Regie-Legende Bernardo Bertolucci mit 77 Jahren gestorben

26.11.2018 - 12:40 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
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Mit 77 Jahren ist der italienische Regisseur Bernardo Bertolucci seinem Krebsleiden erlegen und in seinem Haus in Rom gestorben. Er hinterlässt ein filmisches Schaffen, das mehrere Klassiker des Weltkinos hervorbrachte.

Update, 27.11.2018: Wir haben den Artikel um Näheres zur Kontroverse um Der letzte Tango in Paris ergänzt.

Als Filmemacher ist Bernardo Bertolucci für einige große Klassiker des Weltkinos wie Der große Irrtum, Der letzte Tango in Paris, Der letzte Kaiser und Himmel über der Wüste verantwortlich. Wie Variety berichtet, ist die italienische Regie-Legende jetzt im Alter von 77 Jahren gestorben. Seine Pressesprecherin Flavia Schiavi bestätigte, dass Bertolucci in seinem Anwesen in Rom den Folgen einer Krebserkrankung erlag.

Bernardo Bertolucci zwischen Oscar-Auszeichnung und Kontroverse

Bernardo Bertolucci zählte zu den Regisseuren, die das italienische Kino in den 1960er- und 1970er-Jahren wie kaum ein anderer prägten. Seine Filme, die der politisch klar positionierte Regisseur oftmals opernhaft inszenierte und mit melodramatischer Theatralik versah, enthielten meist bewusste Leerstellen, durch die der Italiener sein Publikum mit eigenen Gedanken alleine ließ und große Fragen über das eigentliche Werk hinaus anregte.

Sein Film Der letzte Kaiser wurde mit insgesamt neun Oscars ausgezeichnet. Allerdings steht kein anderes Werk derart eindrücklich für typische Motive von Bertoluccis Schaffen wie das Erotik-Drama Der letzte Tango in Paris, das Ende 2016 nochmals aufgrund einer Kontroverse in die Schlagzeilen geriet.

Hierbei ging es um die berüchtigte "Butterszene", in der Marlon Brandos Figur die Figur von Maria Schneider überrascht und anal mit Baguette und Butter vergewaltigt, und die Frage, wie viel Schneider im Voraus darüber wusste. Bertolucci sagte 2013 (zu sehen bei Youtube ), von der Idee mit der Butter hätte Schneider nichts erfahren, damit er "ihre Reaktion als Mädchen, nicht als Schauspielerin" einfangen konnte. Schneider starb 2011. 2016 teilte El Mundo de Alycia, eine spanische Non-Profit-Organisation, das Interview auf Youtube, was zu Kritik an Bertoluccis Vorgehen beim Dreh der Szene allgemein führte. Wie Variety  daraufhin berichtete, bezeichnete der Regisseur diese Vorwürfe als "lächerliches Missverständnis". Er versuchte sein damaliges Vorgehen damit zu rechtfertigen, dass die Schauspielerin von der Vergewaltigungsszene im Drehbuch gewusst hätte, nur nicht von der Butter. Maria Schneider sprach dagegen gegenüber der Daily Mail  2007, vier Jahre vor ihrem Tod, davon, dass sie sich damals von Bertolucci und Brando "ein wenig vergewaltigt" gefühlt hätte. Die Szene sei nicht im Drehbuch gewesen. Näheres zu den Vorwürfen findet ihr hier bei uns.

In dem Film mit Maria Schneider und Marlon Brando in den Hauptrollen bringt Bernardo Bertolucci wiederkehrende Themen und Motive wie interpretationsfreudige Mehrdeutigkeit und die Vergänglichkeit zwischen Liebe und Tod zum Ausdruck. Mit melancholischer Dramatik, die der Regisseur neben den grandiosen Leistungen seiner Darsteller auch durch die wundervollen Bilder seines bevorzugten Kameramanns Vittorio Storaro erzeugt, erzählt Bertolucci in Der letzte Tango in Paris von dem Versuch einer zwischenmenschlichen Beziehung, die gänzlich ohne tiefere Gefühle nur durch Sex und reine Körperlichkeit funktionieren soll.

Ein leidenschaftliches und zugleich gefährliches Spiel, das nach wilder Ekstase und drastischen Grenzüberschreitungen schließlich zum Scheitern verurteilt ist und zur Zerstörung der vermeintlich sicheren Intimität führt. Es ist nur eines von vielen Werken von Bernardo Bertolucci, das auch nach seinem Tod die Zeit überdauern wird.

Welche Filme von Bernardo Bertolucci habt ihr gesehen?

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