Ich, Nachbarn mit Leichen im Keller & Fright Night

25.11.2011 - 15:02 Uhr
Mein Herz für Klassiker: Fright Night
Columbia Pictures
Mein Herz für Klassiker: Fright Night
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Dieses Jahr ist nicht nur Twilight als neuer Vampirfilm ins Kino gekommen, sondern auch das Remake des Films Fright Night. Die Original Horror-Comedy konnte mit ihren ganz eigenen Ideen aufwarten und soll deswegen hier aufgenommen werden.

Wenn der nachtaffine Nachbar einen Sarg nach Hause liefern lässt, wenn plötzlich attraktive junge Damen aus dem Umfeld verschwinden, dann ist das schon ein Grund zum Argwohn. Wenn der Nachbar einer solchen jungen Frau Reißzähne in den Nacken bohrt, dann sollte schonmal der Pflock geschnitzt werden. In Fright Night – Die rabenschwarze Nacht von Tom Holland (Chucky – Die Mörderpuppe) hat der Teenager Charly (William Ragsdale) einen solchen Nachbarn. Für den Liebhaber von Vampirfilmen sollte das eigentlich kein Problem sein. Aber so ganz real macht so ein Blutsauger dann doch keinen Spaß. Fright Night ist eine Horror Comedy, die mit den Klischees der Vampirfilme spielt. Nicht ohne Grund gibt es für unsere vampirgeschwängerte Zeit ein Remake mit Colin Farrell, das die Stereotypen auf wieder andere Weise freilegt. Dem Original Fright Night – Die rabenschwarze Nacht aus dem Jahr 1985 schenke ich mein Herz für Klassiker.

Warum ich Fright Night – Die rabenschwarze Nacht mein Herz schenke
In Fright Night wird der Vampirmythos genommen und in die moderne Zeit verfrachtet. Das bedeutet nicht, dass Charlies Nachbar Jerry Dandrige (Chris Sarandon) ein moderner Vampir ist. Er ist wie Dracula. Er hat einen Menschen, der ihm wie ein Ghul dient. Er jagt schöne junge Frauen und saugt sie des Nachts aus. Einige von ihnen werden zu seinen Vampirbräuten. Er glitzert nicht im Sonnenlicht, sondern schmilzt. Zuguterletzt verabscheut er Kreuze, Knoblauch und Weihwasser und schläft in einem Sarg. Das ist die eine Seite. Die andere ist diejenige des reichen Yuppies. In der Clubszene ist Jerry in seinem Element, seine vampirischen Verführungstalente verhelfen ihm zur Entführung von Charlies Freundin Amy (Amanda Bearse). Seine Rollkragenpullis und playerhafte Art sind der harte Kontrast zum sonst so nachhaltig aufgebauten Bild des traditionellen Vampirs. Logischerweise kann der Dracula-Verschnitt in Normalo-Verkleidung nur von jemandem getötet werden, der ihm ebenbürtig ist. In Fright Night – Die rabenschwarze Nacht ist das Charlies Held Peter Vincent (Roddy McDowall), Darsteller eines Vampirjägers in der Sendung Fright Night. Vincent glaubt nicht an Vampire und das Unglaubliche muss ihm erst von Charlie, Amy und seinem selbst zum Vampir gewordenen Freund Ed (Stephen Geoffreys) bewiesen werden. Dieses Spiel mit den Ebenen innerhalb des Films macht seinen Reiz für mich aus. So ganz harmonieren sie nie miteinander, aber trotzdem passt die ungewöhnliche Kombination.

Warum auch andere Fright Night – Die rabenschwarze Nacht lieben werden
Fright Night lebt nicht nur davon, dass es das alte Vampirgenre mit der modernen Zeit verbindet, ohne einen der beiden Aspekte zu vermindern. Es sind vor allem die Effekte, die bestechen. Als wir zum ersten Mal die Fledermausform von Jerry Dendridge sehen, ist das kein schöner Anblick. Per Stop-Motion wurden die klobig und absolut hässlich aussehenden Viecher in Szene gesetzt. Das gibt den Monster-Szenen das gewisse B-Movie-Feeling. Auch die Make-Up-Abteilung hatte viel zu tun, denn die Vampire haben nicht nur ein paar scharfe Zähne, sondern transformieren ihr gesamtes Gesicht, so dass das Wort Monster wirklich angebracht ist. Der Aufwand, der in die Effekte für Fright Night gesteckt wurde, ist beeindruckend. Der Film hat eine der schönsten Menschen-Schmelzszenen seit Jäger des verlorenen Schatzes. Schon allein dafür lohnt es sich, Fright Night wenigstens einmal geschaut zu haben.

Warum Fright Night – Die rabenschwarze Nacht einzigartig ist
In Fright Night finden wir eine sehr gute Balance zwischen Comedy, Horror (bis Gore) und einem Hauch Romantik. Diese Balance sorgt dafür, dass der Film ein ernsthaftes Kopfnicken an alte Horrorgrößen bleibt. Gleichzeitig wird nicht vergessen, dass die schon in die Jahre gekommenen Klassiker des Genres eine gewisse innere Komik nicht vermeiden können. In Fright Night wird das wiedergespiegelt. Vereint wird diese Atmosphärenharmonie, in der kein Aspekt überrepräsentiert wird, mit den Stop Motion-Gore-Elementen. Mit seinen Teenager-Protagonisten, die natürlich von der Außenwelt für verrückt gehalten werden, wird das Ganze zu einem typischen Feel Good-Film der 1980er-Jahre. Chris Sarandon und Roddy McDowall, aber auch Stephen Geoffreys geben ihren Rollen genau die richtige Menge Pathos, so dass sie im Wechselspiel mit den Teenagern harmonieren. Damit hat der Film eine wichtige Balance gefunden, die ihn in den Klassikerstatus erhebt.

Warum Fright Night – Die rabenschwarze Nacht die Jahrzehnte überdauert
Der Film will das Vampirgenre, zumindest das ursprüngliche, dekonstruieren. Für die Dracula-Variante funktioniert das sehr gut. Fright Night ist ein Kommentar auf eine bestimmte Art von Filmfigur. Diese Figur wird es noch lange Zeit geben, was man daran sehen kann, dass sie immer mal wieder ihre Hochs und Tiefs hat. Zurzeit befinden wir uns ganz klar in einem Hoch. Und schon gibt es wieder ein Fright Night. Ich habe es zugegebenermaßen noch nicht gesehen, aber ich frage mich, ob sich die Enden gleichen. Nach dem Finale des Originals sehen wir noch einmal die Show Fright Night, mit Peter Vincent. Doch die dreht sich nicht mehr um Vampire. Jetzt sind Aliens en vogue. Willkommen in den 90ern.

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