Medienjournal - Kommentare

Alle Kommentare von Medienjournal

  • 8

    [...] Nicht nur was den ersten "Doctor-Strange"-Film von 2016 angeht, sondern auch in Bezug auf den direkten MCU-Vorgänger "Spider-Man: No Way Home" hatte "Doctor Strange in the Multiverse of Madness" ein durchaus schweres Erbe anzutreten und so gut er mir in Summe auch gefallen haben mag, kann ich gleich vorwegschicken, dass er an beide genannten Werke nicht heranreicht. Das heißt nicht, dass mir das Ergebnis nicht dennoch sehr gut gefallen hätte, sondern im vorliegenden Fall nur, dass ich mir – auch anhand des Titels – etwas mehr und vielleicht auch anderes erwartet hätte. Das beginnt schon damit, dass die Pforten zum Multiversum nun offenkundig offen stehen, aber wenig Rückbezüge auf das vorangegangene Spider-Man-Abenteuer oder auch "Loki" vorhanden sind, ganz so, als wäre es eine zufällige Überschneidung, dass nun eben auch Strange persönlich noch einmal mit einem multiversalen Problem konfrontiert wird. Sei es drum, kann man mit diesem Gefühl noch gut leben, während es mich mehr stört, dass der Film beinahe zu sehr auf sein hohes Tempo setzt und dabei manche Chance verpasst, auch ruhigeren Momenten und charaktergetriebenen Entscheidungen ein wenig Raum zur Entfaltung zu geben. [...]

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    • 9 .5

      [...] Mit der Doppelspitze aus "Infinity War" und "Endgame" hat Marvel bekanntermaßen einen Höhepunkt der mehr als eine Dekade währenden Erfolgsgeschichte kreiert, der sich schwerlich toppen, geschweige denn so einfach wiederholen lassen würde. Man könnte meinen, es nun erst einmal wieder etwas ruhiger angehen zu lassen, wäre das Mittel der Wahl, doch machte bereits das Finale von "Spider-Man: Far From Home" mehr als deutlich, dass man andere Wege zu gehen gedenkt. Auch wenn zu diesem Zeitpunkt – der Film ist zugleich offizielles Ende der fulminanten dritten Phase des MCU – noch niemand ahnen konnte, dass man einerseits pandemiebedingt zu einer durchaus signifikanten Durststrecke verdammt sein würde, andererseits, was die Verantwortlichen rund um Mastermind Kevin Feige für "Spider-Man: No Way Home" als Abschluss der Trilogie wirklich planen würden. Und auch wenn im Vorfeld viele Gerüchte die Runde gemacht haben, sich manches als wahr, manches als haltlos entpuppt hat, neige ich natürlich zu einer spoilerfreien Betrachtung des Films, wobei zumindest die Tatsache, dass sich der Film nunmehr dem Multiversum öffnet, mit dem wir uns seit und dank Loki "herumschlagen", ein offenes Geheimnis ist und quasi unabdingbar, um überhaupt ein paar Worte zu dem Film verlieren zu können. [...]

      • 7

        [...] Gerade erst habe ich mir mal wieder "The Big Short" angesehen und bin darüber darauf gestoßen, dass es für mich ja seit vergangenem Heiligabend noch immer "Don’t Look Up" nachzuholen gilt, den bis dato aktuellsten Film von Adam McKay, der auch zu der Fraktion an Filmen gehört, die im Zuge der Corona-Pandemie zu Netflix gewandert sind. Ohnehin hat aber die Pandemie dazu geführt, dass McKays satirisch gedachter Kommentar von der Realität mehr als eingeholt worden ist, denn eigentlich inspirierte ihn die Klimakrise zu seiner Weltuntergangsgeschichte, doch in Zeiten, in denen anscheinend auch eine Pandemie höchst erfolgreich geleugnet werden kann, scheint das abstruse Verhalten derer im Film, die das nahende Ende nicht wahrhaben wollen, nicht wirklich satirisch überzeichnet oder in irgendeiner Weise weniger glaubwürdig. [...]

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        • 5 .5

          [...] Es dürfte jetzt nicht das riesige Geheimnis sein, dass ich grundsätzlich Filme mit Anna Kendrick gerne sehe und so war ich auch früh gespannt auf „Stowaway – Blinder Passagier“, auch wenn ich skeptisch war, ob ich Kendrick die Astronautin abnehmen würde. Nun hat es zwar letztlich wieder eine ganze Weile gedauert, bis ich Zeit und Muße für den Film gefunden habe, aber am Ende war das Ergebnis die Neugierde auch kaum wert, denn leider enttäuscht der Film auf so vielen Ebenen, dass seine eigentlich vielversprechende Prämisse kaum zum Tragen kommt. Die ist es nämlich, mithilfe der autarken Situation an Bord des Schiffs eine Art Weltall-Kammerspiel zu inszenieren, bei dem zunehmend philosophische, im weiteren Verlauf regelrecht existenzialistische Fragestellungen aufgeworfen und behandelt werden. So darf man sich natürlich hier auch keinen Weltraum-Thriller klassischer Bauart erwarten, gleichwohl Regisseur Joe Penna in seinem zweiten Spielfilm zuweilen gern auf diesen Pfaden wandelt. Das gelingt ihm auch gar nicht mal schlecht, doch geht die Art der Inszenierung in diesen Szenen einerseits zulasten der menschlichen, emotionalen Komponente, andererseits der Logik, die hier ohnehin oft ein Schattendasein fristet. [...]

          • 6 .5

            [...] Es ist nun schon eine geraume Weile her, dass mich bei Netflix ein Film namens „The Discovery“ zu begeistern gewusst hat und ich muss gestehen, im Vorfeld nicht auf dem Schirm gehabt zu haben, dass nun eben auch „Windfall“ dem Schaffen von Regisseur Charlie McDowell entspringt. Beide Filme könnten unterschiedlicher auch kaum sein, wobei sie sich ja zumindest einen Teil der Besetzung teilen. Die ist hier im Übrigen sehr spärlich geraten und es passt, dass die Idee zum Film im Zuge der Corona-Pandemie aufkam, denn schließlich ist auch das Setting recht überschaubar und konzentriert sich einzig und allein auf das abgeschieden gelegene Anwesen inmitten pittoresker Landschaften, wo sich drei ungleiche Gestalten begegnen. Seinen Reiz bezieht der Film wiederum daraus, dass vieles an dem Zusammentreffen von Einbrecher und Beraubten so gar nicht dem entspricht, was man sich verhaltensmäßig in dieser Konstellation von den Figuren erwarten würde, was zu einem zwar leisen, aber sehr gelungenen humorigen Einschlag führt, den die Geschichte die meiste Zeit mit sich bringt. [...]

            • 6

              [...] Die bereits zweite Kollaboration zwischen Shawn Levy und Ryan Reynolds binnen kurzer Zeit ist ein auffällig ungewöhnlicher Film geworden, was in diesem Fall allerdings leider nicht unumwunden positiv zu werten ist, sondern eher bedeutet, dass „The Adam Project“ wirkt, als würde er Fantasy-Filmen der 1980er huldigen, seine Stärken aber gänzlich andernorts ausspielt. Von der Action nämlich oder auch der Zeitreise-Prämisse an sich braucht man sich hier nichts erwarten, was man nicht schon dutzende, ach, was sage ich; hunderte Male besser erlebt hat, so dass es einzig und allein der Art der Inszenierung und den beteiligten Darsteller*innen zu verdanken ist, dass der Film stattdessen mit einigen emotionalen Momenten und durchaus anrührenden Szenen zu punkten vermag, wohingegen der Rest wirklich gnadenlos auf der Strecke bleibt. Der Auftakt wirkt dabei noch durchaus einladend und vielversprechend, zumal sich Adam und Adam, als Zukunfts- und Gegenwarts-Ich des Protagonisten, recht früh begegnen und angenehm wenig Aufhebens darum gemacht wird, welche Paradoxa das mit sich bringen und wie sich das allgemein auf den Zeitstrom, aber eben auch auf Adam auswirken könnte. [...]

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              • 8
                über Fresh

                [...] Der jüngst bei Disney+ gestartete „Fresh“ ist wieder einer dieser Filme, an die man bestmöglich gänzlich unvorbereitet und bar jeder Information herangeht, wozu ich auch allen eindringlich raten mag, derweil es lobenswert ist, dass dann doch selbst der Trailer verhältnismäßig wenig wirklich verrät. Okay, dass es nicht bei der anfänglichen RomCom bleibt, das darf verraten und als bekannt vorausgesetzt werden, wobei es dennoch perfide ist, was einen dann nach der überlangen, rund dreißigminütigen Exposition erwartet, denn ausgerechnet bei Disney hätte man das so bis vor kurzem noch nicht erwartet. Gut, also man weiß, dass alles mit der klassischen Mädchen-trifft-Junge-Geschichte startet und zudem, dass es zu einem erzählerischen Bruch, einem Paradigmenwechsel kommt, der das Ganze in Richtung Horror-Thriller kippen lässt. Alles andere aber sollte man dann schon dem Film selbst überlassen, es zu erzählen. Wer jetzt übrigens schon zu wissen meint, in welche Richtung der Hase läuft, wird sicherlich in vielen Punkten recht behalten, aber beinahe ebenso oft falsch liegen, denn Drehbuchautorin Lauryn Kahn versteht es trefflich, mit Erwartungshaltungen und Genre-Klischees zu spielen. [...]

                • 6

                  [...] Schon die von Kenneth Branagh realisierte Neuverfilmung von „Mord im Orient-Express“ wusste mich seinerzeit nicht restlos zu begeistern, aber doch gut zu unterhalten, weshalb für mich außerfrage stand, nun auch dem Besuch in Ägypten beizuwohnen, zumal „Tod auf dem Nil“ ganz ohne Zusatzkosten ohnehin beim Streamingdienst Disney+ aufgeschlagen ist. Gerne würde ich nun behaupten, dass sich das Ergebnis sehen lassen könne, doch leider ist die Angelegenheit – wenn auch solide inszeniert und besetzt – eher eine Enttäuschung geworden, wobei der Film spürbar auch als Opfer der Corona-Pandemie ist, wenn ich ihm einfach mal wohlwollend attestiere, dass manches anders – und besser – inszeniert worden wäre, hätte es nicht einschlägige Einschränkungen und Hemmnisse gegeben. So aber krankt diese neue Agatha-Christie-Verfilmung alleine schon an ihrem Setting, denn ungeachtet dessen, dass natürlich der Orient-Express optisch deutlich mehr hermacht als ein Schiff auf dem Nil, wirkt ausgerechnet diese Kulisse – im Studio gebaut und um Hintergründe ergänzt – reichlich steril, beinahe trist, aber keineswegs lebendig, schwül, exotisch, schillernd. [...]

                  • 8 .5

                    [...] Zugegebenermaßen bin ich erst mit „The Favourite“ auf Yorgos Lanthimos gestoßen, beziehungsweise aufmerksam geworden, doch dafür habe ich mich dann nun auch einem seiner Vorgängerwerke gewidmet, das gefühlt ein ziemliches Schattendasein führt, denn obwohl hochkarätig besetzt und von der Prämisse her mehr als nur ein wenig neugierig machend, ist „The Lobster“ hierzulande lediglich auf DVD erschienen. Beispielsweise bei Netflix allerdings steht das gute Stück zum Abruf bereit und ich möchte schon jetzt eine Empfehlung aussprechen, bevor ich mich weitergehend mit Lanthimos‘ erstem englischsprachigen Spielfilm beschäftige, der voller Qualitäten und Einfälle steckt, sich ehrlicherweise sein Publikum aber auch wirklich suchen muss, denn die Geschichte dieser verzweifelt nach Liebe suchenden Menschen, die bei einem möglichen Misserfolg in Tiere verwandelt und dergestalt den Rest ihres Daseins fristen würden, ist vom Mainstream schon merklich entfernt und auch die Art des Storytelling oft so bedächtig, dass es manchem schlicht zu getragen und behäbig sein dürfte (auch wenn dadurch gewisse Gewaltspitzen und Überraschungsmomente nur umso offensiver und drastischer ins Gewicht fallen). [...]

                    • 7 .5

                      [...] Zu meinem großen Glück wusste ich ja dank David Lowerys „A Ghost Story“ grob, was für eine Art Film mich erwarten würde, denn ich kann und mag mir kaum ausmalen, wie es jemandem erginge, der „The Green Knight“ mit der Erwartungshaltung zu sehen beginnt, ein klassisches Mittelalter-Abenteuer oder gar Mainstream-Fantasy präsentiert zu bekommen. Vom Look und der Optik her mag sich das Werk sicherlich kaum verstecken brauchen, doch davon abgesehen gibt es nicht mehr allzu viel, womit Regisseur und Autor Lowery das Publikum nicht zu verprellen imstande wäre, denn egal, ob es um ein dramaturgisches Konzept in drei Akten, eine zufriedenstellende Auflösung oder tiefschürfend charakterisierte (Neben-)Figuren geht, Enttäuschung lauert theoretisch allerorten bei diesem Film, der sich so ziemlich allem verweigert und verschließt, was man dieser Tag als üblich betrachten würde. [...]

                      • 6 .5

                        [...] Ich habe mich durchaus länger bereits im Vorfeld auf und über „The Bubble“ gefreut, was einerseits an der Besetzung, andererseits am zugrundeliegenden Konzept des Ganzen lag, das in Kombination durchaus erfrischende Unterhaltung zu liefern versprach. Zugegebenermaßen waren da der erste Trailer und die ersten (negativen) Pressestimmen bereits ein erster Dämpfer, zumal man ja durchaus weiß, wie man speziell bei Netflix solche zunächst vielversprechend klingenden Projekte an die Wand zu fahren weiß. In dem Fall haben sich – für mich – aber die zurückgefahrenen Erwartungen als Glücksfall erwiesen, denn auch wenn es Fakt ist, dass viele der witzigsten Momente bereits im Trailer verbraten werden, dass die Autoren Judd Apatow und Pam Brady manches Mal übers Ziel hinausschießen, dass vieles schmissiger und stringenter hätte inszeniert werden können, ist es doch immer noch ein streckenweise anarchisches, zuweilen zeitgeschichtliches Dokument, das zwar nicht immer dann am besten ist, wenn es komplett freidreht, dafür aber oft einen schelmischen Aberwitz erkennen lässt, der über handwerkliche Schwächen hinwegsehen lässt. [...]

                        • 5

                          [...] Es ist verdammt schwierig, sich eine wirkliche Meinung zu „Get a Job“ zu bilden, der nun auch schon wieder zehn Jahre auf dem Buckel hat, obwohl der Film erst 2016 erschienen ist, was schon nicht gerade für ihn und seine Qualitäten spricht, wenn er sage und schreibe vier Jahre im Giftschrank des Studios verharrt hat, bevor er überhaupt auf die Menschheit losgelassen wurde. Kein Wunder, dass er nun noch mehr wie aus der Zeit gefallen wirkt, denn was "damals" noch aktuell gewirkt haben mag (in Bezug auf die Bedeutung von Online-Redaktionen, in Bezug auf Apps und den Vormarsch von Social Media) ist nun eben längst nicht mehr up to date und der ganze Aufhänger, eine Schar planloser Millennials auf Jobsuche zu begleiten, lockt natürlich ebenjene Millennials – zu denen ich übrigens auch zähle – längst nicht mehr hinter dem Ofen hervor. Auch sonst, so muss man einräumen, ist der Film nun wahrlich kein dramaturgisches Meisterwerk geworden und auch in Sachen Humor geht man oft und gern den Weg des geringsten Widerstands, so dass viel von dem kruden Witz ebenfalls längst nicht mehr zeitgemäß wirkt, ganz zu schweigen davon, dass es auch schon zu Zeiten der Dreharbeiten – also 2012 – nicht unbedingt witzig gewesen sein muss. [...]

                          • 8

                            [...] Im Grunde ist es eine Schande, dass „Nightmare Alley“ weder in den Staaten noch hierzulande ein sonderlicher Kinoerfolg beschieden war, ganz davon abgesehen, dass die Chancen dafür dieser Tage so schlecht stehen wie selten, zumal es sich eben nicht um einen leichtfüßig-unterhaltsamen Bombast-Blockbuster handelt sondern vielmehr ein vielschichtiges und abgründiges Drama vor schwelgerischer wie phantasmagorischer Kulisse, das ganz unverkennbar die Handschrift von Regisseur und Mit-Drehbuchautor Guillermo del Toro trägt. Im Umkehrschluss hat es natürlich auch sein Gutes, wenn man – wie ich – noch nicht recht gewillt ist, in die Lichtspielhäuser dieser Welt zurückzukehren, denn so hat es der Film keine drei Monate nach deutschem Kinostart zum hauseigenen Streamingdienst Disney+ geschafft und steht nun dort seit dem 16. März ohne Zusatzkosten und in bester Qualität zum Abruf bereit. Nicht, dass der Film dank fulminanter Optik und liebevollster Kulisse und Ausstattung auch auf der großen Leinwand zu glänzen gewusst hätte, gefiel mir letztlich die vergleichsweise intime Atmosphäre hier ganz besonders, um mich auf dieses zweieinhalbstündige Drama der besonderen Art und Güte einlassen zu können, dass del Toro hier kredenzt. [...]

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                            • 6

                              [...] Viel Wirbel und Aufregung gab es bereits im Vorfeld zu “Tiefe Wasser“, wobei das alles kaum filmischer Natur gewesen ist, sondern sich mehr auf die – mittlerweile schon wieder beendete – Romanze zwischen den beiden Hauptdarstellern fokussiert hat oder darauf, dass Disney sich entschieden hat, den Film weder in die Kinos, noch hierzulande zum hauseigenen Streamingdienst zu bringen, sondern stattdessen die Rechte verhökert hat, so die Chose in unserem Fall nun eben bei Amazon gelandet ist. Der Film selbst ist allerdings auch kaum die Aufregung wert, wie man schnell feststellen wird, wenn man dem wahlweise als Psycho- oder Erotik-Thriller vermarkteten Werk eine Chance gibt, denn auch wenn man damit werben wollen mag, dass Regisseur Adrian Lyne nach zwei Dekaden aus der Versenkung zurückkehrt und eben auch für – in der Sparte Hollywood-Erotik – kultige Werke wie „9 ½ Wochen“ verantwortlich zeichnet, ist das Ergebnis doch sehr handzahm, bemüht und zuweilen beinahe langatmig geraten. [...]

                              • 8

                                [...] Noch bevor man hierzulande wirklich Gelegenheit gehabt haben dürfte, Wes Andersons aktuellen Film „The French Dispatch“ im Kino zu begutachten, nachdem er pandemiebedingt mehrfach verschoben worden ist, landete die pittoreske Liebeserklärung des eigenwilligen Regisseurs mit der einzigartigen Handschrift bereits am 23. Februar auf Disney+ und erfreut dort seither die Abonnent*innen, so man sich denn für Andersons Schaffen grundsätzlich erwärmen kann. Mehr denn je ist es diesmal nämlich Geschmackssache und persönliche Entscheidung, ob man dem Regisseur mit Kusshand und Begeisterung begegnet oder dessen Werke verschmäht. So gab es schließlich in beispielsweise „Moonrise Kingdom“ oder „Grand Budapest Hotel“ noch eine durchgehende Geschichte und treffend skizzierte Charaktere, während sich Anderson hier mehr denn je auf visuellen Einfallsreichtum und skurrilen Gestus verlässt, denn immerhin vereint er in dem kaum zweistündigen Reigen gleich vier Geschichten, angereichert noch durch einleitende Eröffnung und den abschließenden Nachruf auf Herausgeber Arthur Howitzer Jr., der wiederum als Reminiszenz an Harold Ross verstanden werden darf, der wiederum Mitbegründer des wöchentlichen Magazins „The New Yorker“ war, dessen prestigeträchtige Geschichte ganz allgemein Pate stand für das fiktive „The French Dispatch“. [...]

                                • 7

                                  [...] Nachdem ich mich jüngst erst über ein Wiedersehen mit Kristen Bell in der Netflix-Thriller-Satire „The Woman in the House Across the Street from the Girl in the Window“ freuen durfte, stand nun an anderer Stelle – in dem Fall Amazon Prime – ein nächster Pflichttitel auf dem Programm, denn seit dem 20. Februar steht hier nun die Krimi-Komödie „Queenpins – Kriminell günstig!“ zum Abruf bereit und lockt mit einer aberwitzigen Story und Prämisse, die bislang noch kaum je in einem Film thematisiert worden sein dürfte. Hier geht es um nichts weniger als einen Millionen-Dollar-Betrug, der auf dem – insbesondere in Amerika wohl – ungemein beliebten Couponing beruht, wobei das nur die Ausgangslage ist für einen immer weitere Kreise ziehenden Trickbetrug, bei dem sich die Protagonistinnen eine goldene Nase verdienen. Ernst nehmen sollte man – auch wenn die Geschichte damit kokettiert, zumindest von wahren Ereignissen inspiriert worden zu sein – hier aber besser nichts, denn dafür liegen die Sympathien viel zu offenkundig bei den beiden Hobby-Verbrecherinnen, obwohl die nun wirklich keinen Grund dafür hätten, sich in bester Robin-Hood-Manier zu Rächerinnen der Entrechteten aufzuschwingen, die den skrupellosen Großkonzernen jetzt mal zeigen, wie der Hase läuft. [...]

                                  • 8 .5

                                    [...] Geschlagene achteinhalb Jahre ist es nun her, dass mich ein gewisser Thomas Vinterberg mit „Die Jagd“ zu begeistern gewusst hat und entsprechend war schnell meine Neugierde geweckt, als ich das erste Mal von „Der Rausch“ Kenntnis nahm, der nun eben auch den Regisseur und Drehbuchautor Vinterberg mit Schauspieler Mads Mikkelsen zusammenführt, der schon das eingangs genannte Werk zu einem emotional eindrücklichen Film gemacht hat. Nun spricht eine erfolgreiche Zusammenarbeit nicht automatisch für eine weitere von ähnlicher Güte doch in diesem Fall sieht sich die Annahme bestätigt, denn Vinterberg und Mikkelsen gelingt ein eindrückliches Portrait einer Gesellschaft, die gleichsam vom Alkoholkonsum beflügelt, im selben Maße aber auch verdammt wird. Das führt zu einer Gratwanderung, die den Film zu einem Paradebeispiel einer Tragikomödie werden lässt, denn nach anfänglich euphorischer Hochstimmung brechen sich selbstredend auch zunehmend Probleme im Alltag Bahn, die sich mitnichten mit (noch mehr) Alkohol lösen lassen, was zunehmend die tragische und fatalistische Komponente offenbart, die einer Erzählung wie dieser zwangsläufig innewohnt. [...]

                                    • 5

                                      [...] Die 1990 erschienene Filmfassung von „Hexen hexen“ dürfte auch heute noch vielen ein Begriff sein und hat auch mich als Kind das Fürchten gelehrt, gleichwohl ich mich nach all der Zeit nur noch diffus an den Film erinnere. Der wiederum war – damals wie heute – eine Adaption der Geschichte von Roald Dahl, wobei der Ton der Geschichte durchaus abgemildert worden ist, um einem jüngeren Publikum zugetragen werden zu können, was nun auch hier durchaus der Fall ist, wenn auch anders und weniger übergriffig, als das noch im letzten Jahrtausend der Fall gewesen ist. So ist es eine der Errungenschaften der Neuinterpretation, dass diese Variante von „Hexen hexen“ sich bei ihrem Ende weit mehr an der Buchvorlage orientiert, wobei dieses nicht ganz so glückselige, ja schon eher fatalistisch anmutende Ende natürlich auch wieder all jene verprellen dürfte, denen es eben weniger um Vorlagentreue denn um Happy-End geht. Überhaupt muss sich diese Neuauflage natürlich die Frage gefallen lassen, inwiefern sie vonnöten gewesen sein mag oder was sie anders, beziehungsweise besser zu machen gedenkt. [...]

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                                      • 7

                                        [...] Dass ich den ersten Teil von „A Quiet Place“ gesehen habe, ist nun auch schon wieder eine ganze Weile her, woran ich zu gleichen Teilen mir und der Pandemie die Schuld gebe, denn wie so vieles andere auch, wurde natürlich auch die Veröffentlichung dieser Fortsetzung verzögert, derweil sie nun mittlerweile sogar im Prime-angebot von Amazon zu finden ist. Trotz der verstrichenen Zeit allerdings macht es uns Regisseur und Drehbuchautor John Krasinski einfach, uns wieder in die Geschichte zu finden und eröffnet mit einer Rückblende hin zum ersten Tag, die schnörkellos und mit gekonntem Pinselstrich davon erzählt, wie die Familie Abbott an diesem schicksalsträchtigen Tag die Invasion der Aliens empfunden hat, die man auch prompt in ihrer ganzen Pracht "bewundern" darf. Angenehmer Nebeneffekt am Rande ist natürlich auch, dass Krasinski sich dergestalt noch einmal in der Rolle des Lee Abbott in die Handlung schreiben darf, vor allem aber auch den später in Erscheinung tretenden Emmett vorstellt, damit gleich klar ist, dass die Abbotts ihn kennen. Zugegeben, hätte es absolut nicht gebraucht, aber dafür wird andernorts eine ungemein unscheinbare Szene noch richtig wichtig, immerhin. [...]

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                                        • 8 .5

                                          [...] Der Kinostart von „Eternals“ liegt nun etwas mehr als zweieinhalb Monate zurück und schon handelt es sich nicht mehr um den aktuellsten Film im MCU. Da kann man mal wieder sehen, wie die Maschinerie langsam wieder an Fahrt aufnimmt, derweil ich schon ein wenig trauere, nicht auch bereits bei „Spider-Man: No Way Home“ mitreden zu können, aber in der gegenwärtigen, pandemischen Lage wäre ein Kinobesuch für mich schlichtweg keine Option. Das steht aber einerseits auf einem anderen Blatt und andererseits ist es umso schöner, dass nun der um die "Ewigen" kreisende Film bereits am 12. Januar ins reguläre Disney+-Repertoire aufgenommen worden ist, wo auch ich ihn in Augenschein genommen habe. Nun ist es ja ein offenes Geheimnis, dass dieser zu den jüngeren MCU-Vertretern zählende Film doch eher kontrovers und durchwachsen aufgenommen worden ist, was wohl auch an der Herangehensweise und Inszenierung der chinesischen Regisseurin Chloé Zhao gelegen haben soll, die eher für Indie-Filme und selbstredend den preisgekrönten „Nomadland“ bekannt ist, folglich neu auf dem Parkett der Superheldenfilme. Zugegebenermaßen macht es sich das Werk aber auch sonst nicht gerade einfach, haben wir es hier schließlich in zweieinhalb Stunden mit einem immerhin zehnköpfigen Ensemble an „Eternals“ zu tun, die es erst einmal vorzustellen und zu charakterisieren gilt, während allerhand zwischenmenschliche Konflikte und moral-ethische Fragen aufs Trapez gebracht werden und es ansonsten – natürlich – noch um die Rettung der Welt geht. [...]

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                                          • 7
                                            über Widows

                                            [...] Es gibt so Filme, die habe ich schon länger auf der Agenda stehen, als es mir lieb sein kann, und einer davon ist eben auch „Widows – Tödliche Witwen“, den ich schon des Öfteren in der Hand oder im Warenkorb hatte, aber letztlich sollte es dann doch dauern, bis er ohne Zusatzkosten im Prime-Angebot ist (derzeit der Fall), bis ich es schaffe, ihn mir anzusehen. Die Vorzeichen hätten derweil nicht besser sein können, denn immerhin wurde der Film von Steve McQueen inszeniert, der bisher bei seinen Spielfilmen mindestens ausgezeichnete, wenn nicht gar noch bessere Arbeit abgeliefert hat, wenn man seinen Blick auf „Hunger“, „Shame“ und zuletzt „12 Years a Slave“ richten möchte. In vielerlei Hinsicht sollte bei dem zuletzt entstandenen „Widows“ allerdings einiges anders sein und so basiert das Werk diesmal auf einer britischen Miniserie mit gleichem Namen, deren Handlung es in Filmform und -länge zu pressen galt, derweil es sich auch um den ersten Film für McQueen handelt, den er ohne Beteiligung von Michael Fassbender realisiert hat. Das größte – und offensichtlichste – Alleinstellungsmerkmal ist allerdings, dass es sich um einen waschechten Ensemble-Film handelt, wovon schon die mehr als üppige Besetzungsliste kündet und leider ist das auch einer der größten Schwachpunkte des Films. [...]

                                            • 8

                                              [...] Für einen Film, der „Silent Night“ heißt und – wow, was eine Überraschung! – zu Weihnachten spielt, mag ich jetzt vielleicht ein wenig spät dran sein, aber ihn euch deshalb vorenthalten oder ein ganzes Jahr zu warten schien mir dann auch albern, zumal man den Film auch nicht zwangsläufig zu Weihnachten sehen muss und es persönliche Geschmackssache sein dürfte, inwieweit einen das Treiben hier nicht ohnehin runterzieht, denn schließlich wäre da noch der Untertitel „Und morgen sind wir tot“, dessen Bedeutung und Bewandtnis man nicht unterschätzen sollte. Was es mit der aberwitzigen, zunächst nur unterschwellig mitschwingenden Prämisse genau auf sich hat, soll gar nicht vorweggenommen werden, zumal dies ohnehin eins dieser Werke ist, das man bestmöglich für sich selbst entdeckt und eben nicht gleich weiß, wohin der Hase läuft. Dass es kein gewöhnliches Weihnachtsfest wird, mag offensichtlich sein und dass etwas im Argen liegt, ebenso, doch wie die Anwesenden dazu stehen, wo die Konflikte lauern, wie – und ob – sie sich entladen, das steht alles auf einem anderen Blatt. [...]

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                                              • 5

                                                [...] Ich war ja durchaus gespannt, was das vollmundig und vielfach angepriesene Prestigewerk der Netflix-Schmiede anbelangt, das schon im Vorfeld für einiges Aufsehen sorgte, auch wenn ich mir durchaus bewusst gewesen bin, dass hier schlichtweg mit großen Namen und noch größerem Budget ein Hype kreiert werden sollte – und wurde – dem der Film kaum gerecht werden könnte, selbst wenn er denn qualitativ überzeugen könnte. Dem ist aber leider nicht einmal so, so dass „Red Notice“ schon dramaturgisch eine mittelschwere Enttäuschung darstellt. Dabei kommt es aber wie so oft auch wieder darauf an, mit welchen Erwartungen man sich dem Projekt nähert, denn als absolut nicht ernst zu nehmende Blödel-Action macht der Film jetzt nicht die schlechteste Figur, gibt sich ansonsten aber dummerweise weit cleverer, als er eigentlich ist und erdreistet es sich dann noch, die Zuschauer für blöd zu verkaufen. Damit beziehe ich mich auf einen hanebüchenen Twist im letzten Drittel, der clever sein will und überraschen möchte, dadurch aber manch vorangegangene Szene gänzlich ad absurdum führt, ohne da jetzt freilich weiter ins Detail gehen zu wollen. [...]

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                                                  über Encanto

                                                  [...] Pünktlich zu Weihnachten kredenzte uns Disney+ im vergangenen Jahr das Fantasy-Musical „Encanto“, das irritierenderweise als Disney-Weihnachtsfilm beworben worden ist. Doch auch wenn die Handlung des Films mit Weihnachten nichts zu tun hat, war es doch ein schönes Geschenk unter dem Baum, denn auch wenn hier viele, klassische Disney-Knöpfe gedrückt werden, was Dramaturgie, Tränendrüse, Familienzusammenhalt, putzige Tierchen und fantasievolle Abenteuer angeht, hat die in Kolumbien verortete Story doch ihren ganz eigenen Vibe, zumal die besagten Knöpfe ja auch durchaus gern -weil ungemein gekonnt – gedrückt werden dürfen. Ansonsten gelingt es gleich in den ersten Minuten, das magische Erbe der Familie Madrigal begreiflich zu machen, indem Mirabel den Kindern des Dorfes eine erwartungsgemäß fetzige Eröffnungsnummer zum Besten gibt, die natürlich in der deutschen Fassung auch wieder samt und sonders – und durchaus gelungen – synchronisiert worden ist. Bedenkt man allerdings, dass die Songs im Original von Lin-Manuel Miranda stammen, der federführend bei und für „Hamilton“ verantwortlich gewesen ist, dürfte da bei der Übersetzung durchaus einiges verloren gegangen sein. [...]

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                                                    [...] Wenn ich daran denke, wie man früher oft Jahre hat warten müssen, bis es Filme aus dem Kino ins heimische Wohnzimmer geschafft haben, erst als VHS-Kassette, später DVD, kann ich mittlerweile nur noch schmunzeln, denn im Fall von „The Last Duel“ ist es läppische acht Wochen her, dass der im Kino hierzulande Premiere gefeiert hat, und schon wird er urplötzlich Teil des Angebots von Streamingdienst Disney+, wo er seit 1. Dezember zum Abruf zur Verfügung steht. Klar, mit Kinokarten war auch in diesem Jahr kaum Geld zu verdienen, aber das vorherrschende Tempo irritiert dennoch, zumal gestern erst auch Scotts neuester Film „House of Gucci“ im Kino gestartet ist. Und auch wenn Regisseur Ridley Scott sich wahrlich auf vielen filmischen Parketts zu behaupten gewusst hat und mitnichten auf ein bestimmtes Genre abonniert ist, krankt nun dieser Historienfilm quasi zwangsläufig daran, dass man sich ultimativ an sein Epos „Königreich der Himmel“ und ähnlich gelagerte Projekte erinnert fühlen dürfte, was immer dann zum Problem wird, wenn Scott im Nebensatz versucht, auch diesen Ansprüchen Rechnung zu tragen. So gibt es nämlich gerade im ersten Drittel die eine oder andere Schlachtensequenz, die es durchaus in sich hat, was inszenatorische Wucht und Durchschlagskraft anbelangt, doch tun diese Kriegsfragmente im größeren Zusammenhang kaum etwas zur Sache. [...]

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