SoulReaver - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
Star Wars: AndorScience Fiction-Serie von Tony Gilroy mit Diego Luna und Genevieve O'Reilly.+19 Kommentare
-
EternautaEternauta ist eine Drama aus dem Jahr 2025 mit Ricardo Darín und Carla Peterson.+18 Kommentare
-
AdolescenceAdolescence ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 von Stephen Graham und Jack Thorne mit Stephen Graham und Owen Cooper.+13 Kommentare
-
Die GlaskuppelDie Glaskuppel ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 mit Léonie Vincent und Johan Hedenberg.+13 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
Mission: Impossible 8 - The Final Reckoning187 Vormerkungen
-
From the World of John Wick: Ballerina154 Vormerkungen
-
Final Destination 6: Bloodlines127 Vormerkungen
Alle Kommentare von SoulReaver
[...] Dass sich die brüllende Gefahr des Sattelschleppers auf den Primärtext ausgeweitet hat, ist schnell klar und „Duell“ ist im Endeffekt auch nichts anderes, als unheimlich bedrängendes, existenzialistisches Spannungskino. Im Subtext, angedeutet durch die Radiosender, wird jedoch angesprochen, dass die Männer in dieser sich entfremdenden Zeit ihren Stand als Kopf des gesellschaftlichen wie familiären Machtgefüges verloren haben und sich den Frauen unterzuordnen haben. Auf dem Highway erteilt das Schicksal David die Chance, seinem Nachnamen wieder gerecht zu werden, zurück in seine feste Geschlechterrolle zu wachsen und sich vom Matriarchat zu emanzipieren, um neue Autorität zu erlangen. [...]
[...] In dem zuweilen elliptisch verschachtelten „Joe“ werden wir in ein trübes Austin gezogen, in dem Probleme mit Gewalt gelöst werden und auch der erstrebte Neubeginn, die Flucht aus dem sozialen Tiefbau, einzig durch Gewalt ermöglicht werden kann. Das ist reaktionär, weil es unkommentiert toleriert wird, und „Joe“ ist in jedweder Hinsicht abgedroschen und eigentlich schon lange komplett auserzählt. Es wäre allerdings eine Lüge, würde man postulieren, dass „Joe“ keine hervorragende Bildsprache besitzt, die eine ganz und gar hypnotische Aura absorbiert. Und das spielt dem Film, genau wie seine ziemlich guten Hauptdarsteller, in die Karten: Er ist mit Sicherheit nicht sinnstiftend, aber ungemein suggestiv, und seine Definition von Freundschaft wird auf einem gar besinnlichen Fundament platziert. „Joe“ thematisiert eine Welt, die verdorben und verlottert erscheint, versoffen und verbittert, doch eine gewisse Courage scheint immerhin noch existent.
[...] Es ist unwiderlegbar, dass der Body-Snatcher-Topos schon im Jahre 1987 reichlich ausgelutscht war, „The Hidden – Das unsagbar Böse“ aber ist auch ein launiger Beleg dafür, dass man dieses Thema immer wieder weiterentwickeln und neuinterpretieren kann, ohne dafür zwangsläufig in philosophische Untiefen einzudringen. [...] The Hidden – Das unsagbar Böse“ ist kompaktes, unterhaltsames und dementsprechend blutiges Genre-Kino, welches sich im Inneren auch als eine frühere, gleichwohl etwas nachdrücklichere Variante des Sommerblockbusters „Men in Black“ definiert. Und ein Extralob verdient sich an dieser Stelle auch noch der großartige Kyle MacLachlan, der zuweilen als etwas apathischer, aber doch immer zielstrebiger Lloyd Gallagher eine tolle Leistung abliefert. [...]
[...] Es erscheint nur wenig beglückend, dass sich ein Film die Zeit nimmt, um im Kontext der Psychoanalyse die Raster des methodischen Prozesses etwas aufzurütteln, am Ende dann aber doch des Rätsels Lösung in ödipalen Konflikten zu finden glaubt – Obwohl er sich letztlich wieder eingesteht, dass es nicht die Diagnose ist, die den höchsten Wert besitzt, sondern der Weg dorthin. Und da macht „Jimmy P.“ unmissverständlich deutlich, dass sich die Beziehung zwischen Jimmy und Georges nicht auf der strengen Arzt-Patient-Ebene abspielt, sondern ein freundschaftliches Verhältnis aufgebaut wird, eine Vertrauensbasis, die mal verbale Duelle bereithält, aber auch als ausgelassene Plauderei funktioniert. Benicio del Toro überzeugt vor allem mal wieder durch seine subtile Performancekunst, während Mathieu Amalric einmal zu oft zur neurotischen Karikatur erklärt wird. Interessant ist „Jimmy P.“ im Umgang mit Verdrängung und Freilegung trotzdem.
[...] Wer allerdings mal wieder Lust auf eine kinematografische Grenzerfahrung hegt, wie man sie vielleicht mit Menahem Golans famosen Dummfick „Over the Top“ vergleichen könnte, der ist ganz herzlich eingeladen: Stumpf ist Trumpf. [...] „Road House“ überwirft sich mit seinen fragwürdigen Ansprüchen auf Ernsthaftigkeit und pfeift komplett auf die tonale Kohärenz, wenn auch unfreiwillig. Aber genau daraus generiert „Road House“ in erster Linie seine Kurzweil, weil er eben ganz unbewusst jeden handlungsbezogenen Zusammenhang kategorisch ablehnt. [...] „Road House“ ist einer dieser Filme, die sich rational eigentlich nicht erklären lassen. Von daher ganz einfach kurzgefasst: Muss man gesehen haben, um es zu glauben. [...]
[...] Sympathisch wird „Turtles“ allein durch die Ganzkörperanzüge und die tolle Puppentechnik von „Die Muppets“-Ikone Jim Henson. Da wirkt nichts gekünstelt oder der Wirksamkeit wegen entfremdet: „Turtles“ ist ein ungemein haptisches Abenteuer; er erscheint über seine gesamte Laufzeit greifbar und zieht den euphorischen Zuschauer (dafür muss man freilich im rechten Alter sein) geradewegs in seinen Bann. [...] „Turtles“ ist auch ein Film, der archaische Gefühle thematisiert, dem es um Wut, Trauer und Rache im Allgemeinen geht. Mit Spliter, einer ebenfalls mutierten Ratte, die die Turtles unter ihre Fittiche genommen und im Ninjutsu ausgebildet hat und dem düsteren Antagonisten Shredder kollidieren zwei Auffassungen von Vaterfiguren im urbanen Kosmos. Und nicht nur die Turtles sind auf der Suche nach einer väterlichen Hand gewesen, auch die Straßenkinder, die Shredder von den Straßen New Yorks hat rekrutierten lassen, sehen sich nach einem Halt in ihrem Leben. [...]
[...] Das Problem von „Captain America: The First Avenger“ liegt eben darin begraben, dass er es tunlichst vermeidet, den Personenkult samt Sinngehalt um seinen muskulösen Helden zu hinterfragen. Wenn Steve Rogers zu Anfang noch als der gebrechliche Hänfling auftritt und in seiner pathologischen vaterländischen Blindheit immerzu daran scheitert, sich in den Kriegsdienst einschreiben zu lassen, dann besitzt das eine gewisse Tragik. Einer solchen entbehrt sich der Film dann, wenn Steve zum Captain mutiert und sich in seinen angriffslustigen Handlungen permanent feiern lässt. Darüber hinaus leidet „Captain America - The First Avenger“ an einem mühseligen Pacing, versprüht dann und wann gekonnt seinen toll bebilderten Retro-Charme, muss sich aber gefallen lassen, als leidlich spannendes und wenig spektakuläres Unterfangen gewertet zu werden, egal wie exzessiv hier auch mit der Pyrotechnik hantiert wurde. Technisch größtenteils makellos, ist „Captain America: The First Avenger“ genau das propagandistischen Kaspertheater, das er zwischenzeitig in einem Anflug (selbst-)entlarvender Inkompetenz aufs Korn zu nehmen glaubt. Wer ideologische Fragwürdigkeiten ausblenden kann, der wird wohl zwei mehr oder wenige unterhaltsame Stunden mit dem All-American-Dreamboy erleben. [...]
Endstation Vulgärpsychologie? Nicht mal dazu hat es in „Siegburg“ gereicht. Uwe Boll geriert sich als gar großer Menschenkenner und möchte uns das 'Böse' im Menschen präsentieren. Anstatt diesen Versuch jedoch reflektiert anzutreten und den Zuschauer zum regen Austausch zu animieren, verwechselt der Doktor wiederholt fundiertes Kritisieren mit tumber Pöbelei. Folge: Boll instrumentalisiert den sich 2006 in der Justizvollzugsanstalt Siegburg zugetragenen Fall dafür, um plakativ wie ein die Grenzen austestender 14-Jähriger Abscheulichkeiten aneinanderzureihen und graduell zu steigern. Damit entbehrt Boll seinem Sujet jedwede soziologische Dimension und verlangt, ja, verlangt, dass wir diesen degenerierten Scheiß auch noch ernst nehmen. Widerwärtig.
„Captain America“ war ja – gelinde gesagt – doch eher dürftige Kost und schraubte die Erwartungen an das zweite Solo-Abenteuer des perlweißgrinsenden Ur-Patrioten gekonnt gen Süden. Anthony Russo aber straft all die pejorativen Befürchtungen Lügen und haut den wohl wuchtigsten Spross des Marvel Cinematic Universe heraus. Die Action ist unglaublich gut elaboriert, kein unnötig überkandideltes Affentheater, sondern physisches Kino, energetisch, geradlinig und mit einigen wirklich famosen Choreographien bestückt. Dass auch „Captain America 2“ immer noch Defizite darin aufweist, seinen Helden adäquat zu etablieren, wenn er mal nicht mitten im Gefecht ist, federt die sonstige Besetzung um Scarlett Johansson, Samuel L. Jackson, Robert Redford und nicht zuletzt Sebastian Stan, der als Winter Soldier den Kessel mal so richtig pfeifen lässt, weitestgehend ab. Und jetzt wird es gar absurd: Selbst die Story funktioniert und erweist sich als durchaus ernstzunehmende NSA-Analogie, die uns in ihren politischen Anleihen direkt in das Paranoia-Kino der 1970er Jahre zurückschickt. Dufte!
[...] Im Gegensatz zu Derrickson verstand Fincher es aber, dass eine einnehmende Atmosphäre nicht allein daraus resultiert, den Helligkeitsregler herunterzuschrauben und die Charaktere durch eine immerwährende Dunkelheit stampfen zu lassen. Aber genau das passt ins simple Konzept von „Erlöse uns von dem Bösen“, denn der Film möchte nicht einfach nur düster sein, er möchte unbedingt und um jeden Preis stockduster sein, damit der Zuschauer in manchen Momenten nur noch erahnen kann, was dort gerade wirklich über die Leinwand huscht. Und daraus gebiert „Erlöse uns von dem Bösen“ die Chance, billigste Jump Scares aufzuziehen, wie sie ein James Wan nicht schlechter hätte justieren können. [...] Sehr schade ist es, dass sich ein Eric Bana für einen solch religiös-verbrämten Nonsense hergibt, hat der Mann doch nicht nur die richtige Statur, sondern auch die passende Ausstrahlung, um in einem straighten Erwachsenen-Thriller mitzuspielen. „Erlöse uns von dem Bösen“ hingegen enttäuscht auf ganzer Linie, weil er sich so dermaßen ernst nimmt, dass es nicht nur amüsiert, es ist irgendwann auch wirklich unangenehm mitanzusehen.
Ganz grässliches Ding. Mit Sicherheit nicht der muffige Bodensatz des befremdlichen Remake-Trends, aber eine weitere Bekräftigung darin, wie entbehrlich dieser prosperierende Modernisierungswahn doch eigentlich ist. War George Mihalkas nicht nur schön garstig in seiner Gewalt, sondern darüber hinaus auch reichlich schroff in Szene gesetzt, turnt Patrick Lussiers, zugegeben, recht freie Neuauflage von „Blutiger Valentinstag“ schon allein durch seine ekelhaft-keimfreie DV-Optik gewaltig ab und erweckt nicht selten den Eindruck, dass man es hier womöglich doch mit einem kümmerlichen TV-Film zu tun bekommt. Aber Patrick Lussier scheint hier ohnehin wenig Verständnis dafür zu haben, einen Horrorfilm angemessen aufzuziehen, raubt seinem Goreanteil wiederholt die unvermittelte Wucht, weil ja das obligatorische Schmunzeln nicht fehlen darf und setzt zu viel Vertrauen in die überbordenden Toneffekte, anstatt den Fokus auf eine gescheite atmosphärische Suggestion zu legen und dadurch vielleicht auch eine erkennbare Spannungskurve herauszufiltern. Aber nein, „My Bloody Valentine“ ist aseptisch und plärrt chronisch vor sich hin. Furchtbar gespielt ist er übrigens auch noch, Jensen Ackles, Jaime King und Kerr Smith fungieren als inkompetentes Knallchargentrio par excellence. Immerhin teilt „My Bloody Valentine“ ebenfalls gut aus, und wenn es eins mit der Spitzhacke auf die Omme gibt, werden die Wände teilweise neu bestrichen.
Kinematographische Einstimmung auf das Fest der Toten von souli und tee.
02#05
Spitzehackenmassker im Bergwerk. Immer wieder eine Freude, sich dieses 1980er Jahre Vehikel zu Gemüte zu führen, das auch heute noch durch den wirklich beachtlichen Härtegrad überrascht: Wenn das klobige Mordinstrument von dem schnaubenden Heine in die Köpfe der kreischenden Opfer gepflockt wird, dann aber auch richtig deftig. Die Exposition von „Blutiger Valentinstag“, der auch Grund für die gnadenlose Stereotypisierung des (Sub-)Genres ist, bringt die Motivik des Slashers schön auf den Punkt: In Schräglage streifen wir durch das Innere des Stollens und stoßen alsbald auf eine blonde Dame, die mit einem der Minenarbeiter auf Tuchfühlung geht. Das Prusten unterhalb seiner Maske intensiviert sich, die Kamera saugt sich an ihrem Körper fest, bis dieser schließlich von einer aus dem Wand ragenden Spitze durchbohrt wird und wir uns in ihrem aufgerissenen Mund verlieren. Sex und Gewalt stehen im Slasher immer in fester Relation und „Blutiger Valentinstag“ ist sich darüber natürlich vollkommen im Klaren. Im Endeffekt hat George Mihalka hier einen flotten Film vollbracht, dessen Antagonist mit entsprechender Gnadenlosigkeit auftritt und Herzen – ganz dem Valentinstag angepasst – in chirurgischer Präzision aus dem Brustkorb schält. Dass die Schauspieler alle nur, bestenfalls, semi-begabt sind und die auf der Zielgeraden eingestreute dissoziative Identitätsstörung ein Witz ist, ändert nicht daran, dass „Blutiger Valentinstag“ eigentlich immer noch ziemlich gut funktioniert.
Früher dann und wann tatsächlich dazu befähigt gewesen, gute bis halbwegs akzeptable Filme auf die Welt loszulassen, ist der Glanz des Namen Luc Besson inzwischen doch längst schon abgeperlt. Dass die (Selbst-)Demontage des Franzosen aber noch nicht in allen Köpfen angekommen scheint, erklärt vielleicht auch, warum es dem Mann tatsächlich noch gestattet wird, (s)ein Drehbuch wie das zu „Lucy“ mit durchaus ansehnlicher Starpower verfilmen zu dürfen. Es mutet schon irgendwie befremdlich an, wie Besson die Prämisse von „Lucy“ auf hypothetischen, aber theoretisch durchaus effektiven Schwachsinn türmt, daraus aber nicht das rotzedoofe B-Movie schält, was ratsam gewesen wäre, sondern auch einen philosophischen Anspruch hegt. Scarlett Johansson wächst durch eine ominöse Wunderdroge, die die Wirkung freisetzt, die zerebrale Kapazität vollends auszuschöpfen, heran zur omnipotenten Erlöserin unseres armseligen Daseins. Luc Besson verkauft „Lucy“ als eine Art unangenehm flirrend-wichtigtuerische Collage, zusammengeklaubt aus Motiven, Symbolen und idiotischen Assoziationen, die von der saftlosen Mise en Scène abermals akzentuiert werden. Stilistisch total überfrachtet und orientierungslos, besitzt „Lucy“ nicht den Funken einer dramaturgische Fallhöhe, weil sich der humanoide USB-Stick letztlich keinerlei echter Gefahr ausgesetzt sieht. Dabei lassen sich durchaus interessante Ansätze finden, wenn die progressive Intelligenzsteigerung zur Entmenschlichung führt, oder die Erkenntnis, das Zeit immer Wahrheit bedeutet, weil sie die Existenz von Materie bekundet und damit Sein oder Nichtsein bestätigt. Aber das ist „Lucy“ nicht affig genug, um darauf einzugehen.
[...] Es dauert ein Weilchen, bis „Beyond Re-Animator“ das Feeling entfacht, welches „Bride of Re-Animator“ und vor allem „Der Re-Animator“ so wunderbar dominierte. Schwarzer Humor gekreuzt mit deftigen Splatter-Einlagen lassen „Beyond Re-Animator“ schlussendlich doch noch sein versöhnliches Ende finden, auch wenn Brian Yuznas zweite „Re-Animator“-Arbeit fernab von der Originalität und dem Esprit ist, wie wir es von den beiden Vorgängern gewohnt waren. Eines aber steht fest: Jeffrey Combs ist glücklicherweise unkaputtbar!
[...] „Rain Man“ schafft es dabei, die Balance zwischen wirklich amüsanten Momenten und denen, die von einer gewissen Tragik gekennzeichnet sind, aufrechtzuerhalten. Dass sich der Film eigentlich unfassbar simplistisch in seiner Dramaturgie formuliert, bestätigt auch die Bedenken in Sachen medizinischer Aufklärungsarbeit, denn hinsichtlich dessen leistet „Rain Man“ nichts, was dem spezifischen Krankheitsbild wirklich neue Erkenntnisse für den Zuschauer abringt. Stattdessen ist „Rain Man“ ein Plädoyer an die Menschlichkeit und der Versuch, eine umfassende Inklusion nicht mehr nur Teil eines utopischen Gesellschafts- und Wertesystems sein zu lassen. Da stört es im Endeffekt auch nur marginal, dass Raymond als Best-of-Autist herhalten muss und Charlie im Umgang mit seinem Bruder selbstredend heftig sensibilisiert wird. Einlullen lassen wir uns von „Rain Man“ doch immer noch viel zu gerne, dafür ist er auch schlichtweg zu unterhaltsam.
[...] Interessant ist an dieser Konstellation, deren innere Dynamik graduell gesteigert wird, dass es dem Film nicht darum geht, die Charaktere einer dezidierten Schuldzuweisung unterzuordnen, sondern versucht wird, ihnen psychologisch auf den Zahn zu fühlen, Motivationen und Verhaltensweisen zu grundieren. [...] Das ist der Startschuss für ein Geflecht, in dem unnötige Schwanzvergleiche, eine nervöse Beklommenheit und letztlich auch Gier die größte Rollen spielen. Im Großen und Ganzen aber thematisiert „Die zwei Gesichter des Januars“ die Dualität im menschlichen Gebaren, was ihm erlaubt, Ösen in seinen Ambivalenzen zu bilden, in denen er immer ganz geschickt seine Sympathie einfädelt und verrückt. Letztlich ist es auch Alberto Iglesias Score zu verdanken, der sich stark an Bernard Herrmann orientiert und die hitzige Atmosphäre zunehmend intensiviert. Und was Marcel Zyskind uns hier für von Eleganz internalisierte Aufnahmen der antiken Mittelmeerkulisse liefert, ist von einer bezirzende Visualität signiert, die man so zuletzt vielleicht in Giuseppe Tornatores „The Best Offer“ bestaunen konnte.
[...] Es dauert eine Weile, bis „Bride of Re-Animator“, der nun einem deutlichen Nihilismus frönt, dem Wahnsinn freien Lauf lässt und eine absurde Zombie-Armee über den Bildschirm wildern lässt. [...] „Bride of Re-Animator“ hält sich stilistisch an seinen Vorgänger, ist aber nicht mehr so homogen und peppig erzählt, wie es noch „Der Re-Animator“ war, da hilft das Wirken im organischen Baukasten und so manch grotesk-skuriller Geistesblitz (das Glubschaugen-Patschehändchen!) zuweilen nur bedingt, sucht Yuzna doch stetig die qualitativ-stringente, aber niemals verklemmte Form, die Teil 1 noch durchweg auszeichnete.
[...] „Sex Tape“ schert sich nicht um erwachsene Themen, die das (post-)pubertäre Standardgeplänkel aus dem R-Rated-Jargon auch nur eine Sekunde überschreiten. Dass hier darauf hingewiesen wird, dass sich eine Beziehung mit den Jahren so manche Veränderungen gefallen lassen muss, tut nichts zur Sache, dient dieser Aspekt doch nur als reines Mittel zum Zweck, um die große Hetzjagd nach den anderen iPads zu starten und von einem dumpfen Gag zum nächsten absehbaren Kalauer zu trotteln. Neben dem Voll-in-die-Fresse-Product-Placement, das „Sex Tape“ geradezu im Sekundentakt betreibt, wird sich kläglich um Nonchalance bemüht, um dann in hochnotpeinlichen Sequenzen zu kulminieren, in denen der obligatorische Gummidildo natürlich nicht fehlen darf. [...]
Kinematographische Einstimmung auf das Fest der Toten von souli und tee.
01#05
[...] Mit dem Herz am rechten Fleck, geht es hinab in ein morbides Horrorszenario, über dem nicht nur das perverse Grauen thront, sondern auch dem tiefschwarze Humor – samt satirischer Spitzen - viel Platz eingeräumt wird. Während sich der bebrillte Kauz Dr. Herbert West in seine Arbeit stürzt, kalt und obsessiv handelt, wird die Liebe zwischen dem Medizinstudenten Daniel Cain (Bruce Abbott) und seiner Freundin Megan (Barbara Crampton) schon bald auf eine harte Probe gestellt und einer ethischen Prüfung unterzogen: Der wissenschaftliche Quantensprung kommt nicht ohne menschliches Dilemma aus. Die Toten jedenfalls, sie wandeln wieder unter uns, allerdings sind sie alles andere als wohl gestimmt und legen zum Teil ein aggressives Verhalten an den Tag, welches ihr wahres Gesicht zu Lebzeiten bestätigt. Und dann darf das wahnsinnige Geschmiere auch so richtig in die Vollen gehen, die Knochensäge zum Einsatz kommen und das Gekröse aus den deformierten Torsos schnellen. [...]
[...] Und hier beginnt „Donnie Darko“ schließlich wirklich vielschichtig zu werden, weil er die Figur des Donnie Darko in derart viele Richtungen lenken kann, dass hinter „Donnie Darko“ womöglich tatsächlich ein „Superheldenfilm“ steckt, in dem einem Außenseiter das Privileg gebührt, die menschliche Rasse vor dem Untergang zu retten, in dem er sich selber opfert und erlöst. [...] Immerhin ist es Donnie, der plötzlich mit übersinnlichen Begabungen befähigt ist, der unter Umständen in der Zeit voraus reisen konnte, um den Menschen, die ihm sonst nur in seinem verzerrten Traum begegneten, eine Chance für ihre weitere Existenz zu geben. „Donnie Darko“ lässt sich dahingehend auch als eindringlich-deterministische Passionsgeschichte zu deuten, die mit biblischer Motivik hantiert, unter einem phänomenologisch Ansatz funktioniert, filmhistorische Referenzen schlägt (eine nicht gerade unwesentliche Szene eröffnet Donnie ein Portal aus der Kinoleinwand) und darüber hinaus auch einen melancholischen Abgesang auf eine Dekade inne trägt, in der Träume noch nicht gänzlich verpufft waren, ohne dabei einen nostalgisch-verklärten Gestus aufrechtzuhalten. [...]
[...] Die große Stärke von „Gone Girl – Das perfekte Opfer“ ist eben nicht das, WAS er erzählt, sondern WIE er seine Geschichte dem Zuschauer unterbreitet, nach und nach entschlüsselt und nicht nur den Zuschauer in seinen Vermutungen Lügen straft, obwohl sich dieser - ganz nach den Regeln des Suspense-Kinos - in einer höheren Position zu befinden glaubt. Auch die involvierten Charaktere samt den dazugehörigen Tätigkeitsbereiche werden stetig auf Links gezogen: Vom normalen Bürger, der Regenbogenpresse, bis hin zur detektivischen Polizeiarbeit. „Gone Girl – Das perfekte Opfer“ offenbart eine helle Freude daran, den Zuschauer auf das Glatteis zu führen, in dem er ihn wie seine Charaktere ins abgefeimte Fadenkreuz nimmt und nach Strich und Faden manipuliert. Das führt dann folgerichtig dazu, dass sich die Sympathie-Achse stetig verschiebt und ein klares Misstrauen an jedes gesprochene Wort und an jede ausgeübte Geste geheftet wird, bevor wir uns vom fintenreichen Narrativ wieder in die Falle locken lassen. [...]
[...] Dass sein John McLane aber schon in Teil 3 zu einer Karikatur geraten ist, die – so hat man das Gefühl – sich einfach nur durch kaltschnäuzige One Liner zu artikulieren weiß, bestätigt auch Teil 4, bei dem McLane zwar auch wieder reichlich einstecken muss und sich mit so mancher Blessur herumschleppt, doch so wirklich möchte das Bedrohungsszenario nicht aufgehen, dafür ist der grimmige McLane schon viel zu ikonisiert, als dass man es sich erlauben würde, Zweifel an seinem Bestehen in die Erzählung einfließen zu lassen. [...] Dass wir es nun also mit Computerspezialisten zu tun bekommen, gebiert für Inszenierung ebenfalls die Chance, mit hochtechnologischem Gedöns aufzufahren und den Actionpegel aus dem realistischen Anker auszuhebeln, um ihn in weitaus phantastischere Sphären zu verlagern, in denen physikalische Gesetzmäßigkeiten eine eher untergeordnete Rolle spielen: „Stirb langsam 4.0“ setzt auf Spektakel. [...] Es tut dem Film gut, McLane einen Schauspieler wie Justin Long an die Seite zu stellen, der als findiger Hacker vor ganz infantilen Gags in der „Ich-bin-zu-alt-für-diesen-Kram“-Endlosschleife bewahrt. Willis und Long harmonieren ziemlich gut und ihre Chemie ist letztlich dafür verantwortlich, dass „Stirb langsam 4.0“ (fast) unentwegt Kurzweil generiert.
[...] Wem es bei einem Film ausreichen sollte, möglichst viel Blut durch die Luft spritzen zu sehen, der dürfte bei „Hitman – Jeder stirbt alleine“ auf seine Kosten kommen, denn unter diesem Aspekt lässt Xavier Gens keine Chance ungenutzt, um den Lebenssaft an die Wände klatschen zu lassen. Wer aber auch etwas Wert auf eine kohärente Narration, einen wenigstens im Ansatz interessanten Protagonisten (er muss ja nicht mal sympathisch sein) und wirklich einnehmende Action-Sequenzen legt, den wird „Hitman – Jeder stirbt alleine“, dieses beliebige Vehikel, auf ganzer Strecke enttäuschen.
[...] Aber auch darüber hinaus wird „Shoot 'Em Up“ von einem ungemein comichaften Charakter dominiert, der zunehmend in seiner internalisierten Over-The-Top-Devise in dermaßen überdrehten Sequenzen kulminiert, dass es ein Ding der Unmöglichkeit scheint, diesen Film „wirklich“ ernstzunehmen respektive ihn für seine schiere Überdrehtheit nicht zu mögen. [...] Mit „Shoot 'Em Up“ zündet Michael Davis eine (selbst-)referenzielle, hyperaktive und unbedingt ironische Action-Sause, die bereits mit dem New-Line-Cinema-Logo-Beschuss zu Beginn die Weichen der Narration auf 'Rock'n'Roll' stellt. Clive Owen und Paul Giamatti bekriegen sich als menschgewordene Bugs Bunny und Elmer Frudd in einem absurd-zynischen Szenario, welches sich für keine Übertreibung und keinen Kopfschuss zu schade ist. [...]
[...] Es erweckt den Eindruck, gerade in Bezug auf den Driver und den Detektiv, als kämen ihre namentlichen Funktionen einer genetischen Veranlagung gleich, von der sie sich einfach nicht entwurzeln können und sich dazu gezwungen sehen, ihr flammendes Duell aufrechtzuerhalten, um den urbanen Organismus mit vitalen Kräften zu versorgen. „The Driver“ bringt also einen ungemein existenzialistischen Subtext mit sich und veranschaulicht ganz wunderbar, wie diese Menschen in ihren „Rollen“ eingekesselt scheinen und durch die spezifischen Vorschriften ihrer jeweiligen Funktion längst einer tiefen Obsession verfallen sind: Niemand „kann“ hier, hat also quasi eine Wahl, jeder „muss“ - Unbedingt. Dringend. Ausnahmslos. Und stellt dazu überhaupt keine Ansprüche, sondern jagt einzig dem Kick hinterher, der das verzweigte Großstadtgeflecht stetig in Atem hält. Beeindruckend ist daher auch, wie Walter Hill es vollbringt, seiner Vision von Los Angeles ein eigenes, temperamentvolles Gemüt anzukleiden. [...]