Von Zeit zu Zeit beschäftigen wir uns auf moviepilot natürlich auch mal mit dem völlig unterschätzten Genre des Trash-Films. Bei uns gab es schon so einige Listen über völlig unbekannte B-Movies (oder waren es gar C-Movies?!), bei denen ich mich schon beim Lesen des Filmtitels totlachen könnte.
Wenn wir von Trash-Filmen sprechen, dann impliziert das auch die Frage, was Trash denn eigentlich genau ist. Müssen das immer gleich schlechte Filme mit unfreiwilliger Komik sein? Müssen sie alle abseits des Mainstreams entstanden sein? Schnell stechen uns die Parallelen des Genres Trash-Film ins Auge, die es mit denen der B-Movies, Low-Budget-Produktionen, Exploitation- und Independentfilmen gemeinsam hat. So einfach ist das mit der differenzierenden Definition dann eben doch nicht. Darüber könnten wir sicherlich ganze Doktorarbeiten füllen, was hier natürlich nicht mein Anliegen sein soll. Ich ziehe mich also geschickt aus der Affäre und präsentiere euch meine persönlichen Favoriten des schönen, ja, fast schon domestizierten Trashs der 2000er Jahren. Sieben Filme, die ich dem kultivierten Trash zuordnen würde, findet ihr auf dieser Liste. Hier sind sie, meine glorreichen Sieben der kultivierten Trash-Filme:
Eagle vs. Shark – Kostüm-Trash
Der Neuseländer Taika Waititi (alias Taika Cohen) ist der Schöpfer von Eagle vs Shark. In seinem Regiedebüt geht es um eine recht seltsame, unromantische Liebesbeziehung. Jemaine Clement ist die perfekte Besetzung für den schrulligen und unnahbaren Jarrod. Loren Horsley spielt Lily, die uneingeladen zu Jarrods Kostümparty erscheint. Als Adler und Hai verkleidet kommen sie sich näher und sind wohl eines der trashigsten Filmpaare überhaupt. Für die nerdigen Videospielszenen gibt es auch noch einen kleinen Trash-Bonus.
Hedwig and the Angry Inch – Transen-Trash
Hedwig and the Angry Inch – zu Schulzeiten wurde mir dieser Musikfilm über Hänsel alias Hedwig nahegebracht und er lässt mich seitdem nicht mehr los. Es ist ein bizarrer Film von und mit John Cameron Mitchell und erzählt von den verschwimmenden Grenzen zwischen den Geschlechtern. Allein schon wegen seines grandiosen Soundtracks reißt mich dieser Film immer wieder mit. Sehr bedeutungsschwanger ist auch der Name der Titelfigur, Hedwig. Perückenalarm! Und wer ist beim ganzen Ärger über den Angry Inch mit von der Partie? Ihr habt richtig gesehen – Michael Pitt, der Star aus Boardwalk Empire in einer seiner früheren Rollen.
Piranha 3D – Fisch-Trash
Ja, Piranha 3D ist ein Remake und ich mag diese trashige Art, sich an ein Original zu wagen, mit viel Selbstironie und wie bei Neuauflagen so üblich gibt es von allem mehr: mehr badende Damen mit praller Oberweite, mehr Panik, mehr Jet-Ski-Action, mehr Piranhas, die zudem auch noch etwas gruseliger aussehen. Sehr sympathisch finde ich, dass Regisseur Alexandre Aja auch Eli Roth und Richard Dreyfuss für seinen Film über die gefräßigen Fischchen gewinnen konnte. Da freut sich mein Trash-Herz gleich noch ein wenig mehr.
Iron Sky – Nazi-Trash
Mit Iron Sky zeigt uns der Finne Timo Vuorensola, wo die Nazis von heute sich so rumtreiben. Der Film über die geheime Mission der Nazis entführt uns auf den Mond. Filme über Nazis gab es schon viele, aber dieser Trash ist wirklich abgefahren. Zudem unterstützten die Fans die Produktion durch Crowdfunding. Dem Urteil des Spiegels kann ich mich nur anschließen: Das ist wirklich fröhlich-abstruser Edel-Trash mit schicken Effekten und vielen Pointen. Allein schon der Name des von Udo Kier verkörperten Charakters: Wolfgang Kortzfleisch. Besser geht’s kaum.
Death Proof – Auto-Trash
Man muss kein Autonarr sein, um bei Death Proof – Todsicher seinen Spaß zu haben. Aber spätestens nach dem Film von Quentin Tarantino weiß ich, dass ich bei Stuntman Mike (Kurt Russell) nicht mitfahren würde – obwohl er auf so sympathische und ehrliche Art Nachos verspeist. Am Schluss darf er dann auch nochmal so richtig schön rumjammern, rumflennen und sich (mit Hochprozentigem) seine Wunden lecken. Rache war selten so süß – ein ästhetischer Trash-Film über starke Frauen und eine Stuntfrau bekommt hier endlich mal die Beachtung, die sie verdient. Zoë Bell hat sich das als Stuntdouble von Xena hart erarbeitet. Mit eingearbeiteten Kratzern, Sprüngen, Flecken etc. macht Death Proof dem Trash-Genre alle Ehre
Planet Terror – Zombie-Trash
Wie schon bei Death Proof handelt es sich bei Planet Terror von Robert Rodriguez um eine Hommage an die amerikanischen Grindhouse-Kinos der 1960er und 1970er. Auch hier gibt es so einige beabsichtigte Materialaussetzer, die mich zum Schmunzeln bringen. Auch zu der Zombie-Thematik passt das ganz wunderbar. Schon das Filmplakat ist eine wahre Pracht: Rose McGowan mit Maschinengewehr-Beinprothese. Wer sich so etwas ausdenkt, kann nur ein unheimlich netter Kerl sein. Cherry wollte Stand up-Comedian werden, doch mit nur einem Bein hatte die Stripperin da so ihre Probleme. Sie ist leider etwas schwer von Begriff und weiß nicht so recht, wie sie sich auf El Wrays (Freddy Rodríguez) Motorrad setzen soll, aber das lernt sie dann auch noch irgendwann. Planet Terror ist ein einzigartiger Film und wieder lernen wir hier etwas über Frauenpower, denn Cherry ist eine Geheimwaffe der ganz besonderen Sorte.
Machete – Mexploitation-Trash
Ein weiterer Film von Robert Rodriguez auf dieser Liste? Jawohl, das ist schließlich meine ganz persönliche Liste und ich habe es einfach nicht übers Fan-Herz gebracht, Machete oder Planet Terror zu streichen. Seid froh, dass Machete Kills noch nicht fertig ist, sonst stünde der hier auch noch. Nein, Spaß beiseite – widmen wir uns lieber den ernsten Themen wie zum Beispiel der US-Einwanderungspolitik. Denn genau darum geht es in dem wahnsinnig unterhaltsamen Mexploitation-Film des huttragenden Regisseurs. Die beste Szene des Films ist die, in der Machete (Danny Trejo) mithilfe von Eingeweiden eines Gegners aus einem Fenster springt. Wenn das nicht Trash ist, dann weiß ich auch nicht. Und denkt dran: Machete schickt keine SMS.
Welche Filme gehören eurer Meinung nach noch auf die Liste der kultivierten Trash-Filme?