Vorgestern wurde Manfred Krug 75 Jahre alt. Der Schauspieler – bekannt in Ost wie West – ist einigen von euch vielleicht als Hannes Balla in Erinnerung geblieben, jenem Brigadier einer Großbaustelle, der eine eingeschworene Truppe um sich vereint und sich einen Dreck um die Partei und ihren Führungsanspruch schert. Arbeit gilt ihm als Gut, schuften kann er und so klaut er auch mal Baumaterial, damit die Räder nicht still stehen. Er steht aber nicht still vor dem Parteisekretär, sondern fordert ein, etwa moralischen Anstand. Dass dies auf Dauer nicht funktioniert, zeigt Spur der Steine von Frank Beyer wirkungsvoll.
Die Verfilmung von Erik Neutschs Roman “Spur der Steine” unter der Regie von Frank Beyer war nach ihrer Fertigstellung im Jahre 1966 nur für kurze Zeit in den Kinos der DDR zu sehen. Nach dem 11. Plenum des Zentralkomitees der SED im September 1965 kam es zu organisierten Störungen von Kinovorführungen. Dies diente als Anlass, um den unliebsamen, weil kritischen Film aus dem Verkehr zu ziehen. Aber er war nicht der einzige der sogenannten “Kaninchenfilme”. Alle verbotenen Flme – wer mehr erfahren will, möge Wenn Grenzen Freiheit versprechen … Die verbotenen Filme der DEFA lesen – setzten zahlreiche Diskussionen über Moralvorstellungen im Sozialismus, Organisationsmechanismen der sozialistischen Produktion und Verhaltensweisen der Parteifunktionäre in Gang. Dies war durch die Filmemacher beabsichtigt, wollten sie doch eine kritische Atmosphäre in der Gesellschaft erzeugen, um diese positiv zu beeinflussen. Das wurde aber zugleich das spätere Hauptargument gegen die Filme.
1965, vier Jahre nach dem Bau der Berliner Mauer, wurde die Hälfte der ostdeutschen Filmproduktion verboten, abgebrochen oder aus dem Kino verbannt, teilweise sogar zerstört. Erst 24 Jahre später wurden Kopien aus den Lagern und Tresoren geholt, gelangten – teils neubearbeitet – wieder oder erstmals zur Aufführung. Zerstört hatte dieser politische Kahlschlag nicht nur Filme, sondern auch Filmkarrieren, wie etwa jene des Regisseurs Frank Beyer. “Mir wurde mitgeteilt, ich habe das Studio vorerst für zwei Jahre zu verlassen und dürfe nicht in Berlin oder Potsdam arbeiten. Es wurde mir freigestellt, an ein Theater der Republik zu gehen.” Er ging nach Dresden ans Theater und drehte seinen nächsten Kinofilm erst 1974.
Heute im TV: Spur der Steine
Wo: 3Sat
*Wann: 22.25 Uhr
Was läuft bei euch heute im Fernsehen?