Der swingende Batman der Sechziger

03.09.2012 - 08:50 Uhr
Batman
moviepilot / ABC
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Dieser moviepilot-User ist vom swingenden Batman der Sechziger heute noch begeistert und singt ein Loblied auf den Superhelden. Lest selbst!

Wo Licht ist, ist kein Schatten – Der swingende Batman der Sechziger
Ich gestehe es lieber gleich, hier und jetzt, bevor am Ende noch jemand auf die Idee kommt, ich würde diese Tatsache verschweigen wollen, obwohl sie doch in jedem Wort dieses Textes mitschwingt: ich kann mit Superhelden nichts anfangen. Konnte ich noch nie. Mit beklemmendem Unverständnis sah ich dabei zu, wie mein Bruder, untermalt von labialen Eruptionen, das Batmobil auf dem Kinderzimmerteppich hin- und herwalzte, immer mit diesem fanatischen Funkeln in den Augen. Natürlich hatte er auch die passende Figur inklusive des abschießbaren Enterhakens, den er zu meinem Leidwesen des Öfteren zweckentfremdete. Die einzige Actionfigur, die ich jemals besaß, war Dr. Alan Grant. Richtig, der langweilige Paläontologe aus Jurassic Park, der eigentlich gar nichts konnte, außer im Sand zu buddeln und streng genommen ist das nicht gerade eine Fähigkeit, die einer Actionfigur würdig wäre, geschweige denn eines Superhelden. Mein kindliches Universum unterstand nicht Marvel und DC, sondern Disney, womit Phantomias der einzige Held war, dessen Existenz ich für möglich hielt. Immerhin war er Batman gar nicht so unähnlich.

Einige Jahre später und einige Erfahrungen reicher hat sich eigentlich nicht viel verändert. Ok, die Geräuschbildung während des Autofahrens unterlässt mein Bruder mittlerweile, aber seine Augen glitzern immer noch auf beunruhigende Art und Weise, wenn er von den neuesten Superheldenfilmen schwärmt. Thor, Hulk, Spiderman, Superman, Iron Man, der Silversurfer und die X-Men, dann seltsame Zusammenkünfte dieser Helden, Teil 2, Teil 3 und Reboot, usw. usf., etc. pp., ihr wisst, was ich meine. Ach, und Batman. Der Favorit. Die Serie, die immer mittags auf irgendeinem Privatsender lief, gehörte damals zum gemeinsamen Pflichtprogramm, denn auch ich konnte mich dem Sog der flimmernden Bilder nicht entziehen. Batman und Robin in bunten Kostümen, mit albernen Masken und lustigen Einblendungen während der obligatorischen Prügelszenen. Als hätten Bud Spencer und Terence Hill rein zufällig den enigmatischen „Rätselknacker“ getroffen.

Im Zuge der allgemeinen Bat-Hysterie, die durch Christopher Nolans Filme ausgelöst wurde, erinnerte ich mich an diese unterhaltsamen Stunden und beschloss, mir die Serie erneut anzuschauen. Der Gefahr, damit schöne Erinnerungen zu zerstören, war ich mir vollkommen bewusst. Ich sah ihr ins Auge. Aber es kam völlig anders als befürchtet: ich fühlte mich blendend unterhalten, allerdings auf eine andere Art als damals. Vor dem Horizont der aktuellen Batman-Filme ist diese Serie nämlich eine ziemlich launige Abwechslung. Dort der „dunkle Ritter“ mit seiner schweren Kindheit und moralisch fragwürdigen Entscheidungen, hier ein in Strumpfhosen gekleideter Saubermann, der seinem Mündel Dick Grayson alias Robin Vorträge über das Anschnallen im Batmobil hält und sich auch weitere Predigten kaum verkneifen kann, wenn sein Weggefährte vom Pfad der Tugend abzuweichen droht. Robin quittiert die Lektionen stets mit Worten der demütigen Einsicht. Nur dass solche Mahnungen aus dem Munde eines Mannes, der eine Maske mit aufgemalten Augenbrauen und offensichtlich angenähten Fledermausohren trägt, ihre vordergründig intendierte Wirkung auf den Zuschauer zwangsläufig verfehlen. Batman und Robin sind in Wirklichkeit die Karikaturen von Moralaposteln, ganz im Geiste der sechziger Jahre, als man von derlei Zwängen nichts wissen wollte.

Wo Nolans Batman von der Nacht verschlungen wird, parkt das dynamische Duo sein am hauseigenen Atomreaktor geladenes Vehikel ordnungsgemäß vor dem Polizeipräsidium. Selbstverständlich geschieht das immer bei strahlendem Sonnenschein und unter reger Anteilnahme der zufällig anwesenden Passanten. Am Anfang jeder Folge ist die tumbe Gothamer Polizei angesichts eines Verbrechens immer ratlos und sieht keinen anderen Ausweg, als mit ernster Mine zum leuchtend roten Batphone zu greifen. Auf der anderen Seite des „heißen Drahts“ meldet sich stets der affektierte Butler, um seinen Vorgesetzten im Anschluss diskret darüber zu unterrichten, dass er am Batphone verlangt wird. Dieses unscheinbare Gerät thront unter einer transparenten Käseglocke, mitten auf dem Schreibtisch in Bruce Waynes Arbeitszimmer. Direkt daneben prangt die Büste William Shakespeares, der quasi enthauptet wird, wenn Adam West den Kopf nach hinten klappt, um den geheimen Weg zu den mit Namensschildern versehenen „Batpoles“ freizugeben. Heilige Verwechslungsgefahr!

So beginnt jedes Abenteuer und auch alle weiteren dramaturgischen Achterbahnfahrten lassen sich spätestens nach der dritten Folge mühelos vorhersagen. Aber darum geht es nicht, sonst könnte man sich auch eine aktuelle Serie anschauen. Nach den drei Nolan-Filmen stellt sich eine gewisse Bat-Müdigkeit ein, was auch anhand der eher gemischten Kritiken nachvollziehbar ist. Die Selbstironie der Serie erweist sich gerade im Kontrast zum stets bemüht dunklen Nolan als absolute Wohltat. Gerade durch die ähnlichen aufgebauten Folgen kann man sich mit den Details beschäftigen und den Humor genießen. Die Absurdität der Handlung ist beispiellos und entblößt nebenbei viele Unsinnigkeiten in der Superheldendramaturgie. Das Alter der Serie trägt seinen Teil dazu bei, jeden Anflug von Ernsthaftigkeit sofort zu unterbinden. Oder, kurz gesagt: man sieht Batman mehrmals seinen Bat-Dance aufführen und das Katzenweib ist auch nicht ganz schlecht. Die sechziger Jahre sind in dieser Serie allgegenwärtig und wenn man das schätzt und Superhelden nicht zwangsläufig ernst nimmt, was mir, wie gesagt, nie schwerfiel, dann ist „Batman“ äußerst spaßig.


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