tow8ie - Kommentare

Alle Kommentare von tow8ie

  • 1 .5

    Thematisch und visuell um das Thema „Fotografie“ kreisender Thriller, dessen Geschichte schon für einen Kurzfilm dürftig erschiene und künstlich aufgeblasen wirkt. Ein technisch gut aber seelenlos fotografierter und letztendlich im Zusammenhang mit der eindimensionalen, oberflächlichen und klischeehaften Story belangloser Film, der sich billiger Küchentisch-Psychologie bedient. Sein einziger Wert besteht in seiner beispielhaften Darstellung der uramerikanischen Angst vor dem Fremden und dem die spießbürgerliche Familie Bedrohenden.

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    • 5 .5

      DIE FÄLSCHER wirkt auf mich in seiner Darstellung der Zeitgeschichte und des Lageralltags größtenteils naiv und klischeehaft. Außerdem meine ich einen gewissen Voyeurismus ausmachen zu können, der sich darin äußert, dass öfter mal etwas zu deutlich mit der Kamera auf Exekutionsszenen und andere Gewaltverbrechen der Peiniger gehalten wird. Gänzlich misslungen ist meinem Empfinden nach auch die Szene, welche die Frau des Sturmbannführers Herzog vorführen soll als gutgläubige und naive Hörige ihres Mannes. Die mit zu starken Strichen aufgetragenen Inszenierung führt dazu, dass die nötige Fallhöhe für die Komik der Szene, die hier offensichtlich angestrebt wurde, nicht erreicht wird.

      Dabei gibt es auch Szenen, die den Schmerz und die Gewalt, denen die Fälscher-Gruppe ausgeliefert ist, besser einfangen. Genannt sei beispielsweise jene, in der die Zwangsarbeiter durch eine Bretterwand einer beiläufigen Erschießung nur akustisch beiwohnen, was die Qualität des Schreckens und der Angst so erhöht, dass dies zum gewaltsamen Schlagabtausch zwischen dem die Gruppe boykottierenden Burger und dem opportunistischen Sorowitsch kommt.

      Gut inszeniert ist ebenfalls die „emotionale Betäubung“ Sorowitschs nach jeweils schlimmen Erfahrungen, die zweimal im Film mittels eines Toneffekts erzielt wird, der alle Geräusche und Gespräche wie durch eine dicke Watteschicht gefiltert erscheinen lässt, was sehr gut die Schockwirkung und die Isolation der Figur in diesem Moment illustriert.

      August Diehl agiert wie gewohnt auf höchsten Niveau und erschafft mit seinem Spiel eine nuancierte und vielschichtige Figur. Die Rolle des Protagonisten ist da etwas undankbarer, da dieser als unbeirrbarer Egoist wenig Freiraum zur Entfaltung bietet und somit etwas verblasst. Hervorzuheben wäre noch Devid Striesow, der die dankbaren Vorteile einer typischen Schurkenrolle gut zu nutzen weiß und dieser durch eine überzeugende Wandlung zusätzliche Tiefe abgewinnen kann.

      • 6

        THE LIMITS OF CONTROL ist für einen Jarmusch-Film ungewöhnlich ernst und ist zugleich eines der surrealistischsten Werke Jarmuschs. Hinweise auf Spiele mit Realität und Täuschungen finden sich an vielen Stellen im Film. In seiner strukturellen Form einer spirituellen Reise erinnert der Film stark an Tarkowskis STALKER, jedoch versehen mit der Jarmusch-typischen Sprödigkeit. Auch hier steht eine Reise ohne Ziel im Mittelpunkt, deren Ernsthaftigkeit und tödliche Brisanz alle Fragen und Antworten überschatten.

        Dennoch glaube ich, dass Jarmusch es insgesamt weniger gut gelungen ist dieses Szenario zu bedienen. Vielleicht liegt es am ästhetischen Fokus seines neusten Werkes, der, für einen Jarmusch-Film, ungewöhnlich stark auf der visuellen Ebene liegt. Damit will ich nicht behaupten, dass Jarmusch ein Regisseur sei, dem das Talent der visuellen Inszenierung fehle, denn seine mehrminütigen Tableaus aus PERMANENT VACATION zeugen von dieser Ader. Die unbewegte Kamera in diesen Szenen erzeugt in dem von ihr fest aufgespannten Raum einen bühnenartigen und theaterhaften Charakter und verweist damit auf die Verhaftung Jarmuschs im dramaturgischen Element.

        Genau diese Tugend scheint ihm bei THE LIMITS OF CONTROL aber abhanden gekommen zu sein. Sah man in der Eröffnungssequenz von BROKEN FLOWERS noch die meisterhafte Verbildlichung der Reise eines Briefes an ihren Zielort mittels wohldosierter Schnitte, so findet man im aktuellen Film Jarmuschs leider nur die gängigen Schnittrhythmen und -sequenzen, welche unter seiner Regie fast schon epileptisch anmuten können. Fast meint man, der Regisseur hat sich in seiner Rolle, der der Inszenierung und des Drehbuchs, noch mehr als üblich zurücknehmen müssen, um angesichts der Übermacht von Bild und Schnitt überhaupt noch eine nennenswerte Position einnehmen zu können. Vielleicht hat Christopher Doyle, der Haus-und-Hof-Kameramann Wong Kar-Wais, einfach einen zu starken und egozentrischen Pinselstrich, neigt er für meine Begriffe doch mit seinen überbordenden und perfektionistischen Bildern schnell zur Langweiligkeit. Die Filme Jarmuschs funktionieren aber eigentlich da am besten, wo die glatte Oberfläche durchbrochen wird und das Geheimnisvolle und Nicht-Alltägliche zu Tage tritt. Einer seiner langjährigen Kameramänner wie Robby Müller hätte mit Sicherheit zu einem interessanteren Endprodukt geführt, da diese in der Lage sind sich stilistisch leichter zu adaptieren. Hätte sich Doyle problemlos in die Reihe der COFFEE AND CIGARETTES Kameramänner integrieren können? Da Jarmusch einen Film während des Drehs mehr entdeckt, als dass er ein Drehbuch "verfilmt", hätte die Wahl eines geeigneteren Kameramanns mit Sicherheit ein ansprechenderes Ergebnis hervorgebracht.

        Im Film erzählt der Mexikaner (Gael García Bernal) dem geheimnisvollen Fremden (Isaach de Bankolé), dass für ihn die Spiegelung eines Objektes manchmal realer erscheine, als das ursprüngliche Objekt. Jarmusch selbst muss man leider vorhalten, dass er sich besser darauf versteht die Dinge so zu nehmen, wie sie sind, als sich in endlosen Blendereien zu verlieren, die vom wahren Wesen ablenken. So wie jetzt fühlt es sich mehr wie ein Film an, der sein Potential verspricht, aber leider nicht halten kann.

        • 8 .5

          Ich bin schockiert über manche Aussage, die ich hier lesen muss. Es mag ja schön und gut sein, wenn alles, was über die Leinwand flimmert, einer ästhetischen Betrachtung unterzogen wird, gerade auch in einem cinephilen Umfeld wie hier, aber irgendwo muss man auch mal einen Strich ziehen. "Ein gähnend langweiliger Streifen" ist ein Urteil, wie ich es einem Film vom Kaliber eines James Bond unterstellen kann, dessen Aufgabe ja auch primär Unterhaltung ist. Eine solche Aussage aber auf LET'S MAKE MONEY anzuwenden ist genau sinnlos, wie James Bond fehlende geistige Tiefe vorzuwerfen.

          Der hier vorliegende Film bemüht sich um die Abbildung von Wahrheit, vielleicht tendenziell einseitig, aber in Form eines willkommenes Gegenwicht in einer zunehmend gleichgeschalteten und unkritischen Berichterstattung über Wirtschaftspolitik in den Medien. Wie abgrundtief zynisch ist die Aussage eines Users dieser Seite, dass Dokus, die "das Elend von Entwicklungs- und Schwellenländern verdeutlichen, zu nerven und auch zu langweilen" beginnen! Nicht nur, dass die Menschen dieser portraitierten Länder skrupellos ausgebeutet werden. Sollen sie nun auch noch unserer Unterhaltung dienen?

          Als ich das Kino verließ, schnappte ich ein paar Gesprächsfetzen einer Gruppe Mittzwanziger auf. "Bin genauso schlau wie vorher", war der Vorwurf, sowie "Es werden ja auch keine Lösungen aufgezeigt". Was zeigt mir das? Zum einen schienen die Zuschauer nicht überrascht zu sein über das, was sie sahen. Das wird jedem halbwegs aufgeklärten Bürger nicht anders gehen, aber diesen Zuschauern schien das soeben Gesehene egal zu sein. Was wäre dann die logische Reaktion dieser Zuschauer auf Berichte über Massaker in Darfur? "Bin genauso schlau wie vorher. Krieg war schon immer furchtbar." Ich mag mir das gar nicht vorstellen...

          Der Vorwurf der fehlenden aufgezeigten Lösungen zeigt mir auf der anderen Seite, dass es vielen scheinbar schon schwerfällt, außerhalb von Bequemlichkeits- und Konsumgrenzen zu denken. Nur dem Konsumierbaren wird Aufmerksamkeit geschenkt. Sollen Lösungen beim Popcorn mampfen aus der Leinwand fallen und dabei auch noch unterhalten? Es ist beängstigend zu erkennen, dass sich viele Menschen scheinbar nicht als Teil der Maschinerie erkennen und sich machtlos fühlen gegenüber des riesigen Apparates, dem sie angehören. Wenn innerhalb der Maschine keine bestimmten Programme vorgesehen sind, dann sind diese angeblich auch nicht möglich. Es wird dabei vergessen, dass das Programm der Maschine nicht in Stein gemeißelt ist. Die Summe unser aller Verhalten bestimmt das Gesamtkonzept. Eine fertige Lösung wird es nie zu kaufen geben, man muss sie selbst von innen erschaffen.

          Ich schäme mich über manche der hier getroffenen Aussagen und über manche der im Film gemachten, wie die, dass viele Banker auf Jersey ihren Job hassen, es aber auf sich nehmen weil die Bezahlung astronomisch ist. Erwin Wagenhöfer bringt es im Interview auf http://www.letsmakemoney.at präzise auf den Punkt: "Wir müssten nur unserer Geldgier ein Ende setzen. Der Film ist ein Spiegelbild vom Zustand einer Gesellschaft. Wir sind gierige Wesen und müssen aufhören, das ganze Heil im materiellen Besitz zu sehen. Wir sind reich, aber wir sind nicht glücklich geworden." Der Film zeigt auf, dass die westliche Welt Krieg führt - denn Krieg dient der Festigung von Herrschaftsansprüchen und der Ausbeutung von Territorien. Frei nach Carl von Clausewitz müsste es also heißen: "Neo-Liberalismus ist die Fortsetzung des Krieges unter Einbeziehung anderer Mittel."

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          • 10

            Der Reiz von schönen Dingen liegt manchmal genau darin, dass sie zurückhaltend, unscheinbar und grob geschliffen, aber wahrhaftig sind, so dass sie erst mit der eigenen Arbeit an ihnen zu ihrer Vollendung finden. Dieser Film trägt genau diesen unschuldigen Reiz, der verloren gegangen ist im deutschen Kino der Gegenwart. Ein Glücksfall, dass die Filmgalerie 451 diesen Debütfilm von Andreas Dresen in ihrer Reihe "Debütfilme" auf DVD veröffentlicht hat mit einer Vielzahl von nicht weniger beeindruckenden Kurzfilmen aus Dresens Studentenzeit an der HFF und einem dreiviertelstündigen Interview mit Andreas Dresen zu STILLES LAND und seinem Karriereweg. Ein Kleinod für jede Sammlung deutscher Filmgeschichte. Und einfach ein wunderschöner Film. Wer Andrei Tarkowski und Konrad Wolf mag, der findet auch einen Weg zu Dresen.

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            • Andreas Dresen ist meiner Meinung nach einer der wichtigsten lebenden deutschen Regisseure. Wie sonst keiner vermag es Dresen politisch zu werden und zugleich künstlerisch bedeutende Werke zu schaffen. Eine Fähigkeit, die er vielleicht aufgesogen hat während seiner Arbeit bei der DEFA und der HFF zur DDR-Wendezeit. Dennoch ist er kein Ost-Regisseur (einen Begriff, den er auch nicht gerne hört), sondern ein wacher Chronist mit den Tugenden des sozialistischen Films: unterhalten zu können, dabei aber auch fordern und aufklären. Ein würdiger, moderner Erbe von Konrad Wolf.

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              • 1

                Man hört ja eigentlich nur gutes von dem Film, aber dem kann ich mich überhaupt nicht anschließen.

                Ein Film über zwei Touristen in Brügge. Einer von ihnen ist begeistert von der Stadt, der andere gibt fluchend und sich wie ein pubertierender Teenager verhaltend permanent kund, dass er die Stadt langweilig findet. Nach der gefühlten Hälfte, in der man sich selbst schon zu Tode gelangweilt hat, kommt dann endlich eine kleine Wendung. Und dann tröpfelt die Handlung weiter vor sich hin, unterbrochen von irrelevanten und langweiligen Szenen. Dazu noch Nebenfiguren, die weder wichtig für den Plot sind, noch dann zumindest lustig wären.

                Bezeichnenderweise ist die Hintergrund-"Geschichte", die dem Film seinen (psychologischen) Rahmen geben soll dann auch so dünn und klischeehaft, dass sie stellvertretend spricht für den Rest des Films, der auf diesem wackligen Fundament gebaut ist.

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                • 5 .5

                  Das reinste Läuterungs-Feuerwerk, das hier abgefackelt wird und im Zuge dessen einfach nur kitschig und simplifizierend. Die einzige gute Szene ist die, in welcher der schwarze Regisseur und der Gangster sich in der Sackgasse der Polizei stellen müssen. Wenn die beiden sich dann friedlich voneinander trennen, nachdem sie der Katastrophe nur knapp entkommen sind, dann ist das eine erleichternd nüchterne Szene innerhalb der insgesamt doch sehr künstlich wirkenden Konstruktion. Vielleicht, weil hier im Gegenteil zum Rest des Films nicht viel gesprochen wird. Allein die Moral-Floskel beim Aussteigen nervt, wortlos wäre das noch viel wirkungsvoller gewesen.

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