Mr_Phil - Kommentare

Alle Kommentare von Mr_Phil

  • 10

    Magnolia. Allein schon bei Erwähnung dieses Filmtitels schießen mir unzählige unvergleichbare und einzigartige Szenen, Dialoge, Kamerafahrten und Inszenierungsideen durch den Kopf, sodass ich gar nicht die passenden Worte für dieses Meisterwerk zu finden vermag.
    Ein Film mit Herz und Kopf - Kino für die Ewigkeit.
    Es sind dabei aber nicht einzelne Faktoren, die 'Magnolia' auf ein neues Level der Filmkunst heben. Es ist die geballte Kraft des Gesamtkonstrukts, welches uns Paul Thomas Anderson hier in seiner ganzen Hülle und Fülle langsam präsentiert und mich staunend zurücklässt. Es ist nicht verwunderlich, dass 'Magnolia' für viele bis dato als unerreicht gilt. Mehr Drama geht nicht. Mehr Authentizität geht nicht. Mehr Kino geht nicht. Mehr Leben in einen Film zu packen - das geht einfach nicht.
    Hier ist aber auch wirklich alles auf absolut höchstmöglichem Niveau - Kamera, Schauspiel, Soundtrack. Bei letzterem muss ich jetzt auch einfach die unglaubliche Inszenierung des Songs 'Wise Up [It's not going to stop]' erwähnen - wer dies so passend und vor allem auf so eine Art und Weise in seine Geschichte mit einweben kann - ja, derjenige hat den Sinn vollends verstanden, wofür Filme gemacht werden. Auf ewig einer meiner Lieblingsszenen. Auf ewig einer meiner Lieblingsfilme.

    28
    • 10

      Fred: 'I like to remember things my own way.'
      Detective: 'What do you mean by that?'
      Fred: 'How I remember them. Not necessarily the way they happened.'
      Fast genauso könnte meine Antwort ausfallen, wenn mich jemand fragt, wie ich die Handlung von 'Lost Highway' in Erinnerung habe. Jeder wird hier nämlich seine eigenen Erfahrungen machen, seine eigene Interpretation aufstellen oder einfach völlig überfordert zurückgelassen werden während der Fahrt auf dem 'Lost Highway'. Wer inhaltlich wenig versteht, wird wenigstens von der Atmosphäre des Filmes und der selten so passenden musikalischen Untermalung beeindruckt werden. Wer sich auf mehr einlassen kann, dem wird ein düsterer, spannender und extrem verwirrender Psychothriller serviert, bei dem zu keiner Zeit völlig klar ist, welche Richtung als nächstes eingeschlagen wird. Explizite Filminhalte wiederzugeben macht wenig Sinn, denn kaum ein anderer Film lebt so von der 'Selbsterfahrung', denn für jeden wird dieses Erlebnis verschieden interpretiert werden. Am besten ist währenddessen nicht zuviel nachzudenken, sondern viel mehr die Eindrücke auf sich wirken zu lassen, denn so funktioniert der Film in seiner Gesamtheit wohl am eindringlichsten.

      5
      • 10
        Mr_Phil 15.06.2015, 23:29 Geändert 15.06.2015, 23:31

        Weniger ist manchmal mehr.
        Und manchmal, ja manchmal, ist sogar weniger noch viel zu viel.
        Was einen hier innerhalb der 146 Minuten erwartet, kann nicht in Worte gefasst werden. Jeder muss sich selbst durch diesen Film kämpfen und einsehen, dass am nichts bleibt außer Dunkelheit, aus der es leider kein Entkommen gibt - weder für uns noch für die Protagonisten.
        Dass dieser Film 2011 erschienen ist, spendet mir persönlich ein wenig Hoffnung in einer Zeit, die nur so von Produktionen wie die Transformer-Reihe oder wie sie nicht alle heißen mögen, überflutet wird.
        Aber wie sagt man nicht auch so schön - die Hoffnung stirbt ohnehin zuletzt und heute wurde mir endlich wieder gezeigt, wozu das Medium Film im Stande sein kann.

        12
        • 10

          Schlichtweg einer der besten Filme, die ich je in meinem Leben bestaunen durfte. Unfassbar geniales Kino aus Japan.

          Sprachlos. Hypnotisiert. Ehrfürchtig.

          "Harakiri" ist einfach pure Magie - ein Film, wie von einem anderen Stern.

          31
          • 10
            über Shining

            Ich hatte den Film ja bereits gut in Erinnerung, aber so gut?
            Was 2 Jahre, eine Anmeldung auf Moviepilot und geschätzt 500-600 weitere gesehene Filme dazwischen so ausmachen können - ich war nach der erneuten Sichtung regelrecht überwältigt von diesem Werk, ja ich bin schon fast vor Ehrfurcht erstarrt.
            Dass Kubrick zum Kreis der besten Regisseuren gehört, steht für mich außer Frage. Ich habe gelesen, dass er manche Szenen sogar, wenn es sein muss, fünzig mal dreht - ein wahrer Perfektionist und das bewunder ich sehr. Was aber noch viel eindrucksvoller ist, ist die Tatsache, dass man das auch zu jeder Sekunde merkt - alle Einstellungen scheinen perfekt zu sitzen, jedes Bild spricht für sich.
            Würde man die Bilder in diesem Film mit Glückslosen auf dem Jahrmarkt vergleichen, wäre jedes davon ein Treffen, es gäbe nicht einmal Nieten. Dazu würde noch kommen, dass man jedesmal ausnahmslos direkt den Hauptpreis gewinnen würde - den Kuschelhasen für eigentlich unerreichbare 50.000 Punkte, doch Kubrick macht das Unmögliche möglich!
            Surreale Sequenzen, die einem wirklich nur imponieren können, Kamerafahrten, die einfach perfekt in Szene gesetzt werden und zum Schluss einen gnadenlos auftrumpfenden Jack Nicholson, der sich mit dieser Leistung verewigt hat.
            Auch der Score frisst sich in das Gehirn eines Jeden ein und lässt nicht nur den guten Jack verrückt werden.
            Und wäre das nicht schon genug, gipfelt alles noch in einem furiosen Finale, welches sich nahezu eine halbe Stunde lang auf allerhöchstem Spannungsniveau halten kann.
            Neben "2001" und "Clockwork Orange" zähle ich diesen hier also zu den stärksten Filmen von Kubrick, wenn gleich ich "Wege zum Ruhm" noch nicht gesehen habe. Voller Vorfreude kann ich diesem Ereignis allerdings entgegen blicken und erwarte nichts weniger als einen Ausnahmefilm eines leider nicht in meiner Zeit gelebten Ausnahmeregisseurs.

            9
            • 10

              Mit welch Perfektion Kubrick hier die einzelnen Bilder in Szene setzt, ist einfach phänomenal. Ich glaube bei jedem anderen Regisseur wäre die Gefahr riesig gewesen, dass dieser Film einfach nur langweilig geworden wäre. Aber er schafft es, dass ich regunglos vor meinem Fernseher sitze und wie in Trance jede Einstellung in mich aufsauge. Die musikalische Untermalung fügt sich, wie bei fast jedem seiner Werke, perfekt ins Dargestellte ein. Kaum ein Augenblick vergeht, wo ich nicht komplett überwältigt in meinem Sessel sitze und das gerade Gesehene versuche zu verarbeiten - hier ist einfach etwas ganz großes gelungen.

              4
              • 10
                über Shining

                Eigentlich mag ich es überhaupt nicht, zu einem Film zwei Kommentare zu schreiben - und noch dazu, so 'kurz' hintereinander. Aber dieser Mann zwingt mich einfach dazu.

                Kennt ihr das, wenn ihr einen Film immer und immer wieder anschaut und euch dabei immer und immer wieder auf eine ganz bestimmte Szene freut?
                Kennt ihr das, wenn diese Szene dann vorbei ist und ihr euch aber bereits auf die nächste tolle Szene freut?
                Kennt ihr das, wenn euch das so den ganzen Film über ergeht?
                Es sind nämlich nicht einzelne Szenen, die 'Shining' ausmachen. Es ist das Gesamtkunstwerk.
                Wenn sich zwei Stunden anfühlen wie 10 Minuten - spätestens dann weiß man, dass das ganz großes Kino sein muss.
                Gestern erst gesehen und heute schon wieder Sehnsucht nach diesem Film - spätestens dann weiß man, dass das einer seiner Lieblingsfilme sein muss.
                Wenn es hier etwas zu bemängeln gibt, dann höchstens meine vergebene Punktzahl - ich kann einfach nicht schon wieder einen Film von Kubrick auf eine 10 erhöhen, das geht einfach nicht. Aber ich denke, dies ist nur noch eine Frage der Zeit.
                Ich mag es mir gar nicht ausmalen, was passiert, wenn ich anfange, alle seine Filme nochmal anzuschauen. Und ich war bis jetzt doch immer stolz darauf, so selten die Höchstpunktzahl zu vergeben - schwere Zeiten stehen bevor, ganz schwere Zeiten. Danke dafür, Stanley Kubrick.

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                • 10

                  Eigentlich nichts außergewöhnliches. Es gibt unzählige Gaunerkomödien, unzählige Filme dieses Genres mit einer ähnlichen Handlung. Aber ich weiß nicht, dieser Film hat mir unglaublich viel Spaß beim Anschauen bereitet. Musste so oft einfach laut anfangen loszulachen, dass ich mir selbst die Hand vor den Mund halten musste, weil es schon etwas später am Abend war.
                  Auf den Punkt genau mein Geschmack getroffen! So muss schwarzer Humor sein.

                  7
                  • 10
                    Mr_Phil 19.04.2016, 12:14 Geändert 19.04.2016, 13:27

                    Gier. Hass. Verachtung.

                    Ich bin ein Getriebener. Getrieben von meinen mich täglich heimsuchenden Gedanken, die mich langsam von innen heraus auffressen. Von innen nach außen, bis sie für Jeden sichtbar sind.
                    Keiner weiß, wie dieses Gefühl ist.
                    Keiner kann sich in meine Lage versetzen - wie denn auch?
                    Ich wünsche dieses Gefühl aber auch wirklich keinem. Diesen ständigen Kampf mit sich selbst, dieses Ringen um Anerkennung, dieses Streben nach Macht und Geld. Jeden jederzeit überbieten zu müssen, macht mich auf Dauer krank.
                    Ich kann es nicht sehen, wenn andere Menschen Erfolg haben. Ich muss es sein, der am Ende gewinnt. Egal gegen wen.
                    Der Weg bis zum Erreichen meiner Ziele spielt keine Rolle. Ich gehe soweit, wie es sein muss und noch viel weiter - sogar über Leichen. Mir bedeuten Menschen ohnehin nichts. Ich habe ihnen nichts außer Verachtung entgegenzusetzen.
                    Familie ist die Zuflucht in eine Illusion, welche nicht aufrecht erhalten werden kann. Am Ende steht man immer alleine da. Am Ende ist die einzige Person, der man trauen kann, man selbst. Einzig und allein.
                    Mein ganzes Leben geht das schon so und nicht anders. Möglicherweise wird das auch genau so bleiben. Dieser immer größer werdende Hass in mir schürt sich jeden Tag aufs Neue - gegen Jeden und Alle. Gibt es denn kein Entrinnen?
                    Ich hatte mal eine Bezugsperson, meinen Sohn. Das ist aber schon Jahre her. Das letzte mal als ich ihn sah, wird auch wohl das letzte mal überhaupt gewesen sein. Er bedeutete mir alles. Ich war damals aber zu blind, um das einzusehen. Ich war damals blind und bin es heute immer noch. Ich bin wieder alleine auf dieser Welt, so wie es eigentlich immer war - oder nicht?

                    Gier. Hass. Verachtung.

                    Dies ist es, was mich antreibt - mehr habe ich nicht zu geben.
                    Ich bin innerlich tot. Schon längst. Und erschöpft. Erschöpft von den täglichen Anstrengungen, die nötig sind, um die Gier nach mehr zu stillen. Mehr, immer mehr. Es ist kein Ende in Sicht. Es wird immer so weitergehen. Unaufhörlich.
                    Ich habe versucht, mich meinen innersten Dämonen zu stellen. Ohne Erfolg. Ist das überhaupt ein Leben, was ich führe? Insgesamt blicke ich wohl auch auf ein Leben zurück, welches trostloser kaum sein könnte. Aber jeder ist bekanntermaßen seines Glückes Schmied. Ich habe wohl versagt. Auf ganzer Linie. Und das, obwohl ich doch immer gewinnen muss....
                    Ich schreibe diese Zeilen, weil ich aufgegeben habe. Ich habe versucht, meinen Kummer und meine Sorgen im Alkohol zu ertränken. Ich bin ein Schatten meiner Selbst geworden. Das ist das Ende. Das Ende von mir und meinen mich endlos quälenden Gedanken. Ich werde dem Ganzen einfach ein Ende bereiten müssen. Ich muss es tun. Hier und jetzt. Heißt es nicht auch so? Aufhören, wenn es am schönsten ist. Schön war für mich allerdings noch nie etwas.

                    Danke Paul Thomas Anderson für dieses schier unmenschliche, unglaubliche und insgesamt einfach überragende Werk. Jedes Mal aufs Neue erstarre ich vor Ehrfurcht. Ehrfurcht vor dieser Meisterleistung. Ehrfurcht vor dieser Perfektion.
                    'There Will Be Blood' ist kein Film.
                    'There Will Be Blood' ist ein Monster, welches jeden Einzelnen von uns heimsucht und nie wieder loslässt. Nie mehr.

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                    • 10
                      Mr_Phil 09.07.2015, 14:37 Geändert 09.07.2015, 16:04

                      Ich glaube es ist soweit.
                      Ich bin bereit dafür.

                      Es ist dunkel und ich laufe eine enge Gasse entlang, bis ich zu einem Eingang gelange, über dem ein Schild mit dem Namen 'Silencio' angebracht ist. Ich trete hinein und alles um mich herum wird still.
                      Ich lausche der dargebotenen Vorstellung. Ich höre zwar zu, aber ich verstehe nicht. Ist das alles nur ein Traum?
                      Die Vorstellung geht immer weiter und weiter und meine Gedanken sortieren sich langsam. Ich bin nicht alleine hier. Doch wer ist die Person, die mich begleitet hat? Ich fange an zu zittern und mir wird bewusst, dass ich endlich einsehen muss, dass es kein Entkommen gibt. Ich bin gefangen in meinen eigenen Träumen und habe den Sinn für die Realität verloren.
                      Die Band auf der Bühne spielt unaufhörlich weiter - aber spielt sie denn auch wirklich? Oder bilde ich mir das alles bloß ein?
                      Mir wird kalt. Ich sehne mich nach Nähe, nach Zuneigung. Mir wird klar, dass ich ein Geheimnis bewahre, welches mich langsam aber sicher von innen heraus auffrisst. Wieso habe ich das getan? Wieso habe ich es soweit kommen lassen?
                      Inzwischen ist es still geworden. Die Vorstellung ist zu Ende. Ich sitze immer noch auf meinem Platz. Ich bin wieder alleine. Oder war ich das vielleicht schon die ganze Zeit? Die Lichter gehen aus. Alles um mich herum wird schwarz. Ich bin verloren. Verloren in der Dunkelheit. Verloren in meinen eigenen Gedanken, die keinen Sinn ergeben möchten. Leere. Stille. Einsamkeit. Nichts hat sich verändert.

                      Ich glaube es ist einfach noch nicht soweit.
                      Ich bin noch nicht bereit dafür.
                      Aber werde ich es denn jemals sein?

                      Tiefste Verbeugung vor meinem persönlichen Lieblingsfilm. Ich kann einfach immer wieder aufs Neue, jede Sekunde genießen. Kino, wie geschaffen für mich. Mein Herz auf moviepilot gebührt einzig und allein diesem Film. Danke David Lynch.

                      35
                      • 10

                        Okay, wow. Mein 'Tarr-Tag' neigt sich jetzt dem Ende entgegen und ich bin um mindestens eine Erkenntnis reicher geworden - dieser Mann ist ein Genie. War ich von 'Sátántangó' schon äußerst angetan, ist dieser Film tendenziell gar noch eine Nuance besser.
                        Allein die Anfangssequenz ist pure Filmkunst. Diese Bildkompositionen sind schlicht und ergreifend mit das Beste, was ich je gesehen habe.

                        39 Einstellungen und jede davon ist perfekt.
                        Die Kamera ist dabei insgesamt auch eine derartige Wucht, dass ich gar nicht weiß, ob ich durchgehend applaudieren oder einfach nur vor Freude weinen soll. Immer wenn dann diese Musik einsetzt, bin ich zutiefst berührt und bekomme Gänsehaut.

                        Interessant ist auch zu sehen, dass Tarr in 'Werckmeister harmóniák' wieder mit einigen mir bekannten Gesichtern arbeitet - nach zuvor gut 7 Stunden 'Sátántangó' sind diese aber ja auch praktisch direkt zu Familienmitgliedern aufgestiegen und mit dem Ungarischen klappt es so langsam ja auch. Sprachbarrieren? Von wegen.

                        Viel mehr kann ich zu diesem Werk jetzt leider auch nicht schreiben, denn dazu fehlen mir ehrlich gesagt die Worte.
                        Ich würde so gern so viel mehr sagen - ich kann und will es aber im Grunde auch nicht. Jeder muss dieses Erlebnis für sich selbst machen.
                        Herr Tarr, hiermit reihen sie sich binnen kürzester Zeit zu meinen Lieblingsregisseuren ein. De jó!

                        37
                        • 10

                          Nach der Zweitsichtung ist die 10 dann doch fällig. Überfällig. Längst überfällig.
                          Der wahrscheinlich größte Film aller Zeiten. Punkt. Aus. Fertig.
                          Und der Community-Schnitt MUSS einfach auf einen Fehler im System zurückzuführen sein....bitte, bitte liebes moviepilot-Team , kümmert euch darum und behebt ihn schnellstmöglich! Danke.

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                          • 10
                            Mr_Phil 12.05.2015, 11:05 Geändert 12.05.2015, 12:52

                            Manchmal frag ich mich wirklich, wie dieser Mann das angestellt hat. Mit einfachsten Mitteln kreiert Hitchcock eine Atmosphäre, die einen die gesamte Spielzeit über voll einnimmt.
                            Ein sehr (!) ruhiges Erzähltempo, welches aber dazu führt, dass man es kaum abwarten kann, welchen Verlauf die Geschichte denn als nächstes nimmt.
                            Eine Story, welche zu fesseln und zu verwirren versteht, einem immer weiter und weiter Rätsel aufgibt und niemals langweilig wird.
                            Eine perfekte Charakterzeichnung, die sich im Anfangsteil die nötige Zeit nimmt, damit im späteren Verlauf alle Räder ineinander greifen können - es ist schon Wahnsinn, wie gelungen und rund dieses Werk ist.

                            Vielleicht kann nicht jeder diese beinahe Vollkommenheit in diesem Film erkennen. Jedoch muss man sich von Sichtung zu Sichtung immer und immer mehr eingestehen, dass man es hier mit einem inszenatorischen Überwerk zu tun hat, welches seiner Zeit unendlich weit voraus war und die darauffolgenden Filme somit immens geprägt hat.

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                            • 10

                              Ich habe mittlerweile größten Respekt vor diesem Regisseur. Allein dieser Prolog, wow. Mehr fällt mir dazu nicht ein. Und dann ist der ganze Film einfach grandios gespielt bis zum bitteren Ende, dass mich komplett sprachlos in meinem Sessel zurückließ.
                              Hier ist wirklich ein ganz großer Film gelungen, der meiner Meinung nach viel zu schlecht wegkommt. Vielleicht ist die Welt einfach noch nicht bereit dafür. Aber wenn ich mich auf das Ende der Welt vorbereiten müsste, dieser Film würde defintiv in meinem DVD-Player landen und so einiges erträglicher machen!

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                              • 10

                                Längst überfällig dieser Kommentar zu meinem absoluten Lieblingsfilm!

                                Ich weiß noch ganz genau wie ich eines abends in meinem Zimmer saß und diesen Film das erste Mal gesehen habe. Als er zu Ende war, war mir einiges unklar, viele Fragen blieben offen. Doch über eines war ich mir im klaren: so ein Erlebnis hatte ich noch nie! Es war ein unglaublich intensiver, spannender und vorallem verwirrender Film. Und jetzt, nach unzählig vielen weiteren Filmsichtungen, muss ich mir eingestehen, dass das wohl das einzige Mal war, dass ich mich so nach einem Film gefühlt habe. Womöglich ist das der Grund warum ich ihn nach dem Abspann gleich direkt nochmal anschauen, einfach nochmal 2 1/2 alles um mich herum vergessen und mich von diesem perfekten Film verzaubern lassen möchte. So viele Szenen und Dialoge prägen sich direkt ein, sodass es jedesmal aufs Neue Spaß macht und dadurch nie ein auch nur Hauch von Langeweile aufkommt. Wie Lynch dieses Meisterwerk erschaffen hat würde ich nur zu gerne wissen. Es scheint als wurde einfach auf jede kleinste Kleinigkeit geachtet, um diesen Film zu etwas ganz besonderem zu machen. Ich könnte nun wirklich seitenlang ausführen, wieso gerade dieser Film für mich etwas ganz Außergewöhnliches ist. Aber ich glaube mit Worten ist es sehr schwer bis unmöglich zu beschreiben, was in diesem Film vor sich geht. Deshalb sollte es einfach jeder für sich selbst "erleben", um zu verstehen wovon ich hier die ganze Zeit rede.

                                Wie gerne würde ich an den Tag zurückreisen an dem ich noch fast ahnungslos die DVD einlegte und mir dachte "Naja, schauen wir halt mal 'nen Lynch Film". Ich hätte einfach die besten, zumindest filmtechnisch gesehen, 2 1/2 Stunden noch vor mir. Vielleicht schafft es aber ja doch noch ein Film auf diesem Planeten in mir dieses Gefühl wieder aufkommen zu lassen, wobei ich die Hoffnung inzwischen fast aufgegeben habe. Aber wer weiß. Vor der ersten Sichtungen dieses Filmes hatte ich auch mit viel gerechnet, nur nicht damit, dass mein Lieblingsfilm geboren wird. Bis dahin allerdings muss/darf ich Mulholland Drive noch ein paar Mal anschauen und kann mich jedesmal aufs Neue überwältigen lassen :)

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                                • 10

                                  Selten war ich von einer Eröffnungssequenz so begeistert wie hier. Wenn der Film dann beginnt, hat man das Gefühl, dass das soeben Gesehene komplett aus dem Kontext gerissen scheint. Aber wer den Regisseur kennt, wird wissen, dass hier nichts "zufällig" mal so geschieht. Also genau durchdacht, wirkt der ganze Film wie eine perfekte Verschmelzung 9 grundverschiedener Menschen.
                                  Die lange Spielzeit fällt zu keiner Zeit auf, da der Wechsel zwischen den einzelnen Geschichten extrem gut gelingt, ohne den Film hektisch wirken zu lassen. Es wird für jede Episode genug Zeit gelassen sich zu entfalten, um die volle Wirkung zu erzielen.

                                  Was dann gegen Ende passiert, lies mich sprachlos zurück. Diesem Werk etwas anderes als eine 10 zu geben, war für mich schlicht und einfach nicht möglich. Dafür war es ein zu cineastisches Erlebnis.

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                                  • 10
                                    Mr_Phil 06.11.2016, 17:10 Geändert 06.11.2016, 17:11

                                    "A Torinói ló" - mehr als bloß drei aneinandergereihte Worte.

                                    Es ist still um mich geworden.
                                    Nur das Pfeifen des Windes durch die nächtliche Dunkelheit ist zu hören.
                                    Die Blätter fliegen durch die Luft, ohne eine feste Richtung einzuschlagen und lassen sich einfach so vom Strom der Jahreszeiten treiben, weg von ihrem Ursprung und hin zu einem neuen Ort.
                                    Es ist vielleicht mit einer der schönsten Zeiten im Jahr, wenn alles ein letztes Mal im neuen Glanze erstrahlt, ein letztes Mal bevor der Winter einbricht und alles unter seiner weißen Schneedecke begraben wird.
                                    Der Wind tobt noch immer draußen, während ich ganz still, ja fast schon in mich gekehrt, mit meinen Gedanken ganz alleine dasitze.
                                    Ob es draußen wirklich tobt oder sich all das nur in meiner kleinen Gedankenwelt abspielt, vermag ich nicht ausmachen zu können.
                                    Die letzten Minuten habe ich mich jedenfalls viel weniger mit all den Sorgen beschäftigt, wie ich es sonst so üblicherweise tue, wenn ich alleine in der sich langsam ausbreitenden Dunkelheit sitze, alleine mit meinem Schicksal und warte, dass etwas passiert.
                                    Sei es nur ein Vogel, der sich auf meine Fensterbank setzt oder irgendwas Vergleichbares, was mir zeigt, dass nicht alles verloren ist, in dieser Dunkelheit, die nun beginnt, alles in sich hineinzuziehen.

                                    Ich wäre glücklich um jede noch so winzige Kleinigkeiten, die mich jetzt aus meiner tristen Welt zieht, hinein ins farbendurchflutet aufregend Neue.
                                    Doch ich habe jetzt vielleicht auch einfach begriffen, dass das Leben nun mal kein Wartezimmer ist, denn ehe man sich versieht, zieht alles so schnell an einem vorbei - ohne dass man überhaupt die Chance hat, es zu verhindert.

                                    Genau solche Momente sind es, die das Medium Film zu etwas Besonderem, zu etwas Einzigartigem für mich machen.
                                    Wenn ein Film einen derart in sich kehren, ja gar alles reflektieren lässt, gibt es beinahe nichts Größeres.
                                    Wenn die Gefühle der Protagonisten zu den eigenen werden, verschmilzt scheinbar alles zu einem Raum-Zeit-Kontinuum und es wird klar, dass jegliche Rationalität hinten angestellt werden muss.
                                    Dies ist persönlich auch der Grund, wieso ich Filme überhaupt schaue.
                                    Ich möchte auf einer gewissen Ebene berührt und meine Gedankenwelt soll auf nie zuvor dagewesene Art und Weise angeregt werden.
                                    Wenn dabei dann noch dazu Seiten an mir angesprochen werden, von denen ich gar nicht wusste, dass es sie an mir überhaupt gibt, muss es sich für einen persönlich um einmalige Werke handeln. Für einige mag das dieser oder jener Film sein, für mich ist es inzwischen ganz eindeutig "A Torinói ló ".
                                    All meine Gedanken und Gefühle wurden in eine Glaskugel gepackt, einmal kräftig durchgeschüttelt und was daraus entstand, sind schlicht neue Verkettungen, neue Ansichten und Ansprüche an das Medium Film.

                                    Wie es mir jetzt danach geht?
                                    Ich würde meinen Gefühlszustand wohl kaum von dem Fuhrmann und dessen Tochter unterscheiden können.
                                    Auch mir machte der gezeigte routinierte Ablauf aus schlafen und essen, die daraus unmittelbar resultierende Monotonie ganz schön zu schaffen und ließ mich gleichzeitig trostlos in meine eigene Zukunft blicken.
                                    Soll das wirklich das Leben sein?
                                    Und was genau macht unser Leben überhaupt lebenswert?

                                    Was fernab dieser Fragen bleibt, sind dann zumindest diese Momente, wie ich sie jetzt gerade nach dem Abspann erlebt habe.
                                    Diese Momente, die einfach unendlich viel wert und so schwer beschreibbar sind.
                                    Diese Momente, die so fragil, vielleicht anfangs auch so unscheinbar, aber gerade deshalb so selten sind, weshalb ich sie so gerne ewig in meinen Händen halten würde.
                                    Sie ändern zwar vielleicht nichts an der Nichtigkeit meines kleinen menschlichen Daseins - aber sie bedeuten mir immerhin etwas und entfachen in mir dieses Feuer, das scheinbar niemals aufhört zu lodern, wie eine kleine Kerze, die immer weiter und weiter flackert und nie ausgehen mag.
                                    Diesen winzige Hoffnungsschimmer trage ich nun in mir und lasse ihn auch hoffentlich solange nicht los, bis der Vorhang fällt, bis das Licht also endgültig ausgeht.
                                    Alles ist tot, doch das Kino lebt für 146 Minuten und ich womöglich mit ihm.
                                    Und das ja vielleicht für immer.

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                                      Was eine erneute Sichtung manchmal bewirken kann.

                                      Beim ersten Mal fand ich ihn nur durchschnittlich bis ganz gut. Mir hat das gewisse etwas leider gefehlt.
                                      Allerdings hat sich das Bild komplett geändert als ich ihn einige Woche später nochmal anschauen wollte, weil ich einfach das Gefühl hatte, bei diesem Film etwas verpasst zu haben.
                                      Und es war wohl einer der besten Entscheidungen die DVD nochmals einzulegen - ein Ausnahmefilm, der seinesgleichen sucht.
                                      Daniel Day-Lewis spielt die Rolle seines Lebens und zeigt damit mit einer der besten schauspielerischen Leistungen die ich bis dato in einem Film gesehen habe. Das ist mir allerdings schon beim ersten Sehen aufgefallen, aber reicht das wirklich um einen richtigen guten Film zu machen? Eigentlich nicht.
                                      Aber hier ist noch viel viel mehr einfach herausragend gelungen. Von der Kameraarbeit über die Story bis hin zum Soundtrack stimmt hier alles.
                                      Die Frage bleibt nur wieso mir dies nicht beim Ersten ansehen aufgefallen ist. Leider finde ich bis heute keine Antwort darauf, was aber nicht weiter schlimm ist, da ich ihn spätestens jetzt lieben gelernt habe. Jeder verdient nun mal eine 2. Chance :)

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                                        Für einige Filme fehlen mir schlicht die passenden Worte, um jenes Gefühl zu beschreiben, welches mich währenddessen und insbesondere dann nach dem Abspann einnimmt.

                                        Ich könnte ja auch nie treffend beschreiben, wie sich mein erster Kuss angefühlt oder mein erster Liebeskummer geschmerzt hat, ebenso wenig wie ich in der Lage bin zu definieren, wie mein Gefühlszustand war, nachdem ich erfahren hatte, dass meine Mutter erkrankt ist oder mein Vater uns im frühen Kindesalter verlassen wird.
                                        Manches muss einfach selbst erlebt werden, um zu wissen, wie sich das anfühlt.
                                        Es bedarf dann auch keiner Worte - es gibt sie nämlich ganz einfach nicht.
                                        Und vereinzelt trifft man eben auch im Medium Film auf dieses Phänomen, wo es dann auch ganz gleich aussieht, einem also die Worte fehlen und dieses gewisse Maß an Ratlosigkeit zurückbleibt, sodass die eigene Faszination schwer beschrieben werden kann.
                                        "Melancholia" ist eben genau einer dieser Filme, die einem nicht nur den Atem rauben, sondern einen gleich ganz um den Verstand bringen.

                                        Ich könnte jetzt erzählen, mit welch erschreckender Intensität Lars von Trier die Welt und den Zuschauer an den Rand des Abgrunds drängt oder mit welch feinfühligem Gespür er dabei die Seelenlage der Protagonisen widerspiegelt, diesen Seelenstriptease dann gar bis ans Äußerste ausreizt - bis es letztlich schmerzt, mit ansehen zu müssen, wie sie alle an der Welt verzweifeln und keinen Halt mehr zu haben scheinen. Die Gleichgültigkeit des Seins schlägt spätestens dann nicht bloß den betreffenden Protagonisten ins Gesicht.

                                        Auch müsste in diesem Zuge die virtuose Inszenierung von von Trier Erwägung finden, die, wie ich finde, hier ihren Zenit in seiner Filmografie erreicht.
                                        Nie war der Weltuntergang vergleichsweise schöner gefilmt - höchstens vielleicht noch bei meinem Freund Tarr und seinem "A Torinói ló". Wenn es dann mal soweit sein sollte und wir endlich von unserem menschlichen Dasein erlöst werden, weiß ich ganz genau, welcher Film in meinem Player landet und mir einen eiskalten Schauer - spätestens beim Ertönen von Richard Wagners "Tristan und Isolde" ist es um mich geschehen - den Rücken herunterlaufen lassen wird. Vielleicht muss es aber ja einfach so sein.

                                        Ferner könnte ich jetzt noch das perfekte Schauspiel von Kirsten Dunst loben, die Justine nicht spielt, nein - sie lebt die Rolle und packt den Zuschauer mit dieser Leistung an der Hand, führt ihn durch den Film und lässt auch uns schlussendlich erkennen, dass die Welt ein Ort ist, an dem wir nicht länger bleiben wollen, da er schlecht und somit nicht rettenswert ist. Am Ende steht die persönliche Erlösung von all dem also über Allem.
                                        Wir wollen einfach nur noch unseren Seelenfrieden finden, der scheinbar einzig und allein im Untergang der Welt gefunden werden kann.
                                        Schön, wenn Filme derartiges mit einem anstellen können und man sich mit einem gemischten Gefühl aus Hoffnungslosigkeit und wahrhaftigem Erkenntniszuwachs nach dem Abspann wiederfindet.
                                        Hoffnungslos, weil die Endlichkeit des Lebens einem deutlichst vor Augen geführt wurde und reicher um zumindest die Erkenntnis, eben genau dies endlich verstanden zu haben.

                                        All diese Versuche, das Gefühl aufs Blatt Papier zu bringen, um dem Film gerecht zu werden, scheitern jedoch zwangsweise an der Tatsache, dass dies kein bloßer Film, sondern ein reines Erlebnis ist.

                                        "Melancholia" zieht einem - zumindest dies lässt sich jetzt treffend beschreiben und zum Abschluss festhalten - am Ende nicht bloß den Boden unter den Füßen weg: er stellt grundsätzlich in Frage, ob es diesen überhaupt jemals gab.
                                        Wohlfühlkino mit Lars von Trier - höchste Filmkunst verdammt nahe der Perfektion, ja vielleicht so nahe wie der Planet Melancholia der Erde war.

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                                          Der Anfang vom Ende, das Ende vom Anfang. Und dazwischen? Nichts. Und doch alles. Zu viel und doch zu wenig.
                                          Das letzte Aufbäumen des Menschen gegen sich selbst, gegen seinen technologischen Fortschritt.
                                          Vergeblich. Vergessen.

                                          Zu spät und doch zu früh. Im Weltall hört dich niemand schreien, niemand atmen. Und doch bleibt der Versuch. Ein Versuch ohne Aussicht auf Erfolg - trotz Willenskraft, trotz Ehrgeiz, trotz Mut.
                                          Vergeblich. Vergessen. Verlassen.

                                          Eine Symphonie ohne Orchester, eine Odyssee ohne Reise.
                                          Mit und ohne uns. Gegen und für uns.
                                          Der Mensch als losgelöste Komponente, als fragiles, zerbrechliches Wesen.
                                          Die Sehnsucht zu groß, der Weg zu weit. Der Blick geschärft, die Sinne sensibilisiert für etwas Bewusstseinserweiterndes.
                                          Fernab des menschlichen Verstandes, fernab der Erde, fernab der Zivilisation, dem Himmel so nah, der Hölle noch näher. Und dazwischen? Nichts. Der Mensch im Urzustand, kurz vor seinen ersten Schritten, kurz vor seinem Tod, kurz vor seinem Leben.
                                          Vieles gelernt, noch mehr vergessen, noch mehr verdrängt.

                                          Kubrick schwebt mit "2001: A Space Odyssey" über den Dingen, über den Menschen, über dem Medium Film - im Weltall, wo uns keiner schreien hört.
                                          Bis heute, bis morgen. Unerreicht. Kälte und Wärme, Distanz und Emotionen. Kubrick mittendrin. Ein Monolith in der kargen Landschaft, die zu keiner Zeit betörender war.
                                          Der Urknall filmischen Schaffens.
                                          Das Ziel als Wendepunkt.
                                          Schluss. Aus. Vorbei. Der Traum zerplatzt. Für immer. Und doch beginnt ein neuer Tag. Immer und immer wieder neue Hoffnung. Plötzlich fühlen wir uns ganz klein und doch so groß.
                                          Vergeblich. Vergessen. Verlassen. Verloren.

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                                          Im Rahmen der Textgeschenke-Aktion zu Stanley Kubricks 90. Geburtstag entstanden. Lest hier noch weitere Kommentare:

                                          https://www.moviepilot.de/news/wir-feiern-90-jahre-stanley-kubrick-1109102

                                          Ein großes Lob an alle Schreiber dieser Aktion - es sind wirklich tolle und abwechslungsreiche Texte entstanden! :-)

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                                            Mr_Phil 19.03.2016, 09:19 Geändert 25.04.2016, 00:52

                                            Einsam und verloren.
                                            Du fährst eine Straße entlang. Wohin sie dich führt, weißt du nicht. Für dich spielt es aber ohnehin keine Rolle, denn du fährst und fährst einfach, soweit wie du nur kannst.
                                            Irgendwann merkst du dann, dass du komplett alleine auf dieser Straße bist. Es ist aber nicht bloß irgendeine Straße - es ist deine Straße.
                                            Die Dunkelheit umgibt dich, schnürt dich ein und scheint dich zu verschlucken.
                                            Du verlierst langsam den Verstand. Wie bin ich nur hierher geraten?
                                            Es ist nicht leicht, sich eingestehen zu müssen, dass alles, woran man einst geglaubt hat, wie ein Kartenhaus in sich zusammenfällt. Man flüchtet sich in Tagträume, um der Realität entkommen zu können. Und irgendwann, ja irgendwann, findet man sich eben auf genau dieser Straße wieder, die überall und nirgends hinzuführen scheint.
                                            Einsam und verloren, so war es schon immer, so wird es immer sein.

                                            Auch ich verliere mich immer wieder auf dem "Lost Highway". Wirklich immer wieder.
                                            Es ist eine abgedrehte Fahrt in die menschlichen Abgründe. Abgründe, die ich kaum ertragen kann, die im Grunde keiner ertragen kann.
                                            Doch sind sie erst einmal offen gelegt worden, kann man einfach nicht wegsehen.
                                            Du willst im Prinzip auch, dass das alles aufhört, doch es wird niemals aufhören. Und genau dessen bist du dir leider bewusst.

                                            David Lynch ist und bleibt einfach der Inbegriff des Surrealistischen. Wenn ich einen Regisseur nennen müsste, der meine Sicht auf das Medium Film revolutioniert hat - er wäre es, keine Frage.
                                            Danke für dieses und die restlichen Meisterwerke.
                                            Auf ewig mein Lieblingsregisseur, David Lynch.

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                                              Mr_Phil 05.04.2016, 17:30 Geändert 05.04.2016, 17:38

                                              Wir sind alle Menschen.

                                              Wir sind zwar auf den ersten Blick alle von Grund auf verschiedene Individuen, vertreten teils unterschiedlichste Ansichten und verschiedenste Meinungen.
                                              Wir verstehen einander auch bestimmt nicht immer, obgleich wir dieselbe Sprache sprechen.
                                              In einem Punkt sind wir jedoch alle gleich, egal welche Welten uns sonst so voneinander trennen mögen – wir alle haben das Recht von anderen Menschen respektiert und gewürdigt zu werden.

                                              Doch egal wie selbstverständlich dieser Grundsatz jetzt für den ein oder anderen auch erscheinen mag - es wird leider immer Menschen geben, die diese notwendige Bedingung menschlichen Zusammenlebens mit Füßen treten und somit Randgruppen der Gesellschaft, nur weil sie andersartig sind, erhebliches Leid zufügen.
                                              Das Ausmaß dieser Taten kann sich auch keiner vorstellen, es sei denn, man hat sich selbst schon in einer ähnlichen Situation wiedergefunden.
                                              Jeden Tag aufs Neue mit dem Wissen aufwachen zu müssen, keinen festen Platz in der Gesellschaft einnehmen zu können – dieses Schicksal muss schlicht fürchterlich sein.
                                              Woher nimmt man denn die Kraft, um weiterzumachen? Für was kämpft man, wenn alle gegen einen sind?
                                              Man klammert sich einfach an jeden noch so kleinen Strohhalm, der ausreichend erscheint, um endlich Teil des großen Ganzen zu sein, um endlich akzeptiert und respektiert zu werden. Ein einziges Mal dazugehören, ein einziges Mal einfach nur Mensch sein.

                                              Für uns ist Mensch sein der Alltag, für John Merrick hingegen ist es reines Wunschdenken.
                                              Er ist seit der Geburt entstellt und wird seither auch nicht als Mensch angesehen, sondern als Tier. Er wird ausgenutzt, ausgelacht und lebt ein Leben, welches kaum schlimmer sein könnte.
                                              Doch auch in der dunkelsten Stunde gibt es Hoffnung. Hoffnung auf ein Leben, welches wir als selbstverständlich ansehen.
                                              Merrick hat sich auch nie aufgegeben, egal wie aussichtslos es erschien.

                                              „I am not an animal. I am a human being“ - John Merrick

                                              „Der Elefantenmensch“ ist ganz gewiss einer von Lynchs untypischsten Filme. Was aber noch viel erwähnenswerte ist, ist die Tatsache, dass es einer der menschlichsten Filme ist, die je die Leinwand erblickt haben - ein Film von einem Menschen für uns Menschen.
                                              Eines steht nach der Sichtung auch fest – wir sind zwar alle Menschen, doch nicht alle verhalten sich auch menschlich. Zeit dies zu ändern, bleibt uns allerdings noch.
                                              Ein Film von unschätzbarem Wert für mich – kolossales Kino eben.

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                                                Mr_Phil 20.11.2014, 12:57 Geändert 20.11.2014, 13:01

                                                Diesen Film anzusehen ist wirklich ein magisches Erlebnis.
                                                Jede Kameraeinstellung sitzt perfekt und verleiht dem Film eine hypnotische Wirkung, der ich mich nicht entziehen konnte. Die Symbiose aus ruhigen Naturaufnahmen und hartem Kriegsgeschehen, die dadurch entsteht, verstärkt die Grausamkeit und Sinnlosigkeit des Krieges enorm. Wiegt man sich in der einen Sekunde auf der grünen, weiten Wiese noch in Sicherheit, wird man im nächsten Moment brutal in die Realität zurückgeholt, wenn der vorher friedlich erscheinende Ort von Bomben zerstört und einem somit jegliche Hoffnung genommen wird.
                                                Aber nicht nur die Natur wird zerstört. Malick setzt seinen Fokus nämlich während des gesamten Films stark auf die menschliche Psyche seiner Charaktere, die hier ebenfalls durch schicksalhafte Ereignisse zerstört wird.
                                                Die Bilder, die einem dargeboten werden, strahlen eine immense Kraft aus und haben mich stark berührt - denn durch Rückblendungen aus dem früheren Leben der Soldaten, stehen wir ihnen deutlich näher, fühlen mit ihnen mit, erhalten einen Einblick in das Innenleben und fallen letztendlich auch Seite an Seite mit ihnen. Wenn hier dann noch die Off-Kommentare dazu kommen, die philosophisch angehaucht sind, ist die emotionale Betroffenheit meinerseits kaum in Worte zu fassen - aber dann hat mich der Film ganz genau da, wo er mich haben wollte, nämlich am empfindlichsten Punkt eines jedes von uns - der Menschlichkeit.
                                                Dass dieser Film letztendlich keinen Oscar gewonnen hat, halte ich für weniger schlimm, denn er hat was viel größeres gewonnen - die Herzen der Zuschauer.

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                                                • 9 .5

                                                  Nach dem Abspann hätte ich am liebsten applaudiert, David Lynch auf die Schultern geklopft oder was weiß ich nicht alles.
                                                  Das hier ist nämlich der menschlichste Film, den ich je gesehen habe. Wer hier nicht emotional berührt wird, kann kein Herz haben und wird aller Voraussicht nach nie auch nur irgendeine Art von Betroffenheit verspüren.

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                                                  • 9 .5

                                                    Jeder kennt sie, jeder hat sie. Ängste. Sorgen. Befürchtungen.
                                                    Manchmal im Leben gelangt man einfach an einen Punkt, an dem es so nicht mehr weitergeht. Es kommt zum Stillstand. Ängste nehmen Überhand, Sorgen werden zur alltäglichen Plage, Befürchtungen bestätigen sich. Was also tun?
                                                    Was tun, wenn all diese Gefühle langsam Besitz von einem ergreifen - jeden Tag ein Stück mehr? Verliert man sich dadurch in einer Welt, die nicht länger zu ertragen ist? Was ist dabei real - was hingegen pure Erscheinungen? Welche Gefühle sind begründet, welche unbegründeter Natur?
                                                    Jeder findet dabei eine andere Lösung zur Konfliktbewältigung. Im Kontext dieses Filmes wird allerdings eines ersichtlich - stellt man sich seinen inneren Dämonen nicht, wird man früher oder später von ihnen aufgefressen - langsam und qualvoll.
                                                    David Lynch schafft es bereits mit seinem Spielfilmdebüt jegliche Konventionen zu sprengen und einen Film zu kreieren, der eine unnachahmliche Stimmung erzeugt und noch auf ewig nachhallt.
                                                    Vollgepackt mit Metaphern und Interpretationsmöglichkeiten, eröffnet sich dem Zuschauer nach jeder Sichtung eine neue kleine Welt, welche sich lohnt, entdeckt zu werden - einfach immer wieder aufs Neue eine filmische Offenbarung.
                                                    Horror, Drama oder einfach ein verstörender Versuch einer Charakteranalyse - 'Eraserhead' hat soviel zu geben, nimmt einem aber gleichzeitig im selben Atemzug noch viel mehr weg.
                                                    Müsste ich einen Film nennen, welcher meine Sehgewohnheiten nachhaltig am meisten geprägt hat - dieser wäre meine erste Wahl, ohne Frage. Ein Werk, welches in dieser Form so wohl nie mehr gedreht werden kann. Hoffentlich.

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