MCsebi - Kommentare
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Alle Kommentare von MCsebi
Stimmungstechnisch ist das Ding lupenrein. Die albtraumhaften Trommel- und Streicherklänge in Kombination mit den düster-dreckigen Bildern ergeben eine äußerst unbequeme Atmosphäre, die von der ein oder anderen fingernägelaufrollenden Gewaltspitze unterstrichen wird. Leider hat Evans fünfter Langfilm nicht nur die inszenatorischen Stärken seiner THE RAID Filme geerbt, sondern auch dessen erzählerischen Schwächen, was hier jedoch deutlich mehr ins Gewicht fällt als in den beiden reinrassigen Actionfilmen. Dem gesamten Drehbuch mangelt es an Konzentration, an Struktur. Plötzlich werden ohne erkennbaren Grund die Nebenstränge in den Vordergrund gerückt, während interessantere Aspekte lediglich angerissen und wieder losgelassen werden. Die Figuren bleiben blass, die Geschichte nimmt so gut wie nie Fahrt auf, verwirrt stattdessen eher und verheddert sich in ihren eigenen Fäden. Und welchem Genre sich der Film letztendlich zuordnen lässt, scheint er selbst nicht ganz zu wissen. APOSTLE ist ein Stückwerk mit guten Einzelelementen, die im Gesamtbild aber nicht zusammen passen wollen. Evans scheint (noch) kein begnadeter Erzähler zu sein und sollte sich vielleicht doch eher auf das Actionkino fokussieren. Denn bezeichnenderweise sind die Momente des Films die stärksten, in denen er sich aus seiner Starre löst und tatsächlich so etwas wie Dynamik entwickelt. Diese sind aber so selten und kurz, dass das Negative deutlich überwiegt und APOSTLE letztendlich nicht der Knaller ist, den ich mir vom durchaus talentierten Regisseur erhofft hatte.
Als gäbe es nicht schon genug davon, haut Netflix mal eben einer der besten Serien des Jahres raus! Heutzutage findet man keine sinnvoll eingesetzten Jumpscares mehr und Katzenbabys können nicht creepy sein? Wer das behauptet hat sich noch nicht ins HILL HOUSE verirrt. Als ich so nachts alleine in meinem finsteren Zimmerchen vor meinem Laptop hockte, ist mir jedenfalls mehr als ein mal das Herz in die Hose gerutscht. Und mein Gott, hab ich die Serie verschlungen! Jedes mal, wenn ich mir fest vorgenommen habe, aufzuhören, habe ich doch noch eine Folge geguckt. Und plötzlich ist es fünf Uhr morgens. Good bye, Schlafrythmus.
Jedenfalls warten die (unblutigen) Schreckensmomente mit der ein oder anderen innovativen Idee auf und sind größtenteils wirklich furchteinflößend (Der Mann mit Hut!), halten sich aber in bester Oldschool-Manier jederzeit so zurück, dass das vor Spannung verzerrte Gesicht des Zuschauers nicht Gefahr läuft, in ein Schmunzeln überzugehen, wie das bei Conjuring und Konsorten speziell gegen Ende gern der Fall ist. Der Horror resultiert größtenteils aus der unbequemen Atmosphäre, und viele Dinge finden bei dem Zuschauer im Kopf statt, besonders wenn sich die Serie in äußerst bildlichen Erzählungen, welche von den durch die Bank brillanten Darstellern immer wieder mal aufgesagt werden, voll und ganz auf die Vorstellungskraft des Betrachters verlässt. Das sind die Momente, in denen einem ein wahrer Schauer über den Rücken läuft. Wenn es dann aber doch zu Jumpscares kommt, dann aber so richtig. Oftmals sind diese so gemein, so originell und so unerwartet platziert, dass einem spürbar das Herz stehen bleibt. Ich würde mich selbst als relativ abgebrüht bezeichnen, wenn es um den Gruselaspekt geht, aber SPUK IN HILL HOUSE hat es in vielen Momenten wirklich geschafft, mich nach langer zeit wieder das Fürchten zu lehren.
Dennoch ist SPUK IN HILL HOUSE keine reine Horrorserie, sondern vielmehr ein großartig gespieltes (auch von den Kinderdarstellern!) und exzellent bebildertes Familienporträt mit erstaunlich viel Tiefgang. Der Horror wird eher häppchenweise serviert und verdrängt nie den Plot und seine Figuren. Die Serie kreiert zahlreiche Momente, die einem eine wahrhaftige Gänsehaut über den Körper jagen, sei es durch Grusel oder emotionale Ergriffenheit. Folge 6, der vorläufige Höhepunkt, ist eine einzige inszenatorische Meisterleistung mit der wahrscheinlich spannendsten Plansequenz, bei der ich mich je am Sessel festkrallen durfte. Und so sehr ich als Junge auch mein stereotypes Männlichkeitsbild aufrecht erhalten möchte, so bin ich doch ehrlich genug, um es zuzugeben: bei den allerletzten Szenen ist die ein oder andere Träne geflossen. Denn ich wusste, jetzt heißt es Abschied nehmen von den Figuren, die ich über die stolzen 600 Minuten in mein Herz geschlossen habe. Und irgendwie gilt das auch für dieses Haus, das im Prinzip als der heimliche Hauptdarsteller der Serie fungiert und von dem man aufgrund seiner finsteren Anziehungskraft, ähnlich wie die Charaktere, nur schwer wieder loskommt.
Lediglich zum Finale hin verrennt sich die Serie ein wenig, wirkt stellenweise bedeutungsschwanger und pathetisch und auch der Gruselfaktor ist deutlich niedriger, weshalb es nicht ganz zur Höchstwertung reicht. Aber selbst in ihren schlechtesten Momenten kann man die Serie unmöglich als schlecht bezeichnen. Denn zu 95 % ist sie nach wie vor fabelhaft.
Ich könnte jetzt noch ewig weiter über Mike Flanagans (den Namen merk ich mir!) Serienmeisterstück schreiben, aber da ich diesen Text nicht zu lang werden lassen will, ziehe ich hier einfach mal einen Schlussstrich und sage: Schaut euch SPUK IN HILL HOUSE an. Denn so langweilig der Titel auch klingen mag - ihr verpasst sonst etwas ganz und gar Außergewöhnliches.
Prädikat: Besonders Unheimlich! Und tatsächlich noch so vieles mehr. Unbedingt ansehen!
PS: Wer während des Sehens immer mal wieder aufmerksam auf den Hintergrund achtet, dem fallen ab und zu ein paar Eastereggs auf, bei denen man automatisch kurz die Luft anhält, wie ein bleiches Gesicht, das aus einer dunklen Ecke hervorlukt, oder eine Statue, deren Kopf plötzlich in eine andere Richtung schaut...
DIE FLIEGE ist ein Horrordrama von David Cronenberg aus dem Jahr 1986 mit Jeff Goldblum und Geena Davis in den Hauptrollen. In dem Remake des gleichnamigen 58er-Klassikers von Kurt Neumann erfindet der ambitionierte Wissenschaftler Seth Brundle eine Teleportationsmaschine, die er eines Tages in betrunkenem Zustand an sich selbst ausprobiert. Dabei merkt er nicht, wie sich eine Fliege in die Teleportationskammer verirrt hat und dass sich bei dem Vorgang seine DNS mit der der Fliege vermischt hat. Zunehmend verzweifelt die Journalistin und Brundles Geliebte Veronica daran, dass sich Brundles Körper wie auch sein Charakter immer mehr verändern...
Cronenbergs Bodyhorror ist faszinierender Ekel vom Feinsten, dessen Effekte nach wie vor beeindruckend sind. CGI hätte nicht ansatzweise denselben schockierenden Effekt gehabt wie es hier der Fall ist. Neben dem geradlinigen Plot, welcher niemals ausschweift und genau im richtigen Moment endet, sind es vor allem die Darsteller, die das Werk immer noch so sehenswert machen. Gerade Jeff Goldblums Transformation vom introvertierten Forscher zum abstoßenden, langsam dem Wahnsinn verfallenden Mensch-Fliegen-Gemisch ist absolut überzeugend. Noch dazu lässt die Geschichte mehrere Interpretationen zu. So kann man das Ganze als Warnung vor dem größenwahnsinnigen Forschungsdrang der Menschheit betrachten. Oder tief im Kern als tragische Liebesgeschichte, die einen überraschend ergreifenden Schlusspunkt zu bieten hat. Wer weiß, vielleicht lautet die Moral auch schlicht: Alkohol führt zu unüberlegtem Handeln ;). Fest steht jedoch, dass es sich bei dem Werk nicht um eine Eintagsfliege, sondern um einen Film handelt, den man so schnell nicht vergisst. Da sieht man auch gerne über die üblichen 80er Klischees, wie der etwas kitschig geratenen Romanze, hinweg. Die drei Jahre darauf erschienene Fortsetzung ist hingegen der reinste Fliegenschiss, aber das lässt den Erstling natürlich nicht weniger schlecht dastehen.
Fazit: Toll gespielt, großartig getrickst, äußerst kurzweilig und facettenreicher als man zunächst annimmt. Dazu noch ein paar Liter glitschige Säfte, deformierte Körper und eine Prise schwarzer Humor und fertig ist ein waschechter Cronenberg!
[...] Die Kraft dieses Thrillerdramas steckt dabei in seiner Ruhe und seinen Dialogen. Gerade die Interviews mit den Psychopathen sind teilweise so perfide und makaber, dass eine starke subtile Grundspannung von ihnen ausgeht. Die Befragten wirken teils eher harmlos, freundlich und gebildet. Besonders Ed Kemper, hervorragend verkörpert von Cameron Britton, wirkt wie ein sanftmütiger Riese, der keiner Fliege etwas zu Leid tun könnte. Als er jedoch anfängt, in sachlichem Tonfall davon zu berichten, wie er seiner Mutter den Kopf abgetrennt und damit Oralverkehr ausgeübt hat, wird erst deutlich, wer einem hier gegenüber sitzt. Wenn Agent Ford und Agent Tench sich bei lockerer Atmosphäre und Gelächter eine Pizza mit jenem Menschen teilen, ist die Absurdität des Geschehens perfekt, welche den grauenvollen Taten der Mörder ein Stück weit das gibt, was sie selbst darin sehen: Normalität. [...]
Die vollständige Kritik gibt's hier:
https://movicfreakz.de/mindhunter-staffel-1/
"Zum 50. Geburtstag - Warum Will Smith in den 90ern genauso aussah wie jetzt"
Das ist zwar sehr bedauerlich, aber der Satz "Ich denke auch, dass man manchmal etwas zu viel des Guten machen kann" zeugt von Mut, den die meisten Hollywood-Produzenten heutzutage nicht mehr besitzen. Wäre der dritte Teil eine Enttäuschung geworden, hätte man die Triologie immer mit einem fadem Beigeschmack in Erinnerung. So aber stehen die beiden Werke für die zwei in sich abgeschlossenen großartigen Filme, die sie nun mal sind.
Fantasievolle und experimentierfreudige Dramödie, die ein ernstes Thema auf locker-luftige Weise angeht und durch seine sympathisch-schrulligen Figuren und der erstaunlich kreativen Inszenierung durchaus zu überzeugen weiß.
Teilweise ist ICH UND EARL UND DAS MÄDCHEN mit seinen verspielten Kamereinstellungen, den "Knetfigur"-Sequenzen und den verschrobenen Dialogen ein wenig zu gewollt und schablonenhaft gegen den Strich gebürstet und voll auf einzigartiges Hipster-Indiejuwel getrimmt. Die überbordende Skurrilität driftet manchmal ins Alberne ab und lässt ein wenig den Realitätsbezug vermissen. Mit anderen Worten: ICH UND EARL UND DAS MÄDCHEN ist etwas zu verkrampft unverkrampft.
Dennoch ergeben ein paar tolle Jungdarsteller, viele kleine herzliche Momente und ein berührendes Ende einen Film, der einen über die Drehbuchschwächen hinwegsehen lässt und dem die Liebe zum Detail und zum Filmemachen an sich aus jeder Pore tropft.
-"Was lernen wir daraus?"
-"Ich weiß es nicht."
Tja, das weiß der Zuschauer auch nicht so recht. Die Coens erzählen eine (gerade im Vergleich zum ein Jahr vorher erschienenen Meisterwerk NO COUNTRY FOR OLD MEN) seichte, verzwickte Geschichte um Einfältigkeit, Missverständnisse und Ratlosigkeit. Eine Geschichte ohne erkennbare Moral und ohne roten Faden (oder zumindest ist dieser verknotet und verschnörkelt). Die Figuren, sei es ein unterbelichteter Personal-Trainer mit Föhnfrisur oder ein misantropischer Ex-CIA-Agent, sind ein einziges Skurrilitätenkabinett, die am Ende kein Schritt weiter sondern eher zwei Schritte zurück gegangen oder gleich tot sind. Man merkt, dass das Regie-Duo mit dieser Fingerübung gar nicht mehr wollte, als eine absurde Situation die nächste jagen zu lassen. Der spielfreudige, stargespickte Cast, unter anderem bestehend aus einer etwas zu spielfreudigen Frances McDormand, die mit ihrem slapstickhaftem Overacting ein wenig anstrengend war, und ein Brad Pitt in einer für ihn grandios-ungewöhnlichen Rolle, machen das Ganze zumindest zeitweise amüsant, jedoch fehlt hier schlicht der satirische Biss, die makabere Härte oder der inhaltliche Tiefgang, der die Regiebrüder sonst auszeichnet. BURN AFTER READING ist ein Werk, das ins eine Auge reingeht, dort kurzzeitig Spaß bereitet und sich am anderen Auge wieder verabschiedet, um so den Eindruck zu hinterlassen, dass diese Nummernrevue für ein Coen-Werk letztendlich doch eher mau war.
https://m.youtube.com/watch?v=vVJ59ghe_MY
Hab eben festgestellt, dass das Main-Theme von I AM LEGEND das musikalische Äquivalent zum Film selbst ist: Die ersten anderthalb Minuten gehören zu den schönsten Klängen, denen ich je in einem Film-Soundtrack lauschen durfte. Alles danach ist Einheitsbrei. Mit dem einzigen Unterschied, dass der Film nicht mittendrin, sondern erst gegen Ende unoriginell wird.
https://m.youtube.com/watch?v=Mped9-bkFUE
Wird Andersons Filmen natürlich nicht gerecht, aber ein Fünkchen Wahrheit steckt drin. Und witzig ist es sowieso.
Die Kritiker lieben ihn, diesen französischen Arthousefilm über eine gleichgeschlechtliche Liebe. Großartig gespielt ist das auch, keine Frage. Die beiden Hauptdarstellerinnen harmonieren hervorragend miteinander. Und lebensnah ist das Drama auch. Sehr lebensnah. Ein wenig zu lebensnah für meinen Geschmack. Ohne nennenswerte Konflikte oder Höhepunkte, ja ohne jegliches Alleinstellungsmerkmal plätschert knapp drei Stunden lang eine Story vor sich hin, die fast ausschließlich in unnötig und unangenehm in die Länge gezogenen Close-ups erzählt wird. Bewusst wird auf Musikuntermalung und sonstige inszenatorische Spielereien verzichtet, die Geschichte wird so nüchtern wie nur möglich vorgetragen. Menschen verlieben sich, sie haben Sex miteinander, sie streiten sich, sie weinen, sie vertragen sich. Ist ja alles schön und gut, doch am Ende bringt auch das höchstmögliche Maß an Authentizität nichts, wenn einen das Gesamtwerk weder emotional berühren noch einem irgendeine Botschaft mit auf den Weg geben kann.
Nein Danke, gewöhnliche Geschichten habe ich im Alltag schon genug.
MOTHER! ist weder spannend, noch schockierend, noch komplex. Er will all das unbedingt sein, aber er ist es nicht. Wer hier einen subtilen, schleichenden Psychoschocker erwartet, wie es der Trailer erwarten ließ, ist bei Arronofsky an der falschen Adresse. Stattdessen verliert sich der Film in einem bedeutungsschwangeren, chaotischen Spektakel, das dem Zuschauer seine überdeutlichen Botschaften, Metaphern und Symboliken geradezu ins Gesicht schreit.
Noch dazu ist MOTHER! mit Jennifer Lawrence grandios fehlbesetzt, die hier mit dem immer gleichen gequälten Gesichtsausdruck durch eine Handlung geschubst wird, die teilweise schon die Grenzen zur Parodie überschreitet. Alles in MOTHER! wirkt so übertrieben aufgesetzt und pathetisch, dass man den Film nur schwer ernst nehmen kann. Klar, dass Arronofsky kein Meister des Subtilen ist, sollte bekannt sein, aber MOTHER! treibt dieses Konzept nun endgültig auf die Spitze.
Hinzukommend kann der Regisseur seiner Vita mit diesem Werk nichts Neues hinzufügen. In manchen Szenen zitiert sich Arronofsky genüsslich selbst, welche dann nicht von ungefähr an BLACK SWAN erinnern. Dieser hatte wenigstens Bilder, die unter die Haut gehen. Bis auf ein paar Ausnahmen (Herz in der Toilette, Mit Blut gefüllte Glühbirne) fehlen Arronofskys neuestem Werk diese einprägsamen Bilder sowie generell das Gespür für eine unheimliche Grundstimmung. Die Spannung wird von der Symbolik erstickt.
Mir wäre es lieber, Arronofsky würde sich wieder auf bodenständige Dramen besinnen, denn THE WRESTLER beispielsweise war grandios. MOTHER! ist vor allem eines: Over the Top. Die technischen Aspekte sind wie von Arronofsky gewohnt auf hohem Niveau und retten das Werk neben der interessanten Grundidee des Drehbuchs und einem gewissen Unterhaltungswert (wahrscheinlich gerade durch die maßlose Überspitzung) gerade so ins Mittelmaß. Leider das bisher schwächste Werk, das ich vom Regisseur sichten durfte.
Erik führt ein trostloses Leben in Kanada mit seinem pflegebedürftigen Vater. Sein Bruder hat sich in ein Rollenspielcamp zurückgezogen, wo er voll und ganz in der Rolle eines nordischen Wikingers aufgeht. Auch Eriks Freundin lässt sich eines Tages auf die Rollenspiele ein und verlässt Erik. Als er ihr hinterherreist um sie zurückzugewinnen, entsteht ein Konflikt, der die Situation eskalieren lässt. Aus Spaß wird plötzlich blutiger Ernst...
WILD HUNT ist eine kleine, aber erstaunliche Produktion aus Kanada. In verschwommenen, kalten Bildern eines Indie-Filmes wird eine Geschichte erzählt, die interessante Einblicke in die Rollenspielwelt gibt. Dabei bleibt das Thrillerdrama immer dicht an seinen Figuren und dessen Rollen, ohne deren Hobby ins Lächerliche zu ziehen. Die Charaktere werden ernst genommen und durch die für ein Debüt erstaunlich stilsichere Inszenierung entsteht beim Zuschauer ein Gefühl von Verständnis für diese spezielle Leidenschaft.
Dazu tragen auch die unverbrauchten Darsteller bei, die in ihren Rollen völlig aufgehen und dabei perfekt die Gratwanderung zwischen Rolle und Realität meistern. Interessant ist WILD HUNT immer dann, wenn Realität und Fiktion aufeinander treffen und die Grenzen zwischen diesen beiden Welten verschwimmen. Gerade gegen Ende wird jegliche Grenze überschritten und die Neugier am Geschehen weicht angesichts der ein oder anderen äußerst gewalttätigen Sequenz blanken Entsetzen.
Die an die mittelalterliche Zeit angepasste Musikuntermalung sorgt in Einklang mit den düsteren Bildern für eine Atmosphäre, der man sich auch dann nur schwer entziehen kann, wenn man für Rollenspiele nicht viel übrig hat (so wie ich). WILD HUNT ist zu zwei Dritteln ein eher ruhiger Film, der die Spannung jedoch langsam und kontinuierlich aufbaut und dabei auf einen einzigen Höhepunkt zusteuert, der sich schließlich wie ein Faustschlag entlädt. Selbst in der allerletzten Szene hat WILD HUNT noch einen Paukenschlag auf Lager, der den Zuseher schockiert in den Abspann entlässt. Der einzige Kritikpunkt in meinen Augen ist die Tatsache, dass der Film nicht alles konsequent zu Ende erzählt und am Ende noch Fragen offen bleiben.
Dennoch ist WILD HUNT trotz des geringen Budgets ein wirklich sehenswerter Film geworden, mit überzeugenden Darstellern, einer beachtlichen Spannungskurve und einer stilsicheren Inszenierung. Selbst wenn man sich nicht für die spezielle Thematik interessiert, sollte man hier einen Blick riskieren. Denn WILD HUNT bekommt nicht annähernd die Aufmerksamkeit, die ihm zusteht.
Mann, war das spannend! Wer dachte, dass ein alter blinder Mann nicht bedrohlich wirken kann, der wird hier eines Besseren belehrt. Vom ersten Moment an sorgen die von der eleganten Kamera stylisch eingefangenen Bilder und die Soundkulisse, welche von absoluter Stille bis zu knarziger Psychoterrormusik reicht, für Unbehagen vom aller Feinsten.
Die Atmosphäre wird sorgfältig und schleichend aufgebaut, um anschließend in Momente von brettender Härte zu münden. Den Schauspielern nimmt man ihre Panik wirklich ab und auch wenn sie nicht ganz ohne Klischees auskommen, verhalten sie sich erstaunlich intelligent.
Auch interessant ist die Differenzierung zwischen Gut und Böse. Die ist nämlich gar nicht vorhanden. Jeder Charakter hat seine nachvollziehbaren Motive, ob es nun Geld oder schlicht Rache ist. Selbst der vermeintliche Böse wechselt zwischen kaltblütigem Killer zu gebrechlichem alten Mann, der viel mehr als nur sein Augenlicht verloren hat.
So bleibt DONT BREATHE durchgehend spannend und beweist mit einigen unvorhersehbaren Wendungen und ein paar ziemlich perfiden Ideen, dass er mit seiner hochinteressanten Prämisse umzugehen weiß und mit seinen 89 Minuten genau dann endet, wann er zu enden hat.
Der deutsche Titel hat es gar nicht nötig, darauf aufmerksam zu machen - das Luftanhalten kommt von ganz alleine, wenn man sich diesen Film ansieht!
Tom Cruise oder Der Mann, der die besten Stuntmänner arbeitslos macht.
https://m.youtube.com/watch?v=Zx5diGvzgNA
Trotz cleverer und spannender Handlung ist STOKER nicht Chan-wook Parks tiefgründigster Film, weshalb man ihm eine gewisse Style-over-Substance-Attitüde leider nicht absprechen kann. Rein inszenatorisch betrachtet ist ihm jedoch abermals ein betörendes Kunstwerk gelungen, das jede schwebend-leichte Kamerafahrt, jeden nahtlosen Szenenwechsel, jeden präzisen Schnitt und jeden flüchtigen Blick der auf ganzer Linie überzeugenden Schauspieler in geradezu berauschender Eleganz dem Zuschauer präsentiert. Wenn Chan-wook Park ein 90 minütigen Film über einen Typen machen würde, der ein Glas Milch trinkt - ich würde ihn mir ansehen!
127 HOURS von FSK 12 auf FSK 16. Die Szene, in der er sich den Arm abtrennt, find ich immer wieder unglaublich unangenehm mitanzusehen. Auf visueller Ebene ist das noch halbwegs erträglich, aber in Kombination mit den Soundeffekten, welche die enormen Schmerzen der Hauptfigur in akustischer Form auf den Zuschauer übertragen, rollen sich mir bei der Sequenz immer wieder die Fußnägel auf...
MEMENTO und DONNIE DARKO von FSK 16 auf FSK 12.
Es tut mir ehrlich leid für dieses (typische) Berlinale-Werk, das vollgestopft mit guten Darstellerleistungen ist, aber bei etwas, das so zäh daherkommt und so kalkuliert das Fadenkreuz auf die Oscars ausrichtet, kann ich unmöglich mehr als 4 Punkte vergeben. Man muss wohl ein Faible für so eine durch die penetrante Klaviermusik anstrengende Kost haben, darf Kitsch nicht abgeneigt sein und sollte sich generell in der Stimmung für diese deprimierende Geschichte befinden, dann kann man THE HOURS durchaus etwas abgewinnen. Alle anderen werden durch die ständigen Zeitsprünge und den unzugänglichen Figuren schnell das Interesse verlieren. Zu dieser Gruppe muss ich mich dann wohl oder übel auch zählen. Oder um es mit den Worten von THE HOURS auszudrücken:
"Auf ewig die Jahre zwischen uns. Auf ewig die Jahre. Auf ewig die Liebe. Auf ewig: die Stunden."
Auf (gefühlt) ewig: Die Laufzeit dieses Films.
Leto hat Talent, das steht außer Frage. Dass er in SUICIDE SQUAD so unterging lag wohl eher an dem ohnehin mittelmäßigen Drehbuch, welches ihm kaum Screentime einräumte. Würde man sich ausschließlich auf ihn fokussieren und dem Charackter mehr Facetten geben, dann könnte Leto aus der Rolle bestimmt einiges herausholen. Er muss nur aufpassen, dass er nicht, ähnlich wie in SUICIDE SQUAD, ins Overacting abdriftet. Auch wenn ich Joaquin Phoenix als Joker extrem interessant fände, würde ich Leto noch eine letzte Chance geben!
Charmant-kluge Dramödie über Bindungsängste zu Zeiten des Turbokapitalismus, dessen Inszenierung so luftig-elegant daherkommt wie das Wolkenmeer, das beim Blick aus dem Flugzeug anmutig an einem vorbeigleitet.
"It's okay that you are angry, I'm angry too. And if you need to break things, by god you break them."
Von Trauerverarbeitung und dem Umgang mit dem Tod. Von Realitätsflucht im Angesicht einer zu großen psychischen Belastung. Von eigens entworfenen Welten und der sich darin widerspiegelnden schmerzenden Wirklichkeit. Von grenzenloser Fantasie und der daraus zu schöpfenden Stärke. Und von dem letzten großen Aufbegehren, bevor es für immer zu spät ist.
Dem spanischen Regisseur J. A. Bayona (DAS WAISENHAUS, THE IMPOSSIBLE) gelingt ein atemberaubend schönes wie auch tieftrauriges Fantasy-Drama, welches sich nicht davor scheut, schwerwiegende und oftmals tabuisierte Themen anzupacken und auf sensible wie auch ehrliche Weise zu behandeln, ohne dabei den Bereich des Kitschigen zu betreten. Getragen wird der Film nicht nur von seiner faszinierenden Optik, welche eingebettet ist in einen mal träumerischen, mal kraftvollen Soundtrack, sondern besonders von seinen fabelhaften Darstellern. Natürlich liefern sowohl Sigourney Weaver als auch Felicity Jones wirklich starke Performances ab, werden dabei aber dennoch von dem damals 13-jährigen Lewis MacDougall an die Wand gespielt. Wenn man behauptet, Kinderdarsteller spielen ihre Rollen gut, dann meint man dies normalerweise im Verhältnis dazu, dass es eben Kinder sind. Wenn ich jedoch sage, dass der Hauptdarsteller großartig ist, dann meine ich das auch im Verhältnis zu einem erwachsenen Schauspieler. Denn seine Darstellung zählt zu einer der emotialsten, die ich bisher von einem Kind bestaunen durfte und ist einer der Gründe, warum A MONSTER CALLS mir immer wieder Gänsehaut bescherte. Allein wie MacDougall hier mit etwas interargiert, das erst später am Computer eingefügt wurde, ist phänomenal. Doch auch das Monster selbst, welches wahnsinnig gut animiert ist, besitzt eine ziemlich eindrucksvolle Präsenz, die den gesamten Film über zu spüren ist. Liam Neeson, welcher der Kreatur sowohl seine tiefe, basslastige Stimme wie auch seine Mimik lieh, sorgt dafür, dass die wandelnde Eibe nicht als seelenloser CGI-Klumpen à la Transformers durch den Film stampft, sondern innerhalb der Geschichte als eigenständiger Charakter mit (sympathischer) Persönlichkeit funktionieren kann.
Letztendlich ist A MONSTER CALLS ein wahrhaft mitreißendes Werk geworden, das vor visuellem Einfallsreichtum und emotionaler Antriebskraft nur so strotzt, und welches dem Zuschauer am Ende - trotz all der Trauer - vor allem eines lässt: Hoffnung.
"Hm ich bin mitten in der Nacht aufgewacht. Merkwürdig. Von unten kommt ein komisches Geräusch. Was könnte das wohl sein? Ich geh mal nachsehen. Pff, Licht brauche ich nicht. Hmm. Das Geräusch kommt immer näher."
*Knarz* *Quietsch*
*Unheilvoll anschwellende Musik*
*Lautes Geräusch*
BUUUUH!
*Kreisch!*
Und das. Immer. Wieder.
Dazu ein paar nette Kameraspielereien, eine viel zu lange Laufzeit und ein ultra-billig animiertes... "Etwas"?... und fertig ist die (unfreiwillig komische) Geisterbahnfahrt, die uns seit INSIDIOUS (2010) immer wieder die gleichen Ideen auftischt. Vielleicht bin ich inzwischen auch einfach zu alt für diese Art von Horror, wer weiß...
¯\_(ツ)_/¯
(Der folgende Kommentar kann universal auf jeden vom Mainstream gehypten, von den Kritiken verachteten Film angewendet werden)
Ja, DEADPOOL 2 hat, wie sein Vorgänger, einige Macken. Nicht nur die Story wirkt wie ein Haufen zusammengekleisterter Schnipsel aus Comedysketchen, auch der Humor ist infantil und die zahlreichen Filmanspielungen nehmen im Verlauf überhand. Und auch der Mut zur Konsequenz, mal WIRKLICH neue Pfade zu betreten, fehlt DEADPOOL 2, denn auch er fügt sich trotz R-Rating letztendlich einem Story-Konstrukt, welches einem altbekannten Schema folgt.
Und dennoch hatten ich und meine Kumpels einen Heidenspaß im Kino! Denn ich habe es geschafft, über diese Schwächen hinwegzusehen, und mich nicht an ihnen aufzuhängen. Schafft leider nicht jeder. Wenn ein stocksteifer Kritiker den Film zerreißt, weil er mit seiner durchaus platten Art nicht seinen intellektuellen Ansprüchen genügt, dann ist das okay, aber das hält mich nicht davon ab, DEADPOOL 2 für seinen enormen Unterhaltungswert zu loben, den selbst der spiesigste Weinschlürfer und Notizblockkritzler dem Film letztendlich nicht absprechen kann.
So einfach kann's bzw. könnte es sein.
Lean back and enjoy the show!
Puh, das war schon ein ganz schön zäher Brocken. Die 137 Minuten schauen sich wie drei Stunden. Neben der teilweise unerträglichen Härte, die im Film gezeigt wird, ist dies auch einer der Gründe, warum ich BEASTS OF NO NATION kein zweites mal sehen muss. Dennoch handelt es sich hier um ein düsteres und gnadenlos ehrliches Bürgerkriegsdrama über Kindersoldaten in Westafrika, das nicht nur bei den Kindern, sondern auch beim Zuschauer seine Spuren hinterlässt.