SoulReaver - Kommentare
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Alle Kommentare von SoulReaver
Weniger familiär kann kein Familienfilm sein.
„Grosse Pointe Blank“ ist nach wie vor ein unwiderstehlich lebhafter Tanz mit den permanent ausströmenden Glücksgefühlen; so entspannt und unbefangen in seiner nostalgischen, aber nie verklärten Gesinnung, so liebenswert und arglos in seiner Charakterzeichnung, dass man George Armitages Komödie um Profikiller, Jugendlieben und Abschlussbälle geradewegs in sein Herz schließen muss. Muss! Geht gar nichts anders. Voller denkwürdiger Zitate, einem John Cusack in seiner wahrscheinlich besten Rolle und einem wunderbar zeitgenössischer 80s-Soundtrack, kann man hier gut 100 Minuten erstklassiger Unterhaltung erleben, wie man sie in dieser ausbalancierten Frische nur selten sieht. Balsam für die geschundene Seele.
Und wenn man denkt, dümmer kann es nun wirklich nicht mehr werden, dann belehrt uns das Drehbuch von »The Factory« wie ganz selbstverständlich eines Besseren. Armer John, früher hast du noch Acht auf deine Rollenwahl gegeben, was mag Dich bloß an dieser zuweilen an Debilität kaum zu überbietenden Jauchegrube voll von hanebüchener Krimiwichse gereizt haben? Fakt ist, dass »The Factory« im Giftschrank deutlich besser aufgehoben war und sich jeder Beteiligte nun unbedingt in Grund und Boden schämen sollte. Pfui!
Es ist schon immer wieder erstaunlich, wie man ein so umfangreiches Buch wie „Illuminati“ mit all seinen kritischen Denkanstößen auf ein meinungsloses Nichts von Sommerblockbuster reduzieren kann. [...] Die Oberflächlichkeit betrifft auch das gesamte Ensemble, das mit Mimen wie Tom Hanks, Ewan McGregor, Armin Mueller-Stahl und Stellan Skarsgard mehr als überdurchschnittlich besetzt ist, aber eben keinerlei Raum zur inneren Entfaltung ermöglicht, genau weil alles ruhelos vonstattengeht und den Schauspielern/Charakteren keine Minute der Stille ermöglicht, die die angesetzte Ambivalenz auch stützen könnte, anstatt sie zur blanken Farce in diesem orientierungslosen Heckmeck verkommen zu lassen.
[...] Aber was nutzt eine gute Leistung, wenn die Charaktere vollkommen schematisch in ihren biederen Motiven rotieren und sich gegenseitig solange mit größeren und kleineren Nadelstichen malträtieren, bis der Verlauf in sein vorhersehbares Ziel einbiegt und Mel Gibson in Zeitlupe mit wehender Nationalflagge durch die Reihen der Rotröcke stürmen darf. Von solch grauenhaften Stumpfsinn ist die gesamte Inszenierung durchzogen und musste schlussendlich sogar einsehen, dass dieser konstant überspannt reißerische Nationalstolz selbst für die im Blut der Feinde badende Grobiane ohne Selbstreflexion zu dick aufgetragen wurde. Was für eine Leistung.
[...] Roman Polanski porträtiert konzentriert eine Welt, in der nicht nur der gute Wille ein nutzloses Gedenken darstellt, auch die Wahrheit ist nur ein übergangenes Anhängsel schrecklicher Verbrechen. Während Los Angeles zum symbolischen Metronom des Abscheulichen wird und den Takt des Inneren, Chinatown, vorgibt, bahnt sich ein Krater durch diese Stadt, der nicht nur politische und wirtschaftliche Schandtaten abdeckt, auch die Familien zerbrechen, stürzen in die desillusionierende Leere und werden im Zweifelsfall noch mit dem unehrenhaften Tod entlohnt. Eine Welt ohne Helden, aber mit Menschen, die zu unmenschlichen Taten in der Lage sind; mit Herzen, die nicht der Liebe wegen schlagen, sondern darauf warten, endlich gebrochen zu werden. Roman Polanski hat vollkommen Recht: Wenn man einen Film über gravierende Missstände inszenieren möchte, dann muss man diese auch siegen lassen, jeder Unzufriedenheit und Enttäuschung zum Trotz.
[...] Das größte Manko an „Der Hobbit: Smaugs Einöde“ ist, dass Peter Jackson es hier vollständig verlernt hat, den Zuschauer in das Geschehen zu involvieren, ihn zum Teil der Reisenden zu machen und die endlose, ungewisse Magie, die von Mittelerde ausgeht, nicht am eigenen Leibe erfahren lässt. [...] Als eingefleischter „Sherlock“-Fan bahnt sich mit dem Aufeinandertreffen von Bilbo und Smaug natürlich ein schönes Schmankerl an und die Wortgefechte zwischen dem Hobbit und dem angsteinflößenden Drachen dürfen sich als zweites Highlight in einem ereignisarmen wie ergebnisarmen Film bezeichnen. Nur retten können diese singulären Fetzen nichts mehr, dafür sind die unzähligen Handlungsstränge und Randgestalten zu lieblos konzipiert, tonal zu konträr konstruiert und die Dramaturgie allgemein einfach zu inhomogen abgestempelt. [...]
Im Todestrakt des Staatsgefängnisses regiert der übernatürliche Hokuspokus; die grüne Meile gewährt den Einlass für eine dreistündige Exkursion über spiritistische Zauberei und die amerikanischen Ideale des aalglatten Gutmenschentum. Wenn es ein Film versteht, mit abgestoßenen Schablonen zu taktieren, dann steht „The Green Mile“ an vorderster Front. Und ja, Frank Darabont weiß sein adaptiertes dramaturgisches Kalkül reizend auszuschöpfen, um den Zuschauer auch gekonnt zu umgarnen und dahingehend zu manipulieren, wie es den unreflektierten Hauptdarstellern kontinuierlich in die Karten spielen würde. Jeder Ambivalenz wird sukzessiv gegen den Kopf gehämmert, bis das hypokritische Gut/Böse-Muster dem geistlosen Sentimentalitätenkollaps im Mäusezirkus von Cold Mountain nicht mehr ausweichen kann. „The Green Mile“ kann kaum fünf Minuten ohne inszenatorische Brechstange auskommen, eine vorhersehbare Kitschgranate jagt dabei den nächsten Schub an schmalzigen Rührseligkeiten, bis endlich gemeinsam seifige Tränen geheult werden dürfen. Wem's gefällt.
[...] Es kommt zur echten Parade an Ungereimtheiten, die unser Spielbergle dem Zuschauer in gnadenloser Überzeugung serviert: Furchtbar platte Figuren, furchtbar aufgewärmte Ami-Klischees und furchtbar dämliche Handlungen im Kampf gegen den gigantischen Antagonisten und seine Brut. Hauptsache Emmerich kann es zünftig scheppern lassen, egal wie debil – und das ist „Godzilla“, so sehr, dass es keinen Spaß mehr macht – es auch zugehen möge. Zu allem Überfluss kopiert sich der Regisseur nicht nur selbst; er streckt seine Fühler auch in Richtung „Jurassic Park“ aus, den er vorher noch in einer amüsanten Werbekampagne demonstrativ zerquetschte. Hochmut kommt vor dem Fall, und schlechter Schwachsinn bleibt nun mal schlecht und schwachsinnig.
[...] Natürlich, Levitt möchte unterhalten und eine ernste Angelegenheit mit komödiantischen Elementen auflockern, dafür vergreift er sich aber nicht nur einmal furchtbar im Ton und treibt hinaus ins Nirgendwo, wo das Beten noch den mit Sperma verkrusteten Geist befreit und die Liebe als Erlösung vor den bösen, bösen Pornos wartet.
Qualitativ knüpft James Wan mit „Insidious: Chapter 2“ ziemlich genau an den kommerziell erfolgreichen Vorgänger an. Erneut wird die schnodderige Suppe aufgekocht, die Tobe Hooper und Steven Spielberg 1982 den baldigen Aasgeiern mit dem großartigen „Poltergeist“ hinterlassen haben und von Wan schon 2010 mehr als nur unzureichend serviert wurde. Auch „Insidious: Chapter 2“ zeichnet sich dadurch aus, keinerlei Gespür für die Generierung einer schleichenden, packenden Atmosphäre zu besitzen, dafür aber gibt es reichlich deplatzierten Lärm, die Negation jeder Metaphorik und eine Optik, die problemlos an billige Seifenopern aus dem Vormittagsprogramm der Privaten erinnert. Der Rest dieses lahmarschigen Ewigreich-Nonsens ist das altbackene Klammern an paranormalen Genre-Standards, ohne Sinn für jede Ästhetik oder echten, effektiven Grusel. Alles beim Alten, und doch viel schlechter als erwartet.
Eine Parabel auf den prioritären Stellenwert der Familie, auf die reflektierte Selbsterkenntnis und das Leben mit all den Höhen und Tiefen, mit all den Glücksgefühlen und herben Rückschlägen, manifestiert durch allerhand wildes Getier der imposanten Savanne. „König der Löwen“ ist, so larmoyant und seicht er zuweilen erscheinen möchte, voller fundamentaler Fragen, die uns alle beschäftigen und immer begleiten: Wo gehöre ich hin? Was ist meine Bestimmung? Was, wenn ich den auferlegten Anforderungen nicht gewachsen bin? Simba ist da ein empathisches Symbol für jeden, der auf seinem Weg schon mal ins Straucheln gekommen ist und sich vor all den belastenden Erwartungen am liebsten hätte entziehen wollen. Nur ist die Flucht nie eine Lösung auf Dauer, weil man sich vor der eigenen Identität (=Vergangenheit) auch in den dunkelsten Ecken nicht verstecken kann. Simba stellt sich seiner Pflicht, und auch wenn er dafür Blut vergießen muss, findet er seinen Platz. Das Gesetz der Natur erlaubt keine Aussetzer, genau wie der ewige Kreis Lücken in der eigenen Form nicht überspringen kann. Groß, unfassbar groß ist das, und immer noch Disneys komplettester Geniestreich, weil alles vorhanden ist, was unsere Existenz bedeutend macht.
Was soll man schon von einem Film sagen, der fast nur in der Dunkelheit spielt? Visuell ist das alles natürlich ziemlich verkorkst, unausgewogen und langweilig: Man sieht ja fast nix, bis auf den Mond, und der ist - total überzogen unrealistisch - blau. Inhaltlich, und das gefällt, ist „Gravity“ aber konkurrenzlos. George Clooney säuft sich die Dunkelheit schön und die Bullock ist Bullock. Nervt aber nicht. Naja, doch. Aber sie beweist Humor und macht Scherzanrufe bei Eskimos. Dabei sollten die eigentlich über die Bullock lachen. Die haben nämlich wenigstens Licht.
[...] Was folgt ist ein wilder Ritt durch eine Welt, deren Anschein nicht der Realität entsprechen mag, ihre Gefühle sind aber unverkennbar in dieser verankert. Und wenn sich am Ende die Wogen glätten mögen, bleibt der Wunsch einer Kleinfamilie doch nur ein Traum, dessen Erfüllung genau dann zerplatzt, wenn man seine Augen öffnet. Unterhaltsam, zuweilen urkomisch, mit Wortwitz und Situationskomik ohne Ende, aber doch nie durchgängig abgehoben. Ja, ein besonderer Film.
Ach, was soll man noch groß über „Forrest Gump“ sagen? In Arthouse-Zirkeln natürlich nur mit gesenktem Haupt als 'Guilty Pleasure' akzeptiert, obwohl es dann doch besser wäre, seine Existenz im eigenen Kosmos komplett zu leugnen, ist Robert Zemeckis ein Film gelungen, in dessen beschränkten Eskapismus es sich ab der ersten Sekunde zu verlieren gilt. Und wer das schafft, wer sich voll und ganz auf die abenteuerliche Lebensgeschichte des fleischgewordenen American Dreams einlässt, der bekommt ein so berührendes und mit nostalgischen Hochgefühlen verschmolzenes Event geboten, wie es in dieser wunderbaren Massivität nur äußerst selten vorkommt. Wer sein Herz einmal an „Forrest Gump“ verloren hat, der bekommt es auch nicht wieder, selbst dann nicht, wenn heutige Reflexionen objektiv in eine ganz andere Richtung tendieren wollen. Vollkommen egal. Das hier ist echte Großkunst des Manipulationskinos, schamlos beträufelt mit jeder Menge Kitsch, der auch noch Stunden nach dem Abspann seine betäubende Wirkung nicht verliert. Zum Heulen schön.
„I'm not a smart man, but I know what love is.“
Vielen Dank für die liebe Einladung! Ich wähle natürlich mein Herzstück "Tanz der Vampire". :)
[...] „Badlands“ wird zum destruktive Abbild des Scheiterns, aber man kann letztlich auch nur dann scheitern, wenn man irgendetwas in Angriff nimmt, wenn man etwas versucht und sich Ziele setzt. Terrence Malick romantisiert oder glorifiziert die Handlungen der Hauptdarsteller dabei zu keiner Sekunde, er dokumentiert, er folgt, er zeigt auf, wie unmöglich es ist, der verwurzelten Frustration und Unzufriedenheit zu entkommen. Sinnlichkeit und Schmerz gehen Hand in Hand, eine Zukunft wird Holly und Kit nicht vergönnt, jedenfalls nicht zusammen. Was bleibt sind nur Erinnerungen an eine Zeit, die geprägt hat, aber keinen Erfolg vorweisen konnte. Die Realität siegt immer – Aber wie gerne vergessen wir diese Tatsache und rennen blauäugig in unser eigenes Verderben?
[...] Menschenhandel, Naziverbrecher, diktatorische Mechanismen Lateinamerikas und tödliche Chöre, verwoben in eine Kriminalgeschichte, die sich ihr rätselhaft-mysteriöses Gemüt fortwährend bewahren möchte, sich aber im Überfluss an Nebensträngen und Reizen schnurstracks in der überladenen Belanglosigkeit verirrt. „Choral des Todes“ hat mit Gerard Depardieau und Joey Starr zwar noch ein solides Duo in den Hauptrollen zu bieten, verliert sich aber nach einer halben Stunde schon im konzeptionellen Wirrwarr aus endlosen Ungereimtheiten und von jeder Logik befreiten Wendungen.
Während die Geschichte jeden Ansatz von Subtilität vermissen lässt und seinen Charakteren keinerlei nuanciertes Profil vergönnt, zeigt sich Darren Aronofsky inszenatorisch mal wieder als Meister seiner ästhetischen Klasse. Jene verkopfte Metaphorik des psychosexuellen Leidensdrucks Ninas aber findet nur in altbewährten Stilblüten Ausdruck und ist damit näher dem effektiv surrealen Body-Horror, als der adäquaten, introspektiven Akzentuierung seiner Actress. Inhaltlich ist „Black Swan“ dünn und greift sich jede Plakative vorbehaltlos, was ihn auf diesem Plateau irgendwie zur manierierten und damit dysfunktionalen Menage aus Roman Polanskis „Ekel“ und Michael Hanekes „Die Klavierspielerin“ macht. Geht es aber um die Fotografien, die hervorragend komponierten wie kalibrierten Montagen und Natalie Portmans emphatische Opfergabe, dann weiß „Black Swan“ durchaus zu gefallen und eine Atmosphäre zu erzeugen, die nicht bis tief ins Mark zieht, aber gekonnt an der Oberfläche schimmert. Aronofsky wird seinem Ruf als Blender gerecht, aber seine Affektiertheit ist einfach zu kräftig, als dass man ihn vorbehaltlos dafür verdammten könnte.
[...] Es gibt jedoch eine Szene, in der Linda mit ihrem Vater (gespielt von Robert Patrick) telefoniert und dieser ihr sagt, ihren Film gesehen zu haben, die echte Emotionen entfaltet und aufzeigt, in welche Richtung das Ganze hätte steuern müssen. Letztlich werden Entwicklungen im Eilschritt abgehakt, aber nicht argumentativ unterlegt, es geschieht, was geschehen ist, mit fiktiver Bereicherung ausgestattet. Da kann auch ein gelungener Gegenschnitt nicht helfen, der der rosaroten Welt aus Ruhm und Glanz in der Mitte des Films in ihr wahres Gesicht blicken lässt.
Woody Allen ist sich nicht nur seiner Sterblichkeit bewusst geworden, er unterbreitet dem Zuschauer in „Verbrechen und andere Kleinigkeiten“ auch fundamentale Fragen um die individuelle ethische wie religiöse Instanz des Menschen. Er lotet ihre tiefenpsychologische Semantik aus und projiziert sie auf einen gutsituierten Arzt (Martin Landau), der langsam Probleme mit seiner Affäre bekommt und diese kurzerhand aus dem Weg räumen möchte und den erfolglosen Dokumentarfilmer Cliff Stern (Woody Allen), für den das Schicksal, sagen wir einfach mal, einige Überraschungen parat hält. Es sind Fragen von existenzialistischer Beschaffenheit, mit denen Allen hantiert, sie in ein überaus unterhaltsames Korsett verpackt, aber den Ernst der Situation nie in den blanken Klamauk fließen lässt. „Verbrechen und andere Kleinigkeiten“ ist scharfsinnig und anspruchsvoll, und trotzdem kommt Spaß in der moralischen Brisanz nicht zu kurz – Beeindruckend. Woody Allen, der Meister der tonalen Balance.
Es ist der feuchte Traum eines jeden Fans, einmal vor sein Idol treten zu dürfen, das Wort an eben dieses zu richten und ein echtes Gespräch zu entfachen, anstatt sich nur in platten Branchefloskeln zu kugeln und die peinlichen Posen aus dem Scheindasein abzuarbeiten. Cecilia (Mia Farrow) wird in „Purple Rose of Cairo“ Teil einer solch prägenden Erfahrung und der von ihr angehimmelte Tom Baxter (Jeff Daniels) steigt während einer Kinovorstellung urplötzlich aus der Leinwand und stolziert geradewegs auf die Frau zu. Es kommt, wie es kommen muss: Eine Liebesgeschichte bahnt sich an, doch Tom Baxter ist eine Illusion, die nach dem Küssen auf die Abblende wartet. Als dann auch noch der echte Darsteller des galanten Stars vor Cecilia auftaucht, kollidieren nicht nur drei Welten, sie stolpert auch in einen Konflikt mit ihrer Gefühlen – Für wen soll sie sich nur entscheiden? Woody Allen huldigt der Kraft des Kinos, er liebt es abgöttisch, verpasst „Purple Rose of Cairo“ am Ende aber eine so bittere Note, dass es schmerzt, dieser naiven Dame bei ihren fortlaufenden Fehlentscheidungen zu beobachten. Derartiges schafft aber auch nur unser Woody: Er verschenkt sein Herz, vergisst aber nie die Schattenseiten, hier den hungrige Egoismus, der hinter der Leinwand lauert. Romantisch, oh ja, und doch immer mit dem Blick auf den wahren Lauf der Dinge.
Auch „Hannah und ihre Schwestern“ verdeutlicht wieder einmal Woody Allens innige Liebe für Ingmar Bergman; und es wird infolgedessen natürlich auch mit einem Lächeln angenommen, den tollen Max von Sydow in diesem komplexen Netz aus zwischenmenschlichen Beziehungen und familiären Gefügen mitmischen zu sehen. „Hannah und ihre Schwestern“ ist in erster Linie zwar hervorragend gespieltes Schauspielkino, exquisit besetzt mit gestandenen Größen von Michael Caine bis Mia Farrow – und dem Meister höchstpersönlich als Hypochonder auf Selbstfindungskurs. Die wahre Genialität lässt sich aber (erneut) im Drehbuch finden, das es nicht nur schafft, eine ganze Bandbreite an Charakteren aufmerksam wie plastisch zu fokussieren, „Hannah und ihre Schwestern“ ist auch eine ebenso philosophische wie reflektierte Sensation, in der Allen jeden Zuschauer unentwegt anspricht: Warum machen wir es uns immer so schwer? Warum sind wir glücklich, realisieren diesen Zustand aber nicht oder erst dann, wenn es zu spät ist? Warum sind wir so unfähig zu leben und warum schätzen wir nicht, was wir haben? Wir müssen endlich lernen zu genießen, Vernunft spielt keine Rolle! Recht hat er.
Seinen autobiographischen Prinzipien bleibt Woody Allen auch in „Zelig“ treu, wenngleich das Multitalent im Stile einer Mockumentary eine fiktive Persönlichkeit fokussiert, repräsentiert das Chamäleon Leonard Zelig natürlich auch den wandelbaren Konformismus Allens: Ein Mann, der alles sein konnte, außer er selbst. Mit gestellten Tonband- und Archivaufnahmen tauchen wir in ein Leben, das es nie gab und werden so von Allen an die fingierte Manipulationskraft des Mediums erinnert, gleichzeitig aber auch mit einem Aushängeschild der Realität konfrontiert, wie es die Zeiten konsequent überbrückt: So schnell ein Personenkult entsteht, so schnell kann sich dieser auch in Lust auflösen oder gar zum Feindbild konvertieren. Die Figur Zelig wird im Laufe der Narration zu einer Art Symbol, in dem jeder Intellektuelle etwas anderes zu erkennen glaubt, aber „Zelig“ an sich ist in seiner psychologischen Motivation ein Mahnmal, das nicht nur an den Individualismus appelliert, sondern auch aufzeigt, in welche Extreme der Anpassungsdrang ausufern kann. Ein Film über den Persönlichkeitsverlust, aber auch ein Film über den Weg zurück zum wahren Ich und der dazugehörigen Selbstverbesserung. Toll!
Für PTA (Und besonders für den Kommentar dazu!!!) sollte man dir ein Ei an den Kopf werfen. Schäme dich!