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Star Wars: Das Erwachen der Macht - Kritik

01.01.2016 - 21:00 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Star Wars - Das Erwachen der Macht
The Walt Disney Company Germany GmbH
Star Wars - Das Erwachen der Macht
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Über dreißig Jahre begleitet mich dieses Weltraummärchen. Es ist ein Teil meines Lebens, meiner Freunde, meiner Werte. Und es ist noch viel mehr...es ist für mich: Die Sci-Fi Filmsaga! Dementsprechend war die Vorfreude...und ja, Erwartungen hatte ich keine, tatsächlich. Ich habe gelernt, diese auszublenden. Film muss ein individuelles Erlebnis sein, dass immer noch am Besten im Mikrokosmos des Kinos zu erleben ist. Genau dafür wurde Kino erschaffen und filmische Epen werden hier geboren. Geht J.J. Abrams neue Weltraum-Rechnung auf?! Das erfahrt ihr in meiner Kritik >>Nicht ganz Spoilerfrei!<<

Zum Film:

In einer weit entfernten Galaxie gerät eine junge Frau in ein Abenteuer, dass sie nicht nur verändern wird, sondern auch nie geahnte Fähigkeiten in ihr erwachen lässt. Dabei stößt sie auf einen Abtrünnigen der „neuen Ordnung, dem jungem Mann Finn, und beide geraten zwischen die Fronten eines galaktischen Krieges der seit 30 Jahren nicht zur Ruhe kommt. Die Beiden treffen auf Freiheitskämpfer, erfahren die Wahrheit der Vergangenheit, begegnen ehemaligen Verbündeten der Yedis, und stehen alsbald der dunklen Seite der Macht gegenüber, und müssen um ihr Überleben kämpfen.

Kritik:
Das Erwachen der Macht erzählt die Saga fort. Regisseur J.J. Abrams(Star Trek), selbsterklärter Star Wars -Fan, nahm sich der Sache mit Herzblut an und servierte ein pompöses Action-Spektakel, gespickt mit einigen der beliebtesten Filmfiguren, würzte es mit einer Story, die einem Star Wars Fan irgendwie vertraut daher kam.
Trotz vieler Vorschusslorbeeren gelang es ihm nicht, Vertrautes und Bewährtes eine würdige Belebung zu verleihen. In weiten Teilen seines Films, kopierte er Episode IV der Sternensaga und bediente sich auch bei den anderen Episoden und er kleidete alles in ein neues Gewand, wobei er weder den neuen noch alten Figuren einen glaubhaften Anstrich verleihen konnte. Aber so ist es nun mal, wenn man sich an der Auslage bedient anstatt selbst zu kochen.
Anders ausgedrückt: Es ist eine Art verstecktes Remake - und dazu nicht sehr gut gemacht. Alles wirkte aufgesetzt und dermaßen konstruiert, dass eben jener schlecht kopierte Plot mehr als augenscheinlich wirkte.

Neue Figuren wurden kaum beleuchtet und mit sagenhaften Fähigkeiten ausgestattet. Zudem bewegten sie sich durch einen vertrauten filmischen Ablauf, der kaum weniger konstruiert hätte sein können. Da steht plötzlich der Falke zur Verfügung, um keine Fünf Minuten später von seinem Besitzer und kultigem Space-Cowboy und dessen pelzigen Copiloten aufgefunden zu werden, um sich nach einer abstrusen Belagerung auf der neuen Rebellenbasis wiederzufinden.
Hier muss Han seiner Prinzessin Leia versprechen, den verloren Sohn heim zu bringen, während die Rebellen einen vernichtenden Angriff auf den "Starkiller" planen, ganz in alter Episode IV Tradition. Diesmal ist der Todesstern noch größer und mit einer Bezeichnung betitelt, die den eingeschworenen Fans wohl als ein gutgemeintes Gimmick dienen sollte, da jeder Fan weiß, dass die Skywalkers in Lucas ursprünglich Plot den Namen "Starkiller" trugen.

In dieser neuen Version muss es auch eine dunkle und böse Seite der Macht geben. Wir finden sie in dem Bösewicht(el) Keylo Ren. Herrjeh, abgesehen davon das wir hier einen augenscheinlichen Darth Vader 2.0 serviert bekamen, hat man dieser kümmerlichen Gestalt auch noch eine Familiengeschichte serviert, die nur Erwartungen bediente aber bestimmt keine neuen Hoffnungen erweckte. Der Schauspieler bemühte sich leidlich, dieser neuen (bösen)Figur der Star Wars Reihe, Tiefe zu verleihen. Aber dieses Erbe anzutreten ist eigentlich unmöglich.

Darth Vader war der tragende Charakter der beiden ersten Trilogien. Er war der Mittelpunkt, der Kosmos, die Hauptfigur. Lucas Star Wars erzählte im Grunde die Geschichte von Anakin Skywalker.
Somit kommen weitere große Schwächen des Drehbuchs zu Episode VII deutlich hervor, sowie deren mangelhafte Umsetzung. Wäre dieser Figur des Keylo Rens mehr Dichte und Inhalte gegeben, hätte dieser unleidliche Vatermord vielleicht ein wenig Sinn gefunden.
Da aber alles dermaßen konstruiert wirkte und keine Tiefe vorhanden war, war dieser Mord an Han Solo nicht nur unwürdig, sondern auch ein Paradebeispiel, wie ideenlos J.J. Abrams mit dem Stoff umging. Auch nutze er seine gewöhnlichen und einfachen Arbeitsweisen, indem ein offensichtlicher dünner Plot mal wieder mit einem Mörder-Effekt aufgewertet wurde. Ja, so simpel hätte die Figur Han Solos niemals sterben dürfen.
Es ist eine gewaltige Klatsche für jeden Liebhaber dieser Figur.
Zurück zu Keylo Ren. Nicht einen Moment, war die Bedrohung durch ihn zu spüren.
Alles wirkte zerrissen -sowie die Figur höchstselbst. Auch zum Ende des Films wurde sich bei der Episode III bedient, indem der verletzte Keylo Ren vom fiesen Sesseldrücker(Name schon vergessen) per Auftrag abgeholt werden sollte, um den Miesepeter und missratenden Sohn ein erneutes Auftreten in der kommenden Fortsetzung zu gewähren.

Prinzessin Leia wird als Stichwortgeberin verbraten. Die besorgte Mutter, die ihrem scheinbar immerwährenden Schicksal als Revolutionärin folgen muss, darf ihrem Han lediglich deutungsschwanger hinterher werfen, dass er den Sohn heimholen muss, um dann nicht wirklich trauernd und mit geschöntem und starrem (CGI?) Gesicht zurückgelassen zu werden. Rey darf noch flux geknuddelt werden, während Chewbaccas Trauer überhaupt kein Thema in dem Film ist.

Die Figur der Rey wurde von Daisy Ridley sehr gut verkörpert, wie auch John Boyega einen tollen Einstand lieferte(Ihnen gebühren meine zwei Sterne). Beide Schauspieler spielten die ihnen zugedachten Figuren mit großer und wirklicher Leidenschaft. Aber auch hier versagte die Story. Sie wurden mit teils erstaunlichen Fähigkeiten ausgestattet und wieder nicht vernünftig transportiert.

Der Film wirkte mit all den weiteren Charakteren, ob Gut oder Böse, überfrachtet und verlor dadurch weiter an Tiefe. Abrams und Disney scheinen es auch nicht anders gewollt zu haben.
Sogar John Williams Score geht bei diesem Sternen-Abenteuer völlig unter, und schafft es nicht einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Wirklich schade um den großen Komponisten und lebenden Legende und seines Gesamtwerks.

Fazit:
Star Wars: Das Erwachen der Macht ist bestimmt kein nachhaltiger Film, und das wollte er auch nicht sein. Er reiht sich nahtlos in das Fast-Food Menü Hollywoods ein und hinterlässt somit keinen bleibenden Eindruck. Eher bleibt ein fader Beigeschmack. Abrams größter Fehler, ist dem Neustart einen oberflächlichen Anstrich verpasst zu haben. Seine Formel, um eine weitere Generation mit einem weiteren Leinwand-Epos zu füttern, geht vielleicht für die viel beschworene neue Generation auf, hinterlässt aber bei einigen(vielen) Liebhabern einen bleibenden Schaden.

Vielleicht aber ist sein Rezept genau das Richtige für die heutige Zuschauer-Generation. Alles muss schnell auffindbar und verpackt sein, überall und jederzeit zur Verfügung stehen, eine einfache Sprache besitzen, damit der Medien-Konsument, der offensichtlich unter einem Dauerfeuer an Berieslungen, neuen Film- und Sendekonzepten, Wiedergabeformaten und noch größeren Filmen, erreicht und irgendwie berührt werden kann.

Um es deutlich zu machen: Heute wird alles als Super, Geil, Bombastisch und als Must-See oder Must-Have verkauft. So dass das Eigentliche, Besondere und Wertvolle auf der Strecke bleibt. Konsum über Genuss. Filmemacher, die aber dem Mainstream folgen, werden unweigerlich und irgendwann, genauso wie all die anderen schnell bekömmlichen Dinge, von der Leinwand verschwinden, so wie Smartphone/Tablet-Nutzer schnell über die Oberfläche ihres Geräts wischen, um das nächste Thema anzugehen.

Vielleicht hat Abrams unbewusst einen Film geschaffen, welcher ein Spiegelbild der heutigen Gesellschaft darstellen könnte? Auch bei seiner Neuauflage zu Star Trek konnte er mich als Regisseur nicht überzeugen. Obwohl das Wiedersehen mit der Star Trek Filmreihe und deren bekannten Figuren bei mir einen besseren und nachhaltigeren Eindruck hinterließ. JJ kann halt nicht "ALL"es und somit seine kosmische Formel geht wieder nicht auf.

Wie auch immer, Regisseur J.J. Abrams hatte mit Star Wars den Jackpot zu vergeben und dafür servierte er mir ein Rubbellos, ohne großen Gewinn.

Ein schwacher Film = 3, 5 von 10 Punkten

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