MCsebi - Kommentare
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Alle Kommentare von MCsebi
Immer wieder ein unglaublicher Spaß!
Für viele ist die Höchstwertung mit Herz wahrscheinlich zu hoch gegriffen, was man schon an dem viel zu niedrigen Communityschnitt erkennen kann, doch auch wenn in der Punktzahl zugegebenermaßen ein fetter Nostalgiebonus mitschwingt, bleibt dieses rasante, kreative, witzige und spannende Animationsjuwel neben FINDET NEMO für mich persönlich DAS Meisterstück aus dem Hause Pixar!
Brad Bird (MISSION IMPOSSIBLE 4) weiß eben genau, was er hier tut und dass er gerade im Animationsbereich ein gutes Gespür für Timing und Storytelling hat, stellte er auch drei Jahre nach THE INCREDIBLES in dem ebenfalls sehenswerten RATATOUILLE unter Beweis.
Intelligent wird hier mit Superheldenklischees jongliert, elegant ist hier die Action mit wahnsinnig hohem Tempo in Szene gesetzt und mit dem jazzigen Soundtrack kongenial untermalt, äußerst charmant findet man zwischen all dem Tempo die perfekte Mischung aus köstlichem, immer passend eingesetzten Humor und schneller Action. Die Figuren, sei es nun der unglaublich sympathische Bob in der Hauptrolle, die temperamentvolle Edna, der hitzköpfige Flash oder der wortwörtliche jederzeit coole Frozone, sind alle mit einprägsamen Charaktereigenschaften versehen, keiner wird hier vernachlässigt und bekommt zu wenig Storytelling, weswegen man sie schnell ins Herz geschlossen hat und jederzeit mit ihnen mitfiebert. Selbst der vermeintliche Bösewicht bekommt ein nachvollziehbares Motiv zugeordnet und wirkt hier nicht so platt, wie es oft in Superheldengeschichten der Fall ist (*hust* Marvel *hust*).
Die Story scheint auf dem ersten Blick nichts besonderes zu sein, ist aber so tempo-, wendungs- und ideenreich vorgetragen, dass die perfekte Laufzeit von 115 Minuten ungefähr so schnell vergeht, wie Flash laufen kann. Auch wenn die Animationstechnik nach nun 14 Jahren sichtbar überholt ist, können sich die Bilder nach wie vor sehen lassen und nach kurzer Angewöhnungszeit fällt dies kaum noch auf. Denn THE INCREDIBLES versprüht Charme, und das ist wichtiger als jeder noch so hochauflösende Animationspixel. Gerade das fehlt meiner Meinung nach den heutigen Animationsfilmen, abgesehen von Ausnahmen wie TOY STORY 3 oder ALLES STEHT KOPF. So ist der umjubelte FROZEN ein unterhaltsamer, toll animierter Film, aber eben auch nicht mehr, nichts, was sich wirklich einprägt.
THE INCREDIBLES habe ich schon als Kind unzählige male gesehen und auch als Erwachsener wird sich da nichts dran ändern, findet hier Pixar wieder einmal den perfekten Mix für diese beiden Altersgruppen, auch wenn er für die ganz kleinen dann stellenweise doch zu hart sein dürfte (worauf berechtigterweise das FSK 6 hinweist).
Der Kritiker in mir sucht vergeblich nach Fehlern, doch auch ohne Nostalgiebrille betrachtet, ist THE INCREDIBLES ein rundum gelungenes, nahezu perfektes (ich benutze dieses Wort nur sehr ungern, doch hier passt es einfach) Seherlebnis, in dem alles seinen Platz da hat, wo es hingehört und nichts aus der Reihe tanzt.
Dass ich mir die Fortsetzung, bei der ebenfalls Brad Bird Regie führte, nicht entgehen lasse werde, sollte an dieser Stelle klar sein, und ich hoffe von ganzem Herzen, dass sich das jahrelange Warten gelohnt hat. Sollte der Film auch nur ansatzweise das Niveau seines Vorgängers erreichen, mache ich mir jedoch diesbezüglich keine Sorgen.
♥
In einer dystopischen Zukunft ist der Großteil der Erde einer Strahlung zum Opfer gefallen. Die restliche Bevölkerung lebt eingeengt in einer Riesenmetropole, in der die Kriminalität die Überhand gewonnen hat. Ein paar Gesetzeshüter, die Judges, sind die letzten, die dem Terrorismus die Stirn bieten können...
Die überschaubare Story von dem Remake des 1995er Films JUDGE DREDD mit Sylvester Stallone prescht beinahe ununterbrochen wie ein wilder Stier nach vorne und reißt dabei alles ein, was im Weg steht. Die dreckige Umgebung, ein gigantischer mehrstöckiger Gebäudekomplex voller blutrünstiger Gangster, aus dem es für die Hauptfigur Dredd und seinem weiblichen Rekruten zu entkommen gilt, wird in stylische Bilder verpackt und erinnert mit seinen "Levels" als Etagen nicht von ungefähr an ein Videospiel, denn so ähnlich ist die Dramaturgie dieses geradlinigen Filmes aufgebaut. Karl Urban überzeugt in seiner Robocop ähnlichen Rolle als knüppelharter, seinem Kodex stets treuer Gesetzeshüter. Seine Mimik, von der man aufgrund seines ununterbrochen aufgesetzten Helmes ohnehin nicht viel sieht, besteht zwar im Grunde genommen nur daraus, seine Mundwinkel nach unten zu ziehen, doch dies passt hier perfekt zu seinem abgebrühten Charackter. Angepeitscht wird das Ganze durch einen wummernden Score mit einer Mischung aus Rock und Electro. Auch wenn Stereotype letztendlich auch hier nicht ausbleiben (bevor die Bösewichte jemanden umlegen, kommt ein obligatorische Monolog zum Einsatz, der jenen Moment hinauszögert), unterhält dieser Sci-Fi-Actioner aufgrund seiner konsequenten Brutalität (das FSK 18 Siegel trägt der Film völlig zurecht) und seinem hohem Tempo doch ziemlich gut und verzichtet löblicherweise auf die potenzielle Lovestory, die hier durchaus hätte aufkeimen können.
So bleibt unterm Strich entkerntes Genre-Kino, das nie vorgibt, mehr zu sein, und gerade deshalb Spaß macht!
"Die Sitzung ist beendet."
Nicht immer logisch, nicht immer nachvollziehbar und im Mittelteil des öfteren mit kleinen Längen versehen ist es dennoch beeindruckend, mit welcher Stilsicherheit die Coens bei ihrem Erstlingswerk bereits vorgingen. Von dem Vierergespann toll gespielt, teilweise unheimlich spannend und für Coen-Verhältnisse erstaunlich düster und dialogarm wird eine Geschichte um Verrat und Missverständnisse erzählt, welche sich immer weiter zuspitzt und dabei keine Gewinner kennt. Abgerundet durch einen einprägsamen OST und einer schon damals äußerst kreativen Kameraarbeit ist dieser Neo-Noir-Thriller für mich persönlich nicht das beste (das wird wohl vorerst NO COUNTRY FOR OLD MEN bleiben), aber auf jeden Fall das wichtigste Coen-Werk.
PS: Sich den Film im 4K-restaurierten Directors Cut anzusehen lohnt sich! Tolle Bild- und Soundqualität!
Selbstverständlich die BluRay von DRIVE.
Doch auch die beiden großartigen THE RAID Filme finden immer wieder ihren Weg in den Player.
Ein wunderbar ästhetisch in Szene gesetztes filmisches Labyrinth, das vielleicht die ein oder andere Verzweigung zu viel einschlägt, dabei seinen Besucher jedoch stets gefangen hält und diesen erst mit dem finalen Knall aus seinem Inneren entlässt.
Matthias Schoenaerts als aggressiver, stämmiger Boxer, der abgestumpft und deshalb unfähig ist, eine zwischenmenschliche Beziehung aufzubauen und Marion Cottilard, welche als sensible Frau nach einem Unfall beide Beine verlor und nun verzweifelt nach Halt sucht, spielen auf großartig intensive Weise zwei kaputte Seelen, welche auf Umwegen zueinander finden.
Jacques Audiard (EIN PROPHET) gelingt mit DER GESCHMACK VON ROST UND KNOCHEN ein schmerzhaft-ehrliches und poetisches Drama, das stellenweise wunderschön fotografiert ist und sich nicht scheut, in die intimsten Bereiche der menschlichen Seele vorzudringen - da, wo es halt so richtig weh tut...
Leichte Spoiler enthalten!
Die Südkoreaner schaffen es immer wieder mich zu beeindrucken. THE CHASER würde ich ruhigen Gewissens in einem Atemzug mit OLDBOY, BITTERSWEET LIFE oder I SAW THE DEVIL nennen und es ist kaum zu glauben, dass es sich hierbei um einen Debütfilm handelt. Na Hong-jin erzählt seine düster-dreckige und komplexe Kriminalgeschichte, welche auf einem wahren Fall basiert, mit viel Gefühl für atmosphärische Dichte und im Einklang mit der konsequenten Härte, welche zwar jede Menge Gewalt zulässt, diese aber nie explizit ausspielt, entfaltet der Film einen Sog, dem man sich nur schwer entziehen kann. Die Figuren in THE CHASER sind geprägt von Aggression und Frustration und so etwas wie Hoffnung blitzt nur in den wenigsten Momenten auf, so dass das bitter-tragische Ende den Film perfekt abrundet. Das gekonnte Umgehen von Hollywood-Klischees lässt THE CHASER letztendlich zu einem unberechenbaren Biest von einem Film werden, das einem wütend ins Gesicht brüllt.
Man sollte sich nur nicht vom Titel und dem Cover (auf dem sogar "Die Jagd kann beginnen!" steht) in die Irre führen lassen, denn die Identität des Serienmörders steht schon sehr früh fest und auch dessen Geständnis bei der Polizei ist frühzeitig abgehakt, weshalb es hier weniger um eine Hetzjagd à la SIEBEN als vielmehr um die schweißtreibende Suche eines Ex-Polizisten und Zuhälters nach einer seiner Prostituierten geht, die dem Mörder zum Opfer gefallen ist. Erst sucht er sie aus reiner Selbsgefälligkeit, doch als er eine Bindung zu ihrer 7-jährigen Tochter aufbaut, entwickelt er Schuldgefühle an dem Schicksal der Prostituierten, was die Suche für ihn nicht nur deutlich wichtiger werden lässt, sondern der ansonsten knallharten Geschichte kurze Momente der Sensibilität verleiht.
Mehr kann ich momentan nicht schreiben, ich muss das Gesehene erst einmal verarbeiten. Wer aber nicht allzu zart besaitet und offen für das moderne südkoreanische Kino ist, der sollte sich THE CHASER keineswegs entgehen lassen!
PS: Die Südkoreaner scheinen einen Faible für das Umfunktionieren eines Hammers zur Mordwaffe zu haben...
"Erinnerst du dich? Ich habe einem Viehtreiber mal in den Mund geschossen, seine Zähne kamen ihm zum Hinterkopf heraus."
In Eastwoods grimmiger, wunderbar entschleunigten Abrechnung mit dem Mythos des Wilden Westens sucht man den Horizont vergeblich nach Heldenfiguren ab. Die ruhmreichen Geschichten, die man sich erzählt, entpuppen sich als Lügen und die "Helden" als besoffene Feiglinge, welche sich beim Ziehen der Waffe den eigenen Zeh wegschießen. Sherrifs sind hier nicht die treuen Gesetzeshüter, sondern skrupellos und gewaltbereit und Huren sind nicht das unterwürfige Stück Fleisch, zu dem sie oft in Westernfilmen degradiert werden, sondern starke und unabhängige Frauenfiguren, die sich zur Wehr setzen.
Eastwood entmystifiziert hier seinen eigenen Kultstatus als Westernlegende, indem er sich als in die Jahre gekommenen Mann inszeniert, welcher seine besten Zeit hinter sich und das Zielen längst verlernt hat. Die normalerweise abgebrühten Cowboys, welche jeden umlegen, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, sind das Töten leid und wenn sie es doch tun, dann lassen Sie sich nicht etwa feiern, sondern sie weinen. Denn Menschen töten ist nun mal schlimm und liegt nicht in unserer Natur. Das mag offensichtlich klingen, doch durch die Verharmlosung von tausenden Morden in Filmen gerät dies öfter außer Sichtweite, als man zunächst denkt. Wenn einem Mann, nachdem er sich das Bein gebrochen hat, ein Bauchschuss verpasst wird und er dann wimmernd ganz langsam im Staub verblutet, dann nimmt Eastwood mit seinem Film dem Töten jegliche Ästhetisierung und dem Western seinen Mythos vom heldenhaften Einzelgänger, welcher hier nur tötet, weil er entweder das Geld braucht oder sich blind vor Wut rächen will.
Zusammen mit der großartigen Besetzung wie Morgan Freeman, Gene Hackman und Richard Harris in den Nebenrollen und dem wunderschönen Soundtrack entfaltet sich in melancholischen Bildern eine Geschichte von Wehmut und Reue, die geschickt jegliche Konventionen unterwandert und dem Genre dennoch ein ehrwürdiges Denkmal setzt.
"Wir sehen uns in der Hölle."
https://m.youtube.com/watch?v=Fa8Q4cJGMKg
Die Idee, die diesem Gedankenspiel zugrunde liegt, ist einfach großartig. Nur leider findet sich zwischen bunten Bildern aus dem Hochglanzkatalog, billigen Computereffekten und mittelmäßigen Teenie-Darstellern keine kongeniale Umsetzung dieses brisanten Stoffes. Kaum vorstellbar, was dabei herausgekommen wäre, hätte sich zum Beispiel ein Christopher Nolan der Thematik angenommen. Dennoch bleibt ein interessantes Filmchen, bei dem man sich immer wieder dabei ertappt, sich selbst zu fragen, wie man in der jeweiligen Situation handeln würde...
Ein zumindest angeblich 14.000 Jahre alter Mann erzählt in der Jetzt-Zeit angekommen seine Lebensgeschichte.
Sowohl Inhalt, Titel als auch Cover lassen ein aufregendes Sci-Fi-Epos erwarten. Stattdessen präsentiert uns Regisseur Richard Schenkman ein spannendes Gedankenexperiment, das fast ausschließlich auf der Dialogebene stattfindet und das nicht mehr braucht als eine Handvoll relativ unbekannter, aber überzeugender Schauspieler und einem einzigen unspektakulären Schauplatz, um voll und ganz zu funktionieren.
Von der erzählten Geschichte sieht man ganz genau gar nichts (!), doch durch die geschickte Narration, bei welcher sich die Musik stets dem Erzählten anpasst, und mit ein wenig Fantasie macht das für den Zuschauer kaum einen Unterschied. Da braucht es keine bombastischen Effekte oder ein gigantisches Budget - die Bilder spielen sich förmlich vor dem inneren Auge des Betrachters ab. Man ist von Anfang an gefesselt; möchte mehr wissen; möchte wissen, was die Geschichte sonst noch zu bieten hat. THE MAN FROM EARTH ist somit das filmische Äquivalent zu einem sehr guten Buch, welches man nicht mehr aus der Hand legen will.
Zudem beschäftigt sich der Film mit philosophischen Fragen, stellt den Wahrheitsgehalt der Bibel oder von sachlichen Geschichtsbüchern infrage und lässt den Wandel der Welt in den letzten 14.000 Jahren gedanklich neu aufleben. Immer wieder werden fachhistorische Fakten von den Figuren (größtenteils Uni-Professoren) in die Dialoge mit einbezogen, was zeigt, dass man sich im Vorfeld des Filmes durchaus Gedanken über dieses Themengebiet machte.
Rein formal betrachtet ist THE MAN FROM EARTH ein unauffällig kleiner Film (weswegen er auch nicht besonders bekannt ist), doch inhaltlich ist er eine Wucht!
Ein wahrer Geheimtipp.
Der bis dato erfolgreiche Dirigent Daniel kehrt nach einem Herzinfarkt in seine verschneite Heimatstadt in Nordschweden zurück. Dort will er sich zur Ruhe setzen, kommt jedoch der Gemeinde näher und übernimmt anschließend deren Dorfchor. Zunehmend findet Daniel mithilfe seiner Freunde zurück ins Leben...
Regisseur Kay Pollak bemüht sich gar nicht erst darum, die gezeigten Lebenskrisen auch nur im Ansatz realitätsnah darzustellen. Das schwedische Drama WIE IM HIMMEL ist bis zum Platzen vollgepackt mit tiefgreifenden Problemsituationen und Dilemmata, die für 10 Filme gereicht hätten, doch infolge dessen wird nur an deren Oberfläche gekratzt.
Jeder Charakter scheint irgendwann im Laufe des Filmes einer Depression oder zumindest einem Heulkrampf zu unterliegen, nur um im nächsten Moment in lichtdurchfluteten Bildern wieder um die Wette zu strahlen. Bei den LKW-Ladungen an Tränen, die hier fließen, waren die armen Schauspieler nach dem Dreh bestimmt ganz ausgetrocknet...
Ein Film, so sentimental und realitätsfern, dass es schmerzt!
"Ich wünschte, ich könnte schlafen wie normale Menschen."
Ich bin wahrlich kein Fan von David Lynch. Sowohl MULHOLLAND DRIVE als auch LOST HIGHWAY ließen mich völlig kalt und INLAND EMPIRE hat seit langem die "Ehre", mein bisher einziger Hassfilm auf Moviepilot zu sein.
Aber was Lynch mit THE ELEPHANT MAN geschaffen hat, das ist ... einzigartig. Bis auf ein paar Ausnahmen verzichtet Lynch hier komplett auf den typischen Surrealismus und erzählt stattdessen eine zutiefst ergreifende und melancholische Geschichte von der Suche des ausgeschlossenen Individuums nach dem ihm vorbestimmten Platz in der Gesellschaft. Die schwermütigen Schwarzweiß-Bilder zeigen ungeschönt und gerade dadurch unheimlich ehrlich ein Schicksal, welches teilweise nur schwer zu ertragen ist, doch in dessen Zentrum steht ein wahrer Appell an die Menschlichkeit, den niemand einfach so an sich vorbeiziehen lassen kann und der die zwischen Abscheu und Neugier pendelnden Blicke und die darauf folgende Tatenlosigkeit der Masse anprangert.
Lange ist's her, dass mich ein Film so nachdenklich zurück ließ wie THE ELEPHANT MAN, denn auf äußerst mutige Weise zeigt er Bilder, die vielleicht nicht jeder sehen will, die aber doch jeder sehen muss...
It's a sin...
BRONSON basiert auf den wahren Ereignissen um den gewaltgeilen psychopathischen Michael Peterson, welcher mit seinem Kämpfernamen Charles Bronson (inspiriert vom gleichnamigen Schauspieler) in die Geschichte als Großbritanniens gefährlichster Häftling einging. Während das Muskelpaket, angefangen in den 70ern, von einem Gefängnis ins andere wanderte, einem "kurzen" Ausflug in die Klapsmühle inklusive, und dabei jede Menge Fressen polierte, zum einen aus Spaß, zum anderen aus Gier nach Ruhm, könnte man letztendlich behaupten, dass er sein Ziel nach über 34 Jahren Haft erreicht hat. Sonst würde es diesen Film schließlich nicht geben.
BRONSON entlarvt die Gewaltlust als ein unwiderruflich im menschlichen Wesen verankertes Element, welches unabhängig von der Erziehung heranwächst. Peterson war nie besonders talentiert oder intelligent, aber er liebte sowohl die aktive wie auch die passive Gewalt und das Gefühl, das sie ihm bescherte. Er schlug seine Mitschüler und er schlug seine Lehrer. Nur dann fühlte er sich lebendig. Das Gefängnis war sein Hotel. Die Zelle sein Hotelzimmer. Und Gewalt war seine Droge. Sie war für ihn das einzige Mittel, um Anerkennung zu gewinnen, ohne auch nur ansatzweise jemals etwas Verwerfliches in ihr gesehen zu haben.
Nicolas Winding Refn inszenierte dies schon damals mit seinen typischen Merkmalen, wie er sie in seinen späteren Filmen perfektionierte: Auch wenn die körnigen Bilder eher roh und noch nicht so aalglatt sind, sind sie jederzeit perfekt durchkomponiert und in langen Einstellungen festgehalten, ein wummernder Elektroscore kam auch hier schon zum Tragen, die Gewalt kommt unvermittelt und explizit daher und die spärlichen Dialoge sind mit langen Pausen zwischen den Zeilen versehen.
Ja, NWR machte auch mit BRONSON abermals deutlich, dass seine Filme Kunst sind und man hier auf keinen Fall ein Biopic im klassischen Sinne erwarten darf. Ich als Verehrer des Regisseurs halte BRONSON keineswegs für sein bestes Werk, aber dennoch ist ihm eine skurrile, abgründige Gewaltstudie gelungen, die vor Testosteron und Wahnsinn nur so strotzt und dazu mit Tom Hardy in der Hauptrolle grandios besetzt ist.
Meine Lieblingsszene:
https://m.youtube.com/watch?v=-rYYW1Iqjuc
STILL ALICE ist (Gott sei Dank!) kein zweiter HONIG IM KOPF geworden. Zu leisen Klavierklängen und ruhigen, fast träumerischen Bildern, welche immer wieder in Unschärfe abdriften, um die Orientierungslosigkeit der Hauptfigur zu unterstreichen, entfaltet sich eine tieftraurige Geschichte um das Loslassen und den Kampf gegen das Vergessen, welche sich jederzeit mit Respekt dem viel zu oft belächelten (Ich meine auch Sie, Herr Schweiger!) Thema Alzheimer nähert, ohne dabei zu sehr auf die Tränendrüse zu drücken. Abgesehen davon ist Julianne Moore schlicht und ergreifend großartig. Sie sorgt während des Films immer wieder für Gänsehautmomente (die Rede über ihre Krankheit vor ebenfalls Betroffenen) und trotz namhaften Nebendarstellern wie Alec Baldwin und Kristen Stewart trägt sie dieses sensible Drama quasi im Alleingang.
So schnell vergessen wird man STILL ALICE jedenfalls nicht...
Natürlich ist die Story von TAKEN weder besonders originell noch frei von Klischees (die bärtigen Ost-Europäer sind mal wieder die bösen Jungs), aber das ist auch lediglich die Beilage, lebt der Actionthriller von Pierre Morel (THE GUNMAN) doch hauptsächlich von seinen Actionsequenzen. Und diese - das lässt sich nur schwer abstreiten - bewegen sich inszenatorisch nahe an der Perfektion. Jeder Schnitt, jede Einstellung und jeder Soundeffekt sitzt da, wo er sitzen soll, weswegen gerade die Kampfszenen eine energetische Wucht entfalten, die einen förmlich in den Sessel pressen. Abgesehen davon ist der Actionthriller zwar letztendlich reißerisch, jedoch durch seine rohe und explosive Gewaltdarstellung keineswegs gewaltverherrlichend geraten.
Das soll allerdings nicht heißen, dass TAKEN zimperlich daherkommt. Im Gegenteil: Solch eine Konsequenz, mit der Bryan Mills sich hier durch die Reihen prügelt, ballert und foltert, konnte man zuletzt nur in JOHN WICK bewundern und macht außerdem deutlich, dass es das Genre-Kino in dieser kompromisslos-realistischen Form in Zeiten von weichgespülten FSK-12-Action-Snacks, welche hauptsächlich eine möglichst breite Masse ansprechen sollen, immer seltener gibt.
Liam Neeson zeigte hier das erste mal, dass er nicht nur als Charackterdarsteller taugt, sondern auch als (schon damals!) 55-jähriger Actionheld eine verdammt coole und verdammt brutale Sau sein kann! Insofern ist es nicht verwunderlich, dass TAKEN nicht nur sehr erfolgreich an den Kinokassen war und inzwischen schon eine Art Kultstatus entwickelt hat, sondern zwei Sequels und unzählige Nachahmer nach sich zog, welche jedoch alle nie dessen Qualität erreichten.
Kurzweiliges Auf-die-Fresse-Kino, wie es am besten schmeckt!
PS: Das einzige, was ich wirklich befremdlich fand, war dass die 17-jährige Tochter sich benommen hat, als wäre sie im Grundschulalter stecken geblieben...
Als man einen Attentat auf den US-Präsidenten bei seiner bevorstehenden Rede vermutet, wird der ehemalige Army-Scharfschütze Bob Lee Swagger aus dem Ruhestand berufen, um mithilfe seines Fachwissens den Anschlag zu verhindern. Doch der Auftrag stellt sich als Falle heraus und während er als vermeintlicher Terrorist durchs Land gejagt wird, deckt Swagger zunehmend eine Verschwörung auf...
Was spannend klingt und handwerklich sauber von Antoine Fuqua (TRAINING DAY, THE EQUALIZER) in Szene gesetzt wurde, entpuppt sich als formelhafter, selbstjustizverherrlichender Action-Blockbuster, gewürzt mit einer Überdosis US-Pathos. Die Gewaltästhetisierung wäre verkraftbar, doch auch sonst ist SHOOTER mit seinen stereotypen Reißbrettfiguren und dümmlichen Dialogen genauso innovativ geraten wie sein Titel, welcher immerhin zugibt, dass sich dahinter nur ein Ego-Shooter in Filmform verbirgt. Eine Erstsichtung fühlt sich nicht mal wie eine an, zu oft findet man doch Szenen, welche man woanders schon mal in ähnlicher Form gesehen hat.
Wenn Mark Wahlberg in Zeitlupe mit einer XXL-US-Flagge oder einer fetten Explosion im Hintergrund lässig auf die Kamera zuschlendern darf, dann ist Fuqua mit seinem Film bestimmt eine prima Wichsvorlage für US-Waffenlobbyisten gelungen, jedoch ist SHOOTER abgesehen von der Fragwürdigkeit seines Inhalts schlicht und ergreifend belanglos geraten.
"Dann verbring noch ein bisschen verfickte Zeit mit ihr."
"Alles klar, Schlampe."
:D
Witzigste Szene in einem ansonsten recht düsteren und stellenweise erstaunlich brutalen Horrorthriller von Jaume Collet-Serra (momentan mit THE COMMUTER im Kino).
Originell ist die Geschichte um ein Waisenkind, das das Leben seiner Adoptivfamilie zur Hölle macht, nicht gerade und auch genretypische Logikmacken und Klischees werden nicht vollständig übergangen.
Aber inszenatorisch ist ORPHAN wirklich gut gemacht (großes Lob an die Maskerade), hat gerade zum Ende hin jede Menge Spannung und Wendungen in petto und so sehr sich die generell tolle Vera Farmiga auch ins Zeug legt, Isabelle Fuhrman ist für ihr damaliges Alter von 11 Jahren - man kann es nicht oft genug betonen - großartig!
Ps: Noch nie wirkte ein Spielplatz tödlicher als in diesem Film.
https://m.youtube.com/watch?t=71s&v=bh2bGbUiZng
"Schon bald wird das, was jetzt passiert, sehr lange her sein. Glaub mir."
1870: Um seine aus Schottland geflohene große Liebe wieder zu finden, macht sich der unerfahrene 16-jährige Jay auf in den wilden Westen, wo er auf den abgebrühten Einzelgänger Silas trifft, welcher ihm anbietet, ihn auf seiner Reise zu beschützen. Gemeinsam reiten sie durch die Prärie, ohne dass Jay weiß, warum ihn Silas wirklich begleitet...
SLOW WEST ist in wunderschöne, wenn bisweilen auch etwas zu glattpolierte Naturbilder gehüllte Lethargie, die ihrem Namen alle Ehre macht und weder sich noch den Zuschauer in irgendeiner Art und Weise hetzt. Mit dem jederzeit überzeugenden Michael Fassbender, dem aufstrebenden Kodi Smit-Mcphee und dem völlig unterschätzten Ben Mendelsohn toll besetzt und erzählerisch leider nicht frei von Schwächen, entfaltet sich in auf den Punkt inszenierten 80 Minuten eine schnörkellose Geschichte, die zwar besonnen, jedoch nie schläfrig einen Schritt nach den anderen setzt. In Zeiten von überbordenden Computereffekten und anstrengenden Schnittmassakern eine wahre Wohltat für Hör- und Sehnerv, dieser nostalgische Ritt in den Westen...
"Trockne deine Tränen, Kleiner. Ziehen wir los."
Als ein junges Schulmädchen in einer kleinen ostasiatischen Provinz ermordet wird, wird der geistig zurückgebliebene Yun Do-jun beschuldigt und festgenommen. Doch die Mutter Yun Hye-ja ist sich der Unschuld ihres Sohnes sicher und während die Polizei den Fall bereits abgeschlossen hat, sucht sie verzweifelt weiter nach der Wahrheit...
Bong Joon-ho, welcher mit dem hochgelobten MEMORIES OF MURDER 2003 bereits international auf sich aufmerksam machte, beweist auch in MADEO (Originaltitel) wieder sein inszenatorisches Geschick.
Die Mischung aus Thriller, Krimi und Mutter-Sohn-Drama geht komplett in ihrer Konstellation auf und lebt von ihren langen Einstellungen, den toll durchkomponierten Bildern und der ruhigen Soundkulisse. Generell ist MADEO jederzeit bedacht, nimmt sich Zeit und entfaltet seine subtile Spannung dadurch nur sehr langsam. Außerdem sollte man sich im klaren sein, dass ostasiatische Filme sehr speziell in ihrer Machart sind und deshalb oftmals von westorientierten Sehgewohnheiten, wie wir sie uns angeeignet haben, abweichen, was direkt die erste Szene deutlich macht.
So sind manche Handlungen der Figuren nicht immer nachvollziehbar und die Hauptdarstellerin ist zwar sehr engagiert, ihrer Rolle Glaubwürdigkeit zu verleihen, jedoch driftet sie mit ihrer hysterischen Art des Öfteren ins für das asiatische Kino typische Overacting ab, was ihrer ansonsten wirklich starken Performance jedoch keinen Abbruch tut. Auch der Rest des Castes passt sich gut ins Geschehen ein (großes Lob an den Schauspieler des zurückgebliebenen Jungen) und die Musik ist zwar nur spärlich eingesetzt, wenn sie dann jedoch zum Tragen kommt, umso kraftvoller.
Die farblosen Einstellungen und die träge Entwicklung der Geschichte mögen gerade in den ersten zwei Dritteln für viele eine Geduldsprobe darstellen, wenn man jedoch bereit ist, sich auf das langsame Tempo und die asiatische Machart einzulassen und gerne mal selber mitdenkt, anstatt sich alles vorkauen zu lassen, der wird besonders im letzten Drittel mit einer spannenden, hochdramatischen Geschichte mit komplexer Ausgangslage belohnt, welche die Fragen aufwirft, wie weit Mutterliebe gehen kann/darf und die dazu noch Kritik am südkoreanischen Polizeisystem zulässt.
Eine Asia-Perle auf leisen Sohlen, die jedoch mit einem Knall endet.
Danke an Mr_Phil für den Geheimtipp! :)
Das Massaker in der Kirche aus dem ersten KINGSMAN-Film ist zwar nicht ganz so blutig wie die anderen Vertreter dieser Liste, ist aber dennoch technisch hervorragend umgesetzt, mit FREE BIRD von Lynyrd Skynyrd musikalisch kongenial untermalt und für einen ansonsten relativ massenkompatiblen Film ziemlich konsequent in seiner Brutalität. Colin Firth dabei zuzusehen, wie er sich als Killermaschine durch die Reihen von fanatischen Sektenmitgliedern metzelt, macht einfach verdammt viel Spaß!
https://m.youtube.com/watch?t=3s&v=t1WWDBTda2Y
Max ist ein stinknormaler Taxifahrer in LA, der bei einer nächtlichen Routine-Fahrt den mysteriösen Vincent aufgabelt. Was Max nicht weiß: Vincent ist ein Auftragskiller, und er ist nicht zum Vergnügen nach LA gekommen...
Für mich sogar besser als HEAT!
Inmitten der nächtlichen Großstadtatmosphäre trifft in COLLATERAL ein von Jamie Foxx und besonders von Tom Cruise überzeugend gespielter und fiebrig-spannender Katz-und-Maus-Thriller in eleganter Designer-Optik auf eine melancholische Einsamkeitsstudie mit zum Nachdenken anstimmenden Schlussakkord. Michael Mann in Hochform, an welche er (bis jetzt) leider nicht mehr anschließen konnte.
"Ein Kerl steigt in die U-Bahn hier in LA und stirbt. Glaubst du, dass das irgendjemand mitkriegt?"
Rod ist ein sympathischer Loser-Typ, der als tollpatschiger Stuntman, bei dem jeder Stuntversuch schiefgeht, seinem verstorbenen Vater nacheifert. Den Respekt seines Stiefvaters versucht er sich in regelmäßigen Zweikämpfen zwischen den beiden zu erarbeiten. Doch eines Tages erliegt dieser einer schweren Herzkrankheit, dessen Operation zu teuer für die Familie ist. Also macht sich Rod daran, mit seinen drei Freunden und der von ihm angehimmelten Denise, durch jede Menge dämliche Stunts Geld zu sammeln, um den Stiefvater gesund zu pflegen und ihm anschließend wieder die Fresse polieren zu können...
Klingt skurril? Ist es auch! Ehrlich gesagt weiß ich immer noch nicht so recht, was ich da gerade eigentlich gesehen habe. Wenn man jedoch für Klamauk etwas übrig hat, sollte man in diese alberne, aber charmante Verlierer-Komödie unbedingt reinschalten. Denn HOT ROD ist mit Isla Fisher, Sissy Spacek und allen voran dem durch seine Mimik und Gestik unglaublich witzigen Andy Samberg in der Hauptrolle sympathisch besetzt, versprüht mit seinem genialen 80s Soundtrack und der dazu passenden Inszenierung im Retro-Look einfach verdammt viel Charme und ist dazu mit seinen 84 Minuten Laufzeit äußerst kurzweilig geraten. Außerdem zieht HOT ROD seine Komik nicht etwa aus Fäkalhumor oder platten Witzchen, sondern einzig und allein aus dem Spiel mit Klischees und seinen kauzig-merkwürdigen Typen, von denen der Film wirklich mehr als genug hat. Manche Szenen, welche vor schrägem Humor nur so strotzen, werden mich vermutlich nach der 10. Sichtung noch zum Lachen bringen ("Alles in Butter"). Wer also einen Faible für die 80er, klamaukigen aber dennoch intelligenten Humor oder für sympathisch-schräge Verlierer-Figuren hat, sollte HOT ROD auf keinen Fall verpassen!
Nicht einen einzigen davon gesehen.
Alles richtig gemacht, würde ich mal sagen!
Da darf sich die Protagonistin drei mal alles Erdenkliche wünschen und wünscht sich drei mal Kleidung.
Immer diese Weiber. ;D
Es kommt der Zeitpunkt in THE WRESTLER, in dem der ehemalige und nun tief gefallene Wrestling-Champion Randy "The Ram" Robinson nicht nur erkennt, dass das "wahre" Leben außerhalb des Rings nichts für ihn ist, sondern er auch realisiert, dass er lieber ein kurzes erfülltes Leben in Ruhm als ein langes zerbrochenes Leben in Trauer verbringen will. Diese Erkenntnis mündet in der Entscheidung, seiner Leidenschaft bis zum Tod zu folgen. Auch, wenn eben diese den Grund für sein Ableben darstellen könnte.
THE WRESTLER ist ein rohes, bewusst reduziert inszeniertes Drama, welches trotzdem (oder gerade dadurch?) eine enorme emotionale Kraft entfaltet, der man sich nur schwer entziehen kann. Die wackelige Kamera klebt förmlich an Rourke, doch dieser stemmt die schwierige Rolle durch seine authentische Art locker auf seinen Schultern und sorgt in manchen Momenten mit seinem eindringlichen Spiel für pure Gänsehaut. Fernab vom üblichen Hollywood-Gefühlskitsch zeigt Aronofsky, wie ein ergreifendes Drama auch mit den einfachsten Mitteln gelingt und präsentiert dabei eine Schlusseinstellung, wie man sie nicht besser hätte wählen können.
Leise und zurückgenommen, und dennoch wuchtig. So geht Drama!