Ritter und Stark gehen unter (Tage)

20.04.2009 - 07:01 Uhr
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Ein Mord an einem Bauunternehmer ließ die Berliner Kommissare gestern abend ebenso ratlos wie den Zuschauer

Unausgegorene Vaterkonflikte, traurige Sozialfälle und sentimentale Gespräche gab es im gestrigen Tatort: Oben und Unten zu Genüge. Schade nur, dass der 20. Fall der Berliner Kommissare Ritter (Dominic Raacke) und Stark (Boris Aljinovic) nicht als Sozialdrama angelegt war, sondern einen Krimi darstellen sollte. Mit Spannung, Action oder einem verzwickten Plot hatte der Fall um den Mord an einem skrupellosen Bauunternehmer jedoch rein gar nichts zu tun. Das gemächliche Tempo und die Betonung der Unterschiedlichkeiten beider Kommissare wusste zwar zu gefallen, störend kamen jedoch die künstlichen Konflikte der Nebenfiguren daher: Da mauschelt Stark mit dem eingeschüchterten Au-Pair-Mädchen, die Ehefrau des Mordopfers wird fast erwürgt, will aber den Täter nicht anzeigen und der Sozialarbeiter heult unter dem U-Bahn-Netz, weil er sich von seinem Vater ungeliebt fühlt.

Sehr konventionell baute sich zudem der Inhalt von Tatort: Oben und Unten auf. Nachdem die Leiche des Bauunternehmers Horst Baumann in der U-Bahn gefunden wurde, kommen mehrere Täter in Frage. Wer ist der Böse? – diese Frage steht im Zentrum eines durchweg schwachen Tatorts, der durch Sympathiepunkte für Ritter und Stark einiges wettmachen konnte. Hat Alissa Baumann (Muriel Baumeister), die Ehefrau des Opfers, gemordet? Immerhin stritt sie sich in der Nacht vor dem Mord heftig mit ihrem Ehemann, da dieser ein marodes Sanierungsprojekt auf den Schultern trug. Oder war es der etwas stumpfsinnige Alsfeld (Hansjürgen Hürrig), dessen Handwerksbetrieb vor Jahren von Baumann zugrunde gerichtet wurde? Auch der Aktionist und Künstler Georg (Harald Schrott) verhält sich mehr als verdächtig. Aber nein: Getötet hat Baumanns Sohn aus erster Ehe, der Sozialarbeiter der FC Kids Daniel (Marlon Kittel). Seine Mutter liebte Baumann so sehr, dass sie nach der Trennung verrückt wurde und nun als Pfandflascheneinsammlerin am Alexanderplatz umherstreift.

Komisch nur, dass es den Ermittlern erst gegen Ende des Tatort: Oben und Unten auffällt, Baumann könnte einen Sohn haben und die Frau auf dem Videoband, welches Baumann kurz vor seinem Tod zugeschickt wurde, könnte Baumanns erste Ehefrau sein. Ein überkonstruierter Plot mit vielen zwielichten Nebenfiguren und letztendlich liegt das Motiv im Privaten. Diese Abfolge erscheint vertraut? Genau. Und aus diesem Grund wird es auch der 20. Berliner nicht schaffen, die Reihe um Ritter und Stark qualitativ zu verbessern.

Und was meinen Sie? War der Tatort: Oben und Unten unterhaltsam?

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