Das Internet: Unendliche Weiten. Im undurchsichtigen und unübersichtlichen Bilder-Wust können Werbe- und Grafik-Agenturen schon mal durcheinander kommen. So offensichtlich geschehen bei der Aufmachung einer Wahlkampf-Broschüre der österreichischen Partei FPÖ. Die macht ihrem Ruf als rechte Partei damit alle Ehre, bildet sie doch ein friedliches steirisches Dorf auf dem Cover ab, verbindet das mit Panikmache in Sachen Asylbewerber und Terrorismus, in Szene gesetzt durch eine vermummte Person. Dumm nur, dass diese vermummte und bewaffnete Figur auf direktem Wege aus einem Computerspiel entnommen wurde – ohne um Erlaubnis zu bitten. Publisher Sega prüft nun rechtliche Schritte gegen die FPÖ, berichtet der Standard .
Die Landtagsklubchefin der steirischen Grünen, Sabine Jungwirth, und eine anonyme Leserin des Standards haben bei Sega anfragen lassen, ob ihnen dieser Umstand bekannt sei. Der Publisher wusste von nichts und stellt klar, dass der hierzulande indizierte Shooter nichts mit der rechtspopulistischen Partei zu tun habe, man rechtliche Schritte prüfe und die Figur entfernt werden müsse. FPÖ-Landtagsklubchef Hannes Amesbauer will seinerseits nicht gewusst haben, dass die Figur kein echter Mensch ist. Er weiß aber immerhin um die wahrscheinlich auf seine Partei zukommende Klage, sieht die Schuld allerdings nicht bei der FPÖ:
Das wissen wir. Aber die Verantwortung liegt nicht bei uns, sondern bei der Grafikagentur.
Die haben auf jeden Fall einen mächtigen, regelrecht kapitalen Bock geschossen. Denn auch das auf dem FPÖ-Heft "Wir Steirer" abgebildete Dorf in der Steiermark protestiert gegen die Abbildung und will mit der Partei eigentlich nicht in Verbindung gebracht werden.
Das Cover der Postwurfsendung der FPÖ ziert der Slogan "Steirische Asylheime: Jede Woche ein Polizeieinsatz", was besonders amüsant und gleichzeitig bestürzend wirkt. Denn im abgebildeten Örtchen Pusterwald (Bezirk Murtal) gibt es kein Flüchtlingsheim und auch keine Flüchtlinge. Dazu passt wiederum perfekt, dass die martialisch abgebildete Figur gar kein Terrorist, Asylbewerber oder auch nur ein Mensch ist, sondern stumpf aus einem Videospiel herauskopiert wurde.