Warum der Oscar der wichtigste Filmpreis ist

03.02.2011 - 08:50 Uhr
Die Verkörperung vieler Träume: Der Oscar
AMPAS/moviepilot
Die Verkörperung vieler Träume: Der Oscar
In wenigen Wochen ist es endlich wieder so weit. Dann versammelt sich das ruhmreichste Filmklientel der Welt in Hollywood, um die besten Vertreter des Jahres zu küren. Die Faszination um die Oscar-Verleihung hat klare und unvergessliche Gründe.

Ich weiß noch ganz genau, wie sich das anfühlte. Schon als kleiner Knirps war ich jedes Jahr wieder unglaublich gespannt auf die prestigeträchtigste und schönste Filmverleihung auf dem Erdball. Immer wenn das Jahr noch jung war, lag etwas besonderes in der Luft, denn der Oscar wurde verliehen. An dieser Begeisterung hat sich auch viele Jahre später wenig geändert. Damals träumte ich noch insgeheim davon, irgendwann mal Teil des Ganzen zu sein – wie Millionen Kinder zuvor. Vor dem Spiegel übte ich meine Dankensrede, in den Händen thronte die zum Oscar fabulierte Power-Ranger-Figur. Die Oscar-Verleihung ist nicht unschuldig daran, dass ich mich als junger Erwachsener für ein Filmstudium entschied. Die Veranstaltung der Academy hat nie ihre Berechtigung verloren, und das hat ausschlaggebende Gründe.

1. Grund: Die repräsentativste Jury der Welt
In keinem Filmwettbewerb weltweit finden wir ein so hohes Aufkommen an Erfahrung und Können. Die zu unrecht oft kritisierte Jury der Academy of Motion Picture Art & Science ist verantwortlich für die repräsentativsten Entscheidungen aller professioneller Preisverleihungen. Über 5500 Mitglieder aus dem Metier stimmen über die ihnen zugehörigen Kategorien ab – über der besten Film entscheiden alle gemeinsam. Hierbei von Subjektivität zu sprechen, ist fast schon nicht mehr möglich. Wissenschaftliche Studien geben oft schon bei 1000 Befragten an, repräsentativ zu sein. Die Sieger der Kategorien entsprechen nicht den Launen Einzelner.

2. Grund: Größte Dichte an Professionalität
Der Oscar ist die Champions League unter den Filmpreisen. Die nominierte Filme werden allesamt absolut hochklassig produziert und betreut – mehr geht kaum. Das heißt keineswegs, dass die Filme unfehlbar sind oder alle Komponenten enthalten, um ein makelloses Erlebnis auf die Leinwand zu zaubern, doch an Aufwand und erfahrenen, großen Filmemachern kann keine Verleihung mehr Größe aufbieten als der Oscar, ob vor oder hinter der Kamera. Hollywood ist nicht umsonst seit langem die Traumfabrik Nr.1. Der Vergleich zum Sport bietet sich an. Auch wenn die Top-Clubs nicht immer am schönsten Spielen, können sie insgesamt mit der besten Technik und höchsten Professionalität punkten. Hier ist es nichts anderes.

3. Grund: Von wegen keine Überraschungen
Den Vorwurf, konservativ zu entscheiden und bestimmten Genres und Plots den Vorrang zu gewähren, muss sich die Academy oft gefallen lassen. Dabei gab es zahlreiche Überraschungen in der Geschichte des Goldjungens, allein letztes Jahr waren wundersame Gewinner und Nominierungen dabei, allen voran Tödliches Kommando – The Hurt Locker. In diesem Jahr überraschte unter anderem die Nominierung für den Außenseiter Winter’s Bone als Bester Film. Dass Christopher Nolan nicht für den Regie-Oscar nominiert wurde, stieß bei Fans auf viel Kritik. Aber auch wenn die Academy in der Vergangenheit manche Filmformen bevorzugte, ist sie immer für Überraschungen gut.

4. Grund: Eine Legende der Popkultur
Auf wie viele emotionale Moment werden wir noch ewig zurückgreifen können? Als Adrien Brody über Halle Berry hergefallen ist, als diese nach ihrem Oscargewinn als erste farbige beste Hauptdarstellerin eine wahre Seifenoper darbot, oder Michael Moore auf der Bühne gegen George W. Bush wetterte. Unzählige Momente machten den Charme und Witz der Veranstaltung aus. Moderatoren, die uns oft über Jahre hinweg durch den Abend beglitten wie Billy Crystal, Whoopi Goldberg, Steve Martin … und das sind alles nur Erinnerungen aus selbst erlebter, jüngerer Vergangenheit. Auch die 83. Oscarverleihung wird wieder Momente zum Lachen, Schmunzeln und Staunen bieten.

5. Grund: Die Nacht der Größten
Viele Filmfreunde stoßen sich an der Auswahl der Oscar-Filme. Bis auf den Oscar für den besten fremdsprachigen Film darf im Normalfall nur ein geschlossener Kreis aus US-Produktionen vom Oscar träumen. Dies hat schlicht seinen guten Grund: Der Oscar ist eben ein amerikanischer Filmpreis. Filme, die nicht mindestens sieben Tage lang in Kinos in Los Angeles County gezeigt werden, sind nicht dabei. Eine Beschränkung erfordert jede Preisverleihung und jedes Filmfest. Im Sport beschwert sich auch keiner, dass die Champions League nur von Mannschaften aus Europa gewonnen werden kann. Es ist schließlich ein europäische Wettbewerb.

Wie jedes Jahr freue ich mich auf die Oscar-Verleihung mit all ihren erfreulichen und ärgerlichen Entscheidungen – so wie 800 Millionen weitere Zuschauer vor den Bildschirmen, wieder fühle ich mich den Helden der Traumfabrik ganz nah, wieder heißt es “And the Oscar goes to…” und ich fühle mich einfach wieder zu Hause.

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