KingOli - Kommentare

Alle Kommentare von KingOli

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    KingOli 17.12.2016, 22:55 Geändert 17.12.2016, 22:58

    Leider ist der Film falsch einkategorisiert: Nur weil das esoterische Wiedergeburtsgeschwafel Wissenschaftlern in den Mund gelegt wird, ist es noch lange kein Science Fiction.

    Aber diese Fehlselbsteinschätzung passt zum Film wie seine Reißbrettfiguren, die die Aussage transportieren müssen, ohne funktionieren zu dürfen. Ein Blick in die Augen, ein bisschen Verkehr auf einer Toilette, und schon gibt es die ewige Liebe zwischen zwei grundverschiedenen Menschen, deren Beziehung ein paar Wochen harter Realität nicht standgehalten hätte.

    Sobald ich hinter der zugegeben schönen Fassade erst einmal die nicht gerade frische Idee des Films ausgemacht hatte, fiel das gemächliche Tempo der dünnen Handlung umso stärker ins Gewicht und Langeweile machte sich breit. Dann noch der einschläfernde Soundtrack - dieser Film ist Meditation in ihrer Reinform, nur Terrence Malick verpackt es schöner.

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    • 6 .5

      Eine beeindruckende Kamera und ein großartiger Josef Hader sind starke Pfründe - und doch hat der Film mich nicht überzeugt.

      Dies liegt vor allem an der mutigen Szenenauswahl, die z.B. die literarische Arbeit Zweigs, den Prozess des Schreibens, fast vollkommen ausspart. Stattdessen sieht man meistens den öffentlichen Menschen Zweig, wie er auf Empfängen, Kongressen oder auch als Konversationspartner mit einem alten Kollegen den Weltliteraten gibt. Selten, wie beim Donauwalzer einer brasilianischen Dorfkapelle, wird dem Zuschauer ein kurzer Blick hinter diese Fassade erlaubt. Was sich da in den Augen des Ehepaars Zweig abspielt ist großartig gespielt und eingefangen.

      Bis auf dieses einende Heimweh bleibt die Beziehung Zweigs zu seiner ehemaligen Sekretärin aber Stückwerk, dass nicht so recht zusammenpassen will. Die New York Szene mit der ersten Ehefrau ist da hilfreicher, schon weil Zweig hier privat sein darf und es viel Dialog gibt. Das auf ihm lastende Gewicht kommt zum Ausdruck, aber gleichzeitig auch die Kraft, die er aus seiner Arbeit zog.

      Für ein Psychogramm oder gar eine Erklärung des Doppel-Selbstmords ist mir das zu wenig; zudem wird viel Wissen über Zweig vorausgesetzt oder nur angedeutet. Dass dies dem Feuilleton gefällt ist mir klar...

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      • 7 .5

        Gerade in Zeiten, wo der Islamische Staat Kulturgüter zerstört, die für ein anderes Weltbild stehen, ist der Film als Plädoyer gegen Fanatismus aktueller denn je.

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        • 7

          Mit Before Midnight hat die Filmserie endlich eine Reife erlangt, die auch einen guten Film aus den vielen Versatzstücken macht.

          Before Sunrise war ganz und gar von der Idee geprägt, dass sich zwei Menschen in nur einer Nacht, in einem einzigen langen Dialog, ineinander verlieben, in dem Wissen, dass sie nur diese eine gemeinsame Nacht haben. Romantische Vorstellungen von Liebe und Leben zweier junger hübscher Menschen trafen auf eine laue, warme Stadt Wien als passende Kulisse. Nicht alles, vor allem bei den ausufernden Dialogen, passte perfekt, aber die Grundidee ging auf.

          Before Sunset war dazu die harte Landung auf dem Boden der Tatsachen. Gerade in der Stadt der Liebe, Paris, mussten sich die beiden wiedertreffen und eingestehen, dass nicht nur das vereinbarte Wiedersehen nicht stattgefunden hatte, sondern auch die Beziehungen der beiden samt und sonders gescheitert waren. Doch der Film findet erst spät zu diesen geplatzten Illusionen und Träumen (und einem optimistischen Ende), bis dahin versanden viele Dialogstränge (z.b. über die Erinnerungen an das erste Treffen), so dass dies für mich der schwächste Teil der Serie ist.

          Before midnight schließlich bricht mit einigen Ankerpunkten der bisherigen Serie. Es gibt keine Stadt mehr als Kulisse (dafür ein sommer-schwüles Griechenland mit passender Dramatik), aber deutlich mehr Personen, die die beiden in der Mitte des Lebens stehenden Liebenden einrahmen (ein junges, ein gleichaltes, und ein älteres Pärchen). Es bleibt bei den langen Kamerafahrten vor den bei Spazierenden , aber das große Finale findet dann in einem Hotelzimmer statt, wo sich beide alles an den Kopf werfen, was in ihrer Beziehung so schief läuft. Auch wenn man den beiden etwas mehr gewaltfreie Kommunikation wünscht, sind es doch sehr realistische, weniger aufgesetzt wirkende Dialoge als in den Vorgängerfilmen. So ist es eben nach Jahren in einer Beziehung, mit dem gesamten Ballast aus einem halben Leben und den noch nicht ganz abgeschriebenen Träumen; es ist Streit und harte Arbeit und nicht immer zufriedenstellend.

          Vielleicht wirkt der Film auch gerade deshalb am stärksten auf mich, weil ich ihn im passenden eigenen Lebensabschnitt gesehen habe.

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          • 7

            Was diese Dokumentation vor allem zeigt ist, dass Werner Herzog nicht nur ein begnadeter Regisseur ist, sondern sich auch gut selbst zu inszenieren weiß. Wenn zwischendurch der Kameramann und Fotograph zu Herzog sagt, dass er den Fitzcarraldo selber hätte spielen können, dann ist dies gar nicht so weit her geholt. Die Darstellung des Kinski ist dagegen sehr einseitig. Zu jedem positiven Kommentar über den Darsteller werden fünf Minuten Wutausbrüche gezeigt, und jede wohlwollende Erinnerung von Schauspielerkolleginnen wird von Herzog durch eigene Ansichten sofort relativiert. Dabei bleibt die Rolle Herzogs in der künstlerisch fruchbaren Beziehung der beiden zumindest ambivalent, wenn er zugibt, dass er mehrmals plante, Kinski umzubringen. Diese interessante Ambivalenz und die tollen Aufnahmen sowohl aus dem Archiv als auch von einer Reise entlang der gemeinsamen Drehorte machen die Dokumentation trotz der starken Subjektivität sehenswert.

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            • 5

              Dunkel ist er, der neue Batman-Film, wie zuletzt bei Tim Burton. Die Fledermaus ist ein nachtaktives Tier, aber selbst in den Innenräumen (Wohnung des Opfers, Polizeirevier) wird nie ein Licht eingeschaltet, was auf die Dauer ebenso wie der Soundtrack auf die Stimmung drückt. Das spiegelt gut das Innenleben des hart an der Grenze zur Depression dargestellten Bruce Wayne wieder, den nur noch die nächtlichen Einsätze als Vergelter am Leben halten.
              Dem altbekannten Figurenensemble (Catwoman, Pinguin, Riddler) stellt der Film einen Realismus entgegen, der zwar nicht so weit wie der Joker-Film geht, aber sich dennoch deutlich vom comichaften abwendet. Das fängt beim "Kostüm" von Catwoman an, geht weiter bei der scheinbar selbstgehämmerten Batmanmaske und den sich nah an Serienmodellen orientierenden Motorrad, Batmobil und Wingsuit. Selbst der Riddler in seinem Sado-Maso-Ducktape-Outfit wirkt sehr ungewohnt.
              Aber das sind künstlerische Entscheidungen, über die man streiten könnte, wenn der Film sich nicht drei Stunden Zeit lassen würde, um sich in einem schlecht inszenierten und nicht nachvollziehbaren Finale zu verirren.

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              • 5 .5

                Das spannendste am Film sind die Parallelen zur Corona-Pandemie: Ein US-Präsident lässt wissentlich viele Tote zu - zum Glück ist das Hightech-Gegenmittel aber global für alle in ausreichender Menge vorhanden...

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                • 7 .5
                  KingOli 21.03.2022, 23:32 Geändert 21.03.2022, 23:35

                  Die Immobilie als immerwährender Horror. Sie verändert dich, macht dich zu ihrem Sklaven, weckt überwunden geglaubte Urinstinkte und ist mit ihrer konservativen, auf Erhaltung bauenden Grundidee ein Verhinderer von Fortentwicklung und Anpassung.
                  Dass so ein Thema ausgerechnet von einem angelsächsischen Team an Regisseuren rund um Drehbuchautor Enda Walsh behandelt wird, die einen viel unkomplizierteren Umgang mit Immobilien pflegen als wir Deutschen, hat mich ehrlich gesagt überrascht.
                  Aber das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die drei Episoden haben alle ihren eigenen Charme, wobei Episode I mit der eindringlichen Atmosphäre punktet, während die beiden anderen Teile vor allem technisch brillieren und mit kongenialen Sprechern (Jarvis Cocker, Susan Wokoma) aufwarten.
                  Lang lebe die Stop-Motion-Animation!

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                  • 5

                    Nun hat also auch The Handmaid's Tale ihren Breaking-Bad-Moment - den Kipppunkt, an dem der Charakter sich für den Zuschauer wandelt vom Sympathieträger, mit dem man mitfühlt, hin zu einem Racheengel, dessen Handlungen man zwar ablehnt, aber dennoch fasziniert folgt.
                    Leider ist der Weg dahin nicht immer nachvollziehbar. Ich mochte zwar, wie June sich nach und nach im klassischen Try & Error zur Führungskraft entwickelt, aber die Story schlägt doch einige Volten und am Ende ist es einfach nur noch lächerlich, wie oft wichtige Entscheidungsträger aus Gilead die Grenze zu Kanada überschreiten.
                    Zudem hat die Serie es am Ende geschafft, alle Farben so weit zu entsättigen, dass sie fast bei schwarz-weiß angekommen ist und selbst die weiter häufig eingesetzten Blau- und Rottöne kaum noch zu identifizieren sind. Das ist optisch einfach nur eintönig, und durch die häufigen Gegenlichtsituationen verschwimmt das Bild zudem in grauem oder schwarzen Matsch.
                    Schade, meine Lust auf Junes Geschichte hat diese Staffel ordentlich abgewürgt.

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                    • 6 .5

                      In einer Welt, in der es noch Berufe gibt, für die man nur Männer vorsieht, müssen Frauen immer das Quentchen mehr leisten. Den Pionierleistungen der weiblichen Kosmonauten/Astronauten, die die Vereinbarkeit von Job und Familie in der Raumfahrt erkämpften, setzt Alice Winocour in Proxima ein filmisches Denkmal.

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                      • 5

                        Das Retrochic der Murotkrimis umfasst inzwischen nicht nur die Ausstattung der Filme (Häuser, Autos, leider auch die unsägliche Mode unscharfer Kameraobjektive), sondern auch die Handlung: Konspirative Treffen im Hotel, Dokumente werden trotz Laptop in Aktentaschen übergeben, Kaffees über Trenchcoats geschüttet. Vor aufgesetztem Stil und persönlicher Murot-Vergangenheit bleibt die Mordaufklärung im Hintergrund, die Dialoge hölzern - und ich möchte bitte nicht mehr den Artikel das vor dem Wort Laptop hören!

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                        • 5 .5

                          Ich habe lange gebraucht, um mit dem Film warm zu werden. Anfangs will einfach wenig zusammenpassen: Die trotz Motion Capturing hölzernen Bewegungen, der altertümliche Soundtrack, der seltsam animierte Struppi. Erst mit Andy Serkis, der als erster mit seiner Mimik eine der Figuren mit Leben füllt, habe ich ironischerweise akzeptiert, dass einfach alles an den Film comichaft ist - die Handlung, die Action, die Figuren.

                          Trotzdem geht viel vom Charme des Originals durch die Wahl der Technik verloren. Hergé schaffte es, in statischen 2D-Panels seine Geschichten zum Leben zu erwecken. Spielberg und Jackson dagegen übertragen diese in eine 3D-Welt, in die die detailarmen Figuren nicht so richtig passen wollen.

                          Trotzdem entwickelt die Geschichte schließlich ihren Sog und als herrlich altmodischer Abenteuerfilm hat "Tim und Struppi" durchaus seine Berechtigung.

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                          • Ich bin hin- und hergerissen von Love Death + Robots. Zum Einen fand ich es spannend, wie Künstler weltweit im Animationsfilm mit Stilen experimentieren. Leider gibt es auch einige Hänger dabei, die sich in einer Videospieleoptik verlieren, bei der ich nur gähnen kann (Globalisierung der Bildsprache).
                            Ähnlich geht es mir mit den Inhalten. Von John Scalzi möchte ich mehr sehen, aber die meisten Episoden sind reine Genrewerke, die ich so oder ähnlich schon 1000mal gesehen habe. Dass sich so viele Episoden mit der Darstellung von Krieg bzw Opfer-Heroismus beschäftigen, finde ich sogar sehr bedenklich.

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                            • 6

                              45 Minuten lang habe ich Menschen dabei zugesehen, wie sie vor der Kamera verzweifelt versuchen zu verbergen, dass sie scheinbar simple Fragen nicht beantworten können. Dabei zeigen sie selten ein positives Gesicht - ein wiederholtes Topos ist die Unterstellung, das würde man ohnehin nicht verstehen.
                              So weit, so üblich. Unsympathische Menschen vor der Kamera vorzuführen, um das System zu diskreditieren, für das sie stehen - das ist mir dann doch zu einfach. Genauso wie die gefühlt unterkomplexen Fragen, die durch das Ausblenden oder nur Touchieren von vielen Themen (Werte, Ressourcen) auffallen.
                              Nach 45 Minuten habe ich dann verstanden, welche Idee der Marktwirtschaft die Regisseurin vermitteln möchte, und nach 85 Minuten hat sie sogar einen Interviewpartner gefunden, der ihr die vorgegebene Prämisse bestätigt.
                              Überzeugt hat sie mich damit nicht. Aber der Blick in die Meetings wichtiger Institutionen unseres Geldsystems (und damit Machtzentralen) war auch abseits der Propaganda erhellend.

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                              • 6 .5
                                KingOli 22.10.2020, 12:10 Geändert 22.10.2020, 12:11

                                "Apollo 11" erstickt etwas an seinem Konzept, nur auf (die sehenswerten) Original-Aufnahmen und die Original-Funkspuren zu setzen. Damit verkommt er zu einem Nasa-Werbefilm - jegliche Schwierigkeiten auf der Mission werden ausgespart oder in die Grafiken ausgelagert. Der Film setzt auf bekanntes Wissen und will es nur mit neuen Bildern untermalen. Deshalb haben mir vor allem die Szenen gefallen, wo der Film aus dem kontrollierten Nasa-Universum ausbricht und die campenden Amerikaner rund um das Startareal zeigt, da er so die Begeisterung vermittelt, die in den 70ern mit dem Apollo-Projekt geweckt wurde.

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                                • 7 .5

                                  Was am Anfang nicht nur aufgrund von Frances McDormand wie ein typischer Coen-Film aussieht, in dem ein Haufen meist unsympathischer Charaktere in einem dramatischen Abwärtsstrudel unaufhaltsam einem gewalttätigen Ende zutaumelt, entpuppt sich schließlich als eine überaschend komplexe Charakterstudie. Gut, nicht alle Charaktere sind gleich gut ausgearbeitet (Peter Dinklage und die Neue vom Ex-Mann bleiben bloße Projektionsflächen), aber zumindest die Hauptfiguren sind angenehm ambivalente Wesen jenseits der Zuschauer-Identifikation, die den Achterbahn-Rhythmus des Films mit immer wiederkehrenden physischen wie psychischen Gewalteruptionen glaubhaft machen. Denn die Ausbrüche sind immer Zeichen bzw Folgen der Verletzungen, die die Charaktere mit sich tragen, und bleiben folgerichtig Solitäre, auch wenn sie gleichzeitig die Handlung vorantreiben. Dass gleichzeitig viel schwarzer Humor im Spiel ist führt aber dazu, dass der Film in seinem ständigen Auf und Ab schwer verdaulich ist und sich am Ende nicht ganz rund anfühlt.

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                                  • 6

                                    Ich habe eine Weile - fast eine Stunde - benötigt, um durch all die Sperrigkeit, mit der Lucy in the sky aufwartet, bis zum intensiven Kern des Films durchzudringen. Das fängt an mit dem Setting des mittleren Westens, das auch die Optik der Figuren einschließt, geht weiter mit den nur ablenkenden Spielereien des Bildformats, den nervend schlechten Objektiven und mündet in der spröden Hauptfigur. Erst hinter all dieser ablenkenden Kulisse kam dann das hervorragend gespielte Drama um die Astronautin, die zurück auf der Erde die Bodenhaftung verliert, zum Vorschein, das in angenehmer Ambivalenz die innere Zerissenheit der Figur vor dem Zuschauer ausbreitet.

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                                    • 4

                                      The Tree of Life ist einfach viel zu viel. Zu viele Bilder, zu viel Bombastsound, zu viel Länge. Dass bei der Breite und Oberflächigkeit der behandelten Themen jeder seine eigenen Vorstellungen irgendwo wiederfindet, ist keine große Kunst. Ich habe mich grandios gelangweilt im Kino!

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                                      • 6

                                        Bis zur Mitte hat mir dieser Tatort wirklich gut gefallen. Denn hinter dem skurilen Äußeren mit nicht immer funktionieren Dialogen versteckten sich echte Dramen wie der Umgang der beiden Geschwister mit der Schuld und wie eine Mutter versucht, ihren Mann zu schützen. Dazu kamen hintergründige Details wie die Chemnitzer Prostituierte, die sich als Tschechin ausgibt, und der Storytwist um den Schlitzer von Lederhose.

                                        Doch leider darf ein zeitgenössischer Tatort nicht nur einfach einen Mord und seine Aufklärung zeigen, und so nimmt die Handlung reichlich unpassend Fahrt auf mit weiteren versuchten Morden, bis es einfach nur noch zu viel ist. Wenn sich künftige Weimarer Tatorte mehr auf ihre Stärken als aktuelle Sehgewohnheiten besinnen (und Weimar nicht nur als Dorf der Hinterwäldler präsentieren), dann kann dabei etwas ganz Starkes herauskommen!

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                                        • 6 .5
                                          über Joker

                                          Der Vater von Bruce Wayne ein Opfer der gespaltenen Gesellschaft, die er selber mit schuf. Sein Sohn ein Racheengel gegen die Schwachen und Ausgestoßenen - ein sehr interessanter Twist wird hier dem bekannten Batman-Mythos verpasst.
                                          Ein ebenso ironisch besetzter Robert de Niro und ein sich wie immer verausgabender Joaquin Phoenix müssen jedoch kämpfen - Drehbuch und Score lassen jeglichen Lichtblick missen; Platz für Helden gibt es hier nicht, nur deprimierende Fatalität.

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                                          • 5 .5
                                            KingOli 02.09.2022, 00:12 Geändert 02.09.2022, 00:16
                                            über Belfast

                                            Eine protestantische Familie steht im Belfast der 80er zwischen allen Stühlen: Bleiben mitten im zunehmend militarisierten Konflikt, um die Familie und die Kinder nicht zu entwurzeln, oder in das mit wirtschaftlichem und gesellschaftlichem Aufstieg lockende England umziehen.
                                            Branagh erzählt aus der autobiografischen Sicht eines etwa zehn Jahre alten Jungen. Dabei bleibt die Kamera stets auf der niedrigen Augenhöhe des Protagonisten, weshalb selten mehr als Häusern, Mauern und Himmel zu sehen ist - selbst als der Junge mal auf eine Barrikade klettert.
                                            Dies wirkt auf die Dauer ganz schön einengend, was die Eltern vielleicht auch so empfunden haben, aber eben nicht der Perspektive und Wahrnehmung des Jungen entspricht. Und diese Nicht-Übereinstimmung zwischen der Perspektive der Hauptfigur und der szenischen Umsetzung hat mich den ganzen Film über genervt.
                                            Denn es setzt sich fort bei der Entscheidung, den Film in schwarz-weiß zu drehen und nur bei Kino- und Theaterbesuchen oder im TV zur Farbe zu schwenken. Ich weiß, Kenneth, dass es Deine Kunst und Liebe ist. Aber der Film erzählt eben auch andere positive Episoden aus der Kindheit, die schwarz-weiß bleiben.
                                            Zudem ist das schwarz-weiß wie vieles an dem Film einfach zu künstlich. Vielleicht mag in Branaghs Erinnerung so oft die Sonne geschienen haben, aber im Film bleibt davon kein Kontrast und kein HDR übrig, sondern alles ist mit Gegenlicht weichgespült. Realismus war kein Anspruch.
                                            Das setzt sich fort bei der (vermutlich im Studio stehenden) Straße, in der sich ein Großteil des Films abspielt. Alles ist total clean und die Kamera darf sich nie erheben oder ausbrechen aus ihrer strengen Kinderperspektive. Im Haus der Eltern gibt es zumindest ein paar spannende Schwenks, aber auch hier atmet alles hochauflösendes Studio. Da war ich schon dankbar, dass die gewählten Filmausschnitte etwas Abwechslung in das Kamera-Einerlei bringen.
                                            Allein die Hinterhof-Szenen zeigen den Dreck und die Enge der Industriestadt mal halbwegs realistisch, so dass ich sehr verwundert war, dass der Mutter so viel an ihrer Heimat liegt. Aber auch hier bleibt der Film sehr inkonsequent - diese Verbundenheit wird an keiner Stelle des Films sichtbar, weil der einzige erzählte Ausbruch der Mutter aus der als Dreh- und Angelpunkt dienenden Straße Briefe an die Steuerbehörde sind.
                                            Fazit: Kenneth Branagh träumt sich zurück in seine Kindheit in Belfast, aber sowohl erzählerisch als auch vor allem künstlerisch will für mich nicht viel zusammenpassen. Zu viel bühnenhaftes Theater lässt die Magie der Leinwand vermissen, auch wenn schauspielerisch einiges zu bewundern ist.

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                                            • 6

                                              Teil 3 der Phantastischen Tierwesen präsentiert sich viel geradliniger und konventioneller erzählt als seine Vorgänger. Dafür werden Newt und die Tierwesen immer mehr in den Hintergrund gedrängt, was doch sehr schade ist, weil gerade die Szene im deutschen Zauberergefängnis zu den sympathischsten des Films gehört. Davon hätte ich mir mehr gewünscht, aber stattdessen wird Fan-Service geliefert (wir besuchen Hogwarts und erhalten Einblick in die private Welt der Dumbledores) und natürlich musste es ja in der Storyline um Dumbledore gegen Grindelwald weitergehen. Das bedeutet wohl auch mehr Gewohntes in den noch geplanten zwei Filmen; sprich mehr Langeweile und weniger Neues...

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                                              • 7

                                                The Sandman ist erfreulich anders als das meiste an der Schnittstelle zwischen Comic- und Fantasy-Genre, mit einer atmosphärischen Welt voller ineinandergreifender Details. Dabei funktioniert bei weitem nicht alles (die CGI-Effekte sind teilweise grottig, die Bildverzerrungen inkonsequent und nervend, auch ein paar Besetzungen sind Ausfälle), doch am Ende der Staffel steht unterm Strich ein großes Plus.
                                                Ich persönlich mochte die beiden übergreifenden Handlungsbögen mehr als die von den Comics geerbte Episodenhaftigkeit. Da kann die zweite Staffel gerne weitermachen.

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                                                • 5

                                                  Der Film hat sein Herz am rechten Fleck - aber von der titelgebenden Magie der Vorlage bleibt im Film nicht viel übrig. Die Tiere bleiben Randfiguren, die Story ist ein 08/15-Kinderfilm mit Klischees aus dem letzten Jahrtausend (der Direx) und die Ausstattung versprüht keine Fantasie (was mit der Schlosskulisse als Schule durchaus möglich gewesen wäre), sondern typisch deutschen Hochglanz-Kitsch, von den Wohnungen bis zu den Klamotten.

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                                                  • 6 .5

                                                    Auch in Staffel 3 bleibt The Last Kingdom leider unter ihren Möglichkeiten. Das interessante Setting und die gute Produktion leiden unter der teilweisen Komprimierung (erste Episode) und der Reisegeschwindigkeit auf GoT S07 Niveau. Dazu wiederholen sich Plotelemente (Uthred tötet Priester), so dass immer wieder die Konstruiertheit der Story negativ auffällt. Dafür hat sich das Schauspiel von Alex Dreymon erfreulicherweise gebessert und manchmal erlaubt dies in Kombination mit dem Drehbuch sogar, seine Handlungen nachzuvollziehen. Alles in allem zwar ausbaufähig, aber unterhaltsam!

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