MCsebi - Kommentare
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Alle Kommentare von MCsebi
Dieses kleine A24-Hipster-Filmchen gehört audio-visuell sicherlich zu den ästhetischsten und schönsten Film-Erlebnissen des Jahres 2019. Ein klassischer Fall von "Every Frame a Painting". Das poetische Drama über einen jungen schwarzen Mann, der im gegenwärtigen San Francisco für das Haus seines verstorbenen Großvaters kämpft, ist dabei gar nicht an einer stringenten Geschichte interessiert. Ein Handlungsfaden ist zwar erkennbar, aber statt einer klassischen Dramaturgie sollte man sich viel eher auf ein Mosaik einstellen, das einen einzelnen Lebensabschnitt seiner Hauptfigur beleuchtet und die Einzelszenen lose miteinander verbindet. Wichtiger als konventionelles Storytelling ist Regisseur Joe Talbot (was ein stilsicheres Debüt!) das Einfangen eines Zeitgeist-Porträts, das präzise das Lebensgefühl einer Kultur und einer Generation wiederspiegelt. Handlung und Figuren treten dadurch jedoch oftmals arg auf der Stelle. Mit einem etwas fokussierterem Drehbuch und etwas weniger selbstzweckhafter Musikvideo-Stilistik - der warmen Schönheit der Bilder und des Soundtracks in allen Ehren - hätte das ein echtes Meisterstück werden können. Nichtsdestotrotz ist "The Last Black Man in San Francisco" ein völlig zu Unrecht untergegangenes Juwel, das mithilfe seiner fabelhaft unverkrampften Darsteller zusätzlich eine Liebes- bzw. Hasserklärung an eine Stadt darstellt. Fürs arthausige Zielpublikum mit das Beste seit Langem!
Pointiert schwarzer Humor; Score von Danny Elfman (enough said!); schrullige, lebensnahe Figuren; ein sich immer weiter zuspitzendes Drehbuch voller irrer Wendungen und hintergründiger Substanz; clever inszeniert; perfekt besetzt und gespielt. Quasi ein Coen-Film von Meister-Regisseur Sam Raimi, der hier neben "Spider-Man 2" sicherlich seine beste Arbeit abgeliefert hat, und zwar in ganz klassischem Erzähl-Kino, ohne seine typischen Spielereien. Man könnte "A Simple Plan" gar als den kleinen, etwas ernsteren Bruder von "Fargo" bezeichnen, wenn die beiden frostigen Thriller-Dramen sich nicht auf absoluter Augenhöhe begegnen würden. Im Minuten-Takt wechselt Raimi in seiner filmgewordenen Abwärts-Spirale über Moral, Misstrauen, Gier und Schuld zwischen absurder Komik, berührender Tragik (Danke Billy Bob Thornton!) und effektiver Hochspannung. Lediglich zum Schluss übertreibt das Werk es ein wenig mit einer ganz bestimmten, arg konstruierten Wendung, aber das ist nur ein äußerst kleiner Wermutstropfen. Ein Kultfilm durch und durch, der leider viel zu selten als solcher wahrgenommen oder gar komplett übergangen wird. Bitte ändern!
Diesen Film auf keinen Fall ansehen! Zumindest nicht so, dass die Macher dabei in irgendeiner Form unterstützt werden.
https://www.youtube.com/watch?v=uoCrhoM9ee4
Sich am digitalen Puls der Zeit bewegende, animierte Anarchie - so konsequent witzig, rasant und einfallsreich mit popkulturellen Anspielungen, Klischees und Versatzstücken jonglierend, dass es eine wahre Freude ist. Aber auch immer wieder mit satirischen Seitenhieben auf die manische Online-Gesellschaft gespickt, in denen man sich und sein Umfeld vermutlich mehr wieder erkennt als einem lieb ist. Nein, kein Meisterwerk. Nichts was die Jahrzehnte überdauern wird, oder einen noch Tage danach beschäftigt. Dafür hangelt sich das Ganze dann doch an viel zu oft gesehenen Storykonstrukten entlang. Und dennoch kann ich nicht sagen wann ich das letzte mal so einen Spaß bei einem Film hatte. Und das bunte, laute, schnelle Chaos muss sich trotz seiner Überladenheit eben nicht, wie ich es zunächst befürchtet hatte, den Vorwurf gefallen lassen, es habe kein Köpfchen und kein Herz; denn genau das hat es. Ein Film, der vor schrägem Humor, vor Kreativität, vor purer Fabulierlust förmlich explodiert, wortwörtlich von der ersten bis zur letzten Sekunde; selbst im Abspann sind der Liebe zum Detail keine Grenzen gesetzt. Und letztendlich verbirgt sich hinter der altbekannten Lobhudelei auf die Familiensolidarität genau das: Eine Ode an die Kreativität.
Passend zu meinem Profilbild: der berüchtigte melancholisch-nachdenkliche Gosling-Blick! Im Video ist nur "Drive" zu sehen (weil da ja besonders auffällig), aber das macht er ja auch in seinen anderen Filmen recht gerne. :)
https://www.youtube.com/watch?v=reJ0d73xrgk
>>Love, Death, & Robots: Ausgabe 2<<
Automatisierter Kundenservice (7,5):
Abstrakter Animationsstil trifft auf komödiantisches „Mensch vs Maschine“ Muster, bei der eine Rentnerin und ihr Hündchen gegen den außer Kontrolle geratenen Hausroboter ankommen müssen. Witzig, ideenreich und schnell. Sehr unterhaltsam!
Eis (5,5):
Im gewöhnungsbedürftigen kantigen Cartoon-Look wird eine düstere Dystopie von normalen und „gemoddeten“ Menschen (also Menschen mit besonderen Fähigkeit) und gigantischen Walen erzählt. Die auf einem windigen Eisplaneten angesiedelte Handlung lässt einen kaum in die eigentlich interessante Prämisse eintauchen und bietet außer nervigen Charakteren weder allzu viel Spannung noch Humor. Manche Bilder sind ganz cool, mehr nicht. Die schwächste Episode.
Jäger und Gejagte (8):
In enorm hochwertig-realistischer Animationsoptik taucht die düster-dystopische Story in eine Blade-Runner-ähnliche Welt ein, in der Menschen ewiges Leben erreicht haben. Um die Überpopulation zu vermeiden, besteht der dreckige Job des abgebrühten Protagonisten darin, die Kinder, die vereinzelt auf illegalem Wege noch geboren werden, zu finden und zu töten. Das hinterlässt jedoch Schäden an der Psyche des Mannes und er beginnt, das System zu hinterfragen. Ein hartes, trostloses Thrillerdrama mit sehr interessanter Grundidee, die zum Nachdenken anregt. Die längste und mit die beste Episode.
Snow in der Wüste (6,5):
Auch in dieser Episode verschwimmen die Grenzen zwischen Animation und Realaufnahmen. In der brutalsten und blutigsten Episode wird in einer Star-Wars-ähnlichen Welt auf einem trostlosen Wüstenplaneten von einem Einzelgänger erzählt, auf dem ein Kopfgeld ausgesetzt ist, da seine DNA die Unsterblichkeit und hyperschnelle Heilung ermöglicht. Gemeinsam mit einer mysteriösen Frau kämpft er sich durch die Kopfgeldjäger. Die klischeehafte Story aus Drama und Action verläuft nach Schema F, doch die wuchtige Optik und die interessante Prämisse (von der man mal wieder zu wenig sieht) entschädigen halbwegs dafür.
Im hohen Gras (7):
Ein Mann fährt nachts alleine in seinem Abteil sitzend mit einem Zug durch weitläufiges, nur von meterhohem Gras bewuchertes Land, als der Zug plötzlich eine Panne hat und zum Stillstand kommt. Während der Mann draußen darauf wartet, dass es weitergehen kann, entdeckt er merkwürdige, sich bewegende Lichtquellen im Gras. Von Neugier gepackt, taucht er ins mannshohe Grün ein. Von der gewohnten technischen Dystopie befreit, erzählt diese Episode vielmehr ein kleines Horrormärchen, das sich im 19. Jahrhundert ansiedeln könnte. Der Stop-Motion-ähnliche Animationslook ist angenehm schlicht und die Story relativ spannend, wenn auch überraschungsarm.
Bescherung (7,5):
Die kürzeste Folge dekonstruiert in einer Mischung aus Horror und Komödie das ach so freundliche Erscheinungsbild des Weihnachtsmannes, als zwei junge Geschwister in der Weihnachtsnacht durch ein Geräusch geweckt werden und sich ins Wohnzimmer schleichen, um ihren weißbartigen Helden in Aktion zu erleben. Der Inhalt kontrastiert sehr schön die kindlich-süße Animationsoptik und diese etwas andere Christmas-Story zaubert einem ein breites Lächeln ins Gesicht.
Rettungskapsel (6,5):
In erneut fotorealistscher Animation wird Michael B. Jordan in einen nervenzerrenden Kampf in einer leeren Rettungsstation auf einem kargen Planeten mit einem hundeähnlichen, auf Bewegung reagierenden Roboter geschickt. In Rückblicken wird gezeigt, wie es zu dieser Situation kam. Auch hier also wieder „Mensch vs Maschine“, aber diesmal als bierernster und harter Thriller. Nicht gerade originell, für die einmalige Sichtung aber sicherlich spannend genug.
Der ertrunkene Riese (8):
In Großbritannien wird eine überdimensionale nackte Leiche eines jungen Mannes an den Strand gespült. Bis auf die Größe sieht er unserer Spezies haargenau ähnlich. Aus Sicht eines zurückhaltenden Wissenschaftlers wird die Entwicklung geschildert, die der riesige Körper über Monate hinweg durchmacht. Die ruhigste, nachdenklichste und unspektakulärste Episode ist gleichzeitig die beste. Frei von futuristischem Schnickschnack wird die Geschichte in fotorealistischer, entsättigter Animationsoptik in der Gegenwart angesiedelt und wirft Fragen über Zerfall, Vergänglichkeit und den rücksichtslosen menschlichen Umgang mit unserer Umwelt auf.
Fazit:
„Love, Death & Robots“ bleibt sich seiner Linie treu und wirkt nach wie vor wie eine weniger intelligente, weniger gesellschaftskritische Animations-Version von „Black Mirror“, bei der die beeindruckende Technik gerne den relativ mageren Inhalt verdrängt. So schaffen es von den acht Episoden lediglich zwei etwas Tiefgang aufkommen zu lassen. Bei Staffel 2 ist der unnötig übermäßige selbstzweckhafte Gebrauch von Erwachseneninhalten wie Titten, Schimpfwörtern und Blut glücklicherweise nicht mehr ganz so präsent wie beim Vorgänger, aber auch hier stört manchmal, dass die Episoden so kurz sind, dass sie uns kaum in ihre Welten eintauchen lassen können und oft nur an der Oberfläche kratzen. Auch wenn die zweite Ausgabe nur acht statt achtzehn Episoden beinhaltet und die Vielfalt etwas darunter leidet, würde ich beide vom Niveau her auf demselben Level ansiedeln; die Stärken und Schwächen haben sich nicht großartig verschoben. Love, Death & Robots ist nach wie vor optisch sehr beeindruckend, kurzweilig und abwechslungsreich, aber eben auch nicht immer besonders clever. Staffel 3 darf trotzdem gerne kommen!
Meine Top 3:
1. Der ertrunkene Riese
2. Jäger und Gejagte
3. Automatisierter Kundenservice
Das ist alles kompletter Bullshit. Was hat denn Moviepilot hier wieder verzapft?! Diverse Quellen widerlegen das. Schaut einfach mal hier, mehr muss man dazu nicht sagen:
https://m.youtube.com/watch?v=dQw4w9WgXcQ
Aus welchem Grund auch immer kann man auf Moviepilot keine Kommentare zu Persönlichkeiten mehr schreiben, deswegen mal hier: Wie Darren Criss nicht spätestens nach "The Assassination of Gianni Versace" karrieretechnisch explodieren konnte, ist mir ein Rätsel. Ich kannte ihn vorher ehrlich gesagt selbst nicht, aber was er hier als schwuler psychopathischer und genauso hassens- wie bemitleidenswerter Serienmörder mit ebenso sensiblen wie beängstigenden Facetten abliefert, ist echt der Wahnsinn. Das alleine macht die Staffel bereits allemal sehenswert. Ich werde seinen Werdegang auf jeden Fall weiter verfolgen und wünsche ihm den verdienten Durchbruch in Hollywood. Dicke Empfehlung an alle, einen Blick in die Serie zu werfen, um ein oft übersehenes Schauspiel-Talent zu entdecken!
Trotz relativ uninteressanten Figuren, teilweise banalen Dialogen und einem Skript, das selbst die kurze Laufzeit etwas zu lang wirken lässt, kann ich diesem ambitionierten Arthouse-Streifen kaum böse sein, denn: Er sieht fantastisch aus und hört sich auch genauso an! Solche edlen Bilder sieht man nicht oft in deutschen Produktionen und ich ziehe meinen Hut vor Kamerafrau Jieun Yi, Beleuchtung und Postproduction. Xaver Böhm hat mit seinem melancholisch-komischem Regie-Debüt zumindest audiovisuell stark abgeliefert. Wer sich also einfach mal 82 Minuten lang in einem Meer aus glimmenden Farben und hypnotischen Klängen treiben lassen möchte und dabei seine Erwartungen an Story und Charaktere senkt, der sollte diesen bunten kleinen WTF-Trip durchs nächtliche Berlin nicht ablehnen.
PS: Hier wäre ich sogar ausnahmsweise mal FÜR ein US-Remake.
Schon vor Jahren habe ich mir ausgemalt, wie entsetzlich es sein muss, sowohl blind als auch taub zu sein. Die beiden wichtigsten Sinne zu verlieren, in eine Welt aus Stille und Dunkelheit verbannt zu werden. In solchen Momenten wurde mir immer bewusst, wie dankbar ich sein darf, dass alle meine Sinne noch funktionieren. Andere haben dieses Glück nicht. Doch wie nimmt man die Welt wahr, wenn Sinne wegfallen? Schätzen wir die übrig gebliebenen Sinne umso mehr? Nehmen wir sie intensiver wahr? Wie essen wir? Wie hören wir Musik? Wie lieben wir? Und inwiefern verändert die eingeschränkte Perspektive unser Weltbild?
Mit diesem gleichermaßen beängstigendem wie auch faszinierendem Gedankenexperiment befasst sich „Perfect Sense“ des britischen Regisseurs David Mackenzie, indem die Menschheit im Stile einer Epidemie eine Sinnesfähigkeit nach der anderen verliert. So weit entfernt von einem Virus-Thriller wie nur möglich, erzählt Mackenzie im Kern eine Liebesgeschichte, die mit poetischen Tönen auf Liebe an sich heruntergebrochen wird, frei von Sinneswahrnehmung wie Optik, Stimme oder Geruch. Zwei ineinander geschlungene, jeglicher Sinne beraubte Menschen sind auf den ersten Blick eben auch nur ganz normale Liebende. Das ganze Drumherum wird zwar glaubhaft angerissen, aber Mackenzie verliert eben nie seinen Blick fürs Wesentliche, für seine beiden Hauptfiguren, was seinen Film auch so vollkommen und rund wirken lässt, trotz oder gerade wegen der kurzen Laufzeit. Die ruhige, äußerst sensible Inszenierung, die das weltweite Ereignis weitestgehend auf zwei Menschen herunterbricht, hätte dem Drama dabei kaum besser tun können und so entfalten die entsättigten, mal sanft, mal wackelig eingefangenen Bilder auch in technischer Hinsicht, trotz geringem Budget, eine enorm bedrückende Wirkung.
Zu behaupten, „Perfect Sense“ sei ein Film über unsere Wahrnehmung der Welt und über das menschliche Wesen an sich ist nicht einmal eine Übertreibung. Solch wuchtige Themen so unprätentiös und ohne verschwurbelte Esoterik vorzutragen, ist bereits eine Kunst für sich. Gerade der Umstand, dass das Drama, welches von Max Richters Tanz auf der Klaviatur mal wieder grandios-herzzereißend untermalt wird, es perfekt versteht, Sinne zu audiovisualisieren, macht den Film so einfühlsam. Etwa wenn längst verloren geglaubte Kindheits-Erinnerung bei einem beiläufig eingefangenen, nur sporadisch aufblitzenden Geruch hochsprudeln; im Film vermittelt durch ebenso kurzzeitig aufblitzende Bilder alter Familienfotos. Oder wenn Musik sich nicht nur hören, sondern durch Schwingungen in der Luft auch spüren lässt, szenisch schön dargestellt durch gehörlose Menschen, die sich ganz dicht an ein Orchester drängen, um keine Schwingung zu verpassen. Gewisse Bilder und Töne können außerdem automatisch Gerüche in uns hervorrufen, wie im Film durch eine Straßenkünstlerin, die bei geruchslosen Passanten mittels Geigentönen und Worten Gerüche simulieren möchte. Jeder kennt diese sinnesübergreifenden Momente, die sich schwerlich in Worte fassen lassen. „Perfect Sense“ scheint geradezu prädestiniert als Diskussionsgrundlage für Sinnesforscher und Synästhesisten. Man fragt sich unweigerlich selbst: Wenn ich das letzte mal riechen könnte, welchen Geruch würde ich wählen? Welche wäre meine letzte schmeckbare Mahlzeit? Was soll das letzte sein, was ich hören werde? Und wenn ich das letzte mal sehen könnte, welcher Person würde ich als letztes in die Augen schauen?
Wie dem Film es gelingt, diese philosophischen Konstrukte mit einer ehrlich wirkenden Liebesgeschichte zu kombinieren, die mit einer wunderbaren Chemie von Ewan McGregor und Eva Green vorgetragen wird; das ist wirklich ganz großes (kleines) Kino. Ich weiß nicht, wann mich zuletzt ein Film so über das Leben, über den Wert unserer Sinne, über uns Menschen nachdenken ließ. Ich weiß nicht, wann mich das letzte mal ein Film dermaßen emotional aufgewühlt hat. Im Abspann entließ er mich schließlich nur noch als Tränen-Wrack. Besonders die letzten fünf Minuten gaben mir den Rest; Inmitten einer Welle euphorischen Glücks, die die Menschheit kollektiv nach der Trauer, der Angst und der Wut ein letztes mal erleben darf, bevor die Welt in stille Dunkelheit abtaucht, treffen zwei Liebende die Entscheidung, was das Letzte sein soll, was sie zu sehen bekommen. Nur wenige Film-Enden bisher fingen die ambivalenten Gefühle „Schönheit“ und „Tragik“ so eindrucksvoll und spannend ein wie dieses.
Wenn es dann endgültig schwarz ist, steht die finale Frage im Raum: Was nun? Wird die Menschheit wieder eine Lösung finden und sich den Gegebenheiten anpassen wie bisher? Oder ist ihr Untergang nun vollständig besiegelt? Ist menschliches Leben ohne Sinne möglich? Und vor allem: Ist es sinnvoll?
Was bleibt von einem Menschen überhaupt übrig, wenn er jegliche Sinneswahrnehmung verloren hat? Von außen betrachtet ist er immer noch da. Aber aus seiner eigenen Perspektive existiert nur noch sein Bewusstsein, seine eigenen Gedanken. Es gibt keine Umwelt mehr für ihn, die er auf irgendeine Art und Weise wahrnehmen könnte. Ein gleichermaßen beängstigender wie auch faszinierender Gedanke, der einem durchaus Kopfschmerzen bereiten kann, wenn man sich zu lange mit ihm beschäftigt. „Perfect Sense“ beantwortet all diese Fragen sehr klug: Nämlich gar nicht, und überlässt es dem Zuschauer, Antworten ganz für sich selbst zu finden.
Es ist einer dieser auf den ersten Blick unscheinbaren Filme, die aber wahnsinnig viel zu erzählen haben. Die einem, wenn man es zulässt, ganze Gedankenwelten öffnen. Die zu einer ergreifenden Gefühls-Reise einladen, die man nicht so schnell vergisst. Dass die europäische Ko-Produktion dabei sowohl als Science-Fiction-Experiment als auch als metaphorische Parabel funktioniert, macht sie umso beeindruckender. „Perfect Sense“ schildert sowohl auf todtraurige wie auch gnadenlos hoffnungsvolle Weise, wie Sinne, Emotionen und Liebe uns nicht nur leiten, sondern uns überhaupt erst zu Menschen machen und dass wir, trotz aller Differenzen, doch alle irgendwie im selben Boot sitzen. Und letztlich ist „Perfect Sense“ ein Film, der es vermag, ein kleines bisschen die Art zu ändern, wie wir die Welt sehen. Hören. Riechen. Schmecken. Und fühlen.
Kanns kaum erwarten bis der Artikel wieder unter "Beliebt 🔥" gelistet wird!
Ich bin dafür, dass wir alle kollektiv mit 10 bewerten. Ich fang dann mal an.
Spread the news!
(Wäre schon etwas peinlich, wenn keine Sau mitziehen würde, aber das Risiko gehe ich jetzt einfach mal ein.)
Dieser Kommentar dient als Selbstzweck.
Der hier auch.
Steven Spielberg, Regisseur von Filmen wie "Schindlers Liste" und "Der Soldat James Ryan", hat seinen düstersten und schmerzlichsten Moment also in der Szene, in der Tom Cruise ein Erdnussbutter-Sandwich gegen eine Scheibe pfeffert? Okay, da steckt vielleicht mehr hinter als auf den ersten Blick ersichtlich, aber mich hat die Szene eher zum Schmunzeln gebracht. Ich glaube Scary Movie 4 hat aber auch eine Teilschuld daran, dass ich diesen eigentlich guten und düsteren Film in manchen Teilen nicht mehr ernst nehmen kann...
Dass sich ausgerechnet Legolas und Gimli dieselbe Screentime teilen müssen, ist schon geil :D
"Der zählt trotzdem nur als eine Minute!"
Und Moviepilot hat ein Maria-Problem.
Was "Mörderischer Vorsprung" so kompakt und rund macht, ist seine konsequente Geradlinigkeit. Der Film von Roger Spottiswoode beginnt exakt in der Sekunde, in der der Thriller-Plot startet und endet genau dann, wenn dieser vorbei ist. Kein Gelaber, keine ausführliche Exposition, keine Hintergrund-Ausleuchtung, sondern 0 % Fett und immer mittenrein ins Geschehen. Nie macht der Action-Film, der trotz aller Härte auch den ein oder anderen gelungenen Gag (Stichwort Elch) besitzt, auch nur den Anstand, seine vorgegebenen Thriller-Pfade zu verlassen und ausschweifend zu werden. Das ist in Zeiten, in denen das Kino gefühlt immer experimenteller wird, erfrischend angenehm und dennoch mit ausreichend Spannung zu verfolgen und geht gerade aufgrund der konzentrierten Regie und dem flotten, aber nie hektischen Pacing runter wie Öl. "Mörderischer Vorsprung" tut es ungemein gut, dass er gar nicht erst den (vermutlich eh scheiternden) Versuch unternimmt, Tiefgang zu entwickeln. Denn auch wenn die Komplexität der Figuren auf ein Minimum reduziert wird, fällt das nie negativ ins Gewicht, da diese durch die überzeugenden Darsteller (Sydney Poitier, Tom Berenger, Kristie Alley, Clancy Brown) ihre Funktion für den Plot voll und ganz erfüllen. Für Abwechslung ist auch gesorgt, denn von der weitläufigen Großstadt, bis hin zum Survival-Drama in den Bergen und schließlich zum beengten Showdown auf einer Fähre auf offener See erstreckt sich die clevere Verfolgungsjagd über ein facettenreiches Terrain. Für erzählerische Durststrecken bleibt da kaum Zeit. Gerne verzeiht man dann auch die ein oder anderen zum Schmunzeln einladenden 80er-Klischees oder dass das Werk es mit Realismus nicht so genau nimmt (Die viel zu schnell entstehende Schneehöhle zBsp). "Mörderischer Vorsprung" ist eine leider etwas in Vergessenheit geratene, hochkonzentrierte Thriller-Perle, die sich allemal nochmal auszubuddeln lohnt.
Im Gefecht der Kontroverse wurde schon genug gesagt, deswegen nur eine kleine Anmerkung zu meiner Punktzahl: Ich bewerte hier immer noch einen Film. Nicht die USA. Nicht den Irakkrieg. Nicht Eastwoods krudes Bild von diesem. Und auch nicht die Person Chris Kyle an sich. Nur den Film. Und ich denke, wenn man das schafft, kann man feststellen: "American Sniper" ist gar nicht so übel.
Grotesk, witzig, rührend, unheimlich - oft alles auf einmal. "I am thinking of ending things" ist eine manchmal anstrengende, aber durchweg faszinierende Wundertüte von einem Film, mit einem Drehbuch, das einfach nicht aufhören will, zu überraschen. Ich würde den Film ja gerne als unkonventionell oder experimentell bezeichnen, aber das wäre die Untertreibung des Jahrzehnts. Klar, irgendwie gibt's eine Story (Mädchen besucht zum ersten mal Eltern des neuen Freundes), aber das ist natürlich nur die oberste, dünnste Schicht eines ungeheuer vielschichtigen Werkes und dient im Grunde nur als metaphorischer Aufhänger für eine philosophische Odyssee durch die Zeit. Jedem, der unbedingt eine nachvollziehbare Story in einem Film braucht, sei von der Sichtung dringend abgeraten.
Für alle anderen gilt: einfach fallen lassen. Man wird als Zuschauer nicht an die Hand genommen, sondern mal mehr, mal weniger sanft von einer merkwürdigen Situation in die nächste geschubst. Und irgendwie scheint alles zusammen zu hängen, man kann nur nicht erklären, wie. Motive werden immer wieder aufgegriffen, dann fallen gelassen, nur um anschließend völlig verdreht zu werden und erneut aufzutauchen. Ein übergeordnetes Thema lässt sich nur schwer ausmachen, "I am thinking of ending things" ist irgendwie ein Film über alles: angespannte Beziehungen, Zwischenmenschlichkeit, Zukunftsängste, das Altwerden, Einsamkeit, Heimweh, das Verhältnis von Leben und Tod. Beinahe wirkt es so, als blicken wir in den Kopf eines geistig verwirrten, melancholischen aber hochintelligenten Menschen. Und wahrscheinlich tun wir das auch.
Ob es in all diesem konfusen, sprunghaften Durcheinander einen Sinn gibt, sei mal dahingestellt, aber schon nach der Hälfte des Films habe ich aufgegeben, denn ich hatte das Gefühl, dass es Regisseur Charlie Kaufman gar nicht so sehr darum geht, etwas zu verstehen, und vielmehr darum, die einzelnen Fragmente und evozierten Denkanstöße zu erkennen und emotional auf sich wirken zu lassen. Die philosophischen, teils banalen, teils tiefgründigen Dialoge über Literatur, Poesie, Filme, das Leben, Gott, die Welt, suizidale Insekten, zu süßes Eis (und, und, und), und die verrückten, hochkreativen Bilder und Ideen, die Kaufman bis zum Anschlag in diesen Film stopfte, reichen außerdem aus, um die gesamte Laufzeit über einen unerklärlichen Sog auf den Zuschauer auszuüben.
Dazu trägt auch der fabelhafte Cast bei: was Toni Collette und David Thewlis als völlig verschrobenes Farmer-Ehepaar hier abliefern, ist an Skurrilität kaum zu überbieten und während Jesse Plemons überzeugt, meistert Jessie Buckley, durch deren Augen wir das mysteriöse Treiben wahrnehmen, ihre anspruchsvolle, dauerpräsente Rolle mit Bravour. Dass der Film dabei keine Genre-Grenzen kennt und munter von Drama zu Psychothriller zu Roadmovie zu Kammerspiel zu Romanze zu Musical (!) springt, macht den Film nicht gerade weniger rätselhaft.
Wen wundert's: Kaufmans Filmografie schmückt sich mit Filmen wie "Synecdoche, New York", "Being John Malkovich", "Adaption", "Anomalisa" oder "Vergiss mein nicht". Alles ebenso verkopfte, aber auch hochinteressante Gedankenexperimente. "I am thinking of ending things" reiht sich da nahtlos ein, und ist dennoch wiederum etwas ganz und gar Einzigartiges.
Ein nur schwer zu greifendes, und - wie man vielleicht merkt - noch schwerer zu beschreibendes Werk, bei dem eigentlich jede Wertung nachvollziehbar ist. Maximal verwirrend, manchmal sogar anstrengend und banal, aber immer wunderbar geschrieben, gespielt, gefilmt und inszeniert - schlicht ein großes Kaufman'sches Filmrätsel, das noch lange nachhallt.
Hallo! Mein Name ist Sebi, ich bin 21 Jahre alt und ich liebe Filme wirklich, wahrscheinlich bin ich ein Cineast...
https://m.moviepilot.de/myprofile
[...] Ein paar müde Schmunzler, ein uninspirierter Thrillerplot und der gefährliche Eindruck, dass geistige Störungen ja gar nicht so schlimm sind und sogar lustig sein können – viel mehr bleibt nicht hängen von der harmlosen Gute-Laune-Komödie "Das Traum-Team", deren durchaus vorhandener Charme einzig und allein aus den spielfreudigen Darstellern und der interessanten Ausgangslage hervorgeht. Prädikat: Ganz nett. Aber wir alle wissen ja, vom wem “nett” die kleine Schwester ist.
Die vollständige Kritik gibt's hier:
https://www.filmtoast.de/das-traum-team/
[...] Gus Van Sant hält sich mit seiner recht unspektakulären Regie zurück und macht damit die Bühne frei für zahlreiche denkwürdige Dialoge und gleich mehrere großartige Darsteller, allen voran Robbin Williams. Dass das Werk immer wieder autobiografisch gefärbt ist, macht es umso authentischer. "Good Will Hunting" ist klug, witzig, rührend und trotz aller Tragik optimistisch. Ein Film, der einem noch viel über das Leben erzählen kann.
Die vollständige Kritik gibt's hier:
https://www.filmtoast.de/good-will-hunting/
[...] Sidney Lumet schaffte 1957 mit seinem Regiedebüt "Die zwölf Geschworenen" ein genial konstruiertes Kammerspiel. Die simple, geradezu an Theater erinnernde aber schweißtreibende Prämisse sorgt im Einklang mit geschliffenen Dialogen und überzeugenden Darstellern für eine klaustrophobische Spannung, die auch nach über 60 Jahren nichts von ihrem Glanz verloren hat. Außerdem stellt der Film ein großartiges psychologisch ausgefeiltes Lehrstück über Gruppendynamiken und Rollenverhalten dar. Da verzeiht man auch gern, dass manche auf Spannung ausgelegte Konflikte etwas konstruiert wirken. "Die zwölf Geschworenen" ist ein Paradebeispiel dafür, wie viel man mit geringen Mitteln erreichen kann und zurecht ein zeitloser Klassiker!
Die vollständige Kritik gibt's hier:
https://www.filmtoast.de/die-zwoelf-geschworenen-1957/
Naiv, Rührselig, simpel, klischeehaft, harmlos - und dann unterm Strich doch so charmant und süß, dass man dem Film unmöglich böse sein kann. Dazu trägt neben den berührenden Darstellerleistungen und den stellenweise magischen Bildern vor allem die ergreifende Musik bei. Und wenn man dann in der allerletzten Szene dem fabelhaften Knirps Freddie Highmore in die tieftraurigen Augen guckt, gefolgt von dem Satz "Ich hab dich lieb, Peter" (inzwischen sogar zum Meme geworden), dann ist es auch um mich geschehen und der Kloß im Hals nimmt gefühlt Fußball-Größe an. Ach menno, immer diese Tränenzieher. So manipulativ. Und auch noch erfolgreich damit :'(