SoulReaver - Kommentare
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Alle Kommentare von SoulReaver
52.
[...] Die Reihe sichert sich weiterhin ihren Platz über dem sorgfältigen Genre-Durchschnitt. Ob es nun vier Teile gebraucht hätte, steht auf einem Blatt geschrieben. „[Rec] 4: Apocalypse“ setzt dort an, wo „[Rec]²“ noch endete, verlagert sein Setting auf einen ausrangierten Öltanker und löst sein Virusszenario von jeder religiösen Provenienz, um sich komplett dem Survival-Horror hinzugeben. Mit der Wackelkamera (keine Found-Footage-Ästhetik, einfach der handelsübliche Schleudergang) im Schlepptau, wird hier über die Decks gehetzt, von der Außenwelt abgeschnitten und ohne ein Rettungsboot an Bord. Die Rückkehr von Ángela Vidal (Manuela Velasco) schwebt dabei wie ein Damoklesschwert über dem Geschehen und hält die Crew [...] ordentlich auf Trab. „[Rec] 4: Apocalypse“ ist auf den schnellen Schock ausgelegt, actionorientiert geschnitten und mit einer generischen Komposition unterlegt, ohne Innovationen einzugehen oder dem Franchise einen doppelten Boden zu vergönnen. Eben ein solider, handwerklich überaus kompetenter Horror-Film.
[...] Das Psycho-Duell zwischen Johnny Depp und John Turturro schwingt sich für den geneigten Zuschauer zwar nie bis zum perfiden Vexierspiel auf, für wohligen Grusel sorgt der Plagiatsvorwurf und seine Folge aber zweifelsohne. Dafür ist David Koepp auf dem Regiestuhl ohnehin viel zu vertraut mit der Materie, als dass er es vermeiden würde, „Das geheime Fenster“ nicht nur wertig aussehen zu lassen, sondern in Sachen Spannungskurve den Zuschauer bei Laune zu halten. Vor allem ist es ein erstaunlicher Faktor, mit wie viel (zynischer) Konsequenz die Geschichte um illusorische Wahrheiten und reellen (Selbst-)Betrug endet. [...]
Leinen los und volle Kraft voraus. Auf Mockumentary hatte man also keinen Bock mehr. Warum auch nicht, irgendwann hätten so oder so neue Pfade beschritten werden müssen, nachdem „[Rec]“ und „[Rec]²“ so vortrefflich als ein in sich geschlossener Organismus funktionierten. „[Rec]³: Genesis“ blättert sich zu Beginn erst mal durch ein digitales Hochzeitsalbum, während von der Tonspur eine lockere Ballade trällert. Anschließend wird die Partystimmung in bewegte Bilder transferiert und der Wechsel von der flexiblen Handkamera zur gepflegten Steady-Cam bahnt sich bereits mit dem Hochzeitfotografen an: „Die Menschen wollen Bilder wie im Kino!“ Die sollen sie dann nach 20 Minuten auch bekommen, steril und hochglanzpoliert, wenn „[Rec]³: Genesis“ zur Splatter-Romanze heranwächst. Die visuelle Dringlichkeit mag verlorengehen, dafür haut Paco Plaza schmierig auf den Genre-Putz, jongliert mit Referenzen und lässt sogar Ritter mit Morgensternen gegen die infizierten Recken antreten. Oftmals mag sich „[Rec]³: Genesis“ dabei nicht darauf festlegen, in welche Richtung es denn nun eigentlich gehen soll, stilistisch wie tonal, da schleudert die Kamera dann kurzzeitig doch wieder und ein absurder Geisterblitz ringt mit der anfahrenden Panik, die jene Extremsituation gebiert. An und für sich ist das aber eine ulkige Angelegenheit.
Definitiv kein unnötiger Anhang, sondern eine äußerst gelungene Weiterentwicklung, die sich erst zusammen mit „[Rec]“ zu etwas Ganzem formt. Allein aufgrund seines zeitlichen Kontext ist es nur ein logischer Schritt gewesen, „[Rec]²“ nicht für sich allein stehend kämpfen zu lassen, sondern ein Drehbuch anzufertigen, welches sich ganz eindeutig um eine narrative Kohärenz schert. Ein polizeilicher Spezialtrupp passiert nun die Quarantänezone und bekommt es in ranzigen Schächten, schummrigen Gewölben und eben jenen Korridoren mit den lärmenden Infizierten zu tun, die schon in „[Rec]“ tüchtig für Angst und Schrecken im Mehrfamilienhaus gesorgt haben. Zuweilen beinahe hysterisch, rückt „[Rec]“ die Maschen seines perspektivischen Standpunktes auseinander, installiert Helmkameras und bindet eine Gruppe Teenager und ihren Camcorder via Parallelmontage in das Geschehen ein. Balagueró und Plaza beweisen erneut ein ungemeines Gespür für die Enge des Raumes und akzentuieren diese wieder und wieder durch ihre dezidierte Found-Footage-Ästhetik. Unbedingt im Double goutieren, gerade das Ende kommt dann besonders gut zur Geltung.
[...] Was „Dumm und Dümmer“ bis heute so großartig macht, ist der schiere Respekt, mit dem er seinen Figuren begegnet. Natürlich sind Lloyd und Harry in ihrer einfältigen Kindskopfhaltung prädestiniert dazu gewesen, die Komik gepflegt in Richtung Gross-Out zu schieben, wurde es aber mal für wenige Momente ernst, konnte man die Beiden – trotz der Einfaltkanonaden – für voll nehmen und hat sich keineswegs über ihre Sorgen amüsiert. In „Dumm und Dümmehr“ sind Lloyd und Harry zwar immer noch die Alten, doch die Schultern hängen etwas tiefer, der Mund steht einen Spalt weiter auf und die Hirnrissigkeit folgt nun einer versessenen Maxime: Jetzt erst recht! Das mag den ein oder anderen Lacher evozieren, wirkt inzwischen aber leider etwas zu gewollt, verkrampft, abgeblättert und matt. Damals, auch wenn es verklärt anmutet, war das Ganze in seiner anarchischen Taktung weitaus charmanter und euphorisierender. [...]
Besessenheit oder Krankheit? Teuflische Fügung oder rasender Virus? Wie auch immer: Mit ihrer faux-documentary „[Rec]“ haben Jaume Balagueró und Paca Plaza einen als reinrassige Genre-Reduktion interpretierten Neuinitator für viele, viele Found-Footage-Nulpen abgeliefert. Der hier allerdings gibt richtig Stoff. Ein Mehrfamilienhaus in der Innenstadt der spanische Metropole Barcelona wird zum labyrinthischen Horrorkomplex, in dessen Etagen das mysteriöse Grauen durch die Korridore keift. Natürlich glänzt der auf Hyperrealismus erpichte Stil nicht durch seine Originalität, er zieht den Zuschauer aber ganz unvermittelt durch die Linse von Kameramann Pablo und dem angsterfüllten Gesicht der Moderatorin Ángela in ein Schreckensszenario ohne jedwede Kompromisse. Gut sechzig Minuten hetzt „[Rec]“ dafür die Treppen hoch und runter, lässt Totgelaubte in knackigen Jump Scares aufschrecken und unschuldige Kinder Blut speien, bis es dann auf den maroden Dachboden geht und der Nachtsichtmodus eingestellt wird. Der letzte Akt ist brillant, nicht weniger, und das klaustrophobische Konzept macht sich hier bis zur gemeinen Schlusspointe vollends bezahlt.
[...] In „The Interview“ floriert mehr der Schwach-, denn der Scharfsinn. Wer eine fundiert-geistreiche Satire erwartet, die dem Personenkult des Diktators in geschliffenen Dialogsequenzen auf die Pelle rückt, der wird sich ob der zuweilen präferierten Grobschlächtigkeit im Humorverständnis verschreckt abwenden. Es gehört schon Mut dazu, einen Film wie „The Interview“ in dieser respektlos-beschwingten Art aufzuziehen, die große Kontroverse aber hat sich der Film nun nicht verdient. Maximal als Brachialsatire, eher aber als temporeiche Komödie zu deklarieren, macht „The Interview“ einfach Spaß, so wie es wohl auch von Anfang an geplant war. Natürlich lässt er sich nicht aus seinem politischen Kontext lösen, stichhaltige Gegenstöße gegen jenes totalitäres Regime sucht man indes vergebens. Seth Rogen und James Franco haben sich eine „brisante“ Plattform für ihren Ulk geschaffen und nutzen Nordkorea als Gegenstand purer Albernheiten. Ernsthaft angegriffen dürfte sich angesichts der eindeutigen Over-the-Top-Marschroute des Drehbuches niemand fühlen, höchstens etwas gefoppt. [...]
[...] „Die Behandlung“ geht einen stringenten Weg: Er weiß, dass er sich einem Genre-Typus verpflichtet hat, bauscht die kriminalistischen Plateaus allerdings nicht mit reißerischen Elementen aus, wie man bei dieser Grundthematik schon oftmals erlebt hat, sondern setzt auf bleiernen Realismus. In kalt-düsteren Fotografien wird der manische Nick Cafmeyer durch seine individuelle Hölle geschleust, um am Ende seiner Suche auf den reflektorischen Widerpart seiner Selbst zu stoßen: Auch der Antagonist, der, den sie „Troll“ und „Beißer“ nennen, weil er den Kindern ein Stück Fleisch aus dem Rücken beißt, nachdem sie vergewaltigt wurden, versucht sich durch eine autotherapeutische Verfahrensweise zu behandeln und den innerseelischen Schmerz zu lindern: Das Recht auf Behandlung steht ihm zu, die Mittel, die er angesetzt hat, stehen unlängst jenseits von Gut und Böse. [...]
[...] Was zu Beginn zwar schon leicht seltsam erscheint, glaubt der selbstgerechte Ronnie doch tatsächlich eine Chance bei der Polizei zu haben, wenn er im Psychotest die imaginäre Pumpgun durchlädt und feuert, steigert sich von Minute zu Minute, bis es „Shopping-Center King“ dem Zuschauer ins Gesicht schreit: Gib einem Menschen einen marginalen Teil Macht in unserer Gesellschaft und du erblickst sein wahres Gesicht. [...] Jody Hill fordert den Zuschauer mit seiner Hauptfigur ordentlich heraus, stellt er ihm doch als Epizentrum der Handlung einen faschistischen Schulhofschläger vor die Nase, der mit rassistischen Parolen dem begrenzten Horizont frönt und vom dünkelhaften Spacko zum angsteinflößenden Psychopathen heranwächst. [...] . „Shopping-Center King“ romantisiert keinesfalls mit seiner derben Hauptfigur und ihrer abscheulichen Hybris; er webt sie in seine satirische Konstruktion, die die universelle Gefahr von Allmachtsphantasien in zynischem Konkretum präsentiert. [...]
Überfälliges Extralob an dieser Stelle für König Nicolas: Ein Herz hat er sich dafür redlich verdient, dass er sich wirklich immer und immer und immer wieder voll reinhängt, obwohl das Schiff eigentlich schon havariert ist. Vollbutschauspieler, immer unter Strom und aufopferungsvoll seiner Passion verpflichtet. So muss es sein. Deswegen hat man ihn ja auch so verdammt gern. Okay, in „Stolen“ drückt er das Gaspedal nicht bis zum Boden durch, beweist aber unter der Ägide seines Buddys Simon West (der für unseren Nico einer der besten Regisseure überhaupt ist), dass er ein verdammt guter Genre-Darsteller ist und nach wie vor flott austeilen kann. „Stolen“ bedient letztlich zwar genau die Tropen (Kidnapping, Vergeltung, bis hin zur emotionalen Katharsis), die gefühlt jedes B-Movie schon mal durch den Fleischwolf gejagt hat, West aber ist ein zu begabter Action-Handwerker, als dass das Ganze in einem unterdurchschnittlichen Rahmen ausbrechen würde. Nee, nee, „Stolen“ ist solide, kurzweilig und Nicolas Cage darf einen hellblauen Plüschteddy durch New Orleans schleppen, der beinahe die gleiche Schnute zieht, wie unser aufgescheuchter Held.
Wenn Arnold über die Kirmes gockelt und sich des schönen Tages erfreut, werden urige Erinnerungen an „Phantom Kommando“ wach. Aber auch darüber hinaus ist „Kindergarten Cop“ immer noch ganz nette Unterhaltung und wohl Schwarzeneggers bester Ausflug in das Comedy-Segment, wenngleich er zu Anfang (schön mit 3-Tage-Bart und Sonnenbrille) und gegen Ende die Wumme aus dem Halfter fischen darf. Seltsam hingegen ist, wie das Drehbuch sich zwar darum bemüht, Schwarzeneggers stoischen Charme, seinen charakteristischen Prototyp, durch ein gesundes Maß an perlweißgrinsender Selbstironie aufzurütteln, nicht ab seiner Handlungen: Gewalt gilt weiterhin als beständiges Lösungsmittel und Kindern wird Zucht und Ordnung nur dadurch eingerichtet, in dem man sie ins militärische Reih und Glied einordnet, bis die Kindergartenklasse zur Kompanie heranwächst. Trotzdem, nett, etwas zu lang, aber nett. Und es wird mal wieder die Bestätigung geliefert, dass die Typen mit Pferdeschwänzen doch immer noch die schlimmsten sind.
Biedermeier Arnold Schwarzenegger wühlt sich nicht nur durch das (Vor-)Weihnachtsgetümmel in den Einkaufsläden, um seinem Sohn am Bescherungsmorgen ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern. Arnold kämpft sich auch zurück in die Familie, muss dafür allerdings erst mal selber zum knalligen Action-Spielzeug verwandeln, damit die verloren geglaubte Autorität zurückgewonnen wird. Für Brian Levant und Randy Kornfield ist Weihnachten vorerst nicht das Fest der Liebe, sondern eine sich von innen heraus zerfleischende Kommerzveranstaltung, die den zuweilen bemitleidenswerten Schwarzenegger komplett durch die Ich-mache-Family-Comedy-Mangel dreht und dazu anhält, schlimmste Grimassen zu schneiden, die selbst einem Nicolas Cage Respekt abringen würden. Später wird dann natürlich noch die Moralkeule mit Sahnehaube und Kirsche serviert, dass es einem ganz schummrig im Kopf wird. Außerdem ist diese Sindbad-Pfeife als „Antagonist“ das reinste Grauen.
Eigentlich einfach nur zum Himmel stinkend langweilig, wäre er nicht so uuuunglaublich nervig geraten. Erst mal dekliniert „Trespass“ stocksteif das „schwierige“ Familienverhältnis der Millers durch: Papa ist viel unterwegs, Mama fühlt sich dolle einsam und Töchterlein befindet sich gerade in der pubertären Rebellenphase. Und wenn der Haussegen schon mal schief hängt, darf die unkoordinierte Einbrecherbande natürlich nicht fehlen, die dem Nicolas die Diamanten aus dem Tresor stibitzen will. Was folgt, ist Home Invasion von der Stange, Nicolas Cage lässt sich wie gewohnt gehen (ist aber noch Luft nach oben), Ben Mendelsohn quasselt von Mutti und Nicole Kidman gibt erneut die leichenblasse Schaufensterpuppe. Allerdings hat man es tatsächlich geschafft, die Darsteller keinen Satz in normaler Lautstärke aufsagen zu lassen – Hier wird unabdinglich und aus vollen Rohren durch die Gegend gebrüllt, als würden wir es mit Gorillas in der Brunftzeit zu tun bekommen. Ein Gegröle wie im Dschungel. Anstrengendes Häuflein Elend.
[...] Robert De Niro steigt als Gil Renard die Wendeltreppe des Wahnsinns hinab, fließend, Stufe um Stufe, zu Anfang sprießt ihm der sportliche Fanatismus nur aus den Augen. Später, wenn sich die Lage zugespitzt hat und Klischee an Klischee gereiht wird, um einen lachhaft-transparenten Showdown im vibrierenden Stadion anzustimmen, müssen Taten folgen, die selbstverständlich vom penetrant mechanisch-wummernden Musikeinsatz bis auf das Feld eskortiert werden. Die innige Liebe zum Spiel eines Ultrafans ist psychopathischen Ausmaßen gewichen. Gil, der von seinem Idol Bobby Rayburn (Wesley Snipes) dort ein Danke erwartet, wo eigentlich nur Erschütterung ob der Rücksichtslosigkeit seiner Taten existieren kann, agiert nunmehr mit dem Messer zwischen den Zähnen und wird schlussendlich zum Opfer seiner Sozialisation. „The Fan“ geht den richtigen Weg, in dem er die Lebensweisen zwischen Fan und Star parallelisiert wie kontrastiert, doch Tony Scott traut unverfälschten Bildern nicht, sondern muss sie zukleistern, verschieben, überdehnen und ästhetisieren.
[...] Interessant ist es da vielmehr zu beobachten, gleiches galt schon für „Girlfriend Experience – Aus dem Leben eines Luxus-Callgirls“, wie es dem Film in treffender Fasson gelingt, das Leben der Sasha Grey als mediale Persönlichkeit auf der Meta-Ebene zu reflektieren, in dem er sie als von der Männerwelt belagerte Genre-Schauspielerin Jill agieren lässt. Nacho Vigalondo, Regisseur und Drehbuchautor in Personalunion, ist sich seiner Besetzung also vollkommen im Klaren und nutzt ihre Vergangenheit, um „Open Windows“ nicht nur als stilistisch originellen Thriller aufzuziehen, sondern auch, um ihm im Kontext der verschwimmenden Menschlichkeit im digitalen Zeitalter des weiteren vielschichtige Facetten zu injizieren. [...]
Schon Al Pacino musste lernen, dass die Nächte in Alaska nicht unbedingt aus heimeligen Schlaf bestehen. In „Frozen Ground“ schlüpft Nicolas Cage in die Rolle des hartnäckigen, natürlich von Klischees umwitterten Ermittlers – Und macht seine Sache verdammt gut. Die Geschichtsdisco hat geschlossen, da flattert nichts, da gibt es keine Verrenkungen, nur einen vom Leben gezeichneten Mann, der die ganze Scheiße endlich hinter sich bringen will, auch wenn es ihn womöglich auffressen wird. Noch besser: Der nuanciert aufspielende John Cusack als schwarzäugiges Ungeheuer auf zwei Beinen. Mit seiner fröstelnden Nebensächlichkeit im Umgang seiner Opfer, lässt Cusack dem Zuschauer nicht selten einen Schauer über den Rücken jagen. Natürlich ist die Geschichte an und für sich ein alter Hut, technische Defizite sind nicht zu übersehen. Der in ein stahlblaues Kolorite gehüllte „Frozen Ground“ aber ist ohnehin viel mehr an seinen Charakteren, den Perspektiven und Befindlichkeiten interessiert (die schroffe Landschaftskulisse fungiert als allegorisches Barometer), als dass er das Sujet zu revolutionieren glaubt. Eine echte Überraschung, gerade hinsichtlich dessen, was Cage und Cusack in den letzten Jahren so abgeliefert haben. Daumen hoch.
[...] Von daher wäre es falsch, Erwartungen der Dimension eines „Fargo“ an „Ladykillers“ zu stellen, dafür sind die produktiven Vorzeichen einfach zu verschieden. Stattdessen sollte man „Ladykillers“ als einen netten Schulterschluss klassifizieren, der immerhin dafür sorgte, dass Joel und Ethan ihrem künstlerischen Prozess wieder mehr Platz einräumten, was sodann zum formidablen Neo-Noir-Western „No Country for Old Men“ führte. [...] Die Geschichte selbst vermisst offenkundig jedes britische Understatement und die räumliche Begrenzung, der im Original eine ungemeine inszenatorische Dichte folgte, wird ebenso gesprengt, um der sachten Reflexion über Leben und Tod einen bereiten Rahmen zu ermöglichen. [...] Dennoch ist „Ladykillers“ kein misslungener Film, auch wenn ihm die beachtliche Trefferquote der Vorlage abhanden kommt und die Handschrift der Coen-Brüder größtenteils dem Mainstream-Gestus weichen musste (bis auf einen ganz bestimmten Treppensturz, das ist die Sequenz, in der die Coens geradezu direkten Augenkontakt zum Zuschauer suchen und finden). [...] Kann man sich mal anschauen.
[...] Unter quietschendem Dubstep-Geplärre werden Ryan und Justin durch allerhand kuriose Episoden geschleust, bis sie es schließlich mit der albanische Mafia zu tun bekommen und das Faschingsspiel auf einmal gar nicht mehr so viel Spaß macht, wie noch zu Anfang, als sich die Damenwelt ihnen um den Hals geworfen hat. Als klischeebeladene Nullnummer gibt sich „Let's be Cop – Die Party Bullen“ jeglichen vorhersehbaren Plattitüden geschlagen und sucht fortwährend den Pfad geringsten Widerstandes: Bloß nicht in pfiffig-spritzigere Sphären fallen, die das obligatorische „Lethal Weapon“-Zitat übersteigen. Unterhaltung respektive Kurzweil findet man ohnehin ob des obsoleten Humorverständnisses wenig bis gar nicht, stattdessen gibt es hysterisches Gekreische und deplatzierte Zugeständnisse an die eigene Männlichkeit. [...]
Oliver Stone hat sich in seiner Karriere ja schon des öfteren als politischer Agitator bestätigt, pamphletisch und ungestümt in seiner Rhetorik und doch eine Versicherung darin, einen Nerv zu treffen, um sodann Diskussionen anzuregen. Mit „World Trade Center“ (Alternativtitel: „Oliver Stone und die Heiligtümer des Todes“) bekommt man einen Film zu Gesicht, der all die wertvollen Attribute vergangener Tage in Bezug auf Stone pulverisiert: Der Mann verrät und dezimiert seine künstlerischen Ideale beinahe im Sekundentakt. Wer denkt, „World Trade Center“ wäre womöglich ein ambitionierter Film, der jene einschneidenden Geschehnisse des 11. Septembers mutwillig hinterfragt und gleichermaßen über den Tellerrand eines von verquerer Ideologie geprägten Heldenepos blickt, der glaubt vermutlich auch Oliver Stone hätte sich das Hirn inzwischen noch nicht weggekokst. Was hier für ein heftigst manipulatives, plakativ-pathetisches Fleddern eines (nicht nur auf die nationale Ebene bezogenes) Traumas betrieben wird, ist fernab jeder Pietät und Anstand. „World Trade Center“ geht in seinem unreflektierten Wahn sogar so weit, krude Rachephantasien wiederholt zu bestätigen: Die Schweine schnappen wir uns! George W. Bush ist angesichts dieser überschwappenden filmischen Kotztüte mit Sicherheit der Geifer aus dem Mundwinkel getropft, alle anderen sollten (!!!) sich spätestens dann angewidert abwenden, wenn ein halluzinatorischer Kumpel Jesus mit Wasserflasche im Trümmerhohlraum erscheint. Unglaublich.
Nahrhaft wie eine Fertigsuppe, biedert sich dieses 150 Millionen Dollar schwere Windei ohne Unterlass den transparenten Statuten der Blockbustermaschinerie an: Schnell aufgekocht, hektisch serviert und anschließend ohne große Gedankenverschwendung heruntergewürgt. „Duell der Magier“ ist nicht schlecht, das würde zu weit gehen, er ist einfach nur zu überfrachtet, zu fragmentarisch und zu orientierungslos. Als flamboyantes Blitzlichtspektakel ist es seine Bestimmung, möglichst hastig von A nach B zu schnellen, niemand darf durchatmen, niemand darf eine Sekunde für sich haben, ansonsten würde womöglich deutlich werden, wie konfus Jon Turteltaub und sein Drehbuchteam hier die Strippen ziehen. Von magischem Flair darf ebenfalls keine Rede sein, dafür von einem durchaus gut besetzten Nicolas Cage, der zwar ohne Kartoffelbrei auskommen muss, dafür aber auf einem stählernen Federvieh durch die Lüfte saust und ständig irgendeinen Quatsch vom Seelengral und dem obersten Merlinier (anstrengender Zappelphilipp: Jay Baruchel) brabbelt. Ansonsten gibt es ein hochgradig seelenloses Hausieren mit aufgeblähten Computereffekten zu begutachten und – natürlich – den Nico, wie er sich gepflegt eine Gewürzgurke reinpfeift.
[...] Die Kamera zeigt sich als flexibler Gegenstand der Begutachtung und Dokumentation, mal nah an den Figuren und ihren Gesichtern, gerne aber auch mal zaghaft hinter Wänden hervorlugend, doch immer dabei, voll im Geschehen und vor allem: goldrichtig positioniert. [...] „Arrested Development“ wartet mit geschliffenen Pointen auf, deren Aufbau womöglich in der zweiten Folge beginnt, um dann zehn Folgen später auf den Höhepunkt geschraubt zu werden und seinen eigentlichen Sinn zu vervollständigen. [...] Geduld ist damit genau die Tugend, die „Arrested Development“ in Ehren hält. Wer sich jedoch einmal in dieses verwobene Konstrukt aus massenweise Anspielungen, Wortspielen, brillant abgestimmter Situationskomik wie Running Gags eingearbeitet hat, der wird die hier porträtierte Familie Bluth schnell in sein Herz schließen und nicht mehr herauslassen. [...]
[...] Interessant ist dabei vor allem, dass Tommy Lee Wallace in seiner entschleunigten Stilistik näher an das Original von John Carpenter kommt, als es Rick Rosenthal mit seiner ebenfalls gelungenen Fortsetzung vollbrachte. „Halloween III“ lebt von seiner suggestiven Stimmung, die aus dem Clinch der altertümlichen Hexerei und dem progressiven Computerzeitalter resultiert. Dass verschlafene Nest San Miro, in dem ständig Menschen hinter Gardinen kauern und tuscheln, ist dafür genau das richtige Setting, um der schwelgende Grundbedrohung eine angemessene Projektionsfläche zu unterbreiten. [...] Spätestens wenn die Ausmaße der Gefahr ein Kind durch den Gebrauch psychotronische Wellen in einen schmierigen Haufen Ungeziefer verwandelt (übrigens eine famose Sequenz, wie all die Kakerlaken und Tausendfüßler aus der Kürbismaske hervorkrauchen), nimmt „Halloween III“ ein apokalyptisches Gewand an: Der Himmel selbst wird noch im feuerroten Schein erstrahlen. [...]
Wer hier nach dem 'Wieso', Weshalb' und 'Warum' fragt, bleibt definitiv der Dumme. Hut ab an alle Beteiligten: Selten schlitterten 70 Millionen Dollar hirnrissiger des Weges. Ehrlich, in seiner kryptischen Ausdauer, dem Zuschauer über keinen einzigen Handlungsbaustein wirklich Aufschluss zu geben, könnte man „Next“ schon eine gehörige Portion Mut attestieren. Letztlich basiert Lee Tamahoris filmgewordener Dösbaddel aber „nur“ auf einem grauenhaften Drehbuch, das der barschen Planlosigkeit frönt und trotzdem immer weiter nach vorne prescht. Nicolas Cage kann in die Zukunft blicken (2 Minuten, nicht 2 Minuten und 2 Sekunden!), trifft mit Liz (Jessica Biel) die Frau seines Lebens (Gemeinsamkeiten: Beide mögen Regen), bekommt es mit einer seltsamen Terroristenclique zu tun (Angeführt von Thomas Kretschman – Stilbewusst mit dem Zahnstocher im Mundwinkel) und stimmt frisurentechnisch schon mal auf seinen nachfolgenden Kracher „Bangkok Dangerous“ ein, versucht mit seiner schwarzen Matte aber eigentlich nur zu kaschieren, dass die sich anbahnende Platte nun mal nicht mehr als Geheimratsecken durchgeht. Zwischendurch gibt es ein paar Stanley-Kubrick-Referenzen und am Ende wird dann die ganz alte Da-Guckste-Doof-Nummer rausgekramt, mit der Brian De Palma sein Publikum schon in den 1980er Jahren verarscht hat. Einzig Julianne Moore bewahrt sich ihre Würde, aber die Frau zwingt ohnehin nichts in die Knie.
[...] Vor allem aber wiederholt „Mindscape“ einen Satz (ob verbal oder nonverbal) mantraartig: Erinnerungen sind trügerische Produkte unseres autobiographischen Gedächtnisses. Aber oftmals sind sie das Letzte, was uns noch bleibt, was uns zum Lächeln bringt. In kalten, matten Fotografien, dominiert von Grün- und Blaufiltern, geriert sich „Mindscape“ nach und nach als grüblerischeres Vexierspiel, versiebt jedoch alsbald durch seine offensichtlichen Konstruktionen im stehenden Genre-Wasser: Etwas Filmaffinität und „Mindscape“ wird zum netten Thriller, aber auch schrecklich vorhersehbar und in der psychologischen Disposition heftig simplistisch. [...]