Final Fantasy XV – Wie das JRPG die Waage zwischen Ost & West hält

17.08.2015 - 11:45 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Widersprüchliche Erwartungen
Square Enix
Widersprüchliche Erwartungen
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Im Gespräch mit Hajime Tabata, dem Director von Final Fantasy XV erfuhr ich vieles über den Spagat, den das Rollenspiel schaffen muss. Die ganze Welt wartet darauf, aber die Erwartungen daran gehen stark auseinander.

Im Rahmen der diesjährigen gamescom gab es nicht nur neues Bildmaterial  um kommendem JRPG zu sehen, denn ich bekam auch die Gelegenheit mit Hajime Tabata, dem Director von Final Fantasy XV, zu sprechen. Das Interview streifte viele Punkte, am spannendsten empfand ich aber die Reaktion auf die spielbare Demo Episode Duscae, die jetzt in einer überarbeiteten Version erscheinen soll.

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Auf die Frage, welche Reaktionen auf die Demo ihn am meisten überrascht haben, antwortete Tabata zunächst noch recht konservativ und meinte, dass es in erster Linie um technische Aspekte ging. Doch offenbar waren die Spieler von den wenigen technischen Problemen derart angetan, dass viele davon ausgingen, das Spiel sei so gut wie fertig. Zwar zeigen Fans nun noch mehr Vorfreude auf das Spiel, jedoch sind sie auch sehr viel ungeduldiger geworden.

Alle wollen es lieben, alle wollen etwas anderes

Wesentlich spannender war aber die Frage, wie unterschiedlich das Feedback eigentlich ausgefallen sei, vor allem im Hinblick auf japanische sowie westliche Erwartungen. Hier machte Tabata deutlich, wie schwer seine Aufgabe eigentlich sei, denn tatsächlich driften die Vorstellungen im Westen und im Osten doch sehr weit auseinander. So waren US-amerikanische und europäische Spieler von dem actionreichen Kampfsystem sehr angetan und nahmen es bereitwillig an. In Japan gab es diese Ansicht zwar auch, aber dennoch wurde hier der Wunsch nach klassischeren Ansätzen laut.


Das rundenbasierte Kampfsystem früherer Ableger steht stellvertretend für die Mechanik japanischer Rollenspiele, doch der Zeitgeist lässt diese "Behäbigkeit" hinter sich und auch Final Fantasy setzt bereits seit Jahren auf eher dynamischere Ansätze. Tabata muss hier konsequent sein und viele langjährige Fans möglicherweise vor dem Kopf stoßen, damit auch neue Spieler angesprochen werden können. Das passt auch zu seiner Aussage, dass Final Fantasy 15 auf einige etablierte Final Fantasy-Elemente verzichtet, um die Reihe insgesamt zugänglicher zu gestalten.

Ein weiteres Problem, das aus der Internationalisierung von Final Fantasy erwächst, ist die Frage danach, wie das Balancing des Spiels aussehen soll. So wünschen sich japanische Spieler eher ein komplexes Erfahrungssystem, das die Spielercharaktere allein durch dauerhafte Kämpfe stärker und schlagkräftiger werden lässt. Im Westen gelten solche "Grinding"-Methoden jedoch als antiquiert und hier wird Wert darauf gelegt, dass der Spieler selbst mit seinen Fertigkeiten den Unterschied ausmacht und weiter im Spiel voranschreitet.

Falsche Prioritäten

Aber die kulturellen Differenzen müssen nicht immer nur tiefgreifende Zwistigkeiten in der Spielmechanik auslösen. Auch vermeintliche Oberflächlichkeiten wurden angepasst, damit das Spiel insgesamt ein breiteres Publikum ansprechen kann. Das perfekte Beispiel dafür ist die Tatsache, dass die Spieler in Final Fantasy XV jetzt auch auf der rechten Straßenseite fahren, anstatt dem japanischen Linksverkehr zu folgen. Auch hier soll die Präsentation internationaler wirken, weil diese Fahrweise cineastischer wirkt. Immerhin haben zahlreiche Road Movies diese Fahrweise zum erzählerischen Standard erhoben.

Mehr: Bekommen wir in Final Fantasy XV erstmal keine Luftschiffe? 

So westlich orientiert Tabata aber in gewissen Dingen auch ist, so ahnungslos scheint er in anderen Dingen zu sein. Als ich ihn auf die allzu sexualisierte Darstellung der Cindy ansprach, einer Mechanikerin im knappen Overall, und dass dies vor allem im Westen durch die GamerGate-Debatte für Kritik sorgte, runzelte Tabata nur mit den Augenbrauen. Obwohl er seinen Blick scheinbar auch in den Westen richtet, wusste er nicht, was GamerGate ist und warum unverhältnismäßige Sexualisierung weiblicher Charaktere momentan besonders triggert.

Er ließ sich dann alles von seinem westlichen Übersetzer erklären.

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