FumerTue - Kommentare

Alle Kommentare von FumerTue

  • 4 .5
    FumerTue 17.04.2021, 02:27 Geändert 17.04.2021, 02:32

    Der Film bleibt leider so dermaßen im Klischeehaften, dass er ab einem gewissen Punkt mit jeder Minute noch mehr Schmerzen bereitet. Bei jeder ZDF-Seifenoper sind die Charaktere tiefer ausgearbeitet. Besserung gibt es keine, dafür ein Ende, das so langweilig wie erwartbar ist, dass man die Lebenszeit, die man damit vergeudet hat, auf dieses Ende in einschläfernder Weise hinzuarbeiten, zurückverlangt. Ein Gesamtkonzept gibt es überhaupt nicht, dafür so Szenen, die einfach eingebaut wurden, weil sich irgendwer so dachte, och, mei, das wäre doch eine süße Idee für eine Szene, und dann baut man so eine absurde Szene ein, die in einem guten Film sogar ästhetisch wäre, aber dieser Film ist schlecht. Den Nebenplot hätte man sich eh sparen können.
    Die Tatsache, dass in die Produktion dieses Filmes Geld investiert wurde, lässt einen an der Menschheit als Ganze zweifeln.

    Nach den ersten paar Minuten schwankte ich noch zu 7 Punkten, doch schrittweise sank das auf 4,5/10 ab und ist noch extrem großzügig bemessen.

    • 5 .5

      Wenn ein Film, so würde man meinen, zum Hauptgegenstand das Lügen hat, kann man davon ausgehen, dass die Filmemachenden sich intensiv mit der Begriffsklärung auseinandergesetzt haben, sich auf eine Arbeitsdefinition fürs "Lügen" geeinigt haben, den Begriff klar abgegrenzt haben vom Artverwandten Verschweigen, Flunkern, von arglistiger Täuschung und Ironie, vom Aus-Höflichkeit-lieber-nichts-Sagen-und-sich-seinen-Teil-Denken.
      Fehlanzeige! Einerseits gelingt es in diesem Paralleluniversum, in dem die Menschen nie zu lügen gelernt haben, zwar Arbeitskollegen, sich jahrelang nicht offen zu sagen, dass sie einander nicht leiden können, aber jede Werbung für ein Produkt, jeder Dienstleister, der seinen Laden repräsentiert, hebt immer sofort die Schwächen des Produktes/der Firma hervor, als würde die Unfähigkeit zu lügen automatisch dazu führen, dass man immer das sagt, was Sache ist, egal, ob es in der Situation angebracht ist oder irgendwer danach gefragt hat.

      Ab etwa der Mitte des Filmes hat man diesen Umstand halbwegs verdaut und dann wird der Film auch einigermaßen unterhaltsam, verwandelt sich in eine Art Religionssatire in der Tradition des "Life of Brian", wenn auch ein Vergleich sich freilich verbietet.

      Kann man schon mal gucken, mehr aber auch nicht.

      • 10
        FumerTue 09.10.2019, 01:20 Geändert 09.10.2019, 01:23
        über Fargo

        Es ist schon eine Weile her, dass ich auf moviepilot zuletzt was gepostet hab, aber nun muss es einfach mal wieder sein. Kaum habe ich nach mehrminütigem Suchen das Tippfeld für die Filmkritik gefunden, hämmere ich auch schon los in die Tasten.
        Kann Spuren von Spoilern enthalten.
        Fargo. Jahrelang nicht gesehen, aber jetzt holt er mich zurück. Die Story wäre ja schnell erzählt, also was ist los mit diesem Film? Seit ich ihn irgendwann zu der Zeit, als ich mich vor 7-8 Jahren wahnsinnig für Kino interessiert habe, gesehen habe und bis heute ist er einer der wenigen "Streifen" (gibt's das Wort noch?), die ich ohne Zögern sofort auf eine Liste der 5 besten Filme aller Zeiten packen würde. Dabei wäre die Story wirklich schnell erzählt. Und am Ende geht alles schief.
        Ein "car salesman" (Hunter S. Thompson) mit Geldproblemen heuert Entführer auf seine Frau an, um vom Schwiegerpapa Lösegeld zu erpressen, die vermasseln es eh, der Schwiegersohn würde indes die benötigte Kohle doch noch vom Herrn Schwiegervater bekommen, aber da wär's eh schon zu spät, eine schwangere Polizistin, die clever kombiniert, nimmt die Ermittlungen auf, am Ende sind viele tot und alles kommt ans Licht. Zack.
        Was also ist der Reiz von "Fargo"? Es ist die gottverdammte Atmosphäre, die Liebe zu jedem Detail, die Lebendigkeit jeder kleinen Nebenfigur in diesem Stück, die diesem Film Leben einhauchen. Die Trostlosigkeit des Spießerdaseins, die Absurdität von allem, die Coen-Dialoge, die m.M.n. sogar Tarantino übertreffen, das wird hier bis ins kleinste Detail vorgeführt, eingebettet in den eisigen Winter Minnesotas. Und am Ende geht alles schief.
        Genau solche Filme braucht das Land: kein Happy End, kein glückseliges Fernsehgucken im Bett. Blut, Tote, Knast. Und alles nur für ein kleines bisschen Geld.
        Und lange habe ich gebraucht, mich zu überwinden, die gleichnamige Netflix-Serie zu gucken: Denn ich hatte Angst! Sie würden's vermasseln, befürchtete ich. Haben sie aber nicht, und in der Serie Fargo kommt jeder Fan des Films auf seine Kosten, was extrem schön ist, denn diese ruhig-langsame, unschuldige Winteratmosphäre ist so ein perfektes Setting für Filme mit großen Verbrechen und verrückten Ganoven.

        Fans dieses Filmes wird der Roman "Sand" von Wolfgang Herrndorf gefallen.

        5
        • 8

          Die Intention des Filmes bleibt leider unklar. Soll er die Unmöglichkeit dessen beschreiben, aus armen Verhältnissen stammend - trotz Talent - zu Wohlstand zu gelangen, während irgendwelchen Idioten ihr Universitätsabschluss schon in die Wiege gelegt wird?
          Oder will er uns in klassischer Manier den amerikanischen Traum vorlügen und uns sagen: Wer sich hart genug anstrengt, kann alles erreichen, also ist es doch halb so wild mit diesem ganzen Kapitalismus...?

          1
          • 4
            FumerTue 25.04.2018, 16:44 Geändert 25.04.2018, 16:46

            [Kommentar enthält einen Spoiler zu Trainspotting]

            Vieles könnte so ein Film sein. Einer, der aufräumt mit Vorurteilen. Einer, der kritisch-beobachtend, aber nicht wertend, Einblick gibt, in eine vielen unbekannte Welt. So ein Film könnte darauf hinweisen, dass es auch Frauen gibt, die ihren Lebensunterhalt im Kapitalismus lieber ab und zu durch Sex mit Männern als eigene Chefin bestreiten, anstatt sich 40 Stunden die Woche für einen reichen Arsch krummzubuckeln. Mit dem Klischee aufräumen, dass Sex-Arbeiter*innen zwangsläufig mehr in ihrem Job leiden würden als Deliveroo-Kuriere oder Amazon-Angestellte.

            Das gesellschaftliche Vorurteil jedoch, dass Frauen sich dafür schämen müssten, häufig wechselnde Sexualpartner zu haben, wird in "The Escort" affirmiert. Natalie, die Hauptfigur in diesem Film, hatte nämlich einen 1A-Uni-Abschluss, fand dann aber keinen Job, weil schon die ersten Google-Treffer für ihren Namen alle wissen ließen, dass sie am College mit nicht wenigen Jungs Sex hatte. So weit, so gut. Sexistischer Normalzustand unserer Gesellschaft halt. Dass sich Google-Treffer unter Berufung auf den Datenschutz und die Privatsphäre sogar in den USA löschen lassen, sei hier mal ignoriert.

            Natalie beschließt nicht, Slut Shaming den Kampf anzusagen, sondern sie arbeitet fortan als Escort, weil sie da mehr verdient als in anderen Jobs (einen gutbezahlten, der ihr mit ihrem Abschluss "zustünde", findet sie, s.o., nicht), und ihren Studienkredit zurückzahlen muss. Das Stigma an sich hinterfragt der Film in keiner Sekunde: "Für die Welt galt ich sowieso als Schlampe, also konnte ich doch auch eine werden", so die logische Schlussfolgerung, die zu der Berufswahl geführt hat. Dass ihr Job eher dem einer gewöhnlichen Prostituierten gleichkommt, und weniger dem einer Escort-Dame (welche in der Regel über die Rumvögelei hinausgehende Dienste anbieten und eine ganze Nacht mit dem Freier verbringen, mit ihnen auf Veranstaltungen gehen etc.), sei hier mal ignoriert.

            Zum Glück nicht mal 90 Minuten dümpelt der Film vor sich hin, ohne großartige Entwicklung oder Erkenntnis. Klar, am Ende verlieben sich die beiden Hauptcharaktere, und das dezidierte Freudenmädchen überwindet ihr Leiden im sozial-geächteten Dienstleistungssektor und wird eine von uns.
            Bei solcherlei Enden muss ich immer an Trainspotting denken, wo aus einem Heroin-Junky - zum Glück! - ein Spießbürger mit langweiligem Leben, langweiligem Job, langweiligen Hobbies wird, dem der Sprung aus der gesellschaftlichen Marginalisierung geglückt ist. Dann ist ja alles gut! Hämisch grinst er zum Abschluss in die Kamera und sagt: "Now I'm cleaning up and I'm moving on, going straight and choosing life. I'm looking forward to it already. I'm gonna be just like you. The job, the family, the fucking big television. The washing machine, the car, the compact disc and electric tin opener, good health, low cholesterol, dental insurance, mortgage, starter home, leisure wear, luggage, three piece suite, DIY, game shows, junk food, children, walks in the park, nine to five, good at golf, washing the car, choice of sweaters, family Christmas, indexed pension, tax exemption, clearing gutters, getting by, looking ahead, the day you die."

            Nur dass "The Escort" die nötige Ironie fehlt, damit das Ende nicht peinlich wäre.

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            • 7 .5

              Stellenweise wirklich schrecklich pathetisch, ganz schön in die Länge gezogen. Daher muss ich meine Bewertung von 8,5 auf 7,5 hinabstufen.

              1
              • 8 .5

                Das Erzähltempo und den Humor, die Atmosphäre, die Trostlosigkeit muss man schon mögen, aber dann wird er einem gefallen.
                (Wird Freund*innen von langsamen Filmen ohne große Handlung wie "Oh Boy" oder "Toni Erdmann" gefallen)

                1
                • 7 .5

                  Von den Machern von "Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft".

                  • 6

                    Hat meine Erwartungen übertroffen. Diese waren sehr niedrig gewesen.

                    • 6

                      Hat meine Erwartungen übertroffen. Diese waren sehr niedrig gewesen.

                      • 6

                        Ich habe alles andere als Niveau oder so erwartet, aber die Serie wie man sie kennt ist halt immer sehr lustig gewesen und auch innovativ und kreativ, der erste Spongebob-Film war es auch. Aber Spongebob in 3D kam mir recht kurz vor (und das, obwohl ich noch einen Hustenstiller-Kater hatte und dann die Zeit sehr sehr langsam vergeht!) und hatte leider wirklich nichts sehr Lustiges oder Innovatives zu bieten. Und das 3D war mal so überflüssig! In keinem Augenblick habe ich es irgendwie bemerkt, außer ich hab mal drauf geachtet. Schade!

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                        • 10

                          Drei Jahre nach dem ersten und einzigen Anschauen ist "Gilbert Grape - Irgendwo in Iowa" noch immer in meiner Liste der Lieblingsfilme. Die meisten fliegen früher oder später - teilweise auch vor Zweitsichtung - wieder raus, oft sind sie nur dank spontaner Euphorie hineingeraten. Und "Gilbert Grape" ist also immer noch drin? Kann das sein?
                          Also, nochmal anschauen. Und ja: "What's Eating Gilbert Grape" hat sich mein Herz wieder geschnappt.
                          So ein gefühlvoller, romantischer, herzzerreißender Film über eine ganz besondere Familie in einem ganz verschlafenen Hinterwäldler-Kaff im Mittleren Westen. So außergewöhnlich die Familie und ihr besonderer Zusammenhalt trotz Differenzen doch ist, so kann sich wohl jeder Mensch, der selber eine Familie und zwei oder mehr Geschwister hat, irgendwo damit identifizieren...
                          Dazu noch ein paar kleinere Nebenplots, die alle so echt wirken.
                          Dabei wird "Gilbert Grape" nie pathetisch oder schnulzig oder versucht krampfhaft, sich an die Herzen seiner Zuschauer_innen anzubiedern, nein: der ist einfach so! Der klopft einfach so authentisch an unseren Herzen, dass wir nicht Nein sagen können und uns verführen lassen. Und wir genießen es.
                          Nach dem Film fühle ich mich, als hätte ich gerade zwei Stunden total befreiend geweint - und jetzt geht es mir wieder super, jetzt spüre ich diese plötzliche Freude trotz der ganzen Scheiße.
                          Und bei wem er das nicht geschafft hat, auch egal. Die Armen...
                          "What's Eating Gilbert Grape" hat völlig verdient seinen Platz in meiner Herzchen-Liste, so als romantischer Film neben ein paar ganz intelligenten oder ganz brutalen oder ganz lustigen Streifen. <3

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                          • Wen oder was hat der oder die Verfasser_in der Filmbeschreibung denn geraucht? Eine Kindergärtnerin?

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                            • 8 .5

                              "Ludwig II" von Luchino Visconti kann ich jedem empfehlen, der diesen außergewöhnlichen König Ludwig II. von Bayern ein bisschen verstehen möchte.
                              Der Mann ist sehr schwer in Worte zu fassen. Er hat sich nie für die Politik oder die Kriege interessiert, sondern war nur an der Kunst interessiert; wollte prunkvolle Schlösser bauen, in denen er seine Fantasiewelt und Wagners Opernwerke Wirklichkeit werden lässt, und Richard Wagner hören. Er mied große Zeremonien und war menschenscheu. Er hatte auch eigenartige Charakterzüge, die tatsächlich fast in Richtung "geisteskrank" tendieren. Zum Beispiel dinierte er manchmal mit längst verstorbenen französischen Königen, für die dann auch gekocht wurde, ein bisschen wie bei Dinner for One. Verrückt oder exzentrisch? In seinen letzten Jahren war er vermutlich auch Drogen- und vielleicht sogar Alkohol-abhängig. Ludwig II. kam - als sehr gläubiger Katholik - nie wirklich mit seiner Homosexualität zurecht, betete zu Gott, um von seiner vermeintlichen Sünde erlöst zu werden. Was meistens gar nicht erwähnt ist: Ludwig war auch sehr technisch interessiert: in Neuschwanstein gab es schon im 19. Jahrhundert ein Telefon, eine Kanalisation und fließendes Wasser. Eine Seilbahn vom Alpsee zum Schloss war geplant.
                              Selbst, wenn man all das weiß, fällt es einem noch sehr schwer, sich ein konkretes Bild von diesem Menschen zu machen. Und das gelingt Luchino Visconti mit diesem Film perfekt, nicht zuletzt wegen Helmut Bergers grandiosem, authentischem Schauspiel. Dabei wird - passend zu diesem König - kaum näher auf Kriege und andere politische Ereignisse eingegangen oder auf die horrende Verschuldung Bayerns aufgrund der drei Königsschlösser, um sich voll auf Ludwig konzentrieren zu können und diesen König zumindest ein bisschen zu verstehen und "kennenzulernen". Damit unser Bild von diesem Menschen ein bisschen konkreter werden kann.
                              Es ist allerdings zu empfehlen, sich im Vorfeld ein bisschen in die Thematik "Ludwig II" einzulesen.

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                              • über Pusher

                                Vielleicht hätte ich ihn ja zu Ende geschaut, wenn ich nicht so verdammt müde gewesen wäre, oder wenn ich mir doch kein Weizen mehr geholt hätte, oder wenn die bei TELE5 imstande gewesen wären, die verschobene Tonspur zurechtzurücken (in der Werbung nämlich haben Bild und Ton zueinander gepasst, im Filme nicht). Aber so wirkte die erste Stunde des Filmes nicht besonders ansprechend, auch wenn es ein paar coole Szenen gab. Und dann bin ich einfach schon vor 2 ins Bett gegangen und hab, glaube ich, nichts verpasst.

                                • 6 .5

                                  Bei den schönen Kameraeinstellungen und der an sich guten Regiearbeit sind die weitestgehend mittelmäßige bis grottenschlechte Schauspielerei in diesem Film und die unglaubwürdige, dusselige Dialoggestaltung wirklich schade. Und auch die Story wäre gerne komplexer als sie ist.
                                  Sorry, aber eine 60-Jährige Deutsche, deren Englisch eine tadellose Grammatik aufweist, deren Aussprache aber zu schlecht ist als dass die Frau vielleicht ja mal Englischlehrerin gewesen sein könnte, sorry, aber sowas ist keine Kleinigkeit, sowas lässt auf Dilettantismus beim Drehbuchschreiben schließen und macht für mich im Extremfall einen Film kaputt.

                                  • 10

                                    Nachdem ich zurzeit Eugene Vales Klassiker* "Die Technik des Drehbuchschreibens für Film und Fernsehen" lese, stechen mir so Stilmittel und Kleinigkeiten jetzt immer ins Auge. Und "Sideways", kann man sagen, ist mit einer Menge Fingerspitzengefühl bis ins letzte Detail angegangen worden.
                                    Jeder noch so kleinen Nebenrolle, jeder Bedienung und jedem entfernten Verwandten wurde so viel Leben eingehaucht, in jeder Kulisse glaubt sich man als Zuschauer tatsächlich zu befinden, jede Requisite, jedes Mini-Accessoire ist authentisch. Hinzu kommt die perfekte Dosierung von spannenden Momenten und Konflikten, das Spiel mit den Emotionen, die perfekte Länge der Szenen, die den Film zu keiner Sekunde langweilig werden lassen und ihn zu jeder Sekunde am Leben erhalten.
                                    Jetzt langt es natürlich noch lange nicht, ein Musterbeispiel in all den vielen "Nebensachen" zu sein. Auch die Charaktere sind nicht nur ausgezeichnet ausgearbeitet und - man verzeihe die Wiederholungen - voller Leben, Authentizität und Originalität, sondern sie sind dazu noch perfekt verkörpert, allen voran Paul Giamatti als Miles.
                                    Jede Zeile ist ein Genuss:

                                    (Kleiner Spoiler)

                                    "It's not about the quality of the books anymore. It's only about the marketing."

                                    oder

                                    "Hemingway, Sexton, Plath, Woolf... You can't kill yourself before you've even been published..." - "What about the guy that wrote Confederacy Of Dunces? He committed suicide before he was published. Look how famous he is!"

                                    (/spoiler)

                                    Dieser Streifen hier ist definitiv unterbewertet! Er zeigt gekonnt, dass man sehr wohl auch eine Komödie mit sehr viel Leidenschaft und Können drehen kann, was (gerade) bei diesem Genre ja leider kaum notwendig für Erfolg ist. Neben "Juno" vielleicht das beste Beispiel für eine Komödie, die nicht nur unterhält, sondern... zu jeder Sekunde liebenswert ist. ♥

                                    *__________________________________________*
                                    *"Klassiker" laut mehreren Angaben; auch wenn das Buch, das ursprünglich 1944 erschien, in seiner 1987er-Überarbeitung, die mein Vater sich aus irgendeinem Grund irgendwann mal zugelegt hat, nach heutigem Stand in manchen Belangen überholt und altbacken wirkt, auch wenn es für den Einstieg in die Filmerei definitiv lesenswert ist.

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                                    • 9 .5

                                      Nachdem ich zwei mal den Film "Fear and Loathing in Las Vegas" gesehen habe, habe ich endlich die Romanvorlage gelesen und dann nochmal diese Verfilmung angeschaut. Übrigens ist es glaube ich ganz gut, das Buch auf Deutsch zu lesen. Zum einen ist die Übersetzung echt gelungen und zum anderen frage ich mich, wie man bei so vielen Wortneuschöpfungen und "Insider"-Anspielungen auf Englisch den Überblick behalten will, egal wie gut man es als Fremdsprache auch beherrschen möge.

                                      Nun, "Angst und Schrecken in Las Vegas" würde ich jetzt zu meinen 7 Lieblingsbüchern zählen, und wie ist der Film? Der Film wird dem Buch nicht gerecht, aber wie auch? Lest das Buch! Dann erfahrt ihr selber, dass es unmöglich ist, das irgendwie zu verfilmen. Und angesichts dieser Tatsache ist "Fear and Loathing in Las Vegas" wirklich das bestmögliche Ergebnis des Versuchs einer Leinwandisierung des Gonzo-Journalismus. Und wenn man "Fear and Loathing" einfach als Film, der für sich steht, betrachtet - Literatur/Verfilmungs-Vergleiche sind eh nur was für Spießer - wie man es in der Regel ja wohl oder übel tut, wenn man die Romanvorlage noch nicht kennt, dann ist er schon ein recht geiler Streifen.
                                      Das Buch sollte aber jeder lesen. Jede Zeile ist ein Genuss, man wird ganz wirr im Kopf dabei und genießt diesen kranken Trip.
                                      Im Film kommt meiner Meinung nach die Persiflage auf den "American Dream" sogar besser zum Vorschein, während Raoul Dukes Verfolgungswahn in diesem eigentlich zu kurz kommt, obgleich der Schreiberling hier noch meschuggener wirkt, seine Gedankenströme sind natürlich unmöglich auf das Medium Film zu übertragen.

                                      "Fear and Loathing in Las Vegas" ist ein super Streifen, der auf einem Roman basiert, der unverfilmbar ist.

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                                      • 9

                                        Im Zuge der Vorbereitung auf mein Französisch-Kolloquium hab ich gerade diesen Film noch einmal angeschaut. Und er ist, wenn man ihn schon kennt, sogar noch "schöner" oder intensiver. Zuvor hatte ich mir noch mal die Wikipedia-Zusammenfassung durchgelesen, sodass ich den ganzen Film über ganz "frisch" im Kopf präsent hatte, wie er ausgehen würde. Und mir war noch einmal vor Augen geführt worden, dass die Handlung auf sehr wahren Ereignissen beruht.
                                        "Au revoir, les enfants" ist so ein ehrlicher, natürlicher, authentischer Streifen.
                                        In erster Linie ist er einfach ein Film über Freundschaft, nicht viel anders als "Stand by me". Über zwei 12-Jährige, die sich anfreunden. Ein Film über eine Freundschaft, der abrupt ein Ende gesetzt wird.

                                        Natürlich ist es unmöglich, den Schmerz je nachzuempfinden, der Louis Malle nach diesen Erlebnissen wohl sein Leben lang geplagt hat, aber er hat es mit diesem Film geschafft, einem zumindest annähernd dieses Gefühl zu geben, wenn man weiß, dass es kein "Wiedersehen" gibt.
                                        Kein Wiedersehen, Kinder.
                                        Kinder.

                                        Da spielen natürlich eine Menge Faktoren wie auch die aktuelle Stimmung und so mit rein, aber ich hab vorhin zum ersten mal seit "Findet Nemo" bei einem Film eine Träne weinen müssen.

                                        (PS: Jetzt hab ich noch nicht einmal Lust, mich über die hanebüchene Darstellung der deutschen Soldaten zu echauffieren, weil der Film dafür dann doch zu schön war.)

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                                        • 7

                                          Die meiste Zeit langweilig, aber stellenweise, vor allem die "Musik-Szenen", sehr intensiv und gut gemacht! Die Szene zum Lied "Ballad of a Thin Man" (Do you, Mister Jones?) ist wirklich sehr sehr sehr gut gemacht! Aber ansonsten ist "I'm Not There" leider oft zäh wie Kaugummi (aber zum Glück auch nicht IMMER, falls das jetzt arg negativ geklungen hat).
                                          Hier die wirklich saugute, intensive Szene: http://www.youtube.com/watch?v=nXATMhdKqT8#t=67m33s

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                                            über Tape

                                            "Tape" spiegelt meinen wirklich vollkommen absoluten und unbekannten Lieblingsregisseur Richard Linklater (bekannt aus meinem absoluten Lieblingslieblingsfilm Waking Life, Before Sunrise, Dazed & Confused undundund) sehr gut wider.
                                            Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.
                                            Immer gut eignet sich ja eine Inhaltszusammenfassung, wenn man einen Film rüberbringen will. Wobei ich ja am liebsten nicht nur "Tape", sondern den ganzen Philosoph und Filmemacher R. Linklater "vermitteln" würde. Dafür empfehle ich meinen alle Rahmen sprengenden XXL-Kommentar zu "Waking Life".

                                            "Tape" spielt in genau einem Raum: in einem Motel-Zimmer in Michigan, wo zwei alte Schulfreunde sich um die 10 Jahre nach der Highschool wiedersehen. Die beiden heißen Vincent und John und werden von Ethan Hawke beziehungsweise Robert Sean Leonard verkörpert. Vince ist ein Drogenverticker und in den Augen des Filmemachers John also ein "Versager", der doch was aus seinem Leben machen solle. Die beiden rauchen einen Dübel und es folgen Gespräche über den Zweck von Arbeit und über den Beruf des Filmemachers, der etwa Missstände aufzeigt, aber eigentlich nichts "Konstruktives" macht. Es geht um zwischenmenschliche Beziehungen und das Verhalten von Leuten, um soziologische, philosophische, psychologische Themen, und Vince unterstellt John, dass er vor zehn Jahren Amy vergewaltigt habe, als die beiden auf einer Feier miteinander schliefen [also John und Amy, nicht Vince und John ;-) ]. Dann kriegt Vince mehr oder weniger ein Geständnis aus ihm raus - und hat es auf Kassette aufgezeichnet. Jetzt fordert er, dass John sich bei Amy entschuldigt. Sie wird dazugerufen, weil sie wohl auch in der Nähe des Motels ist. Seht selbst.
                                            Der Cast ist mit Ethan Hawke und Uma Thurman nun wirklich nicht unprominent, der Regisseur hat mit der Besetzung der drei einzigen Rollen echt nix verkehrt gemacht. Die Regiearbeit ist einwandfrei und markant: Rick Linklater halt.

                                            "Tape" ist so typisch Linklater: Coolness & intellektuelle Themen so nebeneinander. So stell ich mir Linklater vor: total cool und total intelligent.
                                            Im Film gibt es fast nur Dialoge, aber die werden nie langweilig! Es geht um die Weiterentwicklung von Freundschaften nach der Schule, die Veränderung in menschlichen Beziehungen; Freundschaften, Beziehungen generell.

                                            Noch so typisch Linklater: Der Charakter Vince ist eine verrückte Gestalt, aber doch "aus dem Leben gegriffen".

                                            Jeder Linklater-Film ist ein "Präzedenz-Werk". Jeder sucht Seinesgleichen, Vergleichswerke. "Waking Life" ist buchstäblich ein Traum über den Sinn des Daseins und sonstige philosophische Fragen in nie dagewesener rotoskopischer Atmosphäre. "Slacker" ist einfach ein Streifzug durch Austin, ein Porträt der Stadt, in dem von den einen Leuten bald zu den nächsten gewechselt wird. In "Dazed & Confused" begleitet man 70er-Jahre-Jugendliche intensiv und authentisch durch eine durchfeierte Nacht. "Before Sunrise" ist auch ein einziger nie langweilig werdender Dialog. Jeder Linklater-Film ist ein Experiment und jeder ist ein glückendes, gelingendes, ein perfektes Experiment. Deshalb ist der Mann mein Lieblingsregisseur.

                                            Ach und das Ende des Filmes. Nein, ich verrate nix. Aber es ist so herrlich, es zaubert - vergleichbar mit Kubricks "Die Rechnung ging nicht auf", finde ich - so ein hämisches, schadenfrohes Grinsen ins Gesicht. Vor allem, als dann noch die Abspannmelodie, "I'm sorry" von Brenda Lee, dazu ertönt, die einzige Musik im Film. Das hat den Film für mich von 8,5 auf 9 Punkte erhöht.
                                            Ein Paradebeispiel für diesen typischen Linklater-Humor, die "Linklater'sche Ironie der Dinge". Ja, das Leben ist so oft so verrückt und witzig, da muss man mit diesem absurden Humor antworten! Wer wen in der Hand hat, wer wen an der Nase herumführt. Selbstreflexion und Selbstironie.

                                            Jetzt bin ich euch eine Erklärung schuldig, was denn dieser (von mir geprägte) Begriff "Linklater-Humor" heißen soll. Es geht dabei darum, die Verrücktheit und Absurdität der Welt ebenso grotesk aufzunehmen. Wenn sich zum Beispiel in "Waking Life" jemand über die Medien beklagt, die vom Leid in der Welt profitieren, weil das Schlagzeilen gebe, dass die Medien dazu da seien, uns damit abzufinden, dass die Welt schlecht sei, und sich im nächsten Moment anzündet; durch die Medien gehen die Bilder von brennenden Menschen um die Welt. Das Ende von "Tape": Oh, das Leben kann so scheiße, so frustrierend sein. Diese Ironie. Hahah.
                                            Dann denkt man sich:
                                            »Das hat ihm vielleicht jetzt einen Denkzettel gegeben. Aber einen sehr drastischen...«
                                            »DAS wollte er jetzt aber auch nicht damit erreichen. Und sie etwa?«
                                            »Aber irgendwo haben sie's ja verdient.«
                                            ...
                                            Oder schaut euch den zweitneuesten Film des Regisseurs, "Bernie - Leichen pflastern seinen Weg", an. Auch da haben wir so ein absurdes Moment, das dem an sich schon verrückten Film noch eins draufsetzt.
                                            Aber wenn man drüber lachen kann, dass das Leben so verdammt absurd ist und dass so absurde und bisweilen paradoxe Dinge passieren, wenn Sysiphos darüber lacht, was für ein sinnloser Schmarrn sein Stein-den-Berg-hoch-Schieben ist, dann ist das zunächst merkwürdig, aber irgendwie ist halt alles halb so schlimm, wenn man (trotzdem) lacht.
                                            Oder wie der Schreiberling Alfred Lichtenstein wusste: »Wenn die Traurigkeit in Verzweiflung ausartet, soll man grotesk werden. Man soll spaßeshalber weiter leben.«
                                            Und so lacht man bei "Tape" und findet sein eigenes Schicksal nur noch halb so tragisch, dämlich, frustrierend und bedrückend, sondern man lacht über die Absurdität der Welt. Linklater-Humor. Die Linklater'sche Ironie der Dinge.
                                            When life gives you lemons, make lemonade.
                                            »Life's a piece of shit, when you look at it.« (Monty Python)

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                                              Ich bin zwiegespalten. "Wir waren Helden" kann man ästhetisch keinen Vorwurf machen, er ist sehr ansehnlich. Und inhaltlich hätte er so viel Potenzial. Denkste; am Anfang. Es könnte ein Film werden über einen Soldaten, der enthusiastisch in einen Krieg zieht, dann zu zweifeln beginnt und am Ende seinen Job hinschmeißt, weil er die Absurdität von Krieg, vielleicht sogar die von Gewalt, aufgespürt hat.
                                              Denkste. Du hast ja auch gedacht, am Anfang, als der Katholik gebetet hat, als er gebetet hat, dass der undurchschaubare Gott einen Plan haben möge, damit er - auch wenn die Gegner ebenso beteten - lebend herauskommen würde, da hast du ja auch gedacht, das sei irgendwie zur Entlarvung gedacht, um zu zeigen, wie absurd und widersinnig Krieg ist und Beten im Krieg.
                                              Dabei, das hast du dann herausgefunden, soll das in der Tat eher eine Rechtfertigung für Krieg sein. Der Eindruck entsteht, als seien es nicht die Soldaten, die morden und welche Menschen töten, sondern als sei all dies nur Teil von "Gottes undurchschaubarem Plan". Ich bin ja alles andere als ein gläubiger Mensch, aber das ist Gotteslästerung!
                                              Als wüsste mensch, dass der liebe Gott im Kriege auf einer bestimmten Seite steht, und zwar je nachdem, wer gerade betet, auf dessen Seite.
                                              Man muss ja nicht gerade Jesu Bergpredigt gelesen haben, um zu wissen, dass Jesus Pazifist war, und dass man seine andere Wange hinhalten sollte, wenn man eine Watschen kriegt, anstatt zurückzuschlagen.

                                              Eine erste Ahnung, dass der ganze Film eine zurückgebliebene Attitüde vertritt, hatte ich, als der "Aufbruch" in der Früh so romantisch dargestellt wurde. Ich mein', ich liebe auch die Atmosphäre, wenn man noch vor Sonnenaufgang irgendwohin aufbricht, auf eine Reise oder so. Aber in den Krieg? In die Hölle? Zum Morden und Schlachten?

                                              Und als dann irgendwann zum zweiten mal die US-Flagge durchs Bild geweht ist, da war mir klar, dass der Film kein bisschen von dem Potenzial zu einer Friedensbotschaft ausschöpft, und dass der Protagonist sich keiner Wandlung unterzieht, sondern dasselbe Arschloch bleibt, das er zu Beginn gewesen ist, nur mit ein paar Menschen mehr auf dem Gewissen, der selbe scheiß uniformtragende Befehlsausführer.

                                              Ästhetisch muss man sagen, ist der Film wirklich nicht schlecht.
                                              Nur, manchmal ist keine Botschaft doch besser als eine Scheißbotschaft.
                                              Ästhetik/Atmosphäre/Umsetzung: 7,5/10
                                              Message: 0/10
                                              --> [(7,5)*1+0*3]/4 = 1,88

                                              Ich habe dann versucht, den Film in einem Gedicht zu verarbeiten. Ich deklamiere:

                                              »IHR WART KEINE HELDEN

                                              Dein Mann war ein Mörder
                                              und jetzt ist er gestorben
                                              Und du weinst

                                              Er ist für sein Land gestorben
                                              für sein Vaterland
                                              Und wäre er in einem anderen Land geboren
                                              dann hätte er für dieses Land gekämpft

                                              Er hat zum lieben Gott gebetet
                                              weil er ganz fest daran glaubt
                                              und er wusste
                                              dass Gott auf seiner Seite
                                              stehe und die Gegner hasse
                                              selbst wenn diese an ihn glaubten

                                              Da war dein Mann sich schon ziemlich gewiss

                                              Und wenn es Jesus gäbe
                                              und den lieben Gott
                                              dann wär dein Mann jetzt ziemlich in der Hölle
                                              Jesus sagte "lieb dein Feind!
                                              Halt die andre Wange hin!
                                              und nimm nie eine Waffe in die Hand!"«

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                                                In der Bulgarischen Hauptstadt? In Sofia? Was macht das Hotel denn da?

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                                                  Wow kranke Scheiße ich meine wenn ein Film es schafft, dass ich ihn nach 30 Minuten abbrechen will, weil er eh nicht über 4 Punkte kommen würde... und dann sitz ich am Ende da, Gänsehaut, blicke gebannt auf den weißen Abspann, kann mich nicht bewegen. Am Anfang dachte ich, nur unsympathische Menschen und warum machen die das und Ballett hat mich noch nie die Bohne gejuckt, und am Ende Gänsehaut, ich blicke gebannt auf den Fernseher, der weiße Abspann, ich kann mich nicht bewegen, in Trance, und ich bin mir ziemlich sicher, - UND DIE MUSIK! - dass die Ursache meiner Berauschtheit nicht der Augustiner Edelstoff sondern Darren Aronofskys umwerfende und selbst größte virile Machos mitreißende Inszenierung ist.

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                                                    "Wie wir noch ganz klein waren, da haben sie Krieg gemacht. Und als wir größer waren, da haben sie vom Krieg erzählt. Begeistert. Immer waren sie begeistert. Und als wir dann noch größer waren, da haben sie sich auch für uns einen Krieg ausgedacht. Und da haben sie uns dann hingeschickt. Und sie waren begeistert. Immer waren sie begeistert. Und keiner hat uns gesagt, wo wir hingingen. Keiner hat uns gesagt, ihr geht in die Hölle. O nein, keiner. Sie haben Marschmusik gemacht und Langemarckfeiern. Und Kriegsberichte und Aufmarschpläne. Und Heldengesänge und Blutorden. So begeistert waren sie. Und dann war der Krieg endlich da. Und dann haben sie uns hingeschickt. Und sie haben uns nichts gesagt. Nur - Macht's gut, Jungens! haben sie gesagt. Macht's gut, Jungens!"
                                                    - Wolfgang Borchert: Draußen vor der Tür

                                                    In der Filmvorbesprechung von "Unsere Mütter, Unsere Väter" in unserer Zeitung hieß es, der Film könne es mit "Der Soldat James Ryan" aufnehmen. Das ist natürlich Blödsinn, weil "Der Soldat James Ryan" pathetische Monsterkackscheiße ist.
                                                    Ein Deutscher Film. Über den Zweiten Weltkrieg. Ein... FERNSEH-Film.
                                                    Für die meisten Freunde der Filmkunst langt bereits die erste Information, damit sie beschließen, dass sie diesen Film niemals anschauen werden. Und hätte es nicht in der Zeitung geheißen, dass dieser Film (der vom Inhalt her zweifelsohne nur deutsch sein kann) geradezu hollywoodesk sei, hätte auch ich ihm alleine schon wegen des albernen Titels keine weitere Beachtung geschenkt.
                                                    Eine Fahrlässigkeit, der manch Moviepilot-Herumflamer, der sich selber als Polemiker der Nation, als die Stimme der "Cineasten" sieht, gerne geradezu töricht anheimfällt, ist es, einen solchen Film anzuschauen mit dem Vorsatz: Der Film ist absolut scheiße und ich guck den jetzt nur, damit ich dann einen schönen, narzisstischen Herumtrampelkommentar dazu verfassen kann und damit ich meine Hassfilmesliste endlich hämisch grinsend wieder um ein weiteres Machwerk bereichern kann. Würde man in jeden Film mit der Einstellung gehen, würde ja kein Film jemals die 5 Punkte knacken, sind wir ehrlich, oder?
                                                    Jetzt war der Film hier aber in der Tat gut. Ich frage mich zwar, warum man gute 270 Minuten nicht als Serie aufbaut, es gibt ja Serien mit 6 oder 7 Folgen pro Staffel, und eigentlich war ja der "Film" eine Serie, mit Cliffhangern und "Was bisher geschah" und so.
                                                    Eigentlich ist der Titel tatsächlich das einzige wahrlich Bescheuerte an diesem Film, zum Glück macht der Titel bei mir nie viel an der Bewertung aus und allenfalls, wenn er besonders gut ist. Was zählt, sind ja, höhö, die inneren Werte.
                                                    Auch wenn ein Steven Spielberg meint, man könne es riesig aufblähen, so ist ein US-amerikanischer Film über den zweiten Weltkrieg ja schnell erzählt: Die Deutschen tyrannisieren die Welt. Die Amis kommen nach Europa. Die Amis befreien Europa. Die Soldaten kämpfen quasi für'n guten Zweck. Zwischendrin haben sie aber noch ein paar Hindernisse. Die Soldaten sind Helden.
                                                    [ACHTUNG! EINSCHUB, DER NIX MIT DEM FILM ZU TUN HAT! Eigentlich sollte doch jeder Mensch spätestens nach dem Zweiten Weltkrieg endgültig begriffen haben, dass ein Befehlsausführer unmöglich ein Held sein kann. Denn wer tumb Befehle ausführt, der ermöglicht jederzeit den nächsten Holocaust. Und Soldaten sind Befehlsausführer par excellence.//EINSCHUB]

                                                    Das - wenn man so will, auch wenn's durchaus zynisch klingt - "Tolle" am deutschen Film... na ja, eher das EIGENTLICH Tolle, weil deutsche Filme, ja man muss es sagen, häufig nicht toll sind... also: Das potenziell Tolle am deutschen Kriegsfilm ist, dass man Soldaten zeigt beziehungsweise zeigen muss, die keineswegs für einen guten Zweck kämpfen, die irgendwann selber zweifeln an ihrem "Ziel", die gefangen sind in ihrer Nationalität und in der Armee und im Krieg. Soldaten, die entweder töten oder tot sind.
                                                    Menschen hinter den deutschen Waffen.
                                                    Dass amerikanische Soldaten auch nur Befehle ausführen, und dass amerikanische Soldaten, wenn sie im "falschen" Lande geboren wären, vermutlich auch nicht rebellieren und dessertieren würden, vergisst der US-Film vor lauter Fahnenschwenken und Patriotismus.
                                                    Er zeigt nur amerikanische Helden, aber er zeigt nicht etwa, wie es dazu kommen kann, dass "Schwächlinge" in einen Krieg ziehen, von dem sie eher nicht so viel halten, und als Killermaschinen wiederkehren; wie anfällig der durchschnittliche Mensch ohne besonders viel Intelligenz für Manipulation ist. Wie Menschen Menschen denunzieren, diffamieren, töten, Freunde.
                                                    Jetzt muss ein deutscher Film das natürlich aber auch erst mal schaffen und "Unsere Mütter, unsere Väter" schafft das.
                                                    Da exekutiert ein 20-jähriger Bursche einen 20-jährige Burschen, weil der in einem anderen Land mit einer anderen Armee geboren wurde. Da gibt es wenig Gnade. Keine so Happy-End-Rotze nach dem Motto "Während wahllos gemordet wurde, gibt es hier Helden und Verschonte, damit der Zuschauer doch noch ruhig schlafen kann".
                                                    Wie menschlich sind wir, wenn wir sonst selber draufgehen?
                                                    Ganz ohne prätentiös oder pathetisch zu werden, stellt "Unsere Mütter, unsere Väter" den Krieg erschreckend realistisch und nahegehend und eindringlich dar.
                                                    Wie Soldaten Tag für Tag im Schützengraben ein Stück mehr von ihrer Menschlichkeit, ihrer Unschuld ablegen.
                                                    Ich muss ehrlich sagen: es gibt nicht viele US-Filme, die mir ähnlich nahegingen. (Nur zu Beginn des dritten Teils schimmerte mal kurz die Deutschheit des Streifens durch.)
                                                    Na geht doch, deutsche Filmemacher! Ihr müsst nur wollen. Oder besser gesagt, liebe Rundfunkräte, liebe Produzenten: Warum habt ihr nicht öfters den Mut, ein bisschen mehr Schotter zu lockern, wenn es mal um ein Nicht-Schema-F-Projekt geht? Oder muss es dazu immer unbedingt irgendwas mit deutscher Vergangenheitsbewältigung zu tun haben?

                                                    Die Inszenierung war herausragend im wahrsten Sinne des Wortes. Keine konventionelle Scheiße, aber auch nicht zwanghaft "anders". Teure Kulissen und Action. Brillante Kameraführungen.
                                                    Und auch der Cast - normalerweise der letzte Stolperstein, praktisch das Stalingrad des deutschen Films - war hier sorgfältig auserlesen. In den Nebenrollen hatte man es zwar nicht immer mit Profis zu tun, aber das gibt's ja in fast jedem Film. Die Protagonisten wurden wirklich ausgezeichnet verkörpert, allen voran Ludwig Trepte als der Jude Viktor, Tom Schilling als Soldat Friedhelm und Miriam Stein als Lazarettschwester Charlie.

                                                    Das Schicksal der fünf Jugendlichen im Film steht exempelhaft für die Schicksale der "verlorenen Generation", der frühen 1920er-Jahrgänge.
                                                    Und er hat es geschafft, unserer jungen Generation die Erlebnisse unserer Urgroßeltern zumindest einigermaßen zu veranschaulichen. Ob man nun gerne deutsch ist oder nicht, aber wenn es um den zweiten Weltkrieg geht, kann man nicht so nonchalant wie die Amerikaner einfach einteilen: Nazis böse, müssen sterben, Amis töten Nazis, also gut. Denn die "Nazis", die da starben, waren, ob man nun will oder nicht, unsere Urgroßväter, und oft keine Nazis, sondern jugendliche Burschen, noch nicht mal erwachsen, die, gehörig manipuliert, vom versprochenen Endsieg träumten und keine weiteren Fragen stellten.
                                                    Der Film führt die Entwicklung vor: am Anfang kämpfst du fürs Vaterland, dann für deine Kameraden, dann tötest du nur, um selber zu überleben, und am Ende glaubst du trotz allen Zweifeln noch an den Endsieg: aus Angst vor der Bestrafung.

                                                    Ich möchte abschließend noch meinen Eltern danken, dass sie durch ihre GEZ-Zahlerei dieses große Kino (bzw. Fernsehen hehe) ermöglicht haben.

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