SoulReaver - Kommentare

Alle Kommentare von SoulReaver

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    Sicher, gut gemeint hat es Jens Hoffmann mit seiner Dokumentation „9 to 5: Days in Porn“ ganz bestimmt, allerdings geht ihm im Umgang mit der kontroversen Thematik dann doch oftmals die alles entscheidende Parteilosigkeit verloren. Anstatt dass er sich einfach mal mit der nötigen Sachlichkeit die Mühe machen würde, den involvierten Personen vollkommen neutral mit seinen Fragen auf die Pelle zu rücken, erweckt „9 to 5: Days in Porn“ immer wieder den Eindruck, Hoffmann würde allen Beteiligten bei ihren Meinungen über ihr Dasein im Geschäft wohlwollend zustimmen, hinter ihren Rücken den Aussagen dann aber doch keinen Glauben schenken: Spaß am Ficken vor der Kamera? Na, na, na! Aber „9 to 5: Days in Porn“ hat sowieso rein gar nichts Neues zu vermelden. Die Unerfahrenheit junger Frauen wird ausgenutzt, während diese inklusive schmerzhaft blinder Naivität in Los Angeles eintrudeln und denken, die Pornoindustrie wäre die Hintertür für die große Karriere in Hollywood. Aber nur durch 2 Schwänze (Oder einem Baseballschläger) im Arsch wird man nun mal nicht zur neuen Meryl Streep. Durch das gegenseitige Anrotzen, Ankotzen und sich von 10 Typen im Kreis anspritzen zu lassen übrigens auch nicht – Aber man kann höllisch Cash machen. Denn, und jetzt bitte festhalten: Sex sells! Wow.

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    • 3
      über Carrie

      [...] In „Carrie“ regiert keineswegs der zentrale und einst so subtil verfasste Psycho-Horror, sondern das blinde und jeden Ansatz von Stimmung zerstörende Getöse, wie es in den Genregefilden heutzutage nun mal Gang und Gäbe scheint. Der klinische Ausdruck künstlerischer Inkompetenz findet auch in „Carrie“ eine neue, bemitleidenswerte Behausung. Aber leider haben wir wohl alle genau damit gerechnet - Der Fluch der Remakes setzt sich fort.

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      • 5

        Ein perspektivloser Gossenstruppi (Richard Gere) will nicht wie sein alkoholkranker Vater kläglich in einem schäbigen Hinterzimmer verenden und ergreift seine allerletzte Chance, in dem er sich für die Ausbildung zum Navy Piloten eintragen lässt. Dabei lässt er sich dann über den gesamten Zeitraum vom knallharten Drill Sergeant Emil Foley (Louis Gossett Jr.) anbellen und mausert nicht nur zur Sperrspitze der Truppe, er findet in seinem Kameraden Sid (David Keith) einen echten Freund und in der Fabrikarbeiterin Paula (Debra Winger) die Frau fürs Leben. Hachja, schön. Mehr weiß Taylor Hackford dann aber irgendwie nicht zu erzählen und während Gere und Winger jede Harmonie im Zusammenspiel verloren geht, kann immerhin Louis Gossett Jr. in wenigen Szenen eine interessante Figur kreieren und ihr einige Facetten abverlangen. „Ein Offizier und Gentleman“ ist nicht mehr als eine simple, gerne pathetische Schmonzette, regt nicht auf, hat man im Großen und Ganzen auch schnell wieder vergessen, wäre da nicht dieses unfassbare Ende. Also…bei aller Liebe, aber DAS ist nun wirklich…

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        • 6 .5

          [...] Nicolas Winding Refn geht dabei nie das Risiko ein, den mysteriösen Schleier über der Handlung gänzlich zu entlüftet, sondern reicht dem Zuschauer immer wieder ein feines Mosaiksteinchen und den Auftrag, dieses Teilchen nun an seinen rechten Platz zu befördern. „Fear X“ mag sich dadurch den zuweilen doch recht sperrigen und vom nebulösen Wesentlichen abgelenkten Tonfall einer surrealistischen Fragmentierung aneignen, weil er sich in seiner wechselseitigen Spezifik in gewissen Momenten nun einfach nicht mehr weiter bewegen (Oder entwickeln?) will (Oder kann?) und sich temporär um die eigene Achse dreht, verliert dabei aber die zwischenmenschliche Tragik Harrys nie aus dem Blick. [...]

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          • 6 .5

            [...] „All Is Lost“ setzt dabei auf seinen fühlbaren Realismus, verzichtet auf Dialoge und weiß den Zuschauer einheitlich in das existenzialistische Gefecht einzubinden. Sicher sollte man von „All Is Lost“ nun kein Jahrhundertwerk erwarten, seiner generischen Intention aber folgt Chandor kompromisslos bündig und weiß seine anspannende Geschichte immer packend auf den Punkt zu formulieren. Und Robert Redfords nuancierte One-Man-Show ist nun wirklich absolut sehenswert.

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            • 4

              Meine Güte, was hätte man vor 20-25 Jahren für einen Film gegeben, in dem Robert De Niro, Kevin Kline, Morgan Freeman und Michael Douglas das Ensemble anführen? Heute müssen sich die vier Schauspielgrößen für eine derart lustlos und bemüht selbstironisch erzählte Geriatrieversion eines – wen wundert es - belanglosen „Hangover“-Verschnitts prostituieren. Traurig, aber wahr.

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              • »Sagt was ihr seid. Nicht, was ihr gern wärt, und auch nicht, was ihr sein müsstet. Sagt einfach, was ihr seid. Das ist allemal genug.«

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                • 4

                  [...] „Das erstaunliche Leben des Walter Mitty“ lässt all den charmanten Zauber vermissen, den der von beeindruckenden Schauwerten dominierte Trailer suggerierte, die Tonalität hingegen schlägt aus in ein fragwürdig prätentiöses Zentrum und gerade die Frauenfigur in Person von Kristen Wiig hat ausschließlich damit zu tun, dem anfangs noch so unscheinbaren Tagträumer Walter in aufbauenden Parolen zu betten und schlussendlich zu dem Status des großen Helden von nebenan zu verhelfen. „Das erstaunliche Leben des Walter Mitty“ funktioniert als auf die Leinwand projiziertes Fotoalbum der grönländischen wie isländischen Naturgewalten, kommt dabei aber auch nie über die schönen, aber austauschbaren Motive der Reisebüroposter hinaus. Ein wahrhaft verstrahltes und sich selbst belügendes Ereignis. [...]

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                  • »I think Spielberg is the son from when Walt Disney fucked Minnie Mouse.«

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                    • 4

                      Ein durch ihr Elternhaus religiös verstrahltes, aber durchaus resolutes Mauerblümchen (Mandy Moore) und ein gegelter Macker aus der Lackaffenclique der High School (Shane West) verlieben sich nach und nach auf den tausendsten Blick ineinander und verwerten ihre individuelle Gegensätzlichkeit um zur bedingungslosen Liebe. Und weiter? Naja, dann wird genau die schnulzige Moral in Ehren gehalten, wie man sie von einer handelsüblichen Adaption eines Romans von Nicholas Sparks gewohnt ist: Immer feste und mit reichlich rührseligem Nachdruck auf die Tränendrüse, obwohl sich „Nur mit Dir“ dann doch irgendwie geradeso in einem erträglichen Rahmen abspielt, immerhin ist Peter Coyote dabei. Und der ist – ganz im Gegensatz zum Teenieschwarm in der tragenden Rolle – schon mal durch ein realistisches Beziehungsportrait gewandert. Aber wer würde schon „Nur mit Dir“ mit einem Film von Roman Polanski vergleichen?

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                      • 6 .5

                        [...] McAvoys Performance nämlich erlaubt es, die Selbstreflexion, der „Drecksau“ Bruce Robertson im dritten Abschnitt des Films unterzieht, niemals als lächerliche Küchenpsychologisierung wirken zu lassen, obwohl sie in dieser klischeebehaftenen Präsentation der tragischen Umstände genau in diese Sparte passen würde. All die Schandtaten, die Bruce Robertsons einst weiße Weste in zwischen pechschwarz gefärbt haben, fallen nach und nach auf ihn zurück und die Pathologisierung seines Verhaltens, welches eben nicht nur aus launigem Saufen, Ficken, Koksen und schrecklich zielorientierter Gewissenlosigkeit besteht, verleiht ihm ein emotionales Fundament, anstatt die exzessiven Ausuferungen lose durch den Raum schweben zu lassen. „Drecksau“ bricht dadurch die strikt an Robertson gebundene Subjektivität der erzählerischen Perspektive, bezieht so Stellung und gibt ihm die verwachsene Menschlichkeit zurück, die, so scheint es in einigen Momenten, vollkommen aus diesem verlogenen Scheusal entflohen zu sein scheint. [...]

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                        • 6

                          Wo Ron Howard draufsteht, ist nichts Halbes und erst recht nichts Ganzes garantiert. Aber im Gegensatz zu anderen Katastrophen in seinem Schaffen, hat Howard es in „Der Grinch“ wenigstens einigermaßen verstanden, die Botschaft in mehr oder weniger angebrachter Form zu verpacken und auf dem gleichen Wege in die Köpfe der Kinder zu transportieren. Das, was „Der Grinch“ aber vor einem festen Bestandteil der Weihnachtszeit fernhält, ist die gefühlsduselige Mischung aus Frontalkitsch, der hier durchaus legitim ist, und Jim Carreys durchgehend überbordender Performance des grünen Chaoten von der Müllhalde, die alles an sich reißt, dem Film durch seine gewohnten Albernheiten aber zu keiner Zeit förderlich entgegentritt. Die Konsumkritik am weihnachtlichen Kaufrausch wird dabei zwar angeschnitten, aber sobald Carrey länger als 2 Minuten freie Bahn gewährleistet wird, bremst sich „Der Grinch“ immer nahe bis auf den Nullpunkt und wird zunehmend belangloser. Gut, es ist ein Kinderfilm, und was ist da schon lustiger als ein muffiger Penner ohne Manieren, der sich komplett zum Affen macht, am Ende aber auch fröhlich mit um die Tanne tanzt? Manchmal braucht es eben einen dunklen Schatten, der auch uns daran erinnert, worin der Sinn einer Tradition wirklich besteht.

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                          • 6

                            [...] Problematisch wird es, wenn sich Steve McQueens Ägide mit weiteren formalen Faktoren verheddert. Damit ist vor allem Hans Zimmers übertrieben dramatischer und gerne auch mechanisch hämmernder Soundtrack gemeint, der sich immer in einem pejorativen Konflikt mit McQueens Auffassung einen Film zu erzählen befindet. Weiß der versierte Regisseur nämlich, dass er seinem Publikum mit dem Einzelschicksal des Solomon nicht zu nah an sich zerren darf und bewahrt eine nüchterne Distanz zum Geschehen, suggeriert Zimmers Score einen vollkommen konträren Eindruck dessen. Als wäre McQueen nicht in der Lage, durch seine inszenatorische Kompetenz Emotionen zu schüren, setzt die Musik auf duselige Manipulation, um auch dem Zuschauer in der hintersten Reihe darzulegen, dass es gerade doch um Gefühle, welcher Art auch immer, auf der Leinwand geht. [...]

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                            • »Es ist ja eigentlich schon Allgemeinwissen, dass die Menschen in den Massenmedien jede Form von Interpretation scheuen. Weil sie dann weniger konsumieren. Die meisten unter den Kritikern fürchten es, als unsicher dazustehen. Deswegen greifen sie das an, was sie nicht verstehen. Ihre Unsicherheit besteht darin, dass sie nicht wissen, was sie denken sollen. Und das ist das genaue Gegenteil von dem, was Kunstkritik eigentlich sein sollte.«

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                              • 8

                                »I am not seeking forgiveness. «

                                Die umfassende Themenvielfalt, die „Boardwalk Empire“ in 12 reichhaltigen Episoden anschnitt und für einen vertieften Fortgang ganz bewusst ebnete, werden nun in Staffel 2 nicht nur nach striktem Plan auf einen gemeinsamen Nenner gebracht, um sich in der dritten Staffel von all dem Schmutz zu lösen, der sich in den vorausgegangenen 24 Episoden angesammelt hat und so anschließend neue Ufer anzupeilen. Die zweite Staffel von „Boardwalk Empire“ zeichnet sich dadurch aus, das sie Vorausgegangenes konsequent verdichtet, die mannigfachen Diskrepanzen in allen Lagern in einem neuen, gerne auch umso maliziöseren Licht erstrahlen lässt, aber nicht jeden einzelnen Aspekt ausformuliert, sondern weitere dramaturgische Räume entfacht, ohne mit einer abgehakten Narration unter Beweis zu stellen, dass die eigene Qualität doch nicht den Glanz verspricht, wie es eigentlich zu vermuten war. Staffel 2 ist gerade deshalb so exzellent kalibriert, weil sie aufnimmt, anstatt abzulegen, und sich nicht erst um die eigene Achse drehen muss, um sich weiterentwickeln zu dürfen.

                                Die inhaltliche Agglomeration in Staffel 1 war enorm, geht es in „Boardwalk Empire“ doch eben nicht nur um die treuen, aber größtenteils scheußlichen Gesetze des Alkoholschmuggels und die damit verkettete simple Stilisierung von klischeebehafteten Gangstermythen. „Boardwalk Empire“ will ebenso das tapfere Männerbild der 1920er Jahre demaskieren und die damaligen, oftmals romantisierten Trugschlüsse untereinander festhalten. Neben den fundamentalen Konflikte innerhalb religiöser Weltanschauungen, dem Rassismus, den Vertrauensbrüchen, der lechzende Gier nach Rache und dem alles überschattenden ethischen Zwiespalt, in dem sich in Staffel 2 nun wirklich jede einzelne Figur befindet, lässt sich das Szenario nun auch als opulent bebilderter und keineswegs einfältiger Diskurs über die Signifikanz von Moral und Amoral, wie auch den daraus entstehenden Folgen verstehen: Ein jeder hier muss sich wiederholt seinen individuellen Wertevorstellungen stellen und diese abermals verleugnen. Das geschieht natürlich immer aus verschiedenen Antrieben heraus, wirkt in ihrer Verzahnung aber nie überzogen oder realitätsfern.

                                Gerade spannend ist es zu beobachten, wie sich die Geschichten um Nucky Thompson, Jimmy Darmody, Margaret Schroeder und Agent van Alden weiteren Anlauf nehmen und sich immer extremer mit gescheiterten Prinzipien aufladen. Wo aus Verbündeten Feinde werden und Familienmitglieder miteinander wie Fremde agieren, da pocht das Herz der blutigen Revision. Staffel 2 beleuchtet bei diesen Hauptcharakteren nicht nur das Hier und Jetzt, sie gräbt nuanciert in der Vergangenheit und verleiht dem Quartett so neue Eigenschaften, die sich nicht schlagartig eröffnen, aber vorerst sanft unter einem eleganten Schleier verborgen blieben. Die üppige Diversität an Figuren aus den verschiedensten Ecken Amerikas, mit der „Boardwalk Empire“ auf ganzer Linie auffährt, war schon in Staffel 1 erkennbar, in Staffel 2 wird dieses Ausmaß ausgeprägt und bekommt gerade mit dem entstellten Scharfschützen Richard Harrow einen ungemein packenden Charakter geschenkt, der zwar schon in kurzen Auftritten in Staffel 1 glänzen konnte, nun aber ein emotionales Element in der Konzeption darstellt, dem man sich nicht entziehen kann und will. Hut ab, ein echtes Meisterwerk am Staffelfirmament.

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                                  [...] Wo sich das maskierte Absatteln von jedem Zwang nun als purer Schein entpuppt, entfesselt sich im gleichen Augenblick langsam ein emotionaler Orkan und zieht seine Runden. Es kommt zu den Ängsten und introspektiven Unruhen, die uns nicht nur an unserem gegenwärtigen Sein zweifeln lassen, sondern auch die Zukunft mit einem unbehaglichen Fragezeichen verziert. Und wie Guiraudie diese aufkeimende, sprudelnde Verzweiflung visualisiert, resultierend aus dem sehnsüchtigem Rückzug in die Arme des nächsten und doch so nahen Fremden, zwischen den verspielt-liebevollen Penetrationen im Dickicht, die sich treiben lassende Männer im Sonnenuntergang, das hedonistische Erkunden und ihre mit Ejakulat bespritzten Körpern, ist ein Gleichnis der versierten Kategorie – Ohne sich an plumpen Formulierungen zu vergreifen. So erwachsen, so subtil, so vielschichtig und reif wie das Innenleben im Würgegriff in „Der Fremde am See“ aufgezeigt wird, wird es das Gros der Zuschauer weder ansprechen noch begeistern.

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                                    „Kevin – Allein zu Haus“ findet nur dann einen angemessenen Rahmen zur vollständigen Entfaltung, wenn die Weihnachtszeit in all ihren Facetten langsam wieder erwacht; wenn dicke Schneeflocken gegen die Fenster wehen und der Duft von Glühwein in der Nase liegt. Und da spielt es dann auch keine Rolle mehr, das Chris Columbus‘ Klassiker in jeder anderen Jahreszeit nahezu unbrauchbar daherkommt, schafft es doch in diesen besinnlichen Tagen, die Kindheit für 100 Minuten äußerst charmant aufleben zu lassen und eine Wärme in den Herzen auszulösen, wie sie einfach unbezahlbar ist. Selbst dann, wenn man den Film – Wie in meinem Fall – schon weit über 20 Mal goutiert hat. Ein schönes und mit immer wiederkehrender Vorfreude verbundenes Musterexemplar für die alljährliche Einmalwirkung. Aber dann auch so richtig.

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                                      SoulReaver: FILMSTARTS.de 23.12.2013, 15:47 Geändert 30.12.2014, 10:31
                                      über Alien³

                                      KNachdem Ridley Soctt mit „Alien“ die Filmwelt maßgeblich veränderte und James Cameron mit seiner fantastischen Fortsetzung „Aliens“ das Actionkino revolutionierte, war es nun an einem – für damalige Verhältnisse - kleinen Fisch der Branche gelegen, das Franchise in neue Höhen zu katapultieren: Niemand geringeres als David Fincher („Fight Club“) wurde das Privileg zu Teil, den Regiestuhl für „Alien³“ zu besetzen. Im Endeffekt muss man sagen, dass „Alien³“ sich innerhalb der Reihe wie ein tiefschwarzer Fremdkörper verhält und sein Dasein als Außenseiter, nicht zuletzt dank stetiger Ungereimtheiten hinter den Kulissen, fortwährend fristen muss. Natürlich kann das in erster Linie nichts Schlechtes bedeuten und dadurch vielleicht auch implizieren, David Fincher würde, was er auch tut, mit einer neuen Marschroute kokettieren und den dritten Teil zu einem in sich stimmigen, was nicht der Fall ist, Genrewerk machen.

                                      Wo sich die Inszenierung nämlich noch durch ihre Behäbigkeit auszeichnet und den Zuschauer durch die abgründige Atmosphäre in dieses (post-)apokalyptisch-besudelte Dreckloch von Gefängnisplaneten zieht, in dem Ripley auf kantig-bellende Häftlinge mit Schwielen an den Händen trifft, weiß das Drehbuch zuweilen nie, wie es einzelne Versatzstücke kohärent miteinander verbindet. Zwischen metaphorischen Religionsgedusel und (psycho-)sexueller Gruppendynamik, findet „Alien³“ keine angemessene Zeit, dem grauenhaft computergenerierten Alien einen Charakter zu verleihen. Lieber werden transzendente Muster und gelungene Einstellung der Vorgänger plagiiert und in die nihilistische Endzeitstimmung eingepflanzt – Bis Ripleys Katharsis dem Film einen von befremdlicher Schönheit ausgestanzten Schlusspunkt setzt. „Alien³“ weiß durch die pessimistische Disposition seines Settings zu gefallen, geht es aber um die inhaltliche Ebene, dann versagt der Finchers Debüt doch deutlich.

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                                          »We all have to decide to ourselves how much sin we can live with.«

                                          Wo die Mafia auf den Leinwänden oftmals nur ein in maskulinen Gewaltphantasien getränktes Machtgefüge darstellt und seine falschen Helden zu keiner Zeit wirklich hinterfragt, sondern ihre Handlungen penetrant glorifiziert, befinden sich die wahren Meilensteine des Subgenres bekanntlich genau in den Werken, die die involvierten Marionetten innerhalb des organisierten Verbrechens als klägliche Verlierer, denn als stetig emporsteigende, gar unbesiegbare Gewinner zeigen. Von einer starken Frauenrolle kann in vielen Fällen natürlich auch keine Rede sein, denn entweder dienen diese nur als willige Betthäschen der schweren Jungs oder sie verkommen zu schutzlosen Püppchen, die gänzlich auf die Hilfe jener Verbrecher angewiesen sind. Ein destruktiver Kern muss gerechtfertigt sein, der der Konzeption letztendlich eine demaskierende Wirkung verleiht und anstatt den romantisierten Eskapismus, den bitteren Realismus in all seiner Bitternis aufzeigt.

                                          Weist man also eine gewisse Affinität bezüglich der Mafia-Thematik auf und hat sich bereits durch die kinematographischen Weiten gewühlt, von Howard Hawks „Narbengesicht“, über Francis Ford Coppolas „Der Pate“ bis hin zu Martin Scorseses „GoodFellas“, dann wird man früher oder später seine gierigen Fühler auch in Richtung Serienmarkt ausstrecken und dort nicht nur auf „Die Sopranos“ stoßen, sondern auch in Kontakt mit dem nicht minder gefeierten HBO-Format „Boardwalk Empire“ kommen. Angelegt im Altalantic City der 1920er Jahre, werden wir dort in die Zeit der Prohibition eingeführt und Zeuge davon, welch rentable, aber auch unmenschliche Konditionen der illegale Alkoholhandel mit sich bringt. An der luxuriösen Spitze dieses dreckigen Geschäfts steht der korrupte Stadtkämmerer Enoch 'Nucky' Thompson (Steve Buscemi), der die Küstenstadt kontrolliert und seine mächtigen Finger nicht nur in der Politik hat, sondern auch die Ordnung des Polizeiapparats bis zu einem gewissen Grad zu seinen Gunsten verbiegt.

                                          Das klingt nun nach der standardisierten Geschichte vom großen Gangster und schreit förmlich nach der obligatorischen Aufstieg-und-Fall-Strukturierung. „Boardwalk Empire“ aber denkt weiter und macht nicht den gravierenden Fehler, seine Gewichtung zwingend auf die Psychologie des ungemein ambivalenten Nucky Thompson zu verlegen. Vielmehr setzt man es sich zum Ziel, die Ideologien und Charakterbilder dieser historischen Zeit zu verknüpfen und so nicht nur zwischenmenschliche Differenzen zu thematisieren, sondern auch konfessionelle und soziale Verhältnisse miteinander konfrontieren zu lassen. Mit dem Veteran James Darmody (Michael Pitt), dem strenggläubigen Prohibtionsagenten Nelson Van Alden (Michael Shannon) und der alleinerziehenden Irin Margaret Schroeder (Kelly MacDonald), entsteht nicht nur ein – aus handlungsorientiertes Sicht - spannendes Geflecht, „Boardwalk Empire“ formt dadurch auch eine facettenreiche und ebenso authentische
                                          Dynamik, die immer wieder in exzellenten Wortgefechten kulminiert.

                                          Um zurück auf den Ausgangspunkt und den Realitätsbezug von „Boardwalk Empire“ zu kommen: Vorab muss man sich darüber im Klaren sein, dass die erste Staffel noch als klare, zuweilen sogar elliptisch fungierende Einführung dient, die sich nicht durch actiongeladene Passagen auszeichnet und in jeder Folge einer gewaltigen Klimax hinterherjagt. Den Machern liegt es vielmehr daran, dem Zuschauer die Charaktere und ihre individuellen Mentalitäten vorzustellen und müssen dafür nicht auf stupide dramaturgische Tricks zurückgreifen, die doch nur den Zweck verfolgen, inhaltliche Schwäche unbemerkt zu retuschieren. „Boardwalk Empire“ legt Wert auf die beherrschte, gerne metaphorische, aber nie gemächliche oder verlogene Gegenüberstellung und konträre Bedeutung von Angst und Respekt, von Gerechtigkeit, Loyalität und dekadenter Amoral. Dass es dabei gewiss auch mal blutig werden darf, ist genauso selbstverständlich wie der offenherzige Geschlechtsverkehr in so gut wie jeder Episode, nur sind diese Momente nie ein Opfer der puren Selbstzweckstilisierung. Hier schlummern Abgründe, die nur darauf warten, endlich an das Tageslicht zu gelangen.

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                                            Kein Schmerz wiegt schwerer, als der, der aus dem Verlust eines geliebten Menschen resultiert. Ist man bereits in dieser qualvollen Situation gewesen und hat am eigenen Leibe erfahren, was es bedeutet, einen festen Teil seines Lebens für immer verloren zu haben, kann man ohne Schwierigkeiten nachvollziehen, zu welch irrationalen Maßnahmen man bereit wäre, um sein zersplittertes Herz baldmöglichst regenerieren zu lassen. Stephen King thematisierte diese paralysierende Trauer in seinem hochspannenden, psychologisch sensationell ausgefeilten Roman „Friedhof der Kuscheltiere“ aus der Sicht der vierköpfigen Familie Creed, der das Schicksal nun wirklich nicht die besten Karten für die Zukunft ausgeteilt hat. Gilt die Vorlage des Meisters noch als literarisches Prunkstück, von weitreichenden Reihen seiner Fans gar als Opus magnum gekennzeichnet, ist die Verfilmung der B/C-Regisseurin Mary Lambert natürlich weit entfernt davon, ähnliche Wertschätzung in der Filmwelt genießen zu dürfen. [...]

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                                            • Beste Filme:
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                                              2. Der Pate 2
                                              3. GoodFellas
                                              4. Die durch die Hölle gehen
                                              5. Heat

                                              Beste Performance:
                                              1. Taxi Driver
                                              2. Wie ein wilder Stier
                                              3. The King of Comedy
                                              4. Kap der Angst
                                              5. Zeit des Erwachens

                                              1
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                                                [...] „Crank 2: High Voltage“ unterliegt vollständig dem Fluch der Fortsetzungen, verschreibt sich in seiner blanken Debilität dem „Höher, schneller, weiter“-Faustsatz und fällt damit gehörig auf die Schnauze. Anstatt wieder reichlich Dampf in das Geschehen zu pumpen und den Zuschauer durchgehend in das Geschehen zu reißen, klammern sich Mark Neveldine und Brian Taylor gänzlich an jede noch so peinliche Plattitüde. [...] Es ist nur noch eine einzige Parade an niveaulosen Blindgängern vorhanden, die uninspiriert standardisierte Schlägereien aneinanderreiht und zwischendurch einen weiblichen Hintern ausstellt, damit sich der männliche Zuschauer an seinem leibeigenen Voyeurismus hochziehen darf. Nur gibt es in „Crank 2: High Voltage“ nichts, was irgendwie Blicke auf sich ziehen könnte, eher bewirkt der Film das genaue Gegenteil und animiert vielmehr dazu, die Augen aufgrund der endlos abstoßenden Blödheit abzuwenden. Eine Frechheit.

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                                                • 7
                                                  über Crank

                                                  [...] Die Kamera kennt dabei keine Ruhe und suggeriert genau die panische Hektik, die dampfenden Existenzängste, wie sie Chev während des gesamten Filmes durchleben muss, ohne Verschnaufpause, immer in Action, immer nahe der Ex- wie Implosion, ohne sich einer Emotionalität aneignen zu wollen, die der Film sowieso nicht gebrauchen hätte können. Die vibrierende, epileptische Amokästhetik stellt damit in „Crank“ keinesfalls einen kreischenden Selbstzweck dar, sie besitzt einen assoziativen Charakter und zieht jeden in seinen schwindelerregenden Taumel, der länger als fünf Minuten Teil dieses zynischen Wirbelsturms wird. „Crank“ labt sich fortwährend an Übertreibungen, sucht die Grenzen des Geschmacks und ist im Rahmen seines Szenarios immer auf den Punkt. Beste Unterhaltung, pochend, donnernd, blutend und hämmernd.

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                                                  • 6

                                                    [...] Wer sich nun erhofft, dass Jordan den feministischen Skopus, der sich zwangsläufig aus dieser ansprechenden Konstellation ergibt, wirklich auf den Zahn fühlt und ausbaut, um diesen in emanzipatorische Bahnen zu leiten, der täuscht. Allgemein ist Jordans Ägide fortwährend ambitioniert und durchzogen von zwischenmenschlichen (Interessen-)Konflikten, die oftmals nur angeschnitten werden, anstatt diese auch entsprechend zu sezieren, gerade wenn es um Eleanors Integration in die Außenwelt geht. [...] Wirklich fesselnd ist „Byzantium“ aber gerade dann, wenn er die Bürde der Unsterblichkeit aufzeigt und donnernd-adäquate Fotografien (Blutwasserfall im irischen Geröll) findet, da verzeiht man auch gerne einige Schönheitsfehler.

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