Warum ist Jackass so erfolgreich?

23.10.2013 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Jackass 3D
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Die MTV-Show Jackass wurde innerhalb kürzester Zeit zum kulturellen Phänomen und auch die Kinofilme sind wahre Kassenschlager. Doch was genau macht das Jackass-Franchise eigentlich so erfolgreich?

Als sich vor mehr als zehn Jahren ein paar verrückte Jungs rund um Johnny Knoxville zusammenschlossen, um sich verstörenden Mutproben zu stellen, hätte wohl niemand erwartet, dass sie damit zum kulturellen Phänomen werden würden. Das Konzept war dabei so simpel wie effektiv: Eine Gruppe entwickelt zusammen eine irrsinnige Idee, nimmt eine Kamera zur Hand und hält bei der Ausführung der Mutprobe gnadenlos drauf. Mit dieser Schnapsidee bekamen sie eine eigene MTV-Show Jackass, in der sich die Dimension der Mutproben immer weiter nach oben schraubte. Das kam vor allem beim jungen Publikum hervorragend an, bis zum Jahre 2002, in welchem die Serie aufgrund von verschiedensten Kontroversen abgesetzt werden musste.

Doch davon ließen sich Bam Margera, Ryan Dunn und Co. nicht unterkriegen und produzierten Ableger wie Viva la Bam, WildBoyz oder Homewrecker, die jedoch nie die Popularität von Jackass erreichen konnten. Noch 2002 folgte, als gefühlte Trotzreaktion auf die Absetzung, der Sprung auf die große Leinwand, wo die Wagnisse ein noch absurderes Level erreichten. Der Erfolg der ersten Kinoadaption Jackass: The Movie bewies, wie groß das Verlangen nach neuen Jackass-Material war, denn der Film spielte mit einem Budget von gerade einmal fünf Millionen US-Dollar weltweit sagenhafte 79 Millionen US-Dollar ein. Dieser Überraschungserfolg zog zwei weitere Nachfolger nach sich, doch mit der Veröffentlichung von Jackass 3D gelang den Jackass-Boys wohl der größte Coup. Die dritte Auskopplung der TV-Show spielte am Startwochenende allein in den USA 50 Millionen US-Dollar ein und ließ damit nicht nur alle anderen Filme weit hinter sich, sondern legte auch das bis dahin beste Herbst-Startwochenende aller Zeiten hin.

Ein Film, der im Grunde genommen nur aus der bloßen Aneinanderreihung waghalsiger Stunts und perfider Mutproben besteht, konnte über akribisch ausgetüftelte Storylines triumphieren. Dieser Erfolg zeigte, dass das Interesse am Jackass-Franchise ungebrochen hoch war. Doch was genau macht die Reihe so erfolgreich, dass die Zuschauer scharenweise in die Kinos rennen, um erwachsenen Männern dabei zuzusehen, wie sich sich absichtlich in die absurdesten Situationen bringen? Wenn wir uns das Konzept der Show einmal näher ansehen, entdecken wir, dass hinter dem Voyeurismus der Zuschauer vielleicht vielmehr steckt als bloße Schadenfreude.

Meine besten Freunde
Der Erfolg von Jackass 3D lässt sich unter Umständen mit einer gewissen Nostalgie gegenüber der TV-Show erklären. Die Generation MTV wuchs mit dieser schrulligen Gruppe auf und so war ein weiterer Kinofilm ein willkommenes Wiedersehen mit alten Bekannten. Das Publikum hatte das Gefühl, Freunde wiederzusehen, die immer noch genau so abgedreht sind wie in den Jahren zuvor. Diese wohlige Nostalgie scheint ein ausschlaggebender Punkt zu sein, doch es ist auch die Gruppe an Chaoten selbst, die den Erfolg von Jackass erklären könnte. Bei Jackass ist kein einzelner Irrer am Werk, der sich den verrückten Herausforderungen stellt, sondern eine Gruppe, die sich immer wieder zu neuen Höchstformen antreibt. Dabei besteht sie aus den unterschiedlichsten Persönlichkeiten, die es dem Zuschauer leicht machen, sich seinen Lieblingsprotagonisten rauszupicken. Da wären zum Beispiel Johnny Knoxville der Anführer, Bam Magera, der immer wieder seine Familie mit in die Geschehnisse reinzieht oder Steve-O, der seinen Mageninhalt selten bei sich behalten kann. Für den Zuschauer besteht die Möglichkeit, sich mit einem Individuum dieser Gruppe zu identifizieren und mit ihm zusammen zu lachen oder zu leiden.

Dabei zeigen die Mitglieder bei allen ihren Aktionen eine in Hollywood selten gewordenen Form von Menschlichkeit auf der großen Leinwand. Nichts scheint abgesprochen oder geskriptet zu sein. Die offen ausgelebte Angst und der Scham knüpft eine Verbindung zum Publikum, das diese Offenheit fernab der Plastizität dankend annimmt. Des Weiteren geben die Jungs einem das Gefühl, bei jeden ihrer Aktionen den größten Spaß ihres Lebens zu haben. Der Zuschauer lacht dabei nicht für sich allein über einen schmerzhaft provozierten Unfall, sondern zusammen mit der Gruppe. Dies gibt einem das Gefühl, in diese Gruppe integriert zu werden und ein Teil von ihr zu sein.

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