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Die »neverending story« des Fixers Eddie

18.02.2016 - 22:43 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
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Edgar Joseph „Eddie“ Mannix (1891-1963), ein US-amerikanischer Filmproduzent und Filmstudio-Manager, war in den 1950er Jahren das, was man einen ›Fixer‹ nannte, also jemand, der jedes noch so delikate Problem lösen konnte. Dass das oftmals nicht mit rechten Dingen zuging und die Grenzen der Legalität bei weitem überschritt, ist ein nicht wegzudiskutierender Bestandteil der Filmgeschichte, der heutzutage mit einem Lächeln quittiert wird und eben nur noch zu einer Komödie taugt, denn ernsthaft will sich mit einer solchen Thematik nun wirklich keiner mehr auseinandersetzen.

»Hail, Caesar!« ist ein Film über einen Film, über Filme, über das Filmgeschäft, über das Hollywood der 1950er Jahre und über die Machenschaften, die hinter den Kulissen abliefen. Im Charakter einer Kurzgeschichte werden wichtige Momente im Leben von Mannix streiflichtartig rund um die Produktion eines Films über Jesus Christus aus der Sicht eines römischen Centurios dargestellt.

Mannix trägt während der gesamten Handlung, die etwas länger als ein Tag dauert, einen Konflikt mit sich selber aus, nämlich den, ob er auf dem Posten im Filmgeschäft bleiben oder dem Angebot einer ›hochseriösen‹ Luftfahrtfirma folgen soll, die ihn abwerben will und während dieser Abwerbeversuche ständig die Filmwirtschaft nach allen Regeln der Kunst schlechtzumachen sucht. Diese Entscheidung muss er ganz allein treffen, niemand kann ihm dabei helfen, selbst seine Frau hat keine wirklich helfende Meinung dazu, weswegen der zaghafte Versuch, den Mannix startet, mit ihr darüber zu reden, auch im Ansatz steckenbleibt.

Und er trifft diese Entscheidung letztlich, doch erweckt der Film den Eindruck, dass er das ganz nebenbei erledigt, als sei es nicht wirklich wichtig. Ebenso erledigt er nebenbei typische Schwierigkeiten am Set mit Schauspielern, Regisseuren, Anwälten, der Presse, ja sogar die Entführung des Hauptdarstellers von »Hail, Caesar!« durch politisch motivierte Kommunisten, die die Gruppe der Drehbuchautoren verkörpert, bewältigt er einfach so nebenbei, ebenso wie er diesen Hauptdarsteller – herrlich naiv und dämlich – mit einigen Ohrfeigen zum Schluss wieder von seiner ›politischen Verirrung‹ kuriert, denn der hatte sich von seinen Kidnappern während seiner ›Gefangenschaft‹ doch glatt von deren Zielen und Ideen überzeugen lassen.

Zu Beginn und am Ende findet man Mannix im Beichstuhl wieder, wo er seine Sünden bekennt, die er jeden Tag begeht, und die der sichtlich von Mannix genervte Priester lapidar mit fünf Ave Marias ahndet, nicht ohne darauf hingewiesen zu haben, dass man nicht alle 24 Stunden zur Beichte kommen muss. Einen Rat hinsichtlich seines Konflikts erhält er nur in Form der stark verallgemeinernden Aussage, dass Gott will, dass wir das Richtige tun. Doch bleibt die Frage letztlich offen, was genau das Richtige ist – und ob es das ist, was man persönlich als richtig empfindet und was sich »richtig anfühlt«. Und so wird es am nächsten Tag im Leben von Mannix weitergehen. Es wird eine niemals endende Geschichte sein, die »in einem ganz anderen Licht« als dem Gottes steht.

Das eigentlich Komödiantisches des Films, der im Endeffekt doch über einen sehr speziellen Humor verfügt, für den man einiges an Fachkenntnis der Filmgeschichte mitbringen muss, um ihn nachvollziehen zu können, ist der Eindruck, dass all das, wie weiter oben bereits festgestellt, eben nur wie nebenbei geschieht. Nichts hat, sei es nun die zu vertuschende Schwangerschaft einer berühmten Schauspielerin, die Entführung des berühmten Schauspielers vom Set durch die Kommunisten oder die üblichen Produktionsprobleme mit Statisten, Bühnenbau oder dem Zeitplan, hinter dem immer hergehinkt wird, eine tiefere Bedeutung, alles ist nur Teil des großen Ganzen, der kompletten Maschinerie, die durch des Fixers Kunst am Laufen gehalten wird.

Die Bilder, die Kameraführung, die Ausstattung sind eine große Hommage an diese Ära der Filmindustrie Hollywood, eine verehrende Verbeugung vor den Filmschaffenden dieser Zeit, aber gleichzeitig auch eine augenzwinkernde satirische Kritik an den Zuständen und Missständen, mit denen die große Familie Hollywood immer wieder zu kämpfen hatte und heute wohl noch zu kämpfen hat. Das man dies am Beispiel einer realexistierenden Person verdeutlicht, schafft Authentizität und Glaubwürdigkeit.

Wenn die Coen-Brüder rufen, dann kommt die Elite und sei es nur für klitzekleine Rollen und Momentauftritte. So ist die Allstarbesetzung hier auch zugegen, angeführt von George Clooney über Josh Brolin, Alden Ehrenreich, Ralph Fiennes, Jonah Hill, Scarlett Johansson, Frances McDormand, Tilda Swinton und Channing Tatum.

Und trotzdem lässt mich der Film, wenn ich ganz ehrlich bin, ein wenig unbefriedigt zurück. Denn ich weiß nicht wirklich, was das Ganze soll. Wozu dreht man einen solchen Film? Was ist der tiefere Sinn? Oder bin ich dafür einfach nur zu blöd? Erschließt sich mir die hohe Kunst der Coen-Brüder in diesem Film einfach nicht ganz? Muss man Amerikaner sein, um das wirklich nachvollziehen zu können? Oder Filmgeschichtsenthusiast? Keine Frage, Geschichtsbewältigung ist notwendig und wichtig, aber muss ein solches Kapitel der Filmgeschichte unbedingt »bewältigt« werden? Ich erlaube mir an dieser Stelle, die Antworten schuldig zu bleiben – genau wie der Film. Hail, Caesar! Die Filmgeweihten grüßen dich!

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