Netflix-Abschaltung wegen Corona: So wahrscheinlich ist das Szenario

19.03.2020 - 17:30 UhrVor 4 Jahren aktualisiert
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Das Coronavirus stellt das Internet vor Herausforderungen. Was bedeutet der erhöhte Traffic für Streamingdienste wie Amazon Prime? Angeblich sind die Anbieter gerüstet.

Update: Mittlerweile hat sich auch die Europäische Union mit dem Thema auseinandergesetzt. EU-Kommissar Thierry Breton kontaktierte den Netflix-Gründer Reed Hastings und meldete sich mit einem Tweet  zurück, in dem er appellierte, die beim Streamen verwendete Auflösung möglichst gering zu halten, um die Netze nicht unnötig zu belasten. Es folgt die ursprüngliche Nachricht.

In mehreren deutschen Städten schließen die Kinos. Noch bleiben Filmfans das Fernsehen und Streamingdienste wie Netflix als Quellen für Unterhaltung. Aber was ist, wenn auch das Netz unter der ungewöhnlichen Beanspruchung zusammenbricht?

Wegen des Coronavirus verändern sich die Belastungen für das Internet. Mit Social Distancing soll die Verbreitung von Covid-19 gebremst werden. Die dadurch entstandenen Entfernungen werden über das Internet wieder ausgeglichen: Angestellte und Unternehmen nutzen Videotelefonie für Konferenzen.

Abschaltung von Netflix: Kommen die Leitungen an die Grenzen?

Für die Beschäftigung in der Freizeit bleibt in der Quarantäne kaum etwas anderes übrig als Fernsehen, Lesen und eben das Streaming von Filmen und Serien. In Italien kam es letzte Woche Mittwoch bereits zu vereinzelten Ausfällen von Verbindungen, schreibt Bloomberg . Telecom Italia berichtet hier von einem Traffic-Anstieg von 70 Prozent über Normalwerte. Zurückzuführen sei dies vor allem auf Videospiele wie Fortnite. Auch Breitband-Anbieter in Schweden melden Traffic-Anstiege.

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Was bedeutet das für Streamingdienste wie Netflix, Amazon Prime, Sky und ab nächster Woche auch Disney+? Zunächst mal fiel in Italien das Internet nicht flächendeckend aus, lediglich einige Funktionen knickten unter den neuen Anforderungen kurzfristig ein, heißt es. Die Anbieter seien durchaus vorbereitet und in der Lage, Traffic-Anstiegen standzuhalten, gab Telecom Italia bekannt.

Dennoch: In Corona-Zeiten müssen mehr Daten über das Internet übertragen werden. Wie die Netze darauf reagieren und wie hoch die Anforderung tatsächlich ausfallen, lässt sich schwer prognostizieren. Die Aussagen dazu stammen bislang von einzelnen Branchenkennern. Sie sind nur bedingt auf alle Szenaren, die uns noch erwarten könnten, anwendbar und geben zudem keine Auskunft über lokale Eigenheiten.

Im Notfall müsste Netflix weichen

Der Schweizer Tagesanzeiger  titelte am Wochenende: "Im Notfall könnte Netflix abgeschaltet werden". Auch diese Einschätzung stammt von einem einzelnen Experten, der ein Extrem-Szenario malt, in dem es zu einer extremen Maßnahme kommen könnte. "Die Gefahr, dass die Kapazitäten nicht mehr ausreichen, ist vorhanden", zitiert der Tagesanzeiger.

Droht die Netflix-Mattscheibe?

Die Einordnung ließ sich die Zeitung vom Schweizer Bundesamt für Kommunikation bestätigen. Käme es zu einer Überlastung der Netze, würde das Land demnach zusammen mit den Anbietern die temporäre Abschaltung "weniger wichtiger Dienstleistungen" anregen.

Gemeint sind damit "Bandbreitenintensive Streaming-Dienste", also Netflix und Amazon Prime. Im absoluten Notfall hätten Streamingdienste wohl auch in Deutschland keinen Vorrang.

Warum die Abschaltung von Streamingdiensten unwahrscheinlich ist

Insgesamt scheinen die Anbieter aber gut gerüstet für die Herausforderungen. Der Experte Roger Entner erklärt gegenüber Slate , dass die zusätzlichen Belastungen durch die Corona-Situation überschätzt werden.

Der Videokonsum bei Streamingdiensten sei um die Abendstunden schon vor den veränderten Corona-Umständen sehr hoch gewesen. Die erhöhte Nutzung von Videotelefonie bereite zwar Sorgen. Jedoch verschieben sich die Peaks: Arbeitsbedingte Videostreams finden eher tagsüber statt, Streams von Serien und Filmen zur Freizeitgestaltung eher Abends. Also alles wie immer, nur im erhöhten Ausmaß.

Aber was bewirkt dieses erhöhte Ausmaß?

Streamingdienste wie Netflix und Amazon setzen Roger Entner zufolge auf Cloud-Anbieter, die darauf ausgelegt seien, auch extrem hohe Traffic-Ausschläge abzuwickeln und deshalb wahrscheinlich nicht darunter zusammenbrechen. Diese Cloud-Anbieter von Amazon, Microsoft und Google, über die Daten von Streamingdiensten übertragen werden, seien "elastisch" und können dynamisch Bandbreite bereitstellen.

Das Internet hält also etwas mehr aus, als wir ihm zunächst zutrauen. Streamingdienste sind wohl vorbereitet auf hohe Belastungen und können sie technisch ableiten. Zu einer Abschaltung oder gar einem Absturz von Netflix oder Amazon Prime sollte es erstmal nicht kommen.

Podcast für Streaming-Fans: Lohnen sich die gefeierten Serien Bad Banks & Babylon Berlin?

In der neuen Folge Streamgestöber - auch bei Spotify  - prüfen wir die gefeierten deutschen Serien Bad Banks und Babylon Berlin, die regelmäßig die Mediatheken zum Glühen bringen:

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