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Vor 25 Jahren: Neue Tricktechnik-Philosophie

09.07.2018 - 00:01 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
George H. W. Bush mit Personenschützern
Hieronymus Hölzig
George H. W. Bush mit Personenschützern
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Am 9. Juli 1993 kam "In the Line of Fire" in die amerikanischen Kinos. Wolfgang Petersens Film setzte neue Maßstäbe im Bereich der computergenerierten Effekte. Nur bekam - genau das - keiner mit.

Unmotiviert schlurft Nachtwächter Lewis über den schwarzweiß gekachelten Fliesenboden auf einen Pepsi-Automaten zu und ahnt nicht im Geringsten, was gleich passiert. Das Schachbrettmuster unter seinen Füßen setzt sich plötzlich in Bewegung, wie von Geisterhand nimmt es eine plastische Konsistenz an, steigt empor und geht in die Form eines Menschen über. Als sich Lewis umdreht, blickt er einer Kopie seiner selbst in die Augen und ist im nächsten Moment auch schon tot. Unzählige Nachtwächter hatte man in Hollywood-Filmen bis dahin schon sterben gesehen, dennoch ließ diese berühmte Szene die Kinozuschauer im Juli 1991 mit purer Verblüffung zurück. Terminator 2 bedeutete nicht nur den bis dato teuersten Film aller Zeiten, sondern auch den endgültigen Siegeszug der CGI, der "computergenerierten Bildgebung". Spezialeffekte gibt es fast so lang, wie es bewegte Bilder gibt, doch Ende der 1970er Jahre wurde ein neues Kapitel eingeläutet. Krieg der Sterne etablierte die Nutzung von Computern. Vor allem die Kamerabewegungen während Aufnahmen der blechernen Weltraum-Ungetüme profitierten davon; in einer Szene sieht man überdies eine Drahtgitter-Animation  des Todessterns und damit so etwas wie die Geburtsstunde der CGI. Die aus Einsen und Nullen zusammengerechneten Effekte machten daraufhin große Sprünge - Fünf Jahre später zeigte Star Trek II: Der Zorn des Khan die Metamorphose eines Planeten im Zeitraffer, was als erste vollständig computergenerierte Filmsequenz gilt. In Das Geheimnis des verborgenen Tempels verbreitete 1985 ein digital animierter Ritter Angst und Schrecken, Willow verwandelte drei Jahre danach einen Vogel Strauß in eine Schildkröte und diese in einen Tiger mittels spektakulärer Morphing-Effekte. Computer-Tricks hatten in den Anfangsjahren eines gemeinsam: Sie sollten Ausreizen was möglich war, den Zuschauer überrumpeln mit bisher nie Gesehenem. Das galt bald darauf auch für Abyss (1989), besagten Terminator 2 und für den großen Blockbuster des Sommers 1993 - Jurassic Park. Etwa zur gleichen Zeit schrieb noch ein weiterer, eher wenig beachteter Film Spezialeffekt-Geschichte.

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Weil Clint Eastwood nach dem großem Erfolg von Erbarmungslos nicht noch einmal Chefsessel und Hauptrolle gleichsam besetzen wollte, schaute er sich nach einem Regisseur für den nächsten Film um und wurde mit Wolfgang Petersen fündig. Dem gebürtigen Emdener heftete sein Vierstünder Das Boot noch immer breit und hell am Revers, sodass ihm die Aufmerksamkeit Hollywoods gewiss war. Nach Tod im Spiegel (1991) sollte In the Line of Fire sein zweiter großer Film jenseits des großen Kanals werden. Clint Eastwood würde darin den gealterten Secret-Service-Agenten und Personenschützer Frank Horrigan spielen, den eine bittere Vergangenheit belastet und der nun von einem geheimen Anrufer provoziert wird. John Malkovich übernahm die Rolle jenes psychopathischen Gegenparts, welcher droht, den US-Präsidenten während einer der anstehenden Wahlkampfveranstaltungen zu ermorden. Das ist die Geschichte, welche sogleich mit technischen Herausforderungen an die Macher aufwartete. Clint Eastwood als Aufpasser zwischen unzähligen Zivilisten - Entsprechende Film-Szenarien erforderten bis dato Massen an Komparsen und wurden schnell zum teuren Spaß. In Gandhi etwa hatten rund 400.000 indische Statisten  an der anfänglichen Begräbnisszene mitgewirkt - ein bis heute beispielloser Aufwand. Für In the Line of Fire wünschte man sich überdies ein paar schöne Ansichten der Air Force One und einen jungen Clint Eastwood, der in einer Rückblende John F. Kennedy begleitet. Die Zeit war reif für ein neues Kapitel in der Geschichte der Spezialeffekte.

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