Was ist der Sinn dieser Liste? Einfach nur zu zeigen, wen ich in den letzten... sagen wir mal 6 Monaten für mich entdeckt habe. Teilweise kannte ich die Künstler schon und hatte sie nur nicht beachtet, teilweise hab ich sie auch ganz neu entdeckt.
My Chemical Romance
Okay, so sehr auf der Nudelsuppe dahergeschwommen, dass ich nicht wusste, wer My Chemical Romance war. Aber trotzdem habe ich sie, wie einige in dieser Liste, bislang nicht sonderlich beachtet. Dabei spricht mich ihre Emomusik, besonders ihr drittes Album "The Black Parade", sehr an. Nun, wie kam es nun dazu, dass ich sie für mich entdeckt habe (Kurze Anm.: die selbsternannte Musikpolizei, sowie alle, die nicht wahrhaben wollen, dass Amerika nunmal den viel besseren Musikgeschmack besitzt , sollten direkt zu Platz 9 weiterschreiten)? Okay, ihr solltet spätestens nach dem vorherigen Link, aber eigentlich schon seit letztem Jahr wissen, dass ich ein Alien bin. Nun ja, mein Freund ist riesiger MCR-Fan und legte mir die Band nahe, da TH in Amerika auch gerne als ihr deutsches Pendant bezeichnet werden (wobei die Magdeburger dort sogar als weniger mainstream gelten). Ich gab ihnen also eine Chance, und nach dem Hören mehrerer Songs (von denen aber "Welcome to the Black Parade" zwei Stufen über allen anderen steht) wusste ich, dass auch mir die Band gefällt - und dass der Vergleich bis auf wenige Einzelsongs und das Aussehen der Leadsänger der Gruppen arg hinkt.
Casper
"Emorap" - alleine bei dieser (zunächst scherzhaft gemeinten) Subgenrebetitelung, die zwei Lifestyles, denen ich sehr angetan bin (ich beziehe mich bei "Emo" allerdings nicht auf die in den 90ern entstandene amerikanische Musikrichtung Emocore, sondern auf die im 21. Jahrhundert verbreitete Jugendkultur), vereint, wusste ich, dass mir Casper zusagen wird. Tatsächlich lässt sich die Bezeichnung, wenngleich sie sicherlich nicht wirklich ernst gemeint war, vortrefflich auf den Stil des Rappers anwenden. Vor Rockbeats rappt der Musiker mit kratziger Stimme auf sentimentale Weise über die Schattenseiten des Lebens - oder im Gegenzug energisch über seine Revolte. Wenngleich mir das "XOXO"-Cover bereits zuvor auffiel, habe ich mich erst nach seinem Feature auf Kollegahs "Karate" mit ihm beschäftigt.
Rodriguez
Simply put: ich habe mir Searching for Sugar Man angesehen (Filmreview folgt. Versprochen.). Alles andere erklärt sich von alleine. [SPOILER] Hinter dem nichtssagenden Künstlernamen verbirgt sich der Singer-Songwriter Sixto Rodriguez, der in den Vereinigten Staaten absolut keinen Erfolg verzeichnen konnte. Trotz Plattenvertrag und 2 veröffentlichten Alben wurden in den USA quasi keine LPs verkauft. Offenbar eine wurde aber sehr wohl gekauft - und fand ihren Weg nach Südafrika, wo sie sich wie ein Lauffeuer verbreitete und dort kurzerhand mal Elvis Presley in den Verkaufszahlen schlug. Rodriguez bekam davon nichts mit und sah die Versuche, eine Musikerkarriere zu starten, als gescheitert an, während die Südafrikaner aufgrund der nicht vorhandenen Medienpräsenz und der Tatsache, dass seit den 70ern keine Musik mehr veröffentlicht wurde, annahmen, er wäre bereits gestorben. Durch die oscargekrönte Doku konnte Rodriguez in westlichen Läbdern doch noch etwas Erfolg verzeichnen - und seine emotionalen und eingängigen Songs mich begeistern.
Black Veil Brides
Die Black Veil Brides gelten in den USA wohl als eine DER Bands der Emoszene, und sind dort eher Guilty Pleasure, während sie hierzulande, wenngleich recht unbekannt, positiv wegkommen. Man darf sich gerne an einen umgekehrten Fall erinnert fühlen. Ich habe sie durch Zufall entdeckt, da mich das oben bebilderte Cover ansprach und ich einen Saturn-Gutschein bei mir hatte. Das Album, wenngleich für Emo recht hart, dennoch sehr melodiös und stark auf ein Revolutionsfeeling aus, läuft seit dem bei mir heiß. Ich werde mir auch die anderen CDs der Gruppe holen (wenngleich mich bei ihrem Debut der Schreigesang stört, den sie Gott sei Dank bald ablegten).
Eko Fresh
Wie bei MCR gilt: ich bin nicht so weltfremd, Eko Fresh nicht gekannt zu haben. Allerdings nur von Gastverses. Durch meinen guten Kumpel Troublemaker69 wurde mir dann aber klar, was für ein krass guter Deutschrapper er doch ist. Nicht nur beherrscht er sein Handwerk in absolut allen Aspekten schlichtweg perfekt (siehe dieses 1-stündige Video , mit denen mich TM69 endgültig bekehren konnte), er wirkt dabei unsagbar sympathisch und am Boden, ist nicht auf Aggression oder Konfrontation aus, sondern macht einfach Spaß. Gut, auch er dürfte seine Phasen gehabt haben, wo er sich nach Streetrap gestreckt hat, dennoch ist er im Allgemeinen ein angenehmer und gemütlicher Rapper, der mit Wortspielen, witzigen Ideen, sowie technischer Versiertheit wie Tempo, Reimschema und Delivery punkten kann.
Drake
Drake schaffte es nicht, mich auf dem Labelsampler "We are Young Money", sowie auf einigen Gastversen zu überzeugen. Ich ging aufgrund dieser Strophen davon aus, der Kanadier wäre ein mittelprächtig begabter Rapper. Allerdings strotzen seine Solosongs vor Seele und Persönlichkeit. Die zumeist verwaschenen Downtempo-Beats untermalen seinen Rap-Singsang, welcher von seiner Heimat Toronto (von ihm "the 6" genannt), seinen Beziehungen (guten und schlechten) oder anderen Problemen und Erinnerungen handelt. Er hat einen unverkennbaren, eigenen Stil, der mir persönlich sehr imponiert. Dass ich Drakes eigener Musik eine wohlverdiente Chance gab, lag daran, dass das Rolling Stone-Magazin von seinen "If You're Reading This It's Too Late"-Album so angetan war.
Garth Brooks
Garth Brooks ist in den USA der Musiker, der nach den Beatles und vor Elvis die zweitmeisten Albenverkäufe aufzuweisen hat. Hierzulande ist er kaum bekannt. Dem eigentlich oftmals seichten Countrygenre gab er - trotz der klischeehaften und gestellt wirkenden Cowboymontur - durch das Einfügen von Rock- und Blueselemente ganz neue Dimensionen. Seine Texte waren ungewöhnlich poetisch und melancholisch, er brach mit der heilen Welt-Attitüde, die den amerikanischen Schlager sonst ausmachten, in dem er über Ehebruch, Alkoholsucht, Homophobie, und andere Themen auftischte. Oftmals wirkt es wie Anti-Country. Ich entdeckte ihn, als ich mich über Musiker, die man im einen Land kennt und im anderen nicht, unterhalten hab. Brooks hat wie Prince seine Songs von YouTube sperren lassen. Daher lasse ich mal dieses Lied als Hörprobe dar. Mein Favorit von ihm.
Within Temptation
Vor 2 Jahren oder so habe ich Nightwish entdeckt, von denen ich fast geneigt bin, sie als meine Lieblingsband zu bezeichnen. Ich wurde süchtig und sie tauchen alben- und sängerinnenübergreifend täglich mehrmals in meinen Kopfhörern auf. Doch nachdem ich mir alle 8 Alben zugelegt hatte, wollte ich immer noch mehr. Ich suchte einen Ersatz. Verzweifelt. Nein, Within Temptation sind kein Nightwish-Ersatz, dafür besitzen sie zu viel eigene Faszination, trotzdem bin ich durch diese Suche auf sie gestoßen. Symphonic Metal mit Fantasy-Elementen und poetischen Texten in der ersten Phase ihrer Karriere, wurden sie später deutlich rotziger, frecher und direkter - inhaltlich wie musikalisch. Der Stilwandel funktionierte, denn in beiden Gewändern, bombastisch oder poppig, sind die Niederländer kongenial und überzeugen durch Perfektion in Komposition und Darbietung.
Miranda Lambert
Meine Lieblingsmusikreview-Website ist Allmusic.com, kein Zweifel. Die Pseudos von Laut.de können sich da mal eine Scheibe von abschneiden. Dort wird jede Art von Musik gleich gewürdigt, nur in den alleräußersten Fällen mit 1 Stern bewertet und gerne mal Musik aufgrund ihres Vergnügens zelebriert. Ich entdeckte die großartige Singer-Songwriterin Miranda Lambert, als ich auf der Website nach 5-Sterne-Reviews zu Studioalben aus den 2000ern filterte. Zwar sind sie da alles andere als verklemmt und gehen anders als das Rolling Stone-Magazin (wo 4 Sterne schon eine wahnsinnig hohe Auszeichnung sind und bei 3 Sternen schon sehr gelobt wird) auch oft recht hoch, trotzdem sind die GROSSEN 21st Century-Mainstreamalben öfter mit 4 1/2 bewertet, während 5 Sterne-Reviews oftmals Geheimtipps der Popmusik sind. Lambert, deren "Crazy Ex-Girlfriend"-Album dort diese Auszeichnung erhielt, ist in den USA durchaus sehr bekannt, hat es aber international nicht zu eine DER Größen geschafft, wie ihr Frienemy Taylor Swift. Das liegt vielleicht daran, dass sie eine schlagfertige, dominante Bad Bitch verkörpert, mit der man(n) sich nicht anlegen will. Von etlichen Gitarren unterlegt muckt die Emanze mit rauer und cooler Art auf, und erschießt dabei auch schon mal ihren Ex-Lover. Denn das ist, was ein Crazy Ex-Girlfriend macht.
Kollegah
Die vielleicht größte Sünde auf dieser Liste ist die bisherige Nichtbeachtung eines der besten Deutschrapper aller Zeiten, der mit seiner lyrischen und sprachlichen Gewandtheit weit über das Optimum an Rap hinausschießt. Er besitzt einen größeren Wortschatz als der Duden, mehr Doppeldeutigkeiten als Flachwitzseiten, ein schnelleres Tempo als Geparden und die Coolness von Alaska zur Eiszeit. Kolle ist ein Streber im Rapgame, aber das heißt auch, dass er am laufenden Band Einsen absahnt. Kongenialität konzentriert auf Alben, bis zum Rand vollgestopft mit Musik, skitlos, füllerlos, fehlerlos. Wer Kollegah ordert, ordert Perfektion und erhält auch Perfektion. Punkt. Wenn man sich mit Deutschrap befasst (ich war immer mehr der Amirap-Typ, bin mittlerweile aber mehr und mehr für die deutschsprachige Variante zu begeistern), kommt man irgendwann nicht mehr um den Boss herum.