6 lange Jahre nach Cabin in the Woods hat Drew Goddard endlich wieder auf dem Regiestuhl Platz genommen, um erneut Genre-Konventionen auf den Kopf zu stellen - dieses Mal serviert er uns einen garantiert eigenwilligen Kriminalthriller. Sein neuester Streich trägt den Titel Bad Times at the El Royale und versetzt uns zurück ins Jahr 1969. Erzählt wird die Geschichte von sieben Fremden, die an der Grenze zwischen Kalifornien und Nevada im titelgebenden Hotel El Royale aufeinandertreffen. Jeder von ihnen trägt ein dunkles Geheimnis mit sich und erhält im Verlauf einer turbulenten Nacht eine letzte Chance auf Wiedergutmachung, bevor im Trailer die Hölle losbricht.
Mit unter anderem Chris Hemsworth, Jon Hamm, Jeff Bridges und Dakota Johnson konnte Drew Goddard für seinen Thriller einen schillernden Cast vor die Kamera locken. Nun zeigt sich, ob das Gesamtergebnis der exquisiten Besetzung gerecht wird, denn am 11.10.2018 - also schon morgen - startet Bad Times at the El Royale in den deutschen Kinos. Bevor wir aber die Stimmen der Kritiker auswerten, bekommt ihr hier noch die moviepilot-Zahlen zum Film:
Die harten Fakten zu Bad Times at the El Royale
- 17 Community-Bewertungen mit einem Durchschnitt von 6,6
- 9 Kritikerbewertungen mit einem Durchschnitt von 6,6
- 0 x Lieblingsfilm und 0 x Hassfilm
- 387 haben sich den Film vorgemerkt, 2 sind nicht interessiert
Das sagen die englischsprachigen Kritiker zu Bad Times at the El Royale
Nach Meinung des Indie Wire-Autors David Ehrlich ist Goddard erneut eine kluge Genre-Reflexion gelungen:
[...] mit dem klugen, geduldigen und beinahe wirklich berührenden 'Bad Times at the El Royale" viviseziert er [Goddard] die Kriminalsagen des Post-Tarantino-Zeitalters, um herauszufinden, wie diese Geschichten uns erlauben, durch jenen schweren Schleier der Moral hindurchzusehen, der dazu neigt, im Tageslicht unsere Augen zu bedecken. [...] Der Film wird nur spaßiger, wenn du bemerkst, was er anstellt, wobei Goddards Cast im Verlauf dieses 140-minütigen Epos fortdauernd explodiert.
Für Peter Debruge von Variety ist
Bad Times at the El Royale
eine Nebelkerze:
Er ist stilvoll, ja, und reichlich atmosphärisch [...]. Aber bei 2 Stunden und 21 Minuten Laufzeit ist dieser [...] Thriller anstrengend langsam und beinahe erdrückend ausschweifend. Andauernd verfolgt er auch so schon langatmige Szenen zurück und spielt sie aus verschiedenen Perspektiven wieder ab. [...] Die Wirksamkeit des Films verlässt sich zu sehr auf die Vorstellungskraft des Publikums - was nahelegt, dass unsere Ideen besser sind als die des Filmemachers. Eine Annahme, die durchaus wahr sein könnte.
Peter Bradshaw ist bei The Guardian berauscht und zugleich enttäuscht:
Es ist ein bestechend aussehender Film, getränkt in dem Paranoia-Stil des politischen Amerikas der 1960er Jahre. Das El Royale selbst besitzt mit seiner Retro-Seltsamkeit die Faszination eines Spukhauses, während eine neue 'Staatsgrenze' durch den Parkplatz und zwischen der Lobby sowie jenen Spieltischen verläuft, die in dem Staat stehen, in dem sie legal sind. Trotz all seiner wendungsreichen Unvorhersehbarkeit aber liefert der Film keine wirklich zufriedenstellende Auflösung.
Das halten die deutschsprachigen Kritiker von Bad Times at the El Royale
Ein Autor der DPA befindet in seinem Artikel bei Focus Online : Da wäre mehr drin gewesen.
Der Filmemacher präsentiert seinem Publikum außerdem ein Potpourri der damaligen US-Politik - inklusive des Vietnam-Krieges, der Watergate-Affäre und den Manson-Morden. [...] Doch leider bleibt Goddards Projekt in gut gemeinten Ansätzen stecken. Obwohl er in seiner Horror-Satire "The Cabin in the Woods" bereits bewiesen hat, dass ihm die Jonglage mit verschiedenen Perspektiven, Ebenen und Tonfällen hervorragend liegt, scheint er hier überfordert von dem Potenzial, das sein Stoff birgt. Der Polit-Rundumschlag bleibt in den Ansätzen stecken [...].Geht es nach Lili Hering von Der Standard , handelt es sich bei Bad Times at the El Royale um einen klassischen Fall von "style over substance":
Noir-Elemente kokettieren in diesem Thriller mit schimmernden Hochglanzbildern: Neonlichter blitzen, und Nieselregen sah selten so sexy aus. Doch weder die bombastische Ästhetik noch ein hervorragender Soundtrack aus Soul und Rock mit viel Gesang von Cynthia Erivo können über Längen (das Ganze dauert 140 Minuten) und Aufbauschwächen hinweghelfen.
Peter Zander von der Berliner Morgenpost ist zwiegespalten:
Goddard will viel auf einmal. Er lässt die bunt-poppige Welt von 1968 wiederauferstehen mit ihren Interieurs, Jukeboxen und Automatenrestaurants. Das gelingt großartig, optisch und akustisch ist der Film eine Offenbarung, was sich in der Songauswahl, der Ausstattung und der meisterhaften Kameraführung von Seamus McGarvey zeigt. Dann rollt Goddard seinem teils starträchtigen Cast gleich mehrere Teppiche aus, was allerdings mal mehr, mal weniger gelingt. [...] Ein Film, gespalten wie das Hotel, in dem es spielt. Das immerhin passt ja auch wieder.
Kritiker-Fazit zu
Bad Times at the El Royale
Viele Kritiker sind bei Bad Times at the El Royale
hin- und hergerissen. Zwar hat Drew Goddard seinen neuesten Streich stilvoll inszeniert und beschwört wirksam eine Atmosphäre der Paranoia, die Figuren kommen jedoch überwiegend vom Reißbrett und interagieren in dem grundsätzlich etwas zu lang geratenen Film erst spät miteinander. Nach dem Horror-Genre dringt der Regisseur nun in die Gefilde des Kriminalthrillers vor und nicht selten fallen Vergleiche mit den Werken Quentin Tarantinos. Nach Ansicht der meisten Rezensenten indes kann Bad Times at the El Royale nicht mit seinen Vorbildern mithalten und scheitert letztlich auch in seinem Bestreben, ein umfassendes Zeitbild der 1960er Jahre zu zeichnen.
Werdet ihr euch
Bad Times at the El Royale
im Kino anschauen?