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No hay banda

14.10.2014 - 12:00 Uhr
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Concorde
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Meine Lieblingsszene:

Ein altmodisches Theater. Ein roter Vorhang. Und ein Mann spricht einen Satz. No hay banda. Es gibt keine Band. Ein Satz, der so viele Rätsel löst, wie er aufgibt. No hay banda. Alles ist eine Illusion. Nichts ist real. Es ist ein Traum. Zwei Frauen sitzen auf roten Sitzen. Sie haben dieselbe blonde Frisur, aber eine trägt eine Perücke. Einander festhaltend sehen sie zu, wie der Mann wieder und wieder Illusionen zerstört. Klarinetten und Trompeten spielen ohne Instrumente. Nur ein Tonband. Flackerndes blaues Licht enthüllt, dass auch er nicht wirklich ist, nichts als Rauch. An seiner Stelle betritt eine Sängerin die Bühne. Mit stark geschminkten Lippen singt sie ein spanisches Lied über unglückliche Liebe. Eine Stimme, die schwer auf der Brust liegt und einem den Atem nimmt. Llorando. Tränen rinnen über die Wangen der beiden Zuschauerinnen. Der Gesang wird beinahe unerträglich schön, während die Sängerin ohnmächtig von der Bühne geschleift wird. No hay banda. Nichts ist, wie es scheint. Ganz in Trance zieht eine der beiden Frauen einen blauen, glatten Würfel aus ihrer Handtasche…

Mit einem Wimpernschlag ist das Theater ein Wohnzimmer. Ein Sofa, ein Fernseher, ein Tisch und eine unberührte Tafel dunkle Schokolade. Auf dem Bildschirm sieht man zwei blonde Frauen, die ein blaues Kästchen wie hypnotisiert ansehen. Auf dem Sofa sitzt ebenfalls eine Frau, ganz aufrecht auf der Kante, und starrt mit fast demselben Gesichtsausdruck in den Fernseher. Noy hay banda. Es ist nur eine Aufnahme, ein Film. Doch die Frau scheint ganz in der Illusionswelt versunken zu sein. Mit trocknenden Tränen in den Augen blickt sie auf die bewegten Bilder. Mit einem Mal saugt sie heftig Sauerstoff durch die Nase ein, als hätte sie die ganze Zeit die Luft angehalten. No hay banda, flüstern ihre Lippen. Ihre Hand tastet nach der Fernbedienung. In einem schnellen Strudel wirbeln die Lichtpunkte auf dem Bildschirm durcheinander und formen die Bilder noch einmal, rückwärts. Stop. Play. Wieder wird die Kamera durch die Tür des Club Silencio eingeatmet, wieder laufen Rita und Betty befangen durch bewegungslose Menschen in roten Sesseln, und wieder spielt die Trompete con sordina. Wieder wird der Atem der Frau vor dem Fernseher flach, als würde etwas ihren Brustkorb von innen zusammenziehen. Wie festgefroren wartet sie darauf, dass die Stimme der Sängerin aus den Lautsprechern heraus erneut ihren Magen trifft und die Tränen in die Augen treibt. Doch dann wird der Bildschirm blau – kein Signal.
Das Licht beginnt zu flackern.


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