Montag, 8:41
Fringe Division New York
Paralleluniversum
Sarah und Mitchell fuhren langsam auf den verlassenen Hof außerhalb von New York, zu dem die beiden neuen Agents der Fringe Division geschickt worden waren. Der Hof war scheinbar verlassen, hier hatte schon lange niemand mehr für Ordnung gesorgt.
Sarah warf einen Blick auf den Computer. „Sieht aus, als wären wir hier richtig. Alle Häuser im Umkreis von ein paar Meilen haben keinen Strom.“
„Dann lass uns herausfinden, woran das liegt“, sagte Mitchell und stieg aus dem Wagen. Er steckte seine Waffe in den Oberschenkelholster und schloss ab. Sarah folgte ihm und beide näherten sich langsam den Gebäuden auf dem Hof.
‘Sei mal leise’, wies er sie an. Beide lauschten angespannt. ‘Hörst du das? Dieses Summen?’
‘Ja’, antwortete Sarah, beinahe im Flüsterton. ‘Was ist das?’
‘Keine Ahnung, aber es kommt von da’, Mitchell wies auf eines der Gebäude. ‘Sehen wir nach.’
Beide näherten sich langsam einer Tür, die ins Gebäude führte. Sie lehnten sich links und rechts von ihr an die Wand. Mitchell zog seine Waffe und Sarah tat es ihm gleich. Er gab ihr ein Zeichen und öffnete daraufhin vorsichtig die Tür. Im Gebäude war es dunkel, also holte Mitchell noch seine Taschelampe hervor, hielt sie neben seine Waffe und leuchtete den langen und breiten Gang entlang, von dem links und rechts einige Türen abgingen. Das Summen war jetzt lauter und unmittelbarer zu hören.
‘Du rechts, ich links’, wies Mitchell seine Partnerin an und beide übernahmen jeweils eine Seite des Korridors. Umsichtig durchsuchten sie die Räume. Die meisten waren leer, höchstens mit ein paar staubigen Möbel ausgestattet. Sie hatten schon fast das Ende des Ganges erreicht, als Sarah plötzlich einen verängstigten Laut von sich gab.
‘Mitchell…’
Er drehte sich auf das Rufen hin sofort um und sah Sarah, wie sie in einer Tür stand und angewurzelt in den Raum dahinter blickte. Mitchell kam direkt zu ihr, warf einen Blick in den Raum… und hielt sich augenblicklich die Hand vor den Mund, wandte sich ab und zog Sarah von der Tür weg. Der Raum war voller verstümmelter und grotesk missgebildeter Wesen, meistens Tiere, die auf widerliche Weise verändert wurden. Manchen wuchsen zwei Köpfe, andere hatten ein Beinpaar zu viel. Aber eins waren sie alle. Tot. Ob auch Menschen dabei waren, war nicht zu sagen. Es stank nach Verwesung.
Mitchell sammelte sich langsam wieder. Sarah schüttelte fassungslos den Kopf.
‘Was… macht… so was?’
Mitchell ging zur letzten Tür im Gang, aus der das Summen drang. ‘Etwas, was sich hier hinter versteckt, wie mir scheint.’ Er öffnete mit vorgehaltener Waffe die Tür, doch hinter ihr lag nur eine Treppe, die nach unten führte. Sarah trat dazu und beide stiegen langsam die Stufen hinab. Die öffnete sich in einen großen Keller, der sich unter dem gesamten Gebäude erstreckte. Sarah und Mitchell trauten ihren Augen nicht. Es sah aus wie ein heruntergekommenes Labor. Es standen überall Instrumente und Geräte herum, Wannen mit Flüssigkeiten, Käfige, große Glaszylinder. In einer Ecke stand eine Art Generator, der das Summen verursachte. Mitchell war von dem Anblick so gebannt, dass er die Bewegung aus dem Augenwinkel heraus erst zu spät bemerkte. Ein Schlag mit einem stumpfen Gegenstand. Mitchell ging zu Boden, er sah noch verschwommen, wie Sarah sich umdrehte, dann verlor er das Bewusstsein.
Blut. Das war das Erste, was Mitchell sah, als er unter Schmerzen die Augen wieder öffnete. Er hob den Kopf und orientierte sich langsam. Er saß noch im Keller. Er saß… gefesselt an einen Stuhl. Seine Arme und Beine konnte er nicht bewegen. Sarah saß links von ihm, ebenfalls an einen Stuhl gefesselt. Sie ließ ihren Kopf hängen, war wohl noch ohnmächtig. Blut verklebte ihre Haare. In einiger Entfernung vor ihm stand ein Mann an einem Tisch und arbeitete. Er trug einen Laborkittel und war offenbar etwas älter. Er drehte sich um und sah ihn an.
‘Na, gut geschlafen?’
Mitchell antwortete nicht, sondern sah ihn nur böse an.
‘Entschuldigen Sie die unschöne Begrüßung, aber Sie haben es drauf angelegt. Einfach so hier herumzuschnüffeln…Äußerst unfreundlich’, fuhr der Mann fort.
‘Die ganzen Leichen da oben, das waren Sie“, warf Mitchell ihm vor.
’Was heißt hier Leichen’, rechtfertigte sich der Mann. ‘Es sind fehlgeschlagene Experimente, bedauerlicherweise.’
‘Was sind Sie nur für ein Mensch’, sagte Mitchell fassungslos.
‘Ich? Ich bin Wissenschaftler, das sehen Sie doch. Ich experimentiere mit morphischen Feldern’, erklärte der Mann.
‘Mit was?’, fragte Mitchell nach.
‘Morphische Felder. Oh, natürlich. Ich werde es ihnen erklären. Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie Pflanzen und Lebewesen ihre Form erhalten? Laut einer Hypothese geschieht das durch morphische Felder. Ich bin kurz davor, diese Hypothese durch meine Experimente nicht nur zu beweisen, sondern… diese Kraft zu verändern. Dafür brauche ich große Mengen Energie, Sie wissen schon, die Stromausfälle, die sie zweifellos hierher geführt haben. Ich konnte die Morphogene verändern, ja, aber nicht kontrollieren. Missbildungen waren die Folge, Unfälle. Keine weiterentwickelten Lebensformen, so wie ich sie will…’
Der Wissenschaftler unterbrach seine Ausführungen nur, weil Sarah langsam ihr Bewusstsein wiedererlangte. Unsicher schaute sie sich um.
‘Wo… wo bin ich?’
‘Keine Sorge, es wird alles gut’. Mitchell versuchte, sie zu beruhigen.
‘Oh, wie rührend’, setzte der Wissenschaftler wieder ein. ‘Du magst sie. Ich unterbreche euch ja nur ungern, aber ich kann nicht länger warten. Ich sollte hinzufügen, dass ich bisher nie die Möglichkeit, mit Menschen zu experimentieren. Aber da meine Untersuchungen mittlerweile weit genug fortgeschritten sind…’
Die Fassungslosigkeit, die in dem Blick lag, den Sarah und Mitchell sich zuwarfen, schlug rasch in Panik um, als der Wissenschaftler hinter Sarah trat, ihren Stuhl kippte und sie mit sich schleifte, geradewegs auf die Geräte zu. Sie wehrte sich heftig, schrie, doch konnte nicht viel ausrichten. Mitchell tobte, doch auch er konnte nichts tun, die Fesseln waren zu stark. Tatenlos musste er mit ansehen, wie seine Partnerin grob neben einem Labortisch abgestellt wurde und der Wissenschaftler begann, ein paar Kabel zu sortieren.
In der Zentrale der Fringe Division bemerkte man derweil, dass der Kontakt zu den Agents Sarah und Mitchell abgerissen war…
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