Cannes 2013 – Spielberg, Weltkino und Cine-Hipster

17.05.2013 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Ryan Gosling in Only God Forgives
Tiberius Film
Ryan Gosling in Only God Forgives
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Die Filmfestspiele von Cannes vereinen einmal mehr Autorenfilmer und Kritikerlieblinge, viele neue Namen gibt es aber weder im Wettbewerb noch den Nebensektionen zu entdecken. Und die Cine-Hipster fiebern ohnehin den üblichen Verdächtigen entgegen.

Jedes Jahr aufs Neue liest sich die Wettbewerbsliste der Internationalen Filmfestspiele von Cannes wie ein Best-Of aktuell relevanter Autorenfilmer, ausgemachter Kritikerlieblinge und eingeschworener Cinephilen-Darlings. Es ist das unbestritten wichtigste, das entscheidende Filmfestival überhaupt. Am Mittwoch startete die nunmehr 66. Auflage unter Jury-Vorsitz von, ausgerechnet, Steven Spielberg – jenem bösen Regiegiganten, der das New Hollywood (mit-)zerstört und die Entwicklung des US-Kinos zur dominierenden Fabrik der Massenunterhaltung vorangetrieben haben soll. In Frankreich gilt er natürlich trotzdem als auteur: Die Cahiers du cinéma listet ihn genauso selbstverständlich in ihrer Publikationsreihe „Masters of Cinema“ wie den anderen großen Zerstörer, George Lucas. Mit Sugarland Express war Spielberg vor knapp 40 Jahren bereits selbst im Rennen um die Goldene Palme, der Film gewann damals den Preis für das beste Drehbuch.

Bewährte Namen oder: die Prämierten prämieren
Nun ist der amerikanische Blockbuster-König also Jury-Präsident und damit wertendes Oberhaupt eines europäischen Filmfestivals, das die ganz Großen des Weltkinos verwaltet. Gemeinsam mit Ang Lee, Christoph Waltz, Nicole Kidman, Vidya Balan sowie den drei Cannes-Dauerbrennern Cristian Mungiu, Lynne Ramsay und Naomi Kawase wird Steven Spielberg die besten Filme des diesjährigen Festivals küren. Diese stammen, wenig überraschend, mehrheitlich aus Frankreich und den USA. Als Eröffnungsfilm (außer Konkurrenz) wählte die Festivalleitung gar den über 100 Millionen US-Dollar teuren 3D-Knüller Der große Gatsby, der seit gestern auch in den deutschen Kinos zu sehen ist. Fast alle Regisseure der im Wettbewerb konkurrierenden Filme waren schon in früheren Jahren zu Gast an der Côte d’Azur, die meisten von ihnen mehrfach. Und nicht wenige verließen das Festival bereits mit Preisen. Eine herrschende Cine-Gemeinschaft, die fachmännisch auf das Bewährte setzt.

Der formatgerechte Programmkino-Langweiler Jim Jarmusch, der dieses Jahr mit seiner lange geplanten Vampir-Romanze Only Lovers Left Alive nachrückte, gewann bereits vier Mal in Cannes, darunter auch die Goldene Palme für den besten Kurzfilm. Steven Soderbergh, im Wettbewerb mit dem für HBO produzierten Liberace-Biopic Liberace vertreten, wurde in Cannes bereits 1989 für sein Debütwerk ausgezeichnet – was bekanntlich eine überaus verzichtbare Karriere nach sich zog. Der italienische Filmemacher Paolo Sorrentino gewann mit Il Divo – Der Göttliche den Jury-Preis, 2013 könnte er für La Grande Bellezza – Die große Schönheit die Goldene Palme einsacken. Auch Mahamat-Saleh Haroun, dieses Jahr mit Grigris’ Glück nominiert, gewann schon einmal den Großen Preis der Jury (2010 für Un homme qui crie – Ein Mann der schreit).

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