BigH - Kommentare

Alle Kommentare von BigH

  • 5

    Ich glaube, der Film wäre gar nicht schlecht, wenn er nicht (in meinen Augen) zwei große Probleme hätte: Zum einen SpecialFX, die absolut nicht dem derzeitigen state-of-the-art entsprechen, und zum anderen ein Hauptdarsteller, der einfach so grottenunsympathisch ist, dass es einem den ganzen Film versaut; dass Ezra Miller gleich in einer Doppelrolle daher kommt, macht die Sache nicht wirklich besser. Miller war schon in "Justice League" der größte Störfaktor, in seinem Solo-Film gibt's nun leider nichts mehr, was seinen Auftritt wettmachen kann. Was schade ist, denn an und für sich ist "The Flash" wie gesagt nicht schlecht (klar, der ganz große Wurf ist der Film auch nicht, Hauptdarsteller hin oder her), insbesondere die Anspielungen auf andere Filme und Cameos von diversen Darstellern aus früheren DC-Filmen machen durchaus Spaß. Deshalb gibt's auch trotzdem noch 5 Punkte. Ohne Ezra Miller wären's vermutlich 1 bis anderthalb Punkte mehr.

    • 7 .5

      Als Spiele-Fan dache ich, mal sehen, was sie aus der Thematik machen. Ich bin dann überrascht worden mit einer sehr unterhaltsamen Komödie mit einer durchgehend sympathischen Besetzung und einigen starken Gags. Insbesondere die Chemie zwischen Rachel McAdams und Jason Bateman stimmt, aber auch der Rest des Ensembles weiß zu punkten (stark: Jesse Plemons als merkwürdiger/unheimlicher Nachbar). Die Handlung eskaliert immer weiter und hält einen durchgehend bei der Stange, und auch wenn es vielleicht ein paar Gags gibt, die nicht ganz so zünden (gibt's bei jeder Komödie), kriegt der Film immer dann, wenn man die Befürchtung hat, dass er ins allzu seichte abrutscht, immer wieder elegant die Kurve. Alles in allem habe ich mich ausgezeichnet unterhalten und viel gelacht. Viel mehr Lob kann es für eine Komödie kaum geben.

      • 6

        Ein absolut durchschnittlicher Superheldenfilm mit absolut durchschnittlicher Handlung mit überdurchschnittlich sympathischen Hauptfiguren. Teyonah Parris als Monica Rambeau ist zwar etwas blass, und Zawe Ashton ist halt als Dar-Benn eine Widersacherin von der Stange, die problemlos durch jeden beliebigen anderen Bösewicht hätte ersetzt werden können. Aber das wird alles wettgemacht durch Brie Larson als Captain Marvel und vor allem Iman Vellani als Kamala Khan alias Ms. Marvel. Letztere fand ich schon in ihrer eigenen Serie herzerfrischend anders, und ihr Fangirl-Gehabe war einfach drollig. Das Ganze wird jetzt, wo sie leibhaftig auf ihr Idol Captain Marvel trifft, auf die Spitze getrieben, und das macht einfach Spaß. Die Chemie zwischen Kamala und Carol stimmt von Anfang bis Ende, und auch Kamalas Familie ist genau wie in der Serie bei jedem Auftritt unterhaltsam. Unter diesem Gesichtspunkt funktioniert der Film.
        Diesmal.
        Aber so gern ich den Marvels auch zuschaue, es stellt sich mir schon die Frage, ob sich die "Fangirl trifft ihr Idol"-Dynamik nicht irgendwann erschöpft. Ich kenne die Figur von Kamala ausdrücklich nicht aus den Comics, deshalb kann ich nicht abschätzen, ob und wie sie sich entwickelt. Aber ausgehend von diesem Film muss sie sich zwingend entwickeln, denn sonst wird Ms. Marvel wahrscheinlich schnell nervig.

        Das Hauptproblem des Films ist aber, dass seine Handlung schlicht 08/15 ist. Die Geschichte hätte vermutlich genauso mit den Guardians of the Galaxy funktioniert oder mit einer beliebigen Konstellation der Avengers. Mit anderen Worten: Es ist alles ziemlich beliebig. Austauschbar. Fast schon... langweilig.
        Wenn da nicht die Protagonistinnen wären, die dem Film nochmal etwas Pepp verleihen und ihn so nicht völlig untergehen lassen. So schafft es "The Marvels" gerade noch, sich in ein halbwegs solides Mittelfeld innerhalb des MCU zu retten. Ohne Kamala & Co. würde der Film deutlich weiter unten in meinem Ranking landen.

        1
        • 6 .5

          Gut, dass das vierte Kapitel von John Wick allem Anschein nach auch das letzte Kapitel der Reihe ist. Nicht, dass der Film per se schlecht wäre, das gewiss nicht. Aber er zeigt eben, dass das, was ursprünglich die Stärken der Serie waren, sich allmählich abgenutzt und fast schon zu Schwächen gewandelt haben. Dass ich bei John Wick keine extrem ausgetüftelte Handlung erwarte(n darf), ist klar. Die Geschichte ist letztlich erstmal nur eine Entschuldigung, um von einer völlig abgefahrenen Actionszene zur nächsten überzuleiten. Aber diesmal hatte ich schon das Gefühl, dass der Handlungsfaden dünn, verdammt dünn war, insbesondere gegen Ende hin, wo man sich fragt "Warum bleibt John nicht einfach bis kurz vor dem entscheidenden Duell untergetaucht anstatt sich die ganze Nacht über bis zum Sonnenaufgang in Kämpfe zu stürzen?" und "Gott, wie oft will er denn noch die Treppe runterpoltern?". Auch hat man einige Actionsequenzen so oder so ähnlich schon in früheren Wick-Filmen gesehen. Ob das nun Kämpfe in einem Club oder in einem großen Raum voller Kunstwerke oder Spiegel oder sonstigen zerbrechlichen Sachen sind oder eine Metzelei durch ein Kellergewölbe, das gab's alles schon mal. Und durch die scheinbare Unverwundbarkeit sowohl von John Wick als auch seiner wichtigsten Gegner (dank der schußsicheren Anzüge, die aus einem Marvel-Film geklaut zu sein scheinen und jeglicher Physik trotzen) geht auch ein wenig an Spannung verloren.
          Glücklicherweise bietet Kapitel 4 aber auch Abwechslung; der Kampf im Kreisverkehr um den Arc de Triomphe ist klasse inszeniert, und die Szene, in der sich John Wick in einem verlassenen Haus Horden von Angreifern stellt, ist schon allein durch die Kameraführung – fast die ganze Sequenz ist direkt von oben gefilmt – außergewöhnlich. Trotzdem: Es hätte dem Film sicher gut getan, wenn man auf den einen oder anderen Kampf verzichtet und den Film um wenigstens 30 Minuten gekürzt hätte (die Verfolgungsjagd in der Wüste beispielsweise trägt nicht das Geringste zum weiteren Film bei und hätte problemlos der Schere zum Opfer fallen können).

          Womit John Wick immer wieder aufwarten kann, und da macht auch dieser vierte Teil keine Ausnahme, sind außergewöhnliche Charaktere. Abgesehen von den fast schon unfreiwillig komisch zahlreichen Angreifern, von denen es scheinbar in jeder Stadt nur so wimmelt, sind die Figuren, auf die der engere Fokus gelegt wird, wirklich interessant; man hat wirklich bei den meisten das Gefühl, dass sie eine Geschichte zu erzählen haben und würde gerne mehr von ihnen sind. Sie sind es, die die Welt von John Wick erst besonders machen, und vereinzelt habe ich sogar das gewaltsame Ableben von Bad Guys bedauert, einfach weil die Charaktere an sich cool waren. Von einigen dieser Figuren würde ich gerne in einem Spin-off mehr sehen. Schade, dass Lance Reddick im Frühjahr verstorben ist, seine Darstellung des Concierge des Continental Hotels fand ich vom ersten Teil der Serie an ganz großartig.

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          • 5
            BigH 05.08.2023, 11:16 Geändert 05.08.2023, 11:21

            Ich hatte die Gelegenheit, "Die letzte Fahrt der Demeter" in einer Vorpremiere zu sehen, deshalb kommt meine Rezi auch vor dem Deutschlandstart. Dementsprechend gehe ich davon aus, dass die Wenigsten den Film bislang auch gesehen haben, deshalb an dieser Stelle eine deutliche SPOILER-Warnung.

            Aus einem Abschnitt eines Buchs, der – je nach Ausgabe – kaum vier Seiten lang ist, einen abendfüllenden Spielfilm zu machen, klingt erst einmal wie eine eher blöde Idee. Ich meine, Peter Jackson hat ein dünnes Kinderbuch zu drei Monumentalfilme aufgeblasen, und man hat gesehen, was dabei herausgekommen ist. Aber die Geschichte der Demeter aus Bram Stokers "Dracula" ist durchaus nicht uninteressant; im Kern ist sie ja nichts anderes als "Alien" – ein Schiff, das ein Monster an Bord hat und nach und nach die Mannschaft dezimiert. Aus der literarischen Vorlage, und sei sie noch so kurz geraten, kann man also durchaus etwas machen.
            Kann man.
            Muss man aber nicht…

            "Die letzte Fahrt der Demeter" krankt aus meiner Sicht an verschiedenen Punkten. Ein Problem ist der Ablauf der Geschichte. Die literarische Vorlage legt bereits zwei Dinge fest: 1. Die ganze Mannschaft geht drauf, und 2. Dracula überlebt. Das nimmt schon mal zwei Spannungsmomente aus der Handlung: Wird die Mannschaft dem Monster entkommen? Kann die Bestie besiegt werden? (Spoiler: Nein und nein).

            Das wäre durchaus zu verzeihen, wenn der verzweifelte Überlebenskampf der Besatzung halbwegs spannend inszeniert gewesen wäre. Aber effektiv schaut man nur der Crew der Demeter dabei zu, wie sie nach und nach abgeschlachtet wird. Von organisierter Gegenwehr in irgendeiner Weise kann kaum die Rede sein. Anders gesagt: Die Protagonisten reagieren nur, sie übernehmen praktisch nie die Initiative. Das ist ziemlich unbefriedigend. Wenn die Demeter-Crew (buchstäblich) bis zum letzten Blutstropfen gekämpft hätte, wenn es clever geplante Fallen und erbitterte Kämpfe gegen die Bestie gegeben hätte, die vielleicht alle letztlich erfolglos geblieben, aber ein Zeichen gewesen wären, dass wenigstens versucht wird gegen das Unvermeidliche anzukämpfen, dann wäre das völlig in Ordnung gewesen. So lief eigentlich alles darauf hinaus, dass man Lämmern dabei zusieht, wie sie zur Schlachtbank geführt werden. Bei einem Text von wenigen Seiten Länge muss man sich bei der Umsetzung als Spielfilm einige künstlerische Freiheiten herausnehmen und womöglich sogar selbst von dem wenigen, was man als Vorlage hat, abweichen. Der Kampf gegen Dracula wäre eine gute Gelegenheit dazu gewesen (auf die sonstigen künstlerischen Freiheiten komme ich noch zu sprechen).

            Das, wie ich finde, noch viel größere Problem ist, dass der Film die größtmögliche Sünde für einen Gruselfilm begeht: Er ist nicht gruselig. Und das liegt vor allem an einem: Regisseur André Øvredal verwechselt Horror mit Erschrecken. Fast alle Auftritte von Dracula erfolgen per jump-scare. Die Musik verstummt, die Geräuschkulisse wird heruntergefahren, die Kamera hat einen scheinbar harmlosen Schauplatz im Bild – und ZACK! Schon springt Dracula ins Bild. Das funktioniert einmal, auch zweimal. Aber danach nervt es einfach nur noch und zerstört die bedrohliche Stimmung, die zuvor aufgebaut wurde. Ich erwarte von einem Dracula-Film nicht unbedingt tiefgründigen psychologischen Horror, aber… Moment, doch. Eigentlich wäre das Szenario bestens geeignet für psychologischen Horror. Aber stattdessen wirft Øvredal halt immer wieder das Monster ins Bild.

            Ärgerlich fand ich die zwanghafte Einführung einer weiblichen Figur. Dass diese in der Vorlage nicht erwähnt ist, kann ich verschmerzen (da sind wir wieder im Bereich der künstlerischen Freiheit). Aber die Figur der Anna trägt m.E. obendrein überhaupt nichts Wichtiges zur Handlung bei; ja, man kann darüber streiten, ob sie noch einen Konfliktherd beisteuert ("Frauen an Bord eines Schiffs bedeuten Unglück!!") und dadurch nochmal eine zusätzliche Dramatik reinbringt. Mich jedenfalls hat Anna gestört, wäre die Figur aus dem Drehbuch rausgeflogen, hätte es vermutlich für die weitere Handlung keinen nennenswerten Unterschied gemacht.

            Dass auch eine farbige Figur eingeführt wird, war absehbar (laut eines Artikels von Moviepilot von 2012 (!!) war mal Viggo Mortensen für die betreffende Rolle vorgesehen...), aber in Ordnung. Durch ihre Hintergrundgeschichte und die Art, wie/weshalb sie an Bord der Demeter kommt, hat Clemens durchaus gut ins Ensemble gepasst. Ich erlaube mir allerdings zu sagen, dass mir vom ersten Auftritt der Figur vollkommen klar war, dass Clemens den Film überleben wird. Und genau so kam es dann auch. Was eigentlich widersinnig ist, denn "offiziell" (also nach der Romanvorlage) gibt es keine Überlebenden der Demeter; genau das macht das Schicksal des Schiffs im Roman ja so geheimnisvoll - die Demeter wird an Land gespült, aber es gibt keine Spur von der Besatzung, der Kapitän ist ans Steuerrad gebunden, und einzig das Logbuch gibt ein wenig Aufschluss über die Ereignisse (ohne aber wirklich konkrete Antworten auf die drängenden Fragen zu geben). Ein Überlebender nimmt dem Grundszenario viel von seiner Dramatik. Dabei hätte Clemens durchaus die Chance auf einen guten, dramatischen Abgang gehabt, indem er sich als letzter dem Monster stellt, dann aber unterliegt. Stattdessen geht er als Pseudo-Sieger aus dem Kampf hervor und überlebt mit Müh und Not. Angesichts seines Epilogs könnte man sogar fast glauben, dass eine Fortsetzung geplant sei, in der Clemens dann auf die Jagd nach Dracula geht...

            All das bedeutet nicht, dass "Die letzte Fahrt der Demeter" per se ein schlechter Film ist. Die Darstellerriege ist durch die Bank weg gut, wobei mir besonders gut Liam Cunningham als Kapitän der Demeter gefallen hat; selbst Woody Norman, der Toby, den kleinen Enkel des Kapitäns spielt, rutscht erfreulicherweise nicht in die "Nerviges Kind"-Rolle. Die Effekte sind solide, das Production Design ist klasse, das Creature Design ist gelungen (schade nur, dass man so wenig von der Bestie zu sehen kriegt), und die Musik von Bear McCreary ist okay (nicht seine beste Arbeit, aber auch nicht seine schlechteste). Der Schwachpunkt liegt, glaube ich, beim Regisseur. Wenn André Øvredal den Horror an Bord der Demeter anders angegangen wäre als nur mit wiederholten Schreckmomenten, dann hätte man aus dem Stoff trotz seiner Kürze wirklich einiges rausholen können.

            5
            • 8 .5

              Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass dieses Jahr noch ein besserer Film in die Kinos kommt als "Oppenheimer". Sicher, Christopher Nolans Film ist keine leichte Kost, oftmals recht anstrengend (allein schon wegen der Länge), aber eben in fast allen Belangen wahnsinnig gut. Die Besetzung ist fantastisch, allen voran natürlich Cillian Murphy in der Titelrolle. Aber man tut den übrigen Darstellern, bis hinunter zur kleinsten Nebenrolle, Unrecht, wenn man nicht betont, dass jede/r von ihnen absolute Bestleistung bringt. Egal ob Robert Downey jr., Emily Blunt, Matt Damon oder Jason Clarke, es ist eine wahre Freude, richtig guten Schauspielern über die volle Länge des Films bei der Arbeit zuzusehen. Da gibt es niemanden, der irgendwie schwächelt oder in irgendeiner Weise negativ auffällt, die gesamte Darstellerriege hat ihr A-Game ausgepackt (die Maskenbildner im Übrigen auch, ich gebe zu, dass ich nicht jeden Darsteller auf Anhieb erkannt habe).

              Worauf man sich bei Christopher Nolan ja fast immer verlassen kann, ist, dass er seine Geschichten nicht linear erzählt. Das muss nichts Schlechtes sein; bei "Dunkirk" hat's mich eher gestört, aber hier führt die Erzählstruktur in verschiedenen Zeitebenen dazu, dass die Geschichte über 180 Minuten interessant bleibt. Auch dass Oppenheimers Leben nicht auf den Trinity-Test – obwohl zweifelsohne eines der wichtigsten Ereignisse der Menschheitsgeschichte – reduziert wurde, sondern seine politischen Verwicklungen davor und danach letztlich der Dreh- und Angelpunkt der Story waren, fand ich erzählerisch äußerst gelungen.

              Hinsichtlich der Kameraführung ist "Oppenheimer" ebenfalls über jeden Zweifel erhaben, was bei Nolan nicht weiter überrascht (und soweit ich gelesen habe ließ er den IMAX-Film für die Schwarz/Weiß-Szenen sogar extra für den Film entwickeln).

              Die einzigen Abstriche muss ich bei der Musik machen. Ludwig Göranssons Score ist sicher nicht schlecht, aber dadurch, dass jede noch so kleine Szene, egal wie undramatisch sie ist, mit elegischer Musik unterlegt ist, entsteht sehr schnell ein Soundbrei, der in meinen Ohren letztlich nur noch störend war und dem Film oftmals einiges an Wirkung genommen hat; manche Szenen kamen mir durch die Musikuntermalung vor, als ob ich mir einen "Oppenheimer"-Trailer anschauen würde. Deshalb gibt's an der Stelle einen halben Punkt Abzug von mir.

              Die Academy Awards mögen vielleicht nicht mehr der Qualitätsgradmesser sein, der sie mal waren (wenn sie es denn je waren). Aber es würde mich auf alle Fälle sehr wundern, wenn "Oppenheimer" bei der nächsten Oscar-Verleihung nicht groß abräumt. Ich tippe jetzt einfach mal spontan auf Bester Film, Beste Regie, Bester Hauptdarsteller, Bester Nebendarsteller, Beste Nebendarstellerin, Bestes adaptiertes Drehbuch, Beste Kamera, Bestes Szenenbild. Bei jeder dieser Kategorien würde ich ohne wenn und aber zustimmen. Bestes Kostümdesign und Bestes Make-up fände ich auch in Ordnung.
              Oder anders gesagt: Ein wahnsinnig guter Film!

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              • 1
                über Lamb

                Ich wollte "Lamb" mögen. Ehrlich. Aber zwei (später drei) Schauspielern dabei zuzusehen, wie sie in Island Schafe züchten und sich dabei auch völlig selbstverständlich um einen Schaf/Mensch-Hybriden kümmern, als wäre das die normalste Sache der Welt, gibt einfach nicht sonderlich viel Unterhaltungswert ab. Spannung o.ä. kommt auch nicht auf. Ich wüsste den Film nicht mal in irgendein Genre einzuordnen; Wikipedia nennt "Lamb" ein Horror-Mystery Drama, aber mal ehrlich - Horror gibt's da null, Drama ebensowenig, und das einzige Mysterium ist, warum der Film überhaupt gedreht wurde. Und ich kann nicht mal meinen Standardsatz "Da hätte man mehr drauß machen können" anbringen, denn aus dem, was "Lamb" liefert, lässt sich beim besten Willen nicht mehr machen.

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                • 3 .5
                  BigH 17.07.2022, 17:47 Geändert 17.07.2022, 17:49

                  Reife Leistung, Herr Tarantino! Über zweieinhalb Stunden ohne irgendeine zusammenhängende Geschichte, ohne jedwede interessante Story, ohne bemerkenswerte Dialoge hinzukriegen, das muss man erst mal schaffen. Von der ersten Minute an schleppt sich OUATIH dahin wie ein waidwundes Tier, bei dem sich niemand erbarmt ihm den Gnadenschuss zu geben. Und bis zum Ende ändert sich daran auch nichts. Keine noch so gute schauspielerische Leistung (und derer gibt es durchaus ein paar) rettet dieses filmische Äquivalent eines überfahrenen Skunks, es passiert einfach nichts. Schon nach einer Stunde war ich versucht den Film abzuschalten; dass ich durchgehalten habe ist eher meiner Ausdauer als der Qualität von OUATIH zuzuschreiben.
                  Vielleicht wäre es besser, wenn sich ein Produzent mal ein Drehbuch durchlesen würde und nicht einfach grünes Licht für ein Filmprojekt gibt, nur weil Tarantino drauf steht.

                  11
                  • 7 .5

                    Warnung: Spoilers ahead!

                    "Doctor Strange in the Multiverse of Madness" (im weiteren nur DS2 genannt) ist für mich ein Film aus der "Ja, aber"-Kategorie: Hat er mir gefallen? Ja, aber...

                    Ich hab mich wirklich gut, stellenweise sogar sehr gut unterhalten. Das liegt auch und vor allem am Hauptdarsteller. Benedict Cumberbatch zeigt sich wieder einmal als Idealbesetzung für die Rolle und bringt mühelos alle Facetten der Figur auf die Leinwand, sei es der Ernst, den eine weltenumspannende Krise und eine überwältigende Gefahr wie Scarlet Witch erfordern, sei es eine glaubwürdige Emotionalität, wenn es um seine Beziehung zu Christine Palmer geht, sei es sein manchmal schnippischer, manchmal lakonischer Humor, der sich immer wieder einschleicht.
                    Gleiches gilt für Xochitl Gomez als America Chavez, die ebenfalls durchweg eine gute Figur macht und mehr ist als nur die "damsel in distress". Und Elizabeth Olsens Wanda Maximoff ist meines Erachtens jederzeit glaubwürdig, sei es als liebende Mutter, sei es als Scarlet Witch, die bereit ist über Leichen, nötigenfalls sogar über zerstörte Universen zu gehen, um ihr Ziel zu erreichen.
                    Und auch die sonstigen Rollen, egal wie groß oder klein, sind gut besetzt. Vom Casting und der Leistung der Darsteller her gibt's also nichts zu meckern.

                    Auch an Schauwerten mangelt es dem Film weiß Gott nicht. Die Kämpfe, bei denen nicht zu knapp Magie zum Einsatz kommt, sind spektakulär und kommen auch immer wieder mit rasanten Überraschungen daher, und die verschiedenen Multiversen, insbesondere aber die Reise dorthin, sind toll in Szene gesetzt. Tricktechnisch ist alles einwandfrei, d.h. auf dem heutzutage gängigen Niveau für Blockbuster, umgesetzt (anders als z.B. der Showdown in "Black Panther", der bis heute zu den schlechtesten Effektszenen in einem Marvel-Film gehört). Es gibt also auch diesbezüglich nichts auszusetzen.

                    Positiv anzumerken ist auch, dass - sicherlich bedingt durch Sam Raimis Einfluss - DS2 deutlich düsterer und an manchen Stellen auch gewälttätiger ist als vorangegangene DCU-Filme (natürlich alles im Rahmen einer FSK 12-Freigage, aber trotzdem). Es tut dem Film gut, dass er angesichts der Thematik nicht nur quietschbuntes Popcorn-Kino ist, sondern auch mal ein wenig über die Stränge schlägt. Natürlich bekommt man nicht alles in aller Deutlichkeit zu sehen, aber auch die Andeutungen reichen, damit man den Ernst der Lage erkennt (und ich bin mir sehr sicher, dass Peggy Carter von ihrem Schild in zwei Teile gehackt wurde).

                    Ja, aber...

                    So gut die Schauspieler, so toll die Effekte, so spannend die Kämpfe auch sein mögen, handlungstechnisch gibt es nur wenig darüber hinausgehendes. Letzten Endes ist DS2 eine Nummernrevue, bei der sich unterschiedlich spektakuläre Kämpfe die Klinke in die Hand geben, unterbrochen von kurzen Dialogen, die zwar in den meisten Fällen nicht ausnehmend schlecht sind, aber eben auch nicht ausreichen, um so etwas wie eine Geschichte zu erzählen. An dieser Front ist DS2 einfach ein wenig schwach auf der Brust (aber Marvel-Filme haben auch nie den Anspruch erhoben, in direkter Nachfolge von Shakespeare zu stehen).

                    Der andere Punkt, der mich gestört hat (und ich betone vorsorglich, dass ich ein ausgesprochener MCU-Fanboy bin), war, dass ich immer wieder das Gefühl hatte, es ging gar nicht so sehr darum eine für sich stehende Geschichte zu erzählen, sondern vornehmlich darum, eine neue Facette ins MCU einzubringen und/oder auszubauen (das Multiversum spielte im umwerfenden "Spider-Man: No Way Home" schon eine zentrale Rolle) und die Tür zu öffnen für neue Figuren. Wie eine Verkaufsmasche, die einem immer noch was und noch was andreht: "Wenn Sie jetzt Doctor Strange kaufen, bekommen Sie außerdem bald noch einen Fantastic Four-Film mit John Krasinski dazu. Und bleiben Sie dran, wenn Sie erfahren wollen, was es mit Charlize Therons Figur aus der Mid-Credit-Szene auf sich hat...".
                    Umgekehrt gab es Anspielungen auf die "WandaVision"-TV-Serie, die diejenigen, die nur die MCU-Kinofilme kennen, etwas verwirrt haben dürften. Ohne "WandaVision" fehlt irgendwie ein kleiner, aber wichtiger Baustein, ohne den die Entwicklung von Wanda zwischen "Avengers: Endgame" und DS2 nicht gänzlich nachvollziehbar ist.

                    Und das zeigt meines Erachtens, dass eine große Stärke des MCU gleichzeitig auch eine Schwäche ist: Ja, alle Filme und die meisten TV-Serien hängen zusammen, ergänzen sich, bauen ein gemeinsames Film-Universum von nie dagewesener erzählerischer Dichte auf. Aber gleichzeitig droht diese Dichte auch, das Ganze zu ersticken. Jeder Film MUSS zwangsweise in alles Davorgewesene hineinpassen, was zu gewissen narrativen Zwängen führt (ich war ja fast schon enttäuscht, dass in DS2 praktisch kein Bezug auf den letzten Spidey-Film genommen wurde, obwohl sich das irgendwie angeboten hätte; aber da kommen vermutlich wieder die Sony/Marvel Studios-Verstrickungen ins Spiel). Und gleichzeitig ist das MCU fast schon dazu verdammt, zu wachsen und sich auszudehnen, so dass jeder neue Film auch neue Hauptfiguren für zukünftige Filme etablieren muss - nicht zuletzt auch deshalb, weil Fanboys (zu denen ich mich wie gesagt ja auch zähle) nach noch mehr Filmen und noch mehr Figuren lechzen und entsprechend bei der Stange gehalten werden müssen.

                    All das ist nicht die alleinige Schuld von DS2 (der wie erwähnt alles in allem sehr unterhaltsam war) und mindert das Vergnügen an dem Film nicht unmittelbar. Es hinterließ bei mir nur den leicht bitteren Nachgeschmack der Frage, wohin das MCU steuert bzw. wie lange es noch in diesem Umfang expandieren kann, bevor es zu unübersichtlich wird - oder sogar unter dem eigenen Gewicht implodiert.

                    • 3 .5
                      über Morbius

                      Kann bitte mal jemand endlich Sony die Marvel-Lizenz wegnehmen? Offensichtlich weiß da keiner so recht etwas damit anzufangen. "Morbius" fehlt es an so ziemlich allem, was einen brauchbaren (ich sage ausdrücklich nicht mal "einen guten") Marvel-Film ausmacht. Die Geschichte ist unglaublich langweilig und dröge erzählt, es gibt eigentlich keine wirklich packenden Szenen, Humor ist auch nicht angesagt, die Action-Sequenzen sind ziemlich schlecht inszeniert (weil so hektisch und unübersichtlich geschnitten bzw. "gefilmt" [das meiste ist ja eh CGI], dass man dem Geschehen kaum folgen kann und irgendwann mal abschält), und fast von der ersten Szene an fehlt die Marvel-Bildsprache (ich finde kein besseres Wort dafür), die irgendwie den Zauber von "Original-Marvel-Filmen" ausmacht; so blöd das klingen mag: Selbst der Nachspann ist nicht auf Marvel-Niveau...
                      Gegen das Casting kann man nicht viel sagen, Jared Leto ist ganz okay in der Titelrolle (die aber einfach nicht viel hergibt), Matt Smith ist ganz okay als Bösewicht (auch wenn es an dieser Front ebenfalls keine großen Überraschungen gibt und Milo letztlich ein 08/15-Schurke bleibt), und Adria Arjona kann man auch nicht anlasten, dass ihre Rolle als weiblicher Sidekick/Love Interest in etwa soviel Substanz hat wie Rachel Adams' Part in "Doctor Strange".
                      Völlig daneben fand ich die End Credit-Szene, in der durch das Treffen mit dem Vulture so etwas wie die Keimzelle der Sinister Six angedeutet wird. Nachdem Morbius den ganzen Film über gezeigt wird, wie er krampfhaft versucht nicht zum Monster zu werden, wirkt es irgendwie nicht passend, dass er hinterher mit Gestalten wie dem Vulture gemeinsame Sache machen will.

                      Wer also die Wartezeit bis zum zweiten Teil von "Doctor Strange" überbrücken will, sollte sich lieber mit einem MCU-Film oder einer MCU-Serie (am passendsten wäre natürlich "WandaVision") über Wasser halten. "Morbius" dagegen ist nicht einfach nur kein guter Marvel-Film oder kein guter Superhelden-Film ganz allgemein - "Morbius" ist auf ganzer Linie kein guter Film.

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                      • 6 .5

                        Irgendwie werde ich nicht schlau aus dem Film. Im Grunde hat er alle Zutaten für einen richtig guten Batman-Film. Endlich hat man mal den Eindruck, dass der dunkle Ritter nicht einfach nur ein tumb prügelnder Vigilant mit vielen lustigen Spielzeugen ist, sondern sich tatsächlich auch auf seine Ursprünge als "The World's Greatest Detective" zurückbesinnt. Die Laufzeit von fast 3 Stunden ist erstaunlich lang, und trotzdem fällt mir wenig ein, das man tatsächlich hätte weglassen können, ohne dass es Lücken hinterlässt. Mit dem Riddler steht ein interessanter Gegner abseits des eine Spur zu oft verwendeten Jokers im Mittelpunkt, auch wenn seine Darstellung recht deutlich von der Comic-Vorlage abweicht. Und obwohl sich neben dem Riddler auch noch Catwoman und der Pinguin ein Stelldichein geben, resultiert das Ganze nicht in einem Bad-Guy-Overkill, der so manchem anderen Superhelden-Film das Genick gebrochen hat (I'm looking at you, Spider-Man 3).

                        Woran liegt es also, dass "The Batman" nicht zum ultimativen Batman-Film wird? Kurz gesagt: Es liegt an Batman. In jeder Hinsicht. Ich will jetzt nicht mit Pattinson-Bashing anfangen, seine schauspielerischen Fähigkeiten will ich nicht in Abrede stelle, Robert Pattinson hatte ein guter Batman werden können. Aber im Kostüm kam für mich nie das richtige Batman-Gefühl auf, weil - pardon my French - das Kostüm einfach scheiße aussieht. Von allen Batman-Filmen hatte Pattinson nun das Pech, das mit weitem Abstand schlechteste Kostüm abzubekommen (ich bin sogar versucht zu sagen "inklusive des Kostüms von Adam West"!). In meinen Augen lief da immer ein maskierter Superheld rum. Aber nicht Batman. Es hätte genausogut Big Daddy (aus "Kick-Ass") sein können, hätte keinen Unterschied gemacht. Einzig das im wahrsten Sinne des Wortes gewichtige Auftreten, bei dem man den Eindruck hatte, er kommt in einer tonnenschweren Ritterrüstung daher, war respekteinflößend und insgesamt ganz in Ordnung (und an seinem Batmobil will ich auch nicht rummeckern).
                        Und abseits des Kostüms wirkte Bruce Wayne eher wie ein runtergekommener Drogie als wie ein Milliarden-schwerer Playboy (laut Aussagen der Macher haben sie sich bei der Darstellung von Bruce Wayne auch eher an Kurt Cobain orientiert, was der Figur aber eindeutig nicht gut getan hat).
                        Und wenn Batman weder im Kostüm noch außerhalb einen guten Eindruck macht, dann bleibt an der Stelle halt nicht viel übrig.
                        Zusätzlich gab es zwischen Bruce Wayne und Alfred keine, aber wirklich absolut keine wie auch immer geartete Chemie, womit auch diese nicht zentrale, aber eben doch unerlässliche Nebenfigur ins Aus gestellt wurde.

                        Auf der Haben-Seite stehen eindeutig die Bad Guys. Paul Dano steht mit seinem Riddler, insbesondere im letzten Viertel des Films, Heath Ledgers Joker kaum nach, Colin Farrell als Pinguin gelingt die Gratwanderung zwischen realistischer Darstellung und Comic-Schurke perfekt, auch an John Turturro als Carmine Falcone gibt es nichts zu meckern, und Zoe Kravitz ist als Catwoman klasse, beinahe schon die Idealbesetzung. Nur Andy Serkis bleibt als Alfred (s.o.) sehr blass, und auch Jeffrey White gibt als James Gordon keine gute Figur ab.

                        Ich kann nur hoffen, dass diese Inkarnation des Batman bald wieder in der Versenkung verschwindet und man sich bei DC doch wieder auf Ben Affleck besinnt (den ich in jeder Hinsicht für die bislang beste Besetzung EVER halte).

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                        • 3 .5

                          Die Prämisse des Films war noch nicht mal schlecht, man hätte was draus machen können. Hat man aber nicht. Denn zuviele Logik-Löcher tun sich im Laufe der Geschichte auf, über die man nur schwer hinwegsehen kann. Da werden Menschen in die Zukunft geschickt, um dort gegen einen übermächtigen außerirdischen Feind zu kämpfen - aber man bereitet sie nicht darauf vor, gegen wen sie eigentlich antreten, weil sie das verschrecken könnte? Stattdessen wirft man die Leute im wahrsten Sinne des Wortes mitten ins Geschehen, wo sie dann erstmals mit den Alien-Monstern konfrontiert werden; das Ergebnis kann man sich vorstellen. Und man verrät den Soldaten auch nichts über potentielle Schwächen und verwundbare Punkte. Und weil's so schön ist gibt man den Leuten auch ausschließlich Waffen mit, mit denen sie kaum eine Chance im Gefecht haben, obwohl z.B. ein, zwei Granatwerfer oder anderes schweres Gerät echte Wunder wirken könnten (ein Problem, das seinerzeit "Starship Troopers" auch hatte). Das ergibt alles keinen rechten Sinn.

                          Ebenso wird eigentlich nie befriedigend erklärt, weshalb man Kanonenfutter in die Zukunft schickt anstatt dem Alien-Gegner in unserer Zeit entgegenzutreten, wo es hinreichend Personal, Ausrüstung und schwere Bewaffnung, Logistik und Forschungseinrichtungen gibt, um den Viechern ordentlich einzuheizen.
                          Und wie ein Angreifer, der offenbar ausschließlich über Bodentruppen verfügt (zumindest gab es nichts anderes zu sehen), einen Feind besiegen kann, der im Laufe seiner kriegerischen Geschichte hinlänglich bewiesen hat, dass derjenige, der die Luftüberlegenheit hat, auch den Ausgang von Bodengefechten bestimmt, und der über Waffen verfügt, die aus Hunderten Kilometern Entfernung zielgenau treffen, bleibt auch erstmal ein Rätsel. Insbesondere, weil es ja nach wie vor eine militärische Infrastruktur mit Kampfflugzeugen und Hubschraubern zu geben scheint.
                          Ich gebe gerne zu, dass derlei militärische Überlegungen das durchschnittliche Publikum berechtigterweise nicht bewegen. Aber ich denke, dass eine fiktive Welt innerhalb ihrer eigenen Prämisse stimmig sein muss. Und das ist die Welt von "Tomorrow War" eben nicht.

                          Ja, es gibt Filme wie "Independence Day", deren Handlung auch mehr Löcher hat als ein handelsübliches Fischernetz. Aber diese Filme machen trotzdem noch Spaß. Bei "The Tomorrow War" hilft es aber nicht, wenn man sein Hirn ausschaltet - der Film ist trotzdem einfach nur dröge und langweilig und wechselt einfach zwischen platten Dialogen und Actionszenen hin und her. Da nutzt es auch wenig, dass Chris Pratt wie immer ein durchaus sympathischer Protagonist ist. Mit Ausnahme von J.K. Simmons bleiben die meisten Nebendarsteller bzw. ihre Rollen ziemlich unscheinbar und uninteressant. Erzählerisches Kanonenfutter eben.
                          Wenn ich mir also einen Invasions-Film mit Zeitreise-Aspekt anschauen will, dann würde ich jederzeit den um Längen besseren "Edge of Tomorrow" wählen.

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                          • 4
                            BigH 22.11.2021, 07:37 Geändert 22.11.2021, 22:13

                            Ich schicke nur der Fairness halber eine Spoiler-Warnung vorweg. Eigentlich ist sie unnötig, denn bei einem Film, der keinen Spaß macht, kann man ja niemandem durch Infos über die Handlung den Spaß verderben…

                            Gerne würde ich schreiben, dass sich das Warten auf "Keine Zeit zu sterben" gelohnt hat. Aber das wäre gelogen, denn der neue Bond enttäuscht; zwar nicht auf ganzer Linie, aber eben doch über weite Strecken.
                            Dabei fängt alles gut an. Die Intro-Sequenz ist gelungen, der Vorspann ist im besten Sinne ein Bond-Vorspann (wenn ich auch das Lied von Billie Eilish nicht so toll finde), und Daniel Craig zeigt m.E. zum ersten Mal in dieser Rolle, dass er auch charmant sein kann und nicht nur ein rauhbeiniger Chauvi. Und die Actionszenen sind weitgehend gut – wenn es denn welche gibt. Und da liegt das Problem: Mit über zweieinhalb Stunden ist der Film einfach zu lang, und die Zeit zwischen den Szenen, in denen wirklich etwas auf der Leinwand passiert, vergeht zäh wie Kaugummi. Zu viel überflüssiges Gequatsche, zuviel Exposition und vor allem zuviel Familien- und Gefühlsdrama (das, so leid's mir tut, einfach nicht zu Bond passt, egal wie sehr sich die Filmreihe an unsere Zeit anpassen muss). Und selbst der große Showdown ist versemmelt, denn Bonds Weg durch die Raketenbasis wirkt sehr schnell repetetiv und dröge (Tür auf, ein bis drei Handlanger erschießen, weiter geht's) und erweckt ein wenig den Eindruck von John Wick für Arme; ein bis zwei Stockwerke weniger hätten's auch getan.
                            Ich sage nicht, dass ein Film nur ohne Sinn und Verstand von einer Actionszene zur nächsten hetzen muss. Aber man muss auch nicht knallhart auf die Bremse treten, wenn das Geballere mal wieder vorbei ist. Und das passiert in "Keine Zeit zu sterben" immer und immer wieder. Was die Sache nicht besser macht, ist, dass das ursprüngliche Motiv des Bösewichts, nämlich Rache an Spectre, noch nachvollziehbar war; sein großer "Wir rotten die halbe Welt aus"-Plan dagegen blieb ebenso unverständlich wie sein komischer Giftgarten und das Säurebecken (oder was auch immer das war), in dem irgendwelche Gestalten herumgerührt haben. Rami Malek spielt den Psychopaten Safin zwar prinzipiell gut, aber die Rolle an sich gibt halt nicht viel her, so dass Safin letztlich einer der farblosesten Bond-Bösewichter bleibt (und folgerichtig auch völlig unzeremoniell von Bond erschossen wird; keine Wunderwaffe, die zum Bumerang wird, keine gefräßigen Haie, kein Aus-dem-Flugzeug-gesaugt-werden; einfach nur drei Kugeln, erledigt. Selbst Safins einäugiger Handlanger wird mit mehr Phantasie getötet).
                            Aber auch Léa Seydoux, die schon in "Spectre" nicht sonderlich aufregend war und auch in ihrem zweiten Auftritt kaum mehr tut als ihre traurigen Augen in die Kamera zu halten, ruft nicht unbedingt Begeisterungsstürme hervor. Und Lashana Lynch als Nachfolgerin auf dem 007-Posten läßt auch nicht gerade den Wunsch nach einer Spin-off-Serie mit diesem Charakter aufkommen.

                            Zugegeben, es ist nicht alles schlecht: Die Szenen in Kuba sind, insbesondere durch Ana de Armas Auftritt als Agent Paloma, sehr unterhaltsam. Der Angriff auf Safins Insel läßt durch den Abwurf des Gleiters, der dann zu einem U-Boot wird, nostalgische Bond-Gadget-Gefühle aufwallen, ohne gleich ins Absurde abzudriften, und Christoph Waltz als Blofeld zeigt in seinem Auftritt, so kurz er auch ist, wie ein Bond-Bad Guy aufzutreten hat (kein Wunder, dass Safin ihn um die Ecke bringen will).
                            Aber all das reicht nicht, um "Keine Zeit zu sterben" (oder sollte ich sagen "Höchste Zeit zu sterben"?) auch nur auf Mittelmaß zu heben. Wie erwähnt ist die Hauptschwäche des Films seine Länge, die nicht sinnvoll genutzt, sondern mit langen Dialogen angefüllt wird (wenn man auf den einen oder anderen Subplot und ca. 30 Laufzeit verzichtet hätte, hätte das Ganze vielleicht etwas werden können). Und diese Längen hinterlassen einen sehr schalen Nachgeschmack. Daniel Craig hätte auf alle Fälle einen deutlich besseren Abgang verdient als das hier (aber da er laut Abspann auch als Ko-Produzent des Films tätig war, hat er sich die Suppe z.T. ja auch selbst eingebrockt).

                            Interessant wird es jetzt, wie es mit Bond weitergeht. Daniel Craigs Einsatz als 007 wurde mit sehr großem Elan beendet, und nicht nur Nebenfiguren wie Blofeld oder Felix Leiter sterben, sondern zum ersten mal in der Geschichte des Franchise wurde auch die Hauptfigur völlig unzweifelhaft über den Jordan gejagt. Das lässt im Prinzip nur einen knallharten Reboot der Serie zu, härter noch als bei "Casino Royale", der zwar auch sowas wie eine Orgin Story war, gleichzeitig aber Figuren bzw. deren Besetzung aus den Pierce Brosnan-Bonds übernommen hat und so eine gewisse Kontinuität zumindest vortäuschte. So etwas wird hier eindeutig nicht funktionieren. Die Gerüchte von Bonds Tod sind diesmal nicht maßlos übertrieben.
                            Hoffen wir, dass er sich mit einem neuen Hauptdarsteller, vor allem aber mit einem besseren Drehbuch, bald wieder erholt.

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                            • 6

                              Bis zur Mitte des Films hätte ich "Shadow in the Cloud" tatsächlich 7,5 Punkte gegeben, vielleicht sogar 8. Gut und spannend inszeniert, mit einer sympathischen und glaubwürdigen Hauptdarstellerin, die problemlos die Hauptlast des Streifens trägt, und trotz des Horrorelements mit beiden Füßen auf dem Boden des Realismus.
                              Aber ab dem Moment, als die Protagonistin mit frisch verletzter Hand und einem Arm, der zu Beginn des Films noch in einer Schlinge hing, in bester Tom Cruise-Manier außen am Flugzeug entlangklettert (teilweise einhändig!!), verlassen wir jeglichen Realitätsbezug und betreten mit großen Schritten das Terrain des Action-Reißers, in dem körperliche Gebrechen getrost ignoriert werden können und die Hauptfigur Taten vollbringen kann, wie man sie sonst nur in Superhelden-Filmen sieht. Und das schmälert die Qualität des Films in meinen Augen gewaltig. Als Hitgirl hätte ich ihr die Herumturnerei sofort abgenommen. In dieser Rolle nicht.

                              Dessen ungeachtet ist die darstellerische Leistung von Chloé Grace Moretz aber wirklich erwähnenswert. Wie sie ja selbst auch in einem making-of erzählte steckte sie 16 Drehtage in dem klaustrophobischen Kugel-Geschützturm-Set und hatte effektiv niemanden, den sie anspielen oder auf den sie reagieren konnte. Trotzdem werden ihre Emotionen jederzeit glaubwürdig transportiert. Wie gesagt, ohne die Heldeneskapaden, die weit über das hinausgehen, zu dem eine verzweifelte Mutter fähig ist, wäre "Shadow in the Cloud" eine kleine Perle des Genres geworden. So ist es halt ein Film aus der Kategorie "Kann man sich ansehen. Muss man aber nicht."

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                              • 6 .5

                                [Da ich im Folgenden hier und da auf Details der Handlung eingehen werde, warne ich schon mal vorweg vor SPOILERN!!]

                                Ich habe mir im Abstand von einem Tag beide Fassungen von "Justice League" angeschaut, sowohl den Snyder Cut als auch die Fassung von Joss Whedon (im Folgenden "Josstice League" genannt). Dementsprechend habe ich nun natürlich die Möglichkeit eines zeitnahen Vergleichs der beiden Fassungen.

                                Der Snyder Cut von "Justice League" ist ein sehr paradoxer Film. Seine größte Stärke im Vergleich "Josstice League" ist, dass er sich aufgrund seiner epischen Länge bei einigen Handlungssträngen sehr viel Zeit nehmen kann, die ansonsten unter den Teppich gekehrt werden müssten oder nur am Rande behandelt werden könnten. Seine größte Schwäche im Vergleich zu "Josstice League" ist, dass er sich aufgrund seiner epischen Länge bei einigen Handlungssträngen sehr viel Zeit nehmen kann – und dass dann leider auch tut. Ebenso paradox ist meiner Meinung nach, dass "Josstice League" eine insgesamt schlechtere, unausgegorenere Handlung hat als der Snyder Cut, diese aber deutlich besser erzählt. Wo Snyder sich darin gefällt, aus allem ein Charakterstück oder ein endloses persönliches (Melo)Drama zu machen (einfach nur, weil er's aufgrund der Filmlänge kann), zieht Whedon die Geschichte stringent durch. Wie gesagt, ich halte die grundsätzliche Handlung des Snyder-Cuts, die sich ja in einigen Punkten von "Josstice League" unterscheidet, für die bessere. Aber hinsichtlich der Erzählweise wie auch der Prägnanz der Dialoge kann sich Snyder durchaus noch das eine oder andere bei Whedon abschauen; der Konflikt innerhalb der Justice League, ob Superman wiederauferweckt werden soll, erschien mir bei ihm z.B. deutlich stimmiger als bei Snyder. Man kann Joss Whedon angesichts der aktuellen Kontroversen durchaus kritisch gegenüberstehen – dass er sein Handwerk (insbesondere im direkten Vergleich mit Zac Snyder) beherrscht, muss man aber anerkennen.

                                Dass bei einem Vier-Stunden-Film nicht nur neue Dialogszenen dazukommen, dürfte klar sein. Auch die Action kommt bei Snyder nicht zu kurz. Was sich aber auch wieder als Schwäche erweist, denn irgendwann stumpft man gegenüber den Kampfszenen, die sich in ihrem Umfang nur unterscheiden durch die Geschmacksrichtungen "episch" und "wahnsinnig episch", ein wenig ab. Und auch, wenn man bei einem Ensemble wie der Justice League natürlich jedem einen nennenswerten Auftritt geben möchte, machte der finale Kampf gegen Darkseid letztlich halt doch den Eindruck eines "Streetfighter"-Kampfes, bei dem jeder mal seinen special move vorführen darf. Das ist sicher spektakulär anzusehen, sonderlich mitreißend ist es allerdings nicht.
                                Davon abgesehen macht Snyder das genaue Gegenteil von vielen zeitgenössischen Actionfilmen: Wo anderswo mit wackeliger Handkamera und Schnitten im Viertelsekundentakt gearbeitet wird, verwendet Snyder Zeitlupe. Ständig. Bei jeder Szene. Bis zum Exzess. Nun ist das bei Filmen von Zac Snyder nicht unbedingt aufregend neu, aber wo es z.B. bei "300" oder "Watchmen" noch gut zum Stil des jeweiligen Films gepasst hat, ist es hier auf die Dauer einfach nur nervig.

                                Daneben krankt der Zac Snyders Fassung auch ein wenig daran, dass manche Dinge eingebaut wurden, die definitiv reiner Fan-Service sind, zum Film aber wenig bis gar nichts beitragen. Supermans schwarzes Kostüm? Geschenkt. Tut keinem weh, wird aber eben auch nicht erklärt und ist im Grunde vollkommen unnötig (außer wenn man eine zusätzliche Variante von Actionfiguren verkaufen will).
                                Aber der Auftritt des Martian Manhunters bei seinem Besuch bei Lois Lane (in Gestalt von Martha Kent) ist nicht nur überflüssig, sondern mindert einerseits die emotionale Wirkung der Szene, sondern ist auch insofern ärgerlich, als Lois garantiert früher oder später bei Martha auf diesen Besuch zu sprechen kommen wird, wodurch die ganze Scharade auffliegt. Der End Credit-Besuch des Martian Manhunters bei Bruce Wayne ist dagegen kaum mehr als der Versuch, das Geschäftsmodell der Marvel-Filme aufzugreifen und anzudeuten "Da kommt noch mehr" (und die fast schon gleichgültige Art und Weise, mit der Bruce Wayne das Auftauchen von J'onn J'onzz reagiert und mit fast schon mit einem Achselzucken quittiert, färbt an der Stelle auch auf den Zuschauer ab, finde ich…). Alles in allem hätte dem Snyder-Cut nicht das Geringste gefehlt, wenn der grüne Marsmann nicht im Film gewesen wäre.
                                Der apokalyptische Epilog wiederum ist so ziemlich das Überflüssigste, was ich seit langem in irgendeinem Film gesehen habe; das ganze Anhängsel erweckt den Eindruck, als habe Snyder da noch ein paar (im doppelten Wortsinn) abgedrehte Szenen übrig gehabt und keine andere Verwendung dafür gewusst, also kleben wir den Kram halt ans Ende des Films, inklusive eines strunzüberflüssigen Gimmicks, nämlich dem Auftritt des (wieder von Jared Leto gespielten) Jokers. Um mal eine Matrazenwerbung zu zitieren: "Nee nee nee nee." Leider doch.

                                Eine Anmerkung zur deutschen Fassung: Da in der doppelt so langen Snyder-Fassung auch Alfred ein paar Sprechszenen mehr hat, macht sich der Wechsel von Jeremy Irons Synchronstimme doppelt schmerzhaft bemerkbar. Ich habe Thomas Fritsch, der aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten kann, schmerzlich vermisst, hat er es doch noch in "Josstice League" wunderbar verstanden, den häufig ironischen Unterton von Batmans Butler zu transportieren. Nichts gegen Lutz Riedel, dessen Arbeit ich auch sehr schätze, aber in dem Fall hat mir Thomas Fritsch wirklich gefehlt.

                                Hätte es den Snyder Cut also gebraucht?
                                Jein. Filmhistorisch finde ich "Justice League" interessant, weil der Streifen zu den wenigen Fällen gehört, wo es zwei grundlegend unterschiedliche Fassungen ein und desselben Films gibt und ein direkter Vergleich durchaus etwas hergibt. Hätten es gleich vier Stunden sein müssen? Ganz klares nein mit Ausrufezeichen! Um es mal mit einem Zitat auszudrücken: "Wer mit zwanzig Wörtern sagt, was man auch mit zehn Wörtern sagen kann, der ist auch zu allen anderen Schlechtigkeiten fähig." Snyder wäre gut beraten gewesen, wenn er sich auf drei Stunden Laufzeit beschränkt hätte. Ich glaube, eine straffere Erzählweise hätte dem Snyder Cut sehr gut getan und einige eher zähe Teile der Handlung eliminiert. Dann hätte ein wirklich richtig guter Film draus werden können. Denn wie gesagt, die grundsätzliche Geschichte von Snyders Version ist insgesamt besser, durchdachter als "Josstice League". Und mehr von Ben Afflecks Batman zu sehen (den ich für den besten Film-Batman ever halte) ist immer eine Freude, und Gal Gadot als Wonder Woman ist auch nie verkehrt. So bleibt am Ende des Tages eigentlich nur ein Fazit für mich: Zac Snyders "Justice League" ist nicht wesentlich besser als Joss Whedons Version. Er ist einfach nur vollkommen anders.

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                                • 3

                                  Nach dem Film saß ich ratlos auf dem Sofa und habe mir gedacht: Warum hat er nicht funktioniert? "Der Prinz aus Zamunda 2" hat im Prinzip alle Zutaten, die ein gelungenes Sequel braucht: So gut wie alle wichtigen und unwichtigen Figuren aus dem ersten Teil sind wieder an Bord, es gibt nette Zitate und Anspielungen (z.B. die Sache mit den Dukes), die ursprüngliche Handlung wird zwar im Grunde nur wiedergekäut, aber zumindest weit genug variiert, dass man noch von einem eigenständigen Film sprechen kann und nicht von einem Remake. Alles war da, was man für eine Fortsetzung einer hervorragenden Komödie, die auch nach 30 Jahren nichts von ihrem Charme verloren hat, braucht.
                                  Aber der Film funktioniert einfach nicht. Die oben erwähnten Zutaten zünden nicht, und die neu eingeführten Elemente (allen voran der alberne General Izzi, der zwar sowas wie eine Bedrohung darstellen soll, aber stattdessen nur permanent nervt und am Ende mit einer ordentlichen Abreibung nach Hause geschickt wird) bewegen sich irgendwo zwischen "ärgerlich" und "fremdschämen". Der Humor des ersten Teils ist vollkommen auf der Strecke geblieben, nichts davon hat sich in Teil 2 hinübergerettet (auch, weil manches im Kontext des Vorgängerfilms bzw. der damaligen Zeit funktioniert, heute dagegen nicht mehr).
                                  "Der Prinz aus Zamunda" ist somit eine Enttäuschung auf ganzer Linie, bei dem ich ausnahmsweise froh bin, dass wegen Corona die Kinos geschlossen bleiben müssen - hätte ich für den Film bezahlt anstatt ihn bei Amazon prime zu streamen, wäre die Sache wirklich extrem ärgerlich gewesen.

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                                  • 3 .5

                                    Gute Darsteller, fantastische Bilder und tolle Effekte können leider nicht darüber hinwegtäuschen, das "Ad Astra" fast durchgängig ein Langweiler ist, der es einem schwer macht, den Film in voller Länge zu ertragen.

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                                    • Langweiliges Möchtegern-Sequel, das zwar ein paar Figuren aus dem ersten Teil aufgreift, aber nicht mal ansatzweise so packend inszeniert ist. Wo in "Backdraft" noch echte Helden buchstäblich durch's Feuer gehen (und das untermalt vom grandiosen Soundtrack von Hans Zimmer), bekommt man hier eher Hausmannskost auf dem Niveau einer TV--Krimi-Serie. Abgesehen von dem wieder von Donald Sutherland gespielten Brandstifter Ronald Bartel, der einer der wenigen Lichtblicke des Films ist, gibt es auch kaum Charaktere (oder Darsteller), die einen Hund hinter'm Ofen hervorlocken.
                                      Um einen unvermeidlichen Kalauer unterzukriegen: "Backdraft 2" fehlt einfach Feuer. Und das in jeder Hinsicht. Der Film ist nicht schlecht. Er ist nur einfach vollkommen belanglos.

                                      • 5
                                        über Wir

                                        Das Sprichwort sagt "Wenn man nicht weiß wo man hin will, kommt man da auch nicht an". Und genau dieses Gefühl hatte ich bei "Wir" - der Film ist zunächst mal im Grundsatz gruselig, womit er sein eigentliches Ziel durchaus erreicht. Aber das Ganze führt einfach nirgendwo hin, die Horrormomente - für sich genommen wirklich gut - ergeben einfach kein stringentes Ganzes, und letztlich versickert das Ganze im Nirgendwo, weil die Teile zusammen schlicht keinen rechten Sinn ergeben wollen.
                                        Eine Menge Potential geht somit verloren, denn die Darsteller sind stark, allen voran Lupita Nyong'o (die so sehr in ihrer Rolle als Red drin wahr, dass sogar die Behind-the-scenes-Ausschnitte richtig gruselig sind...!). Schade, nach "Get out" hätte ich mehr von Jordan Peele erwartet.

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                                        • 6 .5

                                          Die erste Hälfte des Films hat mich erstmal enttäuscht. Denn die Schlacht um Midway hätte für sich genommen bestimmt genug Handlung hergegeben, um alleine einen Film zu füllen. So aber kriegen wir erstmal den Angriff auf Pearl Harbor zu sehen (vermutlich, um einen historischen Kontext zu schaffen, der vermutlich auch mit einer Texteinblendung hätte erledigt werden können) und dann noch den Doolittle Run, den Angriff auf Tokio, gleich noch hinterher. Auch wenn beide Actionsequenzen sehr gut und packend inszeniert waren, fand ich es doch eher irritierend, dass das Hauptgeschehen der Handlung so lange auf sich warten läßt.

                                          Die zweite Hälfte allerdings entschädigt dann für vieles. Die Luftkämpfe und die Angriffe auf die Flugzeugträger sind alles in allem durchaus spannend, und auch abseits davon weiß der Film gut zu unterhalten (mich zumindest), was sicherlich auch an den gut ausgewählten Darstellern liegt. Ironischerweise ist es der Ed Skrein, der einen großen Teil der Geschichte tragen muss, der in meinen Augen negativ aus der Schauspielerriege hervorsticht. Während alle anderen ihre Rollen gut auszufüllen wissen, bringt Skrein einfach Null Charisma auf die Leinwand, so dass ich ihm den tapferen Anführer in der Schlacht einfach nie so recht abgenommen habe. Ansonsten kann man über die Besetzung nicht meckern. Und auch technisch ist "Midway" gut in Szene gesetzt. Von daher ist der Film sicher nicht so gut, wie ich erwartet/erhofft hatte, aber gute Unterhaltung ist er allemal.

                                          • 3 .5

                                            Ich muß zugeben, dass ich die ersten beiden Teile nicht gesehen bzw. nur rudimentär beim Zappen gestreift habe, deshalb kann ich nicht beurteilen, wie gut sich der Film insgesamt in die Reihe fügt. Aber dessen ungeachtet hatte ich einen unterhaltsamen Action-Streifen erwartet, mit ein paar flotten Sprüchen und einem ordentlichen Schuß Buddy Movie.
                                            Leider wurde ich total enttäuscht. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass zwischen den Charakteren von Martin Lawrence und Will Smith nicht der Hauch von Chemie bestand (anders als beispielsweise bei den "Lethal Weapon"-Streifen mit Mel Gibson und Danny Glover); Lawrence war letztlich nur 'ne weinerliche Trantüte, Smith dagegen kam vollkommen unsympathisch rüber, überheblich, besserwisserisch und definitiv nicht wie eine Figur, mit der man gerne mitfiebert. Die routiniert abgespulten Actionszenen (das soll kein Kompliment sein) und der Spin in der Handlung, der dem ganzen noch eine rührselige Familiengeschichte aufpfropft, macht das Ganze nicht eben besser. In jedem Fall macht "Bad Boys for life" nicht unbedingt Laune, sich die beiden Vorgänger auch noch anzuschauen.

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                                            • 7 .5

                                              Ich mußte mich immer wieder daran erinnern, dass es sich bei "Stan & Ollie" nicht um eine Doku über diese beiden Giganten des Slapsticks handelt, denn die beiden Hauptdarsteller verkörpern ihre Rollen mit so viel Herz und Seele, dass man wirklich das Gefühl hat, Stan und Ollie bei der Arbeit wie auch bei ihrem Privatleben zu beobachten. Gestik, Körpersprache, Manierismen - da stimmt einfach alles.
                                              Gleichzeitig ist es auch mutig einen Film ausgerechnet über die letzten, schwierigen Jahre zu machen und zu zeigen, dass eben auch zwischen Laurel und Hardy nicht immer reibungslos lief. So muss man sich darauf einstellen, dass einen trotz des augenzwinkernden Humors, der immer wieder aufblitzt, ein eher ruhiger, ja sogar trauriger Film erwartet. Aber ein trauriger Film, der absolut sehenswert ist.

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                                              • 4 .5

                                                Gut besetzter Horrorfilm, der sich viel Zeit läßt, um die Szenerie aufzubauen und den Hintergrund zu etablieren - und dann aber nicht liefert. Tatsächlich empfand ich den ersten Teil des Films, in dem noch nichts wesentliches passiert, das auf die grundsätzliche Thematik des Films hinweist, als deutlich stärker und stimmungsvoller, während die zweite Hälfte letztlich auf einen 08/15-Grusler hinausläuft, der dem Genre nichts hinzufügt und sich letztlich nur an Versatzstücken bedient, die man anderswo schon dutzendfach gesehen hat.

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                                                • Kylo Ren war für mich durchweg der größte Schwachpunkt in der Sequel-Trilogie, und Adam Driver war meines Erachtens eine ähnliche Fehlbesetzung wie seinerseits Hayden Christensen. Keine Ausstrahlung, kein Charisma, keine Chemie im Zusammenspiel mit den anderen Darstellern (insbesondere natürlich Daisy Ridley, die schauspielerisch in Ep. IX zwar deutlich zugelegt hat, deren Rolle aber während der ganzen Trilogie kein echtes eigenes Profil entwickelt hat, sondern nur ein Luke Skywalker-Abklatsch blieb). Über Drivers schauspielerische Fähigkeiten will ich kein Urteil abgeben, er kann auch nur mit dem arbeiten, was man ihm vorlegt, aber das war halt nicht sonderlich viel.

                                                  • 6 .5

                                                    Das Gute an "Terminator: Dark Fate": Der Film kehrt wieder zu den Wurzeln der Reihe zurück und versucht nicht, irgendwelche Twists in die Handlung einzubauen, um das Ganze auf Teufel komm raus anders zu machen.
                                                    Das Schlechte an "Terminator: Dark Fate": Der Film kehrt wieder zu den Wurzeln der Reihe zurück und versucht nicht, irgendwelche Twists in die Handlung einzubauen, um das Ganze auf Teufel komm raus anders zu machen.

                                                    Als ich aus dem Kino gekommen bin, hatte ich zwar das Gefühl, dass ich mich ganz gut unterhalten hatte, aber auch, dass mir irgendetwas fehlte. Nach kurzem Grübeln war mir dann klar, was das war: "T:DF" erzählt einfach nichts Neues. "T2" war seinerseits nicht einfach nur eine Fortsetzung, sondern auch eine überraschende Abkehr vom ersten Teil: Arnolds T-800 war plötzlich der Gute, der T-1000 hatte phänomenale Fähigkeiten und war nicht einfach nur ein Panzer auf zwei Beinen. Die Unterschiede zwischen "T2" und seinen Vorgängern sind dagegen wirklich nur oberflächlich. Grace ist in gewisser Hinsicht nur ein verkappter Kyle Reese (wenn auch mit etwas mehr Rumms), und der böse Terminator als 2-in-1-Modell bringt sowohl das Endoskelett als auch den Formwandler ins Spiel. Alles wie gehabt. Wohlgemerkt: Alles in allem ist die Story durchaus gut und stellenweise auch spektakulär inszeniert. Aber nur weil die Bedrohung jetzt nicht mehr von Skynet sondern von einer KI namens Legion ausgeht wird da jetzt nicht etwas grundlegend Neues draus.

                                                    Tatsächlich ist Arnolds gealterter und vor allem menschlicher gewordener Terminator meines Erachtens das beste und überraschendste Element in "T:DF". Mit der Entwicklung von der Killermaschine hin zum fürsorglichen Familienvater rechnet man in der Form wirklich gar nicht. Und zu allem Überfluss wirkt Schwarzeneggers Darstellung auch richtig glaubwürdig. Hat mir wirklich Spaß gemacht (wann hat man einen Terminator schon mal über Gardinenfarben und -muster reden hören...?).
                                                    Bei Linda Hamiltons Sarah Connor hatte ich da schon mehr Probleme. Zu aufgesetzt erschien mir ihre Darstellung der super-toughen Flinten-Oma. Und auch wenn der T-800 ihren Sohnemann umgelegt hat und das natürlich einen verständlichen Hass bei Sarah ausgelöst hat, muss ich doch sagen, dass mich ihre fast permanente Weigerung, an eine Wandlung des Terminators zu glauben, ziemlich gestört hat. Eine ähnliche Situation hatten wir in "T2" auch schon, und da konnte sie relativ schnell über ihre Vorbehalte hinwegsehen. In "T:DF" war die Veränderung des Terminators wesentlich deutlicher erkennbar, aber Sarah schien das weitgehend egal zu sein. Wie gesagt: Angesichts der Ermordung ihres Sohnes ist das bis zu einem gewissen Punkt nachvollziehbar. Aber eben nur bis zu einem gewissen Punkt.

                                                    Noch ein Wort zur deutschen Synchro: Bernd Egger als neue deutsche Stimme von Arnold Schwarzenegger ist großartig. Der Unterschied zu Arnies altem Stammsprecher Thomas Danneberg ist über weite Strecken kaum hörbar, und das ist in diesem Fall Gold wert, denn oft reisst einen eine radikal andere Stimme irgendwie aus dem Film raus (ich habe bis heute z.B. Probleme mit "Stirb langsam - Jetzt erst recht", weil Bruce Willis da nicht von Manfred Lehmann, sondern von Thomas Danneberg gesprochen wurde). Deshalb Hut ab vor Bernd Eggers Leistung!
                                                    Umgekehrt bin ich mit Joselin Gassen als Sarah Connor so gar nicht zufrieden. Ich habe oben von der super-toughen Flinten-Oma gesprochen, und Gassens Sprechweise verstärkt das noch bis an den Rand der verbalen Karikatur. Ich habe zugegebenermaßen Linda Hamilton noch nicht im engl. Original von "T:DF" gehört, deshalb kann ich nicht beurteilen, wie nahe Joselin Gassen an Linda Hamilton dran ist. Mich hat die Synchro von Sarah Connor jedenfalls genervt.

                                                    Wäre "Terminator: Dark Fate" der erste Terminator-Film oder wenigstens das erste Sequel, dann wäre er echt ein Knaller. So käut er leider nur mal wieder allzu Bekanntes wieder. Das tut er unbestreitbar unterhaltsam, gar keine Frage. Aber alles in allem fehlt dann am Ende halt doch das gewisse Etwas, um "T:DF" über durchschnittliches Actionfilm-Maß hinauszuheben.

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