Diese japanischen Zeitarbeiter leben in Internet-Cafés

19.03.2015 - 11:30 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Leben auf engstem Raum
Mediastorm/Shiho Fukada
Leben auf engstem Raum
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Traurig, aber wahr: In Japan leben einige Menschen komplett in Internet-Cafés. Wohnungen können sie sich nicht leisten, weil das Gehalt ihrer oft temporären Jobs dafür nicht reicht. Seht das bedrückende Porträt von Fotojournalistin Shiho Fukada.

In Japan gibt es Internet-Cafés mit Kabinen, die man für umgerechnet 15 Euro pro Tag beziehungsweise Nacht mieten kann. Seit 2008 werden sie von immer mehr Japanern als Wohnraum genutzt, die sich keine richtige Wohnung leisten können. Viel Platz bieten die kleinen Kammern nicht, man kann sich kaum darin ausstrecken. Dafür bieten sie aber wenigstens Privatsphäre.

Die Fotojournalistin Shiho Fukada hat ein feinfühliges Porträt einiger Internetcafé-Bewohner angefertigt, das Teil ihrer Reihe Japan's Disposable Workers ist. Zu der Video-Reihe gehören außerdem Overworked To Suicide  und Dumping Ground . In Kopperation mit Mediastorm und dem Pulitzer Center zeichnet sie ein bitteres Bild der Wohnungs- und Arbeits-Situation in japanischen Großstädten. (via VICE )

Obiges Video gewährt Einblicke in den beengten Lebensraum von Menschen wie Fumiya (Teilzeit-Sicherheitskraft auf einer Baustelle) oder Tadayuki Sakai (Angestellter bei einer Kreditkartenfirma). Beide wohnen seit einiger Zeit in Internetcafés und bemühen sich trotz ihrer prekären Lebensverhältnisse um einen äußerlich normal wirkenden Tagesablauf. Auch wenn sie sich im Waschraum des Internetcafés die Zähne putzen oder im Treppenhaus rasieren, sieht man ihnen auf der Arbeit nicht an, dass sie keine normale Wohnung haben. In Japan bedeutet es extrem viel, den Schein zu wahren, beziehungsweise das Gesicht nicht zu verlieren. Gerade deswegen wirkt die Arbeit von Shiho Fukada so beeindruckend.

Auch wenn die prekären Wohnverhältnisse – bedingt durch prekäre Arbeitsverhältnisse, oftmals Zeitarbeiter-Verträge – auf uns erschreckend wirken, ist es für die Betroffenen die bessere Alternative: Im Gegensatz zu einem Leben auf der Straße, als Obdachlose. Wir müssen uns das verdeutlichen: 15 Euro pro Tag sind rund 450 Euro im Monat. In Deutschland bekommt man dafür selbst in Berlin ein WG-Zimmer oder gar eine Ein- bis Zwei-Zimmer-Wohnung. Bitterer Positiv-Aspekt beim Wohnen in der Internetcafé-Kabine: Immerhin müssen hier keine Nebenkosten bezahlt werden.

Könnt ihr euch vorstellen, auf so kleinem Raum zu leben?

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