Heute wird Malcolm McDowell 75 Jahre alt. Zurückblicken kann der britische Schauspieler auf eine jahrzehntelange Karriere, in der er für Regie-Größen wie Stanley Kubrick und Robert Altman vor der Kamera stand. Speziell die Zusammenarbeit mit Kubrick war für McDowells schauspielerische Laufbahn jedoch Fluch und Segen zugleich. Mit der Darstellung des Jugendlichen Alex, der sich mit seiner Gang regelmäßig in einen brutalen Gewaltrausch begibt, gab McDowell dem Bösen ein eindringliches Gesicht zwischen Charisma und Abscheu. Fortan konnte sich der Schauspieler von dieser Figur kaum noch lösen und wurde unentwegt in ähnlichen Rollen gecastet. Auch wenn Uhrwerk Orange gewissermaßen den Urknall in der Karriere des Schauspielers markiert, begann diese schon einige Jahre zuvor nicht minder bedeutend.
Malcolm McDowells frühe Glanzleistung in If...
Entdeckt wurde Malcolm McDowell von Kubrick erstmals durch seine Leistung in dem britischen Drama If... von Lindsay Anderson. Wie einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung zu entnehmen ist, saß Kubrick damals mit seiner Frau Christiane im Projektionsraum und sah sich If... an. Nach McDowells Auftritt mit Hut, Schal vorm Gesicht und dem Schnurrbart sagte der Regisseur zu seiner Frau: "Lass das noch mal laufen, wir haben unseren Alex." In Andersons Film, der als Aufstand gegen das Establishment konzipiert war, spielt McDowell den rebellischen Schüler Mick. Der will sich die strengen Regeln der Schulobrigkeiten nicht einfach gefallen lassen und setzt mit zwei Freunden zum Gegenschlag auf das System an.
Dabei ist If... gerade im Kontext seiner Entstehung und Veröffentlichung ein Zeitdokument von subversiver Durchschlagskraft, das den Autoritäten ganz im Sinne der Gegenbewegung der 1960er Jahre die Fäuste entgegenstreckte und gleichzeitig den wütenden Punk-Lifestyle der späten 1970er vorwegnahm. An vorderster Front dabei: Hauptdarsteller Malcolm McDowell, der mit seinem Erscheinungsbild des braven Jünglings, hinter dem sich grollende Abgründe verbergen, zum Poster Boy einer ganzen Generation wurde.
Malcolm McDowells Zeit als Schauspieler nach Uhrwerk Orange
Sein schlagartiger Durchbruch mit der Rolle in Uhrwerk Orange läutete für Malcolm McDowell eine schwierige Karrierephase ein. Obwohl der Schauspieler ein weiteres Mal zur gefeierten Jugend-Ikone wurde und sein Gesicht auf Postern von Kubricks Film bis heute Zimmer vorwiegend jüngerer oder jung gebliebener Filmfans schmückt, wurde der Darsteller von nun an sehr stark auf einen fest definierten Rollentyp reduziert. Seine ganz eigene Art des Schauspiels, bei der es McDowell bestens versteht, hinter seinen stechenden Augen und dem schelmischen Grinsen eine metertiefe Dunkelheit heraufzubeschwören, verhalf ihm beispielsweise zur titelgebenden Rolle in Tinto Brass' Caligula.
Der blutige Historien-Streifen wurde 1979 zum handfesten Skandal, weil er aufgrund der Finanzierung durch das Erotik-Magazin Penthouse zusätzlich mit Hardcore-Sexszenen gespickt war. Zwischen den anstößigen Momenten, die der Film enthält und die Karrieren anderer Stars mühelos beendet hätten, scheint McDowell zwischenzeitlich bewusst selbst dem Wahn zu verfallen. Seine Darstellung des monströsen Herrschers, dem die unberechenbare Gier nach Macht, Sex und Mord in beinahe jeder Szene in den Augen funkelt, verleiht dem gesamten Film eine bemerkenswert wuchtige Note.
Malcolm McDowell als impulsive Improvisationswucht
Trotz der gängigen Praktik, dass Regisseure ihre Schauspieler bei Dreharbeiten nach möglichst genauen Vorgaben führen, lässt sich die spontan-impulsive Wirkung von Malcolm McDowell ganz auf den Schauspieler selbst zurückführen. In einer der berüchtigsten Szenen aus Kubricks Uhrwerk Orange, in der die Droogs zu Singin' in the Rain einen Schriftsteller zum Krüppel treten und dessen Frau vergewaltigen, entstanden die Einlagen des Gesangs und Tanzes zu großen Teilen aus der Improvisation McDowells.
Ähnliche Vorfälle ereigneten sich auch an anderen Filmsets, an denen der Schauspieler beteiligt war. So soll er seine Schauspielpartnerin Mary Steenburgen während des Drehs zu Nicholas Meyers' Flucht in die Zukunft stark überrascht haben. Kurz vor einer Szene, in der McDowells Figur der von Steenburgen gespielten Amy seine Liebe gestehen soll, kam ihr der Schauspieler schon in Wirklichkeit mit einer privaten Liebeserklärung zuvor. Erotische Funken vor der Kamera waren die Folge.
Wegen seiner Rolle des Antagonisten in Star Trek VII - Treffen der Generationen galt Malcolm McDowell außerdem lange Zeit als der Mann, der Captain Kirk tötete. Selbst Morddrohungen erhielt der Schauspieler hierfür von wütenden Trekkies. Währenddessen und anschließend verlief die Karriere von McDowell bereits weniger aufregend. Neben verschiedenen Auftritten und Rollen in TV-Serien wie South Park, Entourage und Monk fiel dem Schauspieler ausgerechnet im Halloween-Remake von Rob Zombie eine überraschend sanfte Rolle zu. Als Dr. Loomis spielte er den besorgten Kinderpsychologen, der zunächst eine Beziehung zu dem jungen Michael Myers aufbauen möchte, um Haddonfield später vor dem hünenhaften Psychopathen bewahren zu wollen.
Seine sanftere Seite scheint sich zuletzt bewährt zu haben. In der Amazon-Serie Mozart in the Jungle spielt McDowell den ehemaligen Dirigenten der New Yorker Symphoniker. Ein Mann, dem von Kindesbeinen an bescheinigt wurde, dass er ein Genie sei und der als erwachsener Narzisst nach und nach lernt, Gefühle in sein Leben zu lassen und sich der Liebe zu einem anderen Menschen hinzugeben. Zu seinem 75. Geburtstag wünschen wir Malcolm McDowell, der so viel mehr ist als nur Uhrwerk Orange, alles Gute.
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