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7 schnuckelig kurze Musikreviews zu meinen Geburtstagsgeschenken

02.09.2016 - 19:33 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
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Metropolis, CBS, Frontiers Records, Roadrunner, Columbia, Matador, Metronome Musik
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Ich probiere etwas Neues aus, was mit Musik zu tun hat. Bitte sagt mir, was ihr darüber denkt.

So, am 22. August bin ich 20 Jahre alt geworden (viel zu alt für meine jugendlichen Triebkräfte) und ich habe nebst DVDs auch einige CDs bekommen. Diese habe ich mir inzwischen ausgiebig angehört und habe Bock, sie zu reviewen. Ich weiß aber auch, dass lange Reviews etwas öde sein können, weil viele mit der Musik, welche ich zu hören pflege, nicht allzu viel anfangen können. Deshalb habe ich beschlossen, alle dee Alben in diesem Blogartikel zusammenzufassen und nur essenziell über sie berichten. Bitte sagt mir, was ihr davon haltet, vielleicht kommt dann mehr, oder ich verändere am Konzept bei Bedarf noch etwas. Feedback ist sehr erwünscht.

Aber nun, los!

The Birthday Massacre - Violet

Jahr: 2005

Genre: Synth Rock, Dark Wave

Auf ihrem zweiten Album präsentieren die kanadischen Synth-Rocker von The Birthday Massacre eine überaus gewöhnungsbedürftige Mischung aus Blondie, Marilyn Manson und dem Suspiria-Soundtrack von Goblin. Das Cover kündigt bereits an, was einem hier erwartet: eine Art "Alice im Horrorland", eine Welt, in der Märchen noch so grausam und alptraumhaft sind, wie sie ursprünglich geschrieben wurden. Man mag zunächst verwundert sein, warum der Sound verdächtig nach 80er Jahre Disco klingt - dicke Synthesizer, hohe Singstimme mit viel Hall - aber das alles ist Teil der taktisch aufgebauten Stimmung. Die Musik klingt überaus fröhlich, gar schon unbeschwert, aber textlich kratzt die Band mehr als einmal am Makaberen, sodass man sich häufig fragt, ob man da richtig gehört hat. "I think my friend said: Stick it in the back of her head / I think my friend said: two of them are sisters", kurz nach diesen mulmigen Zeilen geht es ganz fröhlich weiter: "Then we wished them a happy birthday / Then we kissed them good night". Gefolgt von harten E-Gitarren-Riffs und gruselig verzerrten Glockenspielklängen. Es ist unmöglich, einen Kontext aus dem Text zu ziehen; man hat das Gefühl, Fragmente eines gestörten Verstandes zu bekommen. Gerade der Kontrast zwischen kindlich-unschuldiger Fröhlichkeit und zusammenhanglos eingestreuten unheimlichen, düsteren und makaberen Sätzen und Melodien macht "Violet" zu einem surreal schaurigen, vielleicht auf ganzer Länge etwas zu wenig abwechslungsreich gestalteten, bizarren Musikerlebnis der etwas anderen Art.

★★★★☆ (4 von 5)


Nina Hagen Band - Nina Hagen Band

Jahr: 1978

Genre: Rock

In der heutigen Zeit kennt man Nina Hagen in erster Linie als spirituell exzentrische TV-Ulknudel, die sich gern mal in drittklassigen Comedyfilmen die Ehre gibt; dem jüngeren Publikum dürfte kaum bekannt sein, dass sie in früherer Zeit einmal eine der selbst im internationalen Raum gefeiertsten deutschen Musikerinnen war, die "Godmother of Punk". Ob sie nun wirklich Punk macht, sei dahingestellt, über die Jahre probierte sie sich an quasi allen Stilen, die die Musikwelt zu bieten hat (und ich meine ALLE - Klassik, Jazz, Punk, Gospel, Avantgarde, selbst ein Bollywoodalbum, Schlager, und und und...), somit kann man sie wohl kaum darauf reduzieren. "Nina Hagen Band" ist gleichzeitig ihr Debütalbum und eines von nur 2 Alben mit der Nina Hagen Band, die später zu The Spliff wurde. Das Album enthält 11 sehr abwechslungsreiche, trotzdem einheitliche, aber immer sehr experimentierfreudige Stücke, die dem Rockgenre zuzuschreiben sind. Sie wirken lebhaft und sind vollgestopft von wahnsinnigem Humor, der fast durchwegs jegliche Vorstellung von Sitte und Tugend bricht, aber durchaus etwas Kluges dahinter hat. "Auf'm Bahnhof Zoo" handelt von einer lesbischen sexuellen Erfahrung, in "TV-Glotzer" sieht eine zugedröhnte Jugendliche in der DDR westliche Fernsehsender. Auf dem unfassbaren Gänsehautsong "Naturträne" verarscht sie quasi die Klassik-Fans, da sie mit ihrer über 6 Oktaven reichenden Stimme zeigt, was in ihr steckt und welche Arien sie zu singen imstande wäre, während sie diese aber mit viel Punk-Geschrei und verrückten Geräuschen spickt. Provokateurin Hagen beendet das Gesamtwerk letztlich mit den zarten Worten "Ich bin nicht deine Fickmaschine, spritz spritz, das ist ein Witz!" selbst für dieses Album ungewöhnlich ordinär, wenn man bedenkt, dass aus ihrer Feder auch Zeilen wie "Off'nes Fenster präsentiert schwarzen Wolken Himmelflattern" stammen. All das macht "Nina Hagen Band" zu einem unkonventionellen, teils radikalen und feministischen Werk, das seinen festen Platz in der deutschen Musikgeschichte redlich verdient hat.

★★★★★ (5 von 5)


Moonland feat. Lenna Kuurmaa - Moonland

Jahr: 2014

Genre: Melodic Rock

Wer jetzt genau hinter dem Pseudonym Moonland steckt, und wer lediglich Studiomusiker oder Drahtzieher hinter den Kulissen war, wird wohl ein Mysterium bleiben - vor Allem da das Projekt (Band? Solokünstler?) sein Debüt nicht sonderlich medienwirksam inszeniert hat. Tatsache ist, es handelt sich nicht um die neue Band von Ex-Vanilla Ninja-Frontfrau Lenna Kuurmaa, diese ist, obwohl sie als einzige Person am Artwork abgebildet ist, lediglich als Featured Artist angegeben, wenngleich sie auf allen der 12 Tracks als Solosängerin zu hören ist. Vanilla Ninja hatten auch hierzulande mehrere Hits, die feministisch angehauchte Synth-Rock-Band konnte es aber nur in ihrer Heimat Estland zu Starstatus bringen. Vielleicht war dieses mysteriöse Fast-Solo-Album dort ja wesentlich erfolgreicher, womöglich sogar heiß erwartet. Wie Vanilla Ninja klingt "Moonland" zwar nicht - wohl auch, da Kuurmaa, die den Großteil vom letzten Album der Band geschrieben hat, hier nur den Gesang beisteuert - aber die vertraut raue Stimme macht doch irgendwie nostalgisch. Die Klänge, die einen auf dem Album erwarten, sind sehr melodisch, sanft, fast schon träumerisch. Zwar sind die Gitarren dominant, und auch Solos bleiben nicht aus, trotzdem ist das Endergebnis etwas für Freunde weicher, harmonischer Töne. Kuurmas Gesang, sonst eher laut, dynamisch und taff, wird hier, auch durch die romantisch angelegten Texte, wesentlich ruhiger und friedvoller eingesetzt. Wie der Titel nahelegt, spricht "Moonland" ein Publikum an, welches sich beim Musikhören in fremde Sphären mitnehmen lässt, und das auf einzigartig schöne Weise.

★★★★☆ (4 von 5)


Nickelback - Silver Side Up

Jahr: 2001

Genre: Post-Grunge

Ich hatte mal eine interessante Debatte mit einem Grunge-Fan meines Alters bezüglich Nickelback. Nach dem Gespräch hatte ich den Eindruck, der Band würde es ohne die Genrebezeichnung "Post-Grundge" besser gehen. Die Hater-Brigarden, die sich vor Allem in den USA gegen sie aufauflehnen (bei uns gibt es glaube ich wenige wahre Nickelback-Hasser; wer sie nicht mag, verschwendet meist keinen zweiten Gedanken an sie) haben sicherlich auch ihren Ursprung darin, dass die Band indirekt auf den Nirvana-Zug aufgesprungen ist, was ihren lässigen Rockstar-Sound aber nicht ansatzweise treffend beschreibt. Denn Nickelback sind, auch, wenn man sie gerne in Schubladen steckt, einfach Nickelback. Eine Band, die, wenn sie will, starkes Songwriting, prägnante Melodien und rotzige Instrumentals bringt, oder aber auch ab und zu mal keinen Fick gibt und über Sex und Feierlaune, oder ihre eigenen (echten oder fiktiven) Exzesse singt. Mit Grunge hat das dann wenig zu tun, außer den Klang mancher Songs, deshalb ja auch die Vorsilbe Post. "Silver Side Up" gilt als Fan-Favorit, und man merkt ganz schnell, warum. Das Album klingt hart und rau, weniger sauber produziert und unkonventioneller durchstrukturiert als spätere Werke, trotzdem lässt man es sich nicht nehmen, sehr einprägsame Riffs und Refrains einzusetzen - und dann gibt Chad Kroegers Sandpapierstimme dem Gesamten den letzten Pfiff. Spirit hin oder her, das Album fetzt total, die Kanadier haben es drauf, wahnsinnig anarchisch zu klingen, und sich trotzdem einen poppigen Leitfaden zu bewahren, der auch Leute, die der Szene fern sind, anspricht, bzw. diese sogar mehr. Kauft man ein Nickelback-Album, so wird man für die gesamte Lauflänge auf prickelnd chaotische Weise unterhalten. Und "Silver Side Up" hat 10 geile Nummern zu bieten, die abgewichsten Rocksound direkt nach Hause bringen. Fazit: Cool.

★★★★☆ (4 von 5)


Jackie Evancho - Songs from the Silver Screen

Jahr: 2012

Genre: Classical Crossover

Ich habe in meiner MP-Pause einige Zeit auf TheTopTens.com verbracht. Auf dieser Website gibt es einige Musiker, die dort als regelrechte Helden gefeiert werden und auf jeder Musikliste ganz oben zu finden sind. Zumeist, wie ich festgestellt habe, zurecht. Neben den Rockbands Evanescence, My Chemical Romance, Skillet und Linkin Park ist dies vor Allem die kleine Jackie Evancho, die bei uns kaum bekannt ist. Hinter diesem Namen verbirgt sich eine im Jahr 2000 geborene Nachwuchssängerin mit der Stimme eines Engels. Klassisch angehaucht stellen die Arien der kleinen Jackie selbst große Diven mit viel Bühnenerfahrung in den Schatten. Mit einer wundervollen Grazie singt die damals erst 12-Jährige auf "Songs from the Silver Screen" die schönsten Filmsongs neu ein. Anmutig bekommen Lieder wie "Can You Feel the Love Tonight", "Reflection" oder "My Heart Will Go On" einen neuen Anstrich. Dabei erscheint die CD zu keiner Zeit wie ein schlichtes Coveralbum, die Lieder werden für Evancho neu arrangiert, sodass ihre Stimme möglichst gut zur Geltung kommt - selten sind mehr als ein paar Streicher als Begleitung zu hören; sie selbst ist der Star und weder Songwriter noch Produzenten ziehen die Aufmerksamkeit auf sich. Im Rampenlicht steht das zarte, junge Naturtalent mit der umwerfenden, erwachsenen Gesangsdarbietung, die durch ihre unverfremdete, aufrichtige Stimme berührt. So viel Wärme, Gefühl und Magie hört man selten - besonders von einer so jungen Sängerin.

★★★★1/2 (4 1/2 von 5)


Liz Phair - Whip-Smart

Jahr: 1994

Genre: Indie-Rock

Liz Phair macht auf diesen 14 Songs vor, wie eine coole Rockgöre, die sich nichts scheißt, Liebe macht - und diese musikalisch verpackt. Phair ist eine auf dem ersten Blick burschikose Person, aber behält sich trotzdem viel von ihrer Weiblichkeit. Der englische Begriff Girl Talk passt hier wie die Faust aufs Auge, denn "Whip-Smart" offenbart tiefe Einblicke in die Gefühlswelt einer taffen Powerfrau, die unbedingt die Hosen anhaben will. Sie hat gerne guten Sex, sie will die große Siegerin im Kampf gegen andere Frauen sein, sie will am Liebsten einen Sohn, der sich wie eine Frau verhält, überzeichnet dabei bewusst und weiß genau, dass es Träumereien sind. Mit einer besonders dreckigen und lässigen Gitarre bewaffnet zieht die Jeans tragende Kriegerin zusammen mit den Männern in den Kampf um Coolness, und versucht, ihre Mitstreiter auf voller Ebene auszustechen. Phair stellt sich dabei nicht gegen die Männer; sie mischt sich unter sie und versucht, deren Spiel nicht nur mitzuspielen, sondern der beste Spieler bzw. die beste Spielerin zu sein - davon sind ganz besonders Beziehungen betroffen. Das Album beginnt mit einer (vor unsauberen Gitarren triefenden) Ballade, in der sie einen Kerl aufreißt, und über die Vorzüge von Sexstellungen philosophiert, in denen man gleichzeitig "fuck and watch TV" kann. Doch Frau Phair überrascht insofern, als dass ihre Männerbekanntschaften ein gesunder Mix aus Lust und tiefergehenden Gefühlen sind; die Begegnungen sind aus dem Leben gegriffen. "Whip-Smart" ist sehr charmant und authentisch, als dass das Album charakterlich komplex darstellt, was passiert, wenn sich ein Bad Rock Chick verknallt. Laut Liz Phair ist es sogar als Tagebuch einer Beziehung anzusehen. Wer mit der Musikerin vertraut ist, der weiß, dass das jedoch keineswegs bedeutet, einen Märchenprinzen gefunden zu haben - dafür ist die Singer-Songwriterin zu rebellisch, rotzig und kess. Phair ist eine Frau, die ihren Angebeteten schwärmerisch "as wicked as an M-16" nennt und im selben Atemzug seine vulkanartigen Rammelqualitäten hervorhebt.

★★★★★ (5 von 5)


Die Ärzte - Die Bestie in Menschengestalt

Jahr: 1993

Genre: Pop-Punk

Die Ärzte gelten als eine der wichtigsten und besten Bands des deutschsprachigen Raumes, neben Rammstein haben sie vielleicht sogar Anspruch auf den Thron dieses Musikreichs. Auf "Die Bestie in Menschengestalt" erleben wir die nunmehr Ex-Punker auf dem kreativen Höhepunkt ihres Schaffens, selten haben sie so gut geschrieben, komplex komponiert und sich so politisch gegeben, wobei sie einen gesunden Idealismus an den Tag legen. Alleine durch die populäre, fast schon revolutionäre Singleauskopplung "Schrei nach Liebe", bereits seit Jahren eine zumeist inoffizielle, manchmal offizielle Hymne gegen Rechts, ist dieses Album fester Bestandteil der deutschen Musikgeschichte, und kann zu den legendärsten Veröffentlichungen des Sprachraumes gezählt werden. Auf dem Album befinden sich eine Vielzahl an überwiegend rockigen Songs, die intelligent mit Humor und Inhalt spielen. Mit einer unbeschreiblichen Leichtigkeit und Hang zum Skurrilen singen und spielen die oftmals provokanten Linksrocker manchmal über ernste Themen, so in "Friedenspanzer", das sich gegen Krieg und Hass, für Frieden und Einigkeit ausspricht, oder in "Mit dem Schwert nach Polen, warum René?", in welchem ein im Leben frustrierter Mann bewaffnet nach Polen wandert. Dennoch sind Die Ärzte, bei aller Intelligenz und künstlerischer Ausgefeiltheit, im Grundton eine heitere Band, die sich auch für sinnlos bekloppten Humor nie zu schade - so kommen Lieder wie "Fa Fa Fa" zustande, welches pure musikalische und inhaltliche Anarchie. Der größte Gag an der Geschichte ist jedoch, dass dieses bis dahin reine Rockalbum mit einem Volksmusiksong endet, der jedoch mit der Lauflänge zunehmend beginnt, seine heile Welt zu dekonstruieren. Ein Meilenstein!

★★★★★ (5 von 5)

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