iZombie und die charmanteste Hirnfresserin, seit es Untote gibt

28.04.2016 - 10:20 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Einmal Hirn mit scharfer Sauce in iZombieThe CW
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Mein Herz für Serie geht in dieser Woche an die Comic-Adaption iZombie. Rose McIver beweist, dass nicht alle Zombies hirnlose Schleicher sind, sondern auch im Todesfall ein kühles Köpfchen bewahren können.

Ich habe ein Herz für Zombies. Allerdings ist es in den meisten Fällen eher den post-apokalyptischen Szenarien geschuldet, die sie hinterlassen, und nicht, weil sie durch bissigen Humor oder liebenswürdige Charaktereigenschaften hervorstechen. Wie auch, wenn Zombies für gewöhnlich in trägen, hirnhungrigen Massen auflaufen? 2013 wankte Nicholas Hoult in der Komödie Warm Bodies als Zombie-Romeo über die Leinwand und nahm für einen Untoten ungewöhnlich individuelle Züge an, als er sich in Julie (Teresa Palmer) verliebt, nachdem er das Hirn ihres Freundes verspeiste und das Mädchen nun retten, nicht fressen möchte. Besonders lebendig oder wortgewandt ist "R" dabei aber trotzdem nicht.

Ganz anders ergeht es Liv (Rose McIver), die nach einer eskalierten Bootsparty als Zombie erwacht und durch den Verzehr von Hirnen die Eigenschaften und Erinnerungen der Vorbesitzer aufnimmt. iZombie basiert lose auf der gleichnamigen Comic-Serie von Chris Roberson und Michael Allred, die unter dem DC Comics-Imprint Vertigo von 2010 bis 2012 veröffentlicht wurde, hinter der TV-Serie steckt das Veronica Mars-Team Rob Thomas und Diane Ruggiero. Olivia "Liv" Moore ist für mich allein Grund genug, die Serie einzuschalten. Vor dem kleinen Zwischenfall war sie eine strebsame Medizin-Doktorandin, die kaum ein Risiko einging. Nun, da sie sich in einen Zombie verwandelte, bleibt ihr nur eine Möglichkeit, menschliche Züge zu behalten: Sie muss Hirne ihrer Artgenossen essen. Anderenfalls erlangt sie extreme Kräfte, verliert aber die Kontrolle über ihr Handeln.

Ein Zombie mit Persönlichkeit(en)

Liv ist in iZombie eine schlagfertige, witzige und clevere Person. Für meinen Geschmack dürfte es gerne mehr Serien mit einer starken weiblichen Hauptfigur geben. Dass der sympathische Zombie dazu noch weiblich ist, freut mich daher umso mehr. Nach einem Hirn-Snack kann es sein, dass Liv begeistert Ölgemälde auf die Leinwand klatscht oder kleptomanische Züge annimmt. Die Begabungen oder Ticks der Toten werden, zumindest für eine gewisse Zeit, zum Teil von von Livs eigener Persönlichkeit. Das macht ihren Charakter von Episode zu Episode zu einem gewissen Grad unvorhersehbarer und somit bleibt es jedes Mal spannend. Dank Liv gibt es einen sehr persönlichen Einblick in die Zombie-Werdung. Obwohl ihre Familie nichts von ihrem "Tod" weiß, entgehen ihnen die Veränderungen der nicht, die Liv durchlebt (zumal sich auch ihr Aussehen verändert, aber im verregneten Seattle lässt sich die vornehme Blässe auch auf das Wetter schieben). Schweren Herzens trennt sich sie sich von ihrem Verlobten Major (Robert Buckley), da sie Angst hat, ihm gefährlich zu werden. Das ist nicht das einzige Opfer, das Liv bringen muss, die um den Schwund ihrer Identität bangt und ihr tragisches Geheimnis kaum jemandem anvertrauen kann. Die Gefühle der Untoten sterben nicht, so klingen in iZombie auch traurige Töne an. Was macht einen Menschen eigentlich menschlich? Die Serie beleuchtet diese Frage aus einer erfrischend neuen Perspektive.

Einmal Hirn mit scharfer Sauce

Ein trauriges Schicksal schluckt man am besten mit einer großen Portion Humor. Viel mehr als ein witziger Sidekick ist Rahul Kohli in der Rolle des Dr. Ravi Chakrabarti. Als Pathologe und Livs Boss ist er in iZombie einer der wenigen Freunde, die ihr Geheimnis kennen. Anstatt abgeschreckt zu sein, macht er die junge Frau voller Begeisterung zu seinem persönlichen Forschungsprojekt und hilft ihr, ihre Veränderungen zu beobachten und zu kontrollieren. Die spritzigen Dialoge zwischen den beiden sind jedes Mal ein kleines Highlight. Das berufliche Umfeld der zwei lässt es vermuten: Der Humor ist nicht selten sehr makaber. Da Liv sich möglichst viel Menschlichkeit bewahren möchte und ein hohes Moral-Verständnis hat, isst sie ausschließlich die Hirne von bereits Verstorbenen. In der Pathologie ist das ohne Beschaffungskriminalität möglich. Die einseitige Ernährung langweilt Liv schnell, aber Not macht erfinderisch. Ob Spaghetti mit Hirn-Bolognese oder Eier-Hirn-Salat-Sandwich, ohne ihre Lieblingssauce geht nichts. Wenn Liv Rahul von einer neuen Eigenkreation berichtet, bekommt man fast Appetit ... fast.

Whodunit

Nicht selten landen in der Pathologie Mordopfer. Liv, die in Flashbacks die jüngsten Erlebnisse der Toten nachempfindet, sorgt dafür, dass die Toten gerächt werden und zumindest sie Ruhe finden. Auf eigene Faust zu ermitteln gestaltet sich als schwierig, also bietet Liv dem noch jungen und bisher erfolglosen Detective Clive Babinaux (Malcolm Goodwin) der örtlichen Polizei ihre Dienste an. Mit der Wahrheit kann Liv schlecht herausrücken, daher verkauft sie sich in iZombie als Medium mit übersinnlichen Fähigkeiten. Zunächst gibt's wie in den meisten Krimiserien einen Fall pro Episode zu klären, doch nach meinem Empfinden bleibt die Suche nach den einzelnen Tätern ein Subplot. Denn die Spurensuche nach den Ursachen für Livs Zombiewerdung ist das spannendste Rätsel, das es aufzulösen gilt. Dennoch sind die kleinen Morde am Rande unterhaltsam und bieten eine wunderbare Folie, auf der sich der schwarze Humor von Rafi und Liv austoben darf.


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