Neuer Marvel-Film verblüfft: So wurde der lebensgefährliche Thunderbolts*-Stunt mit Florence Pugh gedreht

03.05.2025 - 12:11 Uhr
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Der neue Marvel-Film Thunderbolts* beginnt mit einem Stunt vom zweithöchsten Gebäude der Welt. Regisseur Jake Schreier verrät uns im Interview, wie er diese waghalsige Szene gedreht hat.

Nicht nur Tom Cruise wagt sich dieses Jahr mit einem neuen Mission: Impossible-Film in schwindelerregende Höhen. Auch Thunderbolts*, der neueste Film aus dem Marvel Cinematic Universe, wartet mit einem Stunt für die Geschichtsbücher auf: Gleich in der ersten Szene stürzt sich die von Florence Pugh gespielte Yelena Belova aka White Widow von einem Wolkenkratzer in die Tiefe und lässt unseren Atem stocken.

Gedreht wurde der Stunt tatsächlich vor Ort – auf dem Dach des zweithöchsten Gebäudes der Welt. Hierbei handelt es sich um das Merdeka 118 in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur. Mit 679 Metern (und wie es der Name schon sagt: 118 Stockwerken) muss sich der Wolkenkratzer nur vom Burj Khalifa in Dubai geschlagen geben. Doch was passiert, bis so ein lebensgefährlicher Stunt in einem Film landet?

Genau diese Frage haben wir Regisseur Jake Schreier (Margos Spuren) gestellt, der mit Thunderbolts* seinen ersten großen Blockbuster abliefert. Im Interview führt Schreier einmal komplett durch alle Entscheidungen und Prozesse, die bei Marvel und Disney stattgefunden haben, bis Florence Pugh – natürlich gut gesichert an einem Seil – die Schwelle zum Abgrund übertreten und sich fallenlassen konnte.

Moviepilot: Thunderbolts* beginnt mit einem Sprung vom zweithöchsten Gebäude der Welt. Wie seid ihr auf diese Idee gekommen und was musste alles passieren, damit ihr so einen gewagten Stunt umsetzen konntet?

Jake Schreier: Das Erste, was du über so einen Stunt wissen musst: Ohne die harte Arbeit von sehr vielen verschiedenen Menschen ist er nicht möglich. Angefangen hat alles mit einer Idee von Lee Sung Jin, der mehrere Entwürfe des Drehbuchs geschrieben hat. In jeder Version gab es diese eine Idee: Wir wollten den Film mit einer Eröffnungssequenz beginnen, wie man sie aus den James Bond-Filmen kennt. Auch über die Stunts von Tom Cruise in der Mission: Impossible-Reihe haben wir intensiv gesprochen.

Dabei war uns aber von Anfang an wichtig, dass es nicht nur um eine abgefahrene Action-Szene geht – sie musste emotional in der Geschichte verankert sein. Also kam uns die Idee, dass da jemand ganz oben auf dem Dach eines Wolkenkratzers steht, direkt an der Kante. Für einen kurzen Moment könnte man denken, dass es um Suizid geht. Aber dann finden wir heraus, dass es Yelena ist, die sich gerade auf einer Mission befindet und mehr oder weniger gelangweilt in die Tiefe stürzt.

Als feststand, dass wir mit dieser Eröffnungssequenz starten, war der nächste Gedanke: Es muss möglichst echt aussehen. Können wir das wirklich so drehen? Und wer führt den Stunt eigentlich aus? Ich bin also auf Florence [Pugh] zugegangen und meinte so: "Sag mal, wie stehst du eigentlich zu Höhen?" Und sie sagte: "Ich liebe Höhen! Warum fragst du?" Daraufhin antwortete ich: "Also, wir dürfen dich theoretisch gar nicht fragen, das zu machen, aber wenn du willst ..." Und sie hat sofort zugesagt.

Gab es da keine Bedenken von einer höheren Chefetage bei Disney?

Doch, definitiv. Disneys Health & Safety-Team hat von vornherein Nein gesagt. Sobald wir aber Florence auf unserer Seite hatten, war es einfacher, überzeugende Argumente zu finden. Sie mochte die Idee so sehr, dass sie gar nicht mehr lockergelassen hat. Zum Glück hat es geklappt, denn ich wollte die Szene auch auf keinen Fall streichen

Wie seid ihr auf das Merdeka 118 gekommen?

Unser Line Producer Jason [Tamez] googelte einfach nach den höchsten Gebäuden der Welt und fand dann in Malaysia dieses eine Gebäude, das damals noch gar nicht fertiggestellt war. Als wir uns die Bilder anschauten, war schnell klar, dass es genau das Gebäude ist, das wir in unserem Film haben wollen: schwarz, schlank, minimalistisch. Das passte perfekt zu den Thunderbolts. Jason hat sich mit den Besitzern zusammengesetzt, um herauszufinden, ob ein solcher Stunt dort möglich wäre. Die waren komplett begeistert und haben die Dreharbeiten fast wie eine Art Einweihungsfeier behandelt.

Was wären eure Wolkenkratzer-Alternativen gewesen?

Wir haben uns eine ganze Menge angeschaut, in London zum Beispiel The Shard. Da wurde gerade aber ein anderer Film gedreht und London wäre für Marvel sowieso nichts Neues gewesen. Daraufhin haben wir uns gefragt: Welches Gebäude würde genau zu den Thunderbolts passen? Und da war Merdeka 118 fast schon zu perfekt, denn es ist eben nur das zweithöchste und nicht das höchste Gebäude der Welt. Sie wollen ganz oben mitspielen, kriegen aber nur die Nummer zwei.

Haha, darüber habe ich gar nicht nachgedacht – das passt sehr gut.

Und die Nummer eins ist sowieso Tom Cruise mit dem Burj Khalifa [in Mission: Impossible – Phantom Protokoll]. Da wollten wir gar nicht erst in Konkurrenz treten.

Okay, also ihr habt grünes Licht vom Studio, Florence Pugh auf eurer Seite und der ideale Wolkenkratzer ist auch gefunden. Was passiert als Nächstes?

Jetzt kommen wir langsam in die ernste Phase. Unser Stunt-Team unter der Leitung von Heidi Moneymaker und Rigging-Koordinator Michael Huggins musste eine Plattform auf dem Dach errichten – zertifiziert von drei verschiedenen Ingenieurbüros. Dafür war sehr viel Recherche notwendig. Was funktioniert? Was nicht? Und vor allem: Ist das System stabil genug, um Florence sicher zu halten? Darüber hinaus haben sie eng mit unserer fantastischen Basejumperin Katie [Hansen Lajeunesse ] zusammengearbeitet, die den eigentlichen Sprung macht – also den freien Fall. Florence war bei ihrem Sprung mit Seilen am Rig gesichert ist.

Ich nehme mal an, dass ihr den Sprung nicht so oft wiederholen konntet, wie ihr wolltet. Wie habt ihr das Ganze geprobt?

Das fand alles statt, bevor wir mit unserer Crew auf das Merdeka 118 gegangen sind. Katie hatte in Utah den Basejump trainiert. Florence war in Atlanta und hat dort alle notwendigen Tests für den Sprung durchlaufen. Dann gab es weitere Absprachen mit der Regierung [von Malaysia] und wir konnten schließlich mit unserem ganzen Equipment anrücken. Malaysia ist wirklich ein wunderschönes Land. Die Sache ist nur: Man kann den Wetterberichten nicht vertrauen. Im Grunde ändert sich das Wetter stündlich, was die Dreharbeiten erheblich erschwert hat. Bei jedem Blitzschlag im Umkreis von fünf Meilen mussten wir sofort vom Dach runter und eine halbe Stunde warten.

Wie gehst du als Regisseur von einem millionenschweren Blockbuster mit so wenig Planungssicherheit um?

Der Druck war enorm. Dieser ständige Wettlauf gegen die Zeit und das Wetter ... Schaffen wir es, das Rig rechtzeitig fertig zu bauen? Sind die Kameras richtig positioniert? Und alle Drohnen startklar? Dann mussten wir Florence zeitig auf das Dach bringen, damit sie sich dran gewöhnen kann. Jede Minute war kostbar, weswegen wir bereits sehr früh am morgen mit den Dreharbeiten angefangen haben. Da war die Wahrscheinlichkeit für Gewitter am geringsten. Das frühe Aufstehen hat sich aber wirklich gelohnt.

Der Moment, wie du ihn jetzt im Film siehst, funktioniert nur, weil wir diese eine Einstellung haben, die ganz nah an Florence' Gesicht kommt. Man sieht ihre Augen, ihre Emotionen – alles! Dann geht die Kamera ein Stück zurück, ohne Schnitt, und sie springt von dem Gebäude. Ein todesmutiger Sprung. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Es ist nicht nur ein Stunt, sondern auch Schauspiel. Wir mussten Florence vertrauen, dass sie das alles in dem Moment rüberbringt. Und sie hat komplett abgeliefert.

Wie viele Takes hattet ihr?

Nach dem dritten Take kam jemand zu mir und meinte: "Können wir jetzt bitte vom Dach runter?" Ich habe kurz überlegt und sagte dann: "Okay, ja, wir sind fertig." Florence hätte das vermutlich noch den ganzen Tag so weitermachen können. Aber ich war zufrieden. Bei Take 3 waren sich alle einige, dass wir die bestmögliche Version bekommen haben.

War es immer diese Art von Stunt? Oder habt ihr auch überlegt, den Sprung aus einem Flugzeug oder etwas ganz anderes zu machen?

Wir hatten sehr viele Ideen, die meisten wären sogar weniger aufwendig gewesen. Aber wir wollten etwas schaffen, das es so noch nie in einem Marvel-Film zu sehen gab. Und wie bereits erwähnt: Das Wichtigste war, dass der Stunt zusammen mit der Figur funktioniert – er spiegelt Yelenas innere Gefühle wider, wenn sie sich von der Kante in den Abgrund, in diese Leere stürzt. Der Stunt musste immer ein emotionaler Akt sein.

Eine letzte Frage dazu, weil mich das bei solchen Szenen immer beschäftigt: Was ist das Schlimmste, was hätte passieren können? Also mit welcher Einstellung geht man da als Filmemacher an so einen Stunt heran?

Ich will ehrlich gesagt gar nicht so sehr über den schlimmsten Fall nachdenken. Mir ging es vor allem darum, dass unser Rig sicher ist. Dass wir alle Vorbereitungen getroffen haben, die wir treffen konnten. Dass wir mit den besten Leuten in der Branche arbeiten. Natürlich hängt am Ende jemand vom zweithöchsten Gebäude der Welt. Das ist lebensgefährlich. Aber Katie hat solche Sprünge nicht zum ersten Mal gemacht. Wir hatten viele Tests und Training. Aber ja – es bleibt immer ein gewisses Risiko.

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Thunderbolts* läuft seit dem 1. Mai 2025 in den deutschen Kinos.

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