Tatort: Schüsse an der Heimatfront

24.01.2011 - 07:00 Uhr
Performance mit tödlichem Ausgang
ARD / SR
Performance mit tödlichem Ausgang
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Kappl und Deininger ermitteln gegen traumatisierte Afghanistan-Veteranen im eher durchschnittlichen Tatort: Heimatfront aus Saarbrücken.

Die Macher des gestrigen Tatort: Heimatfront waren offensichtlich wieder einmal geradezu rührend darum bemüht, ein heikles gesellschaftliches Thema zum Ausgangspunkt des Mordfalls zu machen. Die Saarbrückener Kommissare Franz Kappl (Maximilian Brückner) und Stefan Deininger (Gregor Weber) suchten diesmal den Mörder einer Friedensaktivistin unter einer Gruppe von traumatisierten Kriegsveteranen aus Afghanistan. Zwar vermochte der Fall durch ständig wechselnde Verdachtsmomente durchaus Spannung aufzubauen, die Darstellung der psychischen Folgeschäden des Afghanistaneinsatzes konnte jedoch mangels schauspielerischer Fähigkeiten nicht ganz überzeugen und die hochdramatische Zuspitzung zum Finale wirkte überzogen und reißerisch.

Foto-Show: die Bilder zum Tatort

Der Tatort: Heimatfront begann mit einer etwas lächerlich wirkenden Kunstperformance, einer Frau, die wie ein Engel gewandet an Drähten in einem Museumsraum aufgehängt herumflatterte, wobei sie von einem jungen Mann gefilmt wurde. Dann hörte sie allerdings ganz schnell auf zu flattern und Blut rann ihr plötzlich aus der Brust übers weiße Kostüm, ein vermutlich höchst symbolisch gemeinter Auftakt zu einem Tatort, der mit einer Prise Pathos große Fragen aufwarf, etwa die nach der Rechtfertigung eines bewaffneten Einsatzes und andererseits der moralischen Grenzen pazifistischer Protestaktionen.

Letztlich verblieb der Plot allerdings irgendwo im Mittelmaß zwischen recht spannendem Krimi, etwas rührseligem Kriegsheimkehrerdrama und dem eher nervenden Versuch rasanter Action-Szenen. Schnell kam das Ermittlerteam auf die Spur von vier aus Afghanistan heimgekehrten Bundeswehrsoldaten, deren Videos von Sitzungen ihrer Traumatherapie die ermordete Kunststudentin unrechtmäßig an sich gebracht und in ihrer Antikriegs-Performance verwendet hatte. Für Spannung sorgte der enge Zusammenhalt der eingeschworenen Gruppe, die sich nicht von den Befragungen der Kommissare knacken ließ und den Verdacht immer wieder auf einen anderen von ihnen lenkte.

Leider machte der Tatort: Heimatfront in der zweiten Hälfte seine spannende Prämisse wieder zunichte, indem er den Mord doch nur eine Beziehungstat aus Eifersucht sein ließ und den moralischen Konflikt um Krieg für den Frieden und militanten Pazifismus damit wieder beiseite schob. Das Ende, bei dem Kommisar Kappl noch mal eben in die Schusslinie eines gelinde durchgdrehten Soldaten gerät, sollte den Zuschauer wohl noch einmal so richtig auf die Folter spannen. Weniger wäre hier mehr gewesen!

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