Ein Plädoyer für Remakes

07.12.2013 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
RoboCop 1987 und 2014
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RoboCop 1987 und 2014
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Remakes sind unnütz, sie sind nur einem kalten Kommerzdenken geschuldet und bringen Schande über das Original und seinen Regisseur. Soweit die landläufige Meinung. Dass Remakes aber ein wichtiger Beitrag der Filmgeschichte sind, davon will ich euch mit meinem Plädoyer überzeugen.

Remakes sind so alt wie die Filmgeschichte selbst. Seitdem es die ersten bewegten Bilder gibt, wurden immer wieder dieselben Filme gedreht. Und sowieso wollten die Zuschauer immer nur das Gleiche: Angst und Schrecken erleben vor etwas, das fast schon real wirkt. Alles andere ist die Komödie. In der Literatur ist es nicht anders, ohnehin hat sie nur zwei Themen: “die Liebe und den Tod. Der Rest ist Mumpitz”, sagte einst Marcel Reich-Ranicki. Ich frage mich, ob es im Medium Film anders ist. Und wenn auch dort immer die gleichen Geschichten vom Aufstieg und Fall des Einzelnen in anderen Variationen erzählt werden, lässt sich dann verteufeln, was wir als Remake, Reboot oder Neuverfilmung bezeichnen? Oder gar Remakewahnsinn, wie es immer wieder durch die Filmforen geistert? Ich möchte euch zwei Gedanken darüber mitteilen, warum Remakes ein gute Sache sind.

Das Remake als Aktualisierung
Aus einer kulturanalytischen Sichtweise – und jeder wird mir zustimmen, dass Filme ein wesentlicher Teil unserer Kultur sind – gibt es zwei mögliche Herangehensweisen an Remakes. Zum einen können wir einen Originalfilm als eine klar abgegrenzte Einheit betrachten. Zu einem bestimmten Zeitpunkt wurde er für eine bestimmte Zuschauergruppe gedreht. Sehen wir uns ihn heute an, dann als ein historisches Dokument, aus dem wir etwas über die (Film-)Technologie der Zeit, die Produktionsbedingungen und über das zeitgenössische Publikum lernen. Zum anderen ist die Idee, die hinter einem Film steckt, also sein Inhalt, sein Thema oder sein Stoff eben keine fixe Einheit. Ihr Sinn verändert sich mit der Zeit, so wie unser Blick sich auf die damalige Zeit ändert. Ein Remake ist somit immer eine Aktualisierung des Filmstoffs. Und zwar formal, was seine visuelle Gestaltung betrifft, und inhaltlich, indem es den Gehalt an die Gegebenheiten unserer Zeit anpasst.

Ein aktuelles Beispiel hierfür ist RoboCop. Der 1987er Film von Paul Verhoeven erfährt derzeit ein Remake durch den brasilianischen Regisseur José Padilha. Wie ich es bisher auf moviepilot in den Kommentaren und anderen Filmseiten mitbekommen habe, stört ihr euch an dieser Neuverfilmung. Aber warum? Ist es der Look des neuen RoboCop, der weniger mechanisch wirkt als das Original. Oder Storydetails, die gegenüber dem Origignalskript weniger plausibel sein sollen? Ich denke, RoboCop ist ein Film, der alle 5 bis 10 Jahre dem gegenwärtigen Entwicklungsstand – technologisch wie politisch – angepasst werden kann. So reflektierte der 1987er RoboCop die rechtsliberale Wirtschaftspolitik der USA. Paul Verhoeven sah in seiner davon ausgehenden Zukunftsvision am Horizont einer durch Megakonzerne bestimmten Alltagswelt, die von der Produktwerbung bis zum Polizeiapparat alle Sparten bedienen, faschistoide, die freiheitliche Selbstbestimmung des Einzelnen verneinende, Tendenzen aufziehen.

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