U-Bahnmensch - Kommentare

Alle Kommentare von U-Bahnmensch

  • Meine Scorsese Top-Liste:

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    03. Casino
    04. Die Zeit nach Mitternacht / After Hours
    05. King of Comedy
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    08. Shutter Island
    09. Departed
    10. Mean Streets
    12. Kape Fear
    12. The Color of Money
    13. Gangs of New York
    14. Aviator

    Unfassbar, in welcher Masse dieser Mensch gute bis geniale Filme produziert hat.
    Bin gespannt auf den Neuen!

    7
    • 9

      Ich wundere mich, dass dieser Film hier so wenig Beachtung findet und auch mit verhältnismäßig niedrigen Wertungen daher kommt.

      Ein Film, dem es grandios gelingt, all die kleinen Momente zwischenmenschlichen Seins auf simple, realistische und wunderbare Art und Weise einzufangen und der die Schönheit dessen in den Himmel trägt, ohne dabei auch nur im Ansatz in Kitsch zu verfallen.

      Ganz klare Empfehlung.

      1
      • 10
        U-Bahnmensch 29.12.2016, 00:30 Geändert 29.12.2016, 00:32

        Mit Night on Earth zeigt Jarmusch auf, dass es für einen besonderen Film keine besonderen Mittel braucht, keine Effekte oder ausgefallene Szenerien, sondern dass auch eine ganz simple Idee reichen kann, solange die Umsetzung stimmt.
        Die simple Idee ist in diesem Episodenfilm schlicht, dass wir in fünf Episoden, die in fünf verschieden Städten der Welt spielen, fünf verschiedene Taxifahrer und ihre jeweiligen Gäste durch die Nächte der Metropolen begleiten.

        Die Taxifahrer hätte man dabei skurriler und markanter kaum skizzieren können; allesamt sind sie auf ihre individuelle Art und Weise weit ab der Norm; schräg, lustig, offenherzig und in besonderer Weise menschlich.
        Dem Film gelingt dabei ein erstaunlicher Spagat zwischen gerade zu brachialer Komik und tiefer Tragik. Hier ist alles vorhanden, was Menschen in späten Nächten so umtreibt und durch die Aufteilung in Episoden ist alles absolut authentisch unter einen Hut gebracht.
        Die Begegnungen scheinen zum Teil beinahe surreal, wenn wir beispielsweise an Helmut, oder "Helmet" denken, der als Ostdeutscher Taxifahrer in New York den jungen Schwarzen Yoyo aus Brooklyn trifft, und werden erst durch das rund um perfekte Schauspiel aller Akteure und jede Menge filmisches Feingefühl greifbar.
        Unglaublich, wie viele Feinheiten mir bei der ersten Sichtung vor ein paar Jahren entgangen sind; wie viele subtil eingearbeitete Witze und kleinste Emotionen sich hier verstecken.

        Die bewusste Entscheidung Jarmuschs, die insgesamt vier verschiedenen Sprachen im Film beizubehalten und allesamt unsynchronisiert zu lassen, entpuppt sich schnell als gleichermaßen simpel wie genial, denn sie verleiht alle diesen kleinen, zwischenmenschlichen Begegnungen der dritten Art eine Allgemeingültigkeit und lässt in einem das angenehme Gefühl aufkommen, potentiell selber gerade in einer der Taxen am anderen Ende der Welt sitzen zu können und einen solchen Moment mit einem bis dato völlig Unbekannten Menschen teilen zu können.

        Als "Drama" und als "Komödie" wird Night on Earth hier getitelt. Im Grunde ist der Film beides und nichts davon, für mich jedoch einfach nur eine kleine, aber feine Ode an das Zwischenmenschliche, wie man sie spannender und cleverer kaum hätte verpacken können.

        Da müssen die 9 Punkte von vor ein paar Jahren nun glatt der Zweistelligkeit weichen. 10/10

        11
        • 7 .5

          Filmisch sicherlich kein Juwel, aber allemal beste Unterhaltung mit viel Witz und Charme. Ein durchweg Spaß machender Cast, vor allem Christian Bale, der abermals zeigt, wie wandlungsfähig er ist und alleine schon durch seine äußere Erscheinung und die Kostümierung ein Brüller ist. Begleitet von einem für meinen Geschmack wirklich tollen Soundtrack, der das Feel Good Movie erst zu einem solchen macht. Für einen lockeren Abend definitiv eine Überlegung wert!

          7
          • 9

            "Dead Poets Society" stellt die Poesie der modernen Leistungsgesellschaft -in einer ihrer pervertiertesten Erscheinungen; einer Elite Schule für junge Männer reicher Familien- gegenüber. Robin Williams erleben wir hierbei als Englischlehrer eben jener jungen Männer, die in Gedanken schon in den Aufsichtsräten großer Firmen oder in prunkvollen Kanzleien sitzen, und wie er versucht, diesen die Schönheit nahe zu bringen, sie gar aus dem elitären Gedanken zu befreien, der ihre noch jungen Leben durchzieht.

            Der Film scheint dabei auf die ersten Meter nicht selten wie ein 08/15 Kitsch-Film, dessen Ablauf wir von Anfang an für recht vorhersehbar halten. Und auch, wenn der Kitsch -gerade gegen Ende- echter Dramatik weicht, wird er diesen Beigeschmack niemals ganz los. Muss er allerdings auch nicht, denn die Idee hinter dem Film ist eine romantische, im ehrlichsten Sinne des Wortes. Ein bisschen verträumt darf es da schon sein, und Robin Williams war hier eindeutig die perfekte Besetzung. Ebenso die Jüngeren Darsteller entwickeln gerade gegen Ende eine tolle Dynamik in ihrer Gruppe und machen ihre Sache wunderbar.

            Besonders in Anbetracht dieser doch sehr altbacken daherkommenden Eliteschule, die uns hier in Deutschland im Normalfall recht fern scheinen wird, könnte man an der Aktualität und Tragweite des Ganzen zweifeln, doch, wenn wir darüber nachdenken, ist die Thematik, die „Dead Poets Society“ anspricht, auch heute und auch bei uns allgegenwertig.
            Denken wir nur an die Universitäten, die sich nicht nur durch den Bologna-Prozess weiter von der eigentlichen Universitätsidee entfernen oder unsere Schulen, in denen schon in den jüngeren Klassen ein enormer Leistungsdruck entsteht, weil junge Menschen in einer Woche gleich 12 verschiedene Fächer vorgesetzt bekommen, teils 10 Stunden am Tag in die Schule müssen, um sich zuhause dann Hausaufgaben zu widmen und am Ende des Jahres tonnenweise gelernt, aber nur selten verstanden haben und wo an so etwas wie Begeisterung für bestimmte Inhalte kaum zu denken ist, selbst wenn man die Zeit dafür hätte.
            Ein reiner Irrsinn, nicht nur wenn es um die Poesie geht, an dessen Beispiel das Problem aus meiner Sicht aber sehr gut erkenntlich ist. Denke ich da an meine Schulzeit, in der die allermeisten schnell auf Abstand zur Lyrik gingen, wenn man uns Gedichte zum Teil in Jahrgangsstufen eintrichtern wollte, in der junge Menschen in aller Regel gar nicht in der Lage sind, in ihnen etwas Schönes zu finden oder sie überhaupt zu verstehen. Aber solange man zur nächsten Deutschstunde artig Versmaß, Metrum und andere Äußerlichkeiten benennen konnte, war von Lehrerseite aus alles prima. Wenn es dann später beispielsweise in der Oberstufe an den Faust ging, waren nicht wenige der Lyrik bereits derart abgeneigt, dass man sich kaum traute, seine Bewunderung für dieses spektakuläre Werk offen zuzugestehen.

            Ich kann mich gut erinnern, dass ich vor der Grundschule begeistert war, und zwar von beinahe allem. Ich wollte lernen, wollte hoch hinaus, wollte meine Eltern und mich selber beeindrucken.
            War so wissbegierig, wie es nur eben geht und bereit, die ganze Welt zu erobern.
            Nachdem ich in der Grundschule über vier Jahre eigentlich nur gelangweilt war, ging ich dann ans Gymnasium, von dem sich der kleine Junge im Grunde wieder dasselbe versprach. Nachdem man uns in der fünften und sechsten Klasse über zwei Jahre lang eigentlich nur verhätschelt hatte, ging es dann in der Siebten plötzlich los; Kulturschock vom Feinsten, für einen, der bis dahin nie wirklich gefordert und noch ein Kind war. Auf einen Schlag wuchs der Stundenplan auf die gefühlte doppelte Größe, der Welpenschutz war dahin und mit einem Mal erwartete man, dass ich 35-40 Stunden pro Woche zur Schule ging, danach fein meine Hausaufgaben absolvierte, um anschließend für Tests zu lernen, deren Hauptaufgabe offensichtlich darin lag, die Erfolge stupiden auswendig Lernens zu prüfen, um dann ein Ergebnis in Form einer aussageleeren Zahl zurückzugeben.
            Innerhalb weniger Jahre, vielleicht auch nur weniger Monate, war es dahin mit meiner Lust am Lernen. Ich stürzte schulisch weiter und weiter ab, besuchte schließlich fünf oder sechs verschiedene Schulen, bis ich das dämliche Abitur in den Händen hielt und kann heute kaum etwas Schönes finden, denke ich an meine Schulzeit zurück; mit Ausnahme der ersten Kontakte zur Damenwelt, als ich damals im Zuge einer Strafmaßnahme plötzlich neben diesem einen besonderen Mädchen saß oder alledem, was nach der Schule und an den Wochenenden so passierte. Ansonsten bleiben mir nicht wenige triste Momente der Einsamkeit, Hilflosigkeit, des Zorns und der Verzweiflung im Gedächtnis.
            Und auch wenn ich daran selber sicherlich meine Anteile hatte, würde ich bis heute sagen, dass es allem anderen voran, vor allem ein veraltetes, gar totes Bildungssystem war, das dem damals ehrlich wissbegierigen Jungen die Lust am Lernen nahm, die Lust, sich selber außerhalb irgendwelcher Bewertungen weiter zu entwickeln, um nach den Sternen zu greifen.

            Gegen all das richtet sich dieser Film und er zeigt recht kritisch auf, wie ein elitäres, viel zu strukturelles und unzeitgemäßes Bildungswesen dem eigentlich so wundervollen Gedanken der Bildung im Wege steht. Wie sich junge Freidenker kaum mehr entfalten können, wo sie bereits in jungen Jahren in die Form gepresst werden, die Politik und Wirtschaft für sie am sinnvollsten erachten.

            Alledem entgegen stellt sich Williams als "John Keating", dessen Ideale zunächst träumerisch und naiv scheinen mögen, nüchtern betrachtet aber genau das gegenläufige Extrem darstellen, das unser Bildungssystem so dringend nötig hätte. Stets voller Überzeugung für seine Sache und stets mit einem großen, ehrlichen und vor allem menschlichen Lächeln im Gesicht.

            O Captain! My Captain!, mein aufrichtigstes Danke hierfür!

            10
            • ?

              Ich brech weg! Da gebe ich gerade "Trouble with h" in das Suchfenster ein, weil ich diverse Hitchcock Filme in meine DVD Sammlung Liste eintragen will, da schießt mir dieses Ungetüm von einem Titel entgegen!
              Wo bitte kann ich mir dieses vielversprechende Werk ordern?

              4
              • 10

                Ein alter Zug rollt unter großen Rauchschwaden in einen Bahnhof ein. Menschen lehnen sich in Scharen aus den Fenstern oder stehen am Bahnsteig und begrüßen einander schon aus der Ferne mit einer solchen Euphorie und Freude, wie wir sie heute wohl an keinem Bahnhof der Welt mehr fänden und selber wohl nur selten selbst verspüren. Heute tauschen wir auf der Fahrt bereits dutzende Whatsapp Nachrichten aus und auch die Distanzen sind kaum länger schwer zu überwinden.
                Eine Zugfahrt ist kaum mehr als nerviger Alltag in einer schnelllebigen Welt, in der wir uns kaum sorgen müssen, unsere Liebsten wieder zu sehen.

                Das in Schnee getauchte Moskau wirkt ganz ohne Autos, ganz in weiß, so märchenhaft schön, dass es kaum real scheinen mag und die Übergänge zwischen dem weiten, menschenleeren Hinterland Russlands und der Stadt verschwimmen auf gar magische Art und Weise.
                Wenn wir Leans Werk betrachten, wirkt es beinahe so, als hätten die Großstädte und die Natur zur Zeit des Geschehens noch in perfekter Harmonie koexistiert, während die letzten Winter in den mir bekannten Metropolen mehr grau als weiß, mehr trist als schön im Gedächtnis bleiben und die Idylle des ersten Schnees unter den Reifen der zigtausenden oder gar Millionen von Autos meist kaum länger als über die allerersten Morgenstunden anhält.

                Ein ungreifbarer Kontrast, wenn nach dem Tode eines Kleinkindes in dem mit flüchtenden Menschen vollgestopften Wagon eines anderen Zuges, dessen Innenleben unweigerlich an die Bilder der Deportation der Juden erinnert, eine Frontalaufnahme der Dampflok gezeigt wird, wie sie sich am Boden durch das tiefe Weiß wühlt, während der oben aufsteigende Qualm in ein unfassbares Orange des perfekt eingefangenen Sonnenuntergangs emporsteigt. Der Himmel über der malerischen Landschaft so vollkommen, dass es schwer zu glauben fällt, dass es den Menschen darunter so elendig gehen mag.

                Revolution, Krieg, Flucht und Elend, aber auch das Schöne; die Natur in ihrer tiefsten Reinheit, die Familie, die Liebe und die Hoffnung. Sie alle finden in diesem Film ihren Platz und ergeben eine Geschichte, die so ziemlich alles hat, um Abbild eines Lebens, einer Gesellschaft und eines Landes zu einer bestimmten Zeit zu werden.

                Mit Doktor Schiwago erzählt Lean nicht einfach nur die Geschichte eines Mannes, viel mehr noch gelingt es ihm, eine ganze geschichtliche/politische Epoche, die Emotionen eines Landes, seiner Bürger und seine Natur in die Geschichte dieses Mannes einzuarbeiten und in ein dreistündiges Epos zu verpacken, um es in wunderschöne Bilder zu hüllen, die absolut zeitlos bleiben.
                Neben Leans, in vielerlei Hinsicht ähnlichem, „Lawrence von Arabien“ und Kubricks „Barry Lyndon“ fiel mir spontan kaum ein anderer Film ein, der es schaffte, ein so vollkommenes Bild eines Lebens längst vergangener Tage zu zeichnen und seinen Zuschauer dabei über eine solch gewaltige Laufzeit stets bei Laune zu halten.

                Das packende Schauspiel der Hauptdarsteller, allen voran Omar Sharif, die intensive, leidenschaftliche Russische Marsch- und Klassik Musik, die Bilder, die Landschaften und die umwerfenden, detailreich gestalteten Szenerien… Hier stimmt so ziemlich alles und man ist schnell geneigt, von Perfektion zu sprechen.

                5
                • 8
                  über Pi

                  Erstaunlich kurzweilige, hektische und turbulente Verfilmung um das Streben eines sozial isolierten Mathematikers auf der Suche nach einem Muster in der Zahl Pi. Die Suche treibt ihn in eine tiefe Obsession, die dem überaus klugen Kopf schnell zum Verhängnis wird und ihn schließlich paranoid werden lässt. Schauspielerisch einfach großartig, was der Hauptdarsteller abliefert, in perfekter Harmonie mit der gewagten optischen Aufmachung des Streifens.
                  In der Bildsprache eine aufregende Mischung aus „La Haine“ und „Requiem for a Dream“, an den ich insbesondere in den diversen Szenen um die Drogen und Medikamente nicht selten denken musste.
                  Eine optische Perle für jeden, der derartige Skurrilitäten zu schätzen weiß.
                  Die mit unter eineinhalb Stunden wirklich knapp bemessene Laufzeit vergeht wie im Flug und der Film selber könnte im Nachhinein betrachtet auch ein intensiver Alptraum gewesen sein, aus dem man dann urplötzlich erwacht, wenn das triste Grau, welches den Film stimmungstechnisch perfekt trifft, dem Schwarz des Abspanns weicht.
                  Klare Empfehlung von mir! Für mich persönlich der erste Film von Darren Aronofsky, aber ich bin sofort angefixt und gespannt auf „The Fountain“!

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                  • Von Hitchcocks „Rear Window“ war ich gestern Abend gleichermaßen enttäuscht wie begeistert. Klingt komisch, ist aber so. Ich muss dazu sagen, dass ich ihn das erste Mal gesehen habe und außer der Tatsache, dass es um jemanden geht, der aus einem Fenster schaut und etwas beobachtet, beinahe gar nichts vom Film wusste. Häufig wird der Film –wenn es um Hitchcock geht- in einem Atemzug mit „Vertigo“ oder „Psycho“ genannt, vielleicht kam daher meine etwas fälschliche Erwartungshaltung. Ich war nämlich fest davon überzeugt, einen spannenden Film zu sehen zu bekommen, doch das blieb leider -mehr oder minder- aus. Denn Verglichen mit den beiden anderen genannten, kommt bei „Rear Window“ äußerst wenig Spannung auf und die Dramatik hält sich vornehm zurück. Phasenweise plätschert der Film viel eher vor sich hin, ohne sich dabei jemals groß zu strecken. Viel eher als durch eine besonders geistreiche oder spannende Geschichte, gewinnt der Film an seiner Machart, denn dieses Kammerspiel mit den beinahe voyeuristischen Blicken vom Balkon in die Leben der Nachbarn ist wohl tatsächlich einzigartig.
                    Dass Hitchcock es schafft, von einem einzigen Blickwinkel aus das komplette Leben der Menschen eines ganzen Häuserblocks einzufangen und dabei eine solche Dynamik zu erzielen, das begeistert! Die Atmosphäre im Innenhof kommt dabei so gut rüber, dass ich mich hier bei um die 0 Grad Außentemperatur plötzlich wie im Sommer fühle, wenn sich einer der Darsteller den Schweiß der heißen Sommernacht von der Stirn wischt. Auch technische Kleinigkeiten wissen zu begeistern, zum Beispiel denke ich da an die zunächst banal wirkende Ausleuchtung von Thorwalds Gesicht, als er Jefferies in seinem Apartment „besucht“.
                    Doch da der Film nun eigentlich ein Krimi oder Thriller ist, komme ich nicht umhin festzustellen, dass ich hier, gerade im Vergleich mit anderen Hitchcocks, doch ein wenig enttäuscht war. Die Geschichte selber ist doch recht vorhersehbar und auch die Wendungen, die mir bei den ersten Sichtungen von Psycho oder Vertigo noch den Atem stocken ließen, suchen wir hier vergebens. Eventuell ist der Film auch einfach schlechter gealtert, als besagte andere Filme, vielleicht ist Rear Window auch einfach nur soweit von meinen heutigen Sehgewohnheiten in Sachen Thriller entfernt, dass das Gesamtbild für mich einfach unstimmig erscheint.
                    Es bleiben zwei Eindrücke vom Film, die sich nicht so wirklich unter einen Hut bringen lassen. Zum einen dieser wirklich wunderbare Ausflug in die Großstadt vor 50 Jahren, dessen sommerlich frisches Ambiente gerade in den Szenen mit Stewart und Kelly beinahe schon zum Feel Good Movie einladen, auf der anderen Seite dieses doch recht altbacken daherkommende Krimi Konstrukt, das vom Balkon aus zwar schön anzusehen, jedoch nie wirklich spannend oder fordernd ist. Das alles verpackt in einer technisch zweifelsohne interessanten und mit Blick auf das gewählte Setting ebenso außergewöhnlichen Hülle, reicht zwar allemal für ein „sehenswert“, aber verglichen mit meinen bisherigen Lieblingsfilmen vom Meister of Suspense, bin ich hier doch recht weit von der 10ner Wertung entfernt.

                    Vielleicht schaue ich ihn irgendwann ein zweites Mal, vielleicht aber auch nicht. Alles andere als schlecht, aber der ganz große Wurf, den ich mir bei diesem Klassiker (vielleicht etwas zu sehr) erhofft habe, bleibt aus.

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                    • 5

                      Plätschert, ähnlich seinem Vorgänger, irgendwie am Rande der Banalität so vor sich hin. Die Story scheint mehr ein extra konstruierter Träger als alles andere zu sein. Ist aber gar nicht so schlimm. Man bekommt genau das, was man erwartet: Seichte Kost für zwischendurch. Genau so etwas hatte ich vorhin gesucht, als ich neben den Vorbereitungen zu einem Umzug irgendwas laufen haben wollte.
                      Ein paar ganz nette Gags, ein paar ziemlich flache und gerade in den Nebenrollen ein wirklich auffälliges Star Ensemble mit Jamie Foxx, Chritoph Waltz, Kevin Spacey und Jennifer Aniston, deren bekannte Namen man hier lediglich abseits der drei weniger bekannten Hauptdarsteller findet.

                      Nicht wirklich gut, aber, sofern man mit der richtigen Erwartung ran geht, eben auch nicht schlecht.

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                      • 8 .5

                        Anfänglich ein bisschen wirr, viele Charaktere, viele zunächst planlos wirkende Handlungsstränge, alle für sich interessant und stark inszeniert, aber eben in ihrer Konstellation irgendwie merkwürdig. Der Film braucht eine ganze Weile, bis er sich seinem Zuschauer offenbart, schlägt dann jedoch richtig zu. Authentisches und vor allem dramatisches Kino in starken Bildern, mit durch die Bank guten Darstellern und glaubhaften, extremen, menschlichen Emotionen.
                        Irgendwo zwischen Hass, Trauer und tiefer Depression liegt eine Schönheit, die Iñárritu gekonnt in eine durchaus außergewöhnliche Geschichte verpackt. Zufälle, größere Kräfte -wie auch immer ein jeder diese für sich definieren mag- und dann das hilflose Menschenwesen irgendwo dazwischen, gefangen in seiner naturgegebenen Limitiertheit, das sich versucht, einen Weg durch das Leben zu bahnen und dabei unvermeidlich an seine Grenzen stößt.

                        Ich werde von Film zu Film größerer Fan des Mannes, mit dem für mich kaum aussprechbaren Namen. Dieser Streifen ist in jedem Fall sehr sehenswert!

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                        • 8

                          Von Nightcrawler war ich zuletzt tatsächlich ziemlich angetan.
                          Das lag vor allem an einem wirklich starken Jake Gyllenhaal, dessen Verwandlung vom gesellschaftlichen Außenseiter und Arbeitslosen hin zum pervertierten Video-Journalisten mit krankhaft voyeuristischen und beinahe schon psychopathischen Zügen zentrales Thema des Filmes ist. Diese Verwandlung ist vom Schauspieler, auch wenn das Wort hoch her gegriffen scheint, wirklich perfekt umgesetzt und der Film räumt ihm mit knapp zwei Stunden Laufzeit genügend Raum ein, um diese brillante Darstellung extrem detail- und facettenreich zu gestalten.
                          Anhand dieses Charakters, namentlich "Lou Bloom", tauchen wir im Film immer tiefer in das ein, was in Amerika Lokalnachrichten zu sein scheinen und lernen die unmenschlichsten und rein Profit orientierten Seiten einer Journalistischen Welt kennen, die mehr noch als alles uns in Deutschland Bekannte, ihre eigenen Ideale verraten und sich selbst zur Schande gemacht hat. Wo Nachrichten einst der Information und Aufklärung dienten, geht es heute um "Stories", Einschaltquoten und möglichst dramatisches Bildmaterial von möglichst dramatischen Taten in gesellschaftlich möglichst problematischen Konstellationen. Die Würde des Menschen, Respekt gegenüber Hinterbliebenen oder jegliche Form von journalistischer Verantwortung und Ethik hat keinen Platz mehr, in einer Welt, in der Nachrichtenagenturen zu konkurrierenden Wirtschaftsunternehmen geworden sind. Eine plastische verlogene Branche, die sich selber nicht mehr im Spiegel ansehen mag und dafür in der schnelllebigen Metropole auch gar keine Zeit mehr fände, selbst wenn sie wollte.

                          Der Film nimmt dabei kein Blatt vor den Mund, übertreibt sicherlich hier und da ein klein wenig, gibt einem jedoch nie den Eindruck, reißerisch zu wirken oder gar ein falsches oder überzeichnetes Bild zu vermitteln.
                          Somit ist Nightcrawler nicht nur aufgrund seiner Aktualität eine mehr als interessante Art der Medienreflexion im Film, er hat auch sonst viel zu bieten und kann durchaus auch im Vergleich zu älteren, bekannteren Vertretern dieses Subgenres bestehen, die mit Blick auf den steten Wandel unserer Medien heute zum Teil kaum mehr zeitgemäß sind, auch wenn die Themen einer solchen Medienkritik sich in ihren Grundfragen wohl kaum geändert haben.

                          Ein interessanter Film, mit einer interessanten Hauptfigur in einem interessanten und doch abgebrannten, ja gerade zu verkommenen Milieu, welches den technischen Fortschritt der letzten Jahrzehnte noch immer nicht verkraftet hat oder mehr noch, sich selber mit den neu gegebenen Mitteln mehr und mehr in die Verderbtheit stürzt.

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                          • 10

                            Clever gemacht und bis an die Decke beladen mit urkomischen Sprüchen, gut eingearbeiteten Running Gags und Skurrilitäten, bei denen man sich immer wieder der schier endlosen Kreativität der Macher erfreut, wenn neue Lebensformen und andere Absurditäten auf absurdeste Art und Weise durch diverse Universen schwirren und um die Hauptfiguren herum in jeder Folge zu einer kurzweiligen, aber doch unglaublich detailreichen Geschichte verpflochten werden.

                            Man kann prima zwischendurch mal eine einzelne Folge schauen oder sich aber auch eine ganze Staffel am Stück zu Gemüte führen. Gute Laune ist vorprogrammiert und langweilig wird es auch nie, denn dem gesamten Science Fiction Element mangelnd es nie an neuen Ideen und es ist auf so vielfältige und erfrischende Art und Weise mit dem all dem Lustigen verbunden.

                            Spätestens nach der zweiten Staffel nun meine ganz klare Empfehlung, für diese zunächst unscheinbare Animationsserie. Dahinter verbirgt sich weitaus mehr, als es das bunte Cover offerieren mag.

                            6
                            • 10

                              Ein ziemlich eigenwilliger Film, der bei mir seine Zeit brauchte, dann aber richtig zuschlug. Was zunächst sehr minimalistisch und gerade zu monoton und emotionslos wirkt, entwickelt nach einer gewissen Zeit eine beeindruckende Dynamik und eine angenehm authentische Leichtigkeit, der man sich gerne hingibt und die einen schnell dazu bringt, sich melancholisch nach einer Zeit zu sehnen, die man in meinem Fall gar nicht selber miterlebt hat.
                              Es passiert im Grunde nie viel. Keine großen Emotionen, keine komplizierten Dialoge, bzw. überhaupt Dialoge, in denen es so richtig um irgendetwas gehen würde. Einfach nur drei Menschen, die durchs Land ziehen und Raum und Zeit dabei durch die Leichtigkeit des gezeigten menschlichen Miteinanders beinahe relativ wirken lassen.

                              Ein schöner Film, im wahrsten Sinne des Wortes "schön".

                              5
                              • 9

                                https://www.youtube.com/watch?v=PzgAIeRBBbk

                                „Inland Empire“ erscheint phasenweise wie ein Mosaik aus zigtausenden von Einzelbildern, zufällig aneinandergereiht. Jedes für sich schön anzuschauen, jedes einzelne ein kleines Kunstwerk und auch so arrangiert, dass es auf irgendeine, schwer zu greifende Art und Weise passend erscheint, aber ihre Reihenfolge könnte auch reine Willkür sein. So fühlt es sich zumindest an.
                                Ja, Lynch lässt seinen Zuschauer in diesem Film nicht selten im Ungewissen, wirft ihn hinein in eine dieser von ihm geschaffenen, verschobenen Welten, die vielleicht von all jenen am offensichtlichsten seine Handschrift trägt. Er spielt geradezu mit dem Betrachter, sodass immer, wenn man am meisten mit jeglicher Art von Auflösung rechnet, ein neues, überdimensionales Fragezeichen in Form einer Figur, eines Symbols oder irgendeiner absurden Abstraktion in den Raum geschleudert wird.

                                Zeit und Raum sind dabei alles andere als feste Größen und auch die Grenzen zwischen der Realität des Filmes im Film und der Realität des eigentlichen Filmes scheinen nicht nur fließend, sondern sind selbst bei höchster Konzentration nur schwerlich auszumachen. Wer jemals meinte, eine Inhaltsangabe sei eine leichte Aufgabe, der darf sich hier gerne versuchen.
                                Wer sich bis hierhin schon denkt, was das denn soll und wer vielleicht Filme wie Mullholland Drive oder Lost Highway schon als zu abgedreht und unlinear empfand, der kann sich diesen Streifen definitiv sparen.
                                Mehr noch als die anderen genannten Filme lebt dieses Werk von seinen Eindrücken, von seinen surrealen Elementen und der Untrennbarkeit von Fiktion und Realität. Ein bisschen als würde man sich über ein paar Stunden im (Alp-) Traum von jemand anderem befinden.
                                Als eine Art stummer Beobachter, der durch das wilde Vermischen der Realitäten und die psychedelischen Elemente von seinem Sofa hineingezogen wird und sich nach kurzer Zeit schon ähnlich hilflos fühlt, wie der, beziehungsweise die Träumende. Doch ähnlich einem echten Traum, bleibt auch die Faszination eines solchen nicht aus. Im Gegenteil: der Blick auf dieses verschwommene Etwas ist gleichermaßen schaurig, wie auch schön und intensiv.

                                Würde man sich nun über die fehlende Struktur, die zu verschwommene Aussage des Ganzen oder generell den Grad der Undurchsichtigkeit des Gezeigten beschweren, so wäre das sicherlich eine nicht unberechtigte Kritik.
                                Ich denke, auf der anderen Seite könnte man ein Werk wie „Inland Empire“ aber auch guten Gewissens als beinahe schon logische Fortsetzung im Werk eines David Lynch betrachten. Denn alles, für das ihn nicht wenige lieben, wurde in diesem Film schlichtweg auf die Spitze getrieben. Jedenfalls habe ich das so erlebt.

                                Für jeden, der sich nicht verrückt macht, weil ihm eine Interpretation auch nach dem dritten Viertel des Filmes noch immer nicht in Ansätzen gelingt, bleibt eine wundervolle, langanhaltende und beklemmend echte Traumwelt, die, so behaupte ich einfach mal, unter Umständen gar nicht verstanden werden will/kann. Wenigstens nicht zur Gänze.

                                9/10 Punkten von mir. Ein zweites Mal werde ich ihn mit Sicherheit auch sehen, aber bis dahin werde ich noch einiges an Zeit vergehen lassen!

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                                • 9

                                  Wenn ich einen Film das erste Mal sehe, der mir im Vorfeld als "Skandalfilm" angepriesen wurde, bin ich Nachhinein nur allzu häufig enttäuscht. Viele dieser Filme wirken, als seien sie einfach nur stumpf darauf getrimmt, möglichst extrem zu sein und verlaufen sich dann am Rande unendlich expliziter Gewaltdarstellungen in mittelmäßigen Schauspielleistungen und versinken schlussendlich für jeden, der nicht nur vorm Fernseher sitzt, um seine dunkelsten Triebe anzusprechen, in sinnlosester Belanglosigkeit.
                                  Nicht so "Funny Games", der Film mit dem mit Blick aufs Gezeigte vielleicht zynischsten Titel, den man sich nur denken könnte. Lange habe ich keinen Film gesehen, der die pervertiertesten Abgründe menschlichen Handels auf so makabere und doch glaubhafte Art und Weise auf die Mattscheibe bringt. Er benötigt dafür keine Gewaltexzesse oder Ähnliches, sondern bedient sich simpelster Mittel und vor allem dem genialen Schauspiel der vier Hauptakteure, die sowohl in den Opfer- als auch in den Täterrollen für die vermutlich beklemmendste Darstellung sadistischer Dominanz und Gewalt sorgen, die das Medium Film bisher zu sehen bekommen hat. Phasenweise könnte man das Ganze dabei beinahe schon als Kammerspiel bezeichnen, das Schauspiel steht immer im Vordergrund und liefert neben der subtilen, simplen und vor allem plastischen Art der technischen Umsetzung ihren Beitrag zur kaum zu ertragenden Kälte, die von dem Film über die gesamte Spieldauer aus ausgeht.
                                  Die Sinnlosigkeit der gezeigten Grausamkeiten wird dabei immer wieder überdeutlich beleuchtet und spätestens durch Arno Frischs Spiel mit der vierten Wand, welches dem Film etwas beinahe Surreales mitgibt, wird der Zuschauer überdeutlich zur Reflexion des Gezeigten angeregt.
                                  Diese ist auch nötig, denn "Funny Games" ist vieles, aber definitiv kein Film, der zur Unterhaltung gedacht ist. Und wer ihn als solche versteht, der sollte sich wohl schleunigst Hilfe suchen.
                                  Abseits davon lässt der Film viel Spielraum für Interpretationen und auch die Kritik ging von "schlimmer als Clockwork Orange", über "reine Provokation" bis hin zu "geniale Medienreflexion".
                                  Im Grunde ist nichts davon falsch, denn "Funny Games" ist sowohl bis an die Ohren provokativ, bis ins Unendliche hart, aber auch der kritische Aspekt der Handlung lässt sich nicht leugnen. Haneke spielt förmlich mit dem Zuschauer und beleuchtet dessen Rolle in der Welt der extremen Gewaltdarstellungen im Film, zwingt ihn förmlich, seine unterstellte Rolle als voyeuristischer Teilhaber des Ganzen zu überdenken und zu hinterfragen.
                                  Das schafft der Film in einem solchen Maße, dass jedem, der sich nicht direkt angeekelt weg dreht, sondern sich versucht auf das Extreme einzulassen, durchaus schlecht werden kann.

                                  Ein nihilistisches Arschloch von einem Film. Aber doch mindestens genauso faszinierend, wenn auch auf eine Art und Weise, die alles andere als schön ist.

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                                  • Von diesem Film habe ich noch nie gehört. Da ich allerdings gerade Manns "Mephisto - Roman einer Karriere" gelesen habe und die Figur Gründgens sowohl als Menschen interessant - wenn eben auch im zweifelhaften Sinne - und zudem als Schauspieler überragend finde, ist er auf jeden Fall mal vorgemerkt!
                                    Ich wundere mich schon immer, dass auch die eigentlich bekannte Verfilmung von Gründgens Faust Inszenierung (http://www.moviepilot.de/movies/faust-2) hier so unbeachtet bleibt. Innerhalb von einem Jahr war ich nun der Einzige, der dazu einen Kommentar geschrieben hat, obwohl das Werk abseits der Gründgens Geschichte definitiv genial ist, jedenfalls in meinen Augen!

                                    Vielen Dank für den Tipp, da bin ich auf jeden Fall gespannt!

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                                    • 9

                                      Bis vor kurzem konnte ich mit Jim Jarmusch nicht allzu viel anfangen. Um das zu ändern, habe ich kürzlich kurzer Hand die Jim Jarmusch Arthaus Close Ups Volume eins und zwei bestellt. Von insgesamt sechs Filmen kannte ich mit "Night on Earth" bis dato nur einen einzigen und war tierisch gespannt auf die anderen. Angefangen habe ich vor etwa einer Woche mit "Dead Man", zu dem mir aber, auch wenn er mich subjektiv extrem begeistert hat, bis heute kein Kommentar einfiele..

                                      Gestern Abend wanderte dann "Ghost Dog" in den Player und, was soll ich sagen?
                                      Es war großartig! Zwei Stunden verbringen wir in der Welt des "Ghost Dog", einem Profikiller, der um sich selber in dem dreckigen Randbezirk der urbanen Metropole der Neuzeit eine Art modernen Samurai kreiert. Gespielt von einem wirklich starken Forest Whitaker entwickelt sich hier eine ebenso faszinierende wie zunächst unrealistisch wirkende Figur. Jedenfalls wird manch einer sich schon erstmal wundern, wenn ein Schwarzer in einer Gegend wie aus Eminems "8 Mile" beschließt, sein Dasein als professioneller Mörder nach dem Samurai Kodex zu verbringen.
                                      Umso erstaunlicher, dass es Jarmusch tatsächlich gelingt, einen Film zu drehen, dem es gerade zum Ende hin kein bisschen an Glaubwürdigkeit mangelt und der beängstigend authentisch ist.
                                      Begleitet vom nahezu immer präsenten, simplen wie großartigen und vor allem passgenauen Soundtrack vom US-Amerikanischen Rapper RZA entwickelt sich ein spannendes, ungewöhnliches und vor allem interessantes Portrait über den etwas anderen Serienkiller. Philophische Ansätze und die Coolness eines Tarantinos reichen sich dabei die Hand und erreichen eine wirklich außergewöhnliche Mischung, die den Film für den ein oder anderen sicher einfach nur skurril wirken lässt, für andere aber zu einem wunderschönen Stück Independent Kino wird!

                                      Toller Film, der sich traut andersartig zu sein.
                                      9/10

                                      6
                                      • 7 .5

                                        "Tucker & Dale vs Evil" ist eine überaus kurzweilige, gerade mal mal 90 minütige Horror Parodie, in der die beiden namensgebenden Freunde durch ein absurdes Missverständnis in den Augen einiger Teenager zu Serienkillern werden.
                                        Trashig, spaßig, gut! Die beiden Hauptdarsteller harmonieren klasse und sorgen über die gesamte Spielzeit für gute Laune. Die Idee ist ebenso einfach wie großartig und es macht Spaß, sich dieses völlig übertriebene und bis ins Letzte ausartende Szenario anzusehen.

                                        Klare Empfehlung! Hier gibt es reichlich zu lachen!

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                                        • 10

                                          The Straight Story, 1999 – David Lynch
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                                          „The Straight Story“ trägt den deutschen Titel „Eine wahre Geschichte“. Wer jedoch im Englischunterricht aufgepasst hat, dem wird schnell auffallen, dass „straight“ viel mehr mit „gerade“, „unmittelbar“ oder wohl am passendsten „direkt“ zu übersetzen ist, als mit „wahr“.
                                          „Direkt“ passt auch viel besser, denn dieses hübsche kleine Wort trifft nicht nur den Geist dieses Filmes, sondern beschreibt zeitgleich auch noch, was ihn wohl am meisten von allen anderen David Lynch Filmen abhebt. Denn ja, dieser Film ist - gerade wenn wir uns vor Augen halten, dass er zeitlich gesehen genau zwischen „Lost Highway“ und „Mullholland Drive“ entstand – überraschend direkt und simpel. Es gibt keinen komplexen Handlungsaufbau oder so etwas wie eine Traumebene. Wir befinden uns ganz simpel im Hier und Jetzt und erleben eine linear ablaufende Geschichte, die sich sehr bald als Road Movie entpuppen soll.

                                          Die Hauptfigur in dieser Geschichte ist Alvin Straight, ein vom Leben gezeichneter Mann im fortgeschrittenen Alter, der alleine mit einer seiner Töchter in einem kleinen Kaff irgendwo in Iowa wohnt. Recht schnell wird klar, dass dieser seine besten Tage wohl hinter sich hat. Er ist alt, gebrechlich und ohne die Hilfe zweier Stöcke kaum mehr in der Lage, ein paar Schritte geradeaus zu laufen, während seine Seefähigkeit ihm schon soweit entschwunden ist, dass an Autofahren auch nicht mehr zu denken ist.
                                          Das angekündigte Road Movie beginnt, als Alvin vom Schlaganfall seines Bruders erfährt und beschließt, diesen zu besuchen. Wo wir anfangs noch den Stolz und die Sturheit eines alten Mannes vermuten, offenbaren sich später ganz andere Motive, jedenfalls tritt Alvin diese Reise auf einem Rasenmäher-Traktor an, statt sich von seiner Tochter fahren zu lassen.
                                          Mit diesem Gefährt, hinter das er einen Anhänger mit Bett und allem was er sonst noch so brauchen wird gespannt hat, will er nicht etwa ein paar Kilometer zurücklegen, sondern über 250 Meilen nach Wisconsin reisen.
                                          Dafür erntet er zunächst kaum etwas Anderes als blankes Unverständnis und Spott, doch desto weiter er sich von zuhause entfernt, desto mehr ändert sich das.
                                          Alvins Reise wird uns – passend zur Geschwindigkeit seines Transportmittels – im Folgenden überaus langsam, ruhig und zurückhaltend erzählt. Lynch zeigt immer wieder langanhaltende Naturaufnahmen, von Sonnenaufgängen über Kornfeldern bis hin zu den funkelnden Sternen am Nachthimmel. Darunter ein alter Mann, der von Abend zu Abend mehr und mehr Bestätigung in seinem Vorhaben zu finden scheint, welches wir bald als seine letzte Reise vermuten können.

                                          Bis zu seinem Ziel trifft er allerhand Leute, die häufig genauso fasziniert vom alten Alvin sind, wie ich es als Zuschauer mit steigender Laufzeit mehr und mehr bin. Sie helfen ihm oder lauschen abends am Feuer einfach nur gespannt seiner Geschichte, denn Alvin hat auch vor seiner kleinen Traktor-Odyssee schon einiges zu erzählen gehabt, hat er doch den zweiten Weltkrieg an der Front miterlebt und mehr Kinder in die Welt gesetzt, als ich an zwei Händen abzählen kann.
                                          So fährt er über Wochen lang durchs Land, ohne dass die Geschichte jemals groß an Fahrt aufnehmen würde. Selbst das Ende seiner Reise, über das ich ansonsten nichts vorwegnehmen will, schließt sich dem sonstigen Stil des Filmes an und bleibt völlig ruhig.

                                          Nein, „The Straight Story“ ist auf jeden Fall nichts für jemanden, der auf der Suche nach einem kurzweiligen Film für einen bunten Abend ist.
                                          Hier muss man Geduld mitbringen und sich öffnen für die Wertschätzung, die ein alter Mann diesem Leben entgegenbringt. Daraus resultiert nämlich eine Schönheit, die in nicht wenigen Szenen des Filmes so rührend ist, dass man es kaum aushalten mag.

                                          Richard Farnsworth spielt dabei eine wirklich bemerkenswerte Rolle. Sein Blick, häufig am Rande der Tränen, wird immer wieder in Nahaufnahmen gezeigt und doch lassen sich darin über die gesamte Laufzeit immer und immer wieder neue Emotionen finden. Dem Schauspieler gelingt es hier außerordentlich gut, das was diese Reise mit ihm macht über seinen Gesichtsausdruck mit uns zu teilen.
                                          Ein alter Herr grinst am Lagerfeuer den mit Sternen besetzten Nachthimmel an und plötzlich ertappe ich mich selber mit einem breiten Grinsen auf dem Sofa sitzend.

                                          Schönheit ist manchmal dann am schönsten, wenn sie nicht allzu offensichtlich daherkommt, sondern erst als solche wahrgenommen werden muss.
                                          Ich würde sagen David Lynch hat das in „The Straight Story“ perfekt hinbekommen.

                                          10
                                          • 10
                                            U-Bahnmensch 05.06.2016, 19:40 Geändert 05.06.2016, 19:50

                                            Catch Me If You Can, 2002 – Steven Spielberg
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                                            Gestern war ein echter scheiß Tag für mich. Ich habe Freitag eindeutig zu tief ins Glas geschaut und dafür den gesamten Samstag im Bett und auf der Couch verbringen dürfen. An einem solchen Tag bin ich abends - wenn es dann langsam wieder bergauf geht - immer auf der Suche nach einem Film zum Wohlfühlen. Einem Film, den ich schon mehrfach gesehen habe, beinahe schon auswendig kenne und der mich mit nichts mehr überraschen kann. Eben ein vertrauter Film. Ein solcher ist Spielbergs "Catch Me If You Can" für mich inzwischen geworden und nach der gestrigen, vermutlich zehnten oder elften Sichtung kommt er nun auch auf die Liste meiner Lieblingsfilme.

                                            Erstaunlicherweise geht es mir mit diesem Film so, dass ich ihn von Mal zu Mal ein klein wenig besser finde. Nach der ersten Sichtung blieb mir der Film hauptsächlich als lockere Komödie im Kopf, was kaum verwunderlich ist, denn der komödiantische Aspekt ist natürlich gegeben.
                                            Aber je mehr ich mich darauf einlasse, finde ich in dem Film auch eine bewegende Geschichte über den Aufstieg und Fall des Amerikanischen Traumes, sowie ein Familiendrama, welches immer ein wenig unter der Oberfläche bleibt, aber gerade durch seine Subtilität erst richtig intensiv wird.

                                            In "Catch Me If You Can" beweist Spielberg Unmengen an Feingefühl. Die gesamte Vater-Sohn Beziehung zwischen DeCaprio und Christopher Walken ist, so unscheinbar sie auf den ersten Blick wirken mag, in meinen Augen eines der verblüffendsten Duette der Filmgeschichte. Da wird es nie laut, hektisch oder offensichtlich emotional. Keine Untermalung mit dramatischer Musik oder sonst einem Effekt. Einfach zwei Menschen, die zum Beispiel an einem Tisch sitzen und sich unterhalten. Und doch offenbaren sich in einem jedem Blick der beiden ganze Gefühlswelten. Vom stolzen, aber doch gebrochenen und gescheiterten Vater schwenkt die Kamera zum Sohn, dem jungen Träumer, der die ganze Welt noch vor sich hat, aber kaum einen größeren Traum hat, als seinen Vater stolz zu machen. Die Reaktion von Christopher Walken, als sein kaum 20 Jahre alter Sohn ihm im teuren Luxus Restaurant einen nagelneuen Cadillac schenken will, gehört für mich definitiv zu den Top 10 der größten Schauspiel Momente, die ich je erlebt habe.
                                            Dabei passiert gar nicht so viel auf der Mattscheibe: Ein junger Mann schenkt seinem Vater ein Auto. Dieser ist sichtlich von den Socken, lehnt dann aber ab, spricht ein paar Worte und doch entsteht eine emotional kaum beschreibbare Atmosphäre und ein perfekt skizziertes Bild der Beziehung zwischen zweier Menschen.
                                            „Mein Sohn hat mir heute einen Cadillac geschenkt, darauf finde ich sollte man anstoßen“, sagt Walken am Rande eines Gefühlsausbruches, in den Augen ein paar Tränen und mit zittriger Hand. In diesem aber auch in zig anderen Momenten schafft es Spielberg mit seinen Darstellern, den kleinen Augenblick zu ehren und sich subtil und feinfühlig auf die Charaktere zu fokussieren. Gepaart mit all dem Witz und all der Lockerheit des Filmes, entsteht eine wunderbare Mischung aus echtem Drama und frischer Komödie.

                                            „Catch Me If You Can“ zeigt die gesamte Geschichte, vom Träumen, über den Aufstieg, bis hin zum Fall und schafft es, den Lebensweg des jungen Franck Abagnale Jr. gleichermaßen charmant wie lebensnahe und intensiv zu portraitieren. Getragen vom wirklich genialen Schauspiel dreier ganz großer entsteht hier ein Film, der in meinen Augen weit über das „sehenswert“ hinausragt, das ihm die meisten hier zusprechen.

                                            Warum Walken den Oscar für den besten Nebendarsteller letzten Endes nicht bekam, bleibt für mich ein Rätsel. Egal wie häufig ich mir den Film anschaue, alleine seine sensationelle Darbietung als Vater macht ihn immer wieder sehenswert. Generell verstehe ich kaum, warum dieser Schauspielgott so häufig „nur“ Nebenrollen bekommt. Für mich einer der größten, die Hollywood zu bieten hat.
                                            Aber auch DiCaprio und Hanks spielen stark auf und verleihen dem Film zum Ende hin abermals eine Tiefe, die das lockerleichte Intro zu Beginn niemals vermuten ließe.

                                            Spielberg hat einige wirklich große Filme gedreht. Und auch wenn ich Jurassic Park liebe, würde ich diesen hier wohl als meinen Lieblingsfilm unter all seinen Werken nennen.

                                            10/10

                                            11
                                            • 7 .5

                                              Hier sehen wir was passiert wäre, wenn Guy Ritchie zwischen "Bube Dame König GrAs" und "Snatch" mal ein Jahr im Ruhrpott verbracht hätte.
                                              Nette kleine, locker leicht erzählte Geschichte mit frischem Humor und Spaß machenden Darstellern. In meinen Augen nicht so genial, wie er hier von manchen beschrieben wird, aber in jedem Fall gekonnt kultig und bestens unterhaltend.

                                              9
                                              • 10

                                                Blue Velvet, 1986 – David Lynch
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                                                https://www.youtube.com/watch?v=gHFk0Asaxuo

                                                Ein verrauchter Jazzclub, wie ich ihn in dieser Form leider nur aus alten Filmen kenne. Auf der Bühne eine junge Frau in elegantem Kleid am Mikrofon, begleitet von ein paar Instrumenten. Am Ende des Raumes ein junger Mann, gedankenverloren, ein wenig verzaubert.

                                                Zuhause tönen von hinten aus den Rear-Speakern die sanften Klänge eines kristallklaren Pianos, von vorne beginnt die junge Dame die ersten, verheißungsvollen und gleichermaßen mysteriösen Töne von „Blue Velvet“ in den verdunkelten Raum hinein zu flüstern, der sich mit einem Mal in den Jazzclub aus dem Film verwandelt zu haben scheint. Noch ein großer Schluck und dann ist es geschehen: Ich habe meine Welt verlassen und bin plötzlich inmitten einer anderen, in der des David Lynch.
                                                Aber mehr noch als nur in dessen Welt, scheine ich mich mitten in dessen Traum zu befinden. Ein Traum, von dem ich in keinster Weise zu sagen vermag, ob er ein Albtraum ist, oder doch eher der hoffnungsvolleren Sorte angehört. Fakt ist nur, ich bin darin gefangen. Für die nächsten zwei Stunden irre ich darin umher, hangle mich durch dieses seltsam verkorkste Gedankenlabyrinth und fühle mich dabei angenehm wohlig, wenn auch stets ein wenig beklemmt.
                                                Eine kaum greifbare Ausflucht aus allem Vertrauten, hinein in eine andere Realität, in der das Gute und das Schlechte sich in einem fließenden Übergang zu befinden scheinen. Eine Parallelwelt, die alle meine Sinne stimuliert, wie es keine Droge der Welt tun könnte.

                                                Was David Lynch angeht, so hat man als Zuschauer eigentlich nur zwei Möglichkeiten:
                                                Entweder man ist einfach nicht der Typ für dessen surreale Geschichten und die noch skurrilere Art und Weise, in der er sie erzählt, oder man ist offen für all das und wird schon nach kurzem in einen regelrechten Sog gezogen, der auf allen Ebenen einzigartig ist und einen nicht mehr loslässt. Viel dazwischen habe ich bisher nicht gehört.

                                                Ein geniales etwas von einem Film. Lynch ist ein Gott.
                                                Mir fehlen - wie nach bisher jedem Lynch Werk - absolut die Worte.
                                                10/10.

                                                7
                                                • 8 .5

                                                  Henry: Portrait of a Serial Killer, 1986 - John McNaughton
                                                  ..................................................................................................

                                                  "Henry: Portrait of a Serial Killer" erinnerte mich beinahe über die gesamte Laufzeit extrem an einen bestimmten anderen Film, nämlich die belgische Produktion "Mann beißt Hund". In beiden Werken begleiten wir einen Mörder bei seinen Verbrechen und in seinem Alltag, erlangen einen Einblick in seine Welt und sein Gefühlsleben. Die Kälte, mit der das Innenleben der beiden Killer porträtiert wird, gleicht sich dabei extrem. Die Morde in beiden Streifen werden dem Zuschauer mit einer solchen Distanzlosigkeit und derart selbstverständlich und unverblümt nahe gebracht, dass beide Filme bei den meisten Betrachtern wohl durchaus in der Lage sind, ein ganz schön intensives Unbehagen auszulösen.
                                                  Neben der anteilnahmslosen und kalten Art der Inszenierung selber, wird dieses Gefühl hier vor allem durch Hauptdarsteller Michael Rooker getragen, der für die Rolle des soziopathischen Serienkillers geboren zu sein scheint und sie mit gewaltiger Intensität vor die Kamera bringt. Alleine diese stark gespielte Rolle und die definitiv gut getroffene, beklemmende Atmosphäre des Ganzen machen "Henry: Portrait of a Serial Killer" für meine Begriffe in jedem Fall sehenswert!

                                                  Doch darüber hinaus wird es eng. Wo sich "Mann beißt Hund", der "Henry.." bis hierhin wie gesagt in vielem nahe steht, doch relativ schnell als Mediensatire offenbart, suchte ich in diesem Film hier vergebens nach einer Moral, einem tieferen Sinn oder sonst einer Botschaft.
                                                  "Henry: Portrait of a Serial Killer" ist eben wirklich nur ein "Portrait", und zwar das eines Menschen, dessen pervertierte Gedankengänge für die allermeisten wohl nie nachvollziehbar sein werden. Ein hässliches Portrait, an dem nichts geschönt wurde, sondern einfach nur ein Blick auf eine beinahe seelenlos erscheinende Bestie von einem Menschen.
                                                  Dieses Portrait ist aus meiner Sicht enorm gelungen und definitiv sehenswert, allerdings ganz eindeutig nichts für schwache Nerven.

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                                                  • Ich brauche Euren Rat!
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                                                    Ich habe gerade die erste Staffel durch und bin hin und her gerissen. Einige Folgen und Handlungsstränge fand ich großartig, andere waren mir viel zu vorhersehbar und bedienten mir viel zu sehr beinahe alle Klischees des Horror Genre, ohne dabei irgendeiner 0815 Produktion das geringste voraus zu haben.

                                                    Wird es besser? Behält die Serie ihren Stil genau so bei oder tut sich was?

                                                    Würde mich über kurzes Feedback von jemandem freuen, der schon ein bisschen mehr gesehen hat :)

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