bobo-lemon - Kommentare

Alle Kommentare von bobo-lemon

  • Der hat mich leider so gar nicht gepackt, auch wenn er handwerklich solide ist.

    • 6

      Hinsichtlich der Inszenierung, der Ausstattung und den Effekten ist THE BLACKOUT absolut hochwertig und übertrifft dabei locker teurere Produktionen aus den USA. Als Serie geht dem Ganzen hinsichtlich der Spannung und der Logik dann leider zum Ende doch etwas die Luft aus.

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      • 7 .5
        bobo-lemon 08.01.2020, 18:50 Geändert 15.04.2020, 18:31

        Gesehen im Kino als Director's Cut. 171 Minuten, die sich anfühlten wie 171 Minuten; mit leichtem Gähnen eingedenk der oberflächlich betrachtet trivialen Story, doch ausreichend gespickt mit den schönsten audiovisuellen Reizen, um nicht auch nur eine einzige Sekunde davon zu driften.
        Ari Aster ist ein ganz Großer. Wie er hier morbide Absurditäten mit Overacting, Situationskomik und Witz unprätentiös und mit eigenwilligem Duktus auf der Leinwand vereint, das sucht in diesem Genre schon seinesgleichen. Diese Bilder! Diese Montagen! Dieser Sound! Ein tieftrauriges Liebesdrama im Gewand eines Bä... äh ... einer Kultisten-Freakshow vom anderen Stern. Das kann man so machen und das ist ziemlich Punk. Was mir eine höhere Wertung dann aber doch etwas verleidet, ist die Tatsache, dass in Hälsingland wirklich alles so passiert, wie man es erwartet, und dementsprechende Überraschungen leider ausbleiben. Da wäre deutlich mehr drin gewesen. Nichtsdestotrotz absolut sehens- und empfehlenswert!

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        • 3

          Mit einem Satz: Ouh, das war knapp!

          • Der 2. Teil hatte seine Momente (Sekten-Episode) aber mit VIRAL geht die Serie bergab. Einzig die Episode, zu der auch die Dame auf dem Poster gehört, konnte etwas Charme versprühen, ansonsten war das leider ein ziemlicher Murks.

            • 5

              Als Found-Footage Film fällt THE SACRAMENT ja mal so was von ins Logikloch. Von Ti West hätte ich da schon eine technisch konsequente Herangehensweise erwartet, die er wohl aber zugunsten durchschnittlicher Sehgewohnheiten über den Haufen geworfen hat. Jedem, der auch nur annähernd etwas von Film, Ton und Schnitt versteht, dürfte das hier präsentierte "reale" Material schon von Anfang an sauer aufstoßen. Da bin ich kleinlich. Entweder - Oder, ganz einfach. Auch von storytechnischer Seite kann dem Mann kein Innovationspreis verliehen werden, da hier das Leben zuerst die "beste" Geschichte geschrieben hat. Warum er dann nicht gleich Bezug auf die realen Ereignisse genommen, sondern Jonestown inklusive vieler markanter Details als quasi aktuelles Geschehen inszeniert hat, erschließt sich mir ebenfalls nicht ganz.
              Was bleibt, ist ein in seiner Ausrichtung unentschlossener Thriller, der aber dank guter Schauspielleistungen eine ansprechende Atmosphäre entwickelt und mich daher noch "ganz gut" unterhalten hat.

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              • 7 .5

                Vom Grundkonzept her erinnert mich THANATOMORPHOSE ganz stark an TETSUO - THE IRON MAN, sprich: man bekommt hier eine hohe Dosis Body Horror mit viel, viel Interpretationsspielraum.

                Eine ganz normale, durchschnittliche Frau führt ein ganz normales, durchschnittliches Leben. Langeweile, Arbeit, Hobby, Langeweile, Freunde, Langeweile und Sex mit einem Freund, der nicht gerade das Etikett "Traummann" verdient. Dann plötzlich und ohne ersichtlichen Grund beginnt sich ihr Körper langsam zu verändern, genauer gesagt fängt sie bei lebendigem Leib an zu verwesen.

                Das Ganze wurde sehr "arthouse-ig" verpackt, kommt die meiste Zeit über ohne Dialoge aus und suhlt sich genüsslich in allem, was der Körper so an Flüssigkeiten hergibt. Doch trotz aller plakativen und morbiden Schauwerte hatte ich die ganze Zeit über das Gefühl, dass eben hinter diesem grotesken Treiben ein tieferer Sinn steckt. Vielleicht lag es an der langsamen, fast schon doku-artigen Inszenierung und den gelegentlichen psychedelischen Montagen, dass ich in THANATOMORPHOSE etwas mehr gesehen habe, als nur das Werk eines Regisseurs, der mitten in seiner analen Phase steckengeblieben ist. Natürlich erfordert es aber auch nicht zu viel Fantasie und Aufmerksamkeit, in dem Gesehenen Allegorien und Assoziationen den mentalen wie auch sozialen Zuständen entsprechend zuzuordnen. Dennoch halte ich den Film für durchaus sehenswert und in seiner absurden Kompromisslosigkeit auch für deutlich besser als den ähnlich gelagerten CONTRACTED.

                Einer dieser Filme, die man niemanden wirklich empfehlen kann und deren "Unterhaltungswert" von so vielen subjektiven Faktoren abhängig ist, dass man ganz einfach Glück haben muss, wenn einen solcher auf dem richtigen Fuß erwischt.

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                  • Dass ich vorm Fernseher so was von mitgefiebert habe, ist tatsächlich schon lange her. Da gehen mir all die kleinen Ungereimtheiten und Drehbuchschwächen genüsslich am Allerwertesten vorbei. Die könnten auch eine ganze Folge lang Mau Mau spielen und ich würde es abfeiern!

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                    • 9

                      Eine Woche im Jahr 1961. Eine Woche im Leben eines Folk-Sängers. Eine Woche INSIDE LLEWYN DAVIS. Eine Woche ohne Höhepunkte.

                      Llewyn Davis' Leben dreht sich im Kreis. Von einem Duo unfreiwillig zum Solisten geschrumpft singt er sich von einem Kneipen-Gig zum nächsten, lebt von den Trinkgeldern und der Gutmüdigkeit seiner wenigen Freunde. Er ist einer von vielen, einer, der immer noch auf die ihm zustehende Karriere wartet. Getrieben, heimatlos, narzisstisch ... auf sympathische Weise unsympathisch. Mit Llewyn Davis haben die Coens sicherlich eine ihrer bisher interessantesten Figuren geschaffen.

                      Wir begleiten Llewyn auf einem Roadtrip nach Chicago. Eine Reise voller grotesker und absurder Begegnungen. Eine intensiv melancholische Irrfahrt, an deren Ende eine Erkenntnis steht: letztendlich geht doch alles wieder von vorne los. In dieser camusischen Welt, in der wir alle uns befinden, ist jeder auf der Suche, folgt jeder unbewusst seinem inneren Antrieb. Dass das durchaus auch seine amüsanten Seiten haben kann, führen uns die Coens wieder einmal meisterhaft vor Augen ... und Ohren. Die Musik spielt hier die zweitwichtigste Rolle und ich bin mir noch nicht so ganz sicher, ob die Coens nicht auch der Musikindustrie einen Spiegel vorhalten. "If it's never new and it doesn't get old, it's a folk song", witzelt Davis zwischen seinen Songs, und angesichts des momentanen Folk Revivals mit erfolgreichen Chart-Bands wie Mumford And Sons oder The Lumineers, die in Sound und Stil ein hippes Abziehbild der damaligen Zeit sind, meint man den tieferen Sinn verstanden zu haben. Vor allem auch der eindrucksvolle Auftritt von John Goodman, der als extrovertierter Jazzer eine persönliche Hasstirade auf Davis' Genre abfeuert, wirkt wie ein Abgesandter einer kunstverständigen und selbstredend selbstgerechten Geschmackspolizei.

                      Aber egal wie verletzend die Worte, wie deprimierend die Erfolglosigkeit auch sein mögen, sie scheinen bei Llewyn keinen bleibenden Schaden anzurichten. Warum auch, schließlich beginnt ja sowieso alles wieder von vorne.

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                      • Sehr sympathisches Interview! Kein wunder, ich suche mir die Leute in meiner Freundesliste ja auch ganz genau aus. ;)
                        Die Antworten sind für mich jedenfalls wie ein vorgehaltener Spiegel und es tut gut zu wissen, dass die eigene Sozialisation auch von anderen Leuten geteilt wird.
                        Letztes Jahr saßen wir mit ziemlicher Sicherheit beim FFF in Hamburg zusammen im Kino und das wird sich auch dieses Jahr auf jeden Fall wiederholen!

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                        • 6

                          Kleiner, feiner old-school-Zombie-Trash der blutigen Sorte. Durchschnittlich in jeder Hinsicht, aber das mit viel Charme. Dazu kommen viele handgemachte und gute Effekte, die 13 EERIE dann doch noch auf 6 Punkte hieven.

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                          • 8
                            über Klass

                            Leider braucht KLASS etwas Zeit um mich wirklich emotional zu packen, denn er wirft mich als Zuschauer zu uninformiert in Jooseps prekäre Situation. So mutet es etwas unrealistisch oder auch übertrieben an, wie sehr sich die Klasse schon geschlossen gegen den unauffälligen Außenseiter verschworen hat. Dass es sich in der Realtät trotzdem so zutragen kann, will ich nicht abstreiten, jedoch fehlte mir da einfach ein längerer Einblick in die Gruppendynamik der Schüler.

                            Zum Glück rettet das intensive Spiel der beiden jugendlichen Hauptdarsteller KLASS davor in allzu viele Klischee-Fettnäpfchen zu treten, denn vor allem im Umgang mit ihren Eltern und Lehrern gab es so einige unglaubwürdige Dialoge. Aber nichtdestotrotz entwickelt KLASS über die Laufzeit einen unangenehmen Sog, der einem zum Schluss die letzte Luft aus den Lungen drückt. Ein wichtiger Film zu einem leider immer wieder aktuellen Thema.

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                            • 3 .5

                              Ole, Ole, wie konntest du nur? Sag mir bitte, dass dieser Volldepp Sam Raimi für diesen Horror-Einheitsbrei allein verantwortlich ist und du nur als ausführende Kraft fungiert hast. Immerhin erkenne ich noch deine ausdrucksstarke und klare visuelle Sprache, die ich so an dir schätze. Aber der Rest? Ist das der Preis, den man für einen Karrierestart in en USA bezahlen muss? Wenn aus so viel Budget und einem starken Ensemble (Jeffrey Dean Morgan, der Zwillingsbruder von Javier Bardem, ist mir überaus positiv aufgefallen) so ein anbiedernder Rohrkrepierer entsteht, dann können nur die Geldgeber schuld sein, die ihre besten Tage lange hinter sich gelassen und jegliche Integrität verloren haben.
                              Ole, ich weiß, dass du es kannst. Lass dich nicht kaufen! Geld ist nicht alles. Aber das wirst du sicher nach dem "Genuss" dieses Machwerkes selbst gemerkt haben. Schade nur, dass da jetzt auf ewig dein Name drunter steht.

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                              • Gibt es also echt noch Leute, die Metallica gut finden? ;)

                                • 9 .5

                                  Beeindruckend simpel, aber mit einer ungeheuerlichen emotionalen Wucht drückte mich DER GESCHMACK VON ROST UND KNOCHEN immer tiefer in den Kinosessel. Fernab jeglicher Klischees erzählt Jaques Audiard die ehrliche und unvorhersehbare Liebesgeschichte zweier Menschen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Stéphanie verliert durch einen Unfall ihre Beine und versucht nun einen Platz in ihrem neuen Leben zu finden. Alain ist ein oberflächlicher und prinzipienloser Loser, der mit seinem kleinen Sohn bei seiner Schwester in Südfrankreich ebenfalls ein neues Leben beginnen möchte. Dabei fällt es anfangs wirklich schwer für diesen Charakter Sympathien zu entwickeln, denn Alain ist alles andere als ein liebender Vater und auch seine Beziehungen zur Damenwelt gehen über gefühllose One-Night-Stands nicht hinaus. Alains Gefühlsleben, ja sein ganzes Wesen bleibt unergründlich und rätselhaft, wodurch die Geschichte nach der Begegnung der beiden stets interessant und unberechenbar bleibt.
                                  Die unglaubliche Stärke des Films liegt dabei in der Kombination von Gegensätzen: wie selbstverständlich springen die Szenen von intimer zu blutiger Körperlichkeit, von der weltlichen Losgelöstheit in Stéphanies Wohnung zur harten Realität in den Hinterhöfen der sozial schwachen Bevölkerung.
                                  Jaques Audiard sieht genau hin, und so ist DER GESCHMACK VON ROST UND KNOCHEN nicht nur Liebesfilm, sondern gleichzeitig auch Milieustudie und ein positives Bekenntnis zum Leben und zur Kraft, die der Wille zum Überleben entfesseln kann.

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                                  • 9

                                    Manchmal braucht es erst den richtigen Film, der einen auf kleine Schätze im Plattenregal aufmerksam macht, die dort völlig unverdient ein viel zu wenig beachtetes Dasein fristen. "The Smiths", "Pavement" oder "David Bowie" -sie alle haben es bei mir nicht gerade leicht gegen die riesige Flut neuer und fantastischer Bands anzukommen. Und dann legt man diese Platten nach langer Zeit einmal wieder auf und fühlt sich direkt wohl. Musik, die einem vertraute Gefühle entlockt und einfach zu jeder Zeit und Gelegenheit zu passen scheint. Das ist es wohl, was man "Zeitlosigkeit" nennt. Daraus werden Klassiker geschnitzt.
                                    Und THE PERKS OF BEING A WALLFLOWER ist sozusagen aus dem richtigen Holz, um sich in seinem Genre einen ähnlichen Platz zu sichern. Angenehm unaufdringlich, ehrlich und mit einem durchgehenden Feel-Good-Grinsen nimmt einen die Geschichte um Charlie und seine Freunde auf der Highschool in Beschlag und lässt die 102 Minuten wie im Flug vergehen, als erlebe man selbst gerade einen Moment der Unendlichkeit.
                                    Doch damit nicht genug. Der Film schafft es zusätzlich auch noch ganz unprätentiös ernste Themen zu verarbeiten und das Innenleben seiner Protagonisten freizulegen, und das völlig ohne Kitsch. Dies ist natürlich zu einem großen Teil dem hervorragen Cast zu verdanken. Allen voran liefert Ezra Miller nach seiner ohnehin schon beeindruckenden Darstellung des Kevin in WE NEED TO TALK ABOUT KEVIN eine weitere Glanzleistung ab und beweist erneut seine Wandlungsfähigkeit. Aber auch Logan Lerman weiß als unsicherer und psychisch angeknackster Teenager zu überzeugen und zieht alle Sympathien auf sich.
                                    So muss sich coming-of-age anfühlen. Und während im Hintergrund gerade "Asleep" zum Blubbern der Kaffeemaschine ertönt, der Geruch die Küche erfüllt und die Sonne durch die Gardine in einzelne Strahlen gebündelt wird, kann man die Unendlichkeit für einen kurzen Moment mit allen Sinnen genießen.

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                                    • 3 .5

                                      SECHZEHNEICHEN ist ein sehr entäuschender und stark gekünstelter "Thriller" oder vielmehr ein Drama, das leider an der völligen Motivlosigkeit der Handlung krankt. Das bisschen exzentrische TWIN PEAKS Ästhetik kann diese riesigen Lücken im Plot alleine leider nicht füllen. Was diesen Herrenklub in SECHZEHNEICHEN denn nun eigentlich so reizvoll macht, wird zu keinem Zeitpunkt wirklich klar und die wenigen Andeutungen reichen über abgedroschene Klischees nicht hinaus. Diese erzählerische Unschärfe mag manch einer vielleicht als künstlerischen Kniff auffassen, für mich war das aber eine einzige dramaturgische Unzulänglichkeit.

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                                      • 2

                                        Found-Footage. Found-Footage. Found-Footage. Ich mag dieses Stilmittel ja, welches sich mittlerweile zu einem eigenen Genre gemausert hat. Ich finde, dass, wenn es richtig eingesetzt wird, es den Horrorfilm auf ein neues und wichtiges Level heben kann. Nach vielen missglückten und leider eher wenigen guten Exemplaren, fühle ich mich immer öfter dazu gedrängt, ein Dogmenhandbuch zur Erstellung von Filmen zu schreiben, die aus "gefundenem" Filmmaterial bestehen und von der Prämisse ausgehen möchten, reale Ereignisse abzubilden. Vielleicht ließe sich durch eine entsprechende Anleitung zukünftig vermeiden, dass:
                                        - die Darsteller (die ja meist keine gelernten Kameraleute sind und auch nur selten welche darstellen sollen) in extremen und bedrohlichen Situationen immer direkt auf das Geschehen halten und dabei eventuell auch noch an Gegenschnitte denken.
                                        - der Film eben doch sichtlich nachbearbeitet, sprich geschnitten wird, um die Sehgewohnheiten des Publikums nicht zu sehr zu überfordern.
                                        - Szenen, welche die Dramatik sprunghaft ankurbeln sollen, mit aus dem konventionellem Spannungskino entliehenen Soundeffekten unterlegt werden.

                                        Das sind nur 3 von vielen essentiellen (natürlich auch filmabhängigen) No-Gos, denen man sich als gewissenhafter Regisseur bewusst sein sollte, um sein ohnehin leicht gesättigtes Publikum nicht vollends zu vergraulen. John Poliquin hat in dieser Hinsicht fast kein Fettnäpchen ausgelassen.

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                                        • 7
                                          über Gnade

                                          Leider kann ich über den Film nichts schreiben ohne auf ein paar Aspekte der Handlung einzugehen. Wer sich den Film also noch unvoreingenommen ansehen möchte, dem sei hier von der weiteren Lektüre abgeraten.

                                          GNADE war für mich in vielerlei Hinsicht ein bemerkenswerter Film. Das Drama in atemberaubender nordischer Kulisse zeichnet sich durch einen extrem hohen Grad an Realismus aus, den ich so schon lange nicht mehr erlebt habe. Die Schauspieler und die Inszenierung sind über jeden Zweifel erhaben und auch das etwas abgegriffene Thema wird ohne aufgesetztes Pathos angegangen. Dennoch: Einer höheren Punktevergabe stand leider der Verlauf der Handlung im Wege.

                                          (An dieser Stelle nochmals eine Warnung - jetzt geht's ins Detail!)

                                          Dass in der 3-köpfigen Familie bis zur Mitte des Films dann jeder sein Päckchen zu tragen hat, war mir etwas too much. Sicher, Niels chronische Fremdgeherei und die alles überschattende Fahrerflucht von Marie sind für die Geschichte essentiell, aber der Erzählstrang von Sohnemann Markus kam recht bemüht daher. Doch das ist natürlich nicht alles. Am meisten hat es mich entäuscht, dass quasi alle drei am Ende das "Richtige" tun. Das war mir nach dem anfänglich goutierten Realismus zu brav und wirkte aufgesetzt moralisch. Und den schwersten Fehler begeht das Drehbuch an der Stelle, an der Niels seine Frau dazu überredet, sich den Eltern des getöteten Mädchens als die Schuldige zu offenbaren. Marie war bis zu dieser Szene der für mich interessanteste Charakter, denn sie schien mit ihrer Lüge und dem Geheimnis zwischen sich und ihrem Mann sehr gut leben zu können. War der Film bis dahin angenehm dialogarm, konnte ich es nicht fassen, dass man an dieser Stelle darauf verzichtet, den Zuschauer am Gespräch der Beiden teilhaben zu lassen. Ich empfand das als etwas feigen Kunstgriff um den Film zum versöhnlichen Ende zu bringen, das mir leider wie ein etwas einfältiger, moralischer Wink mit dem Zaunpfahl daher kam. Handelten die Figuren etwa anfänglich nicht egoistisch? Wie ist das mit dem schlechten Gewissen? Beruht denn der befreiende Akt der "Beichte" und der damit errungenen Vergebung nicht ebenso auf egoistischer Motivation? Diese Antwort bleibt einem GNADE leider schuldig. Moral und Ethik sind eben nicht so eindimensional wie sie uns gerne verkauft werden.

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                                          • 10

                                            Was Kevin Spacey als Lester Burnham in AMERICAN BEAUTY in seiner mid-life crisis abdrehen ließ, sorgt in EXCISION auch bei der 18-jährigen Pauline (grandios gespielt von AnnaLynne McCord) für gesellschaftlich anstößiges Verhalten. Wenn die Chemie im menschlichen Körper aus den Fugen gerät, kann das für das Umfeld schon mal unangenehme Folgen haben. So tun sich auch die Menschen in Paulines Nähe äußerst schwer damit, Sympathien für ihre "Andersartigkeit" zu entwickeln. Dabei will doch auch sie einfach nur geliebt werden. So simpel ist das. Oder vielleicht auch nicht, denn was uns Geschichten wie eben AMERICAN BEAUTY, CARRIE oder zuletzt auch WE NEED TO TALK ABOUT KEVIN lehren, ist, dass es in zwischenmenschlichen Beziehungen eher selten rational als vielmehr emotional zur Sache geht.
                                            EXCISION nimmt unter diesen Filmen für mich locker die Spitzenposition ein, denn hier stimmt einfach alles. Richard Bates Jr. hat mit seinem Film einen fantastischen und abartigen Mikrokosmos geschaffen, in dem es vor überspitzten Details nur so wimmelt. Mit überwiegend zentralperspektivischen und geometrisch ausgewogenen Bildern schafft es die Kamera durch offensichtliche Schönheit die emotionale Distanz zwischen den Figuren spürbar zu machen, und trotz einiger kleiner Grenzüberschreitungen ist das Gezeigte dabei nie zu plakativ und bleibt immer ästhetisch. Dass Traci Lords als heuchlerische "american mum" zudem zeigt, dass auch sie richtig gut schauspielern kann, macht den Cast von EXCISION perfekt und den Film zu einem rauschhaften, angenehm ambivalenten Vergnügen.

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                                            • Auch wenn ihre Filmografie noch Luft nach oben lässt - an dieser eloquenten, schlagfertigen und überaus sympathischen Frau kommt man nicht vorbei!

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                                              • 7
                                                über Chained

                                                Schon einmal versucht, jemanden unter Wasser mit aller Kraft zu boxen? Viel passiert da nicht und genau so fühlte sich Jennifer Lynchs zwar sauber aber leider etwas schwächlich ausgeführter Punch in Richtung meiner Magengrube an. Dabei hat sie eine wirklich interessante Story zu erzählen und mit Vincent D'Onofrio und Eamon Farren zwei starke Schauspieler an Bord, doch so richtig unter die Haut wollte CHAINED einfach nicht gehen. Ich weiß gar nicht so genau woran es gelegen hat, aber mein Verhältnis zu den Figuren blieb die ganze Zeit über distanziert, und obwohl mich die Handlung durchwegs bei der Stange hielt, konnte ich leider nicht richtig mitfiebern.
                                                Vielleicht hätten die bruchstückhaft inszenierten Flashbacks, die einem Bobs harte und von häuslicher Gewalt und psychologischem Terror gezeichnete Kindheit näherbrachten, etwas ausführlicher sein sollen, um nicht als zu klischeehafte Erklärung für seine Lust am Töten herzuhalten. Vielleicht kam auch die Kommunikation zwischen Bob und Rabbit etwas zu kurz um die Beziehung zwischen den beiden so richtig auszuleuchten. Und auch dem zugegeben richtig guten "twist ending" hätte man eventuell noch etwas mehr Platz und Tiefe einräumen können.
                                                Bei aller Kritik ist CHAINED aber alles andere als ein schlechter Film. Die beiden Haupdarsteller liefern sich in diesem psychologischen Kammerspiel ein stets spannendes Duell und bieten einen interessanten Einblick in die möglichen Folgen von Macht, Gewalt und Abhängigkeit.

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                                                • 5 .5
                                                  über V/H/S

                                                  Bis auf ein, zwei Ausnahmen hat diese Ansammlung von Found Footage Filmen dem viel gescholtenen Genre leider nichts wirklich Neues oder Interessantes hinzuzufügen. Die Rahmengeschichte ist ganz nett, wirkt aber dennoch ein wenig zu bemüht die einzelnen Geschichten miteinander zu verbinden. Hinzu kommt, dass das POV Stilmittel bei den meisten Kurzfilmen keinen Mehrwert erzielt, sondern diese genauso gut als "normale" Filmchen funktioniert hätten. Schade, denn von den beteiligten Regisseuren hatte ich mir doch ein wenig mehr erhofft.

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                                                  • Da habe ich noch einiges nachzuholen - danke für diesen interessanten Fundus!

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