"Netflix-Steuer" - Quote für europäische Inhalte bei Streaming-Diensten geplant

23.05.2016 - 15:00 Uhr
Netflix ist der größte Streaming-Anbieter der Welt
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Netflix ist der größte Streaming-Anbieter der Welt
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Die EU will außereuropäische Streaming-Anbieter wie Netflix stärker regulieren. Die sogenannte "Netflix-Steuer" sieht bestimmte Quoten vor, die die Streaming-Dienste zur Wahrung europäischer Filmkultur anhalten sollen.

Seit Netflix auch in Europa die traditionelle Fernsehgewohnheiten untergräbt, schlägt sich der Streaming-Anbieter auf dem alten Kontinent mit allerlei rechtlichen Fallstricken herum. So unterscheidet sich die Breite des Angebotes an Serien und Filmen hierzulande erheblich von dem Programm in den USA, da dem Unternehmen die entsprechenden lokalen Verwertungsrechte fehlen. Ähnlich geht es anderen US-amerikanischen Streaming-Diensten wie Amazon Prime Instant Video. Nun könnte eine Initiative der EU einer unbeschränkten Entfaltung außereuropäischer Streaming-Dienste weiter entgegenwirken, die unter dem ein wenig irreführenden Namen "Netflix-Steuer" bekannt wurde.

Das Ansinnen der EU-Kommission sieht vor, dass 20 Prozent des Streaming-Angebots künftig europäischen Ursprungs zu sein hat. Das berichtet Blickpunkt Film  unter Berufung auf EurActiv, denen ein Entwurf des Antrags  vorliegt. So neu ist diese Anweisung nicht. Bereits 2010 wurde die Richtlinie über audiovisuelle Mediendienste  (AVMSD) verabschiedet, die Streaming-Dienste allerdings noch nicht einschließt, da diese vor sechs Jahren in Europa eben kaum genutzt wurden. Nach der Anpassung sollen auch Streaming-Dienste für die Wahrung europäischer Kultur Sorge tragen.

Um eine Repräsentation europäischer bzw. deutscher Kultur bemühen sich Amazon und Netflix jedoch bereits. Matthias Schweighöfer dreht für Amazon die erste deutsche Serie You are Wanted, Baran bo Odar und Jantje Friese machen Dark für Netflix. Erst kürzlich präsentierte Netflix mit Marseille seine erste in Europa produzierte Serie. Zudem kaufen beide Anbieter fleißig deutsche Filme und Serien ein. Kompliziert könnte es nur bei der Präsentation der europäischen Angebote werden. Die ist etwa bei Netflix nutzerabhänig. Die neue Richtlinie würde allerdings eine auffällige Platzierung der europäischen Angebote auf den Startseiten der Streaming-Dienste verlangen.

Sträuben könnten sich die Streaming-Abieter überdies gegen einen Passus, demzufolge sie dazu angehalten sind, größere Teile ihres Umsatzes direkt in Eigenproduktionen zu investieren. Netflix und Co. bewegen sich da bislang bei ca. einem Prozent, was deutlich zu wenig sein dürfte. Wird das Update der Richtlinie AVMSD von der EU-Komission durchgebracht, stehen VoD-Anbietern auf dem europäischen Markt große Herausforderungen bevor. Netflix wehrt sich entsprechend. "Starre Quoten ersticken den Markt", heißt es von Unternehmensseite . Als globales Unternehmen mit einem globalen, international ausgerichteten Publikum müssen sich Streaming-Anbieter wohl bald lokalen Richtlinien beugen. Dass dies zu Konflikten führt, war absehbar.

Seid ihr mit den neuen Richtlinien für Streaming-Anbieter einverstanden?

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