Rauchende Colts, Tabak, mieser Whiskey. Lässiger als im Wilden Westen wird es nicht mehr. Der Western entstand schon im frühen 20. Jahrhundert in den USA, erlebte seine Blüte ab den vierziger Jahren und ein furioses Revival durch die italienischen Filmemacher der späten Sechziger. Heute ist der Western ein absolut etabliertes Genre, das zwar selten, aber beständig, Filmperlen hervorbringt. Mit dieser glorreichen Sieben ehre ich ihre Protagonisten – die Westernhelden, die in jedem Film des Genres, gleich einem Roadmovie, auf ihrem Weg durch die Prärie begleitet werden (weswegen die Western-Bösewichte bis auf weiteres außen vor geblieben sind). Diese Sieben sind für mich die besten, beindruckendsten, coolsten, beängstigensten Schützen westlich des Mississippi – mit ihnen möchte ich in kein Mexican Standoff geraten.
J. B. Books – John Waynes letzter Shootout
Klar, John Wayne hat einige Charaktere verkörpert, die in diese Liste gehören. Letztendlich ist meine Wahl auf J.B. Books aus Der letzte Scharfschütze gefallen, da diese Rolle zwar nicht John Waynes typischster, aber sicher sein vielschichtigster Westernheld war. Der gealterte, krebskranke Westerndarsteller John Wayne spielt den gealterten, krebskranken Westernhelden J.B. Books. Trotz seiner fortgeschrittenen Leidensgeschichte ist dieser noch immer ein exzellenter Schütze. Seine Todesverachtung, getragen vom unbedingten Wunsch, in seinen Stiefeln zu sterben, macht ihn für seine Gegner extrem gefährlich. J. B. Books’ letzter Kampf war gleichzeitig auch John Waynes letzte Rolle.
The Sundance Kid – Nicht denken, schießen
Wer meinen Nickname kennt, weiß, dass am Sundance Kid kein Weg vorbei führt. Robert Redford verkörpert den einen Teil des kongenialen Outlawduos aus Butch Cassidy und Sundance Kid – Zwei Banditen, Paul Newman spielt den anderen, Butch Cassidy. Zusammen überfallen sie Banken und Züge von Texas bis Bolivien. Denken (dafür ist Butch Cassidy zuständig) gehört genauso wenig zu den Stärken des Sundance Kids wie Schwimmen. Macht nichts – seine Aufgabe ist das Schießen. Gut zum Teil muss er das nicht einmal – manche Gegner haben schon bei der Erwähnung seines Namens die Hosen voll. Tut er es doch, dann braucht es schon eine bolivianische Armeeeinheit, um ihn zu stoppen.
Doc Snyder – Westernheld und Muttersöhnchen
Er ist der gefährlichste Westernheld nördlich der Alpen. Doc Snyder alias Helge Schneider aus Texas – Doc Snyder hält die Welt in Atem ist ein genauso genialer, wie abstruser Westernheld. Seine Dreckwäsche wäscht er bei Muttern, seine Feinde reitet er oder lässt ihnen in die Stiefel kacken und im Shootout nimmt er zur Not seinen Bruder als Schutzschild. Hinzu kommt eine ausgesprochene Musikalität sowie ein Mitteilungsbedürfnis, das bei Westernhelden eher selten zu beobachten ist. Als bester germanischer Westernheld kann er es durchaus mit dem deutschstämmigen Old Shatterhand aufnehmen.
Der Blonde – Kopfgeldjäger mit Poncho
Auch wenn der Blonde, gespielt von Clint Eastwood, in The Good, the Bad and the Ugly den Guten verkörpert, so spielen die Grenzen zwischen gut und böse bei ihm eine untergeordnete Rolle. Der namenlose Kopfgeldjäger mit Poncho aus der Dollar-Trilogie von Sergio Leone ist der Prototyp des einsamen Westernhelden, der, keinem größeren Plan oder Sinn folgend, durch den Westen reitet – bestenfalls motiviert durch das Geld, dass er hier und da durch einen gezielten Schuß verdienen kann. Zur Zufriedenheit reicht ihm ein Zigarillo zwischen den Backenzähnen und ein guter Whiskey in der Feldflasche.
Rooster Cogburn – Erfahrung minus Schußgenauigkeit
Dieser Westernheld ist gleich von zwei großen Schauspielern verkörpert worden. Von John Wayne in Der Marshal und von Jeff Bridges im Coen Brüder -Film True Grit, auf dessen Auslegung des alten Haudegens ich mich konzentriere. Rooster Cogburn ist ein Ex-Marshall mit Augenklappe, der im Dienst viele und äußerst unnötige Blutspuren hinterlassen hat. Auf seine alten Tage gibt er sich dem Suff hin, bis ihn die 14-jährige Mattie Ross anheuert, um den Tod ihres Vaters zu rächen. Auch wenn die Demonstrationen seiner Zielgenauigkeit mit der Pistole peinlich in die Hose gehen, zeigt sich im Laufe der Jagd nach dem Mörder, dass Rooster Cogburn sein Handwerk nicht verlernt hat.
Django – Cowboy mit Sarg und Maschinengewehr
Django ist ein Mann, der mit einem Sarg durch den wilden Westen zieht, in dem er sein Maschinengewehr aufbewahrt. Eigentlich bedarf es keiner weiteren Erklärung, warum er es in diese Liste geschafft hat, denn cooler und einschüchternder geht es nicht. Der gleichen Meinung ist übrigens Quentin Tarantino, der seinem Lieblingswesternheld die Hommage Django Unchained zu Teil werden lässt. Gespielt von Franco Nero ist Django, aus dem gleichnamigen Film von Sergio Corbucci, sicher der brutalste Westernheld dieser Sammlung. Neben zart Besaiteten sollten auch Feministen Djangos Verhaltensweisen lieber nicht genauer studieren.
Mundharmonika – Ein musikalischer Racheengel
Gänsehaut. Der wortkarge Einzelgänger aus Spiel mir das Lied vom Tod von Sergio Leone wird von Charles Bronson verkörpert. Angetrieben einzig und allein von der Aussicht auf Rache, sträunt Mundharmonika durch den Westen. Er sucht Frank, einen Banditen mit dem er eine sehr alte Rechnung zu begleichen hat. Immer dabei hat er sein namensgebendes Instrument. Die Mundharmonika ist sein eigentliches Ausdrucksmittel, denn vom gesprochenen Wort hält er nicht viel. Sein zweites Ausdrucksmittel ist der Colt. Stellt sich ihm jemand in den Weg, dann lässt er den Revolver sprechen.
Wie immer habe ich die glorreichen Sieben in keine wertende Reihenfolge gebracht.
An welchen Schützen musstet ihr noch denken, welchem Westernhelden würdet ihr im Saloon aus dem Weg gehen?