten Political Correctness haben der Film "Ted" und sein Macher Seth MacFarlane, seineszeichens immerhin Schöpfer der kultig rüpelhaften Serie "Family Guy", sicher noch nie etwas gehört. Munter wird in seinem Real-Film-Erstlingswerk über Juden, Muslime, Christen, aber vor allem die Vertreter des Systems Hollywood und die Popkultur abgelästert. Da scheint es geradezu erlösend, dass die Hauptfigur ein auf den ersten Blick niedlicher Teddybär ist. Dass dieser allerdings Gras raucht, Alkohol trinkt und jede nächstbeste Frau bespringt gibt dem Film eine ganz interessante weil ungewöhnliche Note.

      Hat man sich erst mit der Situation eines sprechendes Kuscheltiers und dem kindlich naiven und märchenhaften Epilog arrangiert, genießt man eine Komödie mit einer unerhört hohen Gagdichte. Nicht jeder Witz zündet, viele Dinge sind sicherlich auch nur für Experten der US-amerikanischen Kultur verständlich und das Niveau singt ein ums andere mal bedenklich, trotzdem wird man über die gesamte Laufzeit bestens unterhalten.

      Erfrischend ist zudem, mit wieviel Liebe zum Detail MacFarlane an den Film herangegangen ist. Seine Liebe zum Medium Film ist seinem Werk jederzeit anzusehen. So zeigt er eine besondere Konzentration auf die Werke von Steven Spielberg ("Jurassic Park") und George Lucas ("Star Wars"), setzt aber auch dem albernen Kultfilm "Flash Gordon", inklusive des großartigen Queen Soundtracks, aber auch Großmeister John Williams ("Star Wars", "Indiana Jones"), Chris Columbus' "Kevin - Allein zu Haus" oder Johnny Carsons "Tonight Show" ein mehr oder weniger offensichtliches Denkmal. Der aus "Family Guy" bekannten nahezu ungefilterten Kritik fallen nicht nur der Retortenstar Miley Cyrus ("Mit Dir an meiner Seite") und der talentbefreite Taylor Lautner ("Twilight - Bis(s) zum Morgengrauen") zum Opfer, auch vor einer Generalkritik der Fließbandarbeiter rund um Adam Sandler ("Jack and Jill") oder der enttäuschenden Gigantomanie und stereotypen Selbstherrlichkeit der Filmwelt schreckt der Film nicht zurück.

      Das klingt auf den ersten Blick alles durchaus derb und satirisch, in den USA folgte deshalb auch eine R-Rated Freigabe ab 17, aber der Film findet auch zu einer anderen emotionalen Seite. Der Film propagiert nicht etwa den Wunsch oder das Streben nach dem Erwachsenwerden. In Zeiten, in denen man immer weniger Kind und immer schneller erwachsen sein soll, zeigt der Film, dass man sich seine Kindlichkeit bewahren sollte, solange man das richtige Maß finden kann und sich dadurch nicht vom rechten Weg abbringen lässt.

      Schauspielerisch stellt man gernetypisch natürlich keine nennenswerten Erwartungen an die erbrachten Leistungen. Trotzdem spielt Hauptdarsteller Mark Wahlberg ("Departed - Unter Feinden") nicht nur gewohnt sympathisch, sondern auch recht souverän. Als spezielle Nebendarsteller sind außerdem unter anderem Mila Kunis ("Black Swan"), Joel McHale (Spider-Man 2"), Sängerin Norah Jones und Ryan Reynolds ("Green Lantern") zu sehen. Ted wurde von Seth MacFarlane persönlich synchronisiert und im Motion-Capture-Verfahren gespielt.

      "Ted" bietet insgesamt gesehen beste und kurzweilige Unterhaltung. Dabei ist der Film weniger respekt- und rücksichtslos als MacFarlanes Serieninkarnation "Family Guy". Trotzdem funktioniert "Ted" in Form dieser fabelartigen Erzählung ausgesprochen gut, bildet der Hauptdarsteller in Erscheinung eines Teddies doch quasi das Spiegelbild der Dualität und Infantilität der amerikanischen Kultur mustergültig ab. Außerdem überzeugt der Film mit Unmengen an popkulturellen Bezügen und seiner originellen Grundidee, deren weitere Entwicklung zugegebenermaßen dem Gagfeuerwerk zum Opfer fällt.

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      Schon gewusst: Der Off-Kommentar wird in der Originalsynchro von Sir Patrick Stewart ("Star Trek", "X-Men") gesprochen.
      Die Produktionskosten werden auf ungefähr fünfzig Millionen US-Dollar geschätzt. Seit dem Kinostart Ende Juni 2012 konnten schon mehr als 340 Millionen US-Dollar wieder eingespielt werden.
      Die Story des Films stammt von den "Family Guy"-Autoren Seth MacFarlane, Alec Sulkin und Wellesley Wild.
      Die allgemeinen Kritiken zum Film fallen ausgesprochen gut aus. Die Internet Movie Database verzeichnet einen Score von 7.6. Die Internetcommunity Rotten Tomatoes weist außerdem eine kumulierte Bewertung von durchaus überzeugenden 70 Prozent aus. Kritiker Roger Ebert von der Chicago Sun-Times verlieh dem Film dreieinhalb von vier möglichen Sternen.
      Die Planungen für eine Fortsetzung wurden bereits von MacFarlane bestätigt. Nach dem momentanen Stand wird der Film für Ende 2013 erwartet.
      Schauspielerin Mila Kunis war neun Jahre lang mit dem früheren Kinderstar Macaulay Culkin ("Kevin - Allein in New York") liiert.

      Spaß: ***

      Action: *
      Spannung:
      Gefühl: *
      Anspruch:
      Kreativität: *

      6
      • 10

        Die Erwartungen sind unbeschreiblich. Eine der bedeutendsten Filmreihen der letzten Jahre erhält ihre Vollendung.

        Mit „Batman Begins“ erhielt der Dunkle Ritter seine Würde zurück. Nichts war mehr übrig von Strumpfhosen oder dem völlig überzogenen und neonfarbenen Gotham. Eine Steigerung erfuhr dieser ungewohnt realistische Ansatz mit einem monumentalen Film, der das Genre der Comicverfilmungen mit einer komplexen Story und tiefgründigen Charakteren über Nacht komplett auf den Kopf stellten sollte.

        Wie aber könnte man einen Film wie „The Dark Knight“ steigern? Eigentlich ein hoffnungslosen Unterfangen, hätte man für diesen Film nicht wieder einmal den poetischsten Mainstreamregisseur Hollywoods gewinnen können. Christopher Nolan („Inception“), der die klassische Schule von selbstproduzierten Kleinwerken und Arthouse-Filmen durchschritt, schafft etwas Großes. Dabei besteht der Anspruch seiner Arbeit nicht darin alles bisher Dagewesene zu übertrumpfen, es geht um den runden und konsistenten Abschluss seiner dreiteiligen epochalen Erzählung.

        „The Dark Knight Rises“ IST das passende und monumentale Ende dieser brillanten Trilogie.

        Christopher Nolan gelingt es, innerhalb von 164 Minuten den Rahmen einer Comicverfilmung voll zu strapazieren. Ein Aufeinandertreffen zahlreicher Handlungsstränge und Charaktere macht den Film zu keiner einfachen Lektüre, eine zweite Sichtung kann entsprechend sicherlich nicht schaden. Die Erzählung wird konzentriert und gewohnt düster präsentiert. Allein eine Handvoll Späße und Gags finden Platz in dieser sonst überwiegend melancholischen, nachdenklichen und teils pessimistischen Geschichte.

        Es ist Jahre her, dass sich Batman zurückzog. Er opferte sich, um ein Gedenken an die guten Taten Harvey Dents zu ermöglichen. Bis der Terrorist Bane auf den Plan tritt und die Stadt in eine gefährdete Kriegszone verwandelt.

        Nolan hält uns mit seinem Film einen Spiegel der heutigen Gesellschaft vor. Aus der märchenhaften Darstellung Batmans in den Detektiv Comics vor mehr als siebzig Jahren wird eine beängstigend realistische und metaphorische Betrachtung der Welt. Im Rahmen der spielfilmischen Abstraktion lädt Nolan ein großes Pfund sozialkritischer Betrachtungen auf das Genre der Comicverfilmungen. Damit kratzt er bereits gewaltig an den Grenzen des genregerechten Fassungsvermögens von Konsum-, Gesellschafts- und Kapitalismuskritik. Der zu betrachtende Mikrokosmos, die Stadt Gotham, ist gefährlichen Terroristen ausgeliefert und die schützenden Organe aus Polizei und Militär sind kaum in der Lage, sich gegen das aufkommende Übel aufzulehnen. Antagonist Bane besitzt ganz sicher nicht die anarchistische und psychologisch bemerkenswerte Prägung eines Jokers, allerdings ist er der erste Gegner der in der Lage ist Batman zu brechen. Die von Christopher und Jonathan Nolan erdachte Story gibt trotz aller Bekundungen um Krisen im gesellschaftlichen Miteinander und die Anarchie selbsternannter Befreier allerdings Hoffnung. Das versöhnliche Ende zeigt, dass es keinen maskierten Helden braucht, der sich über das Gesetz und die Verfügungsbereiche der Polizei stellt und moralisch immer nur wenige Schritte von denen entfernt ist, die er zu bekämpfen versucht. Es braucht vielmehr die weißen Ritter, ob als Staatsanwalt oder einfacher Polizeiofficer.

        Aus technischer Sicht kann man dem Film erwartungsgemäß keine Vorwürfe machen. Es ist zudem ein Segen, dass Nolan wie immer auf eine 3D-Auswertung verzichtet. Zahlreiche traumhafte Einstellungen Gothams und eine gefühlte Steigerung in jeder noch monumentaleren Kamerafahrt setzen eine technische Referenz. Wally Pfister ist ein herausragender Kameramann und dies stellt er hier entsprechend umfangreich zur Schau. Die zahlreichen Actionszenen sind durchweg hochwertig choreographiert und inszeniert und gipfeln in unfassbar intensiven Kämpfen zwischen Batman und Bane, die in ihrer Gestaltung als grobe Faustkämpfe einen gefälligen Retrocharme verströmen. Aber auch die Zeit für ruhige beziehungsweise nachdenkliche Szenen findet sich immer wieder. An diesen Stellen lässt der Film nur wenig von seinem bemerkenswerten Tempo, bringt aber die nötige Emotionalität in die ansonsten sehr technokratisch gestaltete Inszenierung. Einzig die Filmmusik hinterlässt einen gespaltenen Eindruck. Komponist Hans Zimmer entfernt sich nach dem Ausstieg von Kollege James Newton Howard („I am Legend“), der seines Zeichens für die sensiblen Melodien zuständig war, noch weiter von jeglicher Melodiösität und setzt fast durchgehend auf eindringliche Percussion. Im Film ist dies sicherlich zweckdienlich und den jeweiligen Situation angemessen, als alleinstehendes Werk funktioniert der Score aber nicht.

        Es ist ein Leichtes, besondere Vorzüge Nolans in der Wahl der Schauspieler zu erkennen. Da die Anzahl wichtiger Charaktere in diesem Film besonders hoch ist, greift er fast auf die gesamte Setzliste bisheriger Filme zurück. Christian Bale („American Psycho“) in der Hauptrolle des Batman spielt gewohnt routiniert. Die gewisse Distanziertheit und Kühle, die seine Interpretation der Rolle schon die gesamte Trilogie über trägt, wahrt er auch hier. Man kann ihm vorwerfen, nicht als Identifikationsfigur zu taugen, die Ungewissheit und tiefe Verletzlichkeit, gepaart mit Selbstüberschätzung und Arroganz, stehen ihm aber stets ins Gesicht geschrieben. An seiner Seite spielen wie gewohnt der über jeden Zweifel erhabene Sir Michael Caine („Gottes Werk und Teufels Beitrag“), Morgan Freeman („Die Verurteilten“) als Lucius Fox und Gary Oldman („Léon - Der Profi“) als Commissioner James Gordon. In einer größeren Nebenrolle ist außerdem Joseph Gordon-Lewitt („(500) Days of Summer“) als heldenhafter weil hoffnungsvoller Officer John Blake zu sehen. Die Rolle von Antagonist Bane wird von Tom Hardy („Inception“) gespielt. Er verleiht seiner Rolle, trotz der Beschränkungen durch die einnehmende Maske, eine furchterregende, gewaltige und ausgesprochen physische Ausstrahlung. Einzig an der nicht ganz glücklich gewählten deutschen Synchronstimme kann man sich stören, da diese durch die besonders akzentuierte Sprechweise etwas deplatziert wirkt. Aus dem Schatten eines Heath Ledger wird Hardy außerdem nicht hervortreten können, was aber mit Nichten seinem schauspielerischen Talent geschuldet ist. Besonders überrascht wird man allerdings von Anne Hathaway („Der Teufel trägt Prada“). Im Vorfeld gab es viele Bedenken der Fans bezüglich der Figur der Catwoman (Spin-off Gefahr), ihre gut in die Erzählung eingebaute Rolle spielt Hathaway aber sehr gelungen. Marion Cotillard („Big Fish - Der Zauber, der ein Leben zur Legende macht“) ist nett anzusehen, bleibt aber zumeist blass, da ihre Rolle erst im Schlussteil des Films wirklich an Bedeutung gewinnt. Zudem sind in besonderen Rollen weitere „alte Bekannte“ zu bestaunen. Hier zeigt sich auch noch einmal die Konsistenz der Filmreihe. Durch wiederkehrende Handlungsstränge, Passagen, Charaktere und Handlungsorte wird das Gesamtwerk mit Bezug zum Batman-Universum besonders überzeugend und glaubwürdig.

        Insgesamt gesehen ist Christopher Nolan ein toller Film gelungen. „The Dark Knight Rises“ ist der gelungene Abschluss dieser fantastischen Trilogie. Es gelingt das Gleichgewicht aus fordernder Story und bester Actionunterhaltung, auch wenn dem Film die Leichtigkeit üblicher Sommerblockbuster fehlt. Die vielen Charaktere und Handlungsstränge setzen eine gewisse Konzentration voraus, das alles arbeitet aber auf ein geniales und dramaturgisch perfekt konstruiertes Ende hin, mit dem Nolan allen Fans und sicherlich auch den Verantwortlichen von Warner Bros. einen großen Gefallen getan hat. Schauspielerisch und technisch bewegt sich der Film gewohnter Maßen auf einem unvergleichlich hohen Niveau.

        Es bleibt nur zu hoffen, dass von Nolans Trilogie mehr als die Erinnerungen an einen tragischen Amoklauf übrig bleiben. Die Batman-Reihe ist ein Kunstwerk und steht beispielhaft für die Faszination Film, sie lädt zum Träumen und Fantasieren ein. Es muss uns grausen vor dem Tag, an dem Regisseure die Unschuld des Mediums und die metaphorische Macht der Bilder nicht mehr frei entfalten dürfen…

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        Schon gewusst: Die Produktionskosten des Films werden auf ungefähr 250 Millionen US-Dollar geschätzt.

        Anfangs schrieb David S. Goyer („Unsichtbar – Zwischen zwei Welten“), wie schon bei „The Dark Knight“, zusammen mit Christopher Nolan am Drehbuch. Als allerdings die Arbeit an einer neuen Superman-Verfilmung bekannt gegeben wurde, widmete sich Goyer diesem Projekt. Unterstützt wurde Nolan seitdem von seinem Bruder Jonathan.

        Die Spieler von Gothams Football-Team sind eigentlich Spieler der Pittsburgh Steelers, einer Mannschaft aus der amerikanischen Profiliga NFL.

        Einige Szenen des Films wurden wieder im IMAX-Format gefilmt. Da die speziellen Kameras sehr groß und laut sind, werden aber ausschließlich Szenen ohne Dialoge beziehungsweise lautere Szenen im IMAX-Format aufgenommen. Ein Double von Anne Hathaway zerstörte bei einem Unfall eine der teuren Kameras. Ungefähr vierzig bis fünfzig Minuten des Films existieren im IMAX-Format.

        Aufgrund des Amoklaufs gab Warner Bros. bisher keine Zahlen im Box-Office bekannt, Analysten gehen allerdings von Einnahmen von rund 160 Millionen US-Dollar am Startwochenende aus. Damit belegt der Film immerhin Platz drei hinter „Marvel’s The Avengers“ und „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes: Teil 2“, zwei durch einen 3D-Aufschlag verteuerten Filmen. Bisher spielte der Film insgesamt knapp 290 Millionen Dollar ein.

        Der Film basiert unter anderem auf den Comics „Der Sturz des Dunklen Ritters“ (1993), „Batman – Die Rückkehr des Dunklen Ritters“ (1986) von Frank Miller („SinCity“) und „No Man's Land“ (1999).

        Komponist James Newton Howard erhielt das Angebot, wie schon bei den zwei Vorgängerfilmen, gemeinsam mit Hans Zimmer die Filmmusik zu gestalten. Howard lehnte allerdings ab, da er sich aufgrund der sehr guten Beziehung zwischen Nolan und Zimmer als „drittes Rad am Wagen“ fühlte.

        Die Kritiken zum Film fallen überwiegend gut aus. Die Internetcommunity Rotten Tomatoes verzeichnet eine sehr gute Bewertung von 86 Prozent beziehungsweise einer Zuschauer Bewertung von 93 Prozent. Metacritic vergibt 78 von einhundert möglichen Punkten. Die Internet Movie Database weist eine kumulierte Bewertung von herausragenden 9.1 Punkten aus. Kritiker Roger Ebert, von der Chicago Sun-Times, verleiht dem Film drei von vier möglichen Sternen.

        Spaß: 

        Action: ***
        Spannung: **
        Gefühl: **
        Anspruch: **
        Kreativität: *

        8
        • 8

          Es war schon eine mittelschwere Überraschung, als Sony Pictures im Frühjahr 2010 nicht etwa die Fortsetzung der sehr erfolgreichen aber immer enttäuschenderen Spider-Man-Reihe unter der Regie von Sam Raimi, sondern ein komplettes Reboot der Filme ankündigte. Eine Neuauflage ist insbesondere bei Comichelden kein Novum - funktionierte dies doch speziell bei der Batman-Reihe ausgezeichnet - dass dies allerdings so schnell passiert, ist dann doch einigermaßen ungewöhnlich.

          Mit der Ankündigung des Reboots war klar, dass auch eine weitere Verpflichtung der üblichen Verdächtigen um Regisseur Sam Raimi („Tanz der Teufel“) und die Hauptdarsteller Tobey Maguire („Gottes Werk und Teufels Beitrag“) und Kirsten Dunst („Interview mit einem Vampir“) obsolet war. Immer mehr Besetzungsdetails gelangten an die Öffentlichkeit, wobei die Wahl von Andrew Garfield („The Social Network“) als Spinnenmann wohl noch die kleinste Überraschung war. Dass sich ausgerechnet Marc Webb für diesen Multimillionen Dollar schweren und logistisch höchst anspruchsvollen Job fand, ist hingegen die größte Sensation und zugleich das Ass des Films. Sein überzeugendes Spielfilmdebüt gab er vor nicht einmal drei Jahren mit dem Independence Erfolg „(500) Days of Summer“. Die sehr unterhaltsame aber verhalten effektgeladene Romanze hätte man damals wohl kaum als Bewerbungsschreiben für einen bedeutenden Blockbuster verstanden.

          Realistisch und düster sollte der neue Film werden. Dies ist ja quasi die Grundvoraussetzung für den Reboot von Comicverfilmungen und was nach Meinung der Filmstudios schon dem dunklen Ritter geholfen hat, kann dem Spinnenmann kaum schaden.

          Wer noch an der Legitimation eines Reboots zweifelte, wird sich durch „The Amazing Spider-Man“ sicherlich überzeugen lassen. Der Film schafft das, was den Filmen von Raimi schon lange fehlte. Auch wenn sich die Geschichte konzeptbedingt nicht völlig neu erfindet, ist sie doch um einiges emotionaler und tiefgründiger, als es der „alte“ Spider-Man je war. Natürlich bietet der Film exzellente Effekte und Animationen, die Sinnsuche des Peter Parker steht aber immer im Fokus. Der Film bietet uns eine erwachsenere Sicht der Dinge. Konnte Raimis Spider-Man noch unbeschadet durch die Lüfte schwingen, ist der neue Spider-Man physischer, verletztlicher, von seinen Abenteuern jede Nacht aufs Neue gezeichnet. Aus den bunten Straßen werden in Webbs Version düstere Gassen, die dunkelste Geheimnisse verbergen könnten und den Protagonisten zu verschlucken drohen.

          Der junge Andrew Garfield gefällt als Spider-Man. Er wirkt grüblerisch, zerstreut, zugleich ist er der sympathische Außenseiter, der sich erst mit seinen Kräften, und der sich daraus ergebenden Verantwortung, arrangieren muss. Garfield wirkt zu jeder Zeit souverän, und weniger weichlich als die bubenhafte Darstellung des Tobey Maguire. Auch die Nebenrollen sind bestens besetzt. Martin Sheen („Apocalypse Now“) trägt die Schlüsselrolle des Onkel Ben mit seiner unvergleichlich routinierten Leichtigkeit, und die wie immer bezaubernde Emma Stone („Crazy, Stupid, Love“) überzeugt als Jugendliebe Gwen Stacy, die überhaupt vielsagender ist als die schläfrige Mary Jane Watson. In weiteren Rollen sieht man außerdem Sally Field („Forrest Jump“) und Rhys Ifans („Anonymus“) sowie Comic-Legende Stan Lee in einem mal wieder großartigen Cameo-Auftritt. Mit der Rolle Ifans‘ haben wir auch schon einen der größten Schwachpunkte des Films.

          Das Spider-Man Universum war noch nie dafür bekannt, besonders interessante Gegenspieler und Antagonisten hervorgebracht zu haben. Nach dem Grünen Kobold, Sandman und Doc Ock macht der Lizard hier keine besondere Ausnahme, immerhin spiegelt sich in seinem Schicksal die im Prinzip identische Dualität des Handels von Spider-Man wieder. Überhaupt verfällt der Film in den Kampfszenen zwischen Held und Bösewicht zu sehr in die bekannten Schemata der üblichen Comicverfilmungen, bis zum dramaturgisch zwingenden weil vorhersehbaren King Kong-haften Kampf auf dem Oscorp-Tower.

          Aus technischer Sicht gibt es allerdings nicht viel zu bemängeln. Natürlich ist das 3D-Feature wie immer keine sonderliche Bereicherung, da es vor allem durch Bewegungsunschärfen und Doppelkonturen die Bildqualität unnötig belastet. Dafür wirken die Computeranimationen umso realistischer und sehr plastisch, da sie explizit auf eine cartooneske Gestaltung verzichten. Obwohl die Animationen umfangreich ausfallen, entziehen sie sich aber dem erdrückenden und übertrieben aufgebauschten Format der bisherigen Trilogie. Eine große Überraschung war auch die Verpflichtung von James Horner („Titanic“) als Filmmusikkomponist. In Zeiten, in denen ein Gros der Filme mit den leider immer gleichen Zimmer’schen Klangschnipseln der Media Ventures Komponisten hinterlegt werden, spielt Horners Musik ganz unerwartet und gerade deshalb bemerkenswert überzeugend auf. Natürlich nutzt auch Horner die für ihn typische Instrumentierung, kleine Referenzen an Elfman und sich selbst, sowie ein sehr einprägsames Hauptthema zeichnen den Orchesterscore aber aus. So muss sich seine Komposition auch nicht im Ansatz hinter den Klängen seines Vorgängers Danny Elfman („Batman“) verstecken.

          Insgesamt gesehen ist „The Amazing Spider-Man“ ein überraschend guter Film geworden. Insbesondere die sehr gelungene Anfangsphase und die glaubwürdigen sowie charmanten Leistungen der Darsteller verdienen Lob. Die dramaturgische Entwicklung des Plots ist bemerkenswert und wird nicht durch die entsprechenden Actionszenen gestört. Auch aus technischer Sicht macht der Film, bis auf das wie immer vergessenwürdige 3D-Feature, alles richtig und deklassiert seine Vorgänger durch eine zurückhaltende und konzentrierte Inszenierung, die ihre Schauwerte nur als Nebenprodukt entlässt.

          Wenn die Ergebnisse eines Reboots immer so gelungen wären wie „The Amazing Spider-Man“, könnte man sich in Zeiten der allgemeinen Ermangelung kreativer Einfälle in Hollywood glücklich schätzen. Letztlich bleibt aber zu befürchten, dass dies Ausnahmeerscheinungen sind.

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          Schon gewusst: Ursprünglich war der Film als vierter Teil der bekannten Filmreihe geplant. Der Cast war bereits festgelegt, mit der bekannten Hauptbesetzung und John Malkovich („Being John Malkovich“) als Bösewicht Vuluture. Nachdem die ersten Drehbuchentwürfe enttäuschend waren, wurde das Projekt an neue Autoren vergeben. Nachdem die Story überarbeitet wurde, begann sogar schon die Planung für einen fünften und sechsten Teil. Es kam anschließend zu Differenzen zwischen dem Studio und Regisseur Raimi. Am 12. Januar 2010 kündigte Sony ein Reboot der Serie an. Nur einen Tag vorher bestätigte Malkovich noch, dass er die Rolle des Bösewichten spiele.
          Zu den möglichen Kandidaten für den Regiestuhl gehörten neben dem Favoriten des Studios, Marc Webb, auch noch Michael Bay („The Rock – Fels der Entscheidung“) und Gary Ross („Die Tribute von Panem – The Hunger Games“).
          Schauspieler Martin Sheen erzählte in den Medien, zuvor keine Ahnung von Spider-Man und seiner Geschichte gehabt zu haben. Denis Leary sagte, er sei nie ein Spider-Man-Fan gewesen und habe immer eher die düsteren Batman-Comics gelesen.
          Der Film wurde direkt in 3D gefilmt und musste nicht nachträglich konvertiert werden. Die Dreharbeiten dauerten bis April 2011.
          Eine Fortsetzung der Reihe ist bereits für den 2. Mai 2014 angekündigt worden.
          Die Produktionskosten des Films werden auf ungefähr zweihundertdreißig Millionen US-Dollar geschätzt.
          Die Internetseite Rotten Tomatoes bewertet den Film mit 74 Prozent. Die Internet Movie Database zeigt eine kumulierte Bewertung von 7,7. Kritiker Roger Ebert von der Chicago Sun-Times verleiht dem Film dreieinhalb von vier möglichen Sternen.

          Spaß: *

          Action: **
          
Spannung: *
          
Gefühl: **
          
Anspruch:
          
Kreativität:

          7
          • 9

            Ob Mafiastreifen ("GoodFellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia"), Geschichtsepos ("Gangs of New York"), Biopic ("Aviator"), Künstlerportrait ("No Direction Home – Bob Dylan"), Thriller ("Shutter Island"), Musical ("New York, New York") oder Konzertfilm ("Shine a Light") - Regisseur Martin Scorsese hat sich bereits mit einigen Genre auf filmische Weise auseinandergesetzt. Trotzdem konnte man als aufmerksamer Filmfreund durchaus verwundert sein, als eben jener legendäre Filmemacher im Jahr 2009 seine Pläne zu einer familienfreundlichen Verfilmung des Buches "Die Entdeckung des Hugo Cabret" ankündigte. Zu allem Überfluss sollte dies, sicherlich auch im Fahrwasser von James Camerons "Avatar - Aufbruch nach Pandora", mit Hilfe der zurecht umstrittenen 3D-Technik passieren. Gleich auf zweifache Art also echtes Neuland, auf das sich der mittlerweile fast siebzigjährige Regisseur Scorsese hier begibt.

            Was sich dem Zuschauer dann allerdings im Kino zeigt ist großartige und faszinierende Kinounterhaltung für alle Altersgruppen. "Hugo Cabret", so der deutsche Filmtitel, lässt alle Befürchtungen und Zweifel von der allerersten Sekunde an verschwinden.

            Der junge Hugo lebt seit dem Tod seines Vaters auf dem Pariser Bahnhof Montparnasse. Hier kümmert er sich um die Wartung der zahlreichen mechanischen Uhren. Immer auf der Suche nach Nahrung und auf der Flucht vor dem kauzigen Bahnhofsvorsteher lebt er quasi hinter den Kulissen der Bahnhofshallen. Bis er eines Tages seinen wertvollsten Besitz an einen griesgrämigen Spielzeugladenbesitzer verliert und das unverhoffte Abenteuer beginnt.

            Die Geschichte von Buchautor Brian Selznick und Drehbuchschreiber John Logan ("Sweeney Todd – Der teuflische Barbier aus der Fleet Street") bietet eine aus Sicht Scorseses fast autobiographische Reise von der harten Realität des alltäglichen Lebens in die magische und traumwandlerische Welt der Filme des frühen zwanzigsten Jahrhunderts. Am einfachsten und klarer gelingt vermutlich der Umgang mit dem Film wenn man ihn in seine zwei bedeutenden Ebenen unterteilt. Auf der einen Seite findet sich entsprechend der besonders kinderfreundliche Abenteuerfilm, auf der anderen Seite bietet sich nach der Enttarnung George Méliès' eine fantastische Hommage an die Werke dieses unfassbar bedeutenden Filmpioniers.

            "Hugo Cabret" profitiert dabei von der wie immer virtuosen Inszenierung Scorseses. Man erlebt förmlich den Trubel, die Geschäftigkeit am Bahnhof, immer mit einem Auge für die speziellen Charaktere. Jeder trägt hier irgendeine Last, auch wenn es nur die Jagd nach der Zeit ist. Menschen treffen auf einander, manche zeigen ihr wahres Ich erst spät, sind dann aber doch die Ehrlichen und Unverbogenen. Ob es nun der Buchladenbesitzer, die Caféinhaberin, die Blumenfrau oder der Bahnhofsvorsteher ist, als Zuschauer bekommt man das Gefühl ihre Charaktere, so beiläufig sie auch sein mögen, nicht missen zu wollen.

            Viel wichtiger scheint dann aber doch die Suche von Hugo und Isabelle nach der Wahrheit um George Méliès. Hier bieten sich großartige Einblicke in die Entstehungsgeschichten der Filme, gedreht im Glasstudio, vor Pappaufstellern und per Hand coloriert. Grade Scorsese, der sich bereits in bedeutender Art und Weise um den Schutz alter Filme und Aufnahmen verdient gemacht hat, zelebriert die Historie des Kinos. Sobald die beiden Kinder zum ersten Mal im Kino sitzen ist die unzweifelhafte Magie des Mediums förmlich zu spüren. Von den Reaktionen des verblüfften Publikums auf "Die Ankunft eines Zuges auf dem Bahnhof in La Ciotat" (1896) der Gebrüder Lumière bis hin zu Méliès "Die Reise zum Mond" (1902) finden die bedeutendsten Klassiker der frühen Filmgeschichte Platz in Scorseses filmischer Würdigung seiner eigenen Vorbilder und Ideale.

            Das alles gelingt Scorsese mit seinem einmaligen Blick für bemerkenswerte Charaktere, spannenden Situationen, tolle Erzählungen und einem überraschenden Händchen für harmlosen aber kinderzuträglichen Slapstick.

            In seiner langen Karriere hat Scorsese mit vielen großen Schauspielern zusammen gearbeitet. Für "Hugo Cabret" bedarf es allerdings keines Robert De Niro ("Taxi Driver"), Harvey Keitel ("Hexenkessel") oder Leonardo DiCabrio ("Departed - Unter Feinden"). Der junge Hauptdarsteller Asa Butterfield ("Der Junge im gestreiften Pyjama") trifft mit seinem Schauspiel auf überzeugende Art die Mischung aus Verletzlichkeit, Träumerei und Mut, die den Protagonisten Hugo auszeichnet. An seine Seite gesellen sich dann unter anderem Jude Law ("Mitternacht im Garten von Gut und Böse"), Sir Ben Kingsley ("Schindlers Liste"), Sir Christopher Lee ("Der Herr der Ringe Trilogie"), Sacha Baron Cohen ("Borat – Kulturelle Lernung von Amerika um Benefiz für glorreiche Nation von Kasachstan zu machen") als trotteliger Bahnhofsvorsteher und die nicht erst seit "Zombieland" und "Kick-Ass" faszinierende Chloë Grace Moretz, die ihren Kollegen in manchen Szenen fast ein wenig die Show zu stehlen scheint. Insgesamt findet sich hier ein umgemein homogener und toll gewählter Cast zusammen, der auch hier das routinierte Gespür des Regisseurs für ideale Besetzungen auf eindrucksvolle Weise unter Beweis stellt.

            Bei solch einer emotionalen wie ehrerbietenden Würdigung der Filmpioniere und des Mediums Film an sich, scheint es fast etwas ironisch, dies mit dem Mittel der stereoskopischen Darstellung, quasi dem evolutionären Gegenpol der frühen Bewegtbilder, zu tun. Direkt in 3D aufgenommen zeigt der Film wohl das beste dreidimensionale Erlebnis bisher überhaupt. Selbst Pionier James Cameron, immerhin eingetragener Miterfinder der genutzten Kameratechnik und Regisseur des kommerziellen Welterfolgs "Avatar - Aufbruch nach Pandora", sprach von der bisher besten technischen Umsetzung. Dies ist auch schön und gut, die Animationen und mehrdimensionalen Effekte sind auch sicherlich schön anzuschauen - sie wirken nicht wie ausgestellt, sondern scheinen natürlich integriert. Allerdings leidet auch "Hugo Cabret" an den gleichen konzeptbedingten Unzulänglichkeiten wie alle anderen echten 3D-Streifen. Man ist allzu schnell von den Bewegungsunschärfen, der künstlichen Aufhellung und dem unübersehbaren Ghosting verschreckt und genervt, dass man sich dieses filmische Meisterwerk doch eher in einer brillanten und klassischen zweidimensionalen Version gewünscht hätte und so stellt dies auch den einzig negativen Aspekt da, den "Hugo Cabret" zu bieten hat.

            Insgesamt gesehen präsentiert uns Martin Scorsese ein großartiges Stück Kinounterhaltung, völlig untypisch und anders als alles andere von Scorsese bisher. Ihm gelingt auf perfekte Art die Verknüpfung der Geschichte Hugos mit der Huldigung an die glorreichen Leistungen der frühen Filmpioniere. Dramaturgisch spannend erzählt, mit faszinierenden Charakteren, toller Musik (Howard Shore, "Aviator") und einer betörenden visuellen Brillanz überzeugt der Film nicht nur als familientauglicher Abenteuerstreifen, sondern auch als feierliche Liebeserklärung an das Medium Film, das Kino und ihre fesselnde Magie für Jung und Alt. Letztlich stellt sich dann auch nur noch die Frage, welcher Regisseur, wenn nicht Martin Scorsese, in der Lage wäre und die Legitimation besäße solch eine Film zu drehen, ist er doch quasi der George Méliès unserer Zeit.

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            Schon gewusst: Das Budget des Films wird mit ungefähr 150 Millionen US-Dollar angegeben. An den Kinokassen konnten bisher allerdings erst knapp 114 Millionen Dollar wieder eingespielt werden.
            In Deutschland war der Kinostart am 9. Februar, in den Vereinigten Staaten lief der Film hingegen schon Ende November 2011 an.
            Seine Premiere feierte der Film noch in einer unfertigen Version Anfang Oktober 2011 auf dem New York Film Festival.
            Schauspieler Johnny Depp ("Wenn Träume fliegen lernen") war als Eigentümer der Produktionsfirma Infinitum Nihil als einer der ausführenden Produzenten tätig.
            Regisseur Martin Scorsese ist in einem wenige Sekunden langen Cameo-Auftritt im Film als Fotograph zu sehen.
            Unter anderem wurde der Film für drei GoldenGlobes nominiert und Martin Scorsese gewann die Auszeichnung für die Beste Regie. Mit unglaublichen elf Nominierungen war "Hugo Cabret" außerdem bei der Oscar-Verleihung 2012 vertreten - unter anderem in den Kategorien Bester Film (Graham King, Martin Scorsese), Beste Regie (Martin Scorsese), Bestes adaptiertes Drehbuch (John Logan), Beste Filmmusik (Howard Shore), Bestes Kostümdesign und Bester Schnitt. Gewinnen konnte er allerdings nur die fünf weniger gewichtigen Kategorien Beste visuelle Effekte, Beste Kamera (Robert Richardson), Bester Tonschnitt, Bester Ton und Bestes Szenenbild.
            Auf der Liste der besten Filme des Jahres 2011 der New York Times belegt der Film Platz 1.
            Die allgemeinen Kritiken zum Film fallen sehr gut aus. In der renommierten Internet Movie Database zeigt der Film einen Score von 8.1, die Community Rotten Tomatoes zeigt eine kumulierte Bewertung von herausragenden 93 Prozent. Metacritic vergibt 83 von einhundert möglichen Punkten. Der Kritikerpapst Roger Ebert von der Chicago Sun-Times gibt dem Film vier von vier möglichen Sternen und sieht "Hugo Cabret" als viertbesten Film des Jahres 2011.
            Die Deutsche Film- und Medienbewertung vergibt das Prädikat "Besonders wertvoll".
            Die Filmrechte zum Buch "Die Erfindung des Hugo Cabret" wurden bereits 2007 von Graham Kings GK Films gekauft.
            Die aufwendigen Computeranimationen und 3D-Effekte stammen von der Firma Pixomondo, die ihren Sitz in Frankfurt am Main hat und schon an Filmen wie "2012", "Sucker Punch" und "Super 8" mitgearbeitet hat.

            Spaß: *

            Action: *
            
Spannung: *
            
Gefühl: **
            
Anspruch:
            
Kreativität: ***

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            • Ganz klar "Casino"... ein rundum perfekter Film ;-)

              • 7 .5

                Im Jahr 1974 veröffentlichte der ehemalige britische Geheimagent John le Carré seinen Erfolgsroman "Tinker Tailor Soldier Spy". Schon gut fünf Jahre später drehte die British Broadcasting Corporation BBC eine Verfilmung des Romans, mit niemand geringerem als Sir Alec Guinness ("Die Brücke am Kwai") in der Rolle des George Smiley, für ihr Fernsehprogramm. Nun, mehr als dreißig Jahre später, begibt sich also der schwedische Regisseur Thomas Alfredson, der insbesondere durch seinen großartigen Film "So finster die Nacht" (2008) weltbekannt wurde, an eine Neuverfilmung der legendären Spionagegeschichte.

                "Dame König As Spion" ist ein besonderer Film. Auf der einen Seite wird ein vierhundert Seiten schweres Werk auf gut zwei Stunden Film komprimiert, trotzdem wirkt der Film erstaunlich entschleunigt. Alfredsons Werk ist ein ganz und gar klassischer Film, er ist der heutigen Filmwelt dermaßen entrückt, dass er schon fast museale Züge aufweist. Das ist keinesfalls negativ zu verstehen, eher kennzeichnet dies einen mit seiner Entstehung schon erkorenen Klassiker. Die Story von le Carré ist genial, hier zeigt sich einmal mehr die realistische Prägung seiner Erzählungen. Der Protagonist begibt sich auf die Suche nach einem Maulwurf im britischen Geheimdienst, nach und nach deckt er Geheimnisse und mysteriöse Verstrickungen auf, ohne überhaupt offiziell nachforschen zu dürfen geschweige denn Akteneinsicht oder sonstiges zu haben. Der Legende nach basiert diese Geschichte sogar auf den reellen Begebenheiten um den sowjetischen Spion Kim Philby.

                Die Geheimdienstarbeit wird bis auf ihr Skelett entmystifiziert und entglorifiziert. Man sieht rauchende und alkoholtrinkende Agenten, denen all ihre Lebensjahre und mehr oder minder aufregenden Missionen durch tiefe Falten ins Gesicht geschrieben zu sein scheinen. Die Welt des britischen Geheimdienstes, fern der Abenteuerromantik eines James Bond oder sonstiger verbogener Vorstellungen von aufregender Spionage und Action. Die Tristesse, die konservierte Atmosphäre des kalten Krieges - es gelingt dem Film perfekt, all dies in seinen Kulissen, der Ausstattung, aber auch der visuellen Gestaltung festzuhalten. Es bleibt kaum noch ersichtlich, ob man nun einen Film sieht, der aus den Siebzigern stammt oder nur in dieser Zeit spielt. Erdige Töne, blasse Farben, braun in braun - insgesamt eine perfekte Gesamtkonzeption zeitzugehöriger Visualisierung.

                Einzig und allein die Schauspieler lassen hier einfache Schlüsse auf die Entstehungszeit des Films zu. Die Besetzung des Films hat es absolut in sich. Alle wichtigen Rollen werden von brillanten und großartig aufspielenden Schauspielern bekleidet. Natürlich besticht der endlich erstmals Oscar nominierte Gary Oldman ("Léon – Der Profi") in der Hauptrolle, quasi als Erbe des unerreichten Alec Guinness. Sein Schauspiel ist zurückhaltend, besticht aber durch gradlinige Intensität und eine gekonnte Verkörperung der undurchsichtigen Absichten und Ziele Smileys. In den weiteren Rollen sind unter anderem der letztjährige Oscarpreisträger Colin Firth ("The King’s Speech"), Tom Hardy ("The Code – Vertraue keinem Dieb"), Mark Strong ("The Way Back – Der lange Weg"), Toby Jones ("City of Ember – Flucht aus der Dunkelheit"), Benedict Cumberbatch ("Sherlock"!) und der fabelhafte John Hurt ("1984") zu sehen.

                Bei all dem Lob darf man aber auch nicht vergessen, dass der Film eine unverkennbare Schwäche hat. Das Drehbuch von Bridget O'Connor ("Sixty Six") und Peter Straughan ("Männer, die auf Ziegen starren") macht es dem Zuschauer beileibe nicht einfach den Geschehnissen zu folgen. Ist die ursprüngliche Erzählung aufgrund der vielen Namen, Situationen und Möglichkeiten schon nicht einfach zu verstehen, so macht es das Drehbuch noch bedeutend schwieriger. Durch diverse Zeitsprünge, Wechsel von Handlungsorten und -personen und einer Verquickung aller Charaktere unter einander entsteht ein Wulst an Informationen, denen nur noch schwer zu folgen ist. Es ist durchaus verständlich und ersichtlich, wie sich der Film später seiner Auflösung und der Bekanntgabe des gesuchten Spions annähert, aber letztlich hat man nicht das Gefühl, wirklich der Lösung gefolgt zu sein, es fehlt der "Aha-Moment" im Kopf des Betrachters.

                Insgesamt zeigt sich mit "Dame König As Spion" eines der ersten Highlights des noch sehr jungen Kinojahres. Der Film von Thomas Alfredson ("So finster die Nacht") besticht durch seine perfekt rekonstruierte Atmosphäre und überaus stimmige Inszenierung, außerdem wissen die schauspielerischen Leistungen der Beteiligten zu begeistern. Nicht ganz unbegründet darf sich somit Gary Oldman über die erste Oscarnominierung seiner Schauspiellaufbahn freuen. Einzig an der unnötig verkomplizierten und nicht immer durchschaubaren Story und dramaturgischen Konstruktion kränkelt der Film ein wenig - dies aber zugegebenermaßen auf sehr hohem Niveau.

                - - -

                Schon gewusst: Schriftsteller John le Carré, welcher mit echtem Namen David John Moore Cornwell heißt, arbeitete von 1952 bis 1964 für den britischen MI5 und MI6, unter anderem auch in Deutschland.
                Das Budget des Film wird auf ungefähr einundzwanzig Millionen US-Dollar geschätzt. Seit der Veröffentlichung konnten in den Kinos mehr als 56 Millionen Dollar wieder eingespielt werden.
                Seine Premiere feierte der Film auf den Internationalen Filmfestspielen von Venedig im Jahr 2011.
                Die Produktion des Films begann durch Peter Morgan, dieser gab die Drehbucharbeit allerdings an Peter Straughan und dessen Frau Bridget O'Connor weiter. O'Connor starb noch vor der Veröffentlichung des Films an Krebs, deshalb ist ihr der Film gewidmet.
                Gedreht wurde der Film zwischen Oktober und Dezember 2010.
                Die allgemeinen und internationalen Kritiken zum Film fallen insgesamt gut aus. Die renommierte Internet Movie Database verzeichnet eine kumulierte Bewertung von 7,4. Die Internetcommunity Rotten Tomatoes zeigt einen Score von tollen 84 Prozent, Metacritic weist dem Film 85 von einhundert möglichen Bewertungspunkten zu. Kritiker Roger Ebert von der Chicago Sun-Times verleiht dem Film drei von vier möglichen Sternen.
                Im Januar 2012 erhielt der Film gleich drei Nominierungen für die Academy Awards. Chancen auf einen Oscar hat der Film in den Kategorien Bester Hauptdarsteller (Gary Oldman), Bestes adaptiertes Drehbuch (Peter Straughan und Bridget O'Connor) und Beste Filmmusik (Alberto Iglesias).

                Spaß: 
 
 


 


                
Action: *
                








Spannung: *

                







Gefühl:
                








Anspruch: **


                
Kreativität:

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                • Der Amerikaner James Horner zählt zu den bedeutendsten Filmmusikkomponisten der heutigen Zeit. Horner wurde im Londoner Royal College of Music auf Piano und Horn ausgebildet und studierte später in Kalifornien Musik und Komposition.

                  Insbesondere durch seinen Vater, Filmproduzent Harry Horner ("Haie der Großstadt"), fand James Horner den Weg ins Filmgeschäft Hollywoods. Erste Erfahrungen sammelte er hier durch die Zusammenarbeit mit Trash-Papst Roger Corman. Für diesen vertonte er zum Beispiel den Sciencefiction-Film "Sador - Herrscher im Weltraum" aus dem Jahr 1980. Der große und endgültige Durchbruch gelang Horner allerdings durch die Zusammenarbeit mit den weltbekannten Regisseuren Ron Howard und James Cameron.

                  Stilistisch vertraut Horner auf breit instrumentierte und zumeist voll orchestrierte Kompositionen, die der klassischen Tonalität folgen, aber auch deutliche Einzüge von Folklore und ethnischen Klängen, zeitgenössischer Musik und Synthesizerelementen tragen. Das Hauptaugenmerk liegt typischerweise auf üppigen Streicherpassagen, kontrastiert mit dynamischer Perkussion und deutlichen Bläseranteilen.

                  Horner ist einer der talentiertesten und fähigsten Komponisten, seine Themen sind einprägsam, die Dramaturgie seiner Werke erschließt sich häufig auch ohne die laufenden Bilder. Auf fast malerische Weise setzt er die handlungsbestimmenden Melodien zu einem Gesamtgemälde zusammen. Mit seinen besten Werken bewegt er sich mit Leichtigkeit auf Augenhöhe mit einem Howard Shore ("Der Herr der Ringe") und besitzt fast die virtuose Leichtigkeit eines John Williams ("Star Wars"). In letzter Zeit verkommt die Kreativität von James Horner leider ein wenig. Er macht sich angreifbar, da er teils offensichtlich und umfangreich eigene Werke und Themen zitiert und recycelt, aber auch Passagen aus klassischen Kompositionen zu nutzen scheint - ein Vorwurf allerdings, der eine überwiegende Zahl der heutigen Filmmusikkomponisten trifft.

                  Sein letzter großer Erfolg war die Musik zu Camerons "Avatar - Aufbruch nach Pandora", für seine epochale Filmmusik zu "Titanic" erhielt er im Jahr 1997 gleich zwei Oscar-Auszeichnungen.

                  Weitere bedeutende Werke von James Horner sind unter anderem seine Scores zu "Willow", "Rocketeer - Der Raketenmann", "Star Trek - Der Zorn des Khan", "Star Trek - Auf der Suche nach Mr. Spock", "Aliens - Die Rückkehr", "In einem Land vor unserer Zeit", "Braveheart", "Legenden der Leidenschaft", "Apollo 13" und "A Beautiful Mind - Genie und Wahnsinn".

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                  • 4 .5

                    Regisseur Michael Bay ("Transformers - Die Rache", "The Rock - Fels der Entscheidung") machte sich als Produzent in zweifelhafter Weise darum verdient, altgediente und durchaus bewährte Horrorfilmreihen mit seinem eigenen Filmstudio Platinum Dunes wiederzubeleben. Mit "Michael Bay's Texas Chainsaw Massacre" funktionierte dies als Auferstehung von Tobe Hoopers Genreklassiker "Blutgericht in Texas" auch überraschend gut. Die Reanimierung des "Freitag der 13."-Franchises war in seiner Behäbigkeit eine große Enttäuschung, unabhängig davon, dass die Figur des Jason Voorhees sowieso zu den uninteressanteren populären Filmmördern gehört.

                    Nun sind wir im Kanon der Horrorfilme - um die "Halloween"-Reihe kümmert sich bekanntermaßen der leidliche Rob Zombie ("Haus der 1000 Leichen") - beim wohl herausragendsten Horror-Franchise angelangt. Die "Nightmare on Elm Street"-Filme, aus der Feder von niemand geringerem als Wes Craven ("Scream - Schrei!"), sind kreativ, spannend und durchaus charmant. Zu großen Teilen war dies natürlich immer Schauspieler Robert Englund ("Düstere Legenden") geschuldet, der die Figur des Freddy Krueger zwischen diabolisch und ironisch großartig in Szene setzte. Wie es sich für ein ordentliches Remake gehört ist Englund in seiner Paraderolle nunmehr Filmgeschichte.

                    Und was soll man zu "A Nightmare on Elm Street" sagen: Der Aufguss von Wes Cravens brillant schwarzhumorigen und visionären Horrorschocker aus dem Jahr 1984 ist uninteressant, unkreativ und uninspiriert. Regisseur Samuel Bayer, welcher durch Musikfilmchen, wie zum Beispiel Nirvanas legendärem 'Smells Like Teen Spirit', bekannt geworden ist, schafft zwar ein akkurat düsteres Setting mit der nötigen Atmosphäre und bildet so manche Kamerafahrt Cravens eins zu eins ab. Ein Beleg für die Notwendigkeit dieser Neuverfilmung ist dies allerdings nicht, bleibt sie doch letztlich Welten hinter dem kultisch verehrten Original zurück. Nervig sind dies betreffend nicht nur die vorhersehbaren Schockmomente, welche immerhin in der Lage sein sollten selbst Neulinge im Horrorgenre zu erschrecken. Insbesondere die Besetzung Freddy Kruegers enttäuscht. Ohne Frage ist Oscarnominee Jackie Earle Haley ("Little Children", "Watchmen - Die Wächter") ein großartiger, begnadeter und leider viel zu wenig gewürdigter Schauspieler - die Fußstapfen eines Robert Englund sind aber auch ihm zu groß. Schrecken verbreitet Haley in seiner Rolle zweifelsfrei, allerdings fehlt seiner Darstellung die geniale Balance zwischen schwarzem und ironischem Witz sowie der rücksichtslosen Brutalität des typischen Freddy Kruegers.

                    Die Story betreffend darf man nicht allzu viel erwarten. Auch wenn der Film etwas mehr Konzentration auf die Ursprünge, Herkunft und Motivation Kruegers legt fehlen ganz eindeutig die sozialkritischen Akzente der Originalreihe: die Entwicklung der Jugendlichen, das Zurechtkommen in der Welt der Erwachsenen, das Anrennen gegen bestehende Konventionen des Establishment und die Sexualisierung. Besonders negativ ist in diesem Zusammenhang auch die geschmacklose und unverzeihliche Verirrung, in der Kindermörder Krueger einfach zum vergewaltigenden Pädophilen und Päderasten verklärt wird. Abgesehen von diesem unerklärlichen Fauxpas bringt das Werk immerhin in der letzten Szene schockierende Kreativität zu Tage, die somit in netter Form von Wes Cravens eigentümlichen Filmende abweicht.

                    Insgesamt gesehen stellt sich der Horrorstreifen "A Nightmare on Elm Street" in Anbetracht der unbestrittenen Qualitäten des Originals als deutliche Enttäuschung dar. Dem Film fehlt nicht nur das nötige Alleinstellungsmerkmal, vielmehr zeigen sich die Darstellungen zumeist gelangweilt uninspiriert und ohne besondere Abwechslung. Schauspielerisch überzeugt der junge Gesamtcast durchaus, wenn auch ein Robert Englund letztlich nicht wirklich zu ersetzten ist.

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                    Schon gewusst: Wes Craven zeigte sich wenig begeistert über das Remake seines Films, da er weder Mitbestimmungsrecht noch eine beratende Funktion, wie beim Remake seines Films "The Last House on the Left", einnehmen durfte. Der ehemalige Krueger-Darsteller Robert Englund hingegen zeigte sich insbesondere mit der Wahl Jackie Earle Haleys, aber auch den neuen Film- und Gestaltungsmethoden, ausgesprochen zufrieden.
                    Die CGI an Freddy Kruegers verstümmelten Gesicht wurden von dem gleichen Special Effects-Team bearbeitet, welches auch in Christopher Nolans "The Dark Knight" das Gesicht von Harvey 'Two-Face' Dent digital entstellte.
                    Auf Drängen von Warner Bors. sollte der Film vor Kinostart noch nachträglich in eine 3D-Version konvertiert werden, um im Box Office von der Popularität stereoskoper Filme zu profitieren. Überraschenderweise konnten die Produzenten das Filmstudio davon überzeugen, dass eine nachträgliche Umwandlung wenig überzeugend wäre.
                    Schauspieler Kyle Gallner spielte in der herausragenden amerikanischen neo-noir Fernsehserie "Veronica Mars" die Rolle des undurchsichtigen Cassidy 'Beaver' Casablancas in der zweiten Staffel.
                    Das Budget des Films betrug ungefähr 35 Millionen Dollar. Die Einnahmen an den Kinokassen weltweit werden auf über 115 Millionen US-Dollar taxiert.
                    Die gemeinen Kritiken zum Film "A Nightmare on Elm Street" fielen äußerst dürftig aus. Rotten Tomatoes vergibt 13 Prozent, Metacritic bewertet den Film mit 35 von einhundert möglichen Punkten. Kritikerpapst Roger Ebert verleiht dem Film nur einen von vier verfügbaren Sternen. Die renommierte Internet Movie Database präsentiert immerhin eine kumulierte Nutzerbewertung von 5,1.

                    Spaß: 
 
 


 


                    Action:
                    







Spannung: **

                    






Gefühl:
                    







Anspruch: 


                    Kreativität:

                    2
                    • 3

                      Man kann nicht sagen, dass ich die beiden "Hostel"-Filme von Regisseur Eli Roth ("Cabin Fever") sonderlich schätze. Es geht eher so weit, dass ich die ersten zwei Streifen als meine einzigen beiden Hassfilme bezeichnen würde. Das liegt nicht an Roths Können als Regisseur. Ganz im Gegenteil schätze ich ihn, seinen Einfluss auf das Horrorgenre und sein bemerkenswertes Filmverständnis über alle Maßen. Er versteht es durchaus patent die Geschehnisse in Szene zu setzen und auch aus technischer Sicht lässt sich nicht besonders viel bemängeln. Man könnte sich hingegen viel eher an der menschenverachtenden Prägung, expliziten Gewalt- und Goredarstellungen oder den trüben Charakteren stören. Aber auch das veranlasste mich nicht in Gänze zur ablehnenden Haltung gegenüber der zwei "Hostel"-Teile. Was mich an den Filmen viel mehr störte war das realistische Setting - die Möglichkeit von Glaub- und Wahrhaftigkeit, dass solche Dinge wirklich existieren und passieren könnten. So stereotyp und abgedroschen es klingen mag, wirkt der Handlungsort im ehemaligen Ostblockland Slowakei soviel glaubwürdiger als einer dieser ewig gleichen amerikanisierten Horrorfilmchen in ihrem ungefährdet kleinurbanen Umfeld. Es sollte durchaus eine Stärke sein, dass die Filme dies entsprechend zu transportieren verstehen, mich allerdings ließ es mit Unbehagen und unumgänglich ablehnender Haltung zurück.

                      Eine komplizierte wie zwiespältige Beziehung und Situation also, in die nun die zweite Fortsetzung der populären Gorno-Reihe zielt. Der verantwortliche Regisseur ist ein alter Bekannter, Scott Spiegel ("From Dusk Till Dawn 2 – Texas Blood Money"). Bester Freund von Sam Raimi ("Tanz der Teufel"), aber auch sozusagen Geburtshelfer im Filmbusiness für Kultregisseur Quentin Tarantino ("Reservoir Dogs – Wilde Hunde"). Solide Voraussetzungen sollte man meinen, aber was uns "Hostel 3" zeigt ist eine riesige Enttäuschung. Nicht weil ihm der Titel Hassfilm verwehrt bleibt, es ist bedeutend schlimmer. Der Film ist völlig verweichlicht, belanglos und inkonsequent. Es ist wirklich schwierig an diesem Werk etwas positives oder entsprechend 'hassbares' zu finden.

                      Zu aller erst ist der Wechsel des Schauplatzes vom befremdlichen Ostblockstaat ins nevadische Las Vegas eine mittelgroße Katastrophe. Er nimmt dem Film schon im Ansatz das Potential und die Wirkung, die die ersten zwei Teile zumindest unter Umständen durch ihr Setting hervorrufen konnten. Wie glaubhaft wirkt schon eine casinoartige Todesshow in der Wüste Nevadas vor Las Vegas? Diese konstruierte Vorstellung bewegt sich dementsprechend auf einem Realismusniveau mit Wes Cravens "Hügel der blutigen Augen" oder Tobe Hoopers "Blutgericht in Texas", ohne natürlich jemals deren Qualität auch nur ansatzweise zu erreichen.

                      Ein weiterer frappierender negativer Aspekt dürfte insbesondere für hartgesottene "Hostel"-Fans die erstaunliche Entschärfung jeglicher Gewaltszenen sein. Natürlich bleibt auch diesem Film die Jugendfreigabe verwehrt, aber trotzdem kommt der Streifen insgesamt überraschend harmlos daher. Die Folterszenen besitzen nicht die erschütternde Wirkung ihrer Vorgänger und allzu schnell verdeutlichen frühe Schnitte und sich abwendende Kamerabilder den ganz anderen Ansatz bildlicher Gewaltdarstellung. Nichts an dem ich mich persönlich sonderlich stören würde - die meisten Zuschauer dürften auch wegen des hier gezeigten noch Unwohlsein verspüren - aber hartgesottene Fans werden hier ganz klar enttäuscht zurück bleiben.

                      Soviel Inkonsequenz enttäuscht kolossal, da tut es richtig gut, dass immerhin die langweiligen Charaktere und die an sich mäßige Story auch in den dritten Teil 'gerettet' werden konnten. Außerdem fällt es auch in diesem Fall schwer, dem Film irgend eine glaubwürdige sozial- oder anders kritische Intention anzudichten.

                      Zu einer Kritik gehört in der Regel wohl auch noch eine Erwähnung der schauspielerischen Leistungen. Das gelingt hier besonders leicht: Thomas Kretschmann ("Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken") spielt mit - mimt sogar den Antagonisten -, alle anderen Darsteller sind entweder noch schlechter oder noch unbekannter. Die groben technischen Aspekte sind in Ordnung, Kameraführung und Schnitt erinnern höchstens zu sehr an genrebekannte B-Movies. Filmmusik gibt es kaum, der Soundtrack könnte aus "Hangover" stammen, ist aber, wie der ganze Film, absolut beliebig.

                      Was ist nur aus dem kantigen und diskussionswürdigen "Hostel"-Franchise geworden? So strittig auch die beiden ersten Filme waren, hatten sie immerhin die Qualität zu polarisieren und Fans zu gewinnen. Wie auch immer man den Filmen begegnete, enttäuscht Spiegels "Hostel 3" auf ganzer Linie. Alles Bemerkenswerte der Vorgänger ist dank absoluter Inkonsequenz verloren gegangen, der Ortswechsel nach Las Vegas ist ein Desaster. Der Film ist belanglos, langweilig und für Fans ein unverzeihlicher Reinfall. Man muss somit ernsthaft hoffen, dass nicht noch weitere Horrorstreifen dieser Art und im Rahmen dieses Franchises in Arbeit sind. Etwas anderes als eine direkte Veröffentlichung auf Blu-ray beziehungsweise DVD hat dieser Film dementsprechend auch ganz eindeutig nicht verdient.

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                      Schon gewusst: Als Scott Spiegel in jungen Jahren nach Los Angeles kam wohnte er unter anderem gemeinsam mit Sam Raimi ("Spider-Man 1-3"), Joel und Ethan Coen ("The Big Lebowski") sowie den Schauspielerinnen Holly Hunter ("Das Piano"), Frances McDormand ("Burn After Reading – Wer verbrennt sich hier die Finger?") und Kathy Bates ("Misery") in einem Haus.
                      Scott Spiegel gründete zusammen mit Eli Roth ("Stolz der Nation") und Boaz Yakin ("Gegen jede Regel") die Produktionsfirma "Raw Nerve". Diese produzierte unter anderem die drei "Hostel"-Filme, sodass Spiegel schon bei "Hostel" und "Hostel: Part II" zumindest in der Funktion als Produzent auftrat.
                      Scott Spiegel stellte Filmneuling Quentin Tarantino Anfang der 90er Jahre einem gewissen Lawrence Bender vor, der es Tarantino ermöglichte "Reservoir Dogs - Wilde Hunde" zu drehen. Seitdem produzierte Bender alle Filme des Kultregisseurs, mit Ausnahme des Grindhouse-Films "Death Proof - Todsicher".
                      Die allgemeinen Kritiken zum Film fallen unterdurchschnittlich aus. Die renommierte Internet Movie Database weist eine Bewertung von 4,8 aus. Die Filmcommunity Rotten Tomatoes zeigt sogar eine Zuschauerbewertung von miserablen 22 Prozent.
                      Das Budget des Films wird auf etwa 38 Millionen US-Dollar geschätzt.
                      Im Juni 2008 wurde erstmals öffentlich, dass Scott Spiegel einen dritten Teil der Filmreihe drehen könnte. Ein Jahr später bestätigte Eli Roth, dass er persönlich nicht mehr als Regisseur an "Hostel 3" beteiligt sein werde. Lange wurde Roth zumindest als Produzent gehandelt, aber auch dies traf letztlich nicht zu. Genauere Informationen über den Inhalt des Films existierten nur in Form von unbestätigten Gerüchten, erst ein finaler Trailer bestätigte im Oktober 2011 die kolportierte Las Vegas-Thematik.
                      Am 27. Dezember 2011 wurde der Film in den USA direkt auf Blu-ray und DVD veröffentlicht. Deutsche Zuschauer müssen auf die Veröffentlichung hingegen bis zum 17. Januar 2012 warten.

                      Spaß: 
 
 


                      
Action:
                      








Spannung: *

                      







Gefühl:
                      








Anspruch: 


                      
Kreativität:

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                      • 6
                        über Devil

                        In Bezug auf Produzent M. Night Shyamalan ("The Sixth Sense") ist es ein Leichtes in sinnlos kritische Traktate zu verfallen. In diesem Fall ist dies allerdings ausnahmsweise einmal völlig unnötig, da der indische Alibiregisseur nur als Produzent und Drehbuchschreiber auftritt. Dementsprechend ist "Devil" auch besser als all jene Produkte, die sich zuletzt aus der Verantwortung Shyamalans ergaben.
                        Das darf man nicht falsch verstehen, zu einem sehr guten Film macht dies "Devil" beileibe nicht, aber zu einem soliden Werk. Die amerikanische Brüder John Erick und Drew Dowdle erarbeitete sich mit ihrem mittelprächtigen Blitzremake "Quarantäne" des spanischen Erfolgsfilms "[●REC]" zumindest einen Namen im entsprechenden Genrekino und sie sollten somit bestens für die Verfilmung eines Thrillers geeignet sein.

                        Der Film bietet auch auf den ersten Blick schon eine sehr interessante wie reizvolle Grundkonstellation mit dem beschränkten Hauptschauplatz Fahrstuhl, welcher bisher nicht so wirklich überzeugend in trashigen B-Movies die Leute in den Tod stürzen durfte und hier trotz alledem sehr effektiv genutzt wird. Natürlich besitzt der Film im Umgang mit seinem begrenzten Spielort nicht im Ansatz die Klasse eines Hitchcock'schen "Das Fenster zum Hof" oder Schumachers "Nicht auflegen", die klaustrophobische Grundstimmung wird aber durchaus verständlich und glaubwürdig transportiert. Die im Aufzug befindlichen fünf Protagonisten, welche jeder für sich auf irgendeine Art und Weise Schuld auf sich luden, stützen den Film und seinen Plot mit expositivem Gerede, natürlichem Zweifel, fadenscheinigem Selbstschutz und exzessiven Verdächtigungen. Dass sich unter ihnen dann allerdings der Teufel höchstpersönlich befindet, klingt nicht nur albern, sondern zielt viel zu kalkuliert auf christliche Urängste. Viel schwerer als das wiegt aber die Vorhersehbarkeit der Story, die sich allzu schnell und für den normalen Kinogänger wohl schneller als geplant ihrer Auflösung zubewegt. Shyamalan kupferte hier ein wenig bei Agata Christi und dort bei James Wans "Saw" ab, dazu wird eine Prise Teufelsspuk und ein klerikal strahlendes Happyend gereicht. Dass der Film nach seinem zu früh absehbaren Ende und einer der sinnlosesten Kamerafahrten der Geschichte schon nach nur knapp achtzig Minuten in den Abspann übergeht ist da fast die größte Überraschung des Abends. Was letztlich alles reichlich abstrus und konstruiert klingt, ist aber über weite Strecken trotzdem mit überzeugender Spannung und gutem Tempo inszeniert. Bemerkenswert ist außerdem, dass der Film auf den übertriebenen Gebrauch von Kunstblut und die Zurschaustellung abgetrennter Gliedmaßen oder mittlerweile ähnlich üblicher Verrohungen verzichtet. Stattdessen wird der durch Dunkelszenen und akzentuierte Schnitte hervorgerufenen Grusel im Kopf des Betrachters erst zur vollen Reife gebracht. Schauspielerisch bieten sich solide Leistungen, wobei man in einem Streifen voller unbekannter Schauspieler vielleicht noch am ehesten von John Logan Marshall-Green ("O.C., California") oder Chris Messina ("Away We Go – Auf nach Irgendwo") gehört haben könnte. Die Filmmusik vom gemeinhin unbekannten Komponisten Fernando Velázquez ist hingegen nicht der Rede wert.

                        Das klingt zusammenfassend alles sehr kritisch, aber "Devil" weiß durchaus als patenter Thriller mit zugegeben wenig visuellem Horror aber konstant akkurater Spannung zu gefallen. Außerdem verzichtet der Film konsequent auf den aufgesetzten Pathos und die unfreiwillige Komik der letzten Shyamalan Filme. Somit darf man auch auf die zwei weiteren Episoden der "The Night Chronicles"-Reihe gespannt sein. Der dritte Teil soll immerhin die Fortsetzung zu "Unbreakable - Unzerbrechlich", dem Werk aus der mittlerweile leider fast vergessen Ära der tollen Shyamalan-Filme, werden.

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                        Schon gewusst: Das Budget des Films, welches bereits am Startwochenende wieder eingespielt werden konnte, wird auf nur rund zehn Millionen Dollar geschätzt.
                        Insgesamt konnten an den Kinokassen weltweit Einnahmen von mehr als 62 Millionen US-Dollar generiert werden.
                        Der erste Trailer zum Film erzeugte deutschlandweit Aufsehen und Erheiterung, denn dort heißt es wortwörtlich "Jeder Tag unseres Lebens ist voller {Überblendung} unvorhersehbaren Ereignissen". In einer späteren Version wurde dies durch einen animierten Worteinschub korrigiert.
                        Seit "The Sixth Sense" produzierte Sam Mercer jeden von M. Night Shyamalans Filmen. Für den Film "Congo" erhielt dieser außerdem bereits im Jahr 1996 eine Nominierung für die Goldene Himbeere.
                        Apropos Goldene Himbeere: M. Night Shyamalan höchst selbst erhielt jüngst für sein letztes Werk "Die Legende von Aang" die zweifelhafte Auszeichnung gleich in doppelter Ausführung.
                        Gedreht wurde der Film ab Oktober 2009 vor allem in Toronto, Philadelphia und Los Angeles.
                        In den Vereinigten Staaten startete der Film unter anderem mit Ben Afflecks "The Town - Stadt ohne Gnade" und Will Glucks "Einfach zu haben", mit der bezaubernden Emma Stone ("Superbad") in der Hauptrolle. In deutschen Kinos stand der Film zum Beispiel in Konkurrenz zu "The Green Hornet" oder Disneys "Rapunzel - Neu verföhnt".
                        Die Kritken zum Film fallen recht gut aus. Die renommierte Internet Movie Database zeigt einen repräsentativen Score von 6.3. In der Community Rotten Tomatoes findet sich eine Bewertung von 51 Prozent, Metacritic vergibt 44 von einhundert möglichen Punkten.
                        Der zweiten Teil der "Night Chronicles"-Reihe soll von einer zwölfköpfigen Gerichtsjury handeln, die einen Fall in Verbindung mit übernatürlichen Geschehnissen diskutieren und verhandeln muss. Der Film mit dem englischen Originaltitel "Reincarnate" soll von Regisseur Daniel Stamm inszeniert werden, das Drehbuch stammt hingegen von Chris Sparling ("Buried - Lebend begraben"). Wann der Film den Weg in die internationalen Kinos finden wird ist noch nicht offiziell bekannt.

                        Spaß: 
 
 


                        
Action: *
                        








Spannung: **

                        







Gefühl:
                        








Anspruch: 


                        
Kreativität:

                        5
                        • 7 .5

                          Dass man Regisseur Brad Bird nicht auf Anhieb zuordnen kann ist nicht weiter verwerflich. Wirft man allerdings einen kurzen Blick auf sein filmisches Schaffen wird so manchem Filmfreund das Kaliber Birds allzu schnell deutlich werden. So schuf er unter anderem den faszinierenden Zeichentrickfilm "Der Gigant aus dem All", aber auch für Pixars bisher größten Erfolg "Ratatouille" zeichnete Bird als Regisseur verantwortlich. Nun also, nach Zeichentrick und Animation, ein Realfilm und obendrein die dritte Fortsetzung eines starken aber mittlerweile verlebten Actionfranchises. Klingt nach einer großen Herausforderung, quasi die, in der vor Kreativität strotzenden internationalen Presse so oft als "Mission: Impossible" bezeichnete unlösbare Aufgabe. Brad Bird darf sich allerdings gut gewappnet fühlen, erzählte er doch bereits mit seinem Pixar Erstling "Die Unglaublichen - The Incredibles" die Geschichte halbwegs gescheiterter Superhelden. Ein Scheitern ist natürlich, so unmöglich die Mission auch sein mag, mit seinem neusten Werk keine Option für den gleich zweifachen Oscarpreisträger und das merkt man ab der ersten Filmminute.

                          Man erwartet als Zuschauer nichts sonderlich neues oder gar revolutionäres vom neusten "Mission:Impossible" Spross mit dem Beinamen "Phantom Protokoll". Umso schöner ist es zu sehen, wie routiniert und souverän Regisseur Bird den Film zu gestalten versteht. Eine Story jenseits jeglicher Bedeutung - vielleicht am besten als ewig andauernder Zwist zwischen den USA und Russland zu verstehen, in dem Protagonist Ethan Hunt zwischen die Fronten gerät und quer über den Globus durch stereotype russische und indische Schauplätze gejagt wird, bei Bedarf aber auch gleich noch einer Explosion des Kremls entkommt, das größte Gebäude der Welt in Dubai besteigen darf und einen Atomkrieg verhindern muss. Alles ganz unwichtig, als Träger bestens inszenierter Action, toller Stunts und unermüdlichem Krawalls allerdings bestens geeignet und nahezu vorbildlich geraten. Dazu noch eine winzige Prise Emotion und als echtes Novum der Filmreihe auch Humor, für den natürlich in erster Linie der Brite Simon Pegg mit amüsanten Dialogen und gekonnter Situationskomik verantwortlich ist.

                          Ein bedeutender Unsicherheitsfaktor in der Mission Birds war sicherlich Hauptdarsteller und Produzent Tom Cruise ("Operation Walküre – Das Stauffenberg Attentat"). Viel wird über Tom Cruise geredet und geschrieben. Seine beste Zeit hat der fast fünfzigjährige Schauspieler vermutlich hinter sich, außerdem sorgt er mit so manchem öffentlichen Auftritt und seinem insistierenden missionarischen Wirken für die Kommerzgemeinde Scientology regelmäßig für Unverständnis. Aber was wäre das "Mission: Impossible"-Franchise schon ohne seinen eingestammten Protagonisten? Den Drehbuchschreibern André Nemec ("October Road") und Josh Appelbaum ("Happy Town") gelingt ein Kunststück, überzeugt Cruise doch durch sein fast schon sympathisches und durchaus emotional aussagekräftig Schauspiel. Cruise, der im Entengang und mit spärlich gezüchteten Muskeln bepackt durch den Film stolziert, greift natürlich weiterhin auf das ihm zur Verfügung stehende eingeschränkte Repertoire an Mimiken zurück, was ihn aber nicht weiter angreifbar macht und auch über fünfzehn Jahre nach Brian De Palmas ("The Untouchables – Die Unbestechlichen") Serienauftakt irgendwie noch immer cool daherkommt. Ein rundherum passendes Ensemble toller Schauspieler, unter anderem mit Jeremy Renner ("Tödliches Kommando – The Hurt Locker"), Simon Pegg ("Hott Fuzz - Zwei abgewichste Profis"), Tom Wilkinson ("Batman Begins") und Paula Patton ("Déjà Vu – Wettlauf gegen die Zeit") besetzt, sichert die 'Mission: Fortsetzung' außerdem patent ab.

                          Ein rundum gelungener Film sollte man also meinen, tatsächlich stört man sich wenn überhaupt auch nur an Details. Als Erbe eines Philipp Seymour Hoffman ("Tödliche Entscheidung – Before the Devil Knows You’re Dead") erscheint Antagonist Hendricks, gespielt von Michael Nyqvist ("Millennium–Trilogie"), etwas zu kraftlos und wenig charismatisch. Außerdem bietet der oscarprämierte Komponist Michael Giacchino ("Oben") eine Filmmusik ohne echte Höhepunkte, die sich dann doch zu sehr auf dem Rücken von Lalo Schifrins Originalthema ausruht. In der Gesamtheit sind die zugegebenermaßen aber nur Kleinigkeiten.

                          "Mission: Impossible: Phantom Protokoll" ist ein sehr guter Actionfilm und vielleicht sogar der beste Teil der bekannten Filmreihe. Man könnte meinen Brad Bird würde schon seit Jahren Actionfilme drehen, so bemerkenswert kreativ und souverän inszeniert er die Geschehnisse. In seinen Trickfilmen zeigte er immer wieder großes Fingerspitzengefühl im Umgang mit seinen Charakteren und dass somit sogar eine persona non grata wie Cruise bestens in Szene gesetzt wird ist beachtlich. Überdies bleibt der Film auch wegen seiner großartigen Actionszenen - ob nun die Infiltration des Kremls, die Hochhausbesteigung oder der Kampf im Ebenenparkhaus - weiterhin in bester Erinnerung.
                          Bei so guter Actionkost muss sich ein James Bond für seine nächste Mission sicherlich einiges einfallen lassen, denn die faszinierenderen Gadgets besitzt jetzt schon die Impossible Mission Force mit Agent Ethan Hunt.

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                          Schon gewusst: Seine Weltpremiere feierte der Film Anfang Dezember in Dubai.
                          Das finanzielle Budget des Films wird auf ungefähr 145 Millionen US-Dollar geschätzt.
                          Regisseur Brad Bird entschied sich bewusst gegen einen Filmdreh beziehungsweise eine nachträgliche Konvertierung in ein 3D-Format. Stattdessen entschied er sich, ähnlich wie Christopher Nolan bei "The Dark Knight", für den Gebrauch von IMAX-Kameras. Etwa eine halbe Stunde des fertigen Films liegen entsprechend im IMAX-Format vor.
                          Gedreht wurde der Film von Oktober 2010 bis März 2011 unter anderem in Dubai, Prag, Moskau, Mumbai, Bangalore and Vancouver.
                          Der Burj Khalifa in Dubai ist mit knapp 830 Metern das höchste Gebäude der Welt. Schauspieler Tom Cruise kletterte in der Tat selbst an der Fassade entlang, diese Szenen wurden also nicht vor einem Green screen gedreht. Nachträglich wurden von Lucas' Industrial Light & Magic einzig die nötigen Sicherheitsseile digital wegretuschiert.
                          Die Kritiken zum Film fallen insgesamt überdurchschnittlich und unerwartet gut aus. Die Internetcommunity Rotten Tomatoes zeigt einen Score von 93 Prozent, bei Metacritic erhält der Film 74 aus einhundert möglichen Punkten. Die renommierte Internet Movie Database weist eine kumulierte Bewertung von 7,9 aus. Kritiker Roger Ebert verleiht dem Film dreieinhalb von vier möglichen Sternen.
                          Das Mehretagenparkhaus für den finalen Kampf wurde speziell für den Film im Filmstudio in Vancouver gebaut.
                          In Mumbai fährt Ethan Hunt das Konzept- und Elektrofahrzeug BMW i8, welches im Jahr 2013 auf den Markt kommen soll. Zu sehen sind außerdem Modelle der 1er-, X5- und 6er-Serie.
                          Die "Mission: Impossible"-Reihe basiert auf der amerikanischen Fernsehserie "Kobra, übernehmen Sie" aus den 70er Jahren. Aus dieser Serie wurde auch das einprägsame Hauptthema vom argentinischen Komponisten Lalo Schifrin ("THX 1138") übernommen.

                          Spaß: ** 
 
 


                          
Action: ***
                          








Spannung: **

                          







Gefühl: *
                          








Anspruch: 


                          
Kreativität:

                          6
                          • 8

                            Als der Horrorklassiker "Das Ding aus einer anderen Welt" vor gut zwanzig Jahren seinen Weg in die weltweiten Kinos fand - Regisseur John Howard Carpenter hatte in den Jahren zuvor die zwei sehr erfolgreichen Filme "Halloween - Die Nacht des Grauens" und "Die Klapperschlange" gedreht - zeigte der Streifen eindrucksvoll die damaligen Möglichkeiten der Trick- und Spezialeffekte auf. Aus heutiger Sicht mögen diese zugegebenermaßen mitunter sehr derben Effekte an Überzeugungs- und Schockpotential eingebüßt haben, die dichte Atmosphäre und herausragende Inszenierung ist aber auch heute noch auffällig und faszinierend.

                            Die Geschichte über eine Gruppe amerikanischer Wissenschaftler in einer antarktischen Forschungsstation, welche sich mit unerklärlichen und beängstigenden Erscheinungen konfrontiert sehen, basiert auf dem Roman "Who Goes There?" von Autor John W. Cambell Jr. und brachte bereits im Jahr 1951 eine naiv harmlose Verfilmung von Carpenters Idol Howard Hacks ("Tote schlafen fest") hervor. Von diesem Film hebt sich Carpenters routiniert in Szene gesetzte Version allerdings erfrischend ab. Nicht nur gelingt ihm neben einer überraschend guten Charakterzeichnung die beunruhigende Schilderung von Isolation und marternder Ungewissheit im Angesicht der Bedrohung; auch auf den umfangreichen Einsatz von Pyrotechnik und leicht karikaturesker Splattereinlagen setzt der Film in adäquater Art und Weise.

                            In den Kinos war der Horrorstreifen ausgesprochen erfolglos, was weniger mit der Qualität des Films zu tun hatte - vielmehr wollte das Publikum zu jener Zeit eine andere Art von Außerirdischen und Aliens sehen. Keine zwei Wochen zuvor lief beispielsweise Steven Spielbergs berühmter Film "E.T. - Der Außerirdische" in den Lichtspielhäusern an, welcher nicht nur dem Zeitgeist entsprach und deshalb extrem erfolgreich war, sondern präsentierte er auch eine familiengerechte und pazifistische Form von Alien - ohne Splatter oder ausufernde Bosheit. Kritikern und Genrefans war allerdings schon damals die Qualität von Carpenters "Das Ding aus einer anderen Welt" bewusst, wirklich populär wurde sein Werk allerdings, wie so oft, erst Jahre später.

                            In seiner Gesamtheit betrachtet präsentiert Horrormeister John Carpenter einen sehr spannenden und atmosphärisch herausragenden Film, der mit großen Effekten von Rob Bottin, einer tollen Filmmusik von Ennio Morricone und guten Schauspielern (Kurt Russell ("Death Proof - Todsicher"), David Clennon) zu unterhalten versteht. Natürlich geht die Zeit auch an diesem Film nicht spurlos vorbei, weiterhin wird der Streifen allerdings als möglicherweise beste Regiearbeit Carpenters überhaupt gehandelt und ist somit im positivsten Sinne weit von seinen letzten gemeinhin enttäuschenden 08/15-Arbeiten, wie zum Beispiel "John Carpenter's Ghosts of Mars", entfernt.
                            Insbesondere für Fans des Horrorgenre gehört der Film als echte Empfehlung selbstredend zum Standardprogramm und Pflichtkanon.

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                            Schon gewusst: Mit der musikalischen Ausarbeitung Ennio Morricones ("Es war einmal in Amerika") war Regisseur John Carpenter nicht voll zufrieden, weshalb er nachträglich teilweise eigens komponierte Melodien einfügte. "Das Ding aus einer anderen Welt" ist einer der wenigen Filme, in dem Carpenter nicht selbstständig für den Score des Films zuständig war.
                            Bemerkenswert ist, dass der Film komplett ohne eine einzige weibliche Darstellerin auskommt.
                            Die Filmcommunity Rotten Tomatoes vergibt eine kumulierte Bewertung von achtzig Prozent mit dem Prädikat 'fresh'. Die Chicago Film Critics Association ernannte den Film zum siebzehnt gruseligsten Film aller Zeiten. Vom Empire Magazin wurde der Film unter die 500 Besten Filme aller Zeiten gewählt. Der bekannte Kritiker Roger Ebert verlieh dem Film zweieinhalb von vier möglichen Sternen.
                            Im Jahr 2002 erschien das interaktive Spiel "The Thing - Das Ding aus einer anderen Welt" auf PC, PlayStation 2 und Xbox. Hierbei handelte es sich um einen Survival-Horror in Form eines Third-Person-Shooters.
                            Erst im Jahr 2009 wurde der Film in Deutschland durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien vom Index genommen, sodass er nun wieder öffentlich verkauft und beworben werden darf. Außerdem erhielt erhielt der Streifen eine Neueinstufung der FSK mit der Altersfreigabe ab 16 Jahren.
                            Die Produktion des Films kostete ungefähr fünfzehn Millionen Dollar. Da der Film an den Kinokassen wenig erfolgreich war konnten nur etwas mehr als neunzehn Millionen US-Dollar wieder eingespielt werden. Am gleichen Erscheinungstag lief übrigens unter anderem auch Ridley Scotts Science-Fiction-Meilenstein "Blade Runner" in den amerikanischen Kinos an.
                            Im November 2011 erschien ein Prequel zum Film. Der Film "The Thing" beschäftigt sich mit der Entdeckung des Aliens durch die norwegischen Forscher und die Regie wird der recht unbekannte Niederländer Matthijs van Heijningen Jr. ("Army of the Dead") führen. Als Darstellerin tritt unter anderem Mary Elizabeth Winstead ("Death Proof - Todsicher") auf.

                            Spaß: 
 
 


 


                            
Action: **
                            








Spannung: **

                            







Gefühl:
                            








Anspruch: 


                            
Kreativität: *

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                              über Super 8

                              Rasselnder Projektor, flackerndes Bild, Filmriss... das ist unter anderem die Magie des Super-8-Filmformats. Und wenn man von cineastischer Magie spricht gelangt man schnell zu niemand geringerem als Steven Spielberg ("Jurassic Park"). Eben jenem ikonenhaften Regisseur, der mit seinen Filmen nicht nur echte Klassiker, sondern zahllose magische und unvergessliche Filmmomente schuf. Da trifft es sich doch umso besser, dass Spielberg größter Förderer und Lehrmeister von Regietalent Jeffrey Jacob "J. J." Abrams ist. Dieser zeichnete nicht nur für tolle Serien wie "Alias - Die Agentin", "Lost" oder dem legitimen "Akte X"-Nachfolger "Fringe - Grenzfälle des FBI" verantwortlich, auch die zweite Fortsetzung der "Mission: Impossible"-Reihe und die erfolgreiche Reanimierung des "Star Trek" Franchises sind ihm zu verdanken. Nun findet er mit seinem neuesten Film "Super 8" den Weg in die internationalen Kinosäle.

                              "Super 8" handelt von einer Gruppe Kinder, die in ihrem kreativen Eifer einen eigenen Zombiefilm drehen wollen, inklusive naiv-rührender Liebesgeschichte und blutiger Splattereffekte. Beim Dreh einer Szenen werden die jungen Protagonisten allerdings Zeugen eines unglaublichen Zugunglücks, infolgedessen die Stadt von Militärs und geheimnisvollen Ereignissen heimgesucht wird. Natürlich kann es nur unseren jungen Helden gelingen, die Stadt vor der sicher geglaubten Auslöschung zu retten...

                              Ein typischer Science-Fiction-Film könnte man meinen, die Erzählung wird auch durchaus nach den typischen Mustern Hollywoods aufgelöst, trotzdem behandelt der Film auf nachdenkliche Weise auch allgemeingültige Alltagsprobleme von Verlust, Trauer und Freundschaft. Zudem bietet der Streifen unter anderem mit seinen Reminiszenzen an George A. Romero ("Zombies im Kaufhaus") oder John Carpenter ("Halloween - Die Nacht des Grauens") einen ersten losen Einstieg in den Bereich des Horrorgenres, nicht nur auf Ebene des selbstgedrehten Zombiefilms, sondern auch wegen der umschließenden Monstergeschichte. Außerdem sollte man weder die Fähigkeiten eines regieführenden Abrams, noch eines produzierenden Spielbergs unterschätzen.

                              Das letzterer deutliche Spuren hinterlässt zeigt sich schon allein in der visuellen Präsentation mit den vielen Spielberg-typischen Kameraeinstellungen und markanten Streulichtern, aber auch in der kinderfixierten Ausführung des Plots. Die Ohnmacht der Erwachsenen zeigt sich immer wieder und so muss das Schicksal in die Hände der Fahrrad fahrenden Kinder gelegt werden. Das sich somit deutlichste Parallelen zu Spielbergs "E.T. - Der Außerirdische" auftun ist dabei nur ein ausgesprochen charmanter Baustein eines Films, der bisher zu den echten Highlights des Kinojahres gezählt werden muss.

                              Abrams ist ein begnadeter Geschichtenerzähler und die Lust am Projekt zeigt sich in fast jeder Einstellung. Schon beim zweimaligen Anschauen dürften sich beispielsweise zahlreiche handlungsbedeutende Anspielungen in gewissen Kameraeinstellungen wieder finden, wie Kritiker Jamie Graham deutlich macht - ob es nun der handlungsweisende Wasserturm ist, der durch ein Loch in der Wand zu sehen ist, oder ein Panzer, der über einen Kinderspielplatz walzt. Abrams schafft mit seinem Film zudem einen schwierigen Spagat, der in Zeiten x-beliebiger Sequels und Prequels völlig vergessen worden zu sein scheint. Und zwar verbindet er gekonnt eine originäre Story, die weder Remake noch Comicverfilmung ist, gestaltet darum eine spannende Dramaturgie und würzt dies mit genau der richtigen Menge an Computereffekten. Diese zeigen in ihrer Perfektion einmal mehr das unerreichte Können von Lucas' Industrial Light and Magic. Das mit Abstand beste Beispiel liefern hier ganz klar die Filmszenen mit der Entgleisung des Güterzuges - eine solch zerstörerische und actiongeladene Brillanz hat man selten gesehen und so fühlt sich beispielsweise ein Roger Ebert ironischer Weise an den Flugzeugabsturz aus dem unsäglichen "Knowing" erinnert. Heutzutage leiden viele Filme unter der drückenden Macht ihrer visuellen Effekte, "Super 8" wird allerdings durch diese nur unterstützt und konzentriert sich weiterhin auf die Story und die sympathischen Charaktere - es gelingt die seltene Mischung aus Effektspektakel und emotionaler Erzählung.

                              Auch schauspielerisch bietet "Super 8" einiges. Die Jungschauspieler verdienen erst einmal größten Respekt und Würdigung. Sie tragen den Film in jeder Sekunde, sie spielen ihre Rollen glaubwürdig und absolut entspannt, sodass man sich ihrem Charme nicht entziehen kann. Schon Spielberg wusste, wie viel Potential in jungen Darstellern steckt und auch J. J. Abrams gelingt es, dieses im Film meisterhaft festzuhalten. Mit Joel Courtney ("Tom Sawyer & Huckleberry Finn"), Elle Fanning ("Der seltsame Fall des Benjamin Button"), Riley Griffiths ("William Shakespeares: Ein Sommernachtstraum"), Zach Mills ("Der fremde Sohn") und dem wahnsinnig tollen Ryan Lee ("Breaking Bad") seien an dieser Stelle nur ein paar der faszinierenden jungen Darsteller genannt.

                              Ebenso ist die musikalische Untermalung mehr als gelungen. Wie gewohnt arbeitet Abrams mit seinem Stammkomponisten und Oscarpreisträger Michael Giacchino ("Oben") zusammen. Auch ihm gelingt klassisch komponiert und orchestriert ein Score, der fesselt, anspricht und in seinen besten Sequenzen an die zeitlose Perfektion eines John Williams mit seinen Komposition zu "E.T. - Der Außerirdische" oder "Unheimliche Begegnung der dritten Art" erinnert.

                              Insgesamt gesehen bietet sich mit dem Film "Super 8" ein unerwartetes Highlight dieses bisherigen Filmjahres. Regisseur J. J. Abrams gelingt ein emotionaler und trotzdem spannend pointierter Lobgesang, eine Hommage auf die Science-Fiction-Filme der 50er und 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, aber auch eine Ehrerbietung an sein größtes Vorbild Steven Spielberg. "Super 8" ist einer dieser liebevollen Filme, die noch echte filmische Magie transportieren und dabei ein breites Publikum ansprechen können. Es ist dabei besonders löblich, dass die jungen Zuschauer nicht nur mit tumben Effekten bei Laune gehalten werden, sondern sie auch eine faszinierende Geschichte über Abenteuer und Freundschaft geboten bekommen. "Super 8" ist Nostalgie, eher eine Würdigung der Art und Weise Filme zu machen, als die Konzentration auf eine geschichtliche Epoche. Das dies trotzdem als lupenreiner Mainstream funktioniert, ist dann wohl letztlich auch das größte Kunststück des J. J. Abrams.

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                              Schon gewusst: Anfangs wurde "Super 8" als ein Sequel oder Prequel zu Matt Reeves "Cloverfield" angekündigt. Abrams dementierte dies aber recht zügig.
                              Im Film kommen unter anderem die Lieder "My Sharona" von The Knack, "Don't Bring Me Down" vom Electric Light Orchestra und "Heart of Glass" von Blondie vor.
                              Das Budget des Films wird auf ungefähr fünfzig Millionen US-Dollar geschätzt. Seit der Veröffentlichung Anfang Juni konnten weltweit bisher fast zweihundertfünfzig Millionen Dollar wieder eingespielt werden. In den deutschen Kinos konnte der Film in einer Woche bereits Einnahmen von ungefähr fünf Millionen Dollar generieren.
                              Die allgemeinen Kritiken zum Film fielen sehr gut aus. Die renommierte Internet Movie Database zeigt einen kumulierten Score von 7,5. Die Internetcommunity Rotten Tomatoes zeigt eine Bewertung von überdurchschnittlichen 81 Prozent. Der bekannte Kritiker Roger Ebert von der Chicago Sun-Times vergibt tolle dreieinhalb von vier möglichen Sternen und nennt "Super 8" "a wonderful film".
                              Bei den Teen Choice Awards 2011 war der Film in sechs verschiedenen Kategorien nominiert. Beispielsweise erhielten Riley Griffiths, Joel Courtney und Elle Fanning eine Nominierung.
                              Die gut einstündige Filmmusik von Michael Giacchino wurde vom Hollywood Studio Symphony Orchester eingespielt und erschien Anfang August über Varèse Sarabande.
                              Der Film wird überwiegend in konventionellen Kinos gezeigt, wurde aber auch in einer speziellen Version für IMAX-Kinos veröffentlicht.
                              "Super 8" ist der erste Film, bei dem J. J. Abrams mit Spielbergs Amblin Entertainment zusammen arbeitet.

                              Spaß: **
                              

Action: *** 


                              Spannung: *


                              Gefühl: *


                              Anspruch: 


                              Kreativität: *

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                                Mein Beitrag zur Aktion Lieblingsfilm:

                                Der US-amerikanische Regisseur David Lynch ist nicht übermäßig für stringente und chronologische Erzählungen bekannt. Geschätzt und verehrt wird er vielmehr wegen seines teils surrealen, dystopischen und immer im Wesen des Film noir gehaltenen unkonventionellen Erzählstils. "Eine Wahre Geschichte – The Straight Story" ist hingegen ein grundlegend anderer Film, der nicht so richtig zu Lynchs sonstigem Schaffen passen mag und wohl das am wenigsten diskutierte Werk des Regisseurs darstellt.

                                Der knapp zweistündige Film erzählt die tatsächlich wahre Geschichte – so erklärt sich schon einmal der deutsche Filmtitel – des rüstigen Amerikaners Alvin Ray Straight. Als dieser vom Schlaganfall seines im Sterben liegenden Bruders erfährt, beschließt er diesen zu besuchen. Es ist der Beginn eines Roadtrips der ganz besonderen Art, von Laurens, Iowa, bis Mount Zion, Wisconsin. Besonders bemerkenswert ist dabei, dass der 73-jährige Alvin wegen seines fortgeschrittenen Alters und seiner schlechten Augen keinen Führerschein mehr besitzt und die über 400 Kilometer zu seinem Bruder deshalb mit einem bescheiden motorisierten Aufsitzrasenmäher zurücklegen muss. Was auf den ersten Blick nach einem simplen Plot klingen mag, entfaltet eine tiefgründige und hochemotionale Odyssee durch das amerikanische Niemandsland kleiner Orte und menschenleerer Natur.

                                Auf seinem teils beschwerlichen Weg begegnet Alvin den unterschiedlichsten Menschen. Er trifft auf eine schwangere Tramperin, eine Gruppe Radsportler, einen Weltkriegsveteran und eine Frau, die in überspitzter Regelmäßigkeit mit ihrem Auto Rehe anfährt (vielleicht ein Anklang an die typische Bizarrheit Lyncher Charaktere). Außerdem ist der Protagonist immer wieder wegen seines mäßig verlässlichen Rasenmähers auf die Hilfe Anderer angewiesen. Bei all diesen Begegnungen widerfährt Alvin nur Gutes, die fremden Leute zeigen sich barmherzig und verständnisvoll – man würde es als kitschig erachten, kennte man den wahren Ursprung der Erzählung nicht. David Lynch zeigt uns aber bei weitem keine sorgenfreie und perfekte Welt, in der ländlichen Idylle des mittleren Westens zeigen sich die Sorgen und Probleme der Menschen eher im Verborgenen.

                                Während des Films begegnen wir somit den unterschiedlichsten Schicksalen. Lynch schafft es allerdings jederzeit, die Poesie, Spiritualität und Sentimentalität des Films bemerkenswert geerdet darzustellen. Für die zahlreichen herausragenden Dialoge im Film wird bewusst auf gestellte und übertrieben gekünstelte Wortakrobatik verzichtet und genau hier zeigt sich die ihnen innewohnende Stärke. Durch die hemdsärmelige und mitunter umgangssprachliche Wortwahl und Topologie wirken sie besonders nachvollziehbar und ehrlich. So erzählt Alvin im Rahmen schönster Lagerfeueratmosphäre: “Als meine Kinder noch klein waren, hab ich immer ein Spiel mit ihnen gespielt. Ich hab ihnen einen Stock in die Hand gedrückt, jedem einen. Und dann sollten sie ihn durchbrechen, was natürlich leicht ging. Und dann gab ich ihnen dieselben Stöcke in einem Bündel, und das sollten sie auch durchbrechen, was natürlich nicht ging. Dann sagte ich ihnen, dieses Bündel ist die Familie…” Das ist die ungefilterte Weisheit und Wahrheit des Lebens.

                                Auf die Frage, was das Schlimmste am Altwerden sei, antwortet Alvin später: „Das Schlimmste ist die Erinnerung an die Jugend!“ Jeder Mensch trägt seine persönliche Last, so plagen Alvin Straight vor allem die traumatischen Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg, aber auch die Sorgen um die eigene zurückgebliebene Tochter, der ihre Kinder genommen wurden. Auch die Fremden offenbaren ihre Leiden, Abhilfe bietet der Film hier aber nicht und überlässt die einzelnen Figuren in ihr Schicksal. Lynchs Werk regt vielmehr zum Nachdenken an und ist mit den Themen um Familie, Freunde, Liebe und Leben fraglos ein Film, der jeden Zuschauer anspricht.

                                Natürlich ist dieser Effekt auch den authentischen Schauspielern, allen voran dem fabulösen Richard Farnsworth ("Der Unbeugsame") geschuldet. Der Film lebt geradezu von der glaubwürdigen Aura, die Farnsworth mit seinem unvergleichlich ehrlichen und emotionalen Schauspiel schmückt. Zurecht wurde er für diese Leistung im Jahr 2000 mit einer Oscar-Nominierung bedacht, leider sollte es aber auch seine letzte Filmrolle sein, da er wegen seiner unheilbaren Krebserkrankung im Anschluss an die Dreharbeiten Suizid beging.

                                "Eine Wahre Geschichte – The Straight Story", so gradlinig ,straight‘ und bodenständig erzählte Lynch zuletzt beim Drama "Der Elefantenmensch", vor allem das Vertrauen auf die Langsamkeit und Unaufgeregtheit prägt dieses Meisterwerk aber ganz explizit. Zwischen den zahlreichen menschlichen Begegnungen findet der Film so auch immer wieder die nötige Zeit, um die Natur und fließenden Landschaften in das Blickfeld zu rücken. So weicht die Kamera streckenweise vom Protagonisten ab und zeigt beispielsweise im Lauf der Wolken am Himmel das bloße Wirken der Natur. Der Stellenwert des Lebens zeigt sich hier erst im entschleunigten Gesamtzusammenhang von Mensch und Natur.

                                Viele Jahre hatte Straight keinen Kontakt zu seinem Bruder. Im Angesicht des Todes und der unvermeidlichen Endlichkeit besinnt er sich aber auf seinen Ursprung, die geschätzten Erinnerungen an die eigene Kindheit. Der letzte Akt: Wer ist dieser Bruder, wegen dessen Alvin diese leidliche aber auch unvergessliche Reise auf sich nimmt? Lynch findet letztlich ein versöhnliches und rundherum gelungenes Finale, das die Odyssee ohne klischeehaften Pathos und schmierigen Kitsch gekonnt ausklingen lässt.

                                Insgesamt gesehen ist der Roadtrip nicht nur die Überbrückung von Raum, es ist eine Art gedankliche Zeitreise durch das ereignisreiche Leben des Protagonisten – bodenständig, unaffektiert, ehrlich und poetisch.

                                Kurz gesagt: Eine wahre Geschichte.

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                                • 4 .5

                                  Der sehr verehrte Kritiker Roger Ebert richtete damals über den Film "Die Legende von Aang" und sagte, der Film sei ein qualvolles Erlebnis, in jeder denkbaren Kategorie und auch in jenen, die erst noch erfunden werden müssten. Von mäßiger Qualität ist der Film sicherlich, allerdings lassen sich Fehl und Tadel durchaus rational in uns bekannten Kategorien festmachen und verdeutlichen.

                                  Regie führte das ehemalige Jungtalent M. Night Shyamalan ("The Sixth Sense"). Man mag der Ansicht sein, dass so genanntes Shyamalan-Bashen zurzeit Mode und weder einfalls- noch geistreich sei - der Regisseur selbst bietet allerdings ein ums andere mal beste Motivation dazu. Der sich als bildstürmisches Genie bezeichnende Regisseur verspielte mit seinen letzten Filmen immer mehr den dringend nötigen Einfluss in Hollywood. Die Folge ist, dass Shyamalan schon lange nicht mehr Alleinbestimmer sein darf und als Regisseur auf viele Meinungen zu hören hat - dies gilt es hier unbedingt zu bedenken und zeigt sich wohl am besten am Einsatz der Fake-D 3D-Technik, zu diesem überaus zweifelhaften Vergnügen aber später mehr.
                                  "Die Legende von Aang" springt unvermittelt ins Geschehen und muss uns unwissenden Zuschauern erst einmal einige Storygrundlagen erklären. Obwohl die Charaktere dank steifer Dialoge und redundanter Erklärungen für den Zuschauer Klarheit ob der Geschehnisse schaffen sollen, wirkt die Story trotz gekünstelter Exposition zunehmend verwirrend und unklar. Shyamalan liefert hier als Drehbuchschreiber eine wirklich schlechte Arbeit ab und so bleibt die Erkenntnis, dass Shyamalan ein ungleich besserer Regisseur als Drehbuchschreiber ist. Zahlreiche sicherlich mehr oder minder wichtige Handlungsstücke werden ohne roten Faden und erkennbares Konzept aneinander gereiht. Szenenwechsel nerven mit ihren abrupten Schnitten und für nichts scheint wirklich Zeit zu sein: Eine Liebesszene, Endkämpfe, alles wird atemlos abgespult und lässt niemals einen tieferen Einblick denn eine emotionale Auseinandersetzung zu. Die Rechtfertigungen, dass dies alles der Charaktereinführung und Entwicklung einer Trilogie geschuldet sei, zeugen eher von Blasphemie oder Komik, als dass sie das Stückwerk und heillose Durcheinander entschuldigen könnten.

                                  Bemerkenswert ist außerdem, wie wenig Rückschlüsse Regisseur Shyamalan auf die Anime-Vorlage "Avatar- Der Herr der Elemente" zulässt - so ist zu keinem Zeitpunkt die asiatische Prägung der Vorlage, wenn auch aus amerikanischer Feder, zu sehen denn zu erahnen. Alles wurde amerikanisiert und vermittelt keinesfalls den Eindruck eines Cartoon-Ursprungs. Manche Kritiker schossen teilweise stark über das Ziel hinaus, indem sie Shyamalan Rassismus vorwarfen, da er alle guten Charaktere als Weiße und die bösen Figuren der Feuernation als Asiaten und Araber darstellt. Soweit sollte man nicht gehen, der gewählte Cast ist aber sicherlich keine ganz glückliche Entscheidung. Insbesondere "Slumdog Millionär"-Star Dev Patel wirkt nicht nur hölzerner als die sonstigen Darsteller, sondern verwundert auch mit einer lächerlichen deutschen Synchronstimme. Dass die Leistungen der Schauspieler so wenig überzeugend und unbeholfen wirken, ist wohl einmal mehr dem schlechten Skript und Drehbuch zu verdanken - der Film schafft es zu keiner Zeit, den Charakteren irgendwie eine Persönlichkeit einzuflößen und eine Identifikation zwischen Zuschauern und Charakteren wird somit zu einem unmöglichen Unterfangen.

                                  Allein die Filmmusik von James Newton Howard, ein unbestrittener Könner seines Fachs, ist eine beständige und verlässliche Kategorie, die allerdings nur retuschierend über die Unzulänglichkeiten des Films wirkt. Howard war für die Musik fast jedes M. Night Shyamalan Films verantwortlich und so ist dies bereits ihre siebte Zusammenarbeit. Mit dem Score zu "Die Legende von Aang" muss allerdings auch er sich Kritik gefallen lassen. Teilweise wirkt die musikalische Untermalung zu hochtönend und überladen, ein hörenswertes Thema ist außerdem nicht zweifelsfrei auszumachen.

                                  "Die Legende von Aang" wurde komplett in 2-D gedreht. Nach einem Entschluss der Produktionsstudios Paramount Pictures und Nickelodeon Movies wurde das gesamte Werke dann allerdings in eine 3D-Version konvertiert - hierfür verantwortlich zeichnete interessanterweise James Camerons Firma Stereo D LLC. Dieses stereoskopische 3D-Feature ist Dank Fake-D ein grausiges und katastrophales Unterfangen. Nicht nur dass der komplette Film mit dem Dunstschleier der Feuernation überdeckt zu sein scheint, die miserable Bildqualität und schlechte Dreidimensionalität stimmt betrüblich. Aus purer Geldgier wurde eine Verschlimmbesserung des Films einfach in Kauf genommen, wie lange sich die Zuschauer diese qualitative Vernebelung allerdings noch gefallen lassen ist sicherlich fraglich.

                                  In diesem ganzen halbgaren Gesamtwerk finden sich allerdings auch Fragmente, die mit viel gutem Willen auf eine positivere Zukunft für Regisseur Shyamalan und seine künftigen Werke hoffen lassen. Zum einen sind die Spezial- und Computereffekte, überwiegend dank George Lucas ILM, gelungen - es ist kaum merkbar, dass dies Shyamalans erster Kontakt mit umfangreichen CGI-Effekten war, da Handlung und Charaktere nur streckenweise im Effekthagel unterzugehen scheinen.
                                  Auch als Fantasy-Regisseur ist Shyamalan nicht unfähig, hier und da blitzen sogar gut inszenierte Szenen auf - auch wenn die gezeigten Actionszenen entweder sofort ausgeblendet oder nur äußerst unzureichend abgefilmt wurden.

                                  Den durchaus akzeptablen finanziellen Erfolg bestaunend, könnte man den Eindruck gewinnen, der Film sei sehenswert - die guten Einnahmeergebnis verdankte man allerdings eher einer beachtlichen und kultischen Fangemeinde der Serie "Avatar - Der Herr der Elemente", welche auf dem amerikanischen Nickelodeon Kindersender beheimatet ist. So hat man es wohl auch diesen Fans zu verdanken, dass sich M. Night Shyamalan immer noch auf die Produktion einer ganzen Trilogie versteift, wobei auch gerade diese Planungen gerne zur Relativierung eklatanter Mängel, wie zum Beispiel der ausdauernden und teils lähmenden Exposition, missbraucht werden.

                                  Anders als es die zur Veröffentlichung publizierten harschen US-Kritiken suggerieren und erwarten ließen, ist der Fantasyfilm "Die Legende von Aang" nicht so verheerend und episch schlecht - qualitativ ist das Werk wohl am ehesten mit den Filmen "Eragon – Das Vermächtnis der Drachenreiter" und "Die Chroniken von Narnia: Prinz Kaspian von Narnia" vergleichbar. Die Inszenierung ist solide, die Schauspieler wirken allerdings hölzern und die Story ist einschläfernd. Schade ist außerdem, dass der Film keinerlei Charme besitzt, sehr lieblos und im Detail stil- und konturlos wirkt. Man bekommt den Eindruck, dass sich Shyamalan mit der Vorlage nicht habe anfreunden können, die Abkehr von vielen seiner wenigstens stilistischen Talente ist insgesamt keine sonderlich rühmliche Weiterentwicklung seitens des Regisseurs.

                                  Selbst treuste Fans und Anhänger distanzieren sich zaghaft von Shyamalans neustem Werk und tun sich schwer dabei, dies in seine Vita einzuordnen. Wenige verbliebene Jünger Shyamalans und unnachgiebige wie unbelehrbare Verfechter predigen weiterhin von Talent und Fähigkeiten ihres Regisseurs, einzig dies zu ergründen und zu belegen wird mit jedem Film anspruchsvoller und komplizierter. Für Shyamalans Jünger kam die filmische Erlösung sicherlich mit seinem neuesten Projekt "The Night Chronicles: Devil", bei dem er allerdings nicht als Regisseur tätig war. Ob dies auch für die partout Ungläubigen die Wiederauferstehung des selbsternannten Genies ist, bleibt dagegen erst einmal abzuwarten.

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                                  Schon gewusst: Der Originaltitel der Serie und dementsprechend des Filmprojektes lautete "Avatar: The Last Airbender". Da Regisseur James Cameron ("Avatar - Aufbruch nach Pandora") allerdings die Rechte an dem Filmtitel "Avatar" hält, wurde das Projekt später in "The Last Airbender" umbenannt.
                                  Für die Rolle des Zuko war anfangs Schauspieler und Sänger Jesse McCartney ("Summerland") vorgesehen. Der Singer-Songwriter musste allerdings aufgrund einer anstehenden Tournee absagen und so wurde die Rolle an Dev Patel ("Slumdog Millionär") herangetragen.
                                  Der Film basiert auf der US-Amerikanischen Fantasy-Zeichentrickserie "Avatar - Der Herr der Elemente", welche stilistisch von japanischen Animes beeinflusst wurde und seit 2005 auf dem Sender Nickelodeon zu sehen ist. Die Serie umfasst drei Staffeln, welche in die Bücher Wasser, Erde und Feuer aufgeteilt ist. Anstatt einer vierten Staffel ist ab Herbst 2011 ein Spin-off der Serie mit dem Titel "The Legend of Korea" geplant.
                                  In den USA erhielt der Film in der Presse durchweg negative Kritiken, wobei der bereits erwähnte Roger Ebert einen halben von vier möglichen Sternen vergab. In der Internetcommunity Rotten Tomatoes hat der Streifen eine katastrophale Bewertung von nur sechs Prozent zu verzeichnen. Die User der renommierten Internet Movie Database benoten den Film mit 4,5 von zehn Sternen. Kritiker Charlie Jane Anders kommentierte den Film gar mit den amüsanten Worten: "Actually, my exact words when I walked out of this film were, 'Wow, this makes Dragonball Evolution look like a masterpiece.'"
                                  Die Produktionskosten des Films werden inklusive der nachträglichen 3D-Konvertierung auf rund einhundertfünfzig Millionen US-Dollar geschätzt. An den Kinokassen konnten weltweit knapp 320 Millionen Dollar eingenommen werden, weshalb die Produktionskosten locker wieder eingespielt konnten.
                                  Während der Dreharbeiten zum ersten Film schrieb Shyamalan bereits das grobe Skript zu der Fortsetzung "The Last Airbender 2". Der Film soll laut Regisseur nicht nur insgesamt düsterer gehalten sein, sondern von Anfang an in 3D gedreht und produziert werden. Genauere Informationen und Termine zur Produktion oder Veröffentlichung wurden weiterhin nicht publiziert.

                                  Spaß:
                                  
Action: *
                                  
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Anspruch:
                                  
Kreativität:

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                                  • 7 .5

                                    Der österreichische Filmregisseur Michael Haneke ("Funny Games", "Die Klavierspielerin") polarisiert, was in der Regel sicherlich darauf zurückzuführen ist, dass die Blockbuster erprobten Zuschauer durch Hanekes kompromisslose und zumeist anspruchsvolle Inszenierungen verschreckt beziehungsweise gar überfordert werden. Mit dem gemeinhin gefeierten Film "Das weiße Band - Eine deutsche Kindergeschichte" verhält es sich nicht anders.

                                    Haneke tischt eine fordernde Geschichte auf, welche Themen wie Moral, Zucht, Ideologie, Unterdrückung, Elitismus, Demütigung und Misshandlung formuliert und unumwunden thematisiert. Die von Michael Haneke verfasste Geschichte ist eine gesellschaftliche Infragestellung, welche durch die Versuchsanordnung eines beispielhaften Mikrokosmos gekonnt visualisiert und in Szene gesetzt wird. Abseits der mittlerweile zu oft konsultierten Nazithematik liefert uns Haneke Einblicke in die urdeutsche Gesellschaft der Vorkriegsjahre des Ersten Weltkriegs, mit ihren Missständen und Unwägbarkeiten. Zum Ende hin werden die mysteriösen Ereignisse im Ort leider überraschend salopp und ihrer Hülle nicht gerecht werdend abgehandelt - mehr Raffinesse hätte man hier sicherlich erwarten dürfen.
                                    Auch abseits der Schwarz-Weiß-Ästhetik ist der Film bestechend inszeniert. Nicht nur die herausragende Kameraarbeit, sondern auch die genial gewählte Besetzung mit den zahlreichen Kinderdarstellern und wenigen wirklich bekannten Schauspielern, unter anderem Ulrich Tukur ("Eichmanns Ende – Liebe, Verrat, Tod") und Detlev Buck ("Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe"), sprechen hier wohl schon für sich. Außerdem ist der komplette Verzicht auf Filmmusik ebenso ungewöhnlich wie schlüssig. Die klassische Bildkomposition und Filmtechnik hinterlässt letztlich einen durchaus faszinierenden und im besten Sinne musealen Eindruck.

                                    Insgesamt gesehen zeigt Michael Haneke mit "Das weiße Band - Eine deutsche Kindergeschichte" einen interessanten und gleichzeitig ungemein anspruchsvollen Film, welcher, so mutig 'anders' er auch sein mag, trotzdem sein Publikum gefunden hat. Haneke bleibt seinem unvergleichlichen und eindrucksvollen Regiestil treu, wobei grade dieser Film so homogen und angepasst wie keines seiner bisherigen Werke wirkt und somit auch persönliche Kritiker milde stimmen dürfte.

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                                    Schon gewusst: Auf Vereinbarung der finanzierenden Filmgesellschaften wurde der Film auf Farbfilm gedreht. Nach Aussage von Kameramann Christian Berger hätten die Digitalkameras für die vielen dunkelgehaltenen Szenen einen zu geringen Belichtungsumfang, da hier ein besonders hoher Kontrast erzielt werden müsste. Nachträglich wurde der Film in Schwarzweiß umgewandelt und noch einmal digital überarbeitet, da es durch die Dunkelszenen zu Unschärfen kam.
                                    Für die Rolle des Pastors war ursprünglich Schauspieler Ulrich Mühe ("Das Leben der Anderen") vorgesehen. Vor Beginn der Dreharbeiten verstarb dieser allerdings im Jahr 2007, sodass mit Burghart Klaußner ("Die Luftbrücke – Nur der Himmel war frei") erst ein adäquater Ersatz gefunden werden musste.
                                    Michael Hanke erhielt im Jahr 2009 für "Das weiße Band - Eine deutsche Kindergeschichte" die Goldene Palme der Filmfestspiele von Cannes. Außerdem gewann der Film den GoldenGlobe als Bester fremdsprachiger Film und auch eine Oscarnominierung in eben jener Kategorie durfte verbucht werden. Bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises stellte der Film mit zehn gewonnen Auszeichnungen (Bester Film, Beste Regie, Bestes Drehbuch, etc.) einen Rekord auf und avancierte zum erfolgreichsten Film in der fast fünfzigjährigen Geschichte der Preisverleihung.

                                    Spaß:
                                    Action:
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                                    Kreativität:

                                    4
                                    • Ein schrecklich grummeliges Werk von Alan Silvestri!
                                      Keine gefälligen Themen, keine Struktur, keine Melodie - mit seinen Scores zu "Zurück in die Zukunft" oder "Forrest Gump" hat er da schon deutlich besseres hören lassen...

                                      • 8
                                        über Misery

                                        Da Stephen King die Filmrechte an seinen Büchern vor etlichen Jahren gelinde gesagt verramschte, existieren heutzutage zahllose mehr oder minder gute King-Verfilmungen. Zu den fähigsten King-affinen Regisseuren zählt neben Frank Darabont ("Die Verurteilten", "The Green Mile") fraglos Rob Reiner, der schon mit der Literaturverfilmung "Stand By Me - Das Geheimnis eines Sommers" auf sich aufmerksam machte. Sogar Stephen King, welcher viele der Verfilmungen seiner Bücher selbst für unzureichend hält, war von Reiners Werk begeistert, sodass er ihm und dem Produktionsstudio Castle Rock Entertainment die Filmrechte an "Misery" überlies.

                                        Mit dem Werk "Misery", basierend auf dem Roman "Sie", liefert Rob Reiner ("Das Beste kommt zum Schluss") einen sehr spannenden und teils schockierenden Psychothriller. Zwar merkt man, dass sich Reiner in der Auseinandersetzung mit dem doch recht heftigen Stoff nicht unbedingt wohl zufühlen scheint. Trotzdem gelingt ihm ein teils grauenerregender Film, welcher gekonnt den Bogen zwischen physischer Brutalität und psychischer Folter zu spannen versteht. Statt den Zuschauer mit ekelerregenden Szenen zu beeindrucken setzt der Film vielmehr auf altgediente filmische Mittel, sodass zum Beispiel die klaustrophobisch anmutende Entführtensituation durch kluge Bildkonstellationen, wie dem überwiegenden Gebrauch von Weitwinkeleinstellungen, visualisiert wird.

                                        Neben diesen klassischen Bausteinen, welche heute so gekonnt leider nur noch selten Verwendung finden, besticht der Film durch die unbestrittenen Qualitäten des intelligent und durchaus komplex ausgearbeiteten Zweikampfs zwischen Schriftsteller Paul Sheldon und Fanatikerin Annie Wilkes. Dass die suggestive Darstellung der Ereignisse so toll gelingt ist natürlich überwiegend dem überragenden Schauspiel von Kathy Bates ("Blind Side – Die große Chance") und James Caan ("Der Pate") zu verdanken, welche den Film zu großen Teilen bestimmen und den Plot gekonnt tragen.

                                        Insgesamt gesehen zeigt Regisseur Rob Reiner mit "Misery" einen weiteren gelungenen King-Film, welcher natürlich durch die großartige Leistung der burschikosen Kathy Bates bestimmt wird. Dabei besticht der Film auch durch die intelligente Story und die akzentuierte Erzählweise, wobei der Drehbuchschreiber William Goldman ("Die Brücke von Arnheim") die bekannte Buchvorlage in Ausschnitten deutlich entschärfte.

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                                        Schon gewusst: Das Casting für die Rolle des Paul Sheldon war kompliziert, sodass ein Rollenangebot unter anderem an die Schauspieler William Hurt ("Dune – Der Wüstenplanet"), Kevin Kline (" Ein Fisch namens Wanda"), Michael Douglas ("Falling Down – Ein ganz normaler Tag"), Harrison Ford ("Indiana Jones und der Tempel des Todes"), Dustin Hoffman ("Die Unbestechlichen"), Robert De Niro ("Good Fellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia"), Al Pacino ("Insomnia – Schlaflos"), Gene Hackmann (" French Connection – Brennpunkt Brooklyn"), Robert Redford ("Spy Game – Der finale Countdown"), Warren Beatty ("Der Himmel soll warten") und Richard Dreyfuss ("Unheimliche Begegnung der dritten Art") herangetragen wurde - alle sagten wegen mangelnden Interesses oder Bedenken ob der Brutalität ab. Letztlich fiel die Wahl auf Oscarpreisträger James Caan, mit dem Stephen King eigenen Aussagen nach nie wirklich zufrieden gewesen sei.
                                        Der Name des Produktionsstudios Castel Rock Entertainment basiert auf dem fiktiven Ort Castle Rock, in dem zahlreiche Romane und Erzählungen von Stephen King beheimatet sind.
                                        Nicht nur der Roman von Stephen King war sehr erfolgreich, auch der Film gehört bei einem Budget von rund zwanzig Millionen Dollar mit Einnahmen von über 60 Millionen US-Dollar zu den erfolgreichsten Castle Rock Produktionen.
                                        Schauspielerin Kathy Bates erhielt im Jahr 1990 den Oscar und GoldenGlobe als Beste Schauspielerin in einer Hauptrolle.
                                        Kritiker Roger Ebert gab dem Film drei von vier Sternen und auf der Kritiker-Website Rotten Tomatoes erreicht der Film eine kumulierte und herausragende Wertung von 90 Prozent. Die renommierte Internet Movie Database zeigt eine Bewertung von überaus guten 7,8.

                                        Spaß:
                                        
Action:
                                        
Spannung: **

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Anspruch: *
                                        
Kreativität:

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                                          Der Horrorfilm "The Last House on the Left", von Independant-Regisseur Dennis Iliadis im Jahr 2009 gedreht, ist ein unangenehmer und teilweise sehr brutaler Film, der als Remake nicht weniger kompromisslos als Wes Cravens Originalfilm "Das letzte Haus links", aus dem Jahr 1972, auftritt.

                                          Der Film dürfte so manchem Zuschauer deutlich auf das Gemüt schlagen, da der Streifen nicht nur mit harten Splatterszenen und realistischen Gewalteinlagen auffällt. Insbesondere eine nicht endenwollende und durchaus fragwürdige Vergewaltigungsszene sorgt für deutliches Unbehagen und Verstörung - explizite Darstellungen und eine jederzeit fokussierte und nie ausweichende Kamera schaffen ihr übriges.

                                          Wirklich interessant wird der Film erst aufgrund der durchaus spannenden Story. Die Tochter eines Ehepaares wird entführt und qualvoll misshandelt. Ihre Peiniger kehren aufgrund eines Unwetters und ohne ihr Wissen bei den Eltern ihres Opfers ein. Als die Eltern ihre Tochter auffinden und die Schuldigen ausfindig machen, nehmen sie brutale wie radikale Rache an den Verbrechern. Jenseits von unsterblichen maskierten Massenmördern, Kettensäge schwingenden Freaks und traumhaft mordenden Kindermördern baute Wes Craven ("Nightmare on Elm Street: Mörderische Träume") mit seiner Story auf eine banale und durchaus realitätsnahe Angst eines jeden Elter. Die vorliegende psychologische Infragestellung von Moral, Anstand und Recht ist sehr interessant, da in diesem Fall eine Auseinandersetzung in Anbetracht von Leid und Gewalt unumgänglich scheint. Auf Gewalt wird mit ebensolcher Gewalt geantwortet - Auge um Auge. Was am Ende als Recht und Unrecht bleibt, entscheidet der Zuschauer als Voyeur der ganzen Situation - von den eigenen Emotionen gesteuert, dürfte das Ergebnis allerdings in der Regel einhellig ausfallen. Vor knapp vierzig Jahren musste Horrormeister Wes Craven mit seinem allerersten Film, als 'widerliche Brutalitätenshow' verschrien, viel Kritik einstecken, aber auch heute verliert der Plot nur wenig von seiner tragenden Brisanz.

                                          Technisch gesehen gefällt der Film durchaus und zeugt von einer höherwertigen Produktion.
                                          Auch die Schauspieler Monica Potter ("Patch Adams") und Tony Goldwyn ("Ghost – Nachricht von Sam") überzeugen, ähnlich wie Liam Neeson in "96 Hours", in der Elternrolle und zeigen kraftvolle und glaubwürdige Leistungen.

                                          Einzig das Ende des Films wirkt in seiner grotesken und unpassenden Spaßigkeit ausgesprochen lächerlich - ob nun als ernstzunehmende Szene oder karikatureske Darstellung verstanden, passt die Szene überhaupt nicht in den Film und beeinflusst den finalen Eindruck ganz gravierend.

                                          Insgesamt gesehen ist der Streifen "The Last House on the Left" heftige und teils grenzwertige Horrorunterhaltung, die sich zwar deutlich vom dämlichen 'Torture Porn' zu distanzieren versucht, allerdings ebenfalls unbedingt mit Ekel und realistischer Brutalität schocken möchte, aber noch viel mehr Unbehagen aufgrund der interessanten und diskussionswürdigen Story hervorruft.

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                                          Schon gewusst: Regisseur Wes Craven war mit dem Film "Das letzte Haus links", auch unter dem alternativen Titel "Mondo brutale" veröffentlicht, Mitbegründer des 'Rape and Revenge' als eigenständige Filmgattung.
                                          Produziert wurden Remake und Originalfilm von Sean S. Cunningham. Dieser gilt als bedeutendster und populärster Filmproduzent im Horrorgenre. Als Regisseur begründete er mit dem Slasher-Film "Freitag der 13." außerdem die langlebigste Horrorfilmreihe überhaupt.
                                          Die Story des Films basiert laut Wes Craven auf dem Oscar-prämierten Film "Die Jungfrauenquelle" vom bekannten schwedischen Regisseur Ingmar Bergman ("Szenen einer Ehe").
                                          Das Remake "The Last House on the Left" spielte an den Kinokassen weltweit ungefähr 45 Millionen US-Dollar wieder ein. Auch die DVD- und Blu-ray-Verkäufe generierten noch einmal Einnahmen von geschätzten zwanzig Millionen Dollar.
                                          Die Internetfilmcommunity Rotten Tomatoes verzeichnet eine Bewertung von 41 Prozent, die Internetseite Metacritics vergibt 42 von einhundert möglichen Punkten. In der Internet Movie Database findet sich immerhin ein kumulierter Score von tendenziell guten 6,6. Kritiker Roger Ebert verlieh dem Film zweieinhalb von vier möglichen Sternen, Cravens Original erhielt damals hingegen eine um einen Stern bessere Bewertung.

                                          Spaß:
                                          
Action: *
                                          
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Gefühl:
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                                            Anfang 2010 sorgte der US-amerikanische Fernsehsender NBC mit einem beispiellosen Late Night Skandal auch international für Furore. Was war passiert?

                                            Im Jahr 2005 präsentierte der bekannte Talkshow-Moderator und Host der populären "Tonight Show" Jay Leno seinen Nachfolger Conan O'Brien ("Die Simpsons"), der das Format im Jahr 2009 übernehmen sollte. Im Sommer 2009 war es dann auch soweit und O'Brien durfte durch die bereits seit fünfzig Jahren bestehende Sendung führen. Aufgrund wenig zufriedenstellender Einschaltquoten entschied NBC Vorstand Jeff Zucker allerdings nach nur sieben Monaten den Sendeplatz zu verlegen. Als O'Brien dem nicht zustimmte, verlangte außerdem Jay Leno seine alte Sendung zurück. Seitens der Fans wurde hartnäckig gegen die Entscheidungen der NBC Obersten protestiert und im sozialen Netzwerk Facebook sammelten sich die zahlreichen Anhänger im Team Coco. Trotzdem wurde Conan O'Brien Anfang 2010 inklusive einer saftigen Entschädigung nach fast siebzehn Jahren Zusammenarbeit, allein von 1993 bis 2009 moderierte er "Late Night with Conan O'Brien", entlassen.

                                            Diese rechtliche Vereinbarung beinhaltete unter anderem auch das Verbot, bis zum September des Jahres 2010 nicht im Fernsehen auftreten zu dürfen. Aus dieser vertraglichen Knebelung entstand sodann die Idee einer Live-Tour, der so genannten "The Legally Prohibited from Being Funny on Television Tour". Genau von dieser Tournee durch dreißig amerikanische Städte handelt auch die Dokumentation "Conan O'Brien Can't Stop".
                                            Die Doku zeigt einen der kreativsten Köpfe des amerikanischen Fernsehens, in der wohlmöglich schwersten Zeit seiner Karriere. Es werden nicht nur die Vorbereitungen auf die Tournee gezeigt, auch die Strapazen während der Reisen und die psychische Belastung direkt nach seiner Entlassung werden thematisiert.

                                            Die Dokumentation zeigt ein pointiertes Portrait eines Entertainers, der keine Ruhe findet und sich durchaus rastlos zeigt. Er möchte Menschen unterhalten, aber auch den Moment für sich finden. O'Brien reflektiert sein eigenes Handeln, wirkt selbstkritisch, verheimlicht aber auch seinen Ärger über die rücksichts- und planlosen Entscheider nicht.

                                            "Conan O'Brien Can't Stop" ist in vielen Momenten ein sehr lustiger Film, der das Talent O'Briens voll und ganz zur Geltung bringen kann. Aber auch die ernsten und nachdenklichen Momente finden ihren Raum, um den Protagonisten, seine Familie und sein Umfeld möglicherweise etwas besser kennenlernen zu können.

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                                            Schon gewusst: Am 11. März 2010 verkündete Conan O'Brien den Plan seiner Tournee per Twitter. Innerhalb von zwei Stunden waren die meisten Karten bereits ausverkauft, sodass weitere Shows nachträglich hinzugefügt wurden.
                                            Als besondere Gäste traten während der Tour unter anderem Jack McBrayer ("30 Rock"), Seth Rogen ("Shopping-Center King – Hier gilt mein Gesetz"), Jim Carrey ("Dick und Jane – Zu allem bereit, zu nichts zu gebrauchen"), Jonah Hill ("Superbad"), Jon Hamm ("The Town – Stadt ohne Gnade"), Seth Green ("Austin Powers – Spion in geheimer Missionarsstellung"), Sarah Silverman ("School of Rock"), Mike Tyson ("Hangover"), Dirk Nowitzki, John C. Reilly ("Ricky Bobby – König der Rennfahrer"), Stephen Colbert ("The Colbert Report"), Jon Stewart ("The Daily Show with Jon Stewart"), Paul Rudd ("Anchorman – Die Legende von Ron Burgundy"), Bill Hader ("Hot Rod – Mit Vollgas durch die Hölle"), John Krasinski ("Away We Go – Auf Nach Irgendwo"), Ed Helms ("Hangover 2"), Tina Fey ("Date Night – Gangster für eine Nacht") und der langjährige "Late Night"- sowie Springsteen-Schlagzeuger Max Weinberg auf.
                                            Während der gesamten Tournee wurde O'Brien von der "Legally Prohibited Band", bis dato "Max Weinberg Seven" genannt, und seinem Sidekick Andy Richter ("Ein verrückter Tag in New York") begleitet.
                                            Seit Anfang November moderiert Conan O'Brien viermal wöchentlich die Late-Night-Show "Conan" auf dem US-amerikanischen Kabelsender TBS.
                                            O'Brien erhielt von NBC eine Abfindung von etwa fünfundvierzig Millionen US-Dollar. Zwölf Millionen Dollar zahlte er davon an seine Mitarbeiter, die er auch zum größten Teil auf Tour und in seine neue Sendung mitnahm.
                                            Die Internetcommunity Rotten Tomatoes verzeichnet für den Film eine Bewertung von sehr guten 75 Prozent, die Internet Movie Database zeigt einen kumulierten Score von 7,2.
                                            In den USA läuft der Film seit dem 26. Juni in ausgewählten Kinos und konnte am ersten Tag immerhin schon mehr als 100.000 Dollar einspielen.

                                            Spaß: ***

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                                              -- "Es gibt zwei Wege durch's Leben: Den Weg der Natur und den Weg der Gnade. Man muss sich entscheiden, welchen man geht." --

                                              Der 1943 im US-Bundesstaat Illinois geborene Terrence Frederick Malick ist öffentlichkeitsscheu. Er ist so scheu, dass der Regisseur die Auszeichnung mit der Goldene Palme der 64. Filmfestspiele im französischen Canne für sein Werk "The Tree of Life" nur stellvertretend von seinen Produzenten entgegennehmen ließ und auch auf den dazugehörigen Pressekonferenzen mit strikter Abwesenheit glänzte. Nicht erst seit diesem Tag gilt Terry Malick als großer Unbekannter und Poet des Kinos in Personalunion.
                                              Aber wie gut ist Malicks neuster Film, das Werk dieses unnahbar wirkenden und vom Trubel Hollywoods größtmöglich distanzierten Regisseurs, das bei seiner Premiere frenetisch gefeiert und zugleich mit insistierenden Schmährufen bedacht wurde?

                                              "The Tree of Life", der Baum des Lebens, dieses eindrückliche Bild biblischen Ausmaßes. Die manichäische Erkenntnis von Gut und Böse, oder neutestamentlich das Sinnbild der von Gott vollendeten Welt. Was wie ein Bibelfilm klingt ist zuerst einmal ein Meisterwerk, das das Publikum spalten wird, die rundherum grandiose Kreation, nach der Malick jahrelang suchte - nicht frei von Hochmut, aber immer selbstsicher bildgewaltig. Schon mit seinen vorherigen Werken, wie z.B. "Badlands - Zerschossene Träume" oder "Der schmale Grat", zeigte der Regisseur sein unnachahmliches Gespür für Bilder, Ästhetik und Emotionen. Eben dies zeichnet auch "The Tree of Life" ohne Zweifel aus.

                                              Sollte man kurz und knapp beschreiben, wovon dieser Film handelt, es würde ein unmögliches Unterfangen. Zuerst einmal beginnt alles am Nullpunkt - die Entstehung von Universum und Welt, die Schöpfung von Leben und Natur. Ob nun durch einen Urknall herbei geführt oder von Gott gemacht, es spielt hier keine wirkliche Rolle. Pulsierende Bilder zeugen von Entwicklung und Evolution, die Entstehung allen Seins, gespickt mit Bibelzitaten aus dem Buche Hiob. Von der gemeinen Amöbe bis zu den leicht belustigend anmutenden animierten Dinosauriern finden hier alle ihren Platz, was sodann auch erste Erinnerungen an Stanley Kubricks Meilenstein "2001: Odyssee im Weltraum" aufkommen lässt, als dieser die Entwicklung der affenähnlichen Vormenschen zum homo faber verbildlichte. Ein schon im Voraus von der Fachpresse häufig gezogener Vergleich, wobei sich Malicks Werk diesbezüglich im weiteren Verlauf des Films noch als deutlich präziser und lebensbejahender beweisen wird.
                                              Neben den kreationistischen beziehungsweise urzeitlichen Motiviken wechselt der Film nicht etwa zu einer zukunftsvisionären Raumstation, sondern in das banal anmutende 50er Jahre Umfeld der texanischen Familie O'Brien. Es ist der idealtypische Mikrokosmos von gesellschaftlicher und religiöser Selbstverständlichkeit, der die Chronik der typisch mittelständisch-amerikanischen Familie O'Brien mit dem Groß- und Erwachsenwerden der Kinder verknüpft. Sie sammeln Erfahrungen des Lebens, spielen ausgelassen mit Freunden, erleben die Unversehrtheit von Familie und Kindheit. Sofort werden eigene Kindheitserinnerungen hervor gerufen, denn Malick gelingt es fabulös die Qualitäten und Besonderheiten der Kindheit in ihrer zumeist erdenden Simplizität einzufangen. Die beneidenswerte Sorglosigkeit und konserviert gehoffte Naivität im Blick auf das Leben zeigen Wehmut und großes emotionales Gespür. Malick zeigt nicht weniger als das wahre Leben mit seinen Höhepunkten und tragischen Ereignissen im Verständnis von Sinn und Sinnlichkeit. Über allem schweben dabei die grundlegenden und existentiellen Fragen des Lebens: Wer bin ich? Wo gehöre ich hin? Wer will ich sein?

                                              Aber auch die fordernden Gedanken über die Schöpfung aus theistischer, deistischer und vor allem pantheistischer Sicht, wie auch das Handeln Gottes und die Theodizee werden thematisiert - genau wie in "Der schmale Grat" verdeutlichen sich hier der Ursprung, die Gemeinsamkeiten und der Kontrast zwischen Natur und Menschheit.
                                              Der Film stellt alles in den Gesamtzusammenhang von Schöpfung und Existenz, sodass sich Malick bei seinen ästhetischen und impressionistisch anmutenden Fantasien nicht in selbstgefälligen, weil dem Selbstzweck geschuldeten Bildaneinanderreihungen ergeht. Hier zeigt sich insbesondere Malicks Vermögen im Vergleich zu Regielegende Stanley Kubrick. Beide Regisseure schufen unbestrittene Meisterwerke, allerdings gelingt es Terrence Malick viel besser fern der bloßen Technokratie die menschlichen Gefühle und den humanen Geist komplett einzufangen und dies mit den träumerischen wie transzendenten Bildkompositionen zu verbinden.

                                              Auch aus technischer Sicht zeigt sich das amerikanische Drama makellos. Der mexikanische Kameramann Emmanuel Lubezki ("Rendezvous mit Joe Black"), der auch zahlreiche Male mit Regisseur Alfonso Cuarón ("Children of Men") zusammenarbeitete, leistet ausgesprochen gute Arbeit, liefert er doch immerhin die kraftvollen und lebendigen Bilder zur Vision und Erzählung des Regisseurs. Er findet den Blick für einmalige Aufnahmen und fängt auch die kleinurbane Stimmung des amerikanischen Kleinortes atmosphärisch akkurat ein. Auch der französische Komponist Alexandre Desplat ("Harry Potter und die Heiligtümer des Todes: Teil 1") muss lobend hervorgehoben werden, denn die Bewegtbilder des Films werden nicht ausschließlich von zahllosen sehr bekannten Kompositionen ("Die Moldau" von Bedřich Smetana, diverse von György Ligeti, Hector Berlioz), sondern auch von Desplats atmosphärisch und zurückhaltend instrumentierter Musik unterlegt.

                                              Nicht nur Malicks genialer Regiearbeit sieht man das Herzblut und unbändige Engagement an, das er in die mehrjährige Realisierung steckte. Auch schauspielerisch kann er aus den Vollen schöpfen: Brad Pitt ("Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford") beispielsweise liefert in der Rolle des Vater O'Brien eine sehr starke Leistung, da er seinen Charakter jederzeit die autoritäre und überdisziplinierte Einstellung zeigen lässt, auf der anderen Seite aber trotz persönlicher Unzufriedenheit und Sturheit mit grenzenloser Liebe für seine Familie aufwarten kann. Als erzieherischer, autoritärer und emotionaler Kontrast wirkt in der Rolle der Mrs. O'Brien die faszinierende und verzückende Jessica Chastain ("Murder on the Orient Express"), die ihre Rolle mit einer bemerkenswerten Leichtigkeit und feengleichen Aura trägt. Eine besondere Leistung zeigt auch der bisher unbekannte Hunter McCracken in der Rolle des Jack O'Brien - hoch emotional und sensibel agierend beweist sich der Jungschauspieler bei seinem Debüt auf der großen Leinwand. Mehr Leinwanderfahrung bringt ohne Frage Sean Penn ("Dead Man Walking – Sein letzter Gang") in der Rolle des erwachsenen Jack. Nachdenklich, introvertiert und verletzlich transportiert er die Gefühlswelt seines jungen Pendants - in der Kürze seiner Auftritte zeigt sich Penn gewohnt souverän.

                                              Terrence Malick ("In der Glut des Südens") ist seit knapp vierzig Jahren als Filmemacher aktiv, dreht in dieser Zeit aber nur fünf Filme, ein sechster Streifen soll immerhin bereits abgedreht sein. Dass jedes neue Werk von ihm dementsprechend groß erwartet wird, ist offensichtlich. "The Tree of Life" erfüllt diesbezüglich alle Erwartungen und beweist sich in seiner erzählerischen wie visuellen Perfektion als echtes und einzigartiges Meisterwerk. Es ist gewiss ein anspruchsvoller Film, trotzdem ist er leicht zu verstehen, wenn man sich nur auf das Projekt, dieses generelle und auch persönliche Gedankenexperiment, komplett einlässt. Die Fragen um die Existenz des Lebens, der Blick auf den Ursprung, sie regen zum Nachdenken an - dabei wird sich jeder Zuschauer vermutlich andere unter anderem selbstreflexive Gedanken machen. Ob man nun auf die Schöpfung, den Urknall oder die agnostische Unerklärlichkeit vertraut ist dabei völlig gleich. Die hoffnungsvolle Botschaft von Liebe, Gnade und Vergebung ist hingegen weit weg von beklagbarem Kitsch oder Pathos für jeden verständlich und glaubwürdig.

                                              "The Tree of Life" ist Terence Malicks poetische und spirituelle Meditation über den Menschen im großen Gesamtzusammenhang des Seins, gespickt mit einer fast magischen visuellen Schönheit ohne übertriebene Dramaturgie oder fälschlich attestierte Selbstgefälligkeit. Natürlich polarisiert der Film - wie es schon die zahlreichen internationalen Kritiken erahnen ließen - wer sich aber voll und ganz auf dieses Werk einlässt, wird über knapp zweieinhalb Stunden Laufzeit garantiert gefesselt werden.

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                                              Schon gewusst: Die Planungen zum Film begannen bereits Ende der 70er Jahre unter dem Arbeitstitel "Q", wurden aber 1983 bereits wieder verworfen. Im Jahr 2005 wurde die Produktion des Films "The Tree of Life" dann erstmals angekündigt. Damals sollte der Streifen zu großen Teilen in Indien gedreht werden, in den Hauptrollen sollten Colin Farrell ("Brügge sehen… und sterben?") und Mel Gibson ("Lethal Weapon – Zwei stahlharte Profis") zu sehen sein. Erst 2007 wurde das Projekt wiederbelebt. Sean Penn wurde schon zu diesem Zeitpunkt für den Film verpflichtet. Für die Rolle des Mr. O'Brien war allerdings Schauspieler Heath Ledger ("Das Kabinett des Dr. Parnassus") vorgesehen, der aus gegebenem Anlass später von Brad Pitt, welcher auch als Produzent in Erscheinung tritt, ersetzt wurde. Die Dreharbeiten starteten Anfang 2008 in Texas.
                                              Für die Arbeit an den zahlreichen Trickaufnahmen war Douglas Trumbull ("Blade Runner") zuständig, der auch schon für die weltberühmten Spezialeffekte in Kubricks "2001: Odyssee im Weltraum" verantwortlich zeichnete und mit dem Oscar für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde.
                                              Ursprünglich sollte der Film bereits Ende 2009 in die Kinos kommen, allerdings war er zu diesem Zeitpunkt noch nicht fertig gestellt. Nun sollte die Premiere im Jahr 2010 in Cannes stattfinden. Eine fertige Schnittfassung war bereits eingesandt worden, nachträglich zog Malick den Film aber doch zurück, da er mit dem finalen Werk nicht komplett zufrieden war. So feierte der Film in nochmals überarbeiteter Form seine Premiere erst am 4. Mai 2011 im Programm der Filmfestspiele von Cannes.
                                              Die Kritiken zum Film fallen ausgezeichnet aus. So erhielt der Film nicht nur die Palme d'Or, in der Internet Movie Database verzeichnet der Film beispielsweise eine Bewertung von 7,9. Rotten Tomatoes zeigt einen kumulierten Score von herausragenden 87 Prozent, Metacritic vergibt 85 von einhundert möglichen Bewertungspunkten. Der bekannte Kritiker Roger Ebert von der Chicago Sun-Times bewertet den Film sogar mit vier von vier möglichen Sternen.
                                              Der titelgebende Baum zum Film ist eine Steineiche. Der circa dreißig Tonnen schwere Baum wurde extra für den Film an den Drehort verpflanzt.
                                              Die Produktionskosten von "The Tree of Life" werden auf etwa 32 Millionen US-Dollar geschätzt. Bisher konnten wegen der international begrenzten Kinoauswertung nur ungefähr vierzehn Millionen Dollar wieder eingespielt werden.

                                              Spaß:

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                                                Wie meta man sein kann zeigte Regisseur und Gruselexperte Wes Craven schon zwei Jahre vor der legendären "Scream"-Reihe mit dem Film "Freddy's New Nightmare", seinem persönlichen und finalen Beitrag zur bis dato sechsfach fortgeführten Slasherreihe um Kultkiller Freddy Krueger.

                                                Im Jahr 1980 entfachte Wes Craven mit seinem Film "Nightmare on Elm Street - Mörderische Träume" eine große Welle der Slasherfilme und sorgte für eine Weiterentwicklung des Horrorgenre. Schon allein die Figur des Freddy Krueger war wegen ihres sarkastischen und schwarzhumorigen Auftretens so faszinierend gestaltet, dass natürlich die zahlreichen mehr oder weniger überzeugenden Fortsetzungen nicht lange auf sich warten ließen. Den ursprünglich finalen Alptraum sollte im Jahr 1991 Regisseurin Rachel Talalay ("Tank Girl") verfilmen, aufgrund der schwachen Story und peinlichen 3D-Einlagen von "Freddy's Finale - Nightmare on Elm Street 6" entschied sich Wes Craven allerdings dafür, den Schlusspunkt seiner eigens erdachten Horrorreihe persönlich zu setzen.

                                                "Freddy's New Nightmare" nennt sich Cravens Beitrag um die nachträgliche Wiederauferstehung Freddy Kruegers. Dabei ist sein Werk ein echtes Pfund von einem Film, denn der Streifen verwirft im Rahmen seiner Exposition nicht weniger als die gesamte "Nightmare"-Reihe. Die gesamten Vorgänger werden als ein einziges Phantasiekonstrukt abgetan, eben nichts weiter als Filme... Hier zeigt sich Craven bereits ungemein selbstreferentiell, zitiert munter aus den bekannten Horrorwerken, erspart sich aber auch die kritische Auseinandersetzung mit seinem eigenen Schaffen nicht. Indem er alles zuvor gesehene als reine Fiktion abstempelt, schafft er eine reizvolle Vorlage für seinen Film.
                                                So wird man zu Beginn selbst Zeuge des Drehs eines neuen "Nightmare"-Films, quasi dem "Stab"-ähnlich zelebrierten Film-in-Film. Nicht minder paradox und gleichzeitig ein ebenso genialer Schachzug Cravens, mit dem er seinen Freddy Krueger aus den Fängen der Bedeutungslosigkeit sowie Lächerlichkeit zu retten versucht - mit Erfolg! Die realistische Herangehensweise hebt Krueger auf ein Realismuslevel, welches er am ehesten bei "Nightmare on Elm Street - Mörderische Träume" innezuhaben schien. Zugegebenermaßen wirkt Cravens Erzählung zu Beginn arg konstruiert und umständlich, zeigt aber im weiteren Verlauf ihre ganze Stärke. Schon die bisherigen Filme der Serie setzten sich nicht nur mit den Problemen der Jugendlichen im Bezug zum Erwachsenwerden auseinander, auch der kulturelle Einfluss insbesondere durch Horrorfilme wurde immer wieder treffend seziert. Dass Craven diese Wirkungsbeziehung nun umkehrt und die Auswirkungen der Horrorfilme auf die verantwortlichen Schöpfer zeigt, ist fabelhaft und im Gesamtbild der Filmreihe ungemein kreativ, verzichtet aber schon im Ansatz auf die psychologische Vielschichtigkeit der früheren Filme.

                                                Dass die für einen Horrorfilm ungemein anspruchsvolle Ausgangssituation und metadimensionale Story nicht ohne Auswirkung auf die Inszenierung und Dramaturgie bleibt, ist in diesem Fall selbsterklärend. Da sich hier das realistischste "Filmerlebnis" um Freddy Krueger zeigt, muss gleichzeitig ein Verzicht insbesondere auf ästhetischer Ebene akzeptiert werden. Es dürfen weder die fantastischen und technisch perfekten Effekte aus "Nightmare III - Freddy Krueger lebt", noch die typisch surrealistisch anmutenden Traumwelten aller übrigen Teile erwartet werden. Nur zum Ende hin kann Craven hier ansatzweise etwas Boden gutmachen, da das Finale auch die einzig nennenswerte unwirkliche Traumszene zeigt. Selbst die Figur des Freddy Krueger hat sich komplett verändert. Nicht nur ist ihm seine ironische und humorvolle Art abhanden gekommen, auch sein gesamtes Aussehen hat sich zu einer neu gestalteten und organischeren Version gewandelt. So diskussionswürdig dies auch wirken mag, ist es doch ein zwingender Schritt gewesen, um den fiktionalen und cartoonesken Krueger von seinem Realität gewordenen Pendant zu unterscheiden. Neben diesen teils auffallenden Änderungen ist zudem bemerkenswert, dass die obligatorischen Schockeffekte eher rar gesät sind, was vielen Zuschauern in Erwartung eines Horrorfilms durchaus missfallen dürfte. Überhaupt zeigt sich "Freddy's New Nightmare" mit einer Laufzeit von 108 Minuten nicht nur als längster Film der gesamten Reihe, streckenweise ist gar deutlicher Leerlauf festzustellen, der allerdings zu keinem Zeitpunkt in Langeweile endet.
                                                Schauspielerisch ergeht sich der Film komplett in seiner Metakonstruktion. Nicht nur Heather Langenkamp ("Die Eisprinzessin und das Biest - Die wahre Geschichte von Tonya und Nancy"), welche schon in Teil eins und drei mitspielte, verkörpert sich selbst. Auch John Saxon ("From Dusk Till Dawn"), Wes Craven ("Jay und Silent Bob schlagen zurück") und Robert Englund ("Wes Craven's Wishmaster") spielen sich höchst selbst, um teils in Personalunion anschließend auch die ihnen angestammten Charaktere älterer "Nightmare"-Teile zum Besten zu geben.

                                                Zusammenfassend kann man Regisseur Wes Craven ("Hügel der blutigen Augen") mit "Freddy's New Nightmare" eine gute Arbeit attestieren, die sich mit ihrer genialen Idee komplett aus der Filmreihe um Freddy Krueger hervorhebt. Die Inszenierung gelingt Craven gewohnt routiniert, die Musik von Komponist J. Peter Robinson ("Mit Herz und Hand") ist genretypisch atmosphärisch und die Schauspieler überzeugen mit ihren Leistungen durchaus, auch wenn man sich letztlich mehr Auftritte von Robert Englund in seiner Paraderolle wünscht. Die wenigen Auftritte Kruegers führen auch zu der markantesten Schwachstelle des Films: Die Ermangelung an Schockeffekten und der fast konsequente Verzicht auf die fantastischen Traumszenen und technischen Effekte zeigen sich in Anbetracht der Vorgängerfilme als besondere Enttäuschung.

                                                Als selbtsreflexiver Vorläufer zur "Scream"-Quadrologie funktioniert "Freddy's Final Nightmare" in seiner leider überwiegend harmlosen Form aber überraschend gut, sodass der Streifen an dieser Stelle nicht nur Fans der "Nightmare"-Reihe als interessantes und rückblickend temporäres Finale empfohlen werden kann.

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                                                Schon gewusst: Im Film hat Robert Shaye einen kurzen Auftritt. Der US-Amerikaner ist nicht nur Filmproduzent und Regisseur, sondern gründete auch die Filmproduktions- und Vertriebsgesellschaft New Line Cinema. New Line produzierte unter anderem die drei "Der Herr der Ringe"-Teile und die gesamte "Nightmare"-Reihe.
                                                Teile der Erdbebenszenen wurden während eines tatsächlichen Erdbebens im Jahr 1994 in Los Angeles gedreht. Ein Filmteam wurde für nachträgliche Dreharbeiten an die Drehorte geschickt und nahm dann das echte Erdbeben zufälligerweise auf.
                                                Das neue düstere Aussehen Freddy Kruegers basiert auf Cravens ursprünglicher Planung und Auslegung der Figur. Schon von Anfang an hatte er einen düstereren und weniger zeichentrickhaften Krueger vorgesehen.
                                                Freddy Krueger tötet in diesem Film nur vier Personen, in keinem Teil der Reihe waren es bisher weniger Opfer.
                                                Das Budget des Films wird auf ungefähr vierzehn Millionen Dollar geschätzt. In den Kinos konnten weltweit etwas mehr als achtzehn Millionen US-Dollar eingespielt werden, sodass sich zumindest die Produktionskosten amortisieren konnten. Trotzt des mäßigen Erfolgs an den Kinokassen fand der Film unter Horrorfans zu kultischer Verehrung.
                                                Im Abspann wird Freddy Krueger als von sich selbst gespielt ausgewiesen, obwohl auch diesmal Robert Englund die Rolle übernahm.
                                                Der Schauspieler Johnny Depp ("Sweeney Todd – Der teuflische Barbier aus der Fleet Street") spielte nicht nur bei "Nightmare on Elm Street- Mörderische Träume" mit, auch im sechsten Teil hatte er einen kurzen Auftritt in einem Traum. Ursprünglich wollte Wes Craven Depp auch in seinem Film auftreten lassen, traute sich allerdings nicht den Schauspieler darum zu bitten. Im Nachhinein erzählte Johnny Depp in einem Interview, dass er sich sehr gerne selbst in Cravens Film gespielt hätte.
                                                Die allgemeinen Kritiken zum Film fallen insgesamt recht gut aus. Die Internet Movie Database weist eine Bewertung von 6,3 aus, die Internetcommunity Rotten Tomatoes zeigt einen kumulierten Wert von überragenden 81 Prozent. Der renommierte Kritiker Roger Ebert, der für die Chicago Sun-Times schreibt, vergibt drei von vier möglichen Sternen.
                                                Im Jahr 2003 erschien der Film "Freddy vs. Jason", in dem es zu einem Aufeinandertreffen zwischen Freddy Krueger und Jason Voorhees, dem Killer aus den "Freitag der 13."-Horrorfilmen, kommt. Offiziell wird der Crossover-Film zu keiner der beiden Filmreihen gezählt.
                                                2010 drehte Regisseur Samuel Bayer in Zusammenarbeit mit Michael Bays Produktionsfirma Platinum Dunes das Remake "A Nightmare on Elm Street", mit Schauspieler Jackie Earle Haley ("Watchmen - Die Wächter") in der Rolle des Freddy Krueger. Ein zweites Remake wurde bereits für das Jahr 2012 angekündigt.

                                                Spaß:

                                                

Action: *
                                                


Spannung: *
 


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                                                  Vom Ursprung her verkommen - wie hätte es auch anders sein können, wenn man die Fortsetzung zu einem Film von Regielegasteniker Eli Roth ("Hostel" & "Hostel: Part II") dreht.
                                                  Und wenn auch noch die Produzenten im Nachhinein die Regiearbeit übernehmen, distanziert sich selbst ein nicht gerade von Talent getrübter Regisseur wie Ti West ("The House of the Devil") ausdrücklich von seinem eigenen Werk "Cabin Fever 2: Spring Fever", das an sich auch kaum eine Erwähnung wert wäre, hätte es nicht die unbequemen Produktionsstrapazen hinter sich gebracht.

                                                  Als Direct-to-DVD-Produktion fand der Film den Weg zu den hiesigen Zuschauern und schnell wird klar, weshalb der Publisher an der monetären Leistungsfähigkeit dieses Teenie-Splatterstreifens zweifelt.

                                                  "Cabin Fever 2: Spring Fever" garantiert geschmacklose und unspannende Unterhaltung, die sich in ihrer zweifelhaften Gesamtheit auch noch durch grenzdebilen B-Movie-Charme und ekelerregende Gore-Effekte auszeichnen möchte. Um tatsächlich gefallen an diesem Werk zu finden sollte man jegliche filmische Ansprüche größtmöglich nach unten korrigieren, um im gleichen Zug von den talentlosen Schauspielern - hier seien stellvertretend unter anderem Noah Segan ("Brick"), Giuseppe Andrews ("American History X"), Michael Bowen ("Kill Bill – Volume 1") und Judah Friedlander ("30 Rock") genannt - sowie einer unkreativen und dramaturgisch entschleunigten Story von der Unmöglichkeit dieses Unterfangens überzeugt zu werden.

                                                  Es ist bemerkenswert, wie wenig inszenatorisches Verständnis und filmschaffendes Talent in einen Film fließen kann. Ti West versucht kläglich gleich vier Facetten in seinem Werk unterzubringen: Horrorfilm, Komödie, Satire und politische Metapher. Aber wie so oft gilt auch dieses Werk nicht als komplett verloren. Mit viel gutem Willen kann man zwischen den Fäkal- beziehungsweise Penälerdialogen und den sexistischen Sequenzen so etwas wie Gesellschafts- oder Konsumkritik festmachen. Einmal weitergedacht entpuppt sich aber auch das als blanker Selbstzweck, um die durch Ekel gesteuerte Dramaturgie irgendwie mit selbstgefälligem Hintersinn zu kontrastieren.

                                                  Als einzig gelungenes Element bleiben dann wohl nur noch die bunt animierten Cartoonstrecken, die den dummen Film zu Beginn und Ende, insbesondere nach dem sinnbefreiten Epilog, amüsant wenn auch wenig homogen umrahmen.

                                                  Insgesamt gesehen fällt es ausgesprochen schwer an dem Film "Cabin Fever 2: Spring Fever" irgendetwas Gutes zu finden. Die Story, Schauspieler und Atmosphäre sind enttäuschend. Allein mit viel Ekel und Gore wird versucht den Film interessant zu gestalten, was selbstredend zum scheitern verurteilt ist. So kann der Film ruhigen Gewissens nur Fans von Eli Roths "Cabin Fever" empfohlen werden, wobei selbst diese noch weitere Eingeständnisse im Bereich der handwerklichen Inszenierung und Gesamtqualität akzeptieren müssen.
                                                  Was letztlich bleibt ist ein primitiver Film zum vergessen, der seinen Weg in die hoffentlich mäßig frequentierten Schmuddelecken der örtlichen Videotheken und in die endlosen Sendeschleifen des deutschen Bezahlfernsehens bereits gefunden hat.

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                                                  Schon gewusst: Die Filmmusik zu "Cabin Fever 2: Spring Fever" stammt von Komponist Ryan Shore ("Jack Brooks: Monster Slayer"), welcher der Neffe des weltbekannten kanadischen Komponisten und Oscargewinners Howard Shore ("Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs") ist.
                                                  Die Special Effects und die Make-up Effekte stammen von der Firma Quantum Kreation FX.
                                                  Mit der US-Veröffentlichung des Films auf Blu-ray und DVD wurde gleichzeitig auch der Director's Cut von Eli Roths "Cabin Fever" zur Verfügung gestellt.
                                                  Nachdem die Produzenten den Film stark verändert, neu geschnitten und teils ganze Szenen erneut gefilmt hatten, wollte Ti West nicht mehr als Regisseur genannt werden. Stattdessen sollte das bekannte Pseudonym Alan Smithee verwendet werden, welches Regisseure wählen können, die mit dem finalen Filmprodukt nicht in Verbindung gebracht werden wollen. Da West allerdings kein Mitglied der Directors Guild of America (DGA) ist, wurde sein Anliegen abgelehnt.
                                                  Die Schauspieler Rider Strong und Giuseppe Andrews spielten bereits bei "Cabin Fever" mit.
                                                  Die Internet Movie Database verzeichnet für den Film eine Bewertung von durchschnittlichen 4,4. Die Filmcommunity Rotten Tomatoes zeigt einen kumulierten Score von nur siebzehn Prozent.
                                                  Die Produzentin Lauren Moers kündigte bereits Interesse an der Produktion von "Cabin Fever 3" an. Genauere Informationen über die Produktion oder mögliche Erscheinungstermine sind momentan nicht bekannt.

                                                  Spaß:

                                                  
Action: *
                                                  

Spannung: 

                                                  
Gefühl:
                                                  

Anspruch:
                                                  

Kreativität:

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                                                    Die Regielegende Wes Craven, der Master of Suspense, prägte neben John Carpenter ("Das Ding aus einer anderen Welt") das Horrorgenre wie kaum ein zweiter Filmschaffender. Craven erlangte durch zahlreiche auch durchaus umstrittene und ausführlich diskutierte Filme, wie zum Beispiel "Das letzte Haus links", "Hügel der blutigen Augen" oder "Das Ding aus dem Sumpf", weltweite Berühmtheit insbesondere unter Horrorfreunden. Zum Meister seines Fachs avancierte Craven allerdings erst mit dem herausragenden "Nightmare on Elm Street - Mörderische Träume" und der Erfindung Freddy Kruegers, der mit seiner schwarz humorigen und äußerst sarkastischen Art eine komplett neue Form des bekannten mordenden Monsters, im Kontrast zu einem stummen Michael Myers oder stupiden Jason Voorhees, bildete. Daraufhin geriet die Karriere von Wes Craven überraschender Weise etwas ins Stocken. Mitte der neunziger Jahre war er von einigen Filmkennern und Kritikern fast abgeschrieben worden, ehe er im Jahr 1996 zu einem unbestrittenen Geniestreich ausholen sollte, der quasi auf einer simplen Frage basierte: "Was ist Dein Lieblingshorrorfilm?".

                                                    In Zusammenarbeit mit dem bis dahin recht unerfahrenen Drehbuchschreiber Kevin Williamson, welcher später die populäre Jugendserie "Dawson's Creek" kreieren und als einer der renommiertesten Horrorfilmautoren in Erscheinung treten sollte, schuf Craven den Film "Scream - Schrei!". Es war eine echte Revolution im Genre der Horrorfilme und die kaum für möglich gehaltene Wiedergeburt des Slasher-Films, dessen Genre zuvor wegen ausgenudelter und nahezu endloser Franchises arg gelitten hatte. Aufgrund des insbesondere finanziell überwältigenden Erfolgs aber auch der sehr positiven Kritikermeinungen folgte mit "Scream 2" 1997 rasch eine ebenso gelungene Fortsetzung und der eher mäßige dritte Teil beschloss dann im Jahr 2000 die von Anfang an geplante Trilogie vermeintlich endgültig.

                                                    Genau elf Jahre später kehren mit dem neusten Sprössling "Scream 4", oder in typographisch fragwürdigerer Form wahlweise auch "SCRE4M" geschrieben, nicht nur Regisseur Wes Craven und die Drehbuchschreiber Kevin Williamson ("Tötet Mrs. Tingle!") sowie Ehren Kruger ("Transformers – Die Rache") zurück, auch die prägenden und bisher alle drei Teile überlebenden Hauptdarsteller der ersten Trilogie Neve Campbell ("Closing the Ring - Geheimnis der Vergangenheit"), Courtney Cox ("Ace Ventura – Ein tierischer Detektiv") und David Arquette ("Arac Attack – Angriff der achtbeinigen Monster") sind zur Freude der meisten "Scream"-Fans wieder mit von der Partie.

                                                    Umso mehr erfreut es, dass der Film nicht nur was den Cast betrifft rundum überzeugen kann. Der Ort des Geschehens ist wieder einmal die überschaubare amerikanische Kleinstadt Woodsboro, in der mysteriöser Weise trotz der vielen und regelmäßigen Mordserien immer noch überraschend viele Menschen auffallend normal zu leben scheinen. Viele Jahre nach den berühmten Woodsboro-Morden kehrt nicht nur die auf Lesereise befindliche Sidney Prescott nach Woodsboro zurück, auch der gemeinhin als Ghostface bekannte und mit einer Edward Munch-Maske verkleidete Mörder treibt wieder sein Unwesen, um insbesondere die jüngeren Bewohner der Stadt in Angst und Schrecken zu versetzen und den älteren Mitbewohnern ihre Taten- und Hilflosigkeit vor Augen zu führen. Wie schon in den drei Filmen zuvor stemmen sich Reporterin Gale Weathers-Riley, der mittlerweile zum Sheriff ernannte Dewey Riley und die heimgekehrte Sidney Prescott mit allen Mitteln gegen den gnadenlos mordenden Unbekannten. Facebook, Twitter, iPhone - die jungen Bewohner Woodsboros können auf die neusten technischen Raffinessen und Errungenschaften zurückgreifen - sozusagen die Generation 2.0. Dies betreffend zeigt sich Craven dann auch ausnahmsweise zumindest ansatzweise gegenwartsbezogen, ohne allerdings den Gebrauch der neuen Möglichkeiten zu übertreiben oder dem Zeitgeist zu verfallen. Dass er die Jugendlichen dann auch nicht vor der Ambivalenz des Erwachsenwerdens schützt, gilt schon wieder als symptomatisch - ganz gleich, ob sie nun von einem Freddy Krueger oder Ghostface gejagt werden. An dieser Stelle soll nicht zu viel über die patente Story verraten werden, allerdings darf man sich als geneigter Zuschauer auf großartige Unterhaltung und treffsichere Schockmomente gefasst machen, die in ihrer Qualität durchaus zum zweiten "Scream"-Teil aufschließen können und ab dem fantastischen Film-in-Film-in-Film-Prolog auf ein furioses Finale einstimmen, in dem ein wahnwitziger Storytwist zu bestaunen ist.

                                                    Die "Scream"-Filme lebten insbesondere von ihrer satirischen und höchst ironischen Geschichte, den charmanten Charakteren und dem durchaus beispielhaften Selbstreferenzialismus. So gilt es als besonders positiv, dass sich auch "Scream 4" mustergültig dieser Erfolgsformel bedient. Die hinreißend komische Story bietet immer wieder Grund zum schallenden Lachen, während einem die von Craven absolut souverän gesetzten Schockmomente teilweise das Fürchten lehren. Im Gegensatz dazu bewegt sich das Spannungslevel fern dieser Schockmomente ausgesprochen häufig im unteren Bereich, fast bemerkenswert entspannt für einen "Gruselfilm".

                                                    Dass Ghostface mit seiner Munch-Maske schon Mitte der neunziger Jahre zur Pop-Ikone emporstieg, wird wieder einmal durch ständige Selbstreflektionen in die Handlung eingewoben. Überhaupt strotzt der Film geradezu von Zitaten aus Horrorfilmen, Andeutungen, Klischees, kleinen Details und Film-in-Film-Situationen, die sich auf ihrer konstruierten Metaebene besonders Genrefans mit freudiger Entzückung erschließen werden. Natürlich kann man der Meinung sein, dass eine so übertriebene Konzentration auf kulturelle und selbstbezogenen Querverweise ermüdend und im Rahmen der "Scream"-Reihe wirklich nicht neu ist, allerdings zeichnet gerade diese umfangreiche Versessenheit auf die selbstreflexive und doch unumgängliche Slasher-Ironie die Situation der Horrorfilm-erprobten Filmcharaktere aus. Obgleich die Protagonisten mögliche Erkenntnisse (jeder kann der Mörder sein; frag niemals "Wer ist da?"; fliehe durch die Haustür - nicht die Treppe hoch; sag nie "Ich komme gleich wieder.") und Regeln (keine Sünde, Alkohol oder Sex) aus den gemeinhin bekannten Horrorfilmen, wie "Halloween - Die Nacht der Grauens", "Prom Night - Das Grauen kommt um Mitternacht" oder der langlebigen "Freitag der 13."-Filmreihe, verinnerlicht haben, bleibt der Tod für die meisten Opfer letztlich unumgänglich. Wer warum stirbt bleibt bis zuletzt nicht unbedingt erkennbar, das stetige Erfüllen und Untergraben von Erwartungshaltungen ist die Regel. Wobei der Film getreu dem Motto verfährt: Neues Spiel, neue Regeln - dabei werden die Regeln und Tragödien von Gestern zu den Klischees und Witzen von Heute.

                                                    Neben der trefflich humoresken Ausarbeitung bleibt allerdings auch die Darstellung der Gewalt für Regisseur Wes Craven ein prägender und in Anbetracht seiner Cinematographie typischer Teil des Film. Wie schon in der ersten "Scream"-Trilogie bezieht sich Craven augenscheinlich nicht auf die sadistische und irrationale Prägung von Brutalität und Gewalt, wie sie beispielsweise noch in seinem Frühwerk "Das letzte Haus links" eindeutig und ungefiltert zu begutachten war. "Scream 4" konzentriert sich auf eine reale Darstellung von Horror und Gewalt, wobei ganz bewusst auf Genrefilme kritisch eingegangen und die ausgeübte Gewalt trotz aller Ironie und Spaßigkeit in ihrer Boshaftigkeit und Hässlichkeit dargestellt wird. Wer auf die stilisierte Gewaltdarstellung à la Zack Snyders "Sucker Punch" oder Robert Rodriguez' "Planet Terror" aus ist, wird durch Cravens zweckdienliche Darstellungsart der Kontrastierung zwischen Gut und Böse fraglos enttäuscht.

                                                    Schauspielerisch schöpft Craven auch mit seinem nunmehr vierten "Scream"-Film aus einem vielversprechenden Pool unverbrauchter und mitunter sehr reizvoller Darsteller, wobei die neue Generation vom bereits erwähnten Stammpersonal gekonnt ergänzt und zusammen gehalten wird. Genrebedingt hat die Vielzahl der Charaktere keine sonderlich blumigen Zukunftsaussichten, trotzdem schaffen es die Darsteller gekonnt nicht allzu früh auf ihr nahendes Ableben aufmerksam zu machen. Aus der neuen Generation seinen an dieser Stelle zum Beispiel die Schauspieler Emma Roberts ("Aquamarin – Die vernixte erste Liebe"), Hayden Panettiere ("Girls United – Alles oder Nichts"), Rory Culkin ("The Chumscrubber - Glück in kleinen Dosen"), Nico Tortorella ("The Beautiful Life") und Anthony Anderson ("Exit Wounds – Die Copjäger") genannt. Zahlreiche mehr oder weniger gewichtige Kurzauftritte verehrter Darsteller, wie zum Beispiel Adam Brody ("Cop Out – Geladen und entsichert") oder Kristen Bell ("Pulse – Du bist tot, bevor Du stirbst"), erfreuen zudem insbesondere Serienfans.

                                                    Insgesamt gesehen zeigt sich mit "Scream 4" nach mehr als zehn Jahren Pause eine mehr als würdige Fortsetzung des kultisch verehrten "Scream"-Franchises in den Lichtspielhäusern. Selbstverständlich darf man hier keine Neuerfindung des Genres erwarten, dies dürfte außerdem kaum im Interesse von Wes Craven liegen. Aber auch die schon in Teil zwei proklamierte Katastrophe um Fortsetzungen aller Art muss man in diesem Fall ebenso wenig befürchten, vielmehr versteht es der Film mustergültig den 90er Jahre Charme seiner Vorgänger gekonnt zu konservieren. Das Festhalten an Standards und alt erprobten Ideen muss Regisseur Craven und Drehbuchautor Williamson hoch angerechnet werden, da sie so wieder einmal auf erfrischende Art und Weise gegen den Strom der momentanen Screamakes ("Freitag der 13." 2009, "A Nightmare on Elm Street" 2010) schwimmen, die sich meist übertrieben ernst zeigen und keinerlei Spaß verstehen wollen. Besser noch als "Scream 3" überzeugt der Film durch herausragende Dialoge, die gewohnt selbstreflexive Auseinandersetzung mit dem gesamten Genre der Horrorfilme, smarten wie kurzlebigen Charakteren und einem verzückenden Schlusstwist. Über dies hinaus zeigt Wes Craven ("Freddy’s New Nightmare") auch hier sein Können als Regisseur, indem er ein perfektes Timing, mit einer generell patenten Inszenierungen und stilistischem Fingerspitzengefühl verknüpft. Eine wichtige Komponente dessen sind ohne Frage auch Kameramann Peter Deming ("Mulholland Drive – Straße der Finsternis"), der die bildliche Ästhetik der alten Trilogie genau rekonstruiert, und Filmmusikkomponist Marco Beltrami ("Tödliches Kommando – The Hurt Locker").

                                                    Letztlich bleibt es wie so oft natürlich reine Geschmacksache, ob man Gefallen an diesem ironischen und teils zynischen Slasher-Film findet, der praktisch eine einzige Reminiszenz an sich selbst beziehungsweise seine Vorgänger darstellt. Für kundige Genrefans ist und bleibt dieser Streifen aber ein unumgängliches Pflichtprogramm, das die hoch gesteckten Erwartungen im Großen und Ganzen zu befriedigen versteht.

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                                                    Schon gewusst: Ursprünglich sollte der Titel des Film "Scream - Schrei!" dem Arbeitstitel der ersten Drehbuchentwürfe von Kevin Williamson zufolge "Scary Movie" lauten.
                                                    Laut der Aussage von Produzent Bob Weinstein ("Pulp Fiction", "Good Will Hunting") kann "SCRE4M" bei entsprechendem Erfolg in den Kinos der Beginn einer neuen Trilogie werden.
                                                    Wie bereits erwähnt ist die Maske des Killers Ghostface dem lange verschollenen Bild "Der Schrei" des norwegischen Künstlers Edvard Munch (1863-1944) nachempfunden und wurde damals vor Beginn der Dreharbeiten zum ersten Film in einem Souvenirgeschäft in Hollywood erstanden.
                                                    Wie schon bei den ersten drei Teilen war der US-amerikanische Komponist Marco Beltrami für die musikalische Untermalung zuständig. Unter anderem schrieb er auch die Musik zum Western "Todeszug nach Yuma" und Kathryn Bigelows Oscarerfolg "Tödliches Kommando - The Hurt Locker". Das klassische Theaterthema aus "Scream 2" stammt hingegen von Tim Burtons ("Sweeney Todd – Der teuflische Barbier aus der Fleet Street") Stammkomponisten Danny Elfman ("Edward mit den Scherenhänden").
                                                    Wes Craven verkündete bereits im Jahr 2009 per Twitter, dass die Produktion einer weiteren Fortsetzung aufgenommen werde.
                                                    Anfangs war nur Kevin Williamson ("Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast") für die Erstellung des Drehbuchs verantwortlich. Aufgrund künstlerischer Differenzen, so heißt es, wurde anschließend Ehren Kruger, Drehbuchschreiber von "Scream 3", konsultiert und beendete Williamsons Arbeit.
                                                    Zum ersten Mal innerhalb der "Scream"-Reihe wurden CGI-Effekte verwendet. So wurde beispielsweise statt eines Trickmessers in vielen Szenen das Messer des Killers per computer-generated imagery nachträglich eingefügt.
                                                    Die Produktionskosten des Films werden auf ungefähr vierzig Millionen US-Dollar geschätzt. Seit dem 15. April konnten in den Kinos weltweit über 87 Millionen Dollar wieder eingespielt werden.
                                                    Die 1989 geborene US-amerikanische Schauspielerin Hayden Panettiere ("Message in a Bottle – Der Beginn einer großen Liebe") war seit Ende 2009 mit dem ukrainischen Schwergewichtsboxweltmeister Wladimir Klitschko liiert. Zwischen den beiden besteht ein Größenunterschied von knapp 45 Zentimetern, im Mai 2011 beendeten sie ihre Beziehung überraschend.
                                                    Die Kritiken zum Film fallen sehr unterschiedlich und teils durchwachsen aus. Die Internetcommunity Rotten Tomatoes verzeichnet eine Bewertung von 58 Prozent, Metacritic vergibt 52 Punkte mit einem User Score von 7,1. Kritiker Roger Ebert von der Chicago Sun-Times und auch das Rolling Stone Magazine verleihen zwei von vier möglichen Sternen, die Internet Movie Database weist eine kumulierte Bewertung von guten 7,1 aus.
                                                    Der Schauspieler David Arquette und "Friends"-Star Courtney Cox lernten sich während der Dreharbeiten zum ersten Film kennen, heirateten 1999, bekamen im Jahr 2004 ein gemeinsames Kind und gaben Ende 2010 ihre Trennung bekannt. Im vierten Film hingegen spielen sie ironischerweise ein verheiratetes Paar.
                                                    Regisseur Wes Craven litt im Alter von 19 Jahren unter transverser Myelitis, einer Art Rückenmarkentzündung, und war deshalb für mehr als drei Monate von der Brust abwärts gelähmt. Mit dem Medium Film kam Craven wegen seiner sehr religiösen Erziehung übrigens erst im Alter von 24 Jahren in Kontakt.

                                                    - "Welchen Sinn macht es zu überleben, wenn alle anderen Tod sind?" -

                                                    Spaß: **

                                                    Action: *
                                                    
Spannung: **

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Anspruch:
                                                    
Kreativität:

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