SoulReaver - Kommentare
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Alle Kommentare von SoulReaver
[...] Zuweilen etwas zu elliptisch erzähltes Survival-Drama, das nicht mit individuell nuanciert geschriebenen Charakteren glänzt, sondern mit einer dichten Atmosphäre und einer ungemein plastischen Gruppendynamik. „Überleben“ wirft viele interessante Fragen auf, die sich auf den Menschen und sein Handeln in Extremsituationen beziehen und vermeidet es dabei zum Glück tunlichst, Heldenfiguren zu stilisieren. Ein Film über Verzweiflung, Angst, Glaube und Hoffnung, der die Natur sowohl als Limbus, der keinen Ein- und keinen Ausgang gewährt, als auch als Quelle des Lebens definiert. Dazu wird auch der Kannibalismus aus einer ganz anderen, viel greifbareren Perspektive beleuchtet. Ein sehr guter Film.
Ganz seltsames Ding. Partiell inkohärent bis die Schwarte kracht, kommt „Aushilfsgangster“ erst mal knapp 70 Minuten nicht aus dem Arsch und ist sich selber so was von egal, wie nur irgend möglich. Als Heist-Movie eigentlich untragbar, versteht er es doch kaum die Stärken des Subgenres auszuspielen und die Konzeption wie die später folgende Durchführung des abermals durchexerzierten Plans als Spannungsklimax zu vermarkten. Hier passiert das alles einfach irgendwie. Zack, Bumm und Peng. Da guckst du doof. In der letzten halben Stunde kommt dann aber immerhin etwas Schwung in die Sache und wenn ein aus purem Gold bestehender Ferrari an einer Hochhausfassade hin und her schaukelt, während Ben Stiller und Eddie Murphy im Innenraum auf einen an der Stoßstange hängenden Matthew Broderick blicken, dann darf sich die Höhenangst schon mal zu Wort melden. Außerdem tut es immer gut, Casey Affleck spielen zu sehen, selbst in einem solchen Film. Im Endeffekt ist „Aushilfsgangster“ vollkommen belangloses Kino, er gefällt sich in dieser Rolle ja auch ziemlich gut. Also bitte, geschenkt.
Eine Paraderolle für Robin Williams, für die er anno dazumal vollkommen zu Recht mit Lob förmlich überschüttet wurde. Sein Adrian Cronauer ist ein spitzfindiger, schlagfertiger und weltoffener Zeitgenosse, der mit seiner subversiven Art die Welt der verklemmten Kommissköpfe der US Army mal richtig durcheinander bringt. Cronauer begegnet dem Krieg in Vietnam mit der Absurdität, wie sie sich (nicht nur!) auf dem Grunde des Grauens ebenso reflektiert. „Good Morning, Vietnam“, dessen Wahrheitsgehalt vom echten Adrian Cronauer auf ungefähr 45 Prozent taxiert wird, ist keine steife Biographie, sondern ein astreiner Unterhaltungsfilm, der sich doch zu einer im höchsten Maße humanitären Botschaft aufbäumt und Williams eben nicht nur für komödiantische Zwecke verheizt, schon in „Good Morning, Vietnam“ zeigt der Mann, wie pointiert er das zerstreute Innenleben eines Charakters, der sich in einer nicht minder zerstreuten Umgebung wiederfindet, entschleiern und akzentuieren kann. Hin und wieder hat Barry Levinson eben auch mal Filme inszeniert, die auch inhaltlich von einer gewissen Signifikanz zehren durften.
»SoulReaver und lieber_tee in den Untiefen des ganz normalen Genrewahnsinns«
#20
T...wie Tanzfilm
Schaut man sich „Dirty Dancing“ dieser Tage zum allerersten Mal an, funktioniert Emile Ardolinos Weltruhm erlangende Tanz-Romanze so überhaupt gar nicht mehr. Als nostalgisches Relikt, das damals zur rechten Zeit schlichtweg am rechten Ort war, hat „Dirty Dancing“ einfach einen rosaroten Nerv getroffen und den Wunschtraum vieler (Pre-)Pubertierender wie vernachlässigter Hausfrauen auf Zelluloid gebannt. Jennifer Grey ist das unschuldige Mädel, das sich von der abstrusen Imagination hat einlullen lassen, Amerika wäre noch ein Ort der Unschuld, um dann im Tanzen ein funktionales Ablassventil zu erkennen, das jener Prüderie die Stirn bietet. Aber nicht, dass nun noch jemand denkt, „Dirty Dancing“ würde ein feinsinniges Porträt der aufkeimenden Jugendkultur in den 1960er Jahren anlegen. Sicher nicht. Stattdessen darf man sich an der rasiert-verschwitzten Brust wie den geschmeidigen Bewegungen des athletischen Patrick Swayze ergötzen, der als Sexsymbol Johnny Castle (fescher Name!) den Hau-Ruck-Schlagwort-Rebellen aus der Retorte verkörpert und die feuchten Schlüpper reihenweise rutschen lässt. Es ist ja auch (wie bei jedem anderen Film) ganz toll, wenn man mit „Dirty Dancing“ irgendwo einen sentimentalen Wert assoziiert, doch letztlich ist der Streifen ähnlich bigott wie die Ära, die er zu durchbrechen gedenkt und injiziert sich noch eine großzügige Ladung Moralin. Näää. (Aber die Musik ist zum Teil selbstverständlich super.)
[http://www.moviepilot.de/liste/soulreaver-und-lieber_tee-in-den-untiefen-des-ganz-normalen-genrewahnsinns-soulreaver]
Jede einzelne Aufnahme kommt einem ungeheuer sensiblen Gemälde gleich, jeder Pinselstrich scheint gesäumt von pittoresker Eleganz und „Hinter dem Horizont“ saugt uns durch seine berauschend-kontrastierten Bilder tief in die imaginierte Jenseitsvorstellung. Zweifelsohne ist Vincent Ward hier ein Meisterwerk der visuellen Narration gelungen, das schnell mal die Augen aus den Höhlen kullern könnte – Zu schön, um wahr zu sein. Unter diesem Aspekt ist „Hinter dem Horizont“ pures Kino. So ausdrucksstark wie memorabel. Richtet man seinen Blick aber dann auch mal auf die eigentliche Geschichte, anstatt sich nur von den metaphorischen Illustrationen zur vollen Zufriedenheit wie ein gesättigter Stubentiger auf der Heizung berieseln zu lassen, ist Schluss mit lustig. Der Kitschfaktor, mit dem „Hinter dem Horizont“ auffährt, ist schlichtweg mit keinerlei Messinstrument zu bestimmten, durchbricht jedwede Schmalzbarrikaden im ersten Gang und manifestiert sich zu einem Rührstück, welches die Tränendrüse in einer solch unangenehmen Penetranz massiert, als hätte ein an Arthritis erkrankter Freddy Krueger Hand angelegt. Die Sülzkanonaden negieren dann irgendwann auch selbstredend den eskapistischen Traum vom 'Leben danach'. Eine klebrige Augenweide.
[...] Auf der Insel angekommen, dürfen die grunzenden Kannibalen dann erst mal die südostasiatischen Gepäckträger wegmampfen, bis sie dann auch dem weißen Mann ans Leder wollen. Doch passenderweise lugen in diesem Moment zwei Zombies (Kennzeichen: Zwei Kilo Mett schön in das Gesicht geklatscht) aus dem Gebüsch und stöhnen die (20?) Menschenfresser in die Flucht. Interessant wäre an dieser Stelle doch mal zu wissen, was wohl passieren würde, wenn ein Kannibale einen Zombie verspeist – Oder gar andersrum! Gibt es dann nur Magenverstimmungen oder wächst auch ein untoter Bandwurm im Körper heran, der sich ebenfalls auf die Jagd nach Frischfleisch begibt? [...] „Zombies unter Kannibalen“ macht Spaß, er ist zwar rotzedoof, das war zu erwarten, aber geizt nicht an Kurzweil. Ulkige Angelegenheit. [...]
Mehr als großartig ist sie ja, die Ausgangslage: In naher Zukunft besteht die Möglichkeit, Individuen noch vor ihrer Geburt einen organischen Mikrochip in das Gehirn implantieren zu lassen, um jede Sekunde ihres Lebens zu konservieren und auf ihrer Beerdigung dann als „Rememory“, also eine Art Best Of, aufzuführen. Robin Williams verkörpert als Alan W. Hakman einen der Menschen, die das Privileg besitzen, sich diesen Mikrochips anzunehmen und den Umständen entsprechend zusammenzuschneiden. Dieser Alan W. Hakman ist Leichenbestatter, Priester als auch Präparator und macht aus einer abgespeicherten Existenz eine symmetrisch-abgeflachte Lüge: Mörder werden zu Heiligen, Fremdgänger zu treuen Seelen. Und auf den Trauerfeiern kullern uneingeschränkt die Krokodilstränen. „The Final Cut – Dein Tod ist er der Anfang“ allerdings macht erschreckend wenig aus dieser wirklich vielversprechenden Idee, die mannigfaltige moralische wie philosophische Fragen am laufenden Bahn liefern hätte können: Was bedeuten Erinnerungen? Wie viel Wahrheit steckt in ihnen? Darf anderen Personen Zugriff darauf erteilt werden? Stattdessen werden gute Schauspielleistungen (neben dem zurückgenommenen Robin Williams auch Mira Sorvino und Jams Caviezel) einer grässlich transparenten Sterilität untergeordnet, die sich nicht nur optisch verbreitet und einzig an der Oberfläche haftet. Äußerst ernüchternd.
Als ein Symbol der Reinheit fungiert der Schnee, der die alaskischen Weiten nahezu vollends bedeckt, in „The Big White – Immer Ärger mit Raymond“ sicher nicht, stattdessen versuchen die Menschen den alles fressenden, schlichtweg nicht zu domestizierenden weißen Massen zu entfliehen. Die Naturaufnahmen sind beeindruckend, doch hier blendet nicht nur der Schnee die Augen des Zuschauers, auch Paul Barnell (Robin Williams) möchte die Versicherung über den Tisch ziehen und erklärt seinen verschollenen Bruder kurzerhand für verstorben, um an seine Lebensversicherungspolice zu gelangen: Außerordentliche Komplikationen sind da also vorprogrammiert. Erst mal muss eine Leiche beschafft werden, der karrieristische Versicherungsmitarbeiter Ted (Giovanni Ribisi) überzeugt werden und dann tauchen nicht nur zwei Gangster auf (Tim Blake Nelson, W. Earl Brown), die ihre Leiche wieder haben wollen und Pauls Frau Margaret entführen (Holly Hunter), sondern auch Pauls Bruder Raymond (Woody Harrelson). Drunter und drüber geht es hier, so viel steht fest. Und „The Big White – Immer Ärger mit Raymond“ ist wirklich amüsant, aufrichtig (gerade in Bezug auf die Homosexualität), alle spielen sie super und wenn der Film kurz davor ist, sein makaberes Gebaren etwas zu heftig auszureizen, holt Williams ihn wieder mit einer feinen Tragik zurück auf den Boden. Ein gelungenes „Fargo“-Rip-Off.
[...] „Nackt und zerfleischt“ glückt dabei auch eine überraschend differenzierte Zeichnung der Eingeborenen, die keinen grundsätzlich bösartigen Gestus pflegen, sondern ihre natürliche Heimat nur vom feindseligen Einflüssen befreien wollen. Anders als der Mensch aus der Großstadt, der die Natur verdinglichen möchte und den blanken Lustgewinn in seinen Gräueltaten sucht. [...] In ihrer Gier nach Spektakel sind es nicht nur die Leichen der Indios, über die sie freimütig steigen, sondern auch die eigenen – Sie wissen es nur noch nicht. Ruggero Deodato fühlt der innerseelischen Verrohung der Moderne nach und geht dabei bis zum absolut Äußersten. Seine unvergleichlich intensive Parabel über die menschliche Hybris in der grünen Hölle ist eine Expedition in die nackte Gefühlsohnmacht. Medien-, Zivilisations- und Gesellschaftskritik vermischen und potenzieren sich bis ins Unermessliche. [...]
Es stellt keineswegs eine Ausnahme dar, bezieht eine Romanadaption in der Rezension mehrfach Schelte, die dann in ihrer Artikulation selbst die Menschen beeinflusst, die eigentlich weder mit der Vorlage vertraut sind, noch eine klare Erwartungshalten an diese Produktion gehabt hätten. „The Night Listener – Der nächtliche Lauscher“ von Patrick Stettner ist ein solcher Film. Selten positive Worte über diesen wahrgenommen, hat man ihn nach kurzer Zeit schon wieder vollkommen aus seinem Sichtfeld verbannt. In diesem Fall ist das allerdings ein Fehler, denn Stettner setzt den gleichnamigen Roman von Armistead Maupin, der auch am Drehbuch mitarbeitete, als ungemein dichtes Charakter-Drama in Szene. Toni Collette ist toll, während Robin Williams in der Hauptrolle brilliert, der den homosexuellen Gabriel Noone in einem so pointiert Porträt entfaltet, dass man dieser subtiler Performance stehende Ovationen spendieren möchte. Sein Charakter wird sublim entschlüsselt und als ein Mensch manifestiert, der einer schweren Lebenskrise zu entfliehen versucht, sich stattdessen aber in eine noch tiefere, existenzielle Leere manövriert. Ein wunderbar ruhiger Film, stringent fokussiert auf seine gequälten Protagonisten und auf Subebene auch noch ein ansprechender Diskurs über Sensationslust.
[...] Nur eben nicht, weil er den Zuschauer mit heftigen Schocks wegrockt, sondern weil Ulknudel und Tittenolaf Joe D'Amato hier ein reines Manifest der Stümperhaftigkeit gezündet hat. [...] Wer sich „Man-Eater – Der Menschenfresser“ wirklich zu Gemüte führen möchte, der sei gewarnt: Hier werden filmische Tiefen frequentiert, die man sich nie wieder aus dem Gedächtnis streichen kann. Immerhin hatte der Verleiher damit („...so entsetzlich, dass man ihn nie wieder vergessen wird.“) zum Teil Recht. [...]
[...] Es ist diese unschätzbare Aufrichtigkeit, mit der Cronenberg und Patrick McGrath, der auch den Roman schrieb, hier zur Tat geschritten sind, die einem Film, der schnell küchenpsychologische Formen hätte annehmen können, zum sensitiv gezeichneten Erlebnis machen. [...] Die Irrgärten, die Spiders Erinnerungen dem Zuschauer offerieren, das Spinnennetz, das seine Maschen nach Belieben verengt und weitet, zieht einen (bewusst) verfälschenden Blick auf die Tatsachen nach sich, um den Zuschauer zu fordern, um ihn dahingehend zu animieren, sich eine eigene Meinung zu bilden: Hier gibt es nicht nur Schwarz und Weiß, sondern vor allem jede Menge Grautöne. [...] Ein typisch-untypischer Cronenberg, doch der Kamera (dem Zuschauer) eine Handvoll Sperma ins Gesicht zu klatschen, lässt sich der Altmeister dennoch nicht nehmen.
[...] Für die hartnäckigen Trash-Fans sicher einen Blick wert, ist „Asphaltkannibalen“ für all diejenigen ungeeignet, die mit einem gehörigen Maß an Dilettantismus (auf jeglichen Ebenen) nicht umgehen können. Die Idee, die Kannibalen aus der grünen Hölle in den Großstadtdschungel zu verlagern, verspricht einiges an Potenzial. Antonio Margheriti aber kann mit dieser Prämisse wenig anfangen und stolpert zusammen mit dem Zuschauer durch einen billig-lahmen Exploiter, der viel zu selten wirklich unterhält. [...]
Philip Seymour Hoffman war einer dieser Ausnahmeschauspieler, wie sie der Filmwelt nur alle 10-15 Jahre die Ehre erweisen. Er war einer dieser unglaublich vielseitigen Künstler, die die Publikumsreihen auf der ganzen Welt durch ihre differenzierten Darbietungen in schieres Staunen versetzen konnten und dieses durch ihre präzise Akribie im Umgang mit den unterschiedlichsten Charakteren beinahe zu erdrücken drohten. Ja, faszinierte Sprachlosigkeit herrschte oft, wenn Hoffman erst einmal von der Leine gelassen wurde und seine Figuren von innen heraus durch sein nuanciertes Spiel auf das Exakteste schilderte. Philip Seymour Hoffman ist und bleibt ein unverfälschtes Unikum, ein Meister seines Fachs, zu dem auch gestandene Größen gerne mit aufgerissenen Augen aufblicken dürfen und den sich der Nachwuchs von Schauspielschulen unbedingt zum Vorbild nehmen sollten: Denn was gibt es Besseres, als von einem der besten Darsteller überhaupt zu lernen? Und diesem Titel ist Hoffman nun wirklich mehr als nur gewachsen, jegliche Superlativen, die versuchen sein Können einigermaßen festhalten, ihm im Umkehrschluss jedoch nicht. Es bleiben nur gutgemeinte Annäherungsversuche.
Unmöglich erscheint es an dieser Stelle auch, die Tragik sorgsam auszudrücken, die vom frühen Tod dieses Mannes ausgeht und wie tief die Lücke doch ist, die er hinterlässt. Sicher ist nur, dass er nicht nur seiner Familie und seinen Freunden fehlen wird, sondern allen, die auch nur einen Funken Liebe zum Medium Film aufweisen können; die wissen, was für einen Titan Philip Seymour Hoffman in der Branche dargestellt hat und für immer darstellen wird; die wissen, wie schnell Philip Seymour Hoffman einen Film auch mit einer Nebenrolle kontrollieren und zu seinem eigenen machen konnte und wie schön es doch ist, wenn er genau diese immense Kraft ausübte und alles in seinen Bann zog. Und auch wenn wir alle auf unsere Art und Weise nun Abschied nehmen müssen, werden uns nicht nur die Erinnerungen daran bleiben, wie wir zum ersten Mal mit Hoffman konfrontiert wurden, es bleibt die Möglichkeit, uns immer wieder mit ihm zu treffen und uns noch einmal willentlich von ihm gefangen nehmen zu lassen. Ob als Truman Capote, als Pater Brendan Flynn, als Master Lancoster Dodd oder auch als Caden Cotard in Charlie Kaufmans „Synecdoche, New York“.
Hoffman hat sich ein imposantes Denkmal errichtet, und dieses Denkmal wird bis in die Ewigkeit anerkannt und sorgsam gepflegt, denn egal was passiert, vergessen wird man den korpulenter New Yorker niemals – dafür hat er tatkräftig gesorgt.
[...] Ziemlich sleazy modelliertes Italo-B-Movie, das als Kannibalen-Film verschrien wird, in Wahrheit aber nur äußerst gewaltbereite Indios mit Macheten, Pfeil und Bogen und Spuckrohren wüten lässt. Wenn zum Ende Colonel Horne die Bildfläche betritt, seinen philosophischen Krempel verbal abgeladen hat, äußert „Cut and Run“ doch noch einen wahrhaftigen Aspekt, der sich nicht nur exploitativ an Gewalt nährt: Wenn der Mensch aus der Stadt erst einmal in den Dschungel gelockt wurde, wenn die Helikopter wie Moskitos über den Baumkronen schwirren, vergiftet die Zivilisation schlussendlich auch das letzte Bisschen Freiheit (=Unschuld) im Herzen der Natur.
Wenn David Ayer etwas beherrscht (und manchmal beschleicht einen ja das Gefühl, er beherrscht nicht sonderlich viel), dann ist es die plastische Etablierung delinquenter Milieus im (sub-)urbanen Geflecht. Befreit vom analytischen Habitus, der Martin Scorseses kinematografischen Meilenstein belebte, transferiert Ayer „Taxi Driver“ in die Jetztzeit und lässt Christian Bale als Kriegsveteran mal wieder so richtig schrill aus der Haut fahren, während er verloren durch die geschilderte Hoffnungslosigkeit der Großstadt streift. Bale mimt den temperamentvoll-prolligen Jim gewohnt einnehmend, fördert die schiere Verwüstung seiner Psyche an die Oberfläche und reißt alles und jeden mit in den Abgrund, der ihm zu nahe kommt. Das betrifft vor allem seinen besten Freund Mike (Freddy Rodriquez), der sich von Jim zu jeder Menge Scheiße verleiten lässt, obwohl er sich doch einen Job suchen sollte. Aber egal: Hinter das Steuer geklemmt, durch die Gassen geschippert, Bier auf, Joint an, ist doch eh Freitag! Und mit der Freundschaft zwischen Jim und Mike gelingt „Harsh Times“ der zweite Coup: Er illustriert die Beziehung dieser beiden Männer gelegentlich so echt, dass eine emotionale Resonanz eröffnet wird, die freiweg mitgehen lässt und sich eine folgerichtig schwere Erkenntnis eingesteht: Manchmal muss man sich nun mal eingestehen, dass manche Personen, so vertraut sie einem auch begegnen, nur Ballast bedeuten...
[...] Alexandre Aja setzt mit seinem Remake glücklicherweise genau da an, legt die Geschichte zwar in das Hier und Jetzt, erzählt aber im Kern noch einmal die Geschichte nach, wie sie Wes Craven in den 1970er Jahren schon erzählte. Dass „The Hills Have Eyes“ jedoch kein müdes Plagiat ist, zeigt sich daran, dass Aja die Handlung akzentuiert, die Systemkritik um einiges deutlicher formuliert und den Terror in noch schärfere Illustrationen bannt. [...] Das ist alles nicht subtil gestaltet, klar, aber es ist ehrlich und effektiv. Dass „The Hills Have Eyes“ in seinem gnadenlosen Terror so blendend funktioniert, liegt daran, dass sich Aja in der Etablierung seiner Charaktere viel Zeit nimmt, er zieht Rollenbilder auf, jongliert mit Prototypen und möchte den Zuschauer in eine Position drängen, die der der Protagonisten überlegen ist, bis er nicht nur seine Charaktere bricht, ihre festgefahrenen Muster durchkreuzt, sondern auch das Szenario in einer erdrückenden Massivität explodieren lässt. [...] Zieht Doug, von Aja orgiastisch zum Westernhelden stilisiert, dass man sich wünschen würde, die Trompeten eines Ennio Morricone würden endlich aus dem Off erklingen, mit dem Schäferhund Beauty ein in die staubige Geisterstadt, wandelt sich „The Hills Have Eyes“ endgültig zum garstigen Terror-Manifest. [...]
Jeder, der in seinem privaten Umfeld schon mal einen Suizidfall zu betrauen hatte oder gar höchstpersönlich mit solch lähmenden Gedanken zu kämpfen hatte, der sich Tag für Tag, Nacht für Nacht, in den unermesslichen Qualen dieser winden musste; Gedanken, in denen man sich festgelaufen hat, die einen wie in Treibsand gefangenen nahmen und immer tiefer nach unten zogen, würde allen Verantwortlichen dieses kolossalen Dummfilms wohl am liebsten einen Tunnel ins Gesicht schlagen. „A Long Way Down“ ist verlogene Kotze allererster Kajüte, schlimmer geht es nimmer. Hier wird Suizid als Geltungsdrang definiert, und eigentlich will sich ja niemand wirklich umbringen, sondern nur wachgerüttelt werden. Wer erklärt das mal eben auf die Schnelle den Angehörigen, die sich nun den Rest ihres Lebens in Schuldgefühlen wälzen? Aber soweit denkt „A Long Way Down“, dieser geschmacklose Scheisshaufen von Film, natürlich nicht. Das würde ja auch das auf unreflektierte Unterhaltung bestehende Publikum zum Nachdenken anregen. Hilfe! „A Long Way Down“ artikuliert seine Problemlösung deshalb eher so: Warum denn Selbstmord verüben? Irgendwann stirbst du doch eh! Also, einfach mal die schönen Dinge im Leben auskosten. Zum Beispiel den Sonnenaufgang genießen. Oder mal ein Eis essen gehen. Oder einfach nur mal lachen. Und wenn gar nichts mehr geht, dann wird halt eine Pro/Contra-Liste erstellt – Zack, alles wieder im grünen Bereich. Etwas derartig Weltfremdes gehört verachtet und verbannt. In Zuckerwatte wickeln, Schleife drum, Glöckchen ran, ab in die Schrottpresse. Untragbar, ehrlich, gerade weil er sich auch so überaus relevant empfindet.
[...] Die Handlung eines solchen Genre-Streifens ist seit jeher hochgradig stereotypisiert und bietet seit den 1970er Jahren keinen echten Anflug an Originalität mehr. „Wrong Turn“ jedoch lässt sich als eine Art Backwood-Konzentrat proklamieren, der die Stärken des Sujets zentralisiert und zur unterhaltsamen Schnitzeljagd bläst. [...] „Wrong Turn“ will Gas geben, spart nicht mit Gore und ist ebenso wenig daran interessiert, dem Zuschauer irgendwelche Verschnaufpausen zu unterbreiten. Ein kleines (Genre-)Fest hat Schmidt hier in jedem Fall auf die Beine gestellt, so unterhaltsam, fokussiert und deftig wie hier zur Tat geschritten wird. Vor allem ist die Konsequenz hier wunderbar, mit der Gottes vergessene Kinder aus den dichten Wäldern des amerikanischen Hinterlandes auf frisches Menschenfleisch Jagd machen. [...]
[...] Das Besondere an „Der einzige Zeuge“ ist, wie es Peter Weir und das Drehbuch tunlichst vermeiden, die Gepflogenheiten der Amish People der Lächerlichkeit preiszugeben, sondern primär die soziokulturellen Differenzen sensibel und wertfrei thematisieren: „Der einzige Zeuge“ denunziert nicht, aber er idealisiert auch nicht, was schon eine große Kunst für sich ist. [...] Ohne sich zu verheddern, pejorativen Zwischentönen Auftrieb zu verleihen oder sich in grobschlächtigen Gesten zu vergessen, ist „Der einzige Zeuge“ subtiles, einfühlsames Kino. [...]
[...] Die exponierte Schockstarre, wie sie in Deutschland angeblich kursierte, findet ihr filmisches Äquivalent in der kinematografischen Ausreizung: Ein stichhaltiges, vielleicht sogar sensibles Psychogramm über zwei Männer, die gefangen in den Tiefen ihrer seelischen Qualen schicksalhaft zueinanderfinden, wird in „Rohtenburg“ selbstredend nicht angefertigt. Hier geht es nur um ein (pseudo-)realistisches, frei von jeder Differenzierung gehaltenes und grässlich simplifizierendes Illustrieren des populären Falls vom sogenannten „Kannibalen von Rotenburg“. Mahlzeit.
[...] Nach dem fulminanten Monolog zu Beginn, in dem Dom in assiger Eloquenz seinen Schwanz eben zur purpurnen Gottheit paraphrasierte, zeigt „Dom Hemingway“ in einem relativ flotten Tempo, welche Segmente das Drehbuch abzudecken versucht: Das grobe Gangster-Thema in Kombination mit der in Dramatik gewälzten Familiengeschichte. [...] Innerfamiliäre Entfremdung und die 'Vergangenheit, von der man sich einfach nicht lösen kann', sind die thematischen Eckpfeiler, die „Dom Hemingway“ kontrollieren. Und gewiss hat der Film reichlich Potenzial, welches sich vor allem im ungezügelten wie facettenreichen Spiel seines Stars Jude Law reflektiert. [...] Sicher gibt es einige amüsante Passagen in „Dom Hemingway“ und es mangelt der Inszenierung seitens Richard Shepard gewiss nicht an Kurzweil. Auffällig ist nur, wie schwer sich das Skript letztlich doch darin tut, einen harmonischen Einklang zu finden, denn das repetitiv aufgedrehte Wechselspiel aus konkreter Milieu-Schroffheit und zwischenmenschlicher Diskrepanz wirkt auf den Erzählfluss wie eine herbe Zäsur. In dieser redundanten Permanenz konterkariert das für sich genommene, durchaus authentische Klima der einzelnen Aspekte nachteilig jedwede Stimmung: „Dom Hemingway“ fehlt einfach die Stringenz, der Film kippt in seinen Ambitionen immer wieder aus dem Rahmen [...]
Robin Williams wird vielen Menschen als eine nostalgische Erinnerung an unbeschwerte Tage im Gedächtnis haften bleiben. Obgleich Filme wie „Mrs. Doubtfire“, „Jumanji“ oder auch „Flubber“ mit zunehmenden Alter ihre eigentlichen Mängel deutlich ausstellen, besitzen diese doch einen ungemein sentimentalen Wert, der uns erst heute in voller Gänze aufzeigt, welch Stellenwert Robin Williams in unserem Leben einmal eingenommen hat; wie gerne wir ihm bei seinen Kaspereien zusahen, uns, wenn denn mal wieder eine Schlechtwetterfront aufgezogen ist, von ihm die Laune wiederholt richten lassen haben. Dass Williams nicht nur der überdrehte Spaßvogel auf der Leinwand ist, der quicklebendige Bühnenknaller und ungestüme Entertainer, auf den man ihn früher zu gerne reduzierte, sondern auch eine ganz andere Seite besitzt, hat er nicht nur in „Good Will Hunting“, „One Hour Photo“, „Insomnia“ oder „The Final Cut“ bewiesen, auch die Realität lehrte uns dies: Alkohol- und Drogenprobleme waren ein ständiger Begleiter, Depressionen sollen ihn nun in den Suizid getrieben haben. Und mit Robin Williams ist nicht nur ein Künstler verstorben, der immer irgendwie wie für uns da war, dessen Gegenwart wir schon lange als selbstverständlich hingenommen haben. Mit ihm geht auch ein geborgener Teil unserer Kindheit. Dementsprechend schwer fällt es an dieser Stelle, Lebewohl sagen zu können...
Im Promotionfeldzug vorab nicht nur von Warner Brothers mächtig aufgeblasen worden, hat auch Ryan Reynolds in der Öffentlichkeit erklärt, „Green Lantern“ würde eine ähnliche cineastische Pracht wie „Kriege der Sterne“ inne tragen. Damit ist dann auch bewiesen, dass Reynolds mindestens genauso viel Vollschrott außerhalb des Filmsets labern kann, wie er sich gerne als Schauspieler vor der Kamera blamiert – Auch wenn es sich in diesem Fall natürlich allein auf Werbezwecke bezieht. „Green Lantern“ ist kein guter Film, was sich auch irgendwo an seinen immensen Ambitionen festmachen lässt: Wollte man doch die Comic-Fans nicht enttäuschen und die Absurdität der Vorlage in Personen- und Weltengestaltung beibhalten, den uneingeweihten Zuschauern aber einen ebenso reibungslosen Zugang in das grün lumineszierende Universum der willensstarken Leuchte ermöglichen. Das Ergebnis sind albern-einfältige Querschläger in computergenerierter Konfusion. Mit befremdlicher Anti-Angst-Propaganda im Schlepptau, wie sie L. Ron Hubbard nicht besser hätte imaginieren können, speisen sich Scheissegal-Knallchargen an einer Scheissegal-Handlung und dürfen im Endeffekt vor allem eine Sache: Dumm aus der (Trash-)Wäsche gucken. Das macht dann einmal 200 Millionen Dollar.
[...] Das Oeuvre des Dario Argento hat seinen kümmerlichen Tiefpunkt erreicht und der Mann, unter dessen Ägide einst wunderbare, die Filmwelt nachhaltig prägende Werke entstanden sind, rammt sich mit „Dracula 3D“ (um mal beim Thema zu bleiben) den Holzpflock mitten in das eigene Herz. Antiquiert ist gar kein Ausdruck, denn „Dracula 3D“ ist so maßlos aus der Zeit gefallen, dass er den Aufprall gar nicht mehr miterleben wird. Um es kurz zu machen: Ein grauenhaft missratener Film, eben leider genau der „Dracula“-Film, den man von Dario Argento in seiner gegenwärtiger Verfassung nun mal erwartet hat. Traurigerweise. Da hilft auch der partielle Blut- und Tittensalat nichts.